Es ist schon mühsam genug, harmloseste Hinweise auf eine Libido zwischen Mann und Frau in den Primärtexten zu finden. In einem der wichtigsten Aufsätze der History of Middle-Earth erwähnt Tolkien sogar, daß die Elben das Interesse an der körperlichen Vereinigung gänzlich verlieren, sobald ihr Kinderwunsch erfüllt ist. Damit wird zwar eingeräumt, daß die Quendi grundsätzlich fähig sind, Freude beim Zeugungsakt zu empfinden, doch gleichzeitig wird durch die logische Bindung an den Reproduktionszweck jeglicher Spekulation auf sexuëlle Vielfalt in Mittelerde die Grundlage entzogen. Homoerotik ist Tolkiens Werk also genauso fremd wie Karaoke-Singen oder All-Net Flatrates.
Wenn aber ein Mann für seinen Freund durchs Feuer geht und ihm gar die Hand vom Gelenk abtrennt, um ihn zu befreiën, dann kann man dieses Strumpfband getrost vom Boden auflesen und die Beziehung in raukothaurs Sinne homophil nennen, ohne Arges dabei zu vermuten.