@Aelfwine Oh, du hörst Schellackplatten? Da beneide ich dich. Ich habe zwar eine große Menge alter Schellack-Aufnahmen auf CD, aber keine Schellackplatten.
Ja, die Reihe kenne ich. Mich faszinieren diese alten Aufnahmen insgesamt sehr. Eben weil sie so befremdlich sind und das Ohr für Neues öffnen. Aber auch weil die Sänger einfach grandios gut sind.
@Alsa Ich mag Kollo auch nicht uneingeschränkt. Aber sein "Lohengrin" unter Karajan war eine meiner ersten Opernaufnahmen und gefällt mir bis heute. Sie hat mich unter anderen Aufnahmen ins Operngenre eingeführt. Als besonderes Schätzchen habe ich eine Aufnahme von Korngolds "Die Tote Stadt" mit Kollo, die ich sehr liebe.
@Wagner: Ich habe, als ich etwa zehn Jahre alt war, eine Aufnahme des Trauermarschs aus der Götterdämmerung gehört - und war instantan total von den Socken. Niemand konnte mir sagen, was das für Musik war und ich war jahrelang wie ein Verrückter auf der Suche danach, habe CDs gewälzt und alles angehört was irhendwie in den Zusannenhang passte. Wagner hatte mich total infiziert. Leider ohne Erfolg. Erst mit 16 geschah es, dass mich ein Freund aufklärte. Er sagte, das Stück sei aus Wagners "Ring", und er war so clever, mir eine Ring-Gesamtaufnahme in die Hand zu drücken, statt mir zu sagen wo ich das Stück finde. So musste ich den kompletten Ring durchhören, und als ich nach knapp 16 Stunden das gesuchte Stück endlich gefunden hatte, war ich schon gepackt von Wagner. Ich war erst 16, verstand nur die Hälfte vom Text und hatte nie zuvor eine Oper gehört - und doch ist genau das passiert, was Thielemann in der Doku sagt. Die Musik hat zugeschlagen und dazu geführt, dass ich mich tiefer damit auseinandersetze.
Wagner tut bei mir das Gleiche wie Tolkien. Er verzaubert mich und reißt mich in die Faërie. Was Tolkien mit Worten tut, tut Wagner mit Musik, aber das Ergebnis ist - bei mir zumindest - genau das Gleiche. Ich kann mich dem auch nicht entziehen, beide treffen einfach punktgenau meinen "Knopf" und ich werde hineingezogen. Die Geschichten, die beide erzählen, und die Art und Weise, wie sie es tun, treffen mich auf so vielen Ebenen, dass ich mich seit Jahrzehnten daran abarbeite, ohne dass die Quelle versiegen würde.
@Tristan: Ich kann gut verstehen, Alsa, dass du "Tristan und Isolde" vermeidest. Mich hat es innerlich zerschmettert beim Hören. Ich war 18 und unglücklich verliebt, eine denkbar ungünstige Konstellation. Wagner hatte Recht als er einmal sagte, dass diese Oper verboten gehört. Schon mittelmäßige Inszenierungen sind schlimm. Die beiden Referenz-Aufnahmen mit Melchior und Vickers hingegen sind schlicht unerträglich; ein Kritiker schrieb mal, er könne keinen höheren Tribut an die Gesangsleistung zollen, er wolle das aber nie wieder hören müssen. Es ist eine Tour de force der Emotionen, und zumindest für mich ist es nahezu unmöglich, nicht sofort hineingerissen zu werden und einen Blick von außen darauf zu werfen.