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Sequenz 15: Das Fenster nach Westen / ... / Der verbotene Weiher


Acheros

Empfohlene Beiträge

Hallo,

und willkommen zu unserer sequenziellen Besprechung von Peter Jacksons 'Herr der Ringe' -Trilogie, die auf dem gleichnamigen Werk von J.R.R. Tolkien basiert.

Dieser Thread widmet sich der Besprechung eines ausgewählten Ausschnittes aus 'Die Zwei Türme' in der Special Extended Edition (SEE). Besprochen werden sollen die DVD-Kapitel 40, 41 und 42 mit den Titeln

Das Fenster nach Westen / Die Söhne des Statthalters / Der verbotene Weiher

und der Laufzeit (SEE) von 0:26:54 - 0:42:04 (2.DVD)

Anmerkungen, Fragen und jedwede weitere Kommentare, die nicht direkt mit dem Thema dieses Threads hier übereinstimmen, sind bitte in dem Thread zur allgemeinen Besprechung und Koordination zu tätigen: http://www.tolkienforum.de/index.php?showtopic=6954

Dann viel Spass bei der Besprechung :)

Hinweis: Der Thread öffnet sich am Freitag, 23.01. um 16 Uhr

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  • 3 Wochen später...

Dann eröffne ich mal die Diskussion.

Willkommen zu Melkors kleiner Romanstunde ;-).

Die Sequenz beginnt mit einem Blick auf die Karte von Mittelerde, die entfaltet wird. Sie ist schön gestaltet und hält sich eng an die bekannte Karte aus den Büchern. Die Schrift sieht aus wie mit Tinte geschrieben. Sie gefällt mir, das ist eine kleine kalligrafische Augenweide.

Hier sieht man zum ersten Mal Faramir richtig, und auch sein Name wird zum ersten Mal genannt. Er hält sich mit seinen Leuten in Henneth Annûn, der geheimen Zuflucht in Ithilien, auf und erhält gerade die neuesten Nachrichten über die Truppenbewegungen des Feindes. Das, was er erfährt, stimmt ihn nicht gerade fröhlich. Er weiß nun, dass Sauron unter Zuhilfenahme der Ostlinge und Südländer ein gewaltiges Heer auf die Beine stellt, und ihm ist auch bewusst, dass Gondor – und damit die Menschen Mittelerdes allgemein – ihm nicht werden standhalten können. Auch weiß er, dass auf der anderen Seite Saruman ebenso zum Krieg rüstet. Faramir macht hier schon einen besonnenen Eindruck. Wie wohl Boromir an seiner Stelle reagiert hätte?

Schnitt auf Frodo und Sam, denen gerade die Augenbinde abgenommen wird. Man sieht, dass sich die Höhle hinter einem Wasserfall befindet, was ein kluges Versteck scheint. Faramir konfrontiert die beiden Hobbits sofort mit der Vermutung, dass man sie für Ork-Spitzel halte. Frodo sagt nichts, während Sam empört reagiert. Frodo stellt ihn und sich vor, und als Faramir fragt, ob Sam Frodos Leibwächter sei, antwortet Sam – noch immer ziemlich gereizt -: „Nein, sein Gärtner!“ Ach ja, der gute Sam :-O.

Faramir fragt Frodo, wo denn ihr „schleichender Freund“ sei, und obwohl Frodo behauptet, dass er und Sam allein unterwegs seien, sieht man Faramirs Gesicht an, dass er ihnen nicht glaubt. Es ist durchaus klar, dass er über Gollum Bescheid weiß, denn offenbar arbeiten seine Später sehr gut, wie man daran sieht, dass sie ihn mit Informationen über Saurons und Sarumans Vorgehen versorgen.

Als Frodo anfängt, über ihre Reise zu berichten und über die Gefährten, die dabei waren, ändert sich Faramirs Gesichtsausdruck ganz subtil, als Frodo Boromir erwähnt. Noch kann man nicht erraten, was Boromir und Faramir miteinander zu tun haben, als Faramir fragt, ob die Hobbits Freunde von Boromir seien.

Frodo beantwortet die Frage mit Ja, und ich finde, das zeigt, dass er Boromir vergeben hat, was dieser getan hat. Letztendlich wusste Frodo, dass Boromir von dem Ring beeinflusst war und dass er im Grunde ein ehrenwerter Mann war. Eine schöne Geste, dass Frodo sich also trotz allem als Boromirs Freund betrachtet. Sam wäre da wahrscheinlich wieder skeptischer.

Faramir überrascht die Hobbits – und die Zuschauer – mit dem Wissen, dass Boromir tot ist. Wie kann er davon erfahren haben? Gleich folgt die Antwort: Boromirs Horn, in zwei Teile gespalten, wurde ans Ufer gespült. Faramir hatte nicht nur deswegen gespürt, dass etwas mit Boromir passiert war. Er war sein Bruder.

Die folgende Sequenz wirkt zwar durch die Musik und Beleuchtung traumähnlich, trotzdem ist man nicht sicher, ob es tatsächlich ein Traum oder eine Vision ist, oder real. Faramir watet durch den Fluss auf ein Boot zu, das langsam vorbeitreibt. Als es nah genug ist, kann man hineinsehen. Der tote Boromir liegt darin.

Kleine Anmerkung am Rande: War das jetzt der richtige Sean Bean oder sein täuschend echtes Puppen-Double? Ich war letztes Jahr auf der „Herr der Ringe“-Ausstellung in Berlin, wo unter anderem das Boot mit dem Double darin ausgestellt war, und man hätte wirklich meinen können, der echte Sean Bean würde schlafend darin liegen, so lebensecht wirkte das Ganze. Richtig unheimlich ;-).

Es folgt eine Szene, die ich persönlich ziemlich wichtig finde, zeigt sie uns doch ein bisschen mehr von Boromirs Charakter. Im zurückeroberten Osgiliath hält er eine kurze, aber flammende Ansprache an die Gondorianer, ein wehendes Banner in der Hand und gekleidet in eine glänzende Rüstung, auf der der Weiße Baum abgebildet ist, und das Volk jubelt ihm tausendfach zu. Die Szene zeigt, dass Boromir ein charismatischer Anführer war, im Gegensatz zum eher verschlossenen Faramir, den man sich in dieser Rolle – und in diesem Moment an Boromirs Stelle – nicht unbedingt vorstellen kann. Brüder zwar, doch wie verschieden! Boromir erscheint hier sehr souverän und fast schon euphorisch. Vielleicht auch ein bisschen selbstüberschätzend? Trotzdem – er ist der Typ von Anführer, den das Volk in einer solch schweren Zeit braucht und dem es bedingungslos folgt. Man beginnt zu vermuten, welch schwerer Verlust Boromirs Tod für Gondor tatsächlich ist.

Beide Brüder scheinen jedoch ein Problem mit ihrem Papa zu haben, denn Boromir ist nicht begeistert, als Denethor auf der Bildfläche erscheint, der Truchsess von Gondor – hier übrigens noch besser aussehend als dann später. Ich könnte Denethor hier gleich schon rechts und links eine reinhauen, sorry :-O. Wie er Boromir beachtet und lobt und im gleichen Atemzug Faramir ignoriert und niedermacht... es ist nicht zu fassen. Boromir steht aber auf Faramirs Seite und setzt sich für diesen ein; offenbar geht er mit dem Verhalten seines Vaters nicht konform. Für Denethor scheinen nur ganz bestimmte Charakterzüge wichtig zu sein, andere klammert er völlig aus. Charakterzüge, die sein einer Sohn hat, sein anderer aber offenbar nicht.

Hier erfährt man nun, wie Boromir seinen Auftrag erhielt, nach Bruchtal zu gehen und dass es nicht seine Idee war, den Ring für Gondor zu beanspruchen; sein Vater hat ihm dies eindringlich aufgetragen. Boromir scheint hier auch ziemlich skeptisch zu sein. Vielleicht hätte er ohne den Einfluss seines Vaters anders gehandelt; sich anders verhalten? Anders gedacht?

Als Faramir sich an seiner Stelle anbietet, nach Bruchtal zu reiten, wird ihm dies von Denethor harsch untersagt, der seinem zweitgeborenen Sohn offenbar gar nichts zutraut. Dabei wäre all das Unheil wahrscheinlich nicht passiert, wäre Faramir gegangen. Aus Zuschauersicht betrachtet wäre er die bessere Wahl gewesen.

Diese ganze Sequenz ist jedenfalls eine wichtige Ergänzung in der SEE, da sie nicht nur die unterschiedlichen Charaktere von Boromir und Faramir näher beleuchtet, sondern auch den Charakter ihres Vaters, der hier schon unsympathisch rüberkommt. Ebenso erfährt man hier etwas über die Beziehung von Boromir und Faramir untereinander als auch zu ihrem Vater und umgekehrt. Es stellt sich die Frage, warum Denethor dieses Verhalten seinen Söhnen gegenüber an den Tag legt. Faramir kann einem schon hier einfach nur leid tun. Ich finde es aber gut, dass Boromir auf seiner Seite steht. Die beiden halten zusammen.

Was mag Faramir in diesem Moment der Erinnerung durch den Kopf gehen? Wahrscheinlich, was passiert wäre, wäre er nach Bruchtal gegangen. Für ihn muss das alles nur schwer zu ertragen sein.

Mitten in der Nacht werden Frodo und Sam von Faramir geweckt, der sie aus der Höhle hinaus führt. Jetzt folgt ein grandioses Nachtbild, das einfach nur sagenhaft aussieht. Faramir, wie er vor der Höhle steht und ein kilometerweiter Blick über den nächtlichen Wald und das sich anschließende, weite Gebirge. Durch das Licht wirkt das alles wie verwunschen und unwirklich. Der darüber strahlende Vollmond tut sein Übriges. Ein weiteres geniales Bild für den Desktop ;-). Wunderschön.

Frodo folgt Faramirs Blick und sieht unter sich einen kleinen Teich, in den eine Gestalt gerade hineinspringt. Ganz klar, dass das nur Gollum sein kann. Er ahnt nicht, dass er etwas Verbotenes tut, denn Faramir erläutert, dass allein schon das Betrachten des Verbotenen Weihers die Todesstrafe zur Folge hat. Wie um dies zu bekräftigen, tauchen neben dem Wasserfall Bogenschützen auf, die auf die Gestalt unten zielen, die sich nun tatsächlich als Gollum entpuppt, der sich einen Fisch gefangen hat. Frodo überlegt einen Moment und hält dann Faramir davon ab, auf Gollum schießen zu lassen, womit er zu erkennen gibt, dass er – entgegen seiner ersten Aussage – diesen doch kennt.

Frodo geht hinunter und versucht, Sméagol dazu zu bewegen, mit ihm zu kommen. Zunächst erscheint dieser zögernd und skeptisch, doch dann nähert er sich Frodo langsam. In diesem Moment wird er von Faramirs Leuten überwältigt, die ihn packen und ihm einen Sack über den Kopf ziehen. Und trotz Frodos Beteuerung, dass man Gollum nichts tun wolle, habe ich das Gefühl, dass das der Moment war, in dem das dünne Band des Vertrauens, das zwischen Frodo und Gollum entstanden war, wieder zerriss, denn letztendlich muss sich Gollum doch von Frodo hintergangen fühlen.

Leider behandeln Faramirs Männer Gollum nicht gerade gut, sondern misshandeln ihn, bis Faramir eingreift. Warum eigentlich diese Gewalt in diesem Moment? Nur weil Gollum nicht „pariert“? Als er dann zusammengekauert in der Ecke liegt, kommt seine gespaltene Persönlichkeit wieder zum Vorschein, und man bekommt live und in Farbe mit, wie sein Gollum-Selbst Frodo die Schuld an allem gibt, während sein Sméagol-Selbst Frodo noch immer vertraut. Aber das Gollum-Selbst wird stärker und stärker, und er macht Andeutungen, die Faramir hellhörig werden lassen. Als er sich schließlich zu Faramir umdreht, sieht man, dass Sméagol verloren hat. Gollum ist wieder da. Angesichts dessen, war ihm gerade passiert ist, durchaus verständlich.

Frodo und Sam schmieden Fluchtpläne. Hier finde ich Sam doch etwas unbesonnen, als er Frodo rät, den Ring zu benutzen, um ihre Flucht zu ermöglichen. Dafür erkennt Frodo offenbar zum ersten Mal, was der Ring ihm antut.

Da taucht Faramir mit gezogenem Schwert bei ihnen auf und weiß offensichtlich Bescheid. Hat Gollum geplaudert, oder hat Faramir 1 und 1 zusammengezählt? Jedenfalls wirkt er hier plötzlich bedrohlich. Im ersten Moment scheint er eine Charakterveränderung durchgemacht zu haben, und er benimmt sich ähnlich wie Boromir, als er Anstalten macht, Frodo den Ring abzunehmen, um sich dadurch seinem Vater gegenüber zu beweisen. Schon verständlich, dass Faramir zunächst so denkt dank der Demütigungen, die er durch seinen Vater erfährt.

Auch Frodo fühlt sich an Boromir erinnert, denn er weicht abrupt vor Faramir zurück, der wie in einem Traum zu sein scheint. Erst Sams Stimme bringt ihn in die Realität zurück. Doch als man schon glaubt, Faramir sei wieder „normal“ geworden, verkündet dieser, dass der Ring nach Gondor gehen werde.

Hier sieht man wieder einmal eindrucksvoll, welchen Einfluss der Ring ausübt, selbst auf Leute, die ihn nicht tragen, sondern ihn nur sehen. Denn was sonst sollte Faramir in diesem Moment so beeinflusst haben?

Das war wieder ein langer Aufsatz. Ich hoffe, ihr habt alle bis zum Schluss durchgehalten und ich konnte die eine oder andere Diskussionsanregung geben ;-).

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Das sind wirklich interessante Sequenzen im Film. Zunächst wirkt für mich Faramir noch sehr buch-konform. Er reagiert besonnen und die Befragung der zwei Hobbits ist ähnlich wie im Buch. Allerdings sind Frodo und Sam im Film Gefangene und keine Gäste. Was mich auch noch stört ist die nicht gerade sanfte Behandlung der Hobbits durch die Waldläufer.

Die Traum-Sequenz mit dem Boot und dem toten Boromir ist sehr schön gemacht. Die Farben sind in düsterem Blau gehalten, nur das Boot leuchtet hell von innen heraus. Faramirs Gesichtsausdruck spricht Bände. Es muss ein schwerer Schlag für ihn gewesen sein, den einzigen Menschen aus der Familie zu verlieren, der zu ihm gehalten hat.

Die Osgiliath-Szene finde ich auch sehr schön: Man sieht die Truchsess-Familie gemeinsam und man merkt sofort, wie herzlich das Verhältnis der Brüder zueinander ist und wie gemein der Vater zu Faramir ist. Was ich nicht so gut finde: Denethor schickt Boromir nach Bruchtal, weil er irgendwas von einer Versammlung gehört hat und von einer geheimnisvollen Elbenwaffe, die Boromir nach Gondor bringen soll. Das mit dem Traum aus dem Buch wird vollkommen weggelassen, was ich schade finde. Denethor verspottet Faramir, als dieser an Boromirs Stelle nach Bruchtal gehen will. Man sieht hier schon, dass der Charakter des Truchsess bedeutend gemeiner und grausamer als im Buch dargestellt ist.

In der nächsten Szene sieht man wieder die Höhle, die aber leider nie bei ihrem schönen Namen "Henneth Annûn" genannt wird. Auch dass die Waldläufer elbisch miteinander reden, wird weggelassen. Faramir lotst Frodo - wie im Buch - zum Verbotenen Weiher. Das Vollmond-Bild finde ich auch klasse. Hat mein Desktop schon einige Male geziert. :-D Die Szene verläuft wie im Buch: Frodo muss sich schließlich dafür entscheiden, Gollum zu verraten.

Was dann allerdings geschieht, finde ich überhaupt nicht gut: die Waldläufer nehmen Gollum nicht nur auf ruppige Art gefangen, sie verprügeln ihn auch noch. Und Faramir sieht weg! Warum das? Nachdem der Charakter von Faramir bisher Sympathiepunkte sammeln konnte und sein Handeln auch dann nachvollziehbar war, wenn es nicht dem Buch entsprach, versteht man jetzt nicht, warum er es zulässt, dass Gollum mißhandelt wird. Als er endlich "genug!" ruft, ist aus Gollum eigentlich der letzte Rest Vernunft und Vertrauen herausgeprügelt worden. Er beginnt sich von Smeagol wieder zu Gollum zu verwandeln. Er ist wütend auf Frodo, der ihn verraten hat. Diese Wut führt schließlich später dazu, dass er Frodo Kankra ausliefert. Im Film sieht es so aus, als ob das Handeln Faramirs und seiner Männer daran schuld ist. Das sollte eigentlich nicht sein.

In der nächsten Szene wird Faramir vom Ring versucht. Das passt allerdings auch nicht zum Charakter im Buch, der ja gesagt hat: "Ich würde dieses Ding, selbst wenn es auf der Straße läge." Es sieht jetzt so aus, als wenn Faramir auch nicht viel charakterfester als sein Bruder wäre. Er macht den gleichen Fehler und bedroht Frodo. Seltsamerweise lässt sich Faramir dann von Sams beherztem Einschreiten daran hindern, den Ring letztendlich zu nehmen. Faramir ist verwirrt und weiß im Moment nicht, was er tun soll. Erst als ein Mann (Damrod?) kommt und ihm zuflüstert, dass die Truppe in Osgiliath gebraucht wird, ergreift Faramir wieder die Initiative und beschließt Frodo und Sam nach Osgiliath mitzunehmen. Vielleicht war es wichtig, im Film den Einfluss des Ringes auf Menschen immer wieder vorzuführen. Im Buch ist es vielleicht sogar eine Schwachstelle, dass Faramir sich überhaupt nicht vom Ring versuchen lässt.

Viele Buchfans haben jedoch deshalb Faramirs Darstellung im Film rigoros abgelehnt. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man im großen und ganzen Faramirs Handeln nachvollziehen kann: das Verprügeln hätte aber nicht sein müssen.

Bearbeitet von Celebne
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Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man im großen und ganzen Faramirs Handeln nachvollziehen kann: das Verprügeln hätte aber nicht sein müssen.

Der Meinung bin ich auch. Das ist übrigens eine der wenigen Szenen, die ich übergehe, weil ich es schwer ertrage, zu sehen, wie durch diese völlig überflüssige Brutalität Smeagol wieder zu Gollum wird.

Ich weiß, dass man die Filme fürs Kino nicht endlos dehnen konnte, aber trotzdem finde ich, durch das Weglassen dieser Brüder-Vater-Szene versteht man Boromirs Charakter falsch, man denkt, es sei seine eigene Idee, den Ring zu nehmen, und weiß nicht, dass dahinter dieser Brüder-Vater-Konflikt steckt. Auch Faramirs Verdienst, den Ring ziehen zu lassen, wird so nicht richtig deutlich.

Wenn Denethor mit seinem dauernden "my first born sun" ankommt, möchte man ihn am liebsten würgen. Kann er nicht einfach Boromir sagen? Nein, "my first born sun" hier, "my first born sun" da. Schön widerlich! Von der Mutter seiner Kinder spricht er übrigens niemals - das passt zu diesem Egozentriker.

Bearbeitet von Fioridur
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Im Buch ist es vielleicht sogar eine Schwachstelle, dass Faramir sich überhaupt nicht vom Ring versuchen lässt.

Viele Buchfans haben jedoch deshalb Faramirs Darstellung im Film rigoros abgelehnt. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man im großen und ganzen Faramirs Handeln nachvollziehen kann: das Verprügeln hätte aber nicht sein müssen.

Diese Sequenz zeigt mir wieder einmal wie wichtig die SEE für das Verständnis des Films ist, gerade für Tolkien- Freunde. Als ich den Film das erste Mal im Kino sah, habe ich Jackson verflucht für die unnötig falsche Darstellung Faramirs, der schon immer eine meiner Lieblingsgestalten war. Die SEE hat dieses Bild dann wieder etwas zurechtgerückt.

Ich halte es nicht für eine Schwachstelle des Buches, das Faramir sich nicht vom Ring versuchen läßt. Es passt sehr gut zu seinem Charakter. Er ist der ruhige, besonnene Typ, der von seiner Bildung, die er als Sohn des Statthalters sicherlich genossen hat, bestimmt mehr behalten und verinnerlicht hat. Ich denke er weiß um die Gefährlichkeit des Rings.

Die Vater- Söhne- Szene hat für mich einen Wehrmutstropfen. Sie beleuchtet ganz wunderbar das Verhältnis der beiden Brüder untereinander, die beide in Aussehen ( Rüstung ) und Verhalten ( erfolgreiche Krieger ) hier her gehören. Beide haben meiner Meinung nach Rückhalt im Volk. Wobei Boromir die "Heldengestalt" ist, der alle folgen. Und Faramir eher der "Wegbereiter", der die Infos über Feindbewegungen einholt und in kleineren Scharmützeln den Gegner schwächt. Als dann Denethor auftritt, wirkt er irgendwie fehlt am Platz, schon rein äußerlich: der lange Mantel, das offene Haar, keine Rüstung. Er kommt mir irgendwie "privat" vor, als käme er gerade mal kurz von Minas Tirith herüber. Ganz anders als seine Söhne. Dann die Bevorzugung Boromirs und die Herabsetzung Faramirs. Und was tut Boromir, der seinen Bruder doch liebt. Seinen ersten Versuch auf Faramrs Verdienste aufmerksam zu machen, blockt Denethor einfach ab. Dann wird er etwas patzig und als er ein zweites Mal versucht seines Bruders Fähigkeiten zu loben ( er und Denethor sind jetzt allein; warum eigentlich? ) schmettert der Vater noch rigoroser ab, wobei er kaum ein gutes Haar an Faramir läßt. Und Boromir ist still. Stimmt stillschweigend dem Satz des Vaters zu: "Ich weiß um Faramirs Fähigkeiten, und es sind wahrlich nicht viele." ( sinngemäß zitiert ). Dann der Auftrag nach Bruchtal zu gehen, den Boromir für falsch hält. Faramir bekommt den letzten Teil des Gespräches mit, bietet sich an seines Bruders Stelle an. Anstatt den nichtgewollten Auftrag mit entschiedenem Einsatz für Faramirs Fähigkeiten ihrem Vater gegenüber, auf den jüngeren Bruder übertragen zu lassen, bleibt er wieder still und fügt sich.

Natürlich ist es Boromir der nach Bruchtal muß, das Buch gibt das vor. Aber der, in meinen Augen, nur zaghafte Einsatz für den Bruder wirft einen Schatten auf Boromirs Heldengestalt. Doch Faramir scheint das ja nicht so zu empfinden.

Die Szene am Weiher hat mich das erste und einzige Mal ganz auf Smeagols Seite gestellt. Das rücksichtslose, brutale Vorgehen der Gondorianer hat mich wirklich erschüttert. Das hatte Smeagol zu dem Zeitpunkt ganz und gar nicht verdient. Und Faramir schaut weg, lange Zeit. Ich glaube nicht das Faramir eins und eins zusammengezählt hat, als er Frodo auf den Ring anspricht. Es sieht eher so aus, als hätte er sich noch eine ganze Zeit mit Gollum beschäftigt und das Wissen vielleicht aus ihm "herausgepresst". Aber das ist nur eine Vermutung.

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Ihr seid ja schon nach nicht einmal einem Tag recht fleißig gewesen. Sehr erfreulich. :-)

Dann werde ich mal meine Eindrücke, Beobachtungen und Interpretationen in einem, wie immer langen, Beitrag loswerden. :-O

Gleich in den ersten Sekunden der Sequenz fällt mir genug auf um einige Zeilen zu füllen. Die Karte. Auffällig ist hier, dass Minas Morgul und auch Cirith Ungol nicht eingezeichnet sind. Minas Morgul hat man vermutlich wegen der Schmach aus den Karten getilgt, da es einst das prächtige Minas Ithil darstellte und nun für immer verdorben ist. Dass Cirith Ungol fehlt mag daran liegen, dass gart nicht bekannt ist, dass sich dort auch ein Wachturm Mordors befindet, denn eigentlich ist Cirith Ungol nur der Name des Pfades und den werden nicht so viele Menschen bestritten haben und zurückgekehrt sein. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass im Vergleich mit Bilbos Karte viel weniger Namen auf dieser Karte zu sehen sind. So fehlen z.B. die Gebietsbezeichnungen Rohans oder die Flussnamen.

Die Karte wirkt nicht druckfrisch und ist verknittert und recht klein gefaltet, was zeigt, dass sie durchaus verwendet wird. Hier erfährt man auch nochmal wohin Théoden geographisch geflohen ist.

Die Erklärung des Waldläufers lässt durchblicken, dass die Späher gute Arbeit leisten und Faramir recht gut informiert ist über die Aktivitäten in Rohan und Gondor. Hier wird schon gesagt, dass Satdt Osgiliath zu schwach verteidigt ist um sie halten zu können. Faramir rechnet Théoden allerdings scheinbar keine Erfolgschancen zu, da er schon damit rechnet an zwei Fronten kämpfen zu müssen und seine Erfolgschancen gering sind. Mitunter auch ein Grund für ihn den Ring zu seinem Vater zu bringen.

Frodo und Sam nimmt man die Augenbinden ab, was verdeutlicht, dass ihr Versteck geheim ist und sie selbst für Leute, die nicht sehr gefährlich aussehen und die sie nicht beabsichtigen wieder gehen zu lassen, Ausnahmen machen. Im Hintergrund tut sich einiges. Es besteht also scheinbar kein Grund zur Sorge für die Waldläufer und sie gehen ihren normalen Aufgaben nach.

Interessant finde ich, dass man hier fast den Dialog im Fangorn nachahmt, als man Merry und Pippin als Orkspäher bezeichnet hat. Hobbits scheinen da im Allgemeinen ziemlich allergisch drauf zu reagieren. Ich frage mich nur immer wie man darauf kommt, dass ein Hobbit etwas mit einem Ork zu tun haben könnte. Ist wahrscheinlich nur Standart-Skepsis in Kriegszeiten. Faramir macht hier eine noble Geste. Er setzt sich und begibt sich auf Augenhöhe mit den stehenden Hobbits. Auf jeden Fall ein Beweis dafür, dass er sie nicht als ernste Bedrohung sieht oder ihnen vertraut, dass sie keine Spione sind. Frodo mach sofort sehr genaue Erklärungen und nennt vor und Nachnamen, was weiterhin sehr vertrauenserweckend für den Verhörer ist. Sam antwortet interessanterweise noch mit seiner alten Tätigkeit im Auenland für Frodo, denn mittlerweile ist er sicherlich eher eine Art Leibwächter für ihn obwohl er dies nie gesagt hat. Passt natürlich gut dazu, dass sie vorgeben Wanderer zu sein.

Die Frage nach Sméagol beantwortet Frodo sehr bestimmt und rasch, aber nicht wahrheitsgemäß. Sam schaut ihn skeptisch aus den Augenwinkeln an. Fragt er sich nur warum Frodo ihn schon wieder in Schutz nimmt oder hat er Angst darum dass dies das Todesurteil für ihren Führer sein könnte wenn sie ihn schnappen. Mir gefällt die Vorstellung, dass sich Sam um Sméagol wegen seiner wichtigen Funktion für sie sorgt.

Auch Faramir schaut skeptisch auf diese Antwort. Frodo übergeht diese Reaktion und erzählt weiter ihre Geschichte ohne danach gefragt worden zu sein. Er gibt Faramir unwissend sehr viel von ihnen Preis. Sieht er in Faramir einen Freund, getreu dem Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" oder sieht er die Wahrheit als einzige Chance an, dass Faramir sie gehen lässt? Das wird nicht geklärt. Frodo nennt Aragorn und Boromr schnell hintereinander, so dass man nicht merkt ob auch Aragorns Name Faramir bedenklich stimmt, denn vom rechtmäßigen Thronerben mag er gehört haben.

Frodo sieht sich als Freund Boromirs, was zeigt, dass er ihm veziehen hat den Ring nehmen zu wollen. Hat der unsichtbare Frodo am Amon Hén vielleicht sogar Boromirs Worte gehört und seine Reue vernommen?

Frodo ist auch sehr an Boromirs Schicksal interssiert, was er sehr bestimmend zeigt. Faramirs Antwort scheint Frodo sehr zu erschüttern, denn der Beweis scheint eindeutig und das die beiden Brüder waren dürfte seine Situation nach Boromirs Tod nicht wirklich verbessern. Interessant ist, dass man als Erstzuschauer erst hier wirklich realisiert, dass Frodo und Sam gar nichts von Boromirs Tod wissen können.

Dann kommt eine sehr schön inszenierte Szene, aber gleichsam unlogische dazu. Die visuelle Veränderung dieser Szene zeigt hervorragend, dass es sich um eine Erinnerung handelt. Nun aber die Frage: Boromir stürzt den Rauros herunter, bleibt genau wie man ihn ins Boot gelegt hat liegen (nichtmal das Schwert verrutscht), aber das Horn wird ans Ufer gespült? Halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich hätte das Horn einfach im Boot liegen lassen, dann wäre es wenigstens einigermaßen logisch.

Ohne weitere Worte wird über das gespaltene Horn in die nächste Erinnerung geschwenkt. Diese ist allerdings eine gute Erinnerung und nicht visuell verändert. Man sieht das ungespaltene Horn an Boromirs Seite und wie er Gondors Flagge auf einem Gebäude des zerstörten Osgiliath hisst. Man sieht die ramponierte Stadt und kann sich gut vorstellen welch Pracht die Stadt einst gehabt haben muss. Hinter Boromir ist die zerstörte Kuppel der Sterne zu sehen, die einst der Thronsaal Gondors und Platz eines Palantírs war. Sie scheint realitätsgetreu auch alle andern Bauwerke zu überragen. Nettes Deatil für Kenner. Auch das Weiße Gebirge ist im Hintergrund zu sehen.

Ausserdem trägt Boromir eine Rüstung die einen Kontrast zu seiner leichten Reisebekleidung für die Gemeinschaft darstellt.

Was mir auch noch aufgefallen ist, ist das Banner. Es wirkt zwar strahlend weiß im Vergleich zum alten leicht grauen Mauerwerk, ist aber dennoch stark befleckt und hat wie auch die Männer eindeutig eine Schlacht hinter sich.

Aus Boromirs Worten kann man durch die Euphorie des Sieges viel Optimismus erkennen. Er rechnet mit dem Ende des Krieges und dem Wiederaufbau Osgiliaths und ahnt noch nichts vom bevorstehenden großen Krieg.

Faramir trägt nur eine leichte Lederrüstung und hat wohl in der Schlacht als Bogenschütze gekämpft. Er lobt seine Bruder und fällt ihm in die Arme. Boromir trinkt zunächst nur mit seinem Bruder auf den Sieg, was ihre Verbundenheit mehr als verdeutlicht.

Dann wird Faramir ernst als er sagt "Er ist hier" Diese Worte kommen später noch einmal vor. Legolas sagt genau das über Sauron während Pippin in den Palantír schaut. Ich fühle mich jedes Mal an diese Stelle erinnert und Denethor stellt auch fast schon eine Bedrohung dar, was er für die Euphorie des Sieges und die Freundschaft der Brüder sicherlich auch ist.

Auch Boromir ist von seiner Anwesenheit nicht erfreut auch wenn er ihm dies nicht zeigt. Ich finde dies zeigt sehr schon, dass auch er mit seines Vaters Entscheidungen nicht immer zufrieden ist. Denethor wirkt hier auch eher als typischer Monarch, der seine Leute kämpfen lässt während er in seinem sicheren Thronsaal auf Nachricht über den Sieg wartet. Passt alles sehr gut zu dem Bild, das in ROTK von ihm erzeugt wird.

Denethor behandelt Faramir konsequent schlecht und entwürdigend, was Faramir nur noch mehr Sympathiepunkte beim Zuschauer einbringt. Dass Boromir seinen Bruder hier verteidigt stellt ihn, wie auch Frodos Worte, noch im Nachhinein besser dar als er sich selbst bis zu seinem Tod in den Filmen zeigt. Als Denethor über Faramirs mangelde Stärken spricht schüttelt Boromir nur den Kopf. Er widerspricht nicht, weil er weiß, dass sein Vater unverbesserlich ist was sein Verhalten Faramirs gegenüber betrifft.

Dann erfährt man Denthors wahres Anliegen, das Boromir gar nicht gefällt. Er weiß um die Macht des Ringes und erinnert sich an den Fluch den er für Isildur darstellte. Er zählt auf Boromir und überschätzt seine Stärke. Wie hätte sich Boromir wohl ohne den Druck seines Vaters auf den Schultern und dieser Aufgabe in der Gemeinschaft verhalten? Auf jeden Fall zeigt es hier, dass Boromir zunächst nicht aus seiner eigenen Gier den Ring an sich reißen wollte, sondern dass er den konkreten Auftrag dazu bekommen hat. Als Erklärung für Boromirs Verhalten so lange nach seinem Tod absolut unverzichtbar für Boromirs Verständnis. Ich habe Boromir in den vorherigen Sequenzen immer mit aktuellem Wissenstand bewertet, hier muss ich durch diese Szene vieles davon anders beleuchten. Für mich ist diese erweiterte Szene absolut wichtig im Gesamten besser von Boromir denken zu können als er sich zuvor selbst darstellt.

Denethor zeigt in dieser Szene sehr viel Wissen, das er zu diesem Zeitpunkt nicht haben dürfte. Gandalf will sich des Ringes nicht bemächtigen, aber woher weiß Denethor von Saruman? Woher weiß er von Saurons Plan und Stärke. Ich sehe das als versteckte Andeutung auf den Palantír in seinem Besitz, der ansonsten nicht erwähnt wird. Später im Gespräch mit Gandalf gibt es solche Andeutungen nochmal.

Der Satz "Merk dir den heutigen Tag, kleiner Bruder" zeigt mir igendwie, dass Boromir, der ohnehin nicht überzeugt war, dass der Ring nach Gondor gehen sollte und nur im Auftrag seines Vaters handelt, insgeheim damit rechnet, dass er versagen und wie Isildur enden wird.

Interessant ist nun, wie viel Zeit bei Faramir vergangen ist, denn er wird in der Dunkelheit und während die beiden Hobbits schlafen von seinem Wachposten informiert, dass sie den Dritten gefunden haben.

Ich denke Frodo ahnt warum Faramir ihn weckt und lässt Sam schlafen, weil er fürchtet er wäre keine große Hilfe für Sméagol.

Das Vollmond-Bild ist wahrlich genial. Auch am gegenüberliegenden Hang sieht man einen Wasserfall und weit in der Ferne ein Gebirge, wohl das Ephel Dúath.

Als Faramir Frodo zum Weiher führt beobachtet er ihn sehr genau. Sméagol wirkt sehr unbeschwehrt und zufrieden einen Fisch gefangen zu haben und schwimmen zu können. Allerdings treibt er es mit seiner Art den Fisch zu töten für die Waldläufer wohl auf die Spitze. Ich finde aber es wird im Film nicht so ganz klar warum es die Todesstrafe verlangt wenn man den verboteten Weiher betrachtet.

Erst im letzten Moment greift Frodo zur Wahrheit, was er schon viel früher hätte tun müssen um Sméagol zu schützen, denn die Tatsache, dass er Faramir angelogen hat macht ihn nicht gerade vertrauensseeliger uns es für Sméagol leichter.

Wie Frodo ihn dann in die Falle lockt, ist m.E. der Grund für seine "Rückverwandlung". Dieser vertrauensbruch seines Herrn sehe ich als Auslöser, nicht die Brutalität der Waldläufer, die eigentlich nur die Folge aus seiner Wehrhaftigkeit ist. Hätte er die Gefangenschaft über sich ergehen lassen hätte Faramir die Gewalt sicher nicht so lange geduldet. Dabei ist auch nicht zu vergessen, dass es verglichen mit der Todesstrafe ein mildes Urteil wäre. Faramir ist hier eingeschränkt, denn er kann vor seinen Männern nicht einfach bedingungslose Gnade gegenüber Sméagol zeigen ohne an seiner Führerschaft einzubüßen.

Nun kommt ebenso, wie wie die "Verwandlungsszene" das genaue Gegenstück an Zwiegespräch. Dabei "streichelt Gollum Sméagol" tröstend die Schulter. Sméagol sagt auch selbst sofort in Verbindung mit der Gewalt, dass Frodo ihn hereingelegt hat.

Er wird von Gollum bestätigt, der ihm sagt, dass er ihn gewarnt hätte. Die Brutalität der Waldläufer ist für mich, wie gesagt, also nur der Auslöser, aber keineswegs der Grund für die Veränderung Sméagols.

Sam sieht den Ring als einzigen Ausweg für Frodo, doch Frodo hat zum ersten Mal Angst den Ring zu vrewenden, wo er doch im ersten Teil so unbedacht mit ihm umgegangen war. Doch wenn man sich errinnert, dass er ihn zum letzten Mal am Amon Hén an hatte und dort dirket nach Mordor vor das Rote Auge geführt wurde, ist nur verständlich warum er so Nahe an Mordor dieses Risiko nicht eingehen will. Frodo hat die Macht des Ringes am eigenen Leib gespürt und fürchtet ihn nur viel mehr als noch in "Die Gefährten".

Faramir unterbricht die Fluchtplanung und zieht unvermittelt sein Schwert. Ich finde es hier absolut gut gelöst (nicht nur spannungstechnisch), dass Faramir den Ring anders als im Buch auch begehrt. Er ist ein Mensch und Menschen sind bekanntlich leicht zu beeinflussen, also erfährt er genau die gleiche Beeinflussung wie alle anderen auch. Seine Stärke besteht für mich dann darin, dass er ihr wiedersteht. Gar nicht damit konfrontiert zu werden, wie es im Buch den Eindruck macht ist für mich bei weitem nicht von solch einer Stärke wie er sie im Film zeigt. Er sieht im Ring die Chance die Gunst seines Vaters zu erlangen, für ihn die Armeen Saurons zu besiegen und irgendwann den Thron der Truchsessen zu besteigen, aber letztendlich entsagt er all dem und lässt Frodo später gehen. Viel ehrenhafter als gar nicht darüber nachzudenken in meinen Augen.

Frodo merkt, dass der Ring zu Faramir spricht unterbindet aber diesen Einfluss des Rings auf Faramir, weil er sich an die Szene am Caradhras, in der Boromir vermutlich dem Ring über seinen Auftrag hinaus verfallen ist, erinnert fühlt. Es wird sogar das gleiche Motto im Hintergrund gespielt während Faramir spricht.

Sam erklärt ihr Vorhaben und Faramir erfährt vom Angriff auf Osgiliath. Im Mangel an Zeit entscheidet er sich dafür den Ring erstmal Richtung Osgiliath zu schicken um später eine endgültige Entscheidung treffen zu können.

Übrigens: Ohne namentlich erwähnt zu werden sind hier Damrod und Madril, der später in Osgiliath Meldung macht und für den Film erfunden wurde, kurz zu sehen.

Ich hoffe ihr konntet meinen Beitrag wieder mit Begeisterung lesen und hoffe, dass es noch einige Dinge zu bereden gibt. :-)

Ach, eins noch:

Wenn Denethor mit seinem dauernden "my first born sun" ankommt, möchte man ihn am liebsten würgen. Kann er nicht einfach Boromir sagen? Nein, "my first born sun" hier, "my first born sun" da. Schön widerlich! Von der Mutter seiner Kinder spricht er übrigens niemals - das passt zu diesem Egozentriker.

Ich bin jetzt mit der eglischen Fassung nicht ganz so bewandert, aber ich glaube nicht, dass er von Boromir als "Sonne" spricht. Es müsste sich also wahrscheinlich um "son" nicht "sun" handeln. Wollte das jetzt nur mal wegen möglichen Missverständnissen ansprechen nicht um den Klugscheißer zu spielen. :anonym:

Bearbeitet von Acheros
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So, dann will ich auch mal. Auf diese Faramir-Szenen habe ich mich lange "gefreut".

Zum ersten Mal muss ich hier auch im Acheros'schen-Verfahren die Szene immer in kleinen Häppchen schauen, weil ich so unglaublich viel mitteilen will und sonst durcheinander komme. Also: Achtung lang!

Faramir und einer seiner Hauptmänner breiten eine Karte von Mittelerde aus! Toll ist hier, dass sie lange nicht so detailreich ist, wie man es von einer Landkarte eigentlich erwarten könnte. Man merkt schnell, dass sie vermutlich in Eile angefertigt wurde und von einem z. B. Heerführer, der sich nicht so sehr mit Namen der Orte beschäftigt hat, sondern diese Karte ist eindeutig für den Krieg bestimmt. Hier lassen sich gut die Positionen einzelner Truppen nachvollziehen. Faramir erklärt, von wo sich überall die Bedrohungen nähern. Der Zuschauer sieht nun erstmalig, wo eigentlich Helms Klamm liegt und in welcher Entfernung Isengart zu finden ist. Auch sieht der Zuschauer, wie Minas Tirith, Osgiliath und Mordor anzuordnen sind. Galadriel hatte es eine Szene zuvor schon gesagt, von wo aus die Bedrohung kommt und nun kann man ihre Worte und Bilder, die man dazu gesehen hat, auch geografisch nachvollziehen.

Interessant ist an dieser Szene übrigens noch, dass sie kurzfristig entstanden ist. PJ spielt an dieser Stelle den Faramir, der auf die Karte tippt. Alles, wo man die Karte sieht, wurde in PJs Wohnwagen gedreht mit und von PJ.

Diese Sorge um sein Volk macht Faramir an dieser Stelle auch ausgesprochen sympatisch und er ist derjenige, der kein vermehrtes Leid unter seinem Volk ertragen will. Hier wirkt er richtig menschlich - wie auch im Buch oder in der Szene zuvor, als er den toten Feind betrauert hat.

Danach werden die Augenbinden der Hobbits abgenommen und die folgenden Erklärungen möchte ich vor allem Acheros widmen, dessen Aussagen ich nun komplett umkehren werde ;-) :

Toll ist hier zunächst, wie die beiden Hobbits ganz verloren in dieser Höhle stehen und sich keiner um sie kümmert. Hier sieht man schon deutlich, dass sie nicht gerade eingeladene Gäste sind, sondern Gefangene, die keine Aufmerksamkeit verdienen. Bis dann Faramir erscheint, der von seinen Männern gehört hat, die Hobbits seien Spione. Faramir mag sich zwar auf Augenhöhe mit den Hobbits begeben, indem er sich setzt, aber hast du dir schon mal Polizei-Verhöre aus anderen Filmen in Erinnerung gerufen? Da setzt sich der Polizist auch immer genau gegenüber des Gefangenen und beide sind auf einer Augenhöhe und beide sitzen. Und bei einem Verhör kann man nicht von Vertrauen reden. Da kommt es darauf an, den anderen zu befragen, damit er alles zugibt, was er verbrochen hat. Schaut man hierzu noch Faramirs Mimik an, wie streng er schaut, dann sieht man in seinem Blick kein Fünkchen Vertrauen. Er hält diese Hobbits tatsächlich für Kriminelle, äh Spione. Das ist ja auch erstmal sein gutes Recht. An den Grenzen von Mordor kann man sonst keine Wanderer erwarten. Es ist auch zu beachten, wie Faramir die Worte "Euer Leibwächter?" ausdrückt. Sam kontert dadurch ebenso patzig mit "Sein Gärtner", was hier aber wieder etwas Humor in die ernste Atmosphäre bringt.

Faramir spricht sie auch auf Gollum an. Frodo meint aber, sie wären alleine unterwegs. Du meintest, dass Sam in diesem Fall Gollum beschützen will, weil er seiner Funktion als Führer bewusst ist. Sam hat aber oft genug bisher bewiesen, dass er es besser fände, sie würden Gollum gefesselt zurücklassen und ihren Weg alleine suchen. Frodo war immer derjenige, der Gollum unbedingt als Führer behalten wollte. Das ist hier in dieser Szene nicht anders. Frodo sagt, sie seien alleine unterwegs und hätten keinen weiteren Gefährten. Daraufhin folgt ein Blick von Sam zu Frodo, der so etwas aussagt wie: "Frodo, was machst du da bloß?". Dieser Blick bedeutet für mich unglaublich viel, denn hätte Sam ihm jetzt widersprochen und die Wahrheit gesagt, dann wäre Frodo wahrscheinlich nicht mehr so sanft behandelt worden und zudem wäre das bisschen Vertrauen, das hier besteht, komplett vernichtet worden. Das hat nichts mit einer eventuellen Sympathie zu Gollum zu tun, wenn man Sams übriges Verhalten mit einbezieht, das er sonst in Gegenwart von Gollum an den Tag legt.

Frodo erzählt, wo deren Reise begonnen hat und als das Wort Bruchtal fällt, weicht Faramirs Miene auf und er hört aufmerksamer zu. Als Frodo noch den Namen Boromirs erwähnt, ist Faramir überzeugt davon, dass die beiden Hobbits die Wahrheit erzählen und tatsächlich Gefährten von seinem Bruder waren. Frodo meint, er wäre ein Freund Boromirs gewesen. Da hast du, Acheros, vermutet, dass Frodo möglicherweise Boromirs Reue noch mitbekommen haben könnte. Das will ich auch gar nicht ausschließen, weil es keinen Gegenbeweis gibt, aber es ist unwahrscheinlich, dass er auf seiner Flucht noch Boromirs Worte gehört hat. Die Worte "Es tut mir leid" fallen ja erst, als er schon auf der Spitze des Amon Hen ist. Da wird Boromir wohl nicht mehr hörbar gewesen sein. Stattdessen ist Frodo aber niemand, der einen Menschen vorschnell in eine Schublade steckt. So, wie er auch Symphatie für Gollum empfinden kann, hat er auch Verständnis für Boromir. Letztendlich ist Boromir ja kein schlechter Mensch gewesen, sondern wurde einfach vom Ring verleitet, etwas zu tun, dass er nicht tun wollte. Frodo als Ringträger kann dieses Gefühl wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt auch schon nachvollziehen, selbst wenn er der Macht des Ringes noch wiederstehen kann. Ich denke, dass sich Frodo als Freund Boromirs sieht, wird wohl einfach nur an dem übergroßen Hobbitherz liegen.

Frodo ist sehr betrübt, als er erfährt, dass Boromir an dem Tag, als er die Gefährten verlassen hat, gestorben ist. Faramir weiß von seinem Tod, da Boromirs Horn an das Flussufer gespült wurde und hier gehe ich zum letzten Mal auf dich, Acheros, ein ;-)

Ausnahmsweise kann ich endlich mal den Buchkenner raushängen lassen, weil ich diese Stelle im Buch schon immer bemerkenswert fand. Du hattest gesagt, es sei unlogisch, dass Boromir nach dem Wasserfall immer noch normal und mit seinem Schwert im Boot lag, während das Horn aus dem Boot gefallen ist. Das mag für den Realisten unlogisch erscheinen, aber ist an dieser Stelle mehr als buchgetreu! Bei der Sache mit dem Horn bin ich mir nicht mehr 100 %ig sicher, aber ich meine, dass die Kriegshörner Gondors immer in das Heimatland zurückkehren, wenn ihr Besitzer gestorben ist. Das Horn also ist nach Gondor "zurückgeschwommen", um dem dortigen Volk die schlechte Botschaft von Boromirs Tod zu übermitteln. Aber das ist nur noch eine dunkle Erinnerung aus dem Buchinhalt. Da diese Szene aber genauso im Film zu sehen ist, sollte man hier eher das Hintergrundwissen heranziehen, denn es geht hier ja immer noch um eine Buchverfilmung und keinen eigenständigen Film, der alle Lücken erklären müsste, zumal die folgende Szene mit dem Boot eh eine erweiterte Szene ist und demzufolge eher für den Buchkenner hereingenommen wurde. Die anderen werden sich an der Stelle wohl denken: "Das Boot wurde vom Wasserfall erfasst und ist zersplittert und somit sind die einzelnen Bestandteile fortgetragen worden und das Horn ist halt am Ufer in Gondor gelandet." Der Buchkenner muss aber gerade wegen der neuen Szene dieses Mal auch im Buch nach Antworten suchen und damit ist das keineswegs unlogisch, denn das Boromir noch im Boot liegt, hat ja auch einen Grund:

Kommen wir also zur Boot-Szene. Boromir liegt in einem Boot aus Lothlorien, ein Elbenboot. Elbenboote haben die Fähigkeit, ihre Insassen, egal ob lebend oder tot, immer sicher über das Wasser zu tragen. Elbenboote sind unsinkbar! Sie sind also sozusagen eine Weiterentwicklung der Titanic :-O Das Elbenboot wird also Boromir nach dem Sturz den Wasserfall hinunter nicht einfach herausfallen lassen. Das ist der Grund, wieso er unverändert und sicher im Boot liegen bleibt. Dieser Fact steht auch genauso im Buch. Der Logik steht bloß im Wege, dass das Horn herausfallen wollte und das Elbenboot es eigentlich nicht herausfallen lassen hätte, aber die beiden werden sich wohl irgendwie geeinigt haben ;-) Und wie gesagt: Mit dem Horn bin ich mir auch nicht mehr ganz so sicher.

Bleiben wir bei der Boot-Szene, aber jetzt dürfen sich wieder alle angesprochen fühlen :-O

Kleine Anmerkung am Rande: War das jetzt der richtige Sean Bean oder sein täuschend echtes Puppen-Double? Ich war letztes Jahr auf der „Herr der Ringe“-Ausstellung in Berlin, wo unter anderem das Boot mit dem Double darin ausgestellt war, und man hätte wirklich meinen können, der echte Sean Bean würde schlafend darin liegen, so lebensecht wirkte das Ganze. Richtig unheimlich.

Der Sean Bean, den du hier im Boot siehst, ist nicht das Original, sondern tatsächlich die Nachbildung, die du in Berlin gesehen hast. Ich war auch in Berlin und fand es unglaublich, wie realistisch diese Leiche aussah, als habe sich Mr. Bean selbst für ein paar Monate in das Boot gelegt und ebenso realistisch sieht es dann natürlich auch im Film aus.

Die folgende Sequenz ist unglaublich buchgetreu! Ich habe damals ungefähr zur gleichen Zeit diese erweiterte Szene gesehen und kurz danach auch die Stelle im Buch gelesen. Ich hatte beim lesen wirklich 1:1 den Film im Kopf, als wäre das Drehbuch dem Buch entnommen worden! Faramir watet langsam in das Wasser des Anduin und sieht ein Boot vorbei treiben, allerdings in so weiter Entfernung, dass er nicht in das Boot hinein blicken kann. Und plötzlich gewährt ihm das Elbenboot Einblick und er sieht Boromirs toten Körper direkt vor sich. Danach entfernt sich das Boot wieder und treibt nach Süden auf das offene Meer hinaus. Irgendwie so stand es im Buch und so ist es im Film zu sehen. Wenn ich den Film beurteile nach der möglichst buchgetreuen Umsetzung, dann ist das hier die Szene, die am allerbesten umgesetzt wurde. Keine andere Szene setzt in meinen Augen das Buch so gekonnt und exakt um wie diese hier! :-O

Faramir ist also überzeugt davon, dass sein Bruder gestorben ist und schwelgt darum in Erinnerungen. Und gleich darauf folgt die nächste erweiterte Szene: Dies widerum ist die beste neue Szene des zweiten Teils. Eine zusätzliche Szene, die ich nach wie vor in der Kinoversion vermisse. Zeigt sie doch so viel von Boromirs und Faramirs Beziehung zueinander und von Denethors Charakter. Außerdem zeigt sie auch, wieso Osgiliath im zweiten Teil in Schutt und Asche liegt. Anscheind hat es schon einmal einen Angriff von Mordor gegeben, dem die Gondorianer mithilfe von Boromir und Faramir gegenüberstanden. Nun stehen die siegreichen Männer in den Ruinen und Boromir hält eine Siegesrede. Hier sieht man, dass er ein geborener Hauptmann ist, ein vorbildlicher Kämpfer, der sich für sein Volk einsetzt. Packend sind hier auch die Ansichten auf Osgiliath. Man wird die schöne Stadt (auch wenn es nur Ruinen sind) in keiner anderen Szene so würdig und erhaben sehen, wie in dieser.

Letztendlich zeigt die neue Szene aber nicht nur die brüderliche Liebe, sondern erklärt in meinen Augen sehr gut das Vehralten Boromirs in "Die Gefährten". In Teil 1 wirkte er immer so unmenschlich - beinahe wie ein Bösewicht. Selten hatte er Momente, in denen er Gefühle zeigte. Für mich war es nur diese Szene in Lothlorien, die ihn sympatischer machte. In allen anderen schien er ständig hinter dem Ring her zu sein. Endlich erfährt man als Zuschauer, unter welchem Druck er stand. Einerseits ist er ein Mann, der seinem Volk unbedingt helfen will und andererseits will er auch seinem Vater gerecht werden, der große Stücke auf seinen Sohn hält. Er wird ja sogar beinahe gezwungen, nach Bruchtal zu reiten, obwohl er nicht davon überzeugt ist, dass es etwas bringen würde, wenn man den Ring nach Gondor brächte. Endlich kann man Sympathie für Boromir entwickeln, auch wenn es bereits zu spät ist, weil er schon tot ist. Man empfindet hier aber schon etwas Mitleid dafür, dass man ihn als Zuschauer so vorschnell verurteilt hatte. Am menschlichsten wirkt er in dem Moment, als sein Vater auf den Plan tritt und er nicht sehr glücklich darüber ist, dass er nicht einen Moment mit seinem Bruder den Sieg genießen kann, der auf beider Konto zu gehen scheint. Stattdessen spielt er seinem Vater etwas vor. Er grinst über beide Ohren, als freue er sich, seinen Vater zu sehen. Das zeigt für mich, dass selbst Boromir, der von seinem Vater geliebt wird, nicht viel Respekt vor ihm hat und eher zu seinem Bruder hält, was er kurz darauf ja auch beweist. Denethor aber lässt sich davon nicht beeindrucken und blockiert alle Lobesworte für Faramir. Er beweist schon hier seinen miesen Charakter. Denethor wird im Film sehr viel strenger und sehr viel ernster gezeigt, als er es im Buch ist. Die grundlegenden Eckpunkte stimmen zwar, dennoch behandelt er Faramir im Buch nicht unbedingt wie Dreck. Auch ist er ein klügerer Herrscher, als man ihn im 3. Teil sehen wird. Dennoch ist dies eine Änderung des Buches, die wieder einmal konsequent durchgezogen wird! Denethors Charakter erscheint im Film durchweg logisch und ist unglaublich gut gespielt von John Noble! Das er hauptsächlich in Theaterstücken spielt, sieht man seiner großartigen Schauspielkunst wirklich an! Er verkörpert den Charakter des Denethor wirklich perfekt und dadurch macht er ihn für mich zu einer schlüssigen Figur, die verblendet ist durch die Lügen Saurons und die Liebe zu seinem Erstgeborenen.

Faramir ist von diesen Erinnerungen sichtlich erschüttert. Einerseits ist sein Bruder tot, der ihn wenigstens geliebt hat und andererseits hat er nur noch seinen Vater, der ihm nicht über den Weg traut und dem keine seiner Taten genügen. Bei meiner Einstellung zur Faramirs Verhalten leide ich hauptsächlich darunter, welche Erfahrungen ich in der Kinoversion gemacht habe, die ich, bevor die SEE erschienen ist, bestimmt 6 mal gesehen hatte. Wie aber auch Boromirs Verhalten erklärt wird, wird auch Faramirs späteres Verhalten nur durch diese neue Szene deutlich. Für mich entwickelt sich dadurch sehr viel mehr Verständis für die Persönlichkeit Faramirs. Wieso sollte er Frodo und Sam als Freunde behandeln, nachdem er weiß, dass sie den Ring tragen? Schließlich hofft er, wenn er den größten Wunsch seines Vaters erfüllt, dass er ihm mehr Respekt entgegnet. Allerdings gibt es so manche Szene, die anders als bei Boromir diese Sympathiepunkte wieder fast auslöschen, aber dazu gleich.

Frodo wird nun zum verbotenen Weiher gerufen, da Gollum aufgetaucht ist und sich einen Fisch gefangen hat. Lustig ist hier wieder, wie er den Fisch in seiner typischen Weise töten und verspeisen will. Das macht dieses Geschöpf so unglaublich niedlich.

Frodo wird hinunter gelassen zu ihm. Und hier begeht Frodo einen riesengroßen Fehler, bei dem ich jedes Mal Bauchschmerzen habe! Dies ist der erste Schritt dahin, dass Gollum wieder über Smeagol siegen wird. Er heuchelt ihm Vertrauen ein, dass er ruhig mit Frodo mitgehen könne und dass ihm nichts passieren würde. Dass er selbst ein Gefangener ist, davon erzählt er ihm aber nichts. Wäre er hier offener mit ihm gewesen, hätte Smeagol bestimmt nicht gedacht, dass Frodo ihn reingelegt hätte, denn in diesem Fall war Frodo ja genau so ein Opfer wie Smeagol selbst. Das ist eine ganz schlimme Szene für mich, bei der ich Frodo immer ein paar an die Löffel hauen könnte ;-) Naja, aber es steht ja nunmal geschrieben, dass Gollum wieder böse wird und da man hier ja nicht auf das Buch gehört hat, musste man ihn eben jetzt wieder böse werden lassen. Dadurch, dass die Smeagol-Seite viel ausgeprägter war als im Buch, brauchte man auch hier einen wirklich triftigen Grund, wieso Gollum jetzt wieder hervorkommt. Zumindest das ist gelungen. Nur schiebt man dadurch halt die Schuld nicht auf Smeagol/Gollum, wie im Buch, sondern hier auf Frodo und ganz stark auch auf Faramir. Dazu trägt auch Smeagols Verhalten bei. Hier erscheint er dem Zuschauer wieder einmal überaus niedlich - beinahe hundisch. Erstmal in der Szene, in der er seinen Fisch fängt und dann kommt er mit dem Fisch auf Frodo zu, als träge er einen Knochen im Maul - wie ein Hund. Klar kann man diesem Geschöpf als Zuschauer keine Schuld geben. Schuld sind also alle anderen! Das ist meiner Meinung nach ein riesen Fehler in der Zusammenstellung des Films! Alleine dadurch, dass Faramir die Gefangennahme von Gollum gut heißt und dass sie ihn foltern, verliert Faramir alle Sympathiepunkte, die er hatte. Und man darf nicht vergessen: In der Kinoversion sieht man seine menschlichen Züge überhaupt nicht! Gerade dort ist Faramir ein Charakter, den man hassen kann! In der SEE ist das Gott sei dank etwas anders, aber dank der schon vorhandenen Szenen aus der Kinoversion macht es die Einstellung zu Faramir nicht gerade besser. In der Folterung-Sequenz beweist er eindeutig seine Schwäche! Man kann sogar meinen, dass Denethor recht hat! Boromir ist der Starke und Faramir hat nicht viele Stärken. Selbst sein Verhalten ist ungerecht und unmenschlich! Er steht daneben und schaut sich an, wie ein wehrloses Wesen geschlagen wird. Gollum versucht zu fliehen, aber bezieht dafür nur noch mehr Schläge und wird dann in eine Ecke geschleudert. Faramir bleibt dabei streng und zeigt keinerlei Mitgefühl! Zu Faramirs Nachteil hat der Zuschauer hier auch noch den Hund namens Smeagol im Kopf. Man hat hier eindeutig mehr Mitgefühl für Gollum übrig, als man Verständnis für Faramir haben kann. So sehr ich den Druck verstehe, den Faramirs Vater ihm macht - meine Einstellung ändert sich dennoch nicht. Alleine schon deshalb, weil Faramir später in Teil 3 dann ein Verhalten an den Tag legt, dass sich nicht mehr mit dem in diesen Szenen deckt. Dann nämlich wird er menschlich und sympatisch, wie es sich mit seinem Charakter deckt. Diese Szenen sorgen bei mir für großes Unverständnis!

Um aber wieder Lob loszuwerden: Das folgende Gespräch zwischen Smeagol und Gollum ist hervorragend gelungen! Alleine durch die Stimme und durch die tröstende Hand von Gollum auf Smeagols Rücken wird deren Diskussion deutlich! Toll, wie das Auftauchen von Gollum hier dargestellt wird.

Frodo und Sam sind nun anscheinend im Lagerraum gefangen und Sam versucht Frodo davon zu überzeugen mit dem Ring zu fliehen. Hier beweist Sam wieder einmal, dass er den Ernst der Lage noch nicht abschätzen kann. Sam weiß immer noch nicht, welch große Macht der Ring und Sauron bereits haben. Frodo ist sich dessen bewusst und erklärt Sam die Gefahren, die damit verbunden sind. Faramir scheint den Teil des Gespräches mitbekommen zu haben und ist nun ganz überzeugt davon, dass Frodo den Ring bei sich hat, den sein Vater Denethor um jeden Preis haben will. Hier habe ich wieder Verständis für den Sohnemann, aber auch nur wegen der erweiterten Szene, in der man erfährt, wie Denethor ihn erniedrigt. Faramir muss um jeden Preis versuchen, seinen Vater davon zu überzeugen, was er wert ist. Jetzt stellt euch aber diese Szene noch einmal im Kino vor: Hier will Faramir beweisen, was er wert ist, ohne dass der Zuschauer erfährt, wieso er so versessen darauf ist, den Ring nach Gondor zu bringen! Leider schwingt diese Meinung, die ich damals von Faramir hatte, auch immer etwas mit, wenn ich ihn beurteile.

Der Ring versucht auf jeden Fall Macht auf Faramir auszuüben, während Frodo einen Orgasmus hat. :-O Ne, jetzt mal ehrlich? Hat irgendwer verstanden, wieso Frodo da tut, was er tut? Das verstehe ich bis heute nicht. Deswegen ist das mein persönlicher "Frodo hat einen Orgasmus"-Teil ;-)

Frodos Gier nach dem Ring gewinnt und er beansprucht ihn für sich. Hier sieht man schon sehr gut, wie gefangen Frodo bereits von der Macht des Ringes ist. Da kann Faramirs Schwäche nicht mithalten.

Dennoch siegt der Druck, den sein Vater ihm gemacht hat. Faramir ist davon überzeugt, dass die Hobbits es niemals nach Mordor schaffen werden und dass der Ring einen größeren Nutzen hat, wenn er in die Hände seines Vaters gelegt wird. Auch hier trägt die erweiterte Szene sehr stark zum Verständnis seiner Beweggründe bei, denn er hat die Trümmer von Osgiliath gesehen und nun ist die Stadt erneut in Gefahr. Er weiß, welche große Macht der Ring birgt und versucht sie für sein Volk einzusetzen. Auch das erfährt man aber nur in der SEE. Für den Kinozuschauer bleibt Faramir unsympatisch.

Zu guter letzt muss ich sagen: Ich hatte ja eigentlich vor, Faramir zu zerpflücken und zu zeigen, wie unsympatisch er doch sein kann, aber habe bei meinen Kommentaren bei den damaligen Besprechungen nicht mehr die erweiterte Szene bedacht. Dadurch, dass man so kleinlich an diese Szenen geht, hat das bei mir sehr viel mehr Verständnis ausgelöst als ich dachte. Ich muss sagen, dass ich Faramir nun viel mehr als einen Menschen ansehe, der für sein Volk einsteht. All seine Schwächen sind auf seinen Vater zurückzuführen. Das gilt aber nur für die SEE! In der Kinoversion ist und bleibt er unsympatisch. Wenn man dann noch mit dem Buch vergleicht, ist er ganz unten durch, aber ich kann dank der Änderungen des Verhaltens seines Vaters auch die Änderungen seines Verhaltens verstehen. Die Folterung von Gollum war aber in diesem Fall unnötig! Gollum musste zwar wieder böse werden, aber eine geschickte Lösung wäre gewesen, dass Faramir erst später hinzu kommt und die anderen Waldläufer zum Einhalt zwingt, anstatt daneben zu stehen und zuzusehen, wie ein Geschöpf gequält wird. Letztendlich ist das auch der Hauptgrund, wieso ich ihm immer noch seine Unmenschlichkeit nachtrage, selbst wenn es in der SEE so viele Gegenbeweise gibt. Eine ähnliche Szene wird es auch später noch einmal geben und man kann zwar behaupten, dass ein Mensch einen Fehler einmal macht, aber ihn nicht wiederholt! Faramir hat einige menschliche Züge, aber schafft es immer wieder, durch sein eigenes Verhalten seine Sympathie in Teil 2 zu zerstören. Wenn ich also schreibe, dass ich mittlerweile mehr Verständis für ihn habe, muss das nicht unbedingt heißen, dass ich ihn liebe. Er trifft viele falsche Entscheidungen und einem klugen Hauptmann, wie er im Teil 3 ist, darf so etwas nicht passieren. Ich kann verstehen, wieso er die Hobbits mit nach Osgiliath nimmt und verstehe auch, wieso er so übervorsichtig ist, aber wenn man dann wieder sieht, wie brutal er mit Gollum umgeht und wie spät er seinen Fehler einsieht, die Hobbits mitgenommen zu haben, dann macht ihn das wieder unbeliebt, aber dazu in einer anderen Besprechung mehr.

Hiermit entschuldige ich mich bei allen, die noch wach sind, für meinen langen Beitrag. ;-)

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Aber bitte, schon entschuldigt! Ich finde, die "sein Gärtner"-Antwort von Sam zeigt auch wieder, dass die beiden Hobbits da in etwas hineingeraten sind, das ihrer Lebensweise und Veranlagung völlig widerspricht. Ein Abenteurer könnte einen Leibwächter brauchen, aber wen hat er mit? Seinen Gärtner, als wären sie eben mal auf Betriebsausflug.

Ich verstehe übrigens auch nicht, wie man die netten, sauberen (zumindest wirken sie immer sauber), kleinen Hobbits mit häßlichen, zerlumpten Orks verwechseln kann. Schon Baumbart, der doch sonst so gescheit ist, macht diesen Fehler.

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:-O Ich hatte ja schon damit gerechnet, dass wieder Gegenteiliges von Saruman kommt. Aber ich kann damit leben. ;-)

Das Schlimme ist ich kann seine Interpretation tatsächlich auch selbst sehen, allerdings wirkt sie für mich nicht so schlüssig und gefallen tut sie mir auch nicht so gut. :P::-O

Jetzt aber mal zu meinen Ansätzen und Kritikpunkten an deiner wohlüberlegten Umkehrung, die ich nicht so sehe:

Ja, bei Verhören setzen sie sich auf Augenhöhe des sitzenden Verdächtigen. Richtig. Hier aber ist es der Sonderfall, dass er sich auf Augenhöhe stehender Verdächtiger begibt. Er bringt den Hobbits also auf jeden Fall Respekt entgegen und würdigt sie, denn er erspart ihnen das lästige Aufschauen, während sie dennoch in der Vorteilsposition bleiben. Hätte er den Hobbits befohlen ebenfalls zu sitzen würde ich dir absolut zustimmen.

Natürlich ist Faramir nicht zu vertrauensseelig zu den beiden, aber ich denke er packt sie eine Spur sanfter und würdigender an als er es bspw. bei einem Haradrim getan hätte.

Auch bei Sams Verhältnis zu Gollum mag ich dir nicht ganz zustimmen. Natürlich mag er Gollum/Sméagol nicht besonders. Tatsache ist aber auch, dass sein Herr ihm vertraut. Ausserdem wäre Sam nie fähig ihn zu töten auch wenn er dies immer wieder andeutet. Er hätte genug Gelegenheiten gehabt.

Ich denke Sam ist sich hier bewusst, dass Frodo ein Todesurteil für Sméagol ausgesprochen haben könnte was wenigstens gegen des Willens von Frodo ist und auch Sam würde vielleicht wollen, dass er weggeht, nicht aber, nach all der Reise, dass Sméagol brutal ermordet wird. Allerdings hatte Sam tatsächlich Recht, denn durch Frodos Falschaussage wird Sméagol tatsächlich nahezu getötet und Gollum wird stärker denn je.

Auch bei der Amon Hén Szene muss ich dir widersprechen. Man sieht Frodo in der Schattenwelt und hört gleichzeitig Boromirs Stimme. Nur ob auch Frodo wirklich diese Worte vernommen hat kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Ring könnte jedoch seine Sinne geschärft haben, was ihm ermöglicht Boromirs Worte zu hören. Auch Aragorn mag durch seine Reaktion gegenüber dem Ring zu Frodos Entschluss beigetragen haben, Boromir zu vergeben.

Das mit dem Horn weiß ich, aber wäre es nicht auch im Boot nach Gondor gelangt? Hätte es Faramir nicht auch im Boot gefunden? Dass das Boot nicht kentert ist ja völlig in Orndnung und durch elbische Kräfte auch nachvollziehbar, aber warum und wie wollte das Horn da raus? Den Widerspruch gibt es freilich auch im Buch und geklärt wird er da meines Wissens auch nicht. Faramir spricht nur von "seltsamen Zufällen". Im Film drängt sich durch die Visualität der Widerspruch einfach viel mehr auf.

Nun aber zum eigentlichen Hauptthema: Die Brutalität gegenüber Sméagol und Faramirs Reaktion. Ich beziehe mich natürlich nur auf die SEE, da ich den Vergleich zur Kinoversion nicht anstellen kann oder überhaupt möchte.

Ich ich in meinem Beitrag schon halbwegs erläutert habe sehe ich bei Faramir gegenüber Sméagol kein falsches Verhalten.

Das falshe Verhalten sehe ich bei Frodo. Er wiegt ihn in einer trügerischen Sicherheit, er vertraut seinem Herrn und wird dann gegen seinen Willen gefangen genommen. Dadurch dass er sich wehrt setzt man ihm zu. Faramir hat keine Wahl als dieses Vorgehen zu dulden oder sogar anzuordnen, wenn er nicht aussergewöhnliche Milde gegenüber einem unnatürlichen Eindringling und einem Wesen, das von einem Gefangenen geschützt wurde walten lassen soll. Er sagt, dass das Betrachten des Verbotenen Weihers die Todesstrafe bedeutet. Was macht Sméagol so besonders, dass ausgerechnet er keine Strafe verdient haben sollte, während andere den Tod verdienen? Sméagol ist in die befestigte Waldläufer-Bleibe eingedrungen und stellt, durch Frodo verheimlicht eine ernste Gefahr für ihn dar, zumal Faramir gar nicht weiß, was dies überhaupt für ein Geschöpf ist. Man mag ihn sogar für ein Tier gehalten haben.

Der Film erzeugt hier ein gewaltiges Mitleid für Sméagol beim Zuschauer. Er wird im Film durch seine "vollständige Genesung" ohnehin viel sympathischer gezeigt. Versteht mich nicht falsch, ich finde das gut, aber er bekommt dieses Mitleid auf Kosten der anderen, die eigentlich richtig ihm gegenüber handeln. Du sagst Faramir vertraut den Hobbits nicht, aber wieso sollte er dann diesem Geschöpf trauen, während er einen Haradrim oder Ork sofort getötet hätte? Sméagol kann für ihn nicht der sein, der er für euch oder für Frodo ist, wenn er dieses Geschöpf nicht einmal zuordnen kann. Er weiß auch nicht, dass Sméagol einmal eine Art Hobbit war. Für ihn muss er noch mehr Orkspitzel sein als die beiden Hobbits.

Ich sage, Faramir wird hier zu unrecht kritisiert, weil Sméagol zu sehr durch seine "Verwandlung" bemitleidet wird und Faramirs Blickpunkt ausser Acht gelassen wird. Hätte Faramir das gleiche Wissen wie der Zuschauer, wäre sein Verhalten in der Tat verachtenswert, da stimme ich zu.

Mal schauen, wie meine Umkehrung der Umkehrung ankommt... ;-)

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Ist doch prima und zeigt die Qualität des Gegenstands an, wenn man so leidenschaftlich drüber diskutieren kann! Ist fast wie bei einer Podiumsdiskussion, wo die Experten vorn sitzen und ihre Vorträge halten, und das Publikum darf sich auch einmischen. Macht echt Spaß!

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Dass Cirith Ungol fehlt mag daran liegen, dass gart nicht bekannt ist, dass sich dort auch ein Wachturm Mordors befindet

Eigentlich müsste der Turm gerade ihnen bekannt sein, denn sie haben ihn selbst erbaut. Der Turm ist "...ein Werk der Herren von Gondor, ein östlicher Vorposten zum Schutze Ithiliens,..."

(Buch 6, Kapitel 1)

Hinter Boromir ist die zerstörte Kuppel der Sterne zu sehen, die einst der Thronsaal Gondors und Platz eines Palantírs war. Sie scheint realitätsgetreu auch alle andern Bauwerke zu überragen. Nettes Deatil für Kenner.

Immer wieder überraschend, was man alles übersehen kann. Die Kuppel der Sterne im Hintergrund ist mir bis jetzt gar nicht aufgefallen.

Was Sams Sorge um Smeagol angeht, muss ich eher Saruman zustimmen, ich glaube nicht, dass Sam sich hier wirklich Sorgen um ihren Führer macht. Sam war von Anfang an skeptisch und misstrauisch gegenüber Gollum/ Smeagol und hätte es wohl nicht weiter schlimm gefunden, wenn Smeagol einfach weg geblieben wäre. Frodo musste Sam ja auch schon vorher darauf hinweißen, dass sie Gollum als Führer brauchen, aber Sam macht auch nach dieser Erklärung Frodos keinen besonders einsichtigen Eindruck. Ich glaube nicht, dass Sam ganz begriffen hat, dass sie ohne Gollum aufgeschmissen wären, weil sie den Weg nicht finden würden.

Die Erinnerung Faramirs, der tote Boromir im Boot, ist sehr buchgetreu dargestellt. Boromirs Rede in Osgiliath ist eine wirklich wichtige Szene, die durch die SEE dazukommt. Hier sieht man endlich eine andere Seite von Boromir, eine sympathische Seite. Osgiliath scheint wirklich einmal eine sehr eindrucksvolle und erhabene Stadt gewesen zu sein, das wird auch aus diesen Ruinen noch deutlich, sehr schön gemacht. Der Zuschauer wünscht sich beinahe, die Stadt noch in ihrem alten, unzerstörten Zustand sehen zu können. Auch Denethor taucht auf und macht sich gleich beim Zuschauer unbeliebt, was den Vater-Sohn Konflikt aus Teil 3 nocheinmal weiter vertieft und Sympathiepunkte für Faramir einbringt.

Die Szene, in der Faramir oberhalb des verbotenen Weihers steht und man in der Ferne den Mond sieht, ist wirklich sehr gut gelungen, ein sehr atmosphärisches Bild. Gerade solche Landschaftsbilder wurden im Film größtenteils sehr gut umgesetzt. Im Buch wird ja auch immer ausführlich die Landschaft beschrieben, was manche zwar langweilig finden, mir allerdings schon dort sehr gut gefallen hat. Diese weiten Panoramablicke sind immer wieder eindrucksvoll.

Dann beginnen die umstrittenen Szenen. Ich sehe die Schuld für Smeagols Rückfall auch eher bei Frodo, denn dieser lockt ihn in die Falle. Für Smeagol muss es einfach wie Verrat ausgesehen haben. Hier ist es verständlich, dass er sich hintergangen fühlt und seine „Gollum-Seite" die Oberhand zurückgewinnt.

Die Prügel, die Smeagol bezieht, sind für den Zuschauer unverständlich, man fragt sich, was diese Brutalität denn bewirken soll. Wenn man sich aber in Faramir hineinversetzt, sind seine Beweggründe tatsächlich etwas nachvollziehbarer. Er greift ein ihm vollkommen unbekanntes Geschöpf auf, das sich gefährlich nahe an ihrem Geheimversteck befindet und schon vom Äußeren her ohne Probleme ein Späher des Feindes sein könnte. Hier muss Faramir als pflichtbewusster Hauptmann also um das Leben seiner Soldaten fürchten, denn wenn dieser Späher entkommt, wäre Henneth Annun die längste Zeit ein Geheimnis gewesen. Dass er Gollum hier nicht gleich erschießen lässt, zeigt, dass er es trotz der strikten Regeln, die ihm die Todesstrafe vorschreiben, doch nicht übers Herz bringt, ein vielleicht „unschuldiges" Wesen zu töten. Dass Faramir sich nicht einfach blind auf Frodos Worte verlässt, ist hier auch verständlich, denn immerhin hat Frodo ihn, was Gollum betrifft, angelogen. Ich sehe hier auch eher Gollums Wehrhaftigkeit als Auslöser für die brutale Reaktion der Waldläufer. Schon aus der ersten Begegnung mit Gollum in den Emyn Muil ist dem Zuschauer ja bekannt, dass Gollum keineswegs so harmlos und schwach ist, wie er auf den ersten Blick erscheint.

Die Waldläufer werden hier also mit einer unbekannten Kreatur konfrontiert, die sich mit Händen und Füßen wehrt. Dass sie dann versuchen, ihn durch Prügel zu zähmen, ist eine Reaktion auf Gollums Widerstand. Faramir kann hier nicht einfach seine Männer zurückrufen, immerhin hat er schon alleine dadurch, dass er auf die Todesstrafe verzichtet hat, gegen die Gesetze seines Vaters verstoßen. Wenn Gollum nun auch noch ganz ohne Strafe davongekommen wäre, hätte das vermutlich Unverständnis bei den Männern verursacht; und das kann sich kein Hauptmann leisten. Das ändert zwar nichts an der (für den Zuschauer) sinnlosen Brutalität, die Gollum hier widerfährt, aber es macht sie vielleicht aus Faramirs Sicht etwas nachvollziehbarer.

Die Rückkehr der „Gollum-Seite" ist sehr überzeugend dargestellt, wie schon das Zwiegespräch zu einem früheren Zeitpunkt, als Smeagol über Gollum triumphierte. Smeagols Antwort auf Gollums Frage macht deutlich, dass der Verrat seines Herrn ihn stärker getroffen hat, als die Schläge der Waldläufer. Deshalb sehe ich wie Acheros dies als Grund für seinen Rückfall; und die Brutalität der Waldläufer als Reaktion auf seinen Widerstand.

Nun kommen wir zu den Szenen, in denen der Film-Faramir sich mehr und mehr vom Buch-Faramir trennt. Ich kann ja einerseits verstehen, dass man die Gelegenheit, Osgiliath noch mehr ins Geschehen einzubeziehen, ergriffen hat, andererseits finde ich aber diesen Bruch zum Buch, was Faramirs Charakter angeht, sehr schade. Im Buch hat Faramir einen starken, ehrenwerten Charakter, er ist besonnen und großherzig, widersteht dem Ring und lässt die Hobbits ziehen. Im Film ist er erstmal fast genau gleich wie Boromir, lässt sich vom Ring verführen und zwingt die Hobbits, mit ihm nach Osgiliath zu kommen. In Film 3 will er dann aber plötzlich wieder der besonnene Hauptmann sein.

Wobei in diesem Zusammenhang der stärkere Einfluss, den der Ring im Film hat, sicher auch eine wichtige Rolle spielt. Dieses Argument von Acheros für Faramirs Handlungsweiße, bietet eine ganz neue Perspektive auf Faramirs (Fehl-) Entscheidungen.

Es stimmt daher schon, dass wenn man sich genauer auf den Film-Faramir einlässt, seine Handlungen etwas nachvollziehbarer werden, aber ich finde weiterhin, dass er gegenüber dem Buch deutlich schlechter abschneidet.

Bearbeitet von Fangli
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1) Ja, bei Verhören setzen sie sich auf Augenhöhe des sitzenden Verdächtigen. Richtig. Hier aber ist es der Sonderfall, dass er sich auf Augenhöhe stehender Verdächtiger begibt. Er bringt den Hobbits also auf jeden Fall Respekt entgegen und würdigt sie, denn er erspart ihnen das lästige Aufschauen, während sie dennoch in der Vorteilsposition bleiben. Hätte er den Hobbits befohlen ebenfalls zu sitzen würde ich dir absolut zustimmen.

2) Nur ob auch Frodo wirklich diese Worte vernommen hat kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Ring könnte jedoch seine Sinne geschärft haben, was ihm ermöglicht Boromirs Worte zu hören.

3) Das mit dem Horn weiß ich, aber wäre es nicht auch im Boot nach Gondor gelangt? Hätte es Faramir nicht auch im Boot gefunden?

1) Hier sollte man aber noch beachten, dass hätte Faramir die Hobbits gezwungen, sich zu setzen, er ja noch tiefer am Boden hätte sein müssen. Dadurch, dass er sitzt und die beiden Hobbits stehen, befinden sie sich auf gleicher Augenhöhe. Hätten sich die Hobbits setzen sollen, hätte sich Faramir ja fast schon auf den Boden setzen müssen ;-) Dass das ein Heerführer nicht tut, dürfte auch klar sein, weil jemand, der sich auf den Boden setzt, bedeutet ja wirklich im übertragenden Sinne das Letzte.

2) Ich kann zwar auch nicht Bestimmtheit sagen, dass der Ring sein Gehör nicht schärfen könnte und dass diese Überblende, in der man Boromirs Reue hört, nicht auch von Frodo gehört wurde, aber rufen wir uns hier noch einmal andere Ring-Szenen in Erinnerung. Da wäre Bilbo, wie er mit dem Ring nach Beutelsend flieht, Frodo auf der Wetterspitze und in Bree oder im Schicksalsberg. In keiner dieser Szenen bekommt man aktiv mit, dass Frodo viel mehr hört, als sonst. In der Tat ist es sogar so, dass die Ring-Ebene Vieles verschwommen und unscharf darstellt. In Bree verschwinden sogar die Gäste des Gasthauses, als das Auge zu Frodo spricht. Die Stimmen der Gäste verlieren sich. Diese Theorie, dass Frodos Sinne geschärft werden, hätte dann doch konsequenter durchgehalten werden müssen. Lediglich Frodos Gabe, die geisterhafte Ebene zu verstehen und zu sehen, steigt durch das Aufsetzen des Ringes. Ebenso kann er dadurch sehr viel leichter Kontakt zu Sauron aufnehmen oder besser gesagt umgekehrt.

3) Nein! Und zwar treibt das Boot mit Boromir niemals ans Ufer. Auch nicht zu dem Zeitpunkt, als Faramir im Wasser steht und er Boromir vor sich sieht. Das Boot treibt stattdessen in weiter Entfernung von ihm mitten auf dem Fluss. Faramir hatte also niemals die Möglichkeit, etwas aus dem Boot heraus zu nehmen. Dass Faramir seines Bruders Leichnam erblickt, liegt nur daran, weil ihm das Boot Einblick gewährt. Dennoch ist er nie direkt neben dem Boot und kann wirklich hinein sehen. Das Horn musste also eine andere Art wählen, um zurückzukehren und wird wohl irgendwann aus dem Boot "gehüpft" sein.

Was noch einmal die Brutalität bei Gollum betrifft: Ich verstehe ja, wie ein kluger Hauptmann reagieren muss, vor allem weil Gollum nicht sehr freundlich aussieht, aber dadurch, dass der Zuschauer so viel Sympathie für dieses Geschöpf entwickelt hat, kann man einfach kein Verständnis mehr für Faramir aufbringen, ob das gerechtfertigt ist oder nicht. Man kann es einfach nicht... Übrigens muss man bedenken, dass obwohl Gollum ein Schurke ist, er bisher bei fast Jedem Mitleid ausgelöst hat. Bilbo, Gandalf, Frodo und die Elben hatten allesamt Mitleid und Bilbo zum Beispiel kannte Gollums Vorgeschichte auch nicht. Da enttäuscht es schon, wenn Faramir solch ein grobes Verhalten an den Tag legt, während er dann in Teil 3 sehr gutmütig und gerecht ist.

Man kann sagen, er begeht hier Fehler, die ihm später zwar leid tun, aber diese Fehler dürften einem Hauptmann seines Umfangs nicht passieren und im Buch passieren sie ihm ja auch nicht. Man hat hier irgendwie krampfhaft versucht, den Buch-Faramir in eine vorübergehende Form zu pressen, nur um die Handlung von Frodo und Sam zu erweitern und das ist sehr schade...

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Was noch einmal die Brutalität bei Gollum betrifft: Ich verstehe ja, wie ein kluger Hauptmann reagieren muss, vor allem weil Gollum nicht sehr freundlich aussieht, aber dadurch, dass der Zuschauer so viel Sympathie für dieses Geschöpf entwickelt hat, kann man einfach kein Verständnis mehr für Faramir aufbringen, ob das gerechtfertigt ist oder nicht. Man kann es einfach nicht... Übrigens muss man bedenken, dass obwohl Gollum ein Schurke ist, er bisher bei fast Jedem Mitleid ausgelöst hat. Bilbo, Gandalf, Frodo und die Elben hatten allesamt Mitleid und Bilbo zum Beispiel kannte Gollums Vorgeschichte auch nicht. Da enttäuscht es schon, wenn Faramir solch ein grobes Verhalten an den Tag legt, während er dann in Teil 3 sehr gutmütig und gerecht ist.

Man kann sagen, er begeht hier Fehler, die ihm später zwar leid tun, aber diese Fehler dürften einem Hauptmann seines Umfangs nicht passieren und im Buch passieren sie ihm ja auch nicht. Man hat hier irgendwie krampfhaft versucht, den Buch-Faramir in eine vorübergehende Form zu pressen, nur um die Handlung von Frodo und Sam zu erweitern und das ist sehr schade...

Jetzt muss ich Faramir unbedingt verteidigen! :-) Im Buch haben wir eine ganz andere Ausgangssituation: Frodo erzählt Faramir sofort beim ersten Aufgreifen im Wald, dass Gollum zu ihm gehört. Im Film tut Frodo beim Verhör in der Höhle so, als würde er Gollum nicht kennen. Warum soll Faramir also Vertrauen zu den Hobbits haben? Zudem gibt Frodo zu, Boromir gekannt zu haben, weiß aber nichts von seinem Tod. Das muss Faramir noch seltsamer vorkommen. Solche Situationen gab es im Buch nicht: beim Gespräch in der Höhle hat Faramir längst Vertrauen zu Frodo gefasst und glaubt ihm das, was er sagt. Im Film haben wir das nicht. Das ist ein langwieriger Prozess, der erst in Osgiliath abgeschlossen wird. Und wenn Faramir schon von der Todesstrafe am Verbotenen Weiher spricht, muss er auch konsequent sein und Gollum nicht mit Samthandschuhen anpacken. Gute Erklärung von Acheros!

Und übrigens: Faramir hat Gollum im Buch auch "gefoltert". Faramir besitzt ja, wenn im Buch genau mitliest, gewisse telepathische Fähigkeiten. Bei Tolkien heißt es: "in den Herzen der Menschen lesen". Bei Gollum konnte er dies auch. Gollum bekam bei dieser seelischen Tortur eine Riesenangst vor Faramir. Seine Reaktion war also ähnlich wie die durch die Schläge im Film. Vielleicht hat man im Film zu körperlichen Maßnahmen gegriffen, weil man das mit der geistigen Folterung nicht so gut darstellen kann wie in einem Buch.

Im Buch wurde Gollum auch von Gandalf gefoltert (siehe Gandalfs Bericht über Gollum bei Elronds Rat). Darüber regt sich aber kein Schwein auf. ;-)

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zu 1.: Ja und... :-O Ist zwar richtig, ändert die Tatsache aber nicht, dass die Hobbits stehen und Faramir sitzt. Ich sagte ja Sonderfall. Ach is ja Wurscht... :-O

zu 2.: Das mit dem "Sinne schärfen" ist nur ne Vermutung. Tatsache ist: Man hört Boromirs Worte und sieht Frodo in der Schattenwelt auf dem Wachturm. Wenn das keine Andeutung ist, dass er Boromirs Worte gehört hat weiß ich's nicht.

"Wie" ist wieder ne andere Sache, die wahrscheinlich auch nicht zu klären ist.

zu 3.:Okay, warum das Horn raus musste sehe ich ein. :-O Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wie? An Magie glaub ich jetzt nicht bei nem Auerochsenhorn.

Zu Sméagol:

Ich verstehe nicht, wie man so viel Mitleid mit ihm haben kann, dass man Faramirs Situation nicht verstehen kann. Hätte er das mit einem Ork getan hätte das keine Sau interessiert. Und die Frage ist: Würde man Faramirs Taten auch der Art verurteilen, wenn es nicht Sméagols Rückfall auslösen würde? Hätte man nicht einfach nur gerne wieder den netten Sméagol und schiebt dafür einem Unschuldigen die Schuld in die Schuhe?

Faramir ist auch hier gutmütig und gerecht. Jeden anderen hätte er GETÖTET! Er hätte Frodo auch die Leiche vor die Füsse zerren können. Das wäre nur konsequent, denn Sméagol ist ein Eindringling und einer der nicht einzuordnen ist noch dazu. Das einzige was ihn am Leben hält ist, dass Faramirs Späher berichtet haben, dass er zu den Hobbits gehört, auch wenn diese es nicht zugeben.

Sorry für meinen Schreibstil, aber ich sehe grade nicht ein warum man Faramir dafür verurteilt, dass er Sméagol besser behandelt als alle anderen Eindringlinge. Und hätte er es getan nachdem Sméagol ohnehin wieder zu Gollum geworden ist hätte das auch niemand interessiert. Er kann nichts dafür, dass er der Auslöser ist. Er ist ein Mensch und er kann nicht wissen, dass Sméagol ausgerechnet jetzt keine Gefahr darstellt. Bis kurz davor hätte er das nämlich noch.

Frodo hätte im Film anders handeln müssen, denn er weiß um Gollums zweigeteilten Geist oder kann ihn wenigstens ahnen. Ihn trotz des Wissen das er für das Baden im Weiher bestraft werden würde in Sicherheit zu wiegen war falsch, aber das hast du, Saruman, ja auch selbst gemerkt.

Zum Mitleidsfaktor: Gandalf, Bilbo Frodo und die Elben hatten in der Tat Mitleid. Sie haben ihn allesamt nicht getötet, aber das hat Faramir auch nicht. Es geht hier um wenige Schläge und Tritte, die er nichtmal selbst ausführt. Frodo hat ihn mit Stich bedroht, geschlagen, getreten, mit einem Elbenseil gefesselt. Sam hat ihn von der Klippe geworfen. Bei den Elben wurde er sicher nicht ganz friedvoll verhört. Gandalf und Aragorn haben ihn gefangen. Was glaubst du wohl wie? Bestimmt nicht mit Samthandschuhen, wenn der sich gewehrt hat.

Im Prinzip ist es mir egal wie andere über Faramir denken, aber deine Argumente kann ich nicht unentkräftet bzw. ohne Gegendarstellung stehen lassen. Ich hoffe du verstehst das und nimmst es nicht persönlich. ;-)

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1) Würde man Faramirs Taten auch der Art verurteilen, wenn es nicht Sméagols Rückfall auslösen würde? Hätte man nicht einfach nur gerne wieder den netten Sméagol und schiebt dafür einem Unschuldigen die Schuld in die Schuhe?

2) Zum Mitleidsfaktor: Gandalf, Bilbo Frodo und die Elben hatten in der Tat Mitleid. Sie haben ihn allesamt nicht getötet, aber das hat Faramir auch nicht. Es geht hier um wenige Schläge und Tritte, die er nichtmal selbst ausführt. Frodo hat ihn mit Stich bedroht, geschlagen, getreten, mit einem Elbenseil gefesselt. Sam hat ihn von der Klippe geworfen. Bei den Elben wurde er sicher nicht ganz friedvoll verhört. Gandalf und Aragorn haben ihn gefangen. Was glaubst du wohl wie? Bestimmt nicht mit Samthandschuhen, wenn der sich gewehrt hat.

Keine Angst, persönlich nehme ich das sowieso nicht. Wir sind ja dazu hier, um unsere Ansichten zu vergelichen.

1) Teilweise schiebt man hier wirklich dem Unschuldigen die Schuld in die Schuhe, aber so unschuldig ist er trotz allem nicht. Faramir ist ein wichtiger Bestandteil, der Gollums Rückwandlung auslöst. Frodo hat zwar den ersten Schritt dahin getan, aber durch faramir ist Gollum endgültig hervorgekommen. Natürlich wird das demjenigen angekreidet, der für den Wandel letztendlich verantwortlich ist, ob das gerechtfertigt ist oder nicht. Aber schudlos bleibt Faramir hier auf keinen Fall!

2) Stattdessen steht Faramir daneben und sieht zu, wie Gollum verprügelt wird. Natürlich wäre es seine Pflicht gewesen, Gollum zu töten, aber jeder sieht auf Anhieb, dass dieses Geschöpf wehrlos am Boden liegt. Er versucht sich zwar bei seiner Verhaftung zu wehren, aber nicht, als sie ihn wieder von dem Sack befreien. Stattdessen versucht er mit allen Mitteln die Flucht zu ergreifen und stellt in diesem Moment keine Gefahr dar. Das muss selbst Faramir sehen. Mit den Hobbitsen sind die Waldläufer ja auch nicht so grob umgesprungen, auch wenn Gollum eindeutig gefährlicher aussieht. Faramir hätte aber definitv früher einschreiten können.

Und was die restlichen Vergleiche betrifft: Frodo hat sich gegen Gollum gewehrt, aber zu diesem Zeitpunkt hatte Gollum ja auch den Kampf begonnen. Frodo hat sich nur so lange gewehrt, bis Gollum am Boden lag und aufgegeben hat. Den Rest erledigte das Mitleid. Auch die Fesselung durch das Elbenseil wurde aus Mitleid aufgehoben. Faramir hat stattdessen weiter auf Gollum einschlagen lassen, nachdem er die Flucht ergreifen wollte. Okay, zu fliehen ist nicht gerade die englische Art, aber was sollte er sonst tun, wenn er Schläge bezieht? Die Elben haben ihn meines Wissens sehr wohl friedlich verhört und ihn gut ernährt. Aus Mitleid haben sie keine Folterung übers Herz gebracht. Stattdessen hat ihn Aragorn mit Wortgewandheit überzeugt. Von seiner Gefangennahme durch Aragorn und Gandalf weiß ich zwar nichts, aber ich tippe eher auf ein Fangen durch Schlingfallen oder ähnliches. Es wird bestimmt nicht so brutal gewesen sein wie hier bei Faramir.

Schlimm ist auch der Moment, als Smeagol von Gollum getröstet wird und er wirklich sieht, dass er diesem Geschöpf sehr viel Leid zugefügt hat. Zunächst scheint ihn das auch zu schockieren. Beinahe fragt man sich, ob Faramir hier so etwas wie Reue empfindet. Als Gollum dann aber von dem Schatz spricht, bricht in Faramir die Gier durch und vorbei ist das Mitgefühl in seinem Blick. Er hat nur noch Augen für den Ring und geht umgehend zu Frodo, um den Ring einzufordern. Durch den Druck seines Vaters ist es durchaus verständlich, dass er ihm den Ring bringen will, aber was er Gollum angetan hat, ist ihm nun gleichgültig. Menschen sind zwar schwach und so, aber wenn man sich dann wieder Teil 3 in Erinnerung ruft, wo er seinem Vater erzählt, dass Boromir nicht mit dem Ring zurückgekehrt wäre, weil die Macht ihn wahnsinnig gemacht hätte, da ist er plötzlich allwissend und weiß, dass es ein Fehler wäre, den Ring nach Gondor zu holen. Letztendlich wird er diesen Fehler wohl erst in Osgiliath einsehen, allerdings wird es dort keinen Moment geben, der darauf hindeutet, dass er seinen Fehler bemerkt. Dazu werde ich dann an entsprechender Stelle noch etwas schreiben. Diese Wandlung, die der Charakter Faramir durch macht, ist mir auch ein Stück weit zu extrem. Vom schwachen verantwortungsbewussten Hauptmann entwickelt er sich zum Querdenker, der Vieles besser machen möchte und außerordentlich viel Gefühl zeigt.

Nur noch mal zur Verdeutlichung: Wenn ich Faramir an bestimmten Stellen nicht mag, dann ausschließlich nur im Teil 2. In Teil 3 ist sein Charakter schlüssig und zeigt sich so, wie man ihn in der ersten Szene, als er den Toten betrauert, sieht. Ich hoffe, es kommt einigermaßen durch, wieso ich hier Faramirs Verhalten verurteile. Letztendlich schaffe ich aber noch nicht, das auszudrücken, was ich denke, wenn ich diesen Faramir sehe. Vielelicht kann ich in späteren Faramir-Szenen mehr schreiben, um meine Meinung zu belegen. Bei Eowyn war es ja auch so, dass in späteren Szenen weitere Argumente zu meiner Einstellung zu ihr auftauchten.

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Mitleid ist kein Recht, dass Sméagol einfordern kann. Er wurde milder für seine Tat bestraft. Das ist für mich erstmal genug Mitleid.

Ausserdem beendet er das Tun seiner Männer doch recht schnell. Er kassiert zwei Tritte und einen Schlag.

Faramir ist für mich ohne Frage schon hier genau der Mann, der er im dritten Teil ist. Bezüglich des Rings und Gollums durchläuft er allerdings eine Entwicklung. Letztlich überzeugt von Frodos Weg wird er erst als Sam ihm mitteilt, dass er den gleichen Weg wie Boromir begeht und dieser seinen Tod verursachte. Sméagol mag er nie wirklich, zu Recht wie ich finde, denn ob man Gollum trauen kann weiß man selbst zu Sméagol-Zeiten nicht wirklich.

Sicherlich wird dieses Thema später wiederkehren. Ich fürchte jedoch für dich, dass der Verlauf des Films dich weniger in deiner Vorstellung unterstützen wird, aber warten wir ab. Du bist ganz offesichtlich von Sméagols Charme eingewickelt... ;-)

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@Acheros: *absolut rechtgeb* Man sollte ja auch wissen, dass sich Faramir mit seinen Männern auf einem Kriegszug befindet. Sie verteidigen ihr Land gegen Eindringlinge aus Mordor. Dabei handelt es sich nicht nur um Orks, sondern auch um andere Wesen wie Haradrim, Olifanten und dergleichen. Daher ist es kein Wunder, dass die Hobbits auch für Feinde gehalten werden.

Der Verbotene Weiher ist so etwas wie militärisches Sperrgebiet. Ich könnte mir vorstellen, dass das Betreten dieser Umgebung mit der Todesstrafe bedroht war, weil man von dort aus vielleicht leicht den geheimen Unterschlupf der Waldläufer - Henneth Annûn - sehen konnte. Gollum ist ein Schurke für mich. Okay, er hatte gerade seine Sméagol-Phase, als ihn Faramir aufgriff. Aber: hätte es nicht sein können, dass er trotzdem Frodo an Kankra ausgeliefert hätte? Er hätte ja jederzeit wieder in seine Gollum-Phase zurückfallen können - vielleicht hätte schon irgendeine spöttische Bemerkung von Sam genügt. Im Buch war es ja auch so, dass Sméagol nach der ach so netten Faramir-Begegnung mit psychischer Folterung wieder zu Gollum wurde.

Im Film haben wir noch dazu die Sache, dass Frodo die Bekanntschaft zu Gollum leugnet. Erst in letzter Sekunde am Verbotenen Weiher gibt er zu, dass er Gollum doch braucht. Kein Wunder, dass Faramir argwöhnisch ist und weder Frodo noch Gollum mehr über den Weg traut.

Ich komme langsam zu dem Schluss, dass Faramirs Verhalten im Film eigentlich jederzeit nachvollziehbar ist.

@Fioridur: Weil er militärisches Sperrgebiet ist - meiner Meinung nach.

Bearbeitet von Celebne
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Warum ist dieser Weiher eigentlich "verboten"?

Weil sich dort Henneth Annûn befindet und jeder Unbefugte, der diese Zuflucht entdeckte, sterben musste.

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Ich nehme auch mal an, dass sie den Weiher als Wasserquelle nutzten und evtl. sogar die Fische darin. Da sind sie sicherlich nicht erfreut, wenn Gollum darin herumsaut. Abgesehen davon hat André natürlich Recht.

Interessanterweise ist Faramir sogar bei Gollum und dessen gefährlicher Nähe noch so konsequent auch ihm noch die Sicht zu nehmen während er in die Zuflucht geführt wird.

Später in der Kanalisation kommt noch ein sehr interessanter Dialog zwischen Sam und Gollum, was sicherlich nochmal neben Faramirs Verhalten diskutiert werden wird.

Bearbeitet von Acheros
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@Saruman: Ich mag Faramirs Verhalten im 2.Teil an einigen Stellen auch nicht.

Ganz gemein find ich von Faramir, mit dem Schwert den Ring an der Kette aus Frodos Wams (keine Ahnung wies korrekt heißt) fummelt und die beiden Hobbits fast zu Tode erschreckt, im Buch bietet er ihnen ein weiches Bett und was zu essen an. *tss*

Gollum hatte ja nur Hunger und wusste sicherlich nicht, das man aus dem Weiher nix fischen darf.

:auslach: *mir grad vorstell wie Faramirs Männer ein Schild vor dem Weiher aufstellen wo in Westron draufsteht: FISCHEN UND WEIHER ANSEHEN VERBOTEN! Zuwiderhandlungen werden mit dem Tod bestraft*

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Also zu essen bekommen die Hobbits auf jeden Fall auch. Wegen Betten weiß ich grade nicht.

Auch von dem Schild hab ich nix gesehen. Steht wohl nebem dem Set. :-O

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Jetzt sag ich doch noch mal kurz was dazu ;)

Ich finde, ich habe immer noch nicht aufschrieben können, was ich tatsächlich bei diesem Faramir fühle. Ich bin aber überzeugt davon, dass ich im Laufe dieser Besprechung wie bei Eowyn auch, weitere Belege für meine Meinung finden werde. Bei Eowyn kamen ja auch im Nachhinein noch weitere Szenen hinzu, die mich in meiner Einstellung bekräftigten. Bei Faramir finde ich bestimmt auch noch solche Dinge, durch die ich meine Meinung besser belegen kann.

Ich will euch aber eure Meinung genauso lassen! Tatsächlich habt ihr mir auch ganz neue Blickwinkel eröffnet, durch die ich nun mehr Verständnis für Faramirs Taten entwickeln konnte. Zum Beispiel kann ich verstehen, dass Gollum so grob gefangen wird, als er im Weiher fischt. Schließlich wäre jeder andere getötet worden, da das nunmal das Gesetz dort ist. Aber trotz des Verständnisses, das ich nun für ihn entwickeln kann, passt mir Faramirs Nase nicht (sinnbildlich gesprochen ;-) ). Und genau das versuche ich bald noch zu belegen, weswegen das so ist. Einfach, um euch meinen Blickwinkel zu eröffnen, den ich hier aufgrund der Szenen und durch eure starken Gegenargumente noch nicht so vertreten konnte, wie ich gerne möchte. Bin gespannt, ob ich das noch hinbekomme ;-) Ich hab ja auch mal geschrieben, dass ich Faramir für einen schwachen Herrscher halte. Aber das kann ich noch nicht hier belegen. Werde aber zu gegebener Zeit darauf zurückkommen, denn diese Einstellung hat sich noch nicht geändert, auch wenn Faramir in diesen Szenen hier absolute Treue und Einstand für seine Männer beweist! Allerdings zeigt das ja nur, dass er ein gerechter Kriegsherr ist. Ob er fähig wäre, ein Land zu führen, steht ja noch aus, aber darauf werde ich später mal zurückkommen, auch wenn es im Film nie passiert, dass er Herrscher wird, aber irgendwer hatte das ja mal angesprochen und das möchte ich nicht unter den Tisch fallen lassen.

Jetzt schreib ich schon wieder so viel, aber vertage das jetzt endgültig auf andere Sequenzen. Ich glaube, spätestens in Osgiliath werde ich darauf zurückkommen, wie Faramir sich als Herrscher machen könnte und wieso ich ihn immer noch nicht symphatisch finde, trotz des Verständnisses für ihn.

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