Unter der Annahme der drei Prämissen ist es schwierig sich vorzustellen, dass Sauron, nachdem er sich an Durin III. die Zähne ausgebissen hat, noch auf mehr Erfolg bei den anderen Zwergenherrschern hoffen konnte - wenn Durin den Ring tatsächlich in den 100 Jahren benutzt haben sollte, was, da stimme ich dir zu, sehr wahrscheinlich ist. Es sei denn, die Kenntnis von den Fähigkeiten des Einen hielt ihn davon ab.
Es fällt mir allerdings auch bei der Silmarillion-Version schwer, mir selbst zu erklären, warum die Zwerge nach Saurons Krieg gegen die Elben und der Zerstörung Eregions von Sauron/Annatar Ringe als Geschenk annehmen sollten. Und müsste sich in hundert Jahren nicht auch die Geschichte von der Annatar-Maskerade und dem Einen Ring schon ein wenig herumgesprochen haben?
Genau genommen ist mir aber bereits rätselhaft, wieso die Zwerge überhaupt irgendetwas von Sauron annehmen sollten. Oder auch von Annatar. Eigentlich kann ich mir ohnehin nur einen Weg vorstellen, auf dem es gelingen konnte, die Ringe an die Zwerge zu bringen: den über die Türen öffnende Celebrimbor-Durin-Connection.
Wenn ich mir unter diesen Voraussetzungen und unter zweien der drei genannten Prämissen ein Szenario ausdenken soll, dann wäre es wohl eines, in dem Celebrimbor den Ring erst in höchster Not, kurz vor der Einnahme Ost-in-Edhils, an Durin III. weitergibt. Versehen mit der Warnung, ihn gut zu verwahren und nach Möglichkeit nicht zu benutzen.
Das würde Sauron die Möglichkeit bieten, die anderen Zwergenvölker gegen Durin aufzubringen, nach dem bewährten Motto „Warum sollte die Macht der Ringe nur Khazad-dûm zu Gute kommen? Warum wurden sie euch vorenthalten? Doch nur, um euch beherrschen zu können. Ich helfe euch und gebe euch die restlichen Ringe.“ Das müsste selbstverständlich gleich nach der Einnahme Ost-in-Edhils geschehen, wenn die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass Durin seinen Ring noch nicht oder zumindest so selten benutzt hat, dass Sauron noch nicht erkennen kann, wie wenig ihm der Eine Ring bei den Zwergen nützt.
Aber das alles ist sehr spekulativ und wir müssen berücksichtigen, dass es keine zusammenhängende Geschichte aus dem Z.Z. gibt und dass die Annalen die Aufgabe hatten, den geschichtlichen Hintergrund für die Ereignisse im Herrn der Ringe abzubilden und eine begrenzte Anzahl von Ereignissen auf ca. 3000 Jahre verteilt werden musste. In der Folge ergeben sich große zeitliche Lücken, über die nichts berichtet wird. Diese Lücken führen aber, wie man hier sieht, bisweilen zu Schwierigkeiten, wenn man aus den Abläufen eine zusammenhängende, plausible Handlung entwickeln will.