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Inhalte mit der höchsten Reputation am 17.11.2021 in allen Bereichen anzeigen

  1. Ich eröffne dieses Thema, weil mich mal interessieren würde, ob es auch anderen Fans so geht wie mir. Ich habe mit 14 Jahren zum ersten Mal "Herr der Ringe" gelesen, und direkt danach den Hobbit, seitdem bin ich total im Bann von Mittelerde und lese die Bücher immer wieder. Ich bin jetzt schon viele Jahre ein Fan, und mit jedem Jahr wächst meine Sehnsucht nach Mittelerde und ich bin sehr traurig, dass es nicht wirklich existiert. Die Lektüre des Hobbit und des Herr der Ringe löst bei mir eine Sehnsucht nach Mittelerde aus, die von Jahr zu Jahr immer tiefer geht. Unsere reale Welt erscheint mir immer schnelllebiger und hektischer und ich fühle mich in ihr nicht wirklich zu Hause. Ich lebe in der Stadt, und um in den sehr weitläufigen Stadtwald zu kommen, muss ich eine sehr laute Schnellstraße überqueren, was besonders auf dem Rückweg, wenn ich mich im Wald gedanklich tief nach Mittelerde versetzt habe, bei mir eine tiefe Traurigkeit auslöst. Dann denke ich jedes Mal: "Das hier ist leider unsere reale Welt, und sie ist laut und hektisch und schnelllebig. Ich wünschte ich könnte im Wald bleiben." Der Stadtwald erstreckt sich über viele Kilometer und führt bis in die Dörfer im Umland, und ich gehe immer sehr weit hinein. Jedes Mal, wenn ich das mache und tiefer reingehe, wünsche ich mir tief im Herzen, es würde sich ein magisches Portal auftun und mich nach Mittelerde versetzen. Ja, ich weiß, dass so etwas nie geschehen wird, weil so etwas einfach unmöglich ist, aber meine Sehnsucht geht so tief. Wenn ich im Wald bin, heraus aus der lauten, hektischen Stadt, überkommt mich ein intensives Glücksgefühl, weil ich mir in diesen kostbaren Momenten vorstellen kann, ich wäre in Mittelerde und so ganz tief in die Natur eintauchen kann. Vor allem jetzt im Winter, wo es oft neblig ist, hat der Wald eine besonders mystische Atmosphäre, die so wirkt, als ob jeden Moment Elben auftauchen könnten. Wenn ich im Wald bin, denke ich mir immer, "Was ist das bloß für eine Welt geworden, in der wir heute leben? Es gibt immer weniger Natur, Wälder werden abgeholzt und alles wird immer lauter und hektischer und schnelllebiger. Ich bleibe immer mehrere Stunden im Wald, um wenigstens in dieser Zeit das Gefühl zu haben in Mittelerde zu sein. Wenn dann, wie jetzt im Herbst, überall um mich herum golden leuchtende Blätter an den Ästen der Bäume schimmern, und bei einem Windstoß sanft wie Schneeflocken zu Boden segeln, fühle ich mich wirklich, als ob ich in Mittelerde wäre. Dass es Mittelerde nicht gibt, das macht mich sehr traurig, denn das wäre eine Welt, in der ich gerne leben würde. Sicher, auch in Mittelerde gibt es viele Gefahren wie Sauron und die Orks und Saruman, aber eben auch so viele schöne Dinge wie das Auenland mit den lebensfrohen, sympathischen Hobbits, oder die Reiche der Elben, die tief im Einklang mit der Natur leben. Ich habe mir ein Herr der Ringe Kochbuch gekauft um mich auch kulinarisch nach Mittelerde zu versetzen, und auch mit meinen Waldwanderungen komme ich Mittelerde sehr sehr nahe, aber trotzdem stillt das meine Sehnsucht nicht annähernd. Meine Sehnsucht wird immer größer, und ich stelle mir oft vor, wie schön und idyllisch es sein müsste, in Mittelerde zu leben. Was mich interessieren würde: Verspürt ihr diese Sehnsucht nach Mittelerde auch? Hat die Lektüre der Bücher bei euch auch dazu geführt dass ihr euch danach sehnt in dieser faszinierenden Welt leben zu können? Macht ihr es auch wie ich und geht viel in die Natur, weil ihr dort dieses besondere Mittelerdefeeling verspürt? Wenn ich stundenlang durch den Wald gehe, wobei ich oft neue Wanderwege erkunde, kann ich mich für ein paar Stunden wie Bilbo Beutlin fühlen, und wenn ich dann nach Hause komme, koche ich mir etwas Deftiges aus dem Tolkienkochbuch. Leider hat sich meine Umgebung in den letzten Jahren sehr verändert. Das Viertel in dem ich lebe, war vor 10 Jahren noch fast unbebaut, vom Fenster aus konnte ich einen großen Baum, eine alte Scheune und weiter entfernt den Stadtwald sehen. Doch dann wurde hier eine Mietskaserne nach der anderen gebaut, jetzt sehe ich, wenn ich aus dem Fenster schaue nur noch kalten, kahlen Stein, das deprimiert mich sehr. Früher fühlte ich mich wie in Mittelerde, wenn ich aus den Fenstern meiner Wohnung schaute, und es macht mich traurig und wütend, dass diese Schönheit zerstört wurde, nur um noch mehr Mietshäuser zu bauen. Die Aussicht die ich hier früher hatte, das war wirklich wie eine Mittelerde-Idylle. Irgendwie mag ich unsere Zeit, die zu sehr von Technik und Leistungsdruck und Hektik bestimmt wird, überhaupt nicht. Ich habe oft das Gefühl, anders zu ticken als andere Menschen, weil meine Interessen ganz anders gelagert sind, viele finden meine Vorliebe für Fantasy merkwürdig. Geht das euch auch so, habt ihr auch das Gefühl, dass alles immer lauter und hektischer wird und sehnt ihr euch auch nach Mittelerde?
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  2. Doch, ich glaube, das ist was dran: er sich da in ein Mittelerde-Leben hineinträumt übersieht mit Sicherheit oft wie schwierig (zumindest aus unserer Sicht) dieses Leben eben auch ist. Das gilt schon für das Leben unter ganz normalen Umständen, da stimmt der Mittelalter-Vergleich schon ganz gut: kein elektrischer Strom, und das Wasser muss vom Brunnen geholt werden. Wer warmes Wasser braucht wärmt es auf dem Herd. Und um das zu können muss erst Feuer im Herd gemacht werden. Und dafür muss man Holz hacken. Und so weiter. Und in einem Kessel über einem Holzfeuer kochen ist deutlich komplizierter als auf einem Elektroherd zu kochen; ich weiß das, weil ich Erfahrung damit habe. - Und richtig ungemütlich wird dann natürlich Reisen unter diesen Bedingungen. Die Reise der Gefährten ist alles andere als ein Vergnügen, auch wenn man sich das oft nicht so richtig klar macht - obwohl, am Caradhras oder in Moria ist das genaugenommen kaum zu übersehen. Und natürlich gibt es auch die schönen Mittelerde-Gegenden, die Orte wo man denkt dass man sich dort wohlfühlen könnte, Orte wie Bruchtal oder wie das Auenland zum Beispiel. Wobei ich gerade beim Auenland ziemlich interessant finde das da nicht nur die schönen Seiten beschrieben werden sondern auch die Enge und Beschränktheit die es dort eben auch gibt und mit der sich Bilbo dann ja auch recht schwer tut. Irgendwie kann ich ihn verstehen. Dies hier ist auch eine sehr abgelegene und landschaftlich sehr schöne Gegend, und das gefällt mir durchaus gut, aber muss denn deshalb alles gleich so brav und langweilig und fantasielos sein? - Vielleicht ist es kein Wunder dass die einzigen Fanfiction-Texte die ich je geschrieben habe aus Bilbos Sicht geschrieben wurden. Die Beobachtung dass junge Leute zunehmend weniger mit Tolkien anfangen können, die könnte leider schon zutreffen in vielen Fällen. Wahrscheinlich hat es ein bisschen damit zu tun dass das Erzähltempo ihnen zu langsam ist, dass man da sehr viel lesen oder sehr lange Filme gucken muss, und natürlich auch damit dass diese auf die Natur bezogene und eben nicht technisierte Welt etwas ist das ihnen immer fremder wird. Das war übrigens vor sechzehn oder siebzehn Jahren, als ich mich zuerst mit dem Thema befasst habe, noch nicht der Fall. Damals war ich noch Lehrerin, und ich bin durch meine Schüler auf Tolkien aufmerksam gemacht worden; damals waren die Filme noch ziemlich neu, und die kannten sie alle und liebten sie sehr. Und sie haben mich dann überredet diese Filme auch zu gucken: "Das müssen Sie unbedingt sehen, das ist was für Sie." Womit sie ja denn auch Recht hatten.
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  3. Und wieder ein neues, spannendes Wort gelernt. "Rauhnächte" habe ich noch nie gehört. Vielen Dank für dieses schöne Wort
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  4. Jo ich kann mich da nur anschließen. Viele Menschen aus meiner Klasse können gar nicht mehr ohne technischen Kram. Oft kommt dann: Du hast dein Handy nicht dabei WAAAAAAAS?! Ja, bisschen traurig... Ich bin echt froh dass ich nicht so bin. Ich kann auch mal mein Handy und alles Zuhause liegen lassen und zwei Wochen wandern gehen. Und ja, am Anfang hatte ich schon eine Sehnsucht nach Mittelerde und wünsche mir einen Teil auch immer noch aber ich habe auch gesehen dass es z. B. das Leben bei den Menschen oft ziemlich schlimm war, teilweise sogar so wie um Mittelalter und das ist nun wirklich kein schönes Leben. Ich glaube, wir sehnen uns lediglich nach Mittelerde, weil wir seine Geschichten so toll finden. Denn so cool es auch klingt sagen zu können, ich war einer der Gefährten, ist es das nicht. Der Ringkrieg war eine dermaßen strapazierende Zeit für alle, auch wenn es vielleicht in den Filmen nicht so rüberkommt. Ich meine Legolas und Gimli sind doch eigentlich immer gut gelaunt, oder? Ich würde jedenfalls gern un einer friedlichen Zeit wohnen. Vielleicht sogar am liebsten bei den Hobbits, da gibt es so einige Ähnlichkeiten. Allerdings wäre mir das auf Dauer wahrscheinlich zu langweilig.
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  5. Danke für den Tipp, dann werde ich mir das Hörbuch besorgen, da fällt das Sil dann bestimmt leichter. Ich werde zwischen Weihnachten und Neujahr mal wieder(wie jedes Jahr, ist bei mir schon ein Ritual) den Hobbit und den "Herr der Ringe" schmökern, obwohl beide Bücher rein gar nichts mit Weihnachten zu tun haben, verbinde ich sie mit Weihnachten, warum kann ich nicht sagen.
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  6. Tolkien hat da viele eigene Erfahrungen einfließen lassen, er lebte, nachdem er mit seiner Mutter und seinem Bruder Afrika verlassen hatte, in einem idyllischen Dorf namens Sarehole, doch ein paar Jahre später zog die Mutter mit den Kindern in die Stadt, und er vermisste dieses Dorf sehr. Als er das Dorf Jahre später wieder besuche, und die dichte Bebauung sah, machte es ihn traurig, was aus der Idylle seiner Kindheit geworden war. Tolkien hat mit Sicherheit viel davon mitbekommen, wie die idustrielle Revolution viel Natur zerstörte, und dafür war Isengard wohl ein besonders erschreckendes Symbol, mit dem er das zu verarbeiten versuchte. Denn so wie Saruman Isengard(und später auch das Auenland) zerstörte, so wurde die Natur auch damals schon zerstört, um immer neue Fabriken zu bauen. Ja, in Mittelerde gab es auch düstere, hässliche Orte wie Mordor, oder eben Isengard, ich glaube, dorthin würde sich auch kein Fan wünschen, die Fans wollen alle lieber bei den Hobbits im Auenland oder bei den Elben in Bruchtal, dem Düsterwald oder Lothlorien sein. Und der heutige Mensch hat ja leider nicht mehr viel mit den Abläufen der Natur zu tun, kauft im Supermarkt beispielsweise Maronen aus Frankreich, obwohl im nahegelegenen Wald unzählige Kastanien herumliegen, die nur darauf warten, aufgelesen zu werden. Leider habe ich keinen Platz für einen eigenen Garten, das geht in der Stadt vielen Leuten so. Genau das ist es wohl, was viele von uns Fan bei Tolkien so gut gefällt, diese Nähe zur Natur, mit der die Elben lebten, und auch die Hobbits lebten ja sehr naturnah. So ganz ohne Technik wird der Mensch wohl nie mehr können, aber er könnte wieder mehr Bewusstsein für die Natur entwickeln und beispielsweise regional einkaufen beim Bauern. Aber leider haben heute viele Menschen einen so harten Arbeitsalltag, dass da nicht mehr viel Zeit für andere Dinge bleibt. Das finde ich schon gut, dass es das Internet gibt, wo man Gleichgesinnte finden kann, da hat die Technik dann auch wieder Vorteile. Ich habe aber schon das Gefühl, dass die Natur immer weniger wird, egal ob da Bäume für den Bau von Mietshäusern oder ganze Wälder für den Kohleabbau abgeholzt werden. Vor vielen Jahrhunderten war Europa mal dicht bewaldet, und je mehr Menschen kamen, umso mehr wurde die Natur zurückgedrängt. Wo heute das Ruhrgebiet mit seinen Großstädten ist, war noch vor 200 Jahren unberührte Natur. Und klar, wenn du in deiner Kindheit in der Stadt zwischen Mietshäusern aufgewachsen bist, hast du die Natur natürlich damals nicht vermissen können, weil du sie nicht so kanntest. Ich lebe zum Glück in einer der kleineren Großstädte, wo man schnell im Stadtwald und ebenso schnell draußen im Wald ist. Leider wohne ich jetzt auch inmitten von Mietskasernen und habe nicht mehr den schönen Blick ins Grüne, den ich früher an genau der gleichen Stelle hatte, aber es tröstet mich ein bisschen, dass ich jederzeit innerhalb einer halben Stunde zu Fuß in den Wald gelangen kann. Und ich finde es schön, dass du jetzt auf dem Land wohnst, dort geht es ja doch ein bisschen ruhiger und oft auch gemächlicher zu als in der Stadt. Davon, dass viele Menschen heute beruflich jederzeit erreichbar sein müssen, halte ich gar nichts. Gerade dadurch geraten die Menschen oft in großen Stress, den sie vorher, als sie 8 Stunden Jobs, die mit dem Feierabend nach diesen 8 Stunden hatten, endeten. Wenn jemand immer erreichbar sein muss, dann stresst das doch enorm. Etwas Entschleunigung würde da allen guttun. Meine Tante hat auch einen Garten, und du hast Recht, die Kräuter schmecken frisch aus dem Garten viel besser als aus dem Supermarkt. Es ist ei ganz anderer, intensiverer Geschmack. Hallo Alcariel, Ich finde es schön, dass du Tolkien schon so früh für dich entdeckt hast. Der Hobbit ist ja wirklich ein sehr schönes Buch und gerade für Kinder der ideale Einstieg in die Welt von Mittelerde. Mir ist auch aufgefallen, dass es viele junge Menschen in deinem Alter gibt, die mit Tolkiens Büchern nichts mehr anfangen können, ja sie nicht einmal kennen. Von dem ganzen Social Media, wo oft viele junge(aber auch ältere) Menschen alles tun um Likes zu bekommen, halte ich auch gar nichts, da entwickeln leider manche auch schon eine Sucht nach Likes. Ich bin froh, dass Mittelerde dir im Lockdown Halt geben konnte(mir gings genauso) und auch ich war schon immer ziemlich verträumt. Verträumt zu sein ist auch nichts Schlechtes, leider verlieren viele Menschen ihre Fantasie, wenn sie ins Erwachsenenalter kommen. Da ist es schön, wenn du dir deine Fantasie, deine Begeisterung für Mittelerde bewahren kannst. Und Tolkien hat ja mit den Romanen wirklich etwas ganz Besonderes geschaffen, das vielen Menschen eine geistige Oase bietet, ein wunderschöner Ort, den sie in ihrer Fantasie jederzeit aufsuchen können Und dank Tolkiens Romanen habe ich schon früh eine besondere Liebe zur Natur entwickelt, und ich merke, dir geht das auch so, wenn du immer den schönen Wald bei euch in der Nähe des Dorfes aufgesucht hat. Gerade im Wald kann man ja dieses wunderbare Mittelerdefeeling bekommen, das einfach total guttut. Und gerade in der heutigen Zeit weiß man ja nicht, was noch alles kommt in den nächsten Jahren, da ist es schön, sich mal nach Mittelerde träumen zu können.
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  7. hi NerwenArtanis, ich habe deinen Beitrag gelesen und habe dich sofort verstanden. ich habe Tolkien (den Hobbit) mit sieben, acht oder neunen Jahren (so ungefähr, ich weiß es nicht mehr ganz genau) kennengelernt, ich habe Fantasy schon immer geliebt und HDR war immer der größte Himmel. ich habe es geliebt und mir nichts sehnlicher gewünscht als einfach aus der Realität zu verschwinden und in die schöne Welt Mittelerdes einzutauchen. Ich bin zwar noch relativ jung, aber immer wieder davon entsetzt wie viele einfach nur noch: was zieh ich heute an, wie schmink ich mich, wie viele likes habe ich auf sonst was ect., im Sinn haben. Auch finde ich es schrecklich wie die Welt Tolkiens aus dem Bewusstsein der Menschen meiner Altersgruppe zu verblassen scheint, in kaum Bücherläden finde ich noch seine Werke und in meiner Klasse kennen außer Elenriel und mir vielleicht nur noch max. fünf weitere (von ca. 40) die Bücher, und nur etwas mehr die Filme. Vor allem während dem Lockdown letzten Jahres, als wir Schüler ein halbes Jahr lang nicht zur Schule gehen durften, ist die Sehnsucht nach Mittelerde erneut und besonders stark wieder aufgeflammt. ich bin häufig in den schönen Wald in der Nähe unseres Dorfes gegangen, und habe mich mit Stunden langem spielen der HDR Filmmusik auf der Querflöte in die Idylle Mitelerdes hineinversetzt und der schweren Realität entflohen. Mittelerde bzw. Tolkien generell hat mir damals einen ziemlichen Halt gegeben, ich war schon immer ziemlich verträumt, habe gerne mal die Realität etwas zu sehr vernachlässigt, und mich in Büchern und Träumen vergraben. Es ist schön zu lesen das anderen Leuten ähnlich geht. LG Alcariel
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  8. Ja, diese Sehnsucht nach Mittelerde, der oft ziemlich heftige Wunsch dorthin zu können und dort zu leben, das gibt es offensichtlich, das spürt man bei vielen Tolkien-Fans mehr oder weniger deutlich. Was geht da eigentlich vor? Denn eins steht ja nun mal fest: Mittelerde ist kein idyllischer Ort, und wenn es das stellenweise doch einmal ist, dann ist diese Idylle außerordentlich gefährdet. Genau davon handelt ja "Der Herr der Ringe": diese Welt und ihre Schönheit ist gefährdet, und gegen diese Gefahr muss man sich wehren. Und auch die Umwelt ist hier keinesfalls überall heil. Rund um Isengard ist sie es mit Sicherheit mit Sicherheit nicht mehr, zum Beispiel. - Für den Erfolg der Geschichte ist das übrigens absolut ein Vorteil. Kein Mensch liest eine Geschichte in der alles nur total idyllisch ist, das wäre einfach zu langweilig. IN dem was ihr bisher geschrieben habt klingt zweierlei an: zuerst einmal die Liebe zu einer schönen, möglichst unberührten Natur (die Tolkien ja tatsächlich immer wieder beschreibt) und dann aber auch die Ablehnung unseres doch mittlerweile oft ziemlich hektischen und von Technik bestimmten Lebens. Fangen wir also mal mit der zweiten Sache an: Hektik und Übertechnisierung. Das sind tatsächlich zwei Dinge die zusammenhängen. Ich mit meinen mittlerweile fast siebzig Jahren habe natürlich eher den Vergleich wie das war bevor die Digitalisierung über uns hereinbrach. Wenn ich vor fünfzig Jahren einer Freundin in einer anderen Stadt etwas mitzuteilen hatte, dann habe ich einen Brief geschrieben, was umständlicher ist als jegliche E-Mail oder Whatsapp-Nachricht, und bis darauf eine Antwort eintraf, auf dem gleichen Weg, mit der Post, konnte Tage dauern. Leute konnte man telefonisch nur erreichen wenn sie gerade zu Hause waren. Und wenn man fotografiert hat musste man den Film zum Entwickeln bringen und die fertigen Fotos irgendwann abholen; wenn ich damals ein Foto gemacht habe konnte es leicht zwei Wochen dauern bis ich es Bekannten in einer anderen Stadt per Post zugeschickt hatte; heute geht es in Sekunden, wenn's sein muss. Natürlich ist es toll dass das heute so schnell geht, aber es wird halt oft (gerade im beruflichen Bereich) dann auch erwartet dass man jederzeit erreichbar ist. Wie weit man sich dem entziehen kann, das hängt natürlich von den jeweiligen Lebensumständen ab. Aber vor allem jüngere Leute kommen oft gar nicht mehr auf die Idee sich dem überhaupt entziehen zu wollen, weil sie einfach gar nichts anderes mehr kennen. Da entsteht dann das wunderbare Bild das man heute auf jedem Mittelaltermarkt sehen kann: da steht der junge Krieger, die linke Hand am Schwertknauf, in der rechten Hand das Handy von dem er den Blick nur höchst selten abwendet. - Man muss immer informiert sein, immer online, immer erreichbar. Und manchmal muss man das wirklich, selbst im privaten Bereich, weil man sonst einfach den Anschluss an viele Leute verliert mit denen man gern in Kontakt bleiben möchte. Da hat dann das doch schon sehr viel langsamer ablaufende Leben in Mittelerde schon wirklich was Sympathisches. Das Tempo ist einfach natürlicher, jedenfalls empfinde ich das so, und deshalb ist es weniger stressig. Und mit "natürlich" wären wir ja dann bei der zweiten Sache die hier eine Rolle spielt: eine mehr oder weniger unberührte Natur, die ja tatsächlich immer mehr verschwindet, und vielleicht auch das Ideal mit dieser Natur im Einklang zu leben. Dieses Ideal verkörpern bei Tolkien ja am ehesten die Elben, und ich vermute dass die besondere Beliebtheit der Elben bei den Fans genau damit zu tun hat. Ich muss übrigens zugeben, dass die Elben dasjenige von Tolkiens Völkern sind mit dem ich am wenigsten anfangen kann. Vielleicht hat es damit zu tun dass Wälder oder sonstige unberührte Natur in meinem Leben erst relativ spät eine Rolle gespielt haben. Da wo ich aufgewachsen bin gab es dergleichen nicht, in den Hinterhöfen von Mietskasernen kommt Natur eher nicht vor. Und ich habe sie auch nicht vermisst. Man vermisst vermutlich nichts was man gar nicht kennt. Mit Anfang zwanzig musste ich dann aufs Land ziehen, in ein kleines abgelegenes Dorf, weil ich anderswo keinen Job kriegen konnte. Ich bin nicht freiwillig aufs Land gezogen, aber irgendwie hat es sich dann ergeben dass ich dort geblieben bin bis heute. Und inzwischen mag ich dieses Leben in vergleichsweise unberührter Natur (das ist sie hier nämlich wirklich) eigentlich sehr, nicht so sehr weil die Wälder schön sind, aber weil ich die Abläufe mag: den Wechsel der Jahreszeiten, die Zeit wenn im Frühling die Tage wieder länger werden, die natürlichen Abläufe wie das Wachsen der Pflanzen, das Ernten - und, ja, auch das Sterben und den Tod, denn ohne den Tod gäbe es all dieses Leben nicht. Vielleicht ist das jetzt doch ein bisschen elbisch, keine Ahnung. - Nein, es ist doch nicht elbisch. Den Elben fehlt ja weitestgehend der Tod. Aber ich sehe immer wieder, dass diese Sehnsucht nach einem in diesem Sinne naturgemäßeren Leben, in dem man solche Zusammenhänge noch wahrnimmt, bei vielen Leuten sehr groß ist. Ich habe neulich Gäste gehabt, und wir haben im Garten gegessen. Da habe ich erzählt, dass der Oregano auf der Pizza aus dem Beet direkt hinter uns stammt und die Petersilie die über den Salat gestreut war aus dem Blumentopf links neben der Tür. Das hat sie total fasziniert. - Vielleicht ist das der Schlüssel zu dem was die Fans in Mittelerde zu finden versuchen: ein Leben in langsamerem Tempo, bestimmt von den natürlichen Abläufen der Natur. Möglicherweise sind genau deshalb die Elben so beliebt. Und zum Schluss und ganz am Rande: was NerwenArtanis da am Ende noch erwähnt hat, das wird vermutlich vielen die es lesen bekannt vorkommen: die traurige Erkenntnis dass da eine Sache die einem so wichtig ist bei sehr vielen Leuten schlicht auf Unverständnis stößt. Das kann einem nicht nur als Fantasy-Fan passieren, sondern auch mit anderen "abwegigen" Interessen wie klassischer Musik oder Oper oder was auch immer. Die meisten Leute verstummen dann irgendwann und reden nicht mehr über ihre Interessen, was es natürlich erst recht unmöglich macht auf eventuelle Gleichgesinnte zu treffen. Da können dann Internetforen tatsächlich sehr hilfreich sein, das sieht man ja allein schon an der Diskussion die hier seit gestern entstanden ist.
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  9. Also ich muss zugeben, ich mag die Zeit in der ich Lebe. Ja hektisch ist es ab und zu, aber ich möchte die Technik nicht missen. Und wenn ich Ruhe brauche, dann kann ich jederzeit ins Grüne raus. Bin auch von der "verträumten" Sorte, wobei ich mich derzeit eher selten nach Mittelerde wünsche. Liegt aber wohl auch mit daran, dass es schon etwas länger her ist, seit ich die Bücher gelesen (oder auch die Filme gesehen) habe. Vielleicht sollte ich das mal wieder als Anlass nehmen und zumindest den Hobbit mal wieder lesen.
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