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  1. Diese Briefstelle ist in dem Hither-Shore-Aufsatz leider aus dem Gesamtzusammenhang des Briefes herausgebrochen worden. Dadurch bekommt er einen Sinn, den er im Gesamtzusammenhang wahrscheinlich nicht hat. Darum ist es wichtig, diesen Brief an W.H. Auden in seiner Argumentationskette zu verstehen zu suchen. Die Ausgangssituation ist folgende: Auden soll in der BBC über den Herrn der Ringe sprechen. Auden hat darum Tolkien zum einen gefragt, ob er bestimmte Dinge in der Sendung gerne zur Sprache gebracht haben möchte; zum anderen hat er ihn gebeten, ob er ihm etwas Material zur Entstehung des HdR mitteilen könne. Tolkien schreibt zu Beginn seiner Antwort, dass Auden mit diesem Brief machen könne, was er wolle. Das heißt, Tolkien war bewusst, dass das, was er schrieb, veröffentlicht wird. Ich erwähne hier nur das, was zum Thema "Vererbung" im engen und Rassismus im weiten Sinne tangiert. Tolkien antwortet auf die Frage nach der Entstehung des HdR mit folgenden Punkten: 1. "Es war eine unvermeidliche, wenngleich konditionierbare Entwicklung des bei der Geburt Mitgegebenem." Dazu zählt Tolkien u.a: a, "das tiefe Ansprechen auf Sagen", die Temperament und Temperatur des Nordwestens hätten. b. dazu müsse man "seine Wurzeln zu Rate ziehen, und ein Mensch aus dem Nordwesten der Alten Welt wird sein Herz und die Handlung seiner Erzählung in eine imaginäre Welt unter diesem Himmel und in dieser Lage versetzen; mit dem uferlosen Meer seiner unzähligen Vorfahren im Westen und den endlosen Ländern (aus denen meist Feinde kommen) im Osten. Allerdings mag noch hinzukommen, dass er sich im Herzen, auch wenn er von jeder mündlichen Überlieferung abgeschnitten ist, der Gerüchte an allen Küsten von den Menschen aus dem Meer erinnert." Von wem spricht Tolkien hier eigentlich? Doch offenbar von dem Menschen, der den HdR geschrieben hat, also Tolkien. Er soll ja von der Entstehung des Romans berichten. Und der müsse sich nun "erinnern" an das, wovon es keine Überlieferung gibt? Ich lasse das im Moment mal so stehen, c. Er spricht nun von seinem "Atlantis-Komplex" - seinen Wiederholungsträumen, dass eine große Woge unentrinnbar Bäume und Wiesen überflute. Er sagt, das sei möglicherweise "erblich". Seine Eltern habe er zwar nicht fragen können, von seinen Kindern habe es mindestens einer aber geerbt. Er meint Christopher. Und das Erbe habe er dann Faramir vermacht/vererbt. Meine Sicht: Träume kann man nicht vererben, jedenfalls nicht nach unseren weltlichen Vererbungsgesetzen. Honegger/Bachmann sprechen in ähnlichem Zusammenhang von "Vorstellungen eines an Reinkarnation grenzenden Erbgedächtnisses" (S.33) Meiner momentanen Auffassung nach hat das aber nichts mit Rassismus zu tun. Das ist auf jeden Fall ein Punkt, den man klären muss. Und ob da - wie Honegger/Bachmann sagen, die oder eine Brücke zu Rosenberg liege. d. "Ich bin dem Blut nach ein West-Midländer (und das frühe Mittelenglisch der West-MIdlands ging mir ein wie eine bekannte Sprache, sobald ich es zu Gesicht bekam), aber [...] Das klingt jetzt erst mal wieder nach möglichem Rassismus, aber dann kommt eben das "aber": "aber ein Umstand aus meiner Lebensgeschichte kann vielleicht teilweise erklären, warum die "Nordwestluft" mir <<heimisch<< und zugleich wie eine Entdeckung vorkommt," Und dieser Umstand aus seiner Lebensgeschichte sei seine frühe Kindheit in Südafrika. Das seien "tief verwurzelte Eindrücke". Er nennt ein "heißes, verdorrtes Land", Jedenfalls sind das konkrete Kindheitserinnerungen und keinerlei Vererbtes. e. Sprache Hier führt er das Thema aus, das wir weiter oben schon hatten: ob Sprachgeschmack bzw. Liebe zu einer Sprache vererbt wird. Er nennt drei Sprachen: - Das Walisische, Tolkien hat in früher Kindheit fasziniert walisische Wörter gelesen und sich später intensiv damit beschäftigt. - Das Spanische Tolkien hat von seinem halb-spanischen Vormund spanische Bücher geklaut und dabei versucht, Spanisch zu lernen. - Das Finnische Das hat er einer finnischen Grammatik entdeckt. Und sie wie berauschenden Wein empfunden. Und jetzt das Entscheidende. Tolkien schreibt: "Das ist natürlich längst vorbei. Der Sprachgeschmack ändert sich mit der Zeit, wie alles andere auch". Meine Überlegung: Wie kann sich der Sprachgeschmack ändern, wenn er vererbt ist? Ist er dann doch nicht vererbt? Und dann zählt er alle Sprachen auf, die ihn mal fasziniert haben: Latein, Keltisch, Angelsächsisch, Altnordisch, Finnisch. Und jetzt, direkt im Anschluss an diese Aufzählung, kommt der Satz, mit dem dieser Beitrag begonnen wurde: "Jedenfalls, ich darf wohl sagen, dass ein solcher Sprachgeschmack, wenn man für den Einfluss der Schule genügend Spielraum lässt, einen ebenso guten oder besseren Abstammungsnachweis darstellt als die Blutgruppen" Was also ist der wirkliche Kontext dieses Satzes? Wie es für mich derzeit aussieht: genau diese Aufzählung verschiedener Sprachen, die ihn mal weniger, mal mehr gepackt hatten. Ich sehe nirgends, dass Tolkien behauptet, von Finnen und Kelten und Spaniern abzustammen. Dieser Satz kann gerade darum eben nicht dazu herhalten, Tolkien Rassismus zu unterstellen. Nachtrag Diesen Beitrag habe ich neu geschrieben, weil der erste mir hops gegangen ist, Heute ist Frühlingsanfang.
    1 Punkt
  2. Jetzt habe ich ca drei Stunden an meinem Beitrag geschrieben, habe den Brief von Auden analysiert, die Aussagen von Honegger-Bachmann desbezüglich ausgewertet und eine Konklusion versucht: und als ich den Beitrag eben abschicken wollte, ging das nicht mehr, und als ich zurückklickte, war mein Beitrag verschwunden. Gute Nacht.
    0 Punkte
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