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  1. Dieses Frage ist schon älter und von Eldacar sehr überzeugend beantwortet worden... Ich habe die Frage aber gerade zum ersten mal gelesen und sie hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich glaube, Eldacar hat recht. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Tolkin den Ring zu so einem zentralen Motiv gemacht hat. Bestimmt hat er da bewusst an eine literarische Tradition angeknüpft, wie du schon sagst. Ich habe mal "Ring" in einem Lexikon literarischer Symbole nachgeschlagen. Dem Ring ist ein langer Artikel mit verschiedenen Bedeutungsdimensionen gewidmet. Die erste ist die der Bindung, Treue, Verantwortung - klassischerweise als Hochzeitsring umgesetzt. Das lässt sich in veränderter Form natürlich auf den Herrn der Ringe anwenden, schließlich gehen die Ringträger eine Bindung zum Herrn der Ringe ein. Und zwar durchaus bewusst - wenn auch nicht im vollen Bewusstsein der Konsequenzen. Eine Kette zum Beispiel (als mögliche Alternative zum Ring) steht auch für Herrschaft und Knechtschaft, allerdings gegen den Willen des Geknechteten. Und darin besteht ja die Rafinesse des Rings als Herrschaftsinstrument, dass er etwas im Gegenzug verspricht und anziehend wirkt, um dann seinen Träger zu betrügen. Selbst dann "lieben" sie den Ring aber noch. Die Bindung ist also unsichtbar und kein offensichtlicher Zwang, wie es bei einer Kette der Fall wäre (selbst wenn man von einer Kette als Schmuckstück ausgeht). Eine weitere Bedeutungsdimension, die auch sehr weit zurückzuverfolgen ist, ist die der Identität und des Machtanspruchs, der jedoch trügen kann. Ringe fungieren offenbar oft (nicht nur in der Literatur) als Mittel, jemanden auszuweisen, z. B. als Amtsträger mit einer bestimmten Autorität - und natürlich auch, um eine falsche Identität anzunehmen. Die magischen Kräfte, die Ringe in Geschichten häufig verleihen, könnten als eine Art Explizit-Machen der Macht gelesen werden, die sie ja z. T. auch in der Realität ihren Trägern gaben. Diese Macht ist jedoch vergänglich, weil sie an den Ring gebunden ist. Dieses Schwanken zwischen Offenbaren/Täuschen bzw. Macht/Schwäche passt sehr sehr gut zu der Rolle des Herrscherrings für seine verschiedenen Träger, einschließlich dem Herrn der Ringe selbst... Er macht ihn stark und angreifbar zugleich. Er ist der Herr des Rings, u. a. weil niemand anderes (außer Tom), den Ring sichtbar am Finger tragen kann, um seine Autorität damit anderen zu beweisen. Die anderen sind nur sichtbare Ringträger, wenn sie ihn z. B. an einer Kette (?!) um den Hals tragen, also symbolisch keinen Anspruch darauf erheben. Die Unsichtbarkeit verleiht seinen verschiedenen Trägern wiederum Macht durch Täuschung. Diese ist jedoch u. a. dadurch begrenzt, dass sie sich damit dem wahren Herren des Rings offenbaren. Und so weiter... Ehm...tja, dann ist da noch die perfekte, simple Kreisform (im Gegensatz zu anderen kreisförmigen Schmuckstücken, wie Arbändern, Halsketten etc., die ja oft einen Verschluss aufweisen, der den Kreis durchbricht), die oft mit natürlicher oder ästhetischer Vollendung assoziiert wird. Allerdings reichen die angeführten Beispiele im Lexikon nicht so weit zurück. Das hat mich jedoch an etwas erinnert. Ich war letztens in einem Kelten-Museum, wo auch ein Glasring keltischer Machart ausgestellt war. Und es hieß, dass man bis heute nicht wisse, wie es den Kelten gelungen sei, mit den damaligen Mitteln einen so perfekten Ring ohne sichtbare Naht herzustellen. Ich nehme also einfach mal an, dass der klassische Ring trotz bzw. wegen seiner schlichten Form Ausdruck besonders hohen handwerlichen Geschicks ist und war. Und andererseits ist ja die ganze Welt bei Tolkin ein handwerkliches bzw. ästhetisches Erzeugnis von Iluvatar, das aus seiner Sicht bereits vollendet ist und (im weitesten Sinne) die Form eines Rings hat. Schließlich sollen am Ende aller Tage alle Helden der alten Zeit wieder auferstehen und ein neuer Kampf gegen das Böse soll entbrennen, der sich ja auch in der Zeit selbst ständig wiederholt. Der Ring als künstliches Produkt könnte damit eine entfernte Nachahmung des heiligen Werks Illuvatars sein - und solche Nachahmungen sind bei Tolkin ja irgendwie immer Hybris und führen zu nichts Gutem. Sie sind sogar der Ursprung dessen, was in Tolkins Welt böse ist, angefangen mit Melkor, der ja eigentlich nur eigene Werke schaffen wollte. Dies wäre eine weitere Art, wie sich die symbolische Bedeutung des Ringes gut in Tolkins Werk einfügt. Vielleicht ist das alles auch überinterpretiert oder ich vergesse irgendwas Wichtiges, was dagegen spricht. So sehr bin ich nicht mehr drin, im Mittelerde-Kosmos. Ich wollte nur meine Gedanken teilen. Ich finde die Frage sehr spannend - und unabhängig davon, was Tolkin sich vielleicht dabei gedacht hat, werde ich beim nächsten Lesen der Bücher mehr darauf achten, was der Ring für Bedeutung stiftet. Nachtrag: Andere Schmuckstücke wie Armband, Ohrring, Brosche usw. haben keinen eigenen Eintrag im Lexikon, blicken also vielleicht auf keine so einheitliche literarische Tradition zurück. Zum Gürtel findet sich ein kürzerer Artikel, bei ihm hängt die Bedeutung aber anscheinend sehr stark vom Kontext ab (Kampfgürtel, Keuschheitsgürtel, Befestigung verschiedener Gegenstände daran,...). Ebenfalls einen eigenen Artikel hat die Hand (Finger), also der Ort, an dem der Ringe im Gegensatz zu den anderen Schmuckstücken getragen wird. Sie steht passenderweise für Macht/Herrschaft, Schutz, Bindung/Einigkeit und schöpferische Kraft.
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