Zum Inhalt springen

Die Reise der fünf Schwestern. 2.Teil


Gast estrielle

Empfohlene Beiträge

Die Erdenmutter:

Das Land lag noch lange ruhig und erdig da. Die Wassermassen sammelten sich über Tage in dem grossen See, welche wie durch ein Wunder von seinem eisigen Gefängnis befreit ward.

Die Tage schlängelten sich durch die Zeit. Sie verstrich sonderbar lähmend und doch schnell. So ward ein sonderbarer Friede über das frisch getaute Land gestreut.

Lasst mich weiter berichten wie denen geschah, welche das Land von seinem Eisgefängnis befreiten. Dies waren nämlich die fünf Schwestern der Flammensternenelben. Zusammen mit Verbündeten Wesen, Brüdern, Schwestern und Freunde besiegten sie den grausamen Herrscher des Eises, jener, der seinen alten Geist aufgegeben, und dem Bösen verfallen ward.

Vieles ward ihnen wieder fahren, Gutes wie Böses, doch führte auch das Schlechte sie schlussendlich zum Ziele. Und wie alles was sie erlebt hatten galt es dies erst einmal zur Ruhe zu betten. So kam es, das lange Zeit verstrich.

Doch höret selbst, und lasst sie weiter wandern, den wohnt tief in der Erde immer noch ein Wesen, welches Hilfe benötigt. Diesem Wesen welches alles am Leben hält, dieses Wesen welches die Erde wärmt.

Höret, und lasst uns mitgehen und sie begleiten.

Estrielle

Am fernen Horizont sah ich eine Silouette. Erleichtert stiess ich die Luft durch die Zähne, und wandte mich um. Ein leichter Schauder überfuhr mich, als würde eine tiefe Last von mir genommen, als würde ich von Fesseln befreit.

Ich blickte zu Legolas hinüber, der neben mich getreten war, lautlos, und mit ernster Miene.

Seit unser Vater davon gegangen war hatte er nur noch wenig gesprochen, und hielt sich lange Zeit nur in seinem Zelt auf. Keiner von uns richtete das Wort an ihn. Wir wussten wie sehr er litt.

„Unser Vater kehrt wieder, edler Bruder“

sagte ich, und berührte leicht seine Hand.

„Mein Herz droht vor Glück zu brechen“,

antwortete er, und er schlug seinen Blick zu Boden, um seiner Schwester seine Tränen nicht zu zeigen.

Dies war vor einigen Tagen.

Und er kehrte zurück.

Sein Mund ward verschlossen, seine Lippen dünn, und trotz seiner Schönheit und Jugendlichkeit schien er älter geworden zu sein. Die Zeit hatte ihm eine Falte auf die Stirn gemalt.

Unter den Kriegern der Flammensternelben erzählte man sich, Niphredil selbst sei von Himmel hinab gestiegen, und hätte Angos zum Zeichen der unendlichen Schmerzes ein Mal auf die Stirn geschrieben.

Mann nannte unseren Vater von jenem Tage an Angos den Gezeichneten.

Lange zeit ruhten und trauerten wir. Wir sahen neues Leben erwachen auf der brachliegenden Erde.

Mortica und Aramir unternahmen lange Wanderungen, kehrten lange nicht zurück.

Mondkalb war stehts darauf bedacht zu aller Wohl Lieder zu singen, und ihre Kochkunst preis zu geben.

Aset ward ebenfalls sehr schweigsam geworden. Ihr Haar hatte ein wenig an roter Farbe gelassen. Doch wusste ich, dass ihr Geist auf einer Reise ward, und zurückkehren würde sobald sie gebührend Abschied genommen hatte. Ich wusste, dass sie hinauf zu den Sternen wandern würde, um ihrer Mutter, unserer Mutter, Lieder zu singen. Begleitet von Elleshar tat auch sie lange Wanderungen, um nach Antworten zu suchen, und zur Ruhe zu finden.

Elbereth, Culwathwen und Angagwathiel schickten einen Trupp Krieger in die Heimat um dort zu berichten und ihrem Volk zu dienen. Viele Familien waren getrennt, und viele Familien kamen auch nie mehr zusammen. Elbereth tat ihr Bestes um den gegangenen Kriegern die Reise ab von der Welt zu gewähren.

Balthor ward verschwunden. Der Daimon würde zurückkehren sobald Bedarf sei, so ward keine Unruhe als er ging. Er war trotzdem noch unter uns, das war gewiss.

Anastasia folgte Mondkalb, um kümmerte sich um ihr Wohl.

Kilan ward lange nicht gesehen, ebenfalls Sodon. Keine Worte können ausdrücken was in den Herzen dieser Zwei für Stürme herrschten.

Auch sie würden zurückkehren.

Alles hatte seine Richtigkeit.

Haldir hatte sich an meine Seite getan. Seit dem Abend an dem wir meiner Mutter in den Sternen sahen waren wir Seite an Seite. Es ward gut so. Denn unsere zwei Herzen verstanden sich. Der Schmerz ward leichter zu teilen.

So ward gewisse Zeit verstrichen, bis ich eines Nachts von leisem Flüstern aus meiner Ruhe gerissen wurde:

„Kein Schlüssel und kein Schloss...Kein Schlüssel und kein....“

„Mutter!“

schrie ich laut auf, und bevor ich hörte was ich sagte klang der Schrei übers ganze Land, und liess Haldir und Legolas herbei eilen.

Aset ward die Dritte die sich einfand.

„Schwester, geliebte, sag, was stört Deine Ruhe zu so später Stunde?“

Aset hatte meine Hand ergriffen.

Wortlos starrte ich sie an, und erhob mich von meinem Lager.

Unter den hellen Teppichen auf dem Zeltboden hatte ich meine letzten Habseligkeiten verstaut gehabt. Diese ergriff ich nun, und zog aus einem zerfetzten Stoff ein dunkles, sehr kleines Holzkästchen hervor.

„Es wird Zeit, Schwestern und Brüder, es wird Zeit“

Alle verstanden sofort. Die Zeit des Wartens ward vorbei. Die Zeit hatte uns eine Gnadenfrist gegeben. Das Eis war bis auf den Grund des Sees geschmolzen.

In der kühlen Morgendämmerung standen alle beieinander. Mein Schrei hatte alle zurückgeholt. Auf dem Hügel standen die Gefährten, und schauten auf den spiegelglatten See.

Kein Wind regte sich, kein Wort wurde gesprochen. Man wusste was nun kommt.

Die nächste Aufgabe, die nächste Reise. Man ward bereit.

Ein kühler, frischer Wind liess uns alle erzittern, aufgeregte Blicke wurden gewechselt. Nichts schien in diesem Magischen Moment unwichtig und fehl am Platze, alles hatte seine Richtigkeit.

Und also obs ein Traum wäre, bildeten sich in der Mitte des Sees zuerst kleine, dann immer grösser werdende silberne Kreise. Sie wuchsen, wurden grösser, schlugen kleine Schaumkronen, bis sie zuletzt am Ufer des Sees brachen, und lautes Getöse von sich gaben. Die Wellen schlugen ans Ufer, und in diesem Moment, nämlich dann, als die erste Welle das Ufer berührte, erhob isch in der Mitte des Sees ein grosser Wasserball.

Es stieg, wuchs an, streckte sich gen Himmel. Ein seltsamer Schimmer ging von ihm aus.

Plötzlich stand er still. Keine Wellen schlugen mehr gegen das Ufer.

Alles ringsum schien den Atem an zu halten.

Kilan war vorgetreten und starrte gebannt auf die seltsame Erscheinung. Ihre Lippen bewegten sich in seltsamen Bewegungen. Sie murmelte etwas in einer mir unverständlicher Sprache.

Und plötzlich, wie ein süsses Wunder, erklang aus der Mitte der Wasser ein süsses Lied. Die Melodie war fröhlich und traurig zugleich.

Sie ergriff unsere Herzen, hielt sie fest, alles ward verzaubert. Man konnte nur noch lauschen, zuhören, stillstehen, und nicht mehr atmen.

Und plötzlich erkannte ich die Worte. Und mit mir erkannte noch jemand anderes die Worte, und stimmte mit in den schönen Gesang ein. Es war Mondkalb, die ihre zarte Stimme erhob, und in den Gesang einstimmte, der von der Mitte des Sees her kam:

Eine Gestalt vom Gemühte so fein,

Soll die Erdenmutter sein.

Ihr Haupt bedeckt von feinstem Golde

Ihre Augen, der Spiegel der Seele, der Holde!

Sanft wogend ihre hohe Gestalt,

hat der Erde Kräfte in ihrer Gewalt,

mit sanfter Geste führend,

bis in jeden Winkel rührend,

ihre sanften Wogen,

vom Erden bis zum Himmelsbogen.

Und niemand ist ihrer Schönheit gleich,

versteckt jedoch im Erdenreich,

was zu schön würde sein

in der Sonne Schein!

Von ihres Blickes wird nichts erfasst,

ihr Augenlichte einst verblasst.

Doch gediehen ist ein neuer Keim

In der Erde Hain.

Sie weiss um jeden Augenblick

Sie weiss um jedermanns Geschick,

um jedermanns Gedankengang,

um aller wesen Wissensdrang.

Nichts bleibt ihr je verborgen!!!

So hüte dich vor ihresgleichen,

Kannst fast nicht mehr von ihr weichen!

Denn hast du einmal sie erblickt,

dein Auge nur einmal erschrickt!

Sie weiss alles, und ist der Ursprung alles Seins!

Ja, auch deiner Augen Scheins!!!

„Ich kann es nur bis hier....“,

flüsterte Mondkalb mir leise zu.

„Ja, tapferes Mondkalb, gerne hätte ich dir die nächsten Worte gelehrt, doch sehe, was sich hier tut. Bei Gelegenheit wirst du das ganze Lied hören...“

Während des ganzen Gesangs hatte sich der Wasserturm langsam verformt. Die Wassermassen schmolzen gen Grund zu, und wie ein Wunder erschien eine Gestalt aus dem Nass, schöner als man es sich hätte vorstellen können. Aus allen Poren, ritzen und Winkel ihres Körpers troff feinstes, reines Wasser, silbern wie ein teurer Schatz.

Die langen, silberigen Haare der Gestalt verschmolz in den Wogen, schien endlos, glatt, und unschuldig zu sein. Sie ward nackt, wie die Natur selbst, ward umgeben von glitzernden, schuppenartigen Material.

Aus ihrem spitzigen Gesicht leuchteten zwei sternenartige Augen, sie verstrahlten ein Licht, dass selbst wir Elben dies fast nicht ertragen konnten.

Ihr lieblicher, alles ergreifender Gesang ward schön und schrecklich zugleich.

Es gab nur sie. Es gab nur den Gesang. Es gab nur das seltsame Glitzern und plätschern der Wassertropfen, und die schlängelnde Bewegung ihrer Haare.

Kilan, Legolas, Sodon und Angos waren zu Boden gesunken, starrten andächtig hinauf zu der Wundergestalt. Kein Auge blieb trocken, auch wenn man nicht wusste warum.

Ob aus Freude oder Leid.

All das Vergangene schien in dieser Gestalt wieder aufzutauchen. Wie eine Erinnerung aus tiefster verborgenen Seele, stieg sie in Form dieser herrlichen Gestalt aus den Tiefen des Eisgefängnisses.

Als ihr Gesang verstummte, da schüttelte sie das Wasser ab. Sie schien kleiner zu werden, ihr Schein zog sich in sie zurück, und zu guter letzt stand sie vor uns.

Sittlich gekleidet, im Stil der Flammensternelben, gleicher Körpergrösse wie Diese.

Ihr Haar ward immer noch lang und Nass, ihr Blick verriet immer noch ein leichtes Glimmen.

Das Göttliche und Übernatürliche schien sich in ihren Augen zu wiederspiegeln.

„Wie Niphredil!! Sie sehen sich so ähnlich“

flüsterte Aset mir leise zu, und wandte die Augen nicht von der Schönheit ab.

„Seid gegrüsst, meine Erretter! Gegrüsst seist du, Sodon, mein Geliebter! Sei gegrüsst Tochter! Sohn! Mann! Seid gegrüsst Elben der Flammensterne! Alle ihr, die ihr hier steht, und mich befreit habt. Seid gegrüsst.

Ja, wie euere Mutter scheine ich auszusehen! Das ist recht. Denn sie ist gegangen. Sie ist gegangen für uns, für Euch! Traget den Namen Niphredils immer in Euerem Herzen, und trauert nicht, Denn sie wartet auf Euch. Und das wird sie tun so lange ihr gedenkt hier in diesem Gefilde zu wandeln, und Gutes zu tun, wie ihr es bis jetzt getan habt!“

Ihre Worte klangen wie süsser Zuckerregen, und man konnte nicht anders als die Augen an sie zu heften, und mit offenem Mund dieser herrlichen Stimme zu lauschen.

Es folgte langes Schweigen.

Melnen war zu uns gekommen. Es war geschehen. Wir hatten alle so lange darauf gewartet. Nun war das Eis bis zum Grund geschmolzen, und mein Ruf hatte alles aufgeweckt.

Melnen ging nun herum, und begrüsste alle.

Es war ein stillschweigendes Wandeln. Jeden berührte sie.

Kilan, Legolas und Sodon zog sie an sich, küsste sie auf die Stirn, und es musste kein einziges Wort gesprochen werden. Denn nicht einmal tausend Worte hätten gereicht, um das auszudrücken, was Jahrelang unter dem Eise gefangen ward. So schwieg man, weil es richtig war, und es nichts zu sagen gab was in diesem Moment seine Richtigkeit gehabt hätte.

Ich sah wie Legolas eine silberige Träne weinte, vor Glück.

Ebenso Kilan, die zwei Tränen weinte, und Sodon verbarg immerzu sein Gesicht, als wollte er nicht glauben was er sah. Angos war ruhig. Er empfing seine Begrüssung in Form eines sanften Kusses auf die Stirn, und sein Mal brannte heftig. Er mied es Melnen in die Augen zu sehen, so sehr quälte ihn die Erinnerung an alte Liebe, und die Tatsache, dass diese wunderbare Frau solche Ähnlichkeiten mit Niphredil hatte.

So ging es lange Zeit, und als sich die Sonne dem Horizont näherte, und goldenes Licht vergoss, da begab man sich hinauf auf den Hügen zu den Zelten, um sich niederzulassen.

Eine Grosse Flamme brannte in der Mitte des grossen weissen Zeltes, man hatte sich niedergelassen auf Fellen und Kissen, man rutschte zusammen.

Kilan sass zur Linken, Legolas zur Rechten von Melnen.

Nach und nach hatte man wieder zu sprechen begonnen. Es kam allen vor als müsse man sich zuerst an die Anwesenheit dieses übernatürlichen Wesens gewöhnen.

Mondkalb setzte sich gleich neben mich, und suchte nach meiner Hand. Mit grossen Augen betrachtete sie Melnen ununterbrochen, und flüsterte immerzu

„Sie ist so schön! Schau nur, Estrielle, sie ist so schön.....!“

Haldir auf der anderen Seite blickte mich erwartungsvoll an, und räusperte sich.

Auch Balthor schaute aufmunternd in meine Richtung.

Aset stubste mich von schräg hinten leicht an und flüsterte mir mit einem Augenzwinker zu:

„Eine Rede, liebe Schwester! Eine Rede!“

Doch so sehr ich mich anstrengte...Was um Himmels Willen sollte ich zuerst sagen?

Das Wesen worum sich unsere ganze Mühe gedreht hatte ward nun hier unter uns.

So schön und wunderbar. Und ich sollte nun die Stimme erheben.

Ich räusperte mich, und rutschte mein Kleid zurecht.

Wo anfangen?

Eigentlich war sie gar nicht das Ziel unserer Bemühungen. Zumindest nicht das Hauptziel.

Und so kam es, das ich mir zunächst einmal wieder in Gedanken rufen musste um was es hier eigentlich ging.

Die Erdenmutter, schoss es durch meine Gedanken.

Wie konnte ich diese nur vergessen!!

„Melnen, verzeiht, wenn ich das Wort an Euch richte, verzeiht mein Drängen, und die vielen Fragen, die meiner Begrüssung folgen werden.

Seid willkommen unter uns. Seid willkommen bei Euerer Familie, Eueren Leidensgenossen. Euer Anblick erfreut uns so sehr, dass es schwer ist, die Richtigen Worte zu finden.

Das Lied welches ihr gesungen habt war mir nicht unbekannt. Ich kenne es, und weiss, dass es die Erdenmutter ist, welche unsere Hilfe benötigt, und die am ärgsten von uns allen zu leiden hatt. Doch wandeln wir schon seit Anfang an in Rätseln umher. Alles was uns leitete sind Verstand, Zufall, Vernunft, und das Vertrauen auf alles was uns leitete.

So zum Beispiel die EINE. Doch sagt, weise Melnen, ich bin sicher dass ihr mehr wisset als ich es je zu erlernen vermögen würde.

Ich weiss, dass unser Weg uns hinab in die Tiefe führen wird, und ich weiss schon mehr als mir lieb ist. Auch meinte ich zu spüren, dass nicht alles so bleiben wird wie es einst war. Ich kenne die alte Geschichte der Erdenmutter und die der Woodiger-Elben.

Ich kenne die Wurzelwesen, als wären sie Brüder von mir. Mir ist als hätte man mir dieses Wissen in die Kinderwiege gelegt. Doch weiss ich nicht wie dies alles zu gebrauchen ist.

Und manchmal fürchte ich mich vor dem Grossen Wissen. Ich fürchte mich vor der Weisheit, und möchte manchmal gar nicht dass sie da ist...“

Melnen erhob die Hand.

Ich hörte auf zu sprechen, und hätte mich sogleich in Grund und Boden verkrochen, hätte ich solche, oder ähnliche Fähigkeiten bessessen.

Was hatte ich hier einfach hemmunglos meinen Gedanken freien Lauf gelassen?

„Estrielle, weise Führerin, sei gegrüsst.

Sei getrost, ich kenne deine Ängste. Ich kenne deine Bedenken, dein zaudern und Zagen. Doch sei Gewiss. Weisheit und Wissen sind nicht schlecht. Weisheit und Wissen ist nicht jedem gegeben. Sicher ist es nicht leicht diesen schweren Rucksack zu tragen.

Denn wer mehr sehen kann muss mehr ertragen können.

Der, der mehr hört kann seine Ohren nicht mehr verschliessen.

Der, der mehr weiss ist Derjenige, der zu führen hat Jene, die weniger wissen an das gewünschte Ziel zu führen.

Mehr sehen ist ein Geschenk und eine Verdammung zugleich.

Die Frage ist wie du damit umgehst.

Trage es wie ein goldener Schatz. Gold ist zwar schwer, aber es glänzt, und ist äusserst wertvoll.

Du weißt wie es um das Wohl der Erde bestimmt ist. Du hast die Erdenmutter in deinen Träumen schon gesehen, und deine Mutter Niphredil hat dir von ihr erzählt. Du wirst ihrem Blick standhalten können. Und du wirst jene sein, die die Kraft hin zu ihr führen kann.

Dazu hast du viele Gefährten die ihren teil dazu leisten, den diese sind ganuso wichtig. Jeder ist wichtig. Drum höret was ich über die Erdenmutter und das was unter der Erde ist weiss:

Die Uhrmutter war schon immer da, bevor es irgendetwas anderes gab. In ihren Träumen schuf sie viele schöne Dinge, zuerst eine Unterlage, auf der sie es sich bequem machen konnte beim Träumen...sie schuf die braune Erde. Daraus schuf sie eine runde Kugel, um mit ihr zu spielen. Als ihr das Spiel langweilig wurde, nahm sie kleinere Gestalt an, und wanderte Jahrelang auf der Erdenkugel herum, die bisher unbekleidet da lag. Tagträumend lief sie umher, und schuf in ihren Träumen weitere Dinge. Wo sie ging und stand entstanden neue Dinge. Ihre Träume formten sich sozusagen hinter ihr gleich zu jenen Dingen welche wir von Alters her kennen: Wasser, Luft, Feuer und Erde waren die ersten Dinge die sie schuf. Danach baute sie Ihre Träume immer mehr aus. Es entstanden Bäume, Berge, Blumen, Sturm, Schnee, Blitz und Donner...alles entsprang ihrer träumerischen Fantasie. So verbrachte sie viele Jahre damit, im Traum versunken über die Erde zu wandeln, und mit ihrer Fantasie die Welt, wie wir sie heute kennen, zu formen. Viele Dinge entstanden und vergingen wieder, da sie von den anderen nicht angenommen wurden. Zeiten von wilden Kämpfen der Phantasien auf Erden sind überliefert. Dunkle wie helle Träume wurden Wirklichkeit, und der Kampf um Leben und Tot, um Bestehen und Vergehen bestand seit je her. Irgendwann wurde es der Erdenmutter zu hektisch auf der Erde, sie war müde vom Wandern, und die Dinge die sie geschaffen hatte kannte sie zu genüge, sie hatte sich satt gesehen. Auch ihre Träume waren nicht mehr so reichhaltig wie sie einst waren. So beschloss sie sich in das Erdenreich zurückzuziehen. Dorthin wo sie gehörte, in jene Materie die sie für sich einst geschaffen hatte um zu ruhen. Sie legte sich im Erdinnern, genau im Zentrum zur Ruhe, und ihre Wärme die sie verströmte, wärmte die Erde von innen. Sie legte sich in einem Feuerbad nieder. Damit sie immer wusste um das Erdgeschehen, beauftragte sie die Baumwurzeln zu ihr hinunter zu wachsen, und jeder Laut, jede Begebenheit, jeder Geruch, und jede Temperatur ihr so gleich zu erzählen. Es ward Ruhe, auf der Erde, und die Erdenmutter schlummerte ruhig zum Geflüster der Bauwurzeln.

Dort leben aber auch die Baumwurzelwesen!

Die Baumwurzelwesen leben im warmen Erdenreich, und sind vor allem da der Erdenmutter zu dienen. Sie sind nicht grösser als zwanzig Zentimeter, und treten meist in Scharen auf.

Sie sind sehr dünn und hoch, schlingen sich einfach um jedes ding, graben sich problemlos durch die Erde, und sind so flink, dass sogar der Elben Auge sie nicht erblicken können, wenn sie in eile sind.

Diese Baumwurzelwesen dienen der Erdenmutter die Kunde was auf der erde so läuft zu überbringen. Sie haben braune Gesichter, wie alles an ihrem kleinen Körper. Ihre haut ist wie zartes Holz, und sie weisen auf dem Kopf so etwas wie eine kleine Blätterkrone auf.

Die Wesen sind stets fröhlichen Mutes, und Reden mit schneller Hoher Stimme. Viele der Baumwurzelwesen haben die letzten Jahre überlebt, denn das allerschlimmste ist Kälte für sie!

Da Isduls Kälte in den letzten Jahren immer schrecklicher wurde, sind nur noch wenige davon übrig, und sie fürchten um ihren Bestand.

Im Erdinnern ist es sehr ruhig geworden seit her, und die vielen gegrabenen Gänge sind nicht mehr alle in Takt. Für sie würden kleine Erdgänge ja reichen, doch ist die Erdenmutter einiges grösser als sie, und ihr Gefolge, welches mit ihr in die Erde ging damals ist von gleicher Statur.

Ihr Gefolge besteht aus einem kleinen Stamm von Woodiger, einem besonderen Uhrelben Stamm aus den Tiefen Tälern.

Diese, nun ganz verschollen, leben nun zurückgezogen in der Erde, dicht bei der Erdenmutter, und sind ebenfalls besorgt um der Erdenmutter Wohl.

Sie sorgen auch dafür das unterirdische Gangsystem in gang zu halten.

Die Woodiger-elben sind alle in braun gekleidet, haben eine schneeweisse, fast durchschimmernde haut, weisse Haare, und ihre zart-wasserblauen Augen sind stehts in die Ferne gerichtet.

Nie fixieren sie etwas, denn ihr Blick erfasst nichts. Sie sind blind.

Ihr Augenlicht hat sich im laufe der Jahre zurückgebildet, und stattdessen haben sie einen aussergewöhnlichen Geruchs und Tast sinn.

Sie verständigen sich mittels Telepathie unter einander, was sie zu sehr schweigsamen und stillen Wesen macht. Sie beherrschen jedoch sehr wohl die Sprache der jüngeren Elbenvölkern, denn die Baumwurzelwesen haben ihnen die Sprache von der Erdoberfläche in die tiefen Gänge und Gemächer gebracht.

Die Woodiger-Elben sind unglaublich weise, und es gibt fast nichts was sie nicht schon wissen. Trotz ihres Wissens sind sie nie überheblich, oder vorlaut.

Sie haben beschlossen der Erdenmutter bis in alle Ewigkeit zu dienen. Sei dem Isdul die Erde heimgesucht hat, und sich ausgerechnet auf deren Heimstatt niederliess, ging es den Woodiger sehr schlecht.

Sie erlahmen bei Kälte, denn wie sie sich im Laufe der Jahrtausende an die Dunkelheit angepasst haben, so sind sie auch die Wärme gewohnt, und am Anfang kamen viele um. Sie frohren ein, wie so manches unter Isduls Hand.

Die eingefrorenen wurden alle eingesammelt, und hinunter ins Erdinnere gebracht, dicht zur Erdenmutter deren Feuerbett noch ein bisschen Wärme abgab. Dort jedoch kamen die eingefrorenen Woodiger nie wieder zu richtigem Sein.

Ihr Herz ward gebrochen ob der Kälte, und der Tatsache, dass es so etwas Böses auf der Welt gab!

Sie beschlossen zu gehen.

Die Woodiger gehen nicht übers Meer wie alle anderen Elben, sondern sie schreiten gemeinsam singend tief ins Erdinnere, hinein in die feurige Mitte der Erdenglut, bis diese sie verschluckt, und sie für ewig behält....Man sagt, schlussendlich kämen sie an das gleiche Ort wie alle Elben, doch könne dieser Weg nur von ihnen beschritten werden!

Die übrig gebliebenen Woodiger blieben nun dicht bei der Erdenmutter, wo es bis Heute noch ein bisschen warm ist.

Sie wurden, wie die Mutter selbst lahm und schwach. Seither warten sie auf Hilfe.

Denn auch die Baumwurzelwesen erzählen immer weniger von der Erdoberfläche, denn sie können die Kälte an der Oberfläche genauso wenig ertragen wie die Woodiger-Elben.

Die Erdenmutter selbst ist eine sehr imposante Erscheinung. Noch fast niemand hat sie wirklich lebendig vor Augen gehabt, doch überliefert man seit je her Schriften von den alten Uhrvölkern, welche die Erdenmutter in Form eines Liedes Beschreiben.

Dieses Lied habt ihr schon öffters gehört.

Estrielle hat es Euch gesungen vebor ich es Euch gesungen habe, und die kleine Mondkalb hat es auch schon gelernt.

Doch muss ich Euch endtäuschen. Das Lied geht nicht weiter. Es hört dort auf.

Alles was biher dazu gesungen wurde entsprach nicht der Wahrheit, und man erzählt sich unter den Uhrvölkern, dass der Verfasser des Liedes inmitten der Dichtung gestorben sei, so sehr habe ihn die Erinnerung und die Beschreibung dieses Wesens eingenommen!

Von ihrem goldenen Haupte ist oft die Rede, und dass sie in der Erde sich aufhält, weil selbst die Sonne ihren Anblick nicht ertragen könnte. Zu viel Schönheit erträgt die Welt nicht.

So sehet Euch vor, liebe Reisende, seht Euch vor!“

Lange wurde geschwiegen.

Als Melnen uns von den Woodiger erzählte, und dass diese gemeinsam ins Feuer gingen, sah ich in Balthors Augen.

Bei den Worten des Erdenfeuers glänzten und funkelten seine Augen gefährlich. Eine sonderbare Sehnsucht war in seinem Blick aus zu machen.

Ich wagte es nicht seinem Blick zu begegnen und blickte in die Runde.

Ratlosigkeit machte sich breit.

So viel auf einmal hatte man erfahren, und war man doch genauso unwissend wie vorher.

„Ich bin nicht allwissend, fuhr Melnen fort. Zu lange ward auch ich im Eise gefangen, und vieles ist verloren gegangen. Es bedarf einer langen Reise meinerseits an den Ort meiner Entstehung um zu genesen, zu vergessen, und neues wieder zu lernen. So werde ich gleich Morgen Euch verlassen und gen Norden ziehen. Habt meine besten Wünsche bei Euch, Und lasst Euch sagen, das ich weiss, das ihr harte Entscheidungen zu treffen habt! Entscheidungen die wichtig sind, aber schmerzvoll. Denkt daran, nicht jeder kann Dunkelheit ertragen! Nicht jeder hält dem Anblick der Erdenmutter stand. Auch sind die blinden Woodiger Elben ein sehr besonderes Volk. Einem Manchen wird es schwierig fallen sich dort unten zu recht zu finden.

So seit wachsam, und folget Euerem Glauben was gut und gerecht ist!

Denkt daran, dass manchmal weniger mehr ist, und auch ein Einziger das Schicksal tragen kann, wenn es darauf ankommt.

Lauscht steht`s der EINEN, sie wird bei Euch sein. So wie auch mein Geist der mit Euch ist.

Ich erwarte Euch, die ihr Euch aufmachen werdet bei Sonnenaufgang am Seeufer.

Estrielle bring das Käschen mit!“

Mit diesen Worten verliess uns die Schöne.

Wir sassen alle schweigend im Zelt und hörten nur wie draussen auf dem See ein lautes Plätschern ertönte. Wellen schlugen gegen das Ufer, und da ward es wieder still.

Melnen hatte sich zur Ruhe gelegt...

„Viel habe ich gehört, und nichts verstanden! Ich bin noch dümmer als zuvor!“

Stiess Anastasia wütend hervor.

„Kann die sich nicht besser ausdrücken? Da wird von Weisheit und Wissen geredet, und ich bin kein bisschen schlauer!“

Kilan lächelte Anastasia an.

„Anastasia, sei nicht so stürmisch. Ich glaube schon, dass zumindest einige von uns damit etwas anfangen können. Obwohl ich zugeben muss, dass ich meine Mutter auch nicht ganz deuten konnte. Was meinte sie mit harten Entscheidungen?“

Mondkalb hatte ganz rote Backen bekommen, und stand nun schnell auf.

„Mich bekommt ihr sicherlich nicht unter die Erde!! Niemals! Ein Hobbit unter der Erde, das ist ja wie....das ist etwa wie....äähhmmmm....“

„Das ist, wie wen sich Schwester Aset freiwillig auf ein Pferd setzten würde!“,

Schloss ich, und alle lachten fröhlich auf. Ausser Aset.

„Sehr witzig“,

zischte sie.

„Meinetwegen ist es wie wenn sich Aset freiwillig auf ein Pferd setzten würde“,

schloss Mondkalb.

„Jedenfalls gehe ich nicht unter die Erde. Ob Woodiger und Wurzelwesen hin oder her! Nein Nein Nein.“

Mondkalb hatte sich wieder gesetzt, und bezeugte ihre Aussage mit heftigem Kopfschütteln.

„Nun, ich glaube ich verstehe schon jetzt, was Melnen uns sagen wollte. Sie sagte dass sie die, die sich aufmachen würden erwarten würde. Die, die sich überhaupt aufmachen würden!

Nicht alle können den Anblick ertragen. Nicht alle sind dem gewachsen....Das waren ihre Worte!“

Schloss ich.

„Kann sein, Schwester, entgegnete mir Elbereth. Ich glaube auch nicht, dass es dabei bleiben wird wenn man einfach einmal in das erdinnere spaziert und sich der Erdenmutter nähert!“

„Recht hast du, Schwester, fiel ihr Mortica ins Wort. So wie ich das sehe sollte man zuerst ienmal nachsehen gehen wie es wirklich um die Erdenmutter steht, und ob überhaupt etwas auszurichten ist. Vielleicht finden wir den Weg gar nicht! Vielleicht haben sich die Woodiger schon alle ins Feuer gestürzt....“

„Nicht gestürzt! Erwiderte Balthor mit scharfem Ton, nicht gestürzt, Mortica, sondern GEGANGEN! Sie gehen freiwillig ins Feuer. Nur sie wissen den Weg ins seelige Erdinnere, dort hin wo es immer glüht, da wo eine Feuersseele Ruhe findet!“

Balthors Blick hatte wieder diese glasige Sehnsucht in sich...

„Aber du hast recht, Mortica, fuhr er fort, wir können es nicht riskieren, oder von allen verlangen, dass sie in das Erdinnere mitkommen! Es soll jedem seine Entscheidung sein. Denn gilt es zunächst sicher einmal aus zu erkunden was da Unten alles ist. Wer weiss, ob die alten Gänge überhaupt noch stehen? Wer weiss, ob uns die alten Gänge einfach auf den Kopf fallen?“

Damit schloss Balthor, und sah gespannt in die Runde.

„Was redet ihr denn immer von „unter die Erde gehen“? Ihr wisst doch gar nicht wo dieser Weg zu finden ist! Meint ihr etwa, dass sich da einfach mir nichts eine Türe öffnen lässt?“

Haldir hatte sich zu Wort gemeldet und sprach genau meine einzige innere Sorge an.

Natürlich wusste niemand wo genau der Weg für uns anfangen würde, doch hatten alle so viel verstanden, dass Melnen uns nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. Sie hatte uns einen gewissen Teil verschwiegen, doch es sollte sicher noch etwas folgen.

Jedenfalls hoffte ich dies zu Tiefst in meinem Inneren.

„Lieber Haldir, sprach ich, dies ist die Frage die alle zu beantworten nicht im Stande sind, und die wir uns von Anfang an gestellt haben. Aus der alten Erzählung weiss ich, das der Zugang zur Erdenmutter direkt unter dem Eiss-See liegt. Dieser See ist erst durch den Einzug Isduls in dieses Gebiet entstanden. Anfangs noch gut und harmlos, wurde er alsobald zu dem eisigen Gefängnis Melnens. Nun sollte man warten und hoffen der See würde bald verschwinden. Doch auch dann wäre der Eingang unseren Blicken verborgen, und es ist mir immer noch ein grosses Rätsel wie wir diesen finden sollten. Doch haben wir nicht genug Zeit zu warten bis sich das Wasser zurückgezogen hat, oder bis Melnen das Wasser an einen anderen Ort gebracht hat!

Doch Melnen ist die Herrin des Wassers. Und somit gehorchen ihr die Wassermassen.

Ich glaube fest daran, dass sie und helfen wird!

Deswegen auch ihre Aufforderung uns morgen bei Sonnenaufgang zu empfangen!

Ich lege voller Zuversicht diesen Teil in Melnens Hände, denn sagt mir mein Sinn, dass sie der richtige Schlüssel ist...“

Und sobald ich das Wort „Schlüssel“ ausgesprochen hatte schoss mir der Satz wieder durch den Kopf: Kein Schlüssel und kein Schloss....

„Und doch bedarf es dazu zwei Dinge!“

Sagte ich nun laut.

„Was meinst du damit?“,

fragte Culwathwen.

„Ich meine damit, dass wir keinen Schlüssel brauchen, da es kein Schloss gibt, aber doch benötigen wir zwei Kräfte. Melnen hat mich aufgefordert das Käschen mit zu nehmen. Das wird der „Schlüssel“ sein. Das wird die zweite Kraft sein. Melnen als die eine Kraft und die Kraft unserer Mutter, Melnens Schwester in Form dieses Käschens, welches mir Niphredil noch übergab, bevor sie ging...“

„Die Kraft der beiden Schwestern vereint, um das Tor zur Erde zu öffnen...“

schloss Mortica,

„...das klingt mehr als nur logisch!“

„Nun gut, liebe Gefährten, ich holte tief Luft, ich glaube, dass uns die Morgendämmerung die Lösung bringen wird! Alles was wir nun für uns tun können ist, in Ruhe unsere Kräfte unseren Willen und unsere Fähigkeiten zu prüfen. Ich weiss, es wird eine schwere Entscheidung werden für Jeden von uns. Ich weiss, dass nicht alle den Weg hinab machen werden. Jeder weiss selbst gut genug was für ihn am besten sein wird. Die Anderen werden so kurz wie möglich nachsehen was zu machen ist.

So wie ich aus den Worten Morticas schliessen kann wird die Erdenmutter eine besondere Heilung gebrauchen.

So seit nun still und prüfet Euch selbst.

Ich werde bei Morgengrauen am Ufer stehen, und sehen wer mit mir geht...“

Somit erhob ich mich mit pochendem Herzen, und verliess das Zelt. Die kalte Nacht erfasste mich sogleich. Ich blickte auf der spiegelglatten See. Dort unten lagerten sie also, und warteten auf uns.

Es wird nicht einfach werden. Doch ich war bereit zu gehen.

Und ich hoffte, dass alle Gefährten die richtigen Entscheidungen treffen würden.

So sollte zum Beispiel unser Vater nicht alleine zurückgelassen werden. Nicht jetzt in dieser schweren Zeit.

Für Mondkalb sollte auch gesorgt sein. Ungern würde ich sie alleine zurücklassen.

Da hörte ich ein leises Knacken hinter mir.

„Ich werde mit dir gehen“,

sagte Haldir, der mir gefolgt war.

„Ich werde auch den Anblick der schrecklichen Schönen ertragen, solange ich bei dir bin...“

„Ich hoffe du kannst dieses Versprechen halten, lieber Haldir! Das Versprechen ist schön! Sehr schön sogar! Und ich hoffe bei allen mächtigen Mächten, dass du es halten kannst!

Lass uns nun in Ruhe dem Morgen entgegenblicken! Sieh, dort zeichnet sich schon ganz sanft ein heller Schimmer an!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich war alleine zum Ufer gegangen um über alles nachzudenken. Unzählige neue Informationen, Gefahren und Abenteuer schienen auf uns einzustürzen. Wie sollte ich mich entscheiden? Welchen Weg sollte ich gehen. Estrielle war es mit Sicherheit bestimmt, den Weg durch die Erde zur Erdenmutter zu suchen. Aber was war meine Bestimmung? Und welches war die Bestimmung von Aramir? Als Waldläufer war er ein Krieger, hatte Kenntnisse im Umgang mit Kräutern, war ein hervorragender Fährtenleser und kannte und liebte die Natur? Aber er war ein Mensch, und Melnen, die Schöne und Gute, hatte die Menschen unter uns vor dem Abstieg in die Tiefen der Erde gewarnt. Sollte ich mich für den Weg unter die Erde entscheiden, würde er mich begleiten wollen. Konnte ich ihm dies zumuten, wenn auch ein anderer Weg gangbar war?

Plötzlich hörte ich eine leise Bewegung und schaute auf, Aramir stand hinter mir. Er war so leise herangekommen, dass ich ihn trotz meiner guten Elbenohren erst im letzten Augenblick gehört hatte.

"Worüber denkst Du nach Mortica, meine Liebste?" fragte er, während er sich neben mich setzte.

"Womit quälst Du Dich?"

"Ich denke über die Zukunft nach, und über Melnens Worte. Ich frage mich wo mein Platz ist ?"

"Bei mir !" lächelte Aramir und legte mir den Arm um die Schultern.

Ich lächelte zurück, genoss seine Berührung und küsste ihn auf die Wange.

"Wohin auch immer Dein Weg Dich führen mag, ich werde Dir folgen."

"Ich danke Dir, aber ich will Dir nicht zumuten, einen Kampf kämpfen zu müssen, der nicht der Deine ist."

"Die Erdenmutter hält uns alle am Leben Mortica. Sie zu retten ist ebenso Sache der Menschen, der Zwerge, der Hobbits, wie die der Elben. Es ist also auch mein Kampf."

Er hatte recht und ich blickte ihn liebevoll an.

"Mein Herz gehört auf ewig Dir Aramir!"

"Und Dir das meine Mortica!"

Engumschlungen saßen wir am Seeufer und vergaßen die Zeit und die Welt um uns herum.

Nach einer Weile vernahmen wir ein Hüsteln im Hintergrund. Wir blickten hoch und sahen Mondkalb, die wartend hinter uns stand.

"Helft ihr mir Estrielle zu suchen? Ich will sie fragen, wie ich der Erdenmutter helfen kann, ohne so tief unter die Erde zu müssen."

Wir sprangen auf.

"Das ist eine gute Idee Mondkalb. Komm wir suchen sie gemeinsam."

Wir brachen auf, ich fühlte, dass auch sie den See aufgesucht hatte um nachzudenken und wir fanden sie mit Haldir am Seeufer. Sie blickten versonnen in die aufgehende Morgensonne, die sich ferne am Horizont bereits abzuzeichnen begann.

"Estrielle, liebste Schwester, wir benötigen Deinen Rat, wollen aber nicht stören." sprach ich sie an.

"Ihr stört nicht, kommt lasst uns reden." war ihre freundliche Antwort.

Wir setzten uns am Seeufer nieder und begannen zu sprechen. Mondkalb war es wichtig herauszustellen, dass sie wirklich aus tiefstem Herzen der Erdenmutter helfen wollte, jedoch nicht zum Kern der Erde vorstoßen wollte. Sie sei eine Hobbitin, keine Zwergin. Hobbits leben in Wohnungen die in kleine Hügel gegraben werden, nicht in tiefen Erdlöchern. Estrielle lächelte und versicherte Mondkalb, dass sie dies verstehe und lobte Mondkalbs bisherigen Mut. Auch ich trug nun meine Zweifel vor:

"Ich weiß nicht welches mein Weg ist Estrielle, der unter die Erde oder der auf der Erde. Ich hoffte auf einen Rat der EINEN, sie hat jedoch bisher nicht zu mir gesprochen."

Estrielle dachte eine Weile nach, dann antwortete sie:

"Wir wissen nicht was der Erdenmutter fehlt, die Kälte Isduls war es in jedem Falle nicht, an der sie krankte. Das hatten wir ja schon befürchtet. Isduls eisige Macht war nur ein Symptom ihrer Krankheit, jedoch nicht die Ursache. Du bist eine große Heilerin, jedoch wirst Du unter der Erde keine Möglichkeit haben, Medizin für die Erdenmutter zu finden. Wer weiß, wodurch die Erdenmutter Heilung finden kann. Mein Gefühl sagt mir, Du solltest auf der Erdoberfläche bleiben. Ich werde mit der Gruppe gehen, die zur Erdenmutter aufbricht und wir werden im Geiste verbunden bleiben. Wenn wir die Erdenmutter erreichen, so hoffe ich, werden wir erfahren, wie wir ihr helfen können. Und dann ist es sicher gut, wenn jemand über der Erde bereits Vorbereitungen für die Heilung treffen kann. Vielleicht können ja Mondkalb und Aramir Dich hierbei unterstützen."

"Dies klingt vernünftig. Du kannst mir Eure Erkenntnisse übermitteln und ich kann bereits beginnen Nachforschungen zu betreiben. Ja, so werden wir es machen."

Erleichtert begrüßte ich diese Lösung.

Inzwischen glühte der See bereits im Morgenrot.

"Wir müssen aufbrechen und mit den anderen Melnen erwarten." sprach Haldir.

Wir standen auf und liefen am Ufer entlang. An der Stelle, an der Melnen den See am Vortag verlassen hatte, versammelten sich bereits die anderen.

"Ich bin gespannt, wer Estrielle unter die Erde begleitet?" flüsterte Mondkalb mir ins Ohr.

"Ich denke Haldir wird ihr in jedem Falle folgen." antwortete ich leise.

Dann erreichten wir die Gruppe.

- Editiert von estrielle am 27.08.2002, 12:38 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Elbereth

Der kühle Nachtwind strich sanft über mein Gesicht. Ich ging von einem Lager zum nächsten und versuchte so meine Gedanken zu ordnen. Doch es ging nicht. Ich musste alleine sein, um über alles nachzudenken. Meine Ohren vernahmen zu viele Gespräche meiner Gefährten. Also machte ich mich auf, einen Ort zu finden, wo ich nachdenken konnte. Voller Hoffnung erreichte ich den See, doch gerade als ich ihm näher treten wollte, um meine Hände ins kalte Wasser zu tauchen, vernahm ich Stimmen. Es waren Mortica und Aramir, die am anderen Ufer saßen und leise miteinander redeten. Ich sah, wie Aramir Mortica in den Arm nahm und diese lächelte. Schnell lief ich weiter. Hinter einer Biegung saßen auch Estrielle und Haldir am Ufer.

Mit stockendem Atem blieb ich hinter einem Felsen stehen und blickte zu den beiden herüber. Der Mond spiegelte sich auf dem klaren Wasser des Sees wider und der Wind rauschte leise.

Mein Blick folgte dem Mondlicht auf dem Wasser zu den Sternen am Himmel und ein starkes Gefühl von Trauer breitete sich in meinem Herzen aus. Es war als ob mir jemand einen Dolch in mein Innerstes stach und mir liefen langsam die Tränen die Wangen hinunter. Ich vermisste sie so. Wieso hatte ich ihr nicht noch einmal begegnen können? Ich wünschte, ich hätte noch einmal ihr Gesicht gesehen und ihre liebe Stimme hören können, die meinen Namen rief.

Melnen war ihr so ähnlich. Mir war es, als ob Mutter vor mir gestanden hätte. Ich musste meinen Blick von ihr abwenden, da ich es nicht lange ertragen konnte. Wäre ich doch nur Estrielle und Aset ins Nichts gefolgt. Zweifel und Vorwürfe überkamen mich. Ich griff in die Innenseite meines Mantels und zog ein kleines Beutelchen heraus, griff hinein und zog den schönen glatten Stein heraus, den Mutter mir damals anvertraut hatte. Sanft strich ich über die angenehm kühle Oberfläche des Steins, der nun die Farbe der Nacht angenommen hatte. Genauso fühlte ich mich. Dunkel, traurig und einsam.

Ich blickte erneut zu Estrielle und Haldir und dachte an die Liebe zwischen Mortica und Aramir. Ich hatte meine Einsamkeit die letzten Jahre dadurch verdrängt, daß ich auf Wanderschaft ging und mein Leben war bestimmt durch Reisen und Abenteuer. Durch unsere Reise in Isduls Reich lernte ich viele liebe Gefährten und Freunde kenne und trotzdem fehlte mir etwas.

Auf einmal hörte ich Schritte. Es waren Mortica und Aramir , die sich zu Estrielle und Haldir gesellten. Leise schlich ich von dannen zu einer größeren Felsengruppe und lehnte mich schließlich an einen dunklen Felsen, rutschte in die Knie und ließ mich auf dem harten Boden nieder. Ich mußte mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Schnell musste meine Entscheidung sein, es war nicht mehr viel Zeit. Ich überlegte, was das Beste für mich und die Menschen, die mir nahe liegen wäre. Unter die Erde zugehen und dort meinen Gefährten, die mitkommen sollten beistehen oder sollte ich bei Mondkalb bleiben und mich um sie kümmern.

Unschlüssig saß ich da und blickte in die Düsternis. Wie lange ich dort gesessen habe wusste ich nicht genau, doch muss es lange gewesen sein. Mir träumte etwas von meiner Mutter. Sie sprach zu mir und ich spürte ihre Nähe. Als ich wieder erwachte, wusste ich nicht mehr genau, was Mutter zu mir gesprochen hatte, doch hatte mir diese Begegnung neuen Mut und Kraft eingeflößt. Mein Blick ging zum Himmel und ich sah die Sonne langsam aufgehen. Ich holte tief Luft und erhob mich vom Boden, streifte meine Kleidung glatt und ging in Richtung unseres Lagers zurück.

Meine Entscheidung hatte ich gefällt. Das war eine schwere Entscheidung für mich, da ich mir damit nicht ganz sicher war. Ich werde einige meiner Gefährten verlassen müssen. Doch bevor ich mich wieder von meinen Gefühlen einholen lasse, stehe ich jetzt bei meiner Entscheidung!

Ich werde Estrielle auf ihrer Mission in die Tiefen der Erde begleiten. Und damit der Erdmutter oder dem Tod ins Auge blicken.

- Editiert von Elbereth am 03.09.2002, 12:42 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aset

Estrielles Traum und die darauf folgenden Geschehnisse verwirrten mich zutiefst. Zu schön war die kurze Illusion einer friedlichen Zeit - einer Zeit die uns allen half neuen Atem und Mut zu schöpfen für die weiteren Wege die vor uns liegen. Die Tage - ausgefüllt mit einsamen Spaziergängen sowie dem gemeinsamen Gedankenaustausch und langen Gesprächen mit Elleshar - hatten mich in eine Zeit des Vergessen getragen, ein Vergessen dass nun jäh wieder aufgerüttelt wurde und alle Ereignisse glasklar vor mein innerstes Auge stellten.

Für mich gab es keinen Moment der großen Überlegungen, wie immer werde ich Estrielle zur Seite stehen mit all meiner Kraft und meinem Wissen, das mir als Älteste zuteil wurde. Mein Bogen ist bereit und auch War hat sich von seiner Luftgefährtin getrennt und sitzt zufrieden auf meinem Arm. Langsam schreite ich zur Gruppe am See - die Morgenröte spiegelt sich in meinen Augen - oder ist es aufkeimende Abenteuerlust? Kein Zweifel, nach dem fürchterlichen Nichts kann das innere Erdreich nicht grimmiger werden. Auch wenn sich unsere aufs herzlichste verbundene Gemeinschaft wieder trennen muss - ein gemeinsames Ziel eint uns auch in der Ferne.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Entscheidung musste getroffenen werden, sie musste bald getroffen werden...

Sollte ich hier oben bleiben und dieses Monster finden und töten, welches mir keine Ruhe lässt oder mit hinuntersteigen?

Ich entschied mich für letzteres, das Monster kann ich auch noch später erledigen um meinen Vater zu rächen!

Ich konnte mein Schwert rufen hören, ich konnte hören wie es danach

verlangte wieder von mir geschwungen zu werden, und ich würde es diesem Wunsch erfüllen, bald werde ich wieder kämpfen dürfen. Ein bischen Vorfreude erfüllte mich.

Ich ging zu dem Platz wo sich die anderen gesammelt hatten die ihr entscheidung auch schon getroffen hatten...

- Editiert von Elleshar am 02.09.2002, 14:08 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kilan

Soviele Fragen wie nie gingen mir dieser Tage durch den Kopf. Langsam wurde mir bewusst, dass meinem DaSein grössere Abenteuer bevorstehen, als ich sie je erlebt habe, seit ich von der Hobbitfamilie fortgegangen ward. Ich traf meinen Vater und meine Mutter, ich sah zum 1.Mal meine Familie...ich hatte viele Fragen an alle von Ihnen, doch war ich froh sie einfach nur bei mir zu haben.Doch meine Mutter sprach von Entscheidungen...werde ich mit Estrielle ziehen oder bei meiner Familie verweilen? Ich sah meine Mutter an, sie wusste genau was ich sie fragen würde, nicht das WIE oder WARUM, sondern diese eine Frage, die mich erst auf diesen Weg gebracht hatte...Was hatte es mit diesem mysteriösen Stein, den ich seit ich denken kann, bei mir führe, auf sich? Doch ich fragte nicht, nein, ich sah ihr in die Augen, ...dann schloss ich die Meinigen und traf die Entscheidung meine Familie zu verlassen.

Ich öffnete die Augen und meine Mutter küsste mir mit einem Lächeln die Stirn.

Ich werde mein Ziel erreichen und irgendwann auch meine Familie wiedersehen!

Doch wie würden sich die anderen Gefährten entscheiden, würde ich sie jemals wiedersehen?

Nun ging ich aus dem Zelt und schaute in die Morgendämmerung, noch einmal blickte ich zurück, dann machte ich mich auf zum See, da wo es endete und wo alles wieder beginnen wird...

- Editiert von Kilan am 27.08.2002, 19:50 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

alae!

Der Morgen nahte. Ich begrüßte die ersten Sonnenstrahlen, welche durch die Dunkelheit ihren Weg fanden. Keiner von uns hatte diese Nacht geschlafen. Zu viele Gedanken, zu viel ist geschehen, zu viele Erinnerungen....

Der Zeitpunkt nahte, wo wir alle, jeder von uns, eine Entscheidung treffen mußte. Meine stand fest. Auch wenn ich gerne Estrielle gefolgt wäre, so konnte ich es einfach nicht. Ich kam mir mal wieder so schwach vor.

Ich dachte an meine Familie und bekam Sehnsucht nach ihr. Ich wollte nach Hause, aber dies hier war nicht beendet und ich konnte nicht davon laufen. Obwohl ich's schon gerne getan hätte. Aber ich häätees mir nie verzeihen können.

Ich packte meine Sachen (wo war mein Pulver? ....und meine schleuder?) im Dämmerlicht. Es fiel mir so schwer. Selten war ich so betrübt wie jetzt. Meine Füße hatten mich auf einen Weg geführt, den ich gerne umgangen wäre.

Ich schüttelte diesen Trübsinn aus meinen kopf. Nein! Weg mir euch! Es gab immer Hoffnung! Und auch wenn ich nicht mit unter die Erde folgen konnte, so hatte ich hier eine Aufgabe zu erfüllen! Und ich würde dies tun! Ja! Ich würde mich zusammenreißen und noch ein Abenteuer bestehen! Ich würde schaffe es! Ja!

Ich holte noch einmal tief Luft und trae aus dem Zelt hervor. Langsam ging ich zum Ufer des Sees. Nach und nach traffen alle ein. Estrielle und Haldir waren schon da. Hinter ihnen begaben sich Elbereth, Elleshar und Aset. Mortica legte ihren Arm um meine Schulter und gemeinsam mit Aramir stellten wir uns gegenüber den anderen auf. Die ersten Entscheidungen waren gefallen. Welche Wahl trafen die anderen?

atenio

- Editiert von mondkalb am 29.08.2002, 21:20 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Culwathwen

Was soll ich tun? Hier oben, auf der Erde, bleiben oder mit in die tiefen der Unterwelt vordringen? Eigentlich scheint mir die Entscheidung klar. Warum sollte ich sonnenverliebtes Wesen in die ewige Dunkelheit wandern? Ich lauschte ihn mich hinein. Nichts. Die EINE schwieg. Und ließ mich ratlos allein. Wen sollte ich denn sonst fragen? Wer kennt mich den wirklich oder gar meine Bestimmung. Nun gut, wenn die Mächtigen mir nicht helfen wollen, so muss ich meinem Herz vertrauen. Doch auch da kann keine Entscheidung fallen. Ich habe, jetzt, wo wir wieder zusammen sind, Angst etwas zu verpassen. Ich will den Überblick bewaren. Wie wird es den anderen ergehen? Was tun sie gerade? Diese Fragen haben mich in der Gruppe nicht bekümmert bis Estrielle und Aset von uns getrennt wurden. Aber warum kümmert mich das eigentlich? War ich nicht jahrelang alleine, ohne die anderen? Ist dies überhaupt mein Abenteuer? Bin ich hier überhaupt richtig? Oder bin ich nur eine unwichtige "Beilage", die zu nichts gut ist? Die Szenen aus Isduls Kammer kamen mir wieder in den Sinn.

Nein! Ich bin zwar nur ein Teil, aber wir sind alle nur Teile. Jedes gleich groß und wichtig für diese Mission. Doch warum quäle ich mich? Meine Entscheidung ist längst getroffen! Natürlich werde ich es wie Mondkalb halten. Isduls Schloß war schon schlimm genug für mich! Eine Welt nur aus Fackellicht, dies würde meine Seele nicht überleben! Doch nun genug der Fragen! Die Sonne geht auf und bald wird Melnen erscheinen um uns letzte Fragen zu beantworten und irgendetwas hat sie mit Estrielles Kästchen vor. Ich verlies das Zelt und machte mich auf den Weg zum See. Dort standen sie schon: Estrielle, Mortica, Mondkalb, Haldir und Aramir. Ich lächelte Mondkalb freundlich an:"Ich werde bei euch auf der Erdoberfläche bleiben."

Doch vorher gilt es mit mir selbst ins reine zu kommen

- Editiert von Saru am 29.08.2002, 21:08 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Angagwathiel

Die ersten Sonnenstrahlen berührten mein Gesicht an diesem schicksalsreichen Tag, nach einer ruhigen, doch von schweren Träumen geplagten Nacht.

Ich wusste, dass ich mich heute entscheiden müsste, entweder in den Schoß der Erde zu klettern oder an der Oberfläche zu bleiben.

Ich war mir auch in meinen Träumen nicht über den Weitergang meiner und unser aller Reise einig geworden, denn schlichen sich immer wieder alte unangenehme Erinnerungen in den nächtlichen, sonst so erholsamen und kraftspendenden Schlaf.

Ich stieg von meinem Lager auf und schaute aus meinem Zelt, wo ich am Ufer des Sees Estrielle und Haldir, Elbereth, Elleshar und Aset, Mortica und Aramir, Culwathwen, als auch das kleine Mondkalb, die aufgehende Sonne beobachtend, erblickte.

Sogleich formte sich mein Entschluss.

Die Überlegungen und Ängste, der unruhigen Tage und Nächte, lösten sich und kamen zu einer eindeutigen Entscheidung.

Ich werde an der Oberfläche bleiben und an der Oberfläche mein Schicksal in die Hände nehmen.

Nach langer Gefangenschaft in Isduls Burg und seinen toten und kalten Gängen, werde ich nicht wieder in die Dunkelheit gehen. Ich werde mich mit meiner Kraft und meinem Willen den Gefährten, die den Abstieg auch nicht wagen, anschließen.

Ich trat einen Schritt aus dem Zelt heraus und sofort umarmte mich die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen, die mich lächeln ließen. Als wolle sie mir sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und sie mich auf der Erde, der sie Leben schenkt oder nimmt, willkommen heißt und mich wandeln lässt.

Aus einem tiefen dunklen Loch des Ringens um Entscheidungen, trat ich nun mit neuem Mut zu neuen Gefahren und Abenteuer, in die von Tau durchnässte Morgenluft.

„Ich werde mit an der Oberfläche bleiben“, verkündete ich, als ich mich leise zu den bereits Anwesenden am Ufer des Sees gesellt hatte. Meine Entscheidung wurde von allen mit einem Lächeln erwidert, was mich weiter darin bestärkte, die richtige Wahl getroffen zu haben.

Ich schaute mit den anderen der Sonne zu, wie sie die Stufen am Morgenhimmel weiter empor kletterte und uns anlächelnd, auf die nächsten Entscheidungen warten ließ ... .

- Editiert von Angagwathiel am 31.08.2002, 10:35 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anastasia

Nun musste also eine Entscheidung her. Leicht gefallen waren mir Entscheidungen noch nie. Ich beschloss mich ein wenig vom See zu entfernen und lehnte mich an einen Stein. Ich dachte noch einmal an Melnens Rede zurück. Wirklich verstanden hatte ich den Großteil davon immer noch nicht. Was ich verstanden hatte war, dass ich mich entscheiden musste. Mitten hinein in die Erde oder auf der Oberfläche bleiben. Ich überlegte, und während ich das tat spielte ich etwas mit meiner Kette, bekam den Stein der daran hing zu greifen.

Der Stein des Lebens, den mir meine Großmutter gegeben hatte. Da wurde es mir klar: ich musste Estrielle hinab folgen. Ich wusste nicht genau warum, aber ich wusste, dass dies mein Weg war. Und plötzlich wollte ich gar nicht mehr dass es Tag würde, weil ich merkte, dass mir der Abschied von der Sonne weh tun würde. Auch war es mir nicht geheuer Mondkalb zu verlassen, wo ich doch seit Isduls Tod mit ihr durch die Lande gezogen war. Es war mir eh schon unwohl bei dem Gedanken dass sich die Gruppe trennen würde. Doch es war wohl so bestimmt.

Als ich die Ersten Sonnenstrahlen erblickte rollte mir eine kleine Träne übers Auge, doch mein Entschluss stand fest. Und so begab ich mich zu den anderen, um ihn zu verkünden.

- Editiert von Anastasia am 02.09.2002, 12:43 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Balthor der Geweihte

Ich lauschte Estrielles Erzählungen.

Hass und Zorn wie auch Freude und Zufriedenheit überkamen mich.

Sollte ich wirklich den Weg wagen in die Tiefen der Erdmitte.

Ich weiß was uns dort erwarten könnte doch welche Wege uns zu dem Bösen führen, das war auch mir nicht gewiss.

Zu lange ist die Zeit der Flucht aus dem Höllenreich her, und wie ich aus Erzählungen meines Meisters erkannte, viel verändert sich in kurzer Zeit. Das Böse schläft nicht und entwickelt sich rasend.

Auch neue ,selbst für meine Rasse unbekannte, Geschöpfe wurden erschaffen. Und einen Feind den man nicht ennt kann man nie einschätzen.

Wird uns der Weg zur Erdenmutter an dem Höllenreich vorbeiführen oder werden wir doch verschont bleiben vor den bösen Schergen des Namenlosen Gottes.

Sollte ich die Gruppe begleiten welche durch meine Anwesenheit in Gefahr kommen könnten, oder sollte ich diese Reise nicht bestreiten.

Die Sehnsucht nach den Anfängen meiner Rasse und die Neugier vielleicht etwas über mene Verganenheit zu erfahren sind zu groß um diesen zu wiederstehen.

Vielleicht braucht die Gruppe meine Hilfe, mein Wissen über die Geschöpfe der Nacht und ein zusätzliches Schwert im Kampf gegen die Höllenbrut.

Auch wenn die Gefahr groß ist die Gruppe durch mich in Gefahr zu bringen, sie ist noch großer wegen dem Ungewissen im unterirdischen Reich des namenlosen Gottes.

Doch vielleicht führt der Weg uns nicht an diesem scheuslichen Wesen ,die uns sicher nach dem Leben trachten, vorbei.

Doch erhoffe ich das beste so erwarte ich auch das Schlimmste

"Mein Wissen, meine Kenntnisse über die Sprache und dieRassenvielfalt steht euch auch in diesem Abentweuer zur Verfügung.

Mein Herz und mein Stahl begleiten EUCH."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 2 Monate später...

Estrielle

„UNTEN“

Hier standen wir nun alle beisammen.

Man hatte das Gefühl am Horizont schon leichte Lichtreflexe wahr nehmen zu können.

Meine Gefährten hatten mir schon mitgeteilt für was sie sich entschieden hatten.

Ich war nicht im Stande über die verschiedenen Entscheidungen Urteil zu halten, noch hatte ich Kraft dazu meiner Gefühle Klarheit zu verschaffen. Ich war froh Aset und Haldir an meiner Seite zu wissen. Auch das Balthor unter die Erde mit ziehen würde habe ich in meinem Innersten schon gewusst.

So stand fest:

Balthor, Anastasia, Kilan, Elleshar, Aset, Elbereth, Haldir, und Ich würden die Reise unter die Erde antreten.

Mortica, Aramir, Mondkalb, Culwathwen und Angagwathiel würden auf der Erde ihr Bestes darum geben zum guten Gelingen beizutragen.

Balthor, der am Nächsten stand äusserte halblaut, und wie zu sich selbst sprechend seine Bedenken.

„ Der namenlose Gott...wo ist sein Reich? Wird es nicht doch zu gefährlich? Was hat mein Meister über ihn erzählt...Er wohnt im Feuersreiche, im Dunklen unten...? hhhhmmmm....“

„Balthor, Geschätzter, entgegnete ich ihm, lass Deine Zweifel sein. Darüber zu grübeln ist eine Sache, und wir wissen alle, dass es nicht ungefährlich sein wird, das Dunkel zu betreten, doch im Moment möchte ich nicht, dass irgend Jemand unnötig beunruhigt wird. So lass es mich wissen, holder Balthor, wenn du meinst, dass du etwas verdächtiges siehst oder hörst. Dann sind die Erzählungen Deines Meisters sicherlich sehr hilfreich!“

Weiter konnten meine Worte nicht klingen, denn in der Mitte des Sees hatten sich wieder die konzentrischen Kreise gebildet. Das Lied der Erdenmutter erklang, und Melnen erhob sich aus Ihrem Wasserbette.

„Mein Gott, sie ist noch schöner als gestern...“

Flüsterte Aset mir zu. Meinereiner konnte nur mit dem Haupte nicken, denn überwältigte mich ihr Anblick wiederum aufs Neue.

„Gegrüsst seid ihr, Gefährten! Gegrüsst und geehrt als meine Erretter! Wohl habt Ihr diese Nacht nicht geruht. Ihr habt Entscheidungen getroffen, so spüre ich es. Und wohl müsst ihr mir nicht davon erzählen wer welche Entscheidung gemacht hat, denn ihr wisst, ich weiss!

Tochter, meine geliebte Tochter, sprach sie zu Kilan, mein Mutterstolz wächst über alle Masse, denn ich weiss, dass du mitgehen wirst, um für die erde zu kämpfen. Meine ganzen Kräfte seien mit dir. Sei dir gewiss, dass du mehr kannst als du glaubst...Mögen sich unsere Wege wieder treffen! Lebe wohl, mein heiss geliebtes! Lebe wohl, du holdes Geschöpf, welches ich nie hatte haben dürfen...“

Und so kam es, dass Melnen, trotz allem Stolze, dicke und schwere Tränen zu weinen begann. Der Pegel des Sees stieg an, und es schien als weine die ganze Welt mit ihr mit. Die Seeoberfläche hatte plötzlich eine dunkle Schattierung. Die aufgegangene Sonne hatte ihr klares Gesicht bereits hinter dicken Gewitterwolken verborgen.

Auf der Anhöhe standen Sternenelbenkrieger, voran unser Vater, Angos der Gezeichnete mit Legolas, seinem Sohn, unserem Bruder. Und wären wir Angos gewesen, so hätten wir alle bemerkt, wie sehr ihn an diesem verhängnissvollen Morgen das Mal auf der Stirne brannte. Niphredil war ganz nahe bei uns...

Mitten aus dichten Tränenschleier erhob Melnen erneut ihre Stimme:

„So lasst sie eintreten in das reich der Dunkelheit! Lass sie gewähren, oh Mutter der Erde, oh Götter der Welt, die du ebenfalls besorgt seid! Erbarmet Euch und gebet frei was schon viel zu lange gewartet hat im dunklen Verstecke! Denn hier sind die zwei Kräfte die ihr wünscht! Hier sind sie vereint, an diesem Tage, zu diesem augeblick. Lasst sie erstahlen, und brechen alle Banden!

Gebt mir das Kästchen, Estrielle, Tochter der einen, und grossen Niphredil“

Und so wie ich geheissen, reichte ich das kleine Holzkästchen weiter. Ich war froh darum, denn es brannte schon den ganzen Morgen in meiner Hand, und hinterliess nun arge Brandspuren in meiner Hand. Wie eine heisse Holzkohle liess ich es in Melnens Hand gleiten.

Es zischte laut auf, und Rauch erhob sich.

Mit einer leichten Handbewegung hatte Melnen den Kasten geöffnet. Ohne Schlüssel, ohne Zauberworte.

Gleissendes, weisses licht entwich dem Kästchen, sobald des halb geöffnet.

Melnen ergriff den Inhalt und schwang es hoch in die Luft.

Das helle Licht blendete und alle, und man meinte es wolle die versteckte Sonne ersetzten.

Es ward eine weisse Blume in Melnens Hand, die über alle massen schön war.

„Das ist Niphredils Vermächtniss! Das ist Niphredil selbst, die gleichnamige Blume aus dem Norden.

Sie stammt aus dem Reiche hinter dem Meer. Sie ist an Orten gewachsen die ihr nie erblicken werdet. Sie ist gewachsen in der Ursprünglichen Erde, die einst ward, als noch nichts anderes wandelte als die Erdenmutter selbst. Es ist der Erdenmutter erstes Kind, ihr erster Traum, ihre Visionen, und Wünsche. Sie wurde Niphredil anvertraut. Niemand ausser mir, Melnen, Niphredils Schwester ist es möglich sie zu berühren. So sei es, die Kräfte sind vereint. Die Visionen der Erdenmutter, der erste Traum, und die dazu lebenswichtige Nahrung, nämlich das Wasser! So lass uns eintreten in dein herz, oh Erdenmutter! Öffnet das Tor, ihr Wurzelwesen! Woodiger, die ihr uns hört, lasst ab von Gram und Angst, denn hier kommt Jemand um Euch zu helfen!“

Mit diesen mächtigen Worten schwang Melnen die Blume Niphredil hernieder auf die dunklen Wasser.

Es toste und brauste um uns herum.

Und so kam es, dass sich aus dem spiegelglatten See hohen Wellen bildeten, und Stürme zu brausen begannen.

Melnen befahl die Wasser sich zu ordnen, und ihrem Gedanken willen zu gehorchen.

Melnen schwang die Blume abermals, und liess einen lauten Schrei ertönen, der danach tönte als gäbe die Schöne ihre letzten Kräfte her.

Und tatsächlich: Es toste und brauste.....DIE WASSER TEILTEN SICH.

Eine breite Schlucht ward zu sehen, völlig ins Dunkle führend. Sie glich einem fressenden Schlund eines Ungeheuers, und war alles andere als einladend.

Melnen war am Ende ihrer Kräfte, ihr Blick verriet höchste Konzentration.

„Nun eilet, Gefährten!! Die Wasser gehorchen mir nicht mehr lange! Meine Kräfte gehen zu Ende, ich bin geschwächt! Hier seht ihr das Erdentor vor euch, Eile ist geboten! Lebt wohl, ihr Tapferen! Lebt wohl! Möge die Sonne einst wieder auf euere edlen Häupter scheinen! Ade, ADE!!“

Wie von magischer Hand hinweg geschoben liefen wir der Dunkelheit entgegen. Links und rechts steile Wasserwände, die bedrohend nahe waren.

Nie in meinem langen Elbendasein hätte mich jemals jemand dazu bewegen können freiwillig diese Schlucht zu betreten, die zu nichts anderes führte als in das dunkelste dunkel, doch wir gingen nicht von alleine, wir wurden gegangen!

Auf einmal hatte uns das Dunkel. Laut brachen über uns die Wasser zusammen. Das laute Getöse hatte den Anschein mit unserem Dasein Schluss machen zu wollen. Doch als es still war atmeten wir immer noch. Die Luft war stickig, roch nach Erde, und es war still....

TOTEN STILL...

„Ppppuuuuhhhh......“

Entfuhr es Haldir.

„Das war eine Show! Ich weiss gar nicht was alles passiert ist!“

„Das kannst du laut sagen“, entgegnete Balthor.

„Wir hatten gar keine zeit uns zu verabschieden!“

In Asets Stimme vibrierte es leicht. Hätte ich ihr Gesicht sehen können, hätte ich lähmende Angst darin erkennen können. So hätten wahrscheinlich alle unsere Gesichtsausdrücke ausgesehen, hätten wir einander sehen können.

Doch dies taten wir nicht. Es war Dunkel. Es war dunkel und still.

Wir konnten unseren Atem hören.

Und so standen wir in dem dunkel, und hofften dass unser Augenlicht uns nicht im Stich gelassen hatte, denn war es kaum zu glauben, dass es überhaupt so etwas Dunkles gab...

„Da! Seht nur!“ Balthors Stimme klang erregt.

„Seht ihr es?“

Ja, wir sahen es alle zur gleichen Zeit.

Unsere Augen hatten sich an das Dunkel gewöhnt, und so sahen wir in der Ferne ein milchiger Schimmer, der immer näher kam. Zu guter letzt war der ganze Gang von milchig trübem Licht ausgemalt. Es war wie in einem Traum. Der Gang verlor sich im Erdinnern.

„Estrielle...“ Flüsterte Aset...“Estrielle, versprich mir, dass du bei uns bleibst! Versprich es mir, hier und jetzt, wenn du diesen Gang siehst! Versprich es mir hier und jetzt wo du meine Hand in der Deinen fühlst!“

Sie hatte meine Hand genommen. Ich fühlte wie sehr sie zwischen Angst und Neugierde hin und her schwankte. Und ich fühlte, dass sie mehr wusste was und da Unten erwartete als jeder Andere von uns.

Was hatten ihre Worte zu bedeuten?

„Natürlich, Aset, Schwester im verbundenen Geiste, werde ich bei euch bleiben! Aset! Erinnere dich an das endlose Weiss! Selbst da waren wir Zusammen! Und wir haben auch vor zusammen in den Norden zu wandern! Natürlich werde ich bei Euch sein!!!“

Ich konnte Asets gesicht nicht sehen, trotz des milchigen Schimmers. Man konnte lediglich den gang erkennen, nicht aber was neben, hinter oder vor einem stand.

„Gut“, entgegnete Aset, schnaufte tief durch, und die einzige Verbindung war wieder verschwunden, denn sie hatte meine Hand wieder losgelassen.

Jeder hatte hier unten das Gefühl alleine zu sein. Man konnte sich lediglich durch TASTEN und SPRECHEN vergewissern, dass die Gefährten noch da waren.

„Nun denn, erwiederte Balthor, lasst uns gehen, Freunde! Die Zeit ist gekommen. Ich werde voran gehen, dass heisst ich werde jetzt losmarschieren. Tut dies nun auch, dann sind wir sicher dass alle mir folgen können. Ich hoffe wir werden irgendwann im Stande sein uns wieder zu erkennen. So viel ich weiss braucht es hier unten einige tage um sich an die Umstände zu gewöhnen. Und, glaubt mir, dies Licht wird nicht der einzige Umstand sein...!“

„Nun denn“, flüsterte ich zu mir, und folgte Balthors Stimme. So weit ich dies einschätzen konnte, war ich dicht hinter ihm, und Meiner folgte Aset, und alle Anderen.

Mein Herz klopfte heftig. Man hörte unsere Schritte nicht. Man hörte gar nichts. Wir schlichen wie im lautlosen Traum.

In meinem Nacken spürte ich ein leichtes Spannen. Ich ahnte etwas. Und am liebsten wäre ich umgekehrt. Doch über uns waren tausend Tonnen Wasser wieder zur Ruhe gebettet worden.

Was wohl die Anderen an der Oberfläche machen würden?

Wie erging es Angos, unserem Vater?

Ein Stich in meinem Herzen. Mein Puls raste. Ich drohe umzukippen, laufe aber weiter...immer weiter...die Luft kommt mir vor wie mit dem Messer teilbar. Gleich verliere ich meine Sinne. Was kommt da Unten wohl alles auf und zu?

Heilige Kraft Niphredils, steh mir bei! Ich habe panische Angst!

- Editiert von estrielle am 16.11.2002, 19:41 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mortica

"Oben"

Ganz still und regungslos vor Staunen verfolgten wir die Ereignisse. Wir blickten unseren Schwestern und Gefährten nach, wie sie durch die geteilten Wassermassen hinab in die Schlucht eilten.

Melnen war trotz der Anstrengung immer noch wunderschön und die ganze Szenerie war mit Magie und Licht erfüllt.

Kaum war der letzte der Gefährten in der Schlucht verschwunden, als auch schon die Wassermassen mit Tosen und Rauschen wieder in den See stürzten und den Zugang verschlossen.

Mit einem letzten "Ich danke Euch meine Retter, meine Liebsten." wurde Melnen durchsichtig, verwandelte sich in Wasser und wurde eins mit dem See.

Nach und nach lösten wir uns aus unserer Erstarrung und blickten uns an. Nun waren wir getrennt, unwiderruflich! Keiner konnte spontan noch den anderen Gefährten nacheilen. Wir hatten uns zwar alle die Entscheidung nicht leicht gemacht und sie besonnen getroffen, in manchem Herzen kamen jedoch leichte Zweifel auf. Wäre es doch besser gewesen mit hinab in die Erde zu steigen? Wie es auch sei, nun war es zu spät.

"Kommt, lasst uns zu Angos und Legolas hinaufgehen." sprach ich die verbliebenen Gefährten an und wir erklommen die Anhöhe. Ich trat zu Angos und meinem lieben Bruder und sah den Schmerz in beider Gesichter. Angos trauerte noch immer um Niphredil und auch um die verlorene Liebe zu Melnen, und Legolas war von Schmerz erfüllt, da er unerwartet seine Mutter wiedergefunden und doch sogleich wieder verloren hatte. Es schmerzte mich, sie so zu sehen und ich wollte ihnen eigentlich noch etwas Ruhe zum Nachdenken gönnen. Ich wollte meinem Vater gerne etwas Tröstendes sagen, ihm mitteilen, dass Mutter als Göttin in der Götterwelt weiterlebt aber ich wusste, dass ihm das selbst klar war und ihm der Gedanke bisher keinen Trost schenkte. Es musste nun geklärt werden, wie es weitergehen sollte und auf diesen Punkt richtete ich meinen Augenmerk.

"Mein Vater, mein Bruder, was gedenkt Ihr nun zu tun?" sprach ich beide an.

Legolas blickte zu Angos und dann zu mir: "Ich denke ich werde eine Weile umherwandern, vielleicht gehe ich nach Loria und bereise die Küste. Wenn ich mir meiner Gefühle wieder sicher bin, werde ich ins Blaubeertal zurückkehren und danach vielleicht meine Mutter Melnen wieder besuchen. Vielleicht hat sie dann die Kraft und die Ruhe mir meine Fragen zu beantworten."

Angos blickte grimmig ob Legolas Schmerz und dann sprach auch er: "Meine Krieger und ich werden in unser Tal zurückkehren bis unsere Stärke wieder benötigt wird. Und was wirst Du tun meine Tochter?"

Ich blickte zu meinen verbliebenen Gefährten und antwortete: "Estrielle sprach davon, dass die Erdenmutter vermutlich einer Heilung bedarf, die ihren Ursprung nicht unter der Erde hat. Mit meinen Gefährten werde ich daher die alten Städte aufsuchen um in den dortigen Bibliotheken zu studieren, solange bis Estrielle uns ruft. Die nächste solche Stadt ist Berendis wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, diese werden wir als erste besuchen. So können wir einen Teil des Weges zusammen reisen mein Vater."

Angos nickte und warf einen eigentümlichen Blick auf Aramir. Dann teilte er mit, dass das Heer um die Mittagsstunde aufbrechen würde. Alle begannen das Lager abzubrechen und Mondkalb wagte einzuwerfen, dass es unmöglich und typisch elbisch sei, zur besten Essenszeit eine Reise anzutreten. Culwathwen und Angagwathiel konnten ihr Schmunzeln hierüber kaum verbergen.

Sodon stand etwas abseits und blickte auf den See. Aramir trat zu ihm und als Sodon spürte, dass jemand neben ihm stand, begann er zu sprechen:

"Im Sonnenlicht ist der See den Kristallseen an denen Melnen und ich früher so glücklich waren sehr ähnlich."

Er schwieg eine Weile und fuhr dann fort:

"Die Gefangenschaft hat sie geschwächt, daher konnte sie nur so kurz bleiben und so kurz menschliche Gestalt annehmen. Ich werde mir hier eine Hütte bauen und in ihrer Nähe bleiben. So kann ich hier auch die Rückkehr meiner Tochter erwarten und hoffen vielleicht in einigen Jahren wieder ein normales Leben mit meiner Familie zu führen..."

Aramir drückte Sodon die Hand und kam zu mir. Die Sonne stand nun am höchsten Punkt des Himmels und Angos hatte sich bereits an die Spitze des Heeres gesetzt. Er gab den Befehl zum Aufbruch und versagte es sich, seine Gefühle zu offenbaren und sich noch einmal umzublicken.

Unsere Gruppe hatte sich zusammengeschlossen und folgte dem Heer, wir grüßten Sodon zum Abschied und er winkte uns nach. Auch Legolas schloss sich für den ersten Teil seiner Wanderung dem Heer an, fühlte sich aber nicht mehr als Teil des Heeres und suchte daher die Nähe unserer Gruppe.

Es war ein seltsames Gefühl den See zu verlassen, ein seltsames Gefühl, dass wir nicht mehr alle beisammen waren, aber es tat auch gut, endlich wieder unterwegs zu sein.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Angagwathiel

"Oben"

"Unterwegs. Wir sind wieder unterwegs. Auf Wanderung.",

rief Culwathwen als wir schon viele Meilen gegangen waren.

Der See und die schmerzlichen Gefühle des Abschieds und der Entscheidungen fielen zurück und wir richteten unsere Aufmerksamkeit auf unser neues Ziel, Berendis.

Als Culwathwen die verwunderten Gesichter sah, die sich ihr zugewendet hatten, bemerkte sie nur, dass sie sich befreit fühle und frei für neue Aufgaben sei und auf die Gefährten und Schwestern vertraue, die sich in die Erde getraut hatten.

Ja, genau, das war es. Mit jedem Schritt wurde der Kopf freier und viele aus dem Elbenheer begannen zu sprechen und zu spaßen.

Nicht unbeteiligt daran war natürlich Mondkalb, die sich immer noch über ihr verlorengegangenes Mittag ärgerte und schäumte, da sie schon viel zu dünn sei, schon fast dürre.

Nur wenige hingen ihren Gedanken nach und beteiligten sich nicht an den Späßen und Gesprächen. Es waren Angos und Legolas und auch auf Morticas Gesicht war nur manchmal ein Lächeln zu sehen. Wer weiß was sie denken, ich will es nicht wiklich wissen, denn ich bin bereit für die neue Herausforderung die uns erwartet.

"Was weißt du eigentlich über Berendis, Mortica, außer das uns der Weg dort hingeleiten wird?", fragte ich sie, als ich neben ihr ging.

Derweil hatte ein Elbenkrieger Mondkalb sein Lembas in den Mund gesteckt und sie kaute genüsslich.

Bei diesem Anblick wich auch aus Morticas Gesicht plötzlich die Besorgnis und sie lächelte verschmitzt, als Mondkalb sich umdrehte und ihre Hand nahm, jedoch nicht ohne eine Minute weiter am Lembas zu kauen.

"Nur kurz war ich in Berendis", antwortete sie auf meine Frage

"Bei einer meiner Reise durch Neu-Mittelerde bin ich in diese Stadt gekommen. Jedoch ist mir die Bibliothek mit ihren Karten und Büchern fremd. Estrielle erzählte mir von der Größe und dem gewaltigen Umfang dieser Bibliothek und dass ich dort suchen müsste, um Wissen zur Heilung der Erdenmutter zuerlangen."

Bei Estrielles´ Namen streifte ein Schatten Morticas Gesicht, doch auch wusste sie, dass sie nicht umkehren und folgen kann. Wir haben diesen Weg gewählt und das aus freien Stücken.

"Denk nicht zuviel an deine Schwestern und die Gefährten.

Sie sind sicher, denn je näher sie der Erdenmutter kommen, desto stärker spüren sie auch ihre Kraft und ihren Willen. Sie haben ein Ziel und das ist nicht nur die Befreiung ihrer, sondern auch ein Wiedersehen mit dir und Culwathwen, als auch Aramir, Mondkalb und mir. Sie geben auf sich Acht und währenddessen vertrauen sie auf uns und dass wir unsere Aufgaben auf der Erdoberfläche erfüllen."

Mondkalb nickend, warf Mortica bejahende Blicke zu und rannte zu Culwathwen, die sich umdrehte und lächelte.

Wir waren bereit für neues und DAS lag VOR uns.

- Editiert von Angagwathiel am 20.11.2002, 14:56 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Culwathwen

"OBEN"

Als Mondkalb zu mir gerannt kam, freute ich mich, denn wo Mondkalb auftauchte, gab es immer etwas zu Lachen. Die kleine Hobbitdame kaute immernoch genüßlich und zufrieden auf den Lembas herum, doch diese wurden viel zu schnell alle, sodass sie sich nach einiger Zeit wieder lauthals beschwerte. Da die Elbenkrieger Mitleid mit der armen Kleinen hatten, gaben sie ihr soviele Lembas wie sie wollte. Aber Mondkalb hatte sich überschätzt. Bald klagte sie über heftige Bauchschmerzen. Mortica gab Mondkalb ein paar getrocknete Kräuter zu Essen und schon ging es ihr wieder besser. Die Gegend, durch die wir zogen, war kaum wieder zu erkennen. Wo früher alles vereist und kalt gewesen war, schien nun die Sonne und grüne Hügel zogen sich soweit das (Elben-)Auge reichte durch die Landschaft. Da Mondkalb vom vielen Laufen müde wurde, trug einer der Elbenkrieger sie auf seinen Schultern, so konnten wir Elben auch die Nacht durchwandern. so wanderten wir 5 Tage und Nächte. Alle waren gut gelaunt nur Agnos schaute ab und an missmutig zu Mortica und Aramir herrüber. In der 4. Nacht sahen wir eine besonders große und helle Sternschnuppe. In meinem Kopf hörte ich aufeinmalm die Stimme der EINEN.

"Ihr habt euch entschieden der Erdenmutter auf der Erde zu helfen. Nun macht euch auf den Weg und nehmt jede Herrausforderung an. Ich bin immer bei euch."

Ich blickte zu Mortica, Mondkalb,Angawathiel und Aramir. Auch sie hatten die Stimmer vernohmen. Mit frischem Mut gingen wir weiter durch die Nacht.

Als die Sonne am nächsten Morgen aufging marschierten wir gerade über einen besonders großen Hügel. Auf der Kuppe des Hügels eröffnete sich uns ein großartiges Panorama. Zu unserer Rechten lag der Wald von Rosenstein und weiter dahinter als grüner Streifen am Horizont das Blaubeertal. Geradeaus aber konnten wir ein kleines Waldstück erkennen, das musste der Wald um Berendis sein. Gerdade wollten wir uns verabschieden als Agnos Mortica zu sich rief, allein. Dies konnte nichts Gutes bedeuten....

- Editiert von Saru am 20.11.2002, 17:57 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mortica

"Oben"

"Ich möchte Dich sprechen Tochter." rief Angos mich zu sich. Er stand etwas abseits des Heeres neben einer hochgewachsenen Eiche. Ich ging zu ihm und blickte ihn fragend an. Wollte er sich nur in Ruhe von seinen Töchtern verabschieden und würde er Culwathwen nach mir zu sich rufen, oder hatte er etwas anderes auf dem Herzen?

Er blickte mich mit traurigen Augen an und suchte nach den richtigen Worten, dies verhieß nichts Gutes.

"Meine Tochter Mortica, es ist mir nicht entgangen welche enge Bande Du mit diesem Menschenkrieger knüpfst."

"Ich hatte vermutet, dass Du meine Gefühle zu Aramir bemerkst Vater. Er ist ein edler und mutiger Krieger. Der Sohn eines Häuptlings der Waldläufer..."

"Und ein Mensch." beendete Angos bestimmend meinen Satz. "Er ist ein Mensch und er ist sterblich. Hast Du je über die Konsequenzen nachgedacht?"

"Welche Konsequenzen? Das er vor mir sterben könnte und ich ihn in Valinor nicht wiedersehen werde? Das meine Kinder sich entscheiden müssten, ob sie sterblich oder unsterblich sein möchten? Ja mein Vater, darüber habe ich nachgedacht und es ist besser, jetzt diese Liebe zu leben, anstatt aus Angst vor den Konsequenzen nur um diese Liebe zu trauern."

"Du sprichst von Liebe, und weißt nichts davon. Ich habe zweimal, ohne es zu Wissen, meine Liebe Göttinnen geschenkt. Es brachte mir zwar glückliche Jahre aber auch unendliches Leid für Jahrhunderte..."

"Aber es bleibt Dir die Erinnerung an die glücklichen Jahre." warf ich trotzig ein.

"Und unendliche Trauer. Elben sollten Elben heiraten, Menschen Menschen, Hobbits Hobbits und Götter Götter. So hat die Vorsehung es bestimmt und meine Erfahrung sagt mir, dass es richtig ist. Eine Verbindung mit diesem Aramir wird niemals meinen Segen erhalten."

"Ist niemals nicht ein zu großes Wort? Mein Vater, erforsche Deine Gefühle und Du wirst spüren, dass an meiner Liebe zu Aramir nichts Unrechtes ist."

Bei diesen Worten ergriff ich Angos Hand, er zuckte zurück. Seine Augen waren verschleiert.

"Er wird Dir nur Schmerz zufügen meine Tochter. Nicht bewusst, denn ich sehe durchaus das er Dich liebt, jedoch wirst Du leiden."

"Wenn dies so sein muss, dann wird es so sein. Ich verspreche Dir zu warten bis Estrielle, Aset, Elbereth und die anderen aus den Höhlen der Erdenmutter zurück sind. Wenn Aramir und ich uns unserer Gefühle dann noch sicher sind, und davon bin ich überzeugt, werden wir Dich um Deinen Segen bitten.

Ich hoffe Du hast Deine Meinung bis dahin geändert, denn ich werde Aramir in jedem Falle folgen."

Angos schüttelte den Kopf ob meiner harschen und bestimmten Rede. Aber als er sah, dass ich diesen Worten heute nichts mehr hinzufügen würde, seufzte er und gab, für diesen Tag, nach:

"So sei es. Wenn die Familie wieder versammelt ist, dann werde ich überdenken, ob ich dieser Verbindung meinen Segen geben kann. .... Ich wünsche Dir eine gute Reise meine Tochter, gib auf Dich acht."

Er reichte mir die Hand und ging. Ich sah wie er mit Culwathwen redete und sie zum Abschied umarmte. Dann stand er bei Legolas und verabschiedete sich auch von ihm.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Was wollte Dein Vater?" Es war Aramir, der sich mit besorgter Stimme erkundigte.

"Mir die Unmöglichkeit einer Beziehung zwischen Menschen und Elben erklären. Ich habe ihm aber widersprochen." Ich drehte mich zu ihm um und versuchte ihn anzulächeln. Um wie vieles einfacher wäre alles, wenn Angos diese Verbindung akzeptieren könnte.

"Wir werden ihm beweisen dass er sich irrt." Aramir küsste mich aufmunternd auf die Stirn und nahm mich in den Arm.

Angagwathiel, Culwathwen, Mondkalb und Legolas kamen heran und gemeinsam sahen wir dem abziehenden Elbenheer zu. Den anderen schien klar zu sein, was ich mit Angos ausgefochten hatte. Culwathwen drückte aufmunternd meine Hand und flüsterte mir ins Ohr: "Lass Dir nie die Liebe verbieten." Und auch Legolas nickte mir mit verschwörerischem Blick zu. Meine Geschwister waren auf meiner Seite, es tat gut dies zu wissen.

Bald schon sah man die Uniformen des Heeres nur noch in der Ferne schimmern und nun machte sich auch Legolas auf den Weg.

"Würde ich Euch bis Berendis begleiten, wäre dies ein großer Umweg für mich. Ich habe zwar keinen Zeitplan den ich einhalten muss, aber es zieht mich mit Gewalt nach Loria. Ich werde Euch alle vermissen."

Er umarmte uns alle zum Abschied und es erfüllte uns mit Trauer auch ihn gehen zu lassen. Mondkalb bot ihm an, noch etwas für ihn zu kochen, als Abschiedsgeschenk. Er jedoch lehnte bedauernd ab, lächelte ihr dankbar zu und machte sich auf den Weg. Nach etwa einem halben Kilometer drehte er sich noch einmal um und winkte, sein letzter Gruß an uns für lange Zeit.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Elleshar

*unten*

"Ich will hier wieder weg!" das war mein erster Gedanke den ich vollführte als es plötzlich dunkel um mich wurde. Irgendjemand hat weiter vorne etwas gesagt, doch ich hatte nichts verstanden. War ich der Letzte in unserer Reihe? Ich drehte mich um und streckte meine Arme aus: Nichts. Ich flüsterte so leise ich konnte: "Hallo?" keine Antwort. Ich war wohl der Letzte, so drehte ich mich wieder um und tat einen Schritt nach Vorne, noch einen, wo waren sie? "Verdammte Dunkelheit!" entfuhr es mir.

Jetzt streckte ich meine Arme nach vorne aus, sie berührten eine Schulter. "Ähm, wer bist du?" fragte ich mich und kam mir dabei lächerlich vor, da ich die Person vor mir sowieso kannte. ,,Was ist?" antwortete Haldirs Stimme aus der Dunkelheit. "Ich wollt nur sichergehen das ihr mich nicht vergessen habt." ich setzte ein verkrampftes Lächeln auf ohne daran zu denken das es niemand sehen konnte. "Wir sollen gehen." sagte Haldir. "Ok, ich folge euch!" so tat ich wieder ein paar Schritte, doch beim letzten Schritt traf ich mit meinem Bein Haldir der ins Straucheln geriet und sagte: "Pass auf!!!" ich antwortete ärgerlich: "Was kann ich denn dafür? Ich seh genausowenig wie du und alle anderen und wenn ihr so lagsam geht kann ich das auch nicht riechen ODER tasten...". Wieder sagte ich zu mir: "Verdammte Dunkelheit!"

Wo ich doch die Nacht so wenig mag, muss ich mich nun mit ewiger Nacht herumschlagen? Eine schreckliche Vorstellung. In dem Moment fiel mir ein:

Wenn wir nun alle so gehen wie ich und Haldir kommen wir in tausenden von Jahren nirgends an...

"Gehts weiter?" zur Antwort bekam ich ein gereiztes "Anscheinend ja!" als ich ich wieder ein paar Schritte gegangen sagte ich halblaut: "Das kann ja lustig werden"

"Was?" "Ach nichts..."

- Editiert von Elleshar am 24.11.2002, 13:55 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kilan

"Unten"

Ich hörte wie Haldir und Elleshar miteinander redeten, doch ich verstand kein Wort. Es klang dumpf. Immernoch sahen wir nichts, ausser die feurigen Augen von Balthor, doch es schien nur wie ein kleines Flimmern in dieser grossen weiten Tiefe. Mich schmerzte es noch immer, meine wiedergewonnene Familie und die anderen Gefährten nicht mehr um mich zu haben, nichts desto trotz fühlte ich mich keineswegs unwohl hier unten im Erdenreich. Der Geruch von frischer Erde erheiterte meine Sinne und nahm mir den Schmerz. So stapften wir dahin, wahrscheinlich ohne jegliches Zeitgefühl.

Ein innerer Drang bewog mich dazu meine Umgebung zu ertasten.Mir kam es vor als wären diese zahlreichen Gänge kleiner als jeder Einzelne von uns und doch gerade so groß, dass wir aufrecht hineinpassten.Ich streifte Wurzeln, Käfer und anderes Getier. Nichts Ungewöhnliches. Alles schien friedlich und in Eintracht. Dann blieb ich stehen. Ich bemerkt die Hitze meines Steines, doch noch immer war mir nicht klar, welchen Zweck er zu erfüllen hatte. Während ich da stand, liefen Haldir und Elleshar auf mich auf. Nach kurzem Fluchen von Seiten Elleshars ging ich weiter. Ich bemerkte das mein Stein heller als zuvor leuchtete, warum hatte ich ihn nicht eher unter meinem Mantel hervor geholt? Ich hörte ein leichtes Raunen von Haldir und Elleshar, die nun endlich ihre Shilouetten sehen konnten. Die Person vor mir schien Aset zu sein. "Aset!" rief ich mehr leise als laut. Sie drehte sich kurz um und war erstaunt, das sie mich halbwegs erkennen konnte. Ich reichte ihr den Stein und sie gab ihn vor bis er bei Estrielle und Balthor angekommen war. So konnte unserer Reise vielleicht weitaus schneller von stattengehen. Nur meine Hintermänner hörte ich ab und an stöhnen und "Pass doch auf wo du hintrittst!" rufen.

- Editiert von Kilan am 27.11.2002, 18:45 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Elbereth

"Unten"

Ich kann es nicht glauben, wie ich mich entscheiden konnte genau hier an DIESEN ORT gehen zu dürfen. Am liebsten würde ich mich einfach hinsetzen und dann bemerken, daß ich träume und diese Umgebung nicht die Wirklichkeit ist. Manchmal überkommt mich aber auch so eine Verzweiflung, daß ich am liebsten losstürmen würde, nur um diesen blinden Gängen zu entkommen und an die Oberfläche zu stoßen, die frische Luft zu atmen und frei zu sein.

Ich merke das meine Ausdauer und Geduld arg auf die Probe gestellt werden, und auch bei meinen Gefährten bemerke ich, wie sie mit sich zu kämpfen haben. Ab und zu kommt es zu lauten Wutausbrüchen oder man hört leise Seufzer, die von einem Ohr zum anderen gehen.

Dank Kilan ist es nun aber nicht mehr stockfinster. Man kann jetzt jedenfalls einigermaßen die Silhouetten der anderen erkennen. Es ist, als ob wir alle an einem Ort wären, an dem noch nie jemand je gewesen ist. Die Luft ist stickig und dick und es kommt einem vor, als ob sie in jede Pore der Haut dringt.

Wir sind wohl in eine andere Ebene der Erde gelangt, da wir unsere Stimmen und Geräusche jetzt hören können. Am Anfang unserer Reise in die Erde, war es unmöglich, irgendetwas zu hören und man konnte sich nur durch Tasten zurechtfinden.

Doch die Angst das wir einen Gefährten verlieren könnten, belastet mich die ganze Zeit. So gut ich kann zähle ich immer wieder unsere kleine Truppe.

Hinter mir, Aset, Kilan, Haldir und Elleshar und vor mir Anastasia, Estrielle und Balthor. Vielleicht ein bißchen ungewöhnlich diese Angewohnheit, aber ich fühle mich so sicherer und wohler. Wenn das an diesem Ort überhaupt möglich ist. Aset bemerkte wie ich mich nach hinten umdrehte um mich zu vergewissern, daß alle noch da sind.

"Kilan, Elleshar, Haldir?" rief ich nach hinten.

Auf meinen Ruf hin, höre ich drei bekannte Stimmen antworten, wobei zwei davon etwas gereizt klingen. "Fangt nicht schon wieder an zu streiten" höre ich leise Kilan's Stimme.

Aset legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Sorge dich nicht Schwester, sie sind alle da und keiner wird verlorengehen" höre ich ihre sanfte Stimme in meinem Ohr. Wir gehen weiter, ununterbrochen gehen wir und keiner weiß wie lange schon. Stunden oder sogar Tage?!

Ständig schweiften meine Gedanken ab und ich fühlte mich, als ob ich in eine Art Trance versetzt worden wäre. Meine Gedanken fliegen, doch ich merke, daß sie ständig nur um ein Thema kreisen. Ich wünschte ich wäre bevor ich in diese Unterwelt abgestiegen bin, zu meinem Vater gegangen und hätte ihm verziehen.

Ich sah, wie sehr er litt, als Melnen da war und seine Erinnerung an alte Zeiten aufkamen und ich sehe ihn mit leeren und traurigen Augen auf einem Hügel stehen. Ich wollte zu ihm, doch mir schien es, als sei ich Luft für ihn und ich konnte mich ihm nicht nähern. Ich wollte von ihm nicht verletzt werden und auch ihn nicht verletzen. Er sah so traurig aus und seine ganze Gestalt wirkte eingefallen und sein Gesicht war von Schmerz gezeichnet.

Jetzt plagt mich zu dem harten Verlust meiner Mutter auch noch mein schlechtes Gewissen meinem Vater gegenüber. Wieso bin ich nicht zu ihm gegangen und habe mich für all meine boshaften und verletzenden

Aussagen, die ich ihm damals an den Kopf geworfen hatte, als Mutter verschwunden war, entschuldigt?

Damals war es rechtens, ich war der Meinung, Vater sei für Mutters Verschwinden verantwortlich gewesen. Doch jetzt weiß ich, das das nicht Vaters Schuld war, sondern allein Mutters mutige Entscheidung ihre Schwester zu retten.

Wieso hatte sie sich mir nicht anvertraut oder mir jedenfalls einen kleinen Hinweiß gegeben?! Ich werde sie nie vergessen und obwohl meine Trauer noch so tief ist, werde ich wenn das alles hier überstanden ist und ich noch lebe ans Meer reisen, so wie ich es seit meiner Kindheit mit ihr getan hatte.

Sie lebt in meinem Herzen weiter und das gibt mir Kraft.Bedächtigt strich ich über meinen Anhänger, den Stein an der Kette den sie mir vor langer Zeit schenkte und der jetzt über meinem Herzen ruhte.

So sehr haben sich die Dinge geändert und vieles ist mir über meine Familie klar geworden. Ich muss mit Vater ins Reine kommen, doch das kann ich nur, wenn ich hier mein Bestes gebe und meinen Gefährten und meiner Familie beistehe. Eines Tages werde ich wieder bei ihm sein und ihm alles erklären.

Plötzlich riss mich ein Ruf von hinten aus meinen Gedanken. "Können wir nicht mal eine Pause einlegen?" frage eine genervte Kilan. Alle stimmten dankend zu und erschöpft ließ ich mich in die Knie sinken.

"Jetzt wo Mondkalb nicht bei uns ist, werden wir bestimmt verhungern" scherzte ich.

"Ich vermisse sie und ihre quirlige Art, das könnte uns alle hier unten etwas aufmuntern," bemerkte Aset.

"Ja, und vorallem ihre leckeren Gerichte" warf Elleshar ein, der an einem alten Stück Brot kaute. Wir aßen etwas und nebenbei scherzten wir ein wenig. Das tat uns allen gut.

"Gut das wir unsere Lembas dabei haben" sagte ich und reichte ein paar in die Runde, die sogleich dankbar entgegen genommen wurden.

Balthor schien sehr unruhig und ich sah seine roten warmen Augen ständig umhergleiten. "Was beunruhigt dich Balthor?" fragte Haldir, der meinen Blick zu ihm bemerkt hatte.

"Ich weiß nicht genau" antwortete Balthor, " Irgendetwas liegt in der Luft. Mir kommt es vor, als ob wir beobachtet werden", flüsterte Balthor uns zu.

"Wie kann uns hier unten, in diesem Dunkel irgendwer beobachten?" fragte Anastasia ungläubig, doch Balthor befahl ihr mit einer Handbewegung still zu sein. Alle verharrten im Kauen und blickten nun unverständlich Balthor an.

"Wir sollten wieder aufbrechen und haltet eure Waffen bereit", sagte Balthor mit einem unguten Unterton in der Stimme.

So brachen wir wieder auf und keiner wagte etwas zu fragen oder einen Mucks von sich zu geben. Alle vertrauten auf Balthor, dessen rote Augen vor uns in der Dunkelheit glühten.

- Editiert von Elbereth am 16.12.2002, 15:47 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Elleshar

*unten*

Puh, wenigstens ist unser aller Magen nun voll, so geht es sich schon viel besser. Doch die Worte die Balthor ausgewählt hatte waren dann wiederum nicht so erfreulich. Andauernd tastete ich nach meinem Schwert. In der Ferne sah ich unsere kleine Lichtquelle, doch hier hinten nutzte sie nicht viel. Sobald ich mich umdrehte sah ich in totale Finsternis. Desto länger wir gingen umso schlechter wurde meine Laune und mein Zustand. Doch dann plötzlich merkte ich wie etwas mein Bein packte und mich nach hinten riss, sodass ich umfiel.

Das Viech zerrte an meinem Bein und versuchte mich weiter nach hinten zu ziehen. Erst nach einigen Sekunden konnte ich rufen: „HILFE!“ ich wusste jedoch nicht ob die anderen mich gehört hatten. Ich sah nach vorne und sah weit weit weg ein Licht in der Dunkelheit, ob es sich bewegte oder nicht konnte ich nicht ausmachen. Mein Bein schmerzte als ob man es langsam durchtrennen würde und ich merkte wie ich an einigen Stellen des Beines blutete. Ich zog mein Schwert und stieß es nach hinten, worauf ich selber einen Schwertstich im Fuß zu spüren bekam. „Verfluchter Mist!“ wie lange war es wohl her das ich mir selber mein Schwert in den Fuß gerammt hatte? Hatte ich das schon jemals getan? Ich zog mein Schwert wieder heraus und versuchte aufzustehen, jedoch hatte das Etwas mich so fest gepackt, dass ich nicht aufstehen konnte. So stieß ich das Schwert wieder in die Dunkelheit und diesmal hörte ich einen Schrei. Der Griff um mein Bein lockerte sich und ließ mich dann schließlich ganz frei. Ich drehte meinen Kopf so das ich nach vorne sehen konnte: Das Licht! Wo war es?

Ich schloss meine Augen und öffnete sie wieder um zu überprüfen ob ich es übersehen hatte. Leider war dem nicht so. Ich quälte mich auf die Beine und fing an zu gehen, es schmerzte.

„Hallo?“ rief ich verzweifelt in die Dunkelheit doch niemand antwortete. Oder doch? Ich vernahm Stimmen aber vielleicht bildete ich mir die auch nur ein. Ich versuchte ein Stückchen zu laufen doch es schmerzte so sehr, das ich schon nach einigen Schritten aufhören musste.

„Diese Dummköpfe! Warum drehen sie sich nicht um? Irgendwann müssen sie doch bemerken das ich nicht da bin!“ Ich bleib stehen und holte ein Stück Brot heraus. Ich stopfte es mir in den Mut und ging weiter, mit meinem Schwert als Stütze...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Haldir

’Unten’

Diese Dunkelheit macht mir schaffen. Ich fühle, wie mein Herz schwerer und schwerer wird. Doch gut genährt ist es leichter. Ich habe die Hoffnung irgendwann dieser schrecklichen Dunkelheit entfliehen zu können. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg und es gibt wichtigere Dinge zu verwirklichen als meine Hoffnungen.

Nach einiger Zeit des Gehens hörte ich was oder etwa doch nicht. Ich könnte mich auch geirrt haben, also behielt ich es für mich und ging normal, sofern man schleichen und tasten als normal bezeichnen kann, weiter.

Dass ich seit einiger Zeit keine Flüche, Schimpfwörter und keine Füße mehr in die Hacken bekommen habe ist doch sehr verwunderlich. Bis du noch da, Bruder?? – Keine Antwort. Hmm, denk ich mir. Hat es ihm jetzt die Sprache verschlagen oder was. Prompt bleib ich stehn und warte darauf, dass mein Bruder mir in die Hacken läuft. Das Licht entfernt sich weiter und noch immer kein Bruder in den Hacken zu spüren. Das ist doch irgendwie seltsam. Daraufhin laufe ich Richtung Lichtquelle um den anderen davon zu berichten.

„Moment, bleibt doch stehen!!,“ schrei ich, oder kommt es mir nur so vor…

Sie hören mich einfach nicht. Doch, sie bleiben stehen. Endlich, mir kam es wie Ewigkeiten vor.

„Was ist denn los,“ fragten sie.

Ich erzählte ihnen kurz und knapp was sich ereignet hat. Ihre Reaktionen konnte ich nicht sehen, doch ich konnte sie mir denken.

„Was werden wir jetzt machen,“ fragte ich in die Runde.

„Ich möchte meinen Bruder hier in dieser Dunkelheit nicht allein lasse“, sagte ich, in der Hoffnung dass wir uns darauf einigen können ihn zu suchen…

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Elbereth

"Unten"

Diese Gänge bringen mich noch um meinen Verstand. Wie üblich drehe ich mich mal wieder um, um nach meinen Gefährten hinter mir zu schauen und rufe ihre Namen.

Meine Stimme verklingt im dumpfen Raum ohne Echo und ich höre nur Kilan antworten.

"Haldir, Elleshar sagt schon was" rufe ich in die Düsternis. Doch die Stille breitet sich aus und niemand antwortet auf mein Rufen.

Plötzlich hören wir in der Ferne einen Ruf, er klingt ganz leise und dumpf, doch die Elben unter uns können es hören. "Los sofort anhalten, wir haben Elleshar und Haldir verloren" spreche ich voller Angst in der Stimme.

Wir versuchen den Ruf auszumachen und Estrielle versucht mit Kilan's Stein etwas mehr Helligkeit in die Richtung zu geben, aus der der Ruf stammen könnte. Auf einmal hören wir dumpfe Schritte und Haldirs Umriss läßt sich erkennen.

"Mit mir ist alles in Ordung, doch Elleshar ist verschwunden. Ich weiß nicht genau seit wann, doch müssen wir sofort umkehren und ihn suchen gehen!" teilt Haldir uns mit. Er erzählte uns kurz, was sich ereignet hatte und sagte, er würde seinen Bruder nicht hier in dieser Dunkelheit alleine lassen.

Alle blicken verschrocken und hofften daß Elleshar doch hinter Haldir auftauchen würde, doch das tat er nicht. "Wir können nicht einfach umkehren", sagte Balthor mit tiefer Stimme. "Wenn wir das tun, begeben wir uns nur noch in größere Gefahr!"

Umkehren? Was, wenn wir ihn suchen gehen und uns so in noch größere Gefahr begeben wie Balthor sagt oder im Kreis laufen und schließlich wieder dahin gelangen, von wo wir losgegangen sind! Elleshar wird wohl kaum aus Versehen den Anschluß an unsere Truppe verloren haben, geht es mir durch den Kopf. Doch wir müssen ihn unbedingt suchen gehen!

"Ob wir nun hier sind oder wieder zurückgehen, wir wissen doch nicht wo uns schließlich Gefahr droht und wo nicht. Natürlich ist es riskant zurückzugehen, wir könnten im Kreis laufen oder sonstwem in die Arme laufen. Doch jeder unserer Gemeinschaft hat das Recht auf Hilfe und für jeden werden wir uns wenn es sein muss in Gefahr begeben!"sage ich entschlossen. "Ich werde auf alle Fälle nach ihm suchen gehen!"

Aset sagte: "Ich stimme Elbereth zu, wir sind als eine Gruppe von Gefährten zusammengekommen und wenn einer verlorengeht, wird nach ihm gesucht! Und da wir uns ja wohl kaum trennen wollen, stimmen wir nun ab, wie wir weiter gehen wollen."

Keiner weiß nun mehr was falsch oder richtig ist. Jeder zweifelt und wägt das eine mit dem anderen ab.

Die Stimmung ist nicht die Beste, doch können wir uns einigen. Die Entscheidungen ob wir unseren Weg weitergehen sollen oder zurückgehen und Elleshar suchen, fällt jedem leicht. Alle sind dafür nach Elleshar zu suchen. Balthor scheint nicht ganz unserer Meinung zu sein, schließt sich aber mit einer wortkargen Einstimmung unserer Entscheidung an.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aset

*Unten*

Auch mich verlässt so langsam mein elbischer Orientierungssinn und wie lange wir unterwegs sind habe ich ebenfalls aus den Augen verloren.

Was mich aber beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich die Anwesenheit von Elleshar seit geraumer Zeit nicht mehr gespürt habe und mit Haldirs Ausrufen mein Gespür mich leider nicht trügt.

Nach einer kurzen aber heftigen Debatte schließen wir uns alle enger zusammen und gehen den Weg ins Ungewisse zurück. Ich strenge meine Ohren an um evtl. Geräusche gleich mitzubekommen oder Gefahr zu erkennen, doch nichts, rein gar nichts....unheimlich.

"So eine Grabesfinsternis ist mir seit Urzeiten nicht mehr untergekommen" brummel ich mürrisch vor mich hin und werde durch zustimmendes Gemurmel hinter mir bestätigt. Doch Gefahr erkenn ich immer noch nicht, auch mein Bogen leuchtet nicht auf. Doch halt, was ist das? Ich rufe meinen Gefährten zu stehen zu bleiben. Da, ein leichtes schlurfendes Geräusch ist zu hören, als ob sich irgendjemand oder irgend etwas auf unsicheren Beinen uns nähert. Wir werfen uns auf die Erde um die Geräusche besser mit den Ohren auffangen zu können....Es kommt näher und näher, jeder von uns in gespannter Aufmerksamkeit und wachsam, da: das Geräusch wird deutlicher. "Es klingt, als ob jemand verletzt ist" flüstere ich den anderen zu"ich höre ein Stöhnen – ob das wohl Elleshar ist?" Wir ducken uns so gut es geht, das Licht der Elbensteine wird abgedunkelt und wir wagen es kaum zu atmen...

Auf einmal springe ich auf, mein Gespür sagt mir dass es tatsächlicher unser vermisster Gefährte ist – ich laufe ihm in dieser Dunkelheit entgegen so gut es eben geht und spüre nur noch wie mir eine Gestalt in die Arme fällt und ohnmächtig zusammensinkt.............

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anastasia

„unten“

So ist für den Moment wirklich alles Licht weg, und ich habe keine Ahnung was genau Aset macht. Sicher konnten diese Geräusche von Elleshar sein, aber es gibt hier unten sicher einige dunkle Geschöpfe die keiner je gesehen hat, und wer weiss ob diese sich nicht vielleicht anhören wie verletzte Elben? Mal ganz davon abgesehen dass ich seit wir hier unten sind jeglichen Zeit- und Orientierungssinn verloren habe, könnte es hier so viele Gänge geben, dass man selbst mit wirklich gutem Orientierungssinn verlaufen kann, und dazu ist das Licht des Steins auch nicht das hellste und man kann leicht einiges übersehen…

Doch bevor ich mir weiter Gedanken machen kann sagte Aset etwas, was sich anhört wie: „ich hab ihn, gebt mal das Licht her.“ Und tatsächlich, wir haben Elleshar wieder gefunden, so unmöglich es auch geschienen haben mag. Doch seine Verfassung scheint nicht gerade die Beste zu sein. Er war nicht nur ohnmächtig, und Verletzt, denn das ist wohl das Falsche Wort dafür, denn das Bild was uns von seinem Bein geboten wurde wird ist mehr als das. Es wundert mich, wie man damit sich überhaupt noch vorwärts bewegen konnte, aber es schien zu gehen. Zwar wissen wir nicht genau was passiert ist, doch die Wunde sieht aus wie eine, oder Bessergesagt einige Bisswunden. Sein Fuß sieht danach aus als ob er von einem Schwert getroffen wurde. Gibt es hier also Wesen die die Kunst der Schwertschmiede verstehen? Doch warum stechen sie dann nur in den Fuß und beissen gleichzeitig in das Bein? So unverständlich mir das Ganze ist, fange ich in dem trüben Licht an einige Kräuter aus meiner Tasche zu holen die ich in diesem Fall für wirksam halte und versuche die Wunde ein wenig zu versorgen. Es hätte vielleicht geholfen ein wenig über den Angreifer zu wissen, da der Speichel von solchen Wesen nicht immer das Gesündeste für offene Wunden ist. Währenddessen diskutieren die anderen darüber wie es jetzt weitergehen sollte, da wir mit einem so schwer am Bein verletzten sicher nicht mehr so schnell vorankommen und ob es eine wirksame Möglichkeit gibt sich gegen solche Angriffe zu schützen. Es ist unwahrscheinlich dass, falls wir noch einmal jemanden Verlieren sollten, wir ihn wieder so „einfach“ wiederfinden würden.

Und vor allem, wer weiss schon was uns noch weiter unten erwartet, wenn wir schon nach, vielleicht waren es 4 vielleicht auch 5, Tagen angegriffen werden?

- Editiert von Anastasia am 05.12.2002, 14:50 -

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Estrielle „UNTEN“

Da sassen wir nun. Mein komisches Gefühl hatte sich in all der Zeit seit wir unter der Erde waren nicht verbessert.

Balthors Funkelnde Augen hatten mich auch nicht gerade beruhigt, war der Daimon sonst eher ein Optimist.

Elleshar hatte es tatsächlich bös mitgenommen, so wie ich das bei dem spärlich Beleuchteten Umgebung feststellen konnte. Zum Glück konnte Kilan etwas zu der Erhellung der ganzen Situation beitragen, in Form ihres Steins.

Aset neben mir begann leise vor sich hin zu murmeln.

„Bei allen guten Geistern, sagte sie, wie konnte ich mich lebendig begraben lassen!“

Haldir drehte sich zackig nach ihr um und fuchtelte mit den Armen.

„Was für Worte gehen aus deinem Munde! Mein armer Bruder liegt verletzt im Leiden, und Du sprichst Dir Dein eigen Leid zu!“

Aset stampfte mit dem Fuss auf die dumpf klingende Erde.

„Wie steht es Dir zu mich für meine Worte zu tadeln! Du hast schon genug der Unworte gesprochen! Hättest Du besser auf ihn aufgepasst...“

„ich konnte nichts tun für Ihn!!!“

Schrie Haldir aufgebracht, und war Aset beträchtlich näher gekommen.

„Na na na, entgegnete hier Balthor, lasst gut sein, Freunde! Niemand hat das Recht den Anderen für seine Worte, sein Leiden, seine Schuld, oder Unschuld zu tadeln! Lasst uns in Friede entscheiden, und die Spannung nicht zu hoch gehen. Wir nähern uns dem Feuer, und ich glaube nicht, dass es uns zu Gute kommen würde, wären wir ein zerstrittener Haufen!“

„Recht hat er, fuhr ich fort, Haldir, ich glaube nicht, dass du irgendetwas hättest verhindern können. Falls er gerufen hat, haben wir es nicht gehört.

Um unseren Weg fortsetzen zu können, müssen wir Ihn tragen. Ich denke wir müssen weiter wandern, bevor wir alle unser Augenlicht verlieren, und wahnsinnig werden. Ich fühle mich hier unten nicht sehr wohl, und nichts wäre mir willkommener als das Ziel schnellstmöglichst zu erreichen!“

Ich hatte Haldirs Hand ergriffen. Er zitterte vor Wut und wahrscheinlich ernste Sorgen um seinen Bruder.

„Nun denn, begann Haldir, lass gut sein, Aset, ich meinerseits lasse mich nicht des wiederholten males reizen. Es bringt uns nichts. Es tut mir Leid, und ich bitte um Entschuldigung“

Mit diesen Worten hatte er sich zu Elleshar vorgebeugt. Anastasia gab den Blick auf das verwundete Bein frei.

„Mein Gott, Bruder Herz! Was haben die Biester nur gemacht! Oder war es nur ein Biest? Und warum der Schwertstich!...Na, jetzt muss ich dich wohl tragen. Na gut, komm schon“

Behutsam hob er Elleshar vom Boden auf. In seinen starken Armen hätte die doppelte und dreifache Last liegen können, er verzog keine Miene.

Elleshar begann leise zu stöhnen.

„Er ist bei Sinnen! Hört her...Haldir, setz ihn nochmals ab!“

Als Elleshar wieder auf dem Boden zu liegen kam, begann er, ein wenig wirr noch, aber ziemlich verständlich zu sprechen.

„W..ww..was ist passiert? Oh, mein Bein! Wie konnte ich nur! Das ist mir noch nie passiert...gebt acht, Freunde, sie sind da! Sie packen einfach zu...oh, mein Bein! Ist es noch da? Ist es noch dran?“

„Alles noch dran, Bruderherz, ganz sicher! Nur ein wenig deformiert, aber das wird schon wieder. Mach dir keine Vorwürfe, von wegen wie konnte ich so dumm sein. Du hast nichts dafür gekonnt. Oder, Moment, wie meinst du das? Wie konnte ich so dumm sein?“

Gespannt warteten wir was nun kommen sollte.

„Ach, Bruder! Da war plötzlich etwas dass mich am Bein packte! Ich weiss auch nicht wie ich so dumm sein konnte, und...und...ach, lasst nur!“

Haldir stiess geräuschvoll die Luft durch die Zähne.

„Nun höre meine Worte, Bruderherz! Wir haben keine Zeit für Rätselraten! Was ist passiert! Sag es uns, wenn du dazu in der Lage bist, denn es scheint uns allen ziemlich wichtig!“

„Dann hört her! Höret und lachet! Hier seht ihr den dappigsten Elbenkrieger des Jahrhunderts! Wenn die Götter Dummheit bestrafen würden, wäre ich längst mit dieser Strafe gesegnet worden!“

„Na, kann es denn so schlimm sein, Elleshar? Sei nicht so hart zu dir! Sag uns lieber warum Du Dich dessen nennst!!“

Entgegnete Balthor dem aufgebrachten Elleshar.

„Mein Bein wiest doch sicher einen sauber platzierten Schwerstich auf oder?“

Haldir nickte.

„Na, seht ihr! Das war ich!“

Schweigen.

Haldir kicherte.

„Du hast also, du hast, dich selbst.....“

„Ja, lacht nur, es ist immer leichter über andere zu lachen. Ihr wolltet es wissen, ich habs Euch gesagt. Das war zu dumm von mir. Aber man sieht ja auch nix in diesem verflixten Gang!!!“

Elleshar versuchte aufzustehen, konnte sich auf dem kaputten Bein aber nicht lange halten, und plumpste mit einem dumpfen Knall wieder auf die Erde, was ihn nur noch wütender machte.

Haldir konnte sein Kichern nicht mehr bei diesem belassen. Er musste lachen. Dieses jedoch klang herzhaft und fröhlich, und keines Falls schadenfreudig.

„Bruder, sagte er zwischen dem Lachen, Bruder, sei nicht so hart zu Dir! Ich lache nicht über dein Missgeschick, du hast dich lediglich zu wehren versucht! Ich lache über deine stehts feurige und ungestüme Art, die dich zu dem macht was du bist. Verzeih dir selbst, und dein Bein tut schon nicht mehr so weh! Ausserdem passiert so etwas dem besten Kämpfer! Du kennst doch sicher die Sage vom einohrigen Tristorn, der sich in der grossen Schlacht von.....“

„Ja, ich kenne sie, Bruder, fiel Elleshar Haldir ins Wort, unser Vater hat sie uns auf tausend und zurück erzählt!“

„Na also! Nun kommt, lasst uns weiter ziehen!“

Haldir hob den, immer noch ziemlich aufgebrachten, aber doch schon ein wenig mehr aufgeheiterten, Elleshar auf.

„Weiter geht’s, edle Damen und Herren“ rief Elleshar laut, „manche haben den Komfort eines Elebnbruder-Transportes!“

„Wenigstens stehst Du mir dann nicht immer auf die Ferse...“ gab Haldir lachend zur Antwort, und nun lachten wir alle.

Es tat gut die Situation so entschärft zu wissen, und wir schöpften neuen Mut für die nächsten Schritte.

Elleshar hatte sich also mit seinem Schwert gegen etwas gewehrt dass ihn am Bein gepackt hatte. Gut, wenigstens hat sich der Verdacht, dass Feinde hier unten Schwerter besitzen könnten, nicht bestätigt!

Ich hatte eigentlich geglaubt hier unten auf gar keine Feinde zu stossen. Ausser den Wurzelwesen und den Woodiger Elben waren mir keine weiteren Kreaturen bekannt. Woodiger und Wurzelwesen waren aber stehts als friedliebende Wesen bekannt.

Vielleicht wusste Balthor etwas davon? Ich würde ihn fragen, bei der nächsten Gelegenheit...

Aset stupste mich von hinten an.

„Estrielle, Elbereth lässt fragen, ob du die Sage von dem einohrigen Tristorn kennst, von der Haldir kurz gesprochen hat.“

„Ja, Schwester Aset, diese ist mir sehr wohl bekannt! Warum lässt sie fragen?“

„Ich weiss es nicht, entgegnete Aset, jedenfalls, ich kenne sie auch nicht, und ich habe mir gedacht, vielleicht könntest du sie uns einmal erzählen? Klingt doch sehr spannend!“

„Seid euch dessen gewiss, Schwestern, ich werde sie, sobald angebracht, zum Besten geben! Andernfalls könntet ihr auch Elleshar fragen, der kennt sie anscheinend inn und auswendig!“

Aset kicherte. Sicher wäre es keine gute Idee gewesen Elleshar nun zu bitten die Sage des einohrigen Tristorns zu erzählen...

Plötzlich lief ich auf Balthor auf. Der Aufprall kam mir vor als würde ich gegen einen Felsen laufen. Kurz darauf spürte ich Aset im Rücken.

„Verzeih, Balthor, ich habe nichts gesehen...geht es nicht mehr weiter?“

„Der gang scheint zu Ende....“

„Wie?!...das kann doch nicht....“

„Was ist denn!?“ Riefen von hinten her die Anderen.

Und tatsächlich. Als Kilan an allen vorbei näher kam, und ihr Stein in die Höhe hielt, sahen wir, dass sich die Gegend ziemlich verändert hatte. Die Gänge waren nicht mehr so makellos, und einfach begehbar. Gestorbene Wurzeln ragten hier und dort aus der Decke und den Wänden, und direkt vor und war der Gang eingebrochen. Riesige Erdklumpen versperrten uns den Weg. Das Licht, welches wir immer am Ende des Ganges wahrgenommen hatten war verschwunden.

„Es stimmt also, begann ich, die Gänge sind verkommen. Nun sitzen wir fest.“

Balthor stand regungslos da und grübelte.

„Seltsam, wirklich seltsam.....begann er, habt ihr nicht bemerkt? Hier sind Wurzeln zu sehen!

Meiner Orientierung nach sind wir wieder in Richtung Erdoberfläche gewandert! Weiter unten hatte es nirgends Wurzeln! Da muss es noch einen weiteren Gang geben, den wir übersehen haben...“

„Meinst du wirklich?“ Begann Aset „den müssten wir doch bemerkt haben!“

„Also wenn es hier Wurzeln gibt, dann müssten die Wurzelwesen vielleicht auch nicht mehr so weit sein“, sprach Elbereth.

„Ich glaube kaum, Schwester, dass es hier noch Wurzelwesen gibt, entgegnete ich, sieh nur, die Wurzeln sind verdorben! Vor langer Zeit einmal abgefroren. Ich würde diese Stelle hier eher als ausgestorbene und verlassene Empfangsstätte der Wurzelwesen deuten. Ich glaube kaum, dass wir uns hier in bewohnter Gegend befinden. Wir müssen zurück, und schauen wie wir ins Erdinnere vordringen können!“

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen zuckte ich zusammen.

„habt ihr das gehört?“ flüsterte Aset gleichzeitig.

„Ja, es raschelt! Es raschelt überall...“

Meine Worte verfingen sich in den Wurzeln, und auf einmal flüsterte es von allen Seiten:

„Jaaaaa, raschschscheln.....rascheln, rascheln...“

Das flüstern hatte einen hohen, schwingenden Ton, welches durch Mark und Bein fuhr.

Und dann waren sie da. Balthor erwischte es als erster. Kleine, mit messerscharfen Zähnen versehene Kreaturen stürzten aus allen Löchern und Erdgruben auf uns herab. Sie keiften und zankten. Sie bissen sich in alles was ihnen in die Quere kam. Überall wimmelte es plötzlich von kleinen, flinken Körpern. Einer setzte sich genau auf meinen Kopf, und keilte seine Sägezähne in mein Ohr. Ein anderer hatte sich mein Arm zu eigen gemacht. Sie griffen unter die Kleider, in Nasen und Ohrlöcher. Überall kniff und schmerzte es. Die Luft war erfüllt von Geschrei Ihrer und unserer Selbst.

„Lasst die Schwerter stecken!“ schrie Balthor, „oder wir richten uns alle selbst!“

Ich gehorchte sofort, obwohl ich in diesem Moment nichts anderes im Begriff war als mein Schwert zu zücken. Recht hatte er, es sollte uns nicht wie Elleshar gehen, oder noch ärger, in dem wir womöglich in dem grossen Wirrwar von Elb, Mensch, Daimon und dieser Bestien einer unserer Freunde abgestochen hätten!

So versuchte ich so gut es ging die kleinen ekelhaften Kerle mit den Händen zu packen, und ihnen den Kopf umzudrehen. Doch sie waren so verdammt flink, und hatten sich im Nu in deiner eigenen hand festgebissen.

„Das ist das Ende“, schoss es mir durch den Kopf.

Ich wusste nun was Elleshar gebissen hatte, und was ihn dazu bewog sein Schwert so verzweifelt zu gebrauchen, denn die Bisse schmerzten. Sie schmerzten so sehr, dass ich fast den Verstand verlieren wollte. Doch sie töteten nicht. Sie waren nicht tief.

Und hatte sich ein solches Wesen einmal fetsgebissen, so liess es nicht mehr los.

Immer mehr kamen, so wie ich dies einschätzen konnte, den Kilan hatte ihren Stein flink unter ihrem Kleid versteckt gehabt. Wo man hintrat und hinfasste waren sie...

Es gab kein Entrinnen.

Scheinbar!

In einem besonders verzweifelten Moment, in dem Jeder einzelne damit beschäftigt war sich die Dinger vom Leibe zu reissen, merkten wir plötzlich wie sie sich zurückzogen. Sie schnupperten nervös in der Luft herum, stiessen helle Warnlaute aus, und waren auf einmal, so schnell wie sie gekommen waren verschwunden.

Es roch nach Blut. Hätten wir uns sehen können wären wir bestimmt in Tränen ausgebrochen, so erbärmlich war der Anblick der Zerfetzten Kleidung und des Fleisches.

Mit zittriger Hand tastete ich über meinen Kopf, meinen Nacken und übers Gesicht.

Alles noch dran. Haare, Hals und Gesicht waren unversehrt.

Nur mein Ohr...“Der einohrige Tristorn“, schoss es mir sogleich durch den Kopf, und ich versuchte die unglaubliche Ironie dieser Zufälle sofort aus meinen Gedanken zu verbannen.

Mein Ohr fühlte sich klebrig an, und hatte nicht die gewohnte spitze Form.

„Wenn ich Euch in die Finger kriege!“ Fluchte nun Haldir laut.

„Freunde! Wie steht es um Euch?“

Niemand konnte seine Stimme zu einem „alles in Ordnung“ durchringen.

Gar nichts war in Ordnung, und alle hatten etwas abbekommen.

„Was war das für eine Vorstellung!? Wie in einem meiner schlimmsten Albträumen ! Ich möchte nur zu gerne wissen warum sie nun so schnell verschwunden sind...“

Kaum hatte Aset diese Worte gesprochen bekamen wir auch schon eine Antwort auf alles.

Vor uns, aus der Richtung aus der wir gekommen waren, schimmerte es milchig weiss. Als unsere Augen das sonderbare Licht verarbeitet hatten, konnte jeder vier hohe Gestalten mit langen Gewändern ausmachen. Sie standen nur regungslos da, und blickten in unsere Richtung.

Nun zogen wir doch noch alle unsere Waffen. Der metallige Klang unserer Waffen liess die Gruppe aufhorchen, und sie machten einen Schritt auf uns zu.

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Lasst gut sein, Freunde! Steckt die Schwerter wieder ein! Ich glaube nicht, dass diese edlen Wesen uns feindlich gesinnt sind! Dies, wenn mich meine Sinne nicht täuschen sind vier Elben aus dem Stamme der Urelben Woodiger, und haben keinen Grund uns anzugreifen! Seid gegrüsst, edle Herren, Euer Kommen ist uns ein Geschenk des Himmels“

Ich machte einen leichten Knicks, doch im selben Augeblick merkte ich wie unangebracht dies war, konnten die Woodiger der Erzählung nach sowieso nichts sehen...

Alle drängten sich erstaunt vor der kleinen, aber stattlichen Gruppe Woodiger Elben.

Der grösste erhob langsam seine Hand zum Grusse.

„Seid gegrüsst, Fremde unter der Erde! Seid gegrüsst, Elbe, Mensch und...was ist das? Etwas von feuriger Herkunft vermag ich zu fühlen...“

„Balthor der Daimon, zu ihren Diensten, Herr“.

„Oh, ein Daimon! Wie erfreulich! Willkommen, Balthor. Ich werde Baldur genannt. Dies sind meine drei Brüder, dem Alter her nach Gunther, Gerenod, und unser jüngster Tristorn.“

Tristorn? War man von diesem Namen nun plötzlich verfolgt? Mir schwindelte. Das war schon fast ein bisschen viel Zufall. Automatisch blickte ich bei dem mir als Tristorn vorgestellten nach seinen Ohren. Ich konnte keine sehen, seine weissen langen Harre hatten alles verdeckt.

„Zudem, fuhr Baldur fort, braucht ihr Euch nicht zu verbeugen, Estrielle, weise Führerin. Müsste jemand sein Haupte der Erde zu neigen, so wären es ich und meine Brüder! Denn haben wir sehr wohl erzählt bekommen wie ihr heldenhaftes für uns getan habt!“

„Aber die sehen doch nichts...“ flüsterte Elbereth zu mir hinüber.

„Wir fühlen! Elbereth, aus dem Stamme der Sternenflammenden! Wir fühlen alles. Sehen ist nicht wichtig für uns. Wir sehen auf unsere art alles.“

Mit einem freundlichen Lächeln standen sie uns nun gegenüber. Unsere Schmerzen waren für eine Weile vergessen.

Hatten wir es geschafft? Waren wir unserem Ziel schon so beträchtlich näher gerückt?

Und, müssen wir denn für alles einen nach Blut riechenden Preis bezahlen?

Baldur ergriff erneut das Wort.

„Mein Bruder Gunther hat Recht, es riecht stark nach Blut. Ich hoffe dass die Woobats unseren Freunden nicht allzu sehr zugesetzt haben. Es ist eine regelrechte Plage mit ihnen! Seit es kalt geworden ist, gibt es sie, und sie vermehren sich rasend. Sie waren einst die geliebten Wurzelwesen, die wir in unserer Sprache Woobatou nennen. Die Kälte hat viele ihrer guten Geister verdorben, und zu blutrünstigen Bestien gemacht. Sie trinken blut, und meiden das Licht. Wenn sie lange nichts zwischen die Zähne bekommen haben sind sie besonders wild. Es tut mir leid, dass wir zu späht gekommen sind“

„Wir leben alle noch“ sprach da Elleshar.

„Ja, lächelte Baldur, allen guten Wesen auf Erden sei gedankt. Ich hoffe Euerem Bein geht es ein wenig besser, Master Elleshar?“

„Ah, ja, danke, Baldur, ich kann schon wieder springen wie ein junges Reh! Vorallem nachdem mich die Woobats ein zweites mal erwischt haben....“

alle lachten ein wenig.

„Aber, Baldur, sprach Elleshar weiter, sagt, wie wisst ihr ... also ich meine, ich will nicht unhöflich sein, aber wieso wisst ihr...“

„Wir wissen noch vieles, Master Elleshar! Wir wissen noch eine ganze Menge. Hier unten herrschen andere Gesetzte. Hier wird euch vieles fremd erscheinen, und manches ein rätsel bleiben. Dies ist auch gut so. Jedem Volk seine Regeln und gesetzte. Wir kennen auch wenig von dem Eueren, und es freut mich ausgesprochen, wenn ich es mir erlauben darf euch zu bitten mir viel von Euerem Volk zu erzählen.

Doch das hat Zeit. Nun werden erst einmal die Wunden geleckt.

Ihr müsst euch nicht mehr vor Woobats fürchten, sie fürchten uns mehr als alles andere.

Wenn ich euch bitte uns zu folgen?“

Und so machten sie auf den Fersen kehrt, und liefen in die Richtung davon aus der wir ursprünglich gekommen waren.

Wir blieben zuerst noch eine Weile stehen. Ganz übermannt von Gefühlen, Freude, und auch Schmerz der Wunden wegen.

„Was heisst hier „lecken“!? was machen die nun mit uns?“

Elleshar hatte sich auf sein gesundes Bein gestellt, und hüpft darauf auf und ab. Die Freude in seinem Gesicht war deutlich zu erkennen. Es tat wohl ihn so zu sehen.

„Das heisst wahrscheinlich, MASTER Elleshar, dass sie uns eigenst mit ihren Zungen das Blut säubern!“

Ich kicherte, konnte ich meine Worte doch selbst nicht so ernst nehmen. Und das Wort Master passte nicht so ganz zu Elleshar. Dieser schnitt eine Grimmasse und kniff mich in den Arm.

„Buuäääch, meint ihr das wohl etwa ernst, MASTER Estrielle?!“

Sein Gesichtsausdruck war so komisch, das ich laut heraus lachen musste und er damit. Wir lachten schlussendlich alle im Chor mit, zeigte sich doch eine deutliche Entspannung der Situation, und glaubten wir doch schon fast unserem Ziele nahe zu sein.

Wir folgten im dichten Abstand der Vierergruppe, die immer noch ein milchig weisses Licht ausstrahlte und es uns ermöglichte zu sehen wohin wir treten, und wer gerade neben einem stand.

Nun nahm ich das Ausmass der Attacke der Woobats wirklich war. Elleshar blutete an der Lippe. Sie war leicht angeschwollen, wies aber keine stelle auf wo etwas heraus gerissen worden wäre.

Aset hatte arge Kratzer und Bisswunden an den Beinen...

Balthors dunkles Blut faszinierte mich immer wieder aufs Neue. Seine Wunden waren unzählig und verstreuten sich über den ganzen grossen Rücken.

So ging es weiter. Jeder drückte sich irgendwo auf eine offene Stelle.

Mein Ohr schmerzte wieder, und holte mich aus meinen Gedanken.

Sicher hatten sich die Woodiger auch zu solch ähnlichen Wesen gewandelt, als die Kälte einbrach. Nur waren sie so weise gewesen und sind freiwillig ins Feuer gegangen, um ihre Artgenossen nicht gezwungenermassen anzufallen. Eine Spitzfindigkeit die nur aus der schöpferischen Kraft Isduls hatte entstehen können.

„So ist es!“

begann Baldur aus dem Nichts heraus zu erzählen, und die anderen sahen sich erstaunt an. Keine Frage dieser Baldur kann Gedanken lesen, schloss ich.

„Es war eine grausame Zeit, als wir unsere Mit-Woodiger ins Feuer schicken mussten! Nur so konnten wir der Gefahr entgehen nicht alle als solch blut saugende Bestien zu enden! Denn eines unterschied uns von der Abwandlungen der Wurzelwesen. Wenn ein Woodiger-Blutsauger einen seiner früheren Artgenossen biss, so wurde er auch zu einem solchen“.

„Wie die Vampyre aus den früheren Überlieferungen“,

fügte ich rasch hinzu.

„Ganz genau, Estrielle, eigentlich waren es nichts anderes als Vampyre. Es schmerzte unser Volk sehr sich so stark verändert zu sehen, und für viele kam jede Hilfe zu späht. Und als wir die meisten der Woodiger-vampyre ins Feuer schicken mussten, wussten wir, dass wir sie nie mehr sehen würden. Auch wenn nun einer von uns sich entschliesst zu gehen, kommen wir nicht an dasselbe Ort wie unsere Vampyr-Artgenossen. Das macht uns sehr traurig, und wir freuten uns so sehr über Isduls Tot. Wir sind Euch allen zu ewigem Dank verpflichtet.

Doch nun beende ich meine Rede. Ich bin es nicht gewohnt so lange zu sprechen. Zudem noch in der Eueren Sprache! Ich bringe Euch zu unserem Stammesältesten, der Euere Wunden lecken wird. Danach könnt ihr Euch ausruhen. Wir haben eine lange Reise vor uns!“

Da war es wieder, das seltsame Wort. „Wunden lecken...“ und das erst noch von dem Stammesältesten! Mir schauderte.

Nun bogen wir plötzlich seitlich in einen nach unten führenden Gang. Diesen hatten wir nicht bemerkt gehabt.

„Die Woobats haben Euch alle in eine Falle gelockt.“ Begann Baldur von neuem, als hätte er des wieder holten males in meinen Kopf geschaut, um die Frage zu beantworten die mir gleich darauf auf der Zunge brannte.

„Sie haben eine Taktik in dem sie Licht erzeugen und alles Lebende so in ihre Richtung gehen lassen. Habt ihr nicht bemerkt, dass ihr dem Licht nie wirklich näher gekommen seid, und dass es im immer demselben Abstand zu Euch mitgewandert ist?

Wir Woodiger versuchen schon des längeren herauszufinden wie sie dieses Licht erzeugen. Doch wie gesagt, seit dem das Eis geschmolzen ist und es nicht mehr so kalt unter der Erde ist, herrschen hier plötzlich wieder ganz andere Gesetzte. Auch wir müssen uns zuerst an die Umstände gewöhnen wieder frei in den Gängen herumzuwandeln, ja, sogar bis knapp an die Oberfläche gehen zu können, grenzt an ein Wunder!

Der anweichende Gang ist euch einfach entgangen, weil ihr mit euerem verletztem Freund genug zu tun hattet. Doch zum Glück konnten wir Euch rechtzeitig finden...besonders still sind die Leute von Oben ja nicht.“

Hatte ich hier eine leise Ironie aus Baldurs Worten entnommen?

Doch hatte er Recht. Im Gegensatz zu der lautlosen, schwebenden, Gangart der Woodoger hatte man das Gefühl dass wir geradezu durch die Gänge stampften.

Ich war gespannt was uns erwarten würde. Baldur hatte etwas von ausruhen erzählt, was in meinen Ohren mehr als Medizin klang. Doch hatte er im gleichen Atemzug auch von „einem langen Weg“ erzählt. Ich seufzte. Was erwartet uns denn noch alles?

Nach längerem immer tiefer gehen, hinab in das Erdenreich, erreichten wir ein mittelgrosse Halle, an deren Wände Fackeln brannten. Wir konnten sehen!

„Willkommen in der kleinen Halle!“

lachte Baldur, und wies mit der Hand in Richtung einer Fackel.

„Erdenfeuer für unsere Gäste! Nun kommt aber...“

Die drei Brüder Gunther, Gernod und Tristorn verabschiedeten sich mit einem leichten Nicken von uns, und verschwanden wieder in dem Gang, aus dem wir gekommen waren.

Aus einem niedrigen Durchgang an der Wand war ein neuer Woodiger geschlüpft. Er kam auf uns zu, und verneigte sich kurz. Er war überaus gross gewachsen, hatte, wie alle anderen Woodiger schneeweisse Haut, und ebenso weisse, lange Haare. Seine Gesichtszüge wiesen erstens ein hohes Alter, und eine ebenso hoch stehende Weisheit auf. Seine wasserblau-trüben Augen blickten sehr wohl in unsere Richtung, doch schien es, als würden sie noch etwas anderes erblicken. Etwas grösseres, übernatürliches, das wir nicht sehen konnten.

Eine ganze Weile ward es Stille im Raum. Nur das leise Knistern von den Fackeln, die man für uns brennen liess, war zu hören.

Dann begann Baldur zu sprechen.

„Mein Vater heisst die Gäste von Oben überaus willkommen. Er ist froh Euch so wohlbehalten anzutreffen. Euere Wunden werden in kurzer Zeit wieder geheilt sein. Dies wird seine Tochter, also meine Schwester übernehmen. Sie besitzt als einzige in dem Stamm noch die Gabe die Wunden zu lecken. Eine für Euch vielleicht ungewöhnliche Art. Aber ihr werdet sehen, es ist sehr wirkungsvoll.“

Elleshar und Haldir blickten sich kurz an, und verzogen die Gesichter.

„Seid gegrüsst, Woodiger Vater! Ich grüsse Euch im Namen meiner Freunde und Mitreisenden. Ein langer Weg ward uns beschert bis hier her. Ich weiss, dass ihr unser Ziel sehr wohl kennt, und wir sind froh Euch gefunden zu haben. Nicht um Euere Gastfreundschaft zu missetätigen, doch sind wir alle sehr darauf bedacht so schnell wie möglich an unser Ziel zu gelangen.“

Ich fühlte mich nicht sonderlich wohl diese drängenden Worte zu sprechen. Ich wusste auch nicht recht warum ich gerade diese gewählt hatte.

Dann, wieder einen Moment der Stille.

„Mein Vater meint, fuhr Baldur fort, das Gut Ding Weile haben sollte.“

Und dann, nach einer kleinen Pause fügte Baldur hinzu:

„Ihr solltet ihm Euer Vertrauen schenken, nur er kennt den Weg zur Erdenmutter!“

Ich begriff.

„Verzeiht...“ brachte ich hervor.

Aset meldete sich zu Wort.

„Herr Vater, sagt, habt ihr einen ehrwürdigen Namen, bei dem man euch nennen darf?“

Und da begann der Vater selbst zu sprechen. Seine Stimme klang überaus wohl und tief. Er sprach sehr langsam und gelassen, fast singend.

„Mein Name, flammensternende Kriegerin Aset, mein Name ist Baldorias, Vater von Baldur, Gunther, Gernod, Tristorn, und der schönen Tristarna. Ich bin erfreut wenn ihr mich bei diesem Namen nennt und rufet, denn es ist ein schöner Name.“

Mit diesen Worten hatte er sich abgedreht, und schritt in Richtung des niederen Durchgangs. Sein braunes Kleid war überaus lang, sodass er es dem Erdenboden nach schleifte, und man so das Gefühl bekam, als würde der Woodiger selbst direkt aus der Erde spriessen, oder zumindest in ihr tief verwurzelt sein.

Baldur machte uns ein Zeichen ihnen doch bitte zu folgen.

Alle drängten wir uns zuerst durch den niederen Eingang, und danach in einer kleinen Erdenkammer, die vollends kahl war, ausser ein paar weichen Fellen und Decken in einer Ecke.

Doch da war etwas Neues zu entdecken. Ein überaus lichtes, anmutiges Wesen machte sich in dem Raum mit flinken Bewegungen zu schaffen, und im Nu waren die Decken und Felle im Kreise auf dem Boden verstreut und man bat uns auf denen Platz zu nehmen.

Die schöne Gestalt schien nun Tristana zu sein, die Tochter Baldorias, dessen Name so schön war.

Baldorias verneigte sich ein wiederholtes Mal und verschwand.

Baldur machte ebenfalls einen Knicks.

„Bis später dann, Freunde! Ruht Euch erst mal aus!“

Somit war auch er verschwunden, und das schöne Wesen war alleine mit uns. Anastasia, Kilan, Balthor, Elleshar, Haldir, Aset und Ich sassen nun also auf diesen weichen Fellen.

Die Tatsache in einem geschützten Raume zu weilen war sehr angenehm. Eine leichte Wärme durchströmte uns alle, und eine angenehme Schwere ersuchte unsere Gelenke.

Ging das wohlige Gefühl von dieser Frau aus?

Diese war bei Elleshar niedergekniet, und strich über sein Bein. Ihr Gesichtsausdruck war konzentriert, ihre Augen in die ferne gerichtet. Langsam tastete sie jede bisswunde ab.

Elleshar biss auf die Zähne. Er gab keinen Mucks von sich. Gespannt schauten wir alle dem Treiben zu.

Schlussendlich neigte sie ihr Haupt zu Elleshars Bein bis ihre Lippen die blutigen Stellen erreichten. Mit geschlossenen Augen küsste sie jede einzelne Wunde, auf der sie jeweils einige Sekunden verharrte, und nach jedem mal einen Mund voll blutigem Etwas in eine goldene Schale neben sich ausspuckte.

So sonderbar uns das Ganze vorkam, es hatte nichts Eckel erregendes an sich, im Gegenteil.

Elleshar hatte ebenfalls die Augen geschlossen. Anscheinend hatte er keine Schmerzen.

Und so ging es weiter. Einer nach dem anderen wurde der speziellen Heilmethode durch Tristana unterzogen.

Nach kurzer Zeit war von dem Wunden nichts mehr zu sehen. Die Haut war verheilt und strahlte.

Mein Ohr blutete nicht mehr, jedoch fehlte ein kleines Stück.

„Dieses kann ich dir nicht zurückgeben“ flüsterte Tristana mir ins Ohr, „doch ist es nicht weiter schlimm, du erinnerst mich so an meinen Bruder Tristorn!“

Sie kicherte, und bevor ich sie etwas fragen konnte, hatte sie sich zu Balthor begeben.

An dieser sage schien also doch mehr Wahrheit zu sein als ich jemals geglaubt hatte!

Vielleicht war sie wichtig für uns?

Ich versuchte mir den kompletten Innhalt der Sage wieder ins Gedächniss zurück zu rufen.

Doch so fest ich auch darüber nachdachte, den Schluss hatte ich nie zu Ende gelesen.

Es war in einer der stürmischen Nächte in der Bibliothek meiner Vaters. Ich sass da schon über eine Woche, und die Geschichte hielt mich sehr gepackt. Doch der Sturm wurde immer heftiger. Zuletzt musste ich den Turm verlasen um nach zu sehen ob der Sturm nicht zu wütend werden wollte. Später hatte ich das buch vergessen, zuviel ist dann geschehen.

Ach, hätte ich es doch zu Ende gelesen!

Als Tristana alle versorgt hatte, nickte sie uns freundlich zu, und verliess den Raum.

„Ruht Euch aus,“ waren ihre Einzigen und Letzten an uns alle gerichteten Worte.

„Was für eine Behandlung!“ rief Haldir ausser sich.

„Daran könnte man sich durchaus gewöhnen, was?“ schmunzelte Balthor.

„Das möchte ich auch können“ rief Anastasia dazwischen. „Dann wären wir die Sorgen los!“

„Naja, teils jedenfalls, Anastasia, ich glaub nicht, dass dich Tristana auch vom Tod wieder wach küssen könnte...“ meinte Aset

„Du hast Recht, meinte ich, für kleine Wunden ist dies bestimmt eine sehr angenehme Methode. Ich würde mich immer wieder gerne so heilen lassen.“

„Es hat nicht einmal gekitzelt“, kicherte Kilan.

„Und jetzt?“ Fragte Elleshar in die Runde.

„Ich glaube, sagte ich, dass es am besten ist, wenn wir dem Rat des Baldorias folgen, und uns erst einmal ausruhen. Anscheinend kennt nur er den Weg zu unserem Ziel. Das heisst erstens, wir dürfen bei ihm kein Misstrauen erwecken, und zweitens weiss er selbst sicher am besten wie anstrengend und wie lang der Weg sein kann! So wie ich mir das errechnen kann, müssten wir ziemlich nahe am Feuer vorbei, und das ist für uns nicht ganz einfach. Ausser für einen, natürlich...“

Balthor hatte wieder das sonderbare Funkeln in den Augen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Gast
Dieses Thema wurde nun für weitere Antworten gesperrt.
×
×
  • Neu erstellen...