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Seelen der Orks


Aztlan

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@Eorl: Ich vergleiche Eru am liebsten mit Tolkien selber bzw. einem Autoren, der mit der Eigenständigkeit seines Werks nicht klarkommt und nachträglich immer wieder radikal daran herumschustert.

Natürlich wurde eine ganz bestimmte Grenze überschritten: die Grenze zu Aman. Das ist ja definitiv ein singuläres Ereignis und als Motiv in Tolkiens Werk kaum zu unterschätzen. Auch bei Númenor ist ja klar, dass es untergehen _musste_, das Atlantis-Motiv war ja von Anfang an Teil der Geschichte. Beides, diese Grenzüberschreitung und der Untergang, sind hervorragend umgesetzt. Dass er beides ausgerechnet mit dem "lieben und gerechten" Eru verknüpft hat, macht eben stutzig und zwingt dazu, Eru neu zu bewerten. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Tolkien das bewusst genau so gemacht hat.

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Dabei fällt mir gerade zum ersten Mal auf, dass Tolkien sich offenbar _bewusst_ vom Atlantis-Mythos abgesetzt hat, der ja Zeus und den Göttern den Untergang zuschreibt. Bei Tolkien hingegen sind es explizit _nicht_ die Valar, obwohl das am naheliegendsten gewesen wäre.

Bearbeitet von Berenfox
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Sehe ich nicht so. Iluvatar ist doch klar an Zeus angelehnt als Göttervater. Die Valar sind dann so etwas wie die niedrigen Götter (seine Kinder) wie bei Zeus.

 

Die Parallelen sind da doch sehr gross

Bearbeitet von Aztlan
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Es gibt halt nicht nur einen aber die Parallelen zur Griechischen Mythologie sind doch klar zu sehen.

Gaia und Uranos weissen durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Iluvatar auf. Da Pauschal jegliche parallelen zu leugnen ist zu endgültig, Tolkien hat sich ja aus vielen Mythologien bedient.

 

Bearbeitet von Aztlan
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Darum gehts doch grad gar nicht. Es geht um den Untergang Númenors. In diesem Kontext ist Eru nicht mit Zeus zu vergleichen, da im Atlantis- Mythos die Götter um Zeus Rat halten und den Untergang beschließen, während bei Tolkien die Valar parallel dazu das gerade nicht tun, sondern ihre Verantwortung an einen allmächtigen Schöpfergott abgeben, den es in der griechischsn Mythologie eben nicht gibt. Das ist ein deutlicher Unterschied.

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Griechische Mythologie ist hier total fehl am Platz! Ich kann auch ein Skateboard mit einem Ferrari vergleichen, weil beides vier Räder hat, trotzdem wäre ein solcher Vergleich sehr weit hergeholt.

Tolkien orientierte sich in seinen Werken an englischer, germanischer und nordischer Kultur und Mythologie. Seine Götterwelt ist allerdings etwas einzigartiges, die in keiner Kultur dieser Erde nennenswerte Paralellen findet. In diese Richtung, so glaube ich, müssen wir gar nicht lange weiter diskutieren.

@Eorl: Ich vergleiche Eru am liebsten mit Tolkien selber bzw. einem Autoren, der mit der Eigenständigkeit seines Werks nicht klarkommt und nachträglich immer wieder radikal daran herumschustert.

Vielleicht bringt uns dieser eher beiläufige Kommentar von Berenfox auf die richtige Fährte. Autoren verwirklichen sich mal mehr, mal weniger in ihren Büchern. (Beispiel für starke Verwirklichung und Aufarbeitung wäre Franz Kafka) Was wenn Tolkien seinen eigenen Charakter in eine/mehrere Figur/en seiner Bücher hineingesteckt hat? Eru und Tom Bombadil als Charakter mit sehr eng bemessener Erläuterung ihrer Hintergründe könnten solche Figuren sein. Vielleicht steckt darin aber auch eine Mischung aus allem, was die Götterwelt, die sich die Menschen erdachten, zu bieten hat, gemischt nach dem Belieben Tolkiens.

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@Eorl: Ich vergleiche Eru am liebsten mit Tolkien selber bzw. einem Autoren, der mit der Eigenständigkeit seines Werks nicht klarkommt und nachträglich immer wieder radikal daran herumschustert.

Natürlich wurde eine ganz bestimmte Grenze überschritten: die Grenze zu Aman. Das ist ja definitiv ein singuläres Ereignis und als Motiv in Tolkiens Werk kaum zu unterschätzen. Auch bei Númenor ist ja klar, dass es untergehen _musste_, das Atlantis-Motiv war ja von Anfang an Teil der Geschichte. Beides, diese Grenzüberschreitung und der Untergang, sind hervorragend umgesetzt. Dass er beides ausgerechnet mit dem "lieben und gerechten" Eru verknüpft hat, macht eben stutzig und zwingt dazu, Eru neu zu bewerten. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Tolkien das bewusst genau so gemacht hat.

Du meinst also in Erus unmenschlichkeit zeigt sich Tolkiens Menschlichkeit? Verstehe ich das richtig?

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@Eorl: Da der Atlantis-Mythos griechisch ist, bleibt uns keine Wahl als der Vergleich mit der griechischen Mythologie an dieser Stelle.

Thematisch ist das Thema "Schöpfung / Zweitschöpfung" im Sinne von Literatur bei Tolkien zentral, deshalb breche ich sehr gern die gängige Eru=JHWH-Allegorie auf und versuche die Sache aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, und Eru als Autor angesichts seines Werks bietet sich einfach super an. Allerdings immer mit dem Hinweis, dass das _eine_ und nicht _die einzige_ Möglichkeit ist.

Arien: Ja, durchaus. Tolkiens Brziehung zu seinem Werk war durchaus ambivalent, und vieles hat er zerschlagen.

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Arien: Ja, durchaus. Tolkiens Brziehung zu seinem Werk war durchaus ambivalent, und vieles hat er zerschlagen.

Arien zu diensten. Ich weiß nicht, warum Du mit Deiner Weisheit nicht früher herausgerückt bist. (ich meine Deinen 5-letzten Post; warum sind die eigentlich nichtmehr nummeriert?) Ich habe bei Dir oft das Gefühl, dass Du etwas verheimlichst. Aber vielleicht ist das auch nur der Eindruck eines grabenden Zwergs.

 

 

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Dein Eindruck ist richtig. Ich gehe gern Schritt für Schritt vor und rücke nicht gleich mit allem auf einmal raus. Warum? Weil ich mir von euren Reaktionen neue Einsichten verspreche. Meine Ansicht ist ja nicht die Einzige, und ich provoziere immer gern andere Ansichten und hoffe dabei, dass jemand dabei auf _ganz_ neue Ideen kommt. :-) 

Deine Aussage, in Erus Unmenschlichkeit zeige sich Tolkiens Menschlichkeit ist zB so gut auf den Punkt gebracht, so pointiert habe ich das nie gesehen. Daran werde ich noch ne Weile zu knabbern haben 

Bearbeitet von Berenfox
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Dein Eindruck ist richtig. Ich gehe gern Schritt für Schritt vor und rücke nicht gleich mit allem auf einmal raus. Warum? Weil ich mir von euren Reaktionen neue Einsichten verspreche. Meine Ansicht ist ja nicht die Einzige, und ich provoziere immer gern andere Ansichten und hoffe dabei, dass jemand dabei auf _ganz_ neue Ideen kommt. :-) 

Schöner Ansatz, zumal man so in Diskussionen kommt, die es sonst nicht gäbe.

Du meinst also in Erus unmenschlichkeit zeigt sich Tolkiens Menschlichkeit? Verstehe ich das richtig?

Auch wenn das eigentlich ein gutes Schlusswort wäre, kann ich mich irgendwie nicht damit zufrieden geben. Ich weiß nicht aus welchem Grund, aber auf eine unerklärliche Art und Weise, scheint mir diese Lösung zu simpel und banal.

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Als Schlusswort wollte ich das nun auch nicht sehen. Wir sind ja gerade mittendrin! Banal finde ich das auch nicht, eher typisch Tolkien. Beleuchtet doch sein ganzes Werk verschiedene Aspekte des Menschlichen. Die Orks, Gollum, Sauron, stehen doch unter anderem für die dunklen Seiten des Mdnschlichen; selbst die (in der Regel missverstandenen) Elben; analog dazu die strahlenden und weniger strahlenden Helden; und immer wieder Gegensatzpaare wie Aule-Melkor oder Théoden-Denethor; das ganze Gut-Böse-Geflecht beleuchtet doch das Menschliche selbst. Du hast natürlich recht, wollte das einer exklusiv auf _Tolkien_ reduzieren, aber ich denke das tur keiner von uns.

Ein weiterer radikaler Gedanke bezüglich Eru ist - neben seinem Umgang mit Númenor - sein Umgang mit Melkor. Der Spross seines Geistes, der eigene Wege geht, sich nicht unterordnen will, seinem innersten Drang nach eigener Schöpfung, der ihn so mit Eru verbindet (die beiden haben viel gemeinsam), rastlos folgt und dafür nicht ernst genommen wird, abgestraft wird und schließlich in die Ecke des Bösen gedrängt wird. Melkor hat viel von einem Prometheus, und Erus Verhalten ihm gegenüber ist, wenn man es genau betrachtet, sehr ähnlich gelagert wie sein Verhalten gegenüber den Númenórern: seine angeblich freie Schöpfung entwickelt sich anders als er es "geplant" hat, und er reagiert mit Einmischung und einem endgültigen "Basta!".

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Zwischen Melkor und Prometheus würde ich keine Verbimndung sehen, da Prometheus die Menschen Hilfe gewährleistete, während Melkor....nicht ganz das Gleiche tat. Prometheus war eher edelmütig, während Melkor egomanische und hochmütige Charaktereigenschaften aufweist.

Als Schlusswort wollte ich das nun auch nicht sehen. Wir sind ja gerade mittendrin! Banal finde ich das auch nicht, eher typisch Tolkien. Beleuchtet doch sein ganzes Werk verschiedene Aspekte des Menschlichen. Die Orks, Gollum, Sauron, stehen doch unter anderem für die dunklen Seiten des Menschlichen; selbst die (in der Regel missverstandenen) Elben; analog dazu die strahlenden und weniger strahlenden Helden; und immer wieder Gegensatzpaare wie Aule-Melkor oder Théoden-Denethor; das ganze Gut-Böse-Geflecht beleuchtet doch das Menschliche selbst. Du hast natürlich recht, wollte das einer exklusiv auf _Tolkien_ reduzieren, aber ich denke das tur keiner von uns.

 seine angeblich freie Schöpfung entwickelt sich anders als er es "geplant" hat, und er reagiert mit Einmischung und einem endgültigen "Basta!".

Das is doch auch sehr menschlich, dass man klassifiziert und Menschen und alles Andere nach dem ersten Eindruck bzw. aus einer Laune heraus besser bzw. schlechter behandelt. Wenn in den Büchern überall "Das Menschliche" zufinden ist, warum dann nicht auch im allerhöchsten Element der erschaffenen Welt? Wollte Tolkien Eru einfach bloss menschliche Züge geben um die ganze Götterwelt nahbarer zu machen?

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Erstaunlich! So viele Theologen hier und trotzdem ist nach über 60 Beiträgen das Wort Theodizee noch nicht gefallen. Dennoch wird unermüdlich genau danach gefragt: Warum läßt Ilúvatar das Böse zu? Warum handelt er so ungerecht?

Wie schon in unzähligen Diskussionen im Eldalië-Kontext gilt auch hier wieder: Die Fabelwesen Tolkiens folgen nicht moralischen Maßstäben, sondern ästhetischen. Ganz besonders Eru.

Bereits in der Musik der Ainur bekennt sich Ilúvatar zu seinem erschütternden Werterelativismus: Er zeigt sich unbeëindruckt von Melkors Renitenz, denn er interessiert sich nur für das große Gesamtkunstwerk. 

Der Schöpfer Ardas ist weniger Demiurg, als Dramaturg. Insoweit stimme ich Berenfox zu. Damit wird die Frage nach der Gerechtigkeit Ilúvatars aber plötzlich bedeutungslos. Der große Regisseur vergibt die Rollen, die zu spielen sind ohne moralische Urteile zu fällen. Daher nimmt er Melkor den brillanten Schuft auch nicht persönlich krumm. Im Gegenteil: Er hat was übrig für Troublemaker. Mit dem schrecklich Harmonie-bedürftigen Manwë allein läßt sich keine packende Geschichte erzählen. Deshalb muß der Unruhestifter Melkor her, der die friedliche Szenerie gelegentlich aufmischt.

Eru ist kein Fan von kanonischen Regeln. Er läßt seinen begnadeten Günstling Feänor keine Gesetzestafeln anfertigen, sondern Steine des Anstoßes. Offenbar ist Ilúvatar keinen ethischen Kategoriën unterworfen, sondern einzig und allein seinem fiktiven Publikum verpflichtet (z.B. anderen Ilúvataren wie C.S. Lewis).

Im Grunde geht es in Tolkiens Geschichten nicht um den Gegensatz von gut und böse, sondern um die narrativen Pole alltäglich/normal auf der einen und magisch/furchtbar/außergewöhnlich auf der anderen Seite. Das Banale schafft die nötige Fallhöhe für das Unglaubliche. Kognitive Strukturen, denen sich jeder Autor beugen muß, der für menschliche Leser schreibt. So gesehen liegen Lóriën und Mordor auf derselben „moralischen“ Ebene.

Das einzige Böse bei Tolkien ist und bleibt die Langeweile.

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@Nelkhart: Gut beobachtet. Das Stichwort "Theodizee" ist aus gutem Grund bisher nicht gefallen - eben weil es selbst dem dieser Frage besonders anfälligen Theologen bewusst ist, dass die Theodizeefrage im Kontext von Tolkiens Werk absolut bedeutungslos ist.

Insofern stimme ich deinem Beitrag auch voll und ganz zu, der vieles auf den Punkt bringt was ich noch zurückgehalten hatte. Denn - das sei noch einmal betont - es ging mir nie um die Frage, _warum_ Eru so handelt wie er handelt, sondern _dass_ er so handelt wie er handelt, und dass sein Handeln nicht mit Kategorien von Gerechtigkeit oder Güte oder anderen Attributen, die ihm gerne übergestülpt werden, zu messen ist. Unbeeinflusst davon bleibt natürlich die Tatsache, dass es durchaus konkrete Gründe für Erus Handeln gibt - die aber auf einer anderen Ebene zu finden sind als auf der moralischen.

Widersprechen muss ich dir allerdings in Bezug auf Erus Verhältnis zu Melkor: Ich habe nicht den Eindruck, dass Eru sich von Melkors Renitenz unbeeindruckt zeigt (wie du es so schön ausgedrückt hast) oder gar etwas für ihn übrig hat. Mir scheint es eher der Fall zu sein, dass Eru mit diesem speziellen Aspekt seiner Schöpfung bzw seiner selbst nicht klarkommt.

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Erstaunlich! So viele Theologen hier und trotzdem ist nach über 60 Beiträgen das Wort Theodizee noch nicht gefallen. Dennoch wird unermüdlich genau danach gefragt: Warum läßt Ilúvatar das Böse zu? Warum handelt er so ungerecht?

"Theodizee  (von altgriechisch θεός theós ‚Gott‘ und δίκη díkē ‚Gerechtigkeit‘) heißt „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei. Konkret geht es um die Frage, warum Gott das Leiden zulässt, wenn er doch die Potenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. "

Um hier den Begriff des Theodizeeproblems zu verwenden, müssen wir voraussetzen, dass auch Eru "gut" ist. Sofern ich weiß, wird das nirgendwo, in Tolkiens Schriften, ausdrücklich betont.

 

Bereits in der Musik der Ainur bekennt sich Ilúvatar zu seinem erschütternden Werterelativismus: Er zeigt sich unbeëindruckt von Melkors Renitenz, denn er interessiert sich nur für das große Gesamtkunstwerk. 

Der Schöpfer Ardas ist weniger Demiurg, als Dramaturg. Insoweit stimme ich Berenfox zu. Damit wird die Frage nach der Gerechtigkeit Ilúvatars aber plötzlich bedeutungslos. Der große Regisseur vergibt die Rollen, die zu spielen sind ohne moralische Urteile zu fällen. Daher nimmt er Melkor den brillanten Schuft auch nicht persönlich krumm. Im Gegenteil: Er hat was übrig für Troublemaker. Mit dem schrecklich Harmonie-bedürftigen Manwë allein läßt sich keine packende Geschichte erzählen. Deshalb muß der Unruhestifter Melkor her, der die friedliche Szenerie gelegentlich aufmischt.

Diese These muss ich, nach Vorbild Hegels, eine Antithese entgegenwerfen: In den Quellen tritt Eru immer und ausschließlich als Demiurg auf. Ihn zum Regessieur einer Inszenierung zu degradieren, ist grob frevelhaft. Nach deinen Verlautbarungen möchte man meinen, dass Eru die Welt und das Universum zu seinem Vergnügen erschuf, um sich selbst ein Theater vorspielen zu lassen, dessen Autor er obendrein ist.

Nach diesem Vorbild müsste ja, nach der Zerstörung des Herrscherrings und der damit einhergehenden Vernichtung des letzten "Troublemakers" ,wie du es so schön bezeichnest, sich der Vorhang schließen, die Welt vergehen um Platz zumachen für neue Schauspieler, neue Rollen und damit ein neues Stück. Gewagte These.

Eru ist kein Fan von kanonischen Regeln. Er läßt seinen begnadeten Günstling Feänor keine Gesetzestafeln anfertigen, sondern Steine des Anstoßes. Offenbar ist Ilúvatar keinen ethischen Kategoriën unterworfen, sondern einzig und allein seinem fiktiven Publikum verpflichtet (z.B. anderen Ilúvataren wie C.S. Lewis).

 Als Schöpfer und Alleinherrscher des Universums ist er, möchte ich mal meinen, nichts unterworfen außer den Regeln des Verstandes. Aber egal zu was er sich entscheiden mag, seine Schlussfolgerung basieren immer auf Kausalketten, die sich mehr oder weniger dirkekt auf die Handlung auswirken. Diese Kausalkette/n versuchen wir hier nachzuvollziehen.

Bearbeitet von Eorl
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Nach deinen Verlautbarungen möchte man meinen, dass Eru die Welt und das Universum zu seinem Vergnügen erschuf, um sich selbst ein Theater vorspielen zu lassen, dessen Autor er obendrein ist.

Und genau das passiert in der "Ainulindale". Mit offenem Ende (der nächste "Troublemaker" kommt bestimmt).

Bearbeitet von Berenfox
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Ich glaube ich habe den Teil verpasst als Eru Regieanweisung gab.

Soweit ich mich noch errinern kann, sollten erst alle einzeln singen, stimmten dann aber eine gemeinsame Harmonie an, die von Melkor gestört wird. Iluvatar versucht das ganze wieder in ein vorgegebenes Thema zu bringen, davon wird aber immer abgewichen.

Melkor, der Bösewicht, denn Eru inszeniert haben soll, verändert das Stück also während der Rollenvergabe und der Regisseur hat am Ende seine eigene Schauspieltruppe nicht mehr unter Kontrolle.

Klingt so als würde die Premiere ein Reinfall.....

Also vielleicht mögt ihr ja richtig liegen, aber ich persönlich halte das für Humbug.

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Du sagst es doch selbst: Die Themen sind von Eru vorgegeben. Und die daraus entstehende Musik ist einzig dazu da, ihn zu unterhalten.

Interessant ist, dass Eru das, was da gespielt wird, obwohl es von seinen Vorgaben abweicht und im Chaos endet, TROTZDEM mit dem "Ea!" ins Sein ruft und ihm somit aktiv und bewusst das OK gibt. Hätte er nicht tun müssen. Hat er aber - und so betrachtet er das ganze Theater von außen zu seiner Unterhaltung, und greift nur ein einziges Mal in die Vorstellung ein.

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Man kann auch sagen, dass er trotzdem auf seine Schöpfung vertraute und keinen zweiten Versuch wagen wollte.

Ich kann diese Theatertheorie neinfach nicht ernstnehmen.

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Das einzige Böse bei Tolkien ist und bleibt die Langeweile.

Und mit Erus Langeweile beginnt das ganze Schauspiel ja auch. Die Langeweile wird immer an die Besten der Besten vererbt: an Melkor, an Feanor, an die Numenorer.  Selbst Aule, dem Handwerker par ecellence, wird's nach Abschluss der gröbsten Gestaltungsarbeiten auf Ea offensichtlich zu langweilig. Welche Aufgaben soll er nun übernehmen? Welche Rolle füllt ihn aus?

Das ist als starkes Gestaltungsmotiv ja direkt erkennbar. Immer wenn's am schönsten ist, wird die Party aufgelöst und es muss etwas neues her. Aus den Bruchstücken des Alten, wird eine noch schönere Inzenierung anvisiert, bis zwischen den aufgeräumten Trümmern die freien Radikale wieder sichtbar werden. Die Stücke, die nicht in's neu erschaffene Bild passen bzw. ihm erst die Würze geben.

Eru betrachtet die Unschärferelation schlicht als gegeben. Sich der Blindheit der Natur zu verweigern kann eine Überlebensstrategie sein, muss es letztendlich aber nicht. Die Natur korrigiert sich nicht, sie passt sich nicht an. Sie ist einfach (da). Das kann natürlich wütend machen, weil es so schmerzt, wenn es sich zeigt. Ich rede weder von Eru noch von Tolkien, dem ich diesen Zusammenhang einfach als Gewissheit unterschiebe.

Genauso, wie er Eru die Unmenschlichkeit in der Akallahbeth (auf einer anderen Ebene) unterschieben lässt. Es gibt Unmenschliches logischerweise nur aus der Sicht der Menschen. Eru ist in dieser (Teil-)Inzenierung "Unmenschlich" (Nichtmenschlich) per se.

Eigentlich liegt darin das zentrale Motiv für den Übergang in's 3. Zeitalter: wie sieht die Vorstellung des Monotheismus aus? Vaire wird diese Vorstellung in einem Bild festhalten, in dem wir die Entrückung der Welt, den Untergang einer Zivilisation und die Entstehung einer neuen erkennen können (und noch so einiges Andere).

Das wird im HdR, der sich mit dem 3. Zeitalter auseinandersetzt ebenfalls in einer anderen Form gezeigt.

 

 

 

 

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Hier noch mal die berühmte Ansprache des Kapellmeisters an seine Erste Geige Melkor:

“And thou, Melkor, shalt see that no theme may be played that hath not its uttermost source in me, nor can any alter the music in my despite. For he that attempteth this shall prove but mine instrument in the devising of things more wonderful, which he himself hath not imagined.”

Der Text bestätigt, daß Ilúvatar den aufsässigen Ainu als sein Instrument bezeichnet. Übler hätte er den Stolz Melkors nicht kränken können. Der Allschöpfer verhöhnt den Unruhestifter regelrecht, indem er ihm offenbart, daß seine Rebellion eine Illusion ist: Je mehr er vom Plot abzuweichen versucht, desto mehr erfüllt er das göttliche Skript. Denn Melkor ist als Dissident bereits eingeplant.

Die Theodizee-Analogie drängt sich hier schon wieder auf, da Erus mitleidige Spott-Rüge die Frage nach dem freien Willen seiner Geschöpfe stellt. Melkor ist besessen davon, diesen Determinismus abzuschütteln und sucht später einige Äonen lang verzweifelt nach dem geheimen Feuer: Seine Hoffnung auf Emanzipation. Hier erscheint der Dunkle Herrscher ganz unerwartet in einem fast Faustischen Licht. Doch letztlich hat er Erus gut gehütetes Geheimnis nie lüften können.

Berenfox kokettiert ja schon seit mindestens fünf Postings unverhohlen mit der Vorstellung eines wankenden Absolutums mit Option auf ein Tolkien Alter-Ego. Ihn scheint die Idee eines Wesens zu faszinieren, daß von der eigenen schöpferischen Allmacht überfordert ist und von menschlichen Zweifeln und Schwächen geplagt wird. Im Grunde also die Situation eines jeden Schriftstellers.
Ich bin mir sicher, der Fuchs hat hierzu noch einige reizvolle Gedanken in der Schublade, die nur auf das richtige Stichwort warten.

Dagegen schimmert in Eorls Ablehnung der Dramaturgen-Metapher die hochinteressante Frage nach dem Sinn Ardas auf:


„...möchte man meinen, dass Eru die Welt und das Universum zu seinem Vergnügen erschuf, um sich selbst ein Theater vorspielen zu lassen, dessen Autor er obendrein ist.“

Wenn Eä nicht als poëtische Inszenierung, also als Kunstwerk angelegt ist, um sich daran zu erfreuen, als was dann?

Warum schöpft der Schöpfer?

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Wenn Eä nicht als poëtische Inszenierung, also als Kunstwerk angelegt ist, um sich daran zu erfreuen, als was dann?

Warum schöpft der Schöpfer?

Deine Frage bringt die Sache ziemlich gut auf den Punkt. Ich hoffe sie wird nicht rhetorisch aufgefasst, sondern provoziert ernst gemeinte Antworten.

Eine längere Antwort folgt noch, allerdings nicht mehr heute...

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Oh Ariën, Ariën – Warum bist Du Ariën!
Der Ennuï als kreative Triebfeder des Absolutums von Eä und hoffnungsvoller Anwärter auf die Causa Prima. Nicht schlecht.
Wenn ich es nicht besser wüßte, könnte ich gelegentlich argwöhnen, Du und ich wären ein und dieselbe Person. Aber wenn ich mir schon einen Fake zulegen würde, dann sicher einen etwas simpleren. Deine Persönlichkeit als fiktive Figur zu führen, stelle ich mir einigermaßen kräftezehrend vor. Vermutlich erginge es mir mit Dir schlimmer, als Eru mit seinem Melko.

Ach, na sowas! Da sind wir ja schon wieder beim Thema.

Ilúvatar als Künstler zu betrachten, löst viele Probleme. Wenn wir uns auf diese Metapher einlassen, sind die lästigen Fragen nach Erus ethischen Prinzipiën erst mal vom Tisch: Ein Maler wird sich kaum rechtfertigen müssen, wenn er eine Figur übermalt oder verwirft. Darüber hinaus verdient ein Wesen, das nur aus Pinselstrichen besteht, auch nur begrenzt unser Mitleid, selbst wenn es Höllenqualen zu erleiden scheint. So viel zum Prozeß der Hoch-Nerds gegen Ilúvatar.
Bevor mir der Fuchs mit seinem nächsten, perfekt ausgearbeiteten Posting aber wieder die Show stiehlt, möchte ich die Zeit nutzen, um die Psyche des Allschöpfers noch ein bißchen tiefer auszuloten.

Der übermalte Kopf leidet nicht. Es kann aber sein, daß der Künstler seine Tat im Nachhinein bereut. Unter Umständen hat er eine emotionale Beziehung zu seinem Werk.
Ilúvatar sagt, daß alle Musik, also alles Sein und Werden, aus ihm selbst kommt. Somit leiden nicht die Orks, nicht Húrins Kinder und nicht die untergehenden Númenorer. Glück und Unglück werden von Ilúvatar erzeugt, aber gleichzeitig auch von ihm erlebt. Die Frage nach der Gerechtigkeit ist also tatsächlich sinnlos, denn Eru ist das einzige Subjekt im ganzen Universum. Was er seinen Geschöpfen antut, tut er sich selbst an.

Interessanter Weise verfügt Melkor über genügend Eigenständigkeit, um sein Los zu erkennen und damit zu hadern. Er verhält sich ein bißchen wie eine Jostein Gaarder Figur. Er versucht, seinem Schöpfer zu entkommen und Autonomie zu erlangen. Das, so vermute ich, meint Berenfox, wenn er andeutet, daß der Rabauken-Ainu eine Beunruhigung für den Obergott darstellt. Demnach wäre Melko nicht Ilúvatars Gegenspieler, sondern ein dunkler Aspekt seiner selbst. Je mehr der Schöpfer sich das eingesteht, desto unabhängiger wird der finstere Ainu.

Möglicher Weise ist das des Rätsels Lösung: Die unverlöschliche Flamme ist etwas, das nur Eru selbst hat: Subjektivität.

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Bearbeitet von Nelkhart
Geht´s noch! Das ist nun wirklich meine Sache.
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