Alatariel Geschrieben 31. Dezember 2017 Geschrieben 31. Dezember 2017 Euch allen ein frohes neues Jahr! Hier geht es nun los mit der Besprechung von The Fall of Arthur (Ăbersetzung von Hans-Ulrich Möhring: König Arthurs Untergang). In diesem Thread soll das Foreword/Vorwort besprochen werden. Allgemeine Informationen zur Aktion "Gemeinsam Tolkien Lesen" an sich finden sich hier, speziell zur Leserunde ĂŒber The Fall of Arthur gibt es hier weitere Informationen. Neue Diskussionsteilnehmer sind jederzeit willkommen! Viel SpaĂ bei der Diskussion. Zitieren
Alsa Geschrieben 2. Januar 2018 Geschrieben 2. Januar 2018 Obwohl ich das Buch noch nicht gelesen habe, habe ich auf einigen Internet-Seiten die Information gefunden, dass "Arthur" vermutlich in den DreiĂiger Jahren entstanden ist, wohl noch vor dem Beginn der Arbeit am "Hobbit". Und der "Hobbit" soll ja auch zu dieser Zeit begonnen worden sein. Das lockt mich nun, das Buch zu lesen und hier zu diskutieren, denn mich interessiert der frĂŒhe Tolkien. Ich möchte gerne Aspekte dafĂŒr, warum Tolkien ĂŒberhaupt mit dieser Form der Literatur begonnen hat. Und vielleicht ist da gerade was im "Vorwort" zu finden? Zitieren
Aelfwine Geschrieben 5. Januar 2018 Geschrieben 5. Januar 2018 (bearbeitet) Am 2.1.2018 um 20:38 schrieb Alsa: Das lockt mich nun, das Buch zu lesen und hier zu diskutieren, denn mich interessiert der frĂŒhe Tolkien. Ich möchte gerne Aspekte dafĂŒr, warum Tolkien ĂŒberhaupt mit dieser Form der Literatur begonnen hat. Und vielleicht ist da gerade was im "Vorwort" zu finden? Ja, da wirst du fĂŒndig (falls du das Buch noch nicht haben solltest), wenn auch nur knapp. Mir fehlt im Moment leider die Zeit, nĂ€her darauf einzugehen â unter anderem, weil ich meinen ersten Post fĂŒr diesen Thread vorbereite. Aber vielleicht ist da drauĂen jemand, der da schnell mehr beisteuern kann. Da hĂ€tte ich z.B. Berenfox in Verdacht⊠ Tolkiens BeschĂ€ftigung mit dem Stabreim begann schon relativ frĂŒh, natĂŒrlich auch bedingt durch sein Studium/seinen Beruf. Zu dem Thema findest du einiges in den folgenden BĂŒchern: 1.    Tolkien, The Legend of Sigurd & GudrĂșn. 2.    Tolkien, Beren and LĂșthien. 3.    The History of Middle-earth (U.a.: Bd. 3: The Lays of Beleriand). 4.    Tolkien, Beowulf. A Translation an Commentary together with Sellic Spell. Vermutlich auch in der Carpenter-Biographie und den beiden Shippey-BĂŒchern âRoad to Middle-earthâ und âAuthor of the Centuryâ. Und ein Blick in âThe J.R.R. Tolkien Companion and Guideâ von Scull & Hammond lohnt sich in der Regel auch. Da gibt es auf jeden Fall einen Eintrag zu âPoetryâ. Bearbeitet 5. Januar 2018 von Aelfwine Zitieren
Alsa Geschrieben 5. Januar 2018 Geschrieben 5. Januar 2018 Ich habe das Buch inzwischen, das Vorwort auch schon ein paarmal gelesen und einiges andere im Buch ĂŒberflogen. Ich bin froh, dass ich es gekauft habe, denn ich bin da tatsĂ€chlich auf Material gestoĂen, das meine Lieblingsthemen betrifft.  Zum Stabreim werden wir bestimmt auĂerdem noch kommen. Danke schon mal fĂŒr die Anregungen, Aelfwine. Zitieren
Aelfwine Geschrieben 5. Januar 2018 Geschrieben 5. Januar 2018 (bearbeitet) So, dann will ich mal den Anfang machen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Vorwort, das Christopher Tolkien ziemlich knappgehalten hat, furchtbar viel Diskussionsstoff hergibt. Ganz im Gegensatz zum Thema âKönig Arthur/Artusâ, dass als Forschungs-/BeschĂ€ftigungsfeld eigentlich kaum mehr zu ĂŒberblicken ist. Aber ich möchte hier einfach erstmal unsere Quellen (auf die teilweise im Vorwort bereits eingegangen wird) zusammenfassen, einschlieĂlich der â möglicherweise nĂŒtzlichen â Quellen Tolkiens und schlieĂlich den Blick auf die Materie und evtl. brauchbare Vorlagen Tolkiens richten, bzw. hinweisen. Einiges muss ich erst (wieder-)lesen, ob es unseren Zwecken wirklich dient. Ziel dieses Beitrags ist es, einen Grundstock fĂŒr einen âHandapparatâ zu bilden, der bei der LektĂŒre und dem VerstĂ€ndnis von The Fall of Arthur hilfreich sein könnte, auch wenn das erst auf die hinteren Teile des Buchs zutreffen sollte. Selbstredend kann es sich dabei nur um eine Auswahl handeln. Die Reihung der Titel ist weitgehend willkĂŒrlich und stellt keine Beurteilung des Inhalts dar. Teilweise gibt es die Werke auch von anderen Verlagen, aber ich habe jeweils die mir vorliegende Ausgabe angegeben. Viele davon sind vergriffen und bei jenen, von denen ich es mit Sicherheit weiĂ, habe ich es nach dem Verlag angegeben.  Noch etwas in eigener Sache: Die Artikelserie von Todd Jensen (Nr. 20 dieser Liste) besitze ich nicht. Hat die zufĂ€llig jemand und kann sie mir, oder uns, in irgendeiner Art und Weise zur VerfĂŒgung stellen? Zu Nr. 7: Ich besitze nur die Ausgabe von 2006. Hat jemand die Neue? Oder noch besser beide und kann sagen , wie weit die sich voneinander unterscheiden?  An PrimĂ€rquellen zu The Fall of Arthur/Tolkien und Arthur haben wir: 1.    Carpenter, Letters (Nr. 165 bezieht sich direkt auf The Fall of Arthur; König Artus wird in den Briefen hĂ€ufiger erwĂ€hnt). 2.    Carpenter J.R.R. Tolkien. A Biography. 3.    Malory, Die Geschichte von König Artus und den Rittern der Tafelrunde (Insel Verlag). 4.    Brian Stone, King Arthurâs Death (Penguin, vergriffen; enthĂ€lt den Alliterativ Morte Arthure und den Stanzaic Le Morte Arthur). 5.    Simon Armitage, The Death of King Arthur: A New Verse Translation (nur der o.g. Alliterativ Morte Arthure; liegt mir aber leider nicht vor). 6.    Tolkien, On Fairy Stories (ich benutze die Ausgabe hg. von Verlyn Flieger & Douglas A. Anderson).  SekundĂ€rquellen zu The Fall of Arthur/Tolkien und Arthur: 7.    Scull/Hammond, The J.R.R. Tolkien Companion and Guide, Bd. 1: Chronology (1930, 1934, 1955), Bd. 2: Readerâs Guide. (Artikel: âArthur and the Matter of Britainâ!!!, âBeowulfâ, âChambers, Raymond Wilsonâ, âPoetryâ). 8.    Mark Atherton, There and Back Again. J.R.R. Tolkien and the Origins of The Hobbit. 9.    Hammond/Scull, The Lord of the Rings. A Readerâs Companion. 10. Carpenter J.R.R. Tolkien. A Biography. 11. Shippey, J.R.R. Tolkien. Author of the Century. 12. Shippey, The Road to Middle-earth. 13. Garth, Tolkien and the Great War. 14. Hither Shore 3 (2006): History of Middle-earth. 15. Hither Shore 4 (2007): Tolkiens kleinere Werke. 16. Hither Shore 8 (2011): Tolkien und das Mittelalter. 17. The History of Middle-earth (Bde. 3, 5, 9, 10, 12). 18. Rateliff, The History of The Hobbit. 19. Caughey, Old and Middle English Influences in The Fall of Arthur (In: The Journal of Inklings Studies; online abrufbar: http://inklings-studies.com/wp-content/uploads/2015/03/jis_3-2-10_caughey_on_tolkien_fall-of-arthur1.pdf). 20. Todd Jensen, Tolkien and Arthur (in: Beyond Bree (erscheint monatlich), September 1988, November 1988, Juli 1992, September 1992, November 1992, Januar 1993, MĂ€rz 1993, April 1993).  Weitere Literatur zum Sagenkreis, seiner Entstehung, dem historischen Arthur und mittelalterliche Quellen: 21. Simek, Artus-Lexikon. Mythos und Geschichte, Werke und Personen der europĂ€ischen Artusdichtung (Reclam; ganz hervorragendes Lexikon zum Sagenkreis!). 22. Achnitz, Deutschsprachige Artusdichtung des Mittelalters. Eine EinfĂŒhrung (De Gruyter; geht auch auf die Entstehung ein). 23. Brogstitter, Artusepik (Metzler, vergriffen; dito). 24. Gottzmann, Artusdichtung (Metzler, dito). 25. Ashe, König Arthur. Die Entdeckung von Avalon (Econ). 26. Ashe, Kelten, Druiden und König Arthur. Mythologie der Britischen Inseln (Walter). 27. Ohff, König Artus. Eine Sage und ihre Geschichte (Piper). 28. Tolstoy, Auf der Suche nach Merlin. Mythos und geschichtliche Wahrheit (Diederichs Verlag oder auch Heyne). 29. Langosch, König Artus und seine Tafelrunde. EuropĂ€ische Dichtung des Mittelalters (Reclam, leider vergriffen; hervorragende Textsammlung, enthĂ€lt u.a. auch eine deutsche Ăbersetzung des Artus-Teils der âGeschichte der Könige von Britannienâ von Geoffrey von Monmouth). 30. Geoffrey of Monmouth, The History of the Kings of Britain (Penguin). 31. Nennius, Historia Brittonum. Zweisprachige Ausgabe (Marix Verlag). 32. Laymon, Brut (habe ich nicht und habe auch noch keine passende Ausgabe gefunden). 33. Birkhan, Keltische ErzĂ€hlungen vom Kaiser Arthur. 2 Bde. (Phaidon, vergriffen). 34. Staines, The Complete Romances of ChrĂ©tien de Troyes (Indiana University Press). 35. Fichte, Mittelenglische Artusromanzen (Hirzel).  Das muss jetzt erst mal reichen. Die Liste ist ohnehin schon lĂ€nger geworden als ich dachte und wollte. Wenn mir noch etwas Wichtiges einfĂ€llt, werde ich es nachtragen⊠oder jemand anderes. ? Nochmals: das ist eine subjektive Auswahl an Literatur und sie erhebt keinerlei Anspruch auf VollstĂ€ndigkeit, kann es auch gar nicht. Ich meine auch nicht, dass jeder alles lesen muss (das sprengt auch diesen Rahmen), aber das ein oder andere könnte durchaus weiterhelfen⊠ Bearbeitet 6. Januar 2018 von Aelfwine Zitieren
Alsa Geschrieben 6. Januar 2018 Geschrieben 6. Januar 2018 (bearbeitet) vor 15 Stunden schrieb Aelfwine:   Wow, Aelfwine, da hast Du ja schon mal sehr viel Arbeit und Kenntnis investiert. Ich selber, gestehe ich gleich zu Beginn, interessiere mich zu diesem Zeitpunkt nicht so sehr fĂŒr die Artus-Tradition an sich, sondern fĂŒr die Art und Weise der Umarbeitung durch Tolkien. NatĂŒrlich mĂŒsste man theoretisch dazu eigentlich erst die alten Varianten alle kennen: aber dazu haben wir ja Christopher Tolkien, der in diesem Buch auf die Stellen hingewiesen hat, die Tolkien sozusagen neu erfunden hat, Christopher deutet sogar vorsichtig den Grund fĂŒr die Umarbeitung, und das gibt meines Erachtens guten Diskussionsstoff. Interessant ist fĂŒr mich vor allem, dass Christopher in dem Buch darauf hinweist, dass sein Vater das Avalon der Artussage mit seinem Tol Eressea - vor allem in der HoME - gleichsetzt bzw. beide als zwei unterschiedliche Ausgestaltungen einer "Urwahrheit" auffasst. Wie weit diese Tatsache die Deutung des "Fall of Arthur" beeinflusst, ist fĂŒr mich spannend zu untersuchen. Das wĂŒrde dann ermöglichen, das "Mittelerde" Tolkiens ebenfalls nur als eine Ausgestaltung einer Grundsicht Tolkiens aufzufassen. Dazu bietet Christopher ebenfalls in diesem Buch Material, wenn er von Pseudohistorie etc. spricht.  Jetzt komme ich zu dem Vorwort selber: In dem Titel "The Fall of Arthur" schwingt fĂŒr mich eine Zweitbedeutung mit, die in der Ăbersetzung "König Arthurs Untergang" nicht mitschwingt: nĂ€mlich dass es sich auch um den "Fall" des Arthur handeln könnte. Ich habe bisher keine Ahnung, ob es sich darum auch handelt, aber ich weiĂ, wie oft Tolkien von diesem "Fall" - in existentieller Hinsicht - in anderen Werken oder Briefen spricht. Auf Seite 9/10 der deutschen Ausgabe zitiert CT aus einem Brief von 1955, in welchem Tolkien die Hoffnung Ă€uĂert, das Gedicht noch zum Abschluss zu bringen. - Das könnte mit der Ăberlegung von CT, warum sein Vater das Werk nicht vollendet hat - weil die Idee der runden Welt und des Geraden Weges entstanden ist (S. 11 des Voworts mit Verweis auf S. 183 bis 188) - positiv oder negativ in der Dsikussion unterstĂŒtzt werden. Christopher ĂŒberlegt, wann das 'Werk begonnen sei. 1934 jedenfalls war es schon begonnen: das beweist ein Brief von Chambers (Vowort S. 10). CT vermutet, dass es 1931 begonnen wurde - falls ich das richtig verstanden habe. Seine BegrĂŒndung finden wir auf Seite 11.  So weit erst mal. Bearbeitet 6. Januar 2018 von Alsa Zitieren
Torshavn Geschrieben 8. Januar 2018 Geschrieben 8. Januar 2018 Am 6.1.2018 um 00:57 schrieb Aelfwine: Ziel dieses Beitrags ist es, einen Grundstock fĂŒr einen âHandapparatâ zu bilden, der bei der LektĂŒre und dem VerstĂ€ndnis von The Fall of Arthur hilfreich sein könnte, auch wenn das erst auf die hinteren Teile des Buchs zutreffen sollte.  Am 6.1.2018 um 00:57 schrieb Aelfwine: Ich meine auch nicht, dass jeder alles lesen muss (das sprengt auch diesen Rahmen), aber das ein oder andere könnte durchaus weiterhelfen⊠Vielen lieben Dank fĂŒr deine MĂŒhe. Einige der Titel sind mir durchaus bekannt (auch wenn die LektĂŒre schon jahrelang zurĂŒck liegt) und stehen auch hier in meinem Buchregal. Aber ich halte es hier erstmal (du sagst es ja auch) mit Cristopher Tolkiens Aussage, das man den Text durchaus auch alleinstehend genieĂen kann. Deshalb freue ich mich auch, das CT das Vorwort so schön kurz gehalten hat. Am 6.1.2018 um 16:38 schrieb Alsa: In dem Titel "The Fall of Arthur" schwingt fĂŒr mich eine Zweitbedeutung mit, die in der Ăbersetzung "König Arthurs Untergang" nicht mitschwingt: nĂ€mlich dass es sich auch um den "Fall" des Arthur handeln könnte. Ich habe bisher keine Ahnung, ob es sich darum auch handelt, aber ich weiĂ, wie oft Tolkien von diesem "Fall" - in existentieller Hinsicht - in anderen Werken oder Briefen spricht. Meines Wissens (die erste LektĂŒre liegt ein dreiviertel Jahr zurĂŒck) geht es im dem Buch tatsĂ€chlich um den Untergang, das Ende von König Arthur. ErlĂ€uter doch bitte etwas konkreter, was du mit dem 'Fall' in existentieller Hinsiht meinst. Zitieren
Alsa Geschrieben 8. Januar 2018 Geschrieben 8. Januar 2018 (bearbeitet) vor 4 Stunden schrieb Torshavn: Meines Wissens (die erste LektĂŒre liegt ein dreiviertel Jahr zurĂŒck) geht es im dem Buch tatsĂ€chlich um den Untergang, das Ende von König Arthur. ErlĂ€uter doch bitte etwas konkreter, was du mit dem 'Fall' in existentieller Hinsiht meinst. Es gibt bei Tolkien doch zum Beispiel: "The Fall of NĂșmenor". Die Insel geht unter, ja. Aber es gibt einen Grund, warum sie untergeht. Sie hat ihre Grenzen ĂŒberstiegen, wollte Unsterblichkeit. Das war ein "Fall" - so wie Adam und Eva "gefallen" sind. Ich wollte den religiösen Touch dabei vermeiden und sagte darum "in existentieller Hinsicht". Reicht das erst mal an ErklĂ€rung, Torshaavn? Ich möchte mich nicht in eine reine Spekulation vergaloppieren. Nur spricht Tolkien dermaĂen oft von dem "Fall der Menschheit", dass mir diese Begrifflichkeit hier sehr stark aufgefallen ist.  Bearbeitet 8. Januar 2018 von Alsa Zitieren
Torshavn Geschrieben 10. Januar 2018 Geschrieben 10. Januar 2018 Am 8.1.2018 um 11:24 schrieb Alsa: Es gibt bei Tolkien doch zum Beispiel: "The Fall of NĂșmenor". Die Insel geht unter, ja. Aber es gibt einen Grund, warum sie untergeht. Sie hat ihre Grenzen ĂŒberstiegen, wollte Unsterblichkeit. Das war ein "Fall" - so wie Adam und Eva "gefallen" sind. Ich wollte den religiösen Touch dabei vermeiden und sagte darum "in existentieller Hinsicht". Reicht das erst mal an ErklĂ€rung, Torshaavn? Ich möchte mich nicht in eine reine Spekulation vergaloppieren. Nur spricht Tolkien dermaĂen oft von dem "Fall der Menschheit", dass mir diese Begrifflichkeit hier sehr stark aufgefallen ist.  Interpretierst du da nicht ein biĂchen viel in das Wort 'Fall'. NatĂŒrlich gibt es GrĂŒnde dafĂŒr, warum Artus scheitert bzw. fĂ€llt. Aber ich finde es fĂŒhrt ein biĂchen weit diesen 'Fall' Arthurs als 'Fall' der Menschheit zu sehen. Doch wahrscheinlich verstehe ich dich da auch falsch. Vielleicht wird im Laufe der LektĂŒre klarer warum Tolkien dieser Stoff am Herzen lag. Ich meine mich zu erinnern, das Tolkien mal gesagt hat, er wolle mit Mittelerde einen Mythos fĂŒr England schaffen und hat Artus als bestehenden Mythos ausgeschlossen. Deshalb hatte mich das Erscheinen dieses Buches sehr ĂŒberrascht. Zitieren
Berenfox Geschrieben 10. Januar 2018 Geschrieben 10. Januar 2018 (bearbeitet) So kurz das Vorwort auch ist, so klar ist es auch. Christopher vermag das Entstehungsdatum des Werks zwar nicht eindeutig festzulegen, aber er gibt einen sehr guten Ăberblick ĂŒber die Schaffensphasen seines Vaters, in die das Werk eingeordnet werden kann. Die wenigsten Leser werden sich mit dem poetischen Werk Tolkiens vor dem "Hobbit" auseinandergesetzt haben. Umso erfreulicher ist es, dass Christopher hier einen kleinen Ăberblick gibt. Besonders die gravierenden UmwĂ€lzungen in Tolkiens Kosmos, die mit "The Lost Road" und dem "Hobbit" schlieĂlich zu NĂșmenor, dem Zweiten Zeitalter und der "world made round" fĂŒhrten, kann man meiner Ansicht nach schwerlich ĂŒberschĂ€tzen. Ein deutlicher Indikator dafĂŒr ist, dass der unermĂŒdliche Gedichteschreiber Tolkien ab Mitte der 1930er Jahre abgesehen von wenigen Ausnahmen nur noch Gedichte zu seinen beiden groĂen Romanen verfasst hat. Zwischen 1914 und dem "Hobbit" Mitte der 1930er Jahre hatte Tolkien jedoch unglaublich viele Gedichte zu unterschiedlichsten Themen produziert. In zwei Disziplinen hat er es dabei zu wahrer Meisterschaft gebracht: lange Geschichten in Gedichtform zu erzĂ€hlen; und den Stabreim zu beherrschen. Ersteres kann man in seinen unzĂ€hligen "Lays" bewundern, vom ĂŒbersichtlichen "Lay of Aotrou and Itroun" bis hin zum endlosen "Lay of Leithian". Mit zweiterem hat er sich in der Fachwelt durch seine Ăbersetzungen alt- und mittelenglischer Werke einen Namen gemacht, wie auch mit dem (ausnahmsweise auch abgeschlossenen) "Lay of Sigurd and GudrĂșn". Im "Fall of Arthur" finden wir beide dieser Eigenschaften miteinander kombiniert. NatĂŒrlich wurde schon in Carpenters Tolkien-Biografie aus dem "Fall of Arthur" zitiert. Eine Ăberraschung war die Veröffentlichung daher fĂŒr mich nicht. Im Gegenteil hatte ich schon lange darauf hingefiebert (so wie ich auch aktuell nicht erwarten kann, welches der vielen unveröffentlichten Tolkien-Gedichte als nĂ€chstes erscheinen wird - und wer es herausgeben wird). Dass dieses Gedicht aber ein wenig aus Tolkiens Werk herausfĂ€llt lĂ€sst sich nicht leugnen. Es gehört nicht direkt zum nordischen Sagenkomplex, den Tolkien in mehreren Gedichten verarbeitet hat. Auch könnte man sich fragen, warum Tolkien nicht eher die Gedichte aus seinem eigenen Kosmos vervollstĂ€ndigt hat, das "Lay of the Children of HĂșrin" zum Beispiel, das ja ebenfalls im Stabreim verfasst wurde. Der "Arthur" sticht da schon etwas heraus. Die Themenwahl mag ĂŒberraschen. Tolkien hat sich gelegentlich vom Arthur-Stoff distanziert. Zum Einen, weil Tolkiens Steckenpferd die Angelsachsen gewesen sind - jene Angeln und Sachsen, die nach dem Abzug der Römer in England einfielen und sich ausgerechnet als die _Gegner_ des groĂen Sagenkönigs hervortaten (und die keltischen Ureinwohner nach Wales und die französische Bretagne vertrieben). Zum Andern, weil der Arthur-Stoff stark französisch und (von den unterlegenen Kelten) anti-angelsĂ€chsisch geprĂ€gt ist - und schlieĂlich von eben jenen französischen Normannen wieder zurĂŒck nach England gebracht wurden, die 1066 die Angelsachsen besiegten. Beides hat Tolkien daran gehindert, die Arthur-Legenden als einen _englischen_ Mythos ("englisch" in Abgrenzung zu "britisch') anzusehen. Was Tolkien aber nun daran so fasziniert hat, dass er dem "Fall of Arthur" ein eigenes Werk widmen wollte, lĂ€sst sich vielleicht im Laufe der LektĂŒre herausfinden. Ein anderer interessanter Aspekt wird sein, inwieweit sich Tolkien von seinen Vorlagen entfernt und aus dem Stoff etwas Eigenes erschaffen hat. Seit Carpenter hielt sich ja das GerĂŒcht, dass Arthurs Gemahlin Guinever von Tolkien als bösartig dargestellt wird... Jedenfalls freue ich mich sehr auf die LektĂŒre mit euch und auf die neuen Perspektiven, die sich dadurch eröffnen werden. Bearbeitet 10. Januar 2018 von Berenfox Zitieren
Alsa Geschrieben 10. Januar 2018 Geschrieben 10. Januar 2018 vor 3 Stunden schrieb Torshavn: Doch wahrscheinlich verstehe ich dich da auch falsch. Ich glaube, in dem Fall tatsĂ€chlich. Ich habe das Poem ja noch gar nicht gelesen. - In dem Begleitthread hattest Du geschrieben, dass man einfach seine Gedanken hinschreiben könne. Und zu dem Titel war mir dann die Doppelbedeutung des Begriffes "fall" aufgelfallen, und ich habe das in den Thread, der fĂŒr das "Vorwort° reserviert ist, hingeschrieben, damit man das dann eben in den folgenden Threads ĂŒberprĂŒfen kann.  Zitieren
Alsa Geschrieben 14. Januar 2018 Geschrieben 14. Januar 2018 Am 6.1.2018 um 00:57 schrieb Aelfwine: 7.    Scull/Hammond, The J.R.R. Tolkien Companion and Guide, Bd. 1: Chronology (1930, 1934, 1955), Bd. 2: Readerâs Guide. (Artikel: âArthur and the Matter of Britainâ!!!, âBeowulfâ, âChambers, Raymond Wilsonâ, âPoetryâ).  Zu diesem Buch habe ich zwei Fragen: 1. Worauf beziehen sich die Zahlen, die ich in dem Zitat gefettet habe? Entweder ich bin grad doof, oder es ist wirklich unklar. Ich besitze die beiden BĂ€nde. Sie sind im Jahr 2006 publiziert worden. Jahreszahlen können es also nicht sein. Seitenzahlen aber auch nicht; beide BĂ€nde zusammen erreichen keine 1930 Seiten. 2. Scull/Hammond haben jĂŒngst - Oktober 2017 - dieses Werk in ĂŒberarbeiteter und erweiteter Form  neu herausgegeben. Es ist nun dreibĂ€ndig. Leider auch teuer. Irgendwann werde ich sie mir kaufen, aber meine Frage an die, die diese BĂŒcher schon kennen: Ist das, was Tolkiens "The Fall of Arthur" betrifft, dort ebenfalls ĂŒberarbeitet worden? - Immerhin ist Tolkiens "Arthur" ja erst 2013 erschienen und kann in der zweibĂ€ndigen Ausgabe von Scull/Hammond noch nicht voll berĂŒcksichtigt worden sein.  Dazu dann noch ein weiterer Punkt, den ich möglicherweise irgendwo schon mal thematisiert habe: 3. Christopher Tolkien erlĂ€utert die Arthur-Tradition in Tolkiens "The Fall of Arthur" nicht um ihrer selbst willen, sondern nur in der Hinsicht, was sein Vater an dieser Tradition verĂ€ndert hat. Das heiĂt fĂŒr mich dann: Warum hat Tolkien dermaĂen viel Zeit dafĂŒr investiert, da es ja doch schon genug Arthur-Variationen gab? Von anderen Schriftstellern weiĂ ich: Wenn sie antike Stoffe aufgreifen und neu gestalten, dann geht es ihnen um die Deutung ihrer eigenen Zeit. Und meine Frage wĂ€re dann: Was will Tolkien mit dieser Umgestaltung mitteilen? Was war ihm da wichtig? Zitieren
Berenfox Geschrieben 14. Januar 2018 Geschrieben 14. Januar 2018 Ja, die ĂŒberarbeitete Version des Reader's Guide enthĂ€lt einen langen neuen Artikel ĂŒber "The Fall of Arthur". Ob auch in der Chronology etwas hinzugefĂŒgt wurde habe ich noch nicht ĂŒberprĂŒft, wĂ€re aber anzunehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Zahlen, die du in deinem ersten Punkt gefettet hast, Jahreszahlen in der Chronology sein könnten. Zitieren
Berenfox Geschrieben 14. Januar 2018 Geschrieben 14. Januar 2018 @Aelfwine Die neue Hammond / Scull Ausgabe steht mir - wie auch die alte - zur VerfĂŒgung. Bisher habe ich noch nicht groĂ verglichen, zumindest ist ein fast siebenseitiger Artikel zum hier besprochenen Buch hinzugefĂŒgt worden. Den Inhalt teile ich natĂŒrlich gern, auch fĂŒr bestimmte Vergleichsanfragen bin ich natĂŒrlich zu haben. Ob ich die Artikel von Todd Jensen in "Beyond Bree" hier habe muss ich erstmal checken, aber ich fĂŒrchte nicht. Zitieren
Aelfwine Geschrieben 15. Januar 2018 Geschrieben 15. Januar 2018 vor 18 Stunden schrieb Alsa: Zu diesem Buch habe ich zwei Fragen: 1. Worauf beziehen sich die Zahlen, die ich in dem Zitat gefettet habe? Entweder ich bin grad doof, oder es ist wirklich unklar. Ich besitze die beiden BĂ€nde. Sie sind im Jahr 2006 publiziert worden. Jahreszahlen können es also nicht sein. Seitenzahlen aber auch nicht; beide BĂ€nde zusammen erreichen keine 1930 Seiten.  vor 17 Stunden schrieb Berenfox: Ich könnte mir vorstellen, dass die Zahlen, die du in deinem ersten Punkt gefettet hast, Jahreszahlen in der Chronology sein könnten. Das ist vollkommen richtig, die Jahreszahlen beziehen sich auch die "Chronology". vor 17 Stunden schrieb Berenfox: Den Inhalt teile ich natĂŒrlich gern Das wĂ€re super! Zitieren
Alatariel Geschrieben 15. Januar 2018 Autor Geschrieben 15. Januar 2018 Danke, Aelfwine, fĂŒr die Literaturliste. Das ist ein hilfreiche Zusammenstellung fĂŒr den Anfang.  Am 05/01/2018 um 23:57 schrieb Aelfwine: Ich bin mir nicht sicher, ob das Vorwort, das Christopher Tolkien ziemlich knappgehalten hat, furchtbar viel Diskussionsstoff hergibt. Ganz im Gegensatz zum Thema âKönig Arthur/Artusâ, dass als Forschungs-/BeschĂ€ftigungsfeld eigentlich kaum mehr zu ĂŒberblicken ist. Nein, viel Diskussionsstoff bietet es wohl nicht. Meine Hauptmotivation dem Vorwort trotzdem einen eigenen Thread zu widmen war 1) um neuen Diskussionteilnehmern ein wenig "Vorlaufzeit" zu geben, da zu Neujahr erst der letzt Newsletter verschickt wurde und 2) um Platz fĂŒr eben jene allgemeineren Fragen und Diskussionen rund um den Arthur Stoff zu bieten. Am 10/01/2018 um 16:59 schrieb Berenfox: Dass dieses Gedicht aber ein wenig aus Tolkiens Werk herausfĂ€llt lĂ€sst sich nicht leugnen. Es gehört nicht direkt zum nordischen Sagenkomplex, den Tolkien in mehreren Gedichten verarbeitet hat. Auch könnte man sich fragen, warum Tolkien nicht eher die Gedichte aus seinem eigenen Kosmos vervollstĂ€ndigt hat, das "Lay of the Children of HĂșrin" zum Beispiel, das ja ebenfalls im Stabreim verfasst wurde. Der "Arthur" sticht da schon etwas heraus. Wobei wir nicht vergessen sollten, dass ja auch die Neufassung von Artusepikableger "Sir Gawain" schon ein gewisser "Kompromiss" in diese Richtung war. Obgleich sie fĂŒr Tolkien die Möglichkeit bot sich mit seinem geliebten Stabreim zu befassen, ist der Stoff unbestreitbar der eines höfischen Romans in der französischen Tradition - inklusiver all der religiösen Motive. Ich frage mich, ob nicht seine neue Professur auch eine Rolle gespielt haben mag und er nach Möglichkeiten suchte, die Inhalte des Lehrplans mit seinen eigenen Interessen zu verbinden. WeiĂ jemand zufĂ€llig, ob er Ă€hnlich wie zu Sir Gawain auch zur Artussage allgemein Vorlesung gehalten hat?  Zitieren
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