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[Beta] Zwei Herzen der Freiheit ( Silmarilion FF)


Varminwea

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Hi, Ich habe mich hier angemeldet, weil ich ein Tolkien-Kenner bin. Ich liebe seine Werke. Auf Fanfiction. de finden sich wenige, die sich mit dem Silmarilion auskennen. Ich hoffe hier geeignetere Leser für meine neue FF zu finden.

Hier ist das Vorwort

 

Vorwort


Das ist meine zweite Mittelerde Geschichte. Man sollte sich in Tolkiens Welt auskennen.  Für Jene die nichts mit manchen Begriffen, wie Atan, Quendi oder Edain anfangen können werde ich hier ein kurzes Clossar im Vorwort unterbringen. 

Das Clossar

 


Ocs  ( Eigene erfundene Charaktäre ) [/style]


Mindor   --  Er ist ein Ainur und gehört zu den Maia. Er ist im Gefolge von Aule und ist Mairons Bruder. Nach dem Sauron sich Melkor anschloss hat er einen Hass gegen die Valar entwickelt.

Naicavaire  (QU)  ( Schmerz Weberin oder "Weberin des Schmerzes)  --- Sie ist eine Ainur und ist Ungoliants Tochter. Sie ist mit Sauron befreundet und hält in der Geschichte für ihn Mikwea, Melkors Tochter, gefangen.

 Nauraglar (qu) (Feuerruhm) --  Er ist ein Balrog und steht direkt unter Gothmog. Er ist der Bruder von Lungorthin und war einst ein Maia in Tulkas Gefolge.

 

 

 

 

 

 

Hier der Prolog.

Übernommen Sätze aus die Nachrichten von Mittelerde.


 

Zitate aus die Nachrichten von Mittelerde und dem Buch Die Kinder Hurins
 von Autor J.R.R Tolkien. ( Die Bücher wurden von Christopher Tolkien herausgegeben)

Abgeschrieben wurde aus die Nachrichten aus Mittelerde.

"Turambar, Turambar, komm zurück! Höre mich! Wach auf! Nìniel ist hier. Der Drache ist tot, tot, und ich allein bin hier bei dir." ( sagt Nienor auf Seite 233 in "die Nachrichten aus Mittelerde" , Narn I Hîn Húrins: Die Geschichte der Kinder Húrins, Abschnitt:   Glaurungs Tod)


 "Gegrüßt seist du, Nienor, Hurins Tochter. So sehen wir uns wieder vor dem Ende. Dir gönn`ich`s, dass du endlich deinen Bruder gefunden. Und nun lerne ihn kennen: ein Meuchler im Dunkeln, Verräter an Freund und Feind, und ein Fluch für seine Sippe, Túrin, Húrins Sohn! Die Schlimmste von allen Taten aber spüre du im eigenen Leibe!" ( sagt Glaurung auf Seite 233 in "die Nachrichten aus Mittelerde" , Narn I Hîn Húrins: Die Geschichte der Kinder Húrins, Abschnitt:   Glaurungs Tod)

"Lebe wohl, o zweifach Geliebter! A Túrin Turambar turún' ambartanen: Meister des Schicksals, vom Schicksal gemeistert! Oh Glück tot zu sein!" (ruft Nienor auf Seite 234 in "die Nachrichten aus Mittelerde" , Narn I Hîn Húrins: Die Geschichte der Kinder Húrins, Abschnitt:   Glaurungs Tod)

"Wasser,Wasser! Nimm nun Níniel Nienor, Tochter Húrins, zu dir; nimm Trauer, Trauer, die Tochter Morwens! Nimm mich und trage mich zum Meer!" (schrie Nienor auf Seite 234 in "die Nachrichten aus Mittelerde" , Narn I Hîn Húrins: Die Geschichte der Kinder Húrins, Abschnitt:   Glaurungs Tod)

"Über allen, denen deine Liebe gilt, wird mein Gedanke liegen wie eine Wolke des Unheils, die sie in Finsternis und Verzweiflung stürzen wird. Wo immer sie auch gehen, wird das Böse sich erheben. Wann immer sie sprechen, werden ihre Worte schlimme Folgen haben. Was immer sie tun, es wird sich gegen sie selbst richten. Sie werden ohne Hoffnung sterben, und sie werden ihr Leben und ihren Tod verfluchen!"  spricht Morgoth auf Seite  116 und 117  zu Húrin  in "die Nachrichten aus Mittelerde" , Narn I Hîn Húrins: Die Geschichte der Kinder Húrins, Abschnitt: Der Wortstreit zwischen Húrin und Morgoth


[style type="bold"][align type="center"]    Übersetzungen im Sindarin/ Quenia   [/align][/style]

"Turambar echuio! Wache auf, Turambar! A hervenn echuio!"  (S)----  (Turambar! Wache auf! Wache auf! Turambar, Oh Ehemann, wache auf! )

"Nai, ya go i  lindale ye lúme auta!" (Qu) ---- ( Möge es sein, dass mit der   Musik die Zeit vergeht)

ion en rach  (S) --  ( Sohn des  Fluch )

 Ulun, úgarth odhril gîn! (S) ---  ( Scheusal,  Sünde deiner Eltern!)


Úgenui angwedh nîn ( S) -- (  Meine  Kette ist  nicht zu sehen)


"Pelo e nu fae ogol dîn!" (S) --  ( möge er an seiner bösen Seele  verkümmern)


"Negro, mûl! (S) --   ( Fühle  Schmerz Sklave!)


" Gerin naeth a chan Húrin! (S) --    (Es tut mir leid, Húrin!) 


 Hen agar úwatha i-chaim gîn Húrin, Thalion. Es klebt an den Krallen Morgoths.(S)----  Dieses Blut befleckt nicht  eure Hände, Hurin Thalion. Es klebt an Morgoths Krallen. 

 


Wörter Einzeln:

Bah( S) -- Nein

Indyo (S) -- Enkel

Aran Einior --  König der Altforderen Zeit / altforderen König (Manwe) 

Adar (S) --  Vater

Delebwen (S) -- schreckliches Mädchen

Laes (S) -- Kleinkind

Meldir (S) -- Freund männliche Form    

Eruhíni (Qu) -- Kinder Erus


Valarin

"Urusigas" (V)  -  Feuerwärme ( Es ist der Name einer Person, die ich hier noch ncht enthülle)

 "Mânawenûz" (V) - Valarin Name von Manwe/ Bedeutete im Westron der Gesegnete, der im Einklang mit Eru ist.

 

 


Der Prolog

Ein Schrei entfuhr mir als ich ihn sah, so allein neben dem Ungetüm. Ich stürzte zu ihm. Mein Ehemann war auf die Seite gedreht und regte sich nicht. Ich kniete mich vor ihm nieder und drehte ihn zu mir. Sein Gesicht war kreidebleich. Seine Augen geschlossen. Eine Träne rann meine Wange hinab und tropfte auf sein Gesicht.

"Turambar!" stieß ich mit bebender Stimme aus. Doch mein Geliebter blieb reglos. Ich besah ihn mir näher und fühlte mein Herz schwer werden. Seine Hand war Schwarz. Von meinem Gewand riss ich einen Streifen Stoff ab. Ein Schluchzen entfuhr mir, als ich seine Hand drückte und in diesem Moment spürte ich, dass sich etwas in mir regte. Ich war mir  nicht sicher, ob es das Kind war, das ich im Leibe trug.

Konnte es seinen Vater spüren? Ich zog Turambars Hand an mich und begann das Stück Stoff langsam um die Brandwunde zu wickeln. Sanft legte ich seinen Arm wieder zu Boden. Er sah so hilflos aus. Ich weinte bitterlich, während ich über seine Wange strich. Er war eiskalt und plötzlich nahm ich aus den Augenwinkeln etwas wahr. Mir war, als hätte sich Turambars Brustkorb gehoben. Nein, es konnte nicht sein. Meine Augen spielten mir einen Streich. Dennoch begann ich nach ihm zu rufen: "Turambar, Turambar, komm zurück! Höre mich! Wach auf! Nìniel ist hier. Der Drache ist tot, tot, und ich allein bin. Hier bei dir."

Doch er regte sich nicht. Weinend strich ich über seinen Körper und sah auf sein Gesicht hinab. Auf seine wunderschönen Augen, die nun jedoch von seinen Lidern verdeckt waren. Sie würden sich nie wieder öffnen. Ich lehnte mich über ihn und legte mich auf ihn. Dann war ich ihm so nahe, wie ich es sonst nur in unserem Schlafgemach gewesen bin. Sanft legte ich meine Lippen auf die seinen. Die Kälte seines Körpers war so eisig und scharf, dass ich es kaum aushielt. Trotzdem verharrte ich kurz in dieser Position und küsste ihn. Ein letzter Kuss. Der Kuss des Todes. Schluchzend zog ich mich zurück. Dann war mir, als hätten sich seine Lippen kurz zusammengepresst. Aber dieser Moment zu schnell vorübergegangen, als dass ich mir sicher sein könnte, was ich gesehen hatte.

"Turambar echuio! Wache auf, Turambar! A hervenn echuio!" schrie ich verzweifelt und rüttelte ihn an den Schultern. Doch er regte sich noch immer nicht. Nein, er durfte nicht tot sein, dachte ich und ließ meinen Körper über seine Brust fallen. Ich streichelte sein Haar und weinte. Meine Tränen benetzten sein Gesicht. Doch er konnte es nicht mehr spüren.

"Trauer, ....Nienor." kam mir in den Sinn.

Ich spürte, dass dies mein Name war. Doch mehr ergründete ich nicht. Da war nur die große Dunkelheit, vor der ich geflohen war. Und dann sah ich vor meinem geistigen Auge, die große Hütte. Ich schlug die Augen auf und sah Männer, deren Blicke auf mich gerichtet waren. Ich konnte meine Nacktheit unter den vielen Decken in die ich eingewickelt war spüren. Doch ich hatte keine Angst. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich geborgen. Mein Blick hing wie festgefroren, an einem der Männer. Sein schwarzes Haar kam mir vertraut vor. Er lächelte mich an und ich sah das Mitleid in seinen Augen. Ich streckte die Hand nach ihm aus. Es war als hätte ich ihn in der großen Dunkelheit gesucht. Er kam zu mir und nahm meinen Arm. Diese Berührung war der Beginn einer unsterblichen Liebe. Turambar gab mir den Namen Niniel. Doch aus dem Tränenmädchen war nun eine Frau geworden, eine Mutter, die ihren Mann verloren hatte.

Plötzlich hörte ich ein schnaufen. Übelriechende Luft drang an meine Nase und ich löste meinen Blick von Turambar und sah in schrecklich glühend rote Augen. Die Augen eines Drachen. Die Augen Glaurungs. Es war als würde mein ganzer Körper zu Eis erstarren. Glaurung schnaubte schmerzhaft und öffnete sein großes Maul. Seine Stimme war einem lieblichen Klang gleich. Genau wie sein Herr und Meister Morgoth verstand es der Drache zu verführen.

"Gegrüßt seist du, Nienor, Húrins Tochter. So sehen wir uns wieder vor dem Ende. Dir gönn ichs, dass du endlich deinen Bruder gefunden. Und nun lerne ihn kennen: ein Meuchler im Dunkeln, Verräter an Freund und Feind, und ein Fluch für seine Sippe, Túrin, Húrins Sohn! Die Schlimmste von allen Taten aber spüre du im eigenen Leibe!" sprach der Wurm. In diesem Moment spürte ich einen heftigen Tritt in meinen Bauch. Ich sah auf Turambar hinab und ich hörte wie der Drache einen letzten Seufzer von sich gab und schließlich starb. Dann breitete sich Dunkelheit in meinen Herzen aus. Ich zitterte vor Angst und drückte Turambar an mich. Nein, was tue ich. Nicht Turambar, Meister des Schicksals liegt hier. Es ist Túrin, Húrins Sohn, mein Bruder. Die Dunkelheit wich von meinem Herzen und ich sah vor meinem inneren Auge das, was ich vor sechs Jahren gesehen hatte.

Ein Bild meines damals neun Jahre alten Bruders und meinen Vater Húrin Thalion Fürst meiner Heimat Dor-Lómin. Ich blickte auf den erwachsenen Túrin hinab und mein Kind regte sich abermals in mir. Verflucht wird es sein, genau wie ich. Hätte ich nur gewartet, aber nun war es zu spät. Ich hatte die schlimmste aller Taten an mir hängen. Ein Kind zwischen Bruder und Schwester, durfte es niemals geben. Ich musste dem ein Ende bereiten. Was hatte ich schon für ein Recht weiter auf Arda zu wandeln. Ich strich Turambar ein letztes Mal über den Arm. Dann erhob ich mich.

"Lebe wohl, o zweifach Geliebter! A Túrin Turambar turún' ambartanen: Meister des Schicksals, vom Schicksal gemeistert! Oh Glück tot zu sein!" schrie ich in den Wald. Weinend und von Schmerz überwältigt verließ ich meines Bruders Leichnam und rannte blindlings in die Wildnis. Meine Füße trugen mich schnell fort. Wie ein gehetztes Reh jagte ich durch den Wald. Ich warf meine Kleider ab und rannte nackt weiter. Die Rufe die hinter mir herdrangen gelangten nicht in meinen Geist. Das Einzige was ich noch tun wollte, war meine Sünde zu beseitigen. Ich konnte das Rauschen des Wassers hören. Dann durchbrach ich Zweige und Äste und sah sie.

Die Felsen der Cabad-en-Aras ragten vor mir aus der Tiefe empor. Ich sah mich um und dann trugen mich meine Beine rasch zum Rand der Schlucht. Ich sah in das tosende Wasser hinab und ein Schmerz durchfuhr meinen Leib. Es war ein unerträgliches Gefühl. Ich konnte plötzlich Licht spüren. kaltes grausames Licht, das mich umfing.

"Nai, ya go i lindale ye lúme auta!" ertönte eine grausame Stimme und das Lachen Morgoths erfüllte mein Herz.

Ich spürte wie mein Innerstes sich ausdehnte, während eine überirdische Musik mich umfing. Die Töne sprachen von Wachstum, Ehre und auch von Grausamkeit und Schmerz. Mein Bauch dehnte sich, mit jedem Ton spürte ich wie sich mein Kind weiter entwickelte. Der überwältigende Schmerz ließ mich aufschreien. Plötzlich begriff ich, was mit mir geschah. Denn ich spürte deutlich, dass mich nach dem Quall nun ein natürlicherer Schmerz überkam.

"Nein! Niemals wirst du mich dazu bringen diese Sünde, dieses verfluchte Geschöpf, zu gebären. Möge der Fluch mit mir, Nienor Níniel, Húrins Tochter, enden. Möge Húrins Sippe auf immer vergehen." schrie ich und ich konnte die nächste Wehe wie ein Messer durch meinen Körper jagen spüren. Ich sah nach unten in das Wasser. Mit letzter Kraft rief ich: "Wasser, Wasser! Nimm nun Níniel Nienor, Tochter Húrins, zu dir; nimm Trauer, Trauer, die Tochter Morwens! Nimm mich und trage mich zum Meer!"

Dann stürzte ich mich hinunter. Der Wind strich über meine Haut. Doch die Musik folgte mir. Ich wusste, dass ich es nicht aufhalten konnte. Es war zu spät. Es würde Arda erblicken. Ein heftiger Stoß durchfuhr meinen Leib und ich konnte spüren, wie sich etwas seinen Weg nach draußen bahnte. Dann klatschte ich ins Wasser. Sofort riss mich der Strom mit sich und zog mich in die Tiefe. Ich spürte wie ich mich ausdehnte. Dann war ich bereit.

"Oh Elbereth, lass mich sterben." dachte ich. Schon merkte ich wie mich die Dunkelheit zu umfangen begann. Doch plötzlich wurde ich aus dem Wasser gezogen. Ich schlug auf hartem Boden auf. Durch meine geschlossenen Augen sah ich ein flackerndes Licht. Dann durchjagte mich die letzte Wehe und hörte schließlich den Schrei eines Kindes.

"Mögest du Nurin ion en rach heißen. Möge das Schicksal dir als letzter vom Hause Hador einen schnellen Tod bereiten. Ulun, úgarth odhril gîn!" schrie ich im Todeskampf. Dann kam die große Dunkelheit und ich empfing sie mit Freuden.

[align type="center"] §§  [/align]

Die Sonne schien, von Arien über den Himmel getragen, und ihre Strahlen trafen bis auf die schneebedeckten Gipfel des Thangorodrim. Auch berührten sie das Gesicht eines alten Atans der nicht weit von den Gipfeln des Gebirges saß. Húrin Thalion ließ die Sonne sein Gesicht streicheln. Er konnte nur seinen Kopf bewegen. Alles andere war von Melkors Macht befallen. Er fühlte sich wie ein Gefangener in seinem eigenen Körper. Húrin konnte schon längst nicht mehr den steinernen Thron, auf dem er saß, spüren. Er war von einer gewaltigen Macht an ihn gefesselt worden und wusste, dass er bereits Jahre hier saß. Er hasste Morgoth dafür, dass er ihn so sehr folterte. Körperlicher Schmerz machte dem Tapferen wenig aus, doch diese Qual, war unerträglich. Er dürstete nach Speiß und Trank, doch konnte er ohne überleben. Tatsächlich schien seinem Körper der Nahrungsentzug nicht zu schaden. Doch Húrin wusste, dass dies seinem Feind zu verdanken war. Morgoth würde ihn niemals sterben lassen, ehe er nicht Turgon verraten hatte. Doch er würde sein Versprechen nicht brechen. Niemals würde aus seinem Munde der Standort von Gondolin kommen.

Eine Träne rann dem Adan über die Wange. Sie galt seinen Kindern Nienor und Túrin. Beide waren gestorben. Er hatte das Schicksal seiner Tochter gesehen und wusste, dass er nun Großvater geworden war. Wenige Stunden später hatte sich sein Sohn Túrin Turambar mithilfe seines Schwertes in den Tod gestürzt. Grausam, dass sein einziger Sohn so enden musste. Seine Augen suchten nach der einzigen Person von seiner Familie, die noch am Leben war. Morwen Eledhwen war allerdings nirgends zu finden. Da Húrin der Blick Morgoths aufgezwungen worden war, hoffte er, dass sich seine Frau versteckte und der Fluch sie nicht auch noch nehmen würde.

"Er wird auch sie treffen. Genauso wie Nurin", hörte er eine grausame und gleichzeitig freudige Stimme. Das Strahlen der Silmaril erfasste den Adan und Húrin wagte es nicht seinen Kopf zu bewegen. Morgoth trat nun vor den Thron und besah sich seinen Gefangenen. Húrin blickte zu ihm auf und er sah, dass Melkor lächelte.

"Es sind noch nicht alle von Hadors Erben tot. Nurin wird ein sehr guter Diener sein, genauso wie sein Vater es war", sagte Melkor. Hurins Blick verfinsterte sich.

"Baw! Mein Indyo wird dir niemals dienen!", schrie Húrin Melkor an.

"Du beherrschst die Sprachen der Quendi gut für einen Atan. Man merkt euch sofort an, dass ihr Elben dient, Herr von Dor-Lómin", spöttelte Melkor. Húrin ließ sich nicht kränken und schaute wütend in die Augen des dunklen Herrschers. Da fiel Húrin der fehlende Silmaril in der Krone Morgoths auf.

"Euch sieht man an, dass ihr nicht ganz so unbezwingbar seid wie ihr euch gebt, Feind Ardas!", stieß Húrin von Abscheu erfüllt aus.

"Irgendwann wird auch eure Wortgewandtheit gebrochen sein. Keines der Kinder Erus existiert, das ich nicht gebrochen habe. Jene die mir dienen sind ebenfalls Kinder Ilúvatars. Jene Orks die deinen Bruder töteten waren einmal Quendi. Und so wird es auch den Zweitgeborenen ergehen, wenn ich ihre Reiche zerstört habe. Siehe was bereits aus deinem Land geworden ist. Tod und Leid beherrschen Dor-Lómin. Dein eigener Sohn wurde von seiner Heimat vertrieben", sagte Melkor.

"Irgendwann wird es Hoffnung geben. Solange Valinor steht werden die Mächte sich nicht abwenden können", sagte Húrin.

"Den Valar ist Mittelerde gleichgültig", lachte Melkor und seine Stimme hallte bis an den Fuß des Berges, zum Tor von Angband hinunter." Vor dir steht einer der größten Mächte. Stärker als alle Aratar zusammen. Niemals werden die Valar sich meiner annehmen, weil sie viel zu sehr fürchten, sie könnten Arda in ihren Grundfesten erschüttern und das zerstören, was sie geschaffen haben. Das wäre auch der Untergang der Atani und Quendi. Sie werden es niemals wagen, denn es wäre gegen den Willen des Einen. Du hoffst vergebens!"

Húrin sah ihn verdutzt an. Er glaubte Melkor kein Wort. "Was sind die Aratar?" fragte er und fühlte sich in dem Moment wie ein Kind.

"Manwe, Varda, Ulmo, Aule, Yavanna, Nienna, Orome und Mandos!" donnerte Melkor. Seine Stimme war voller Hass und den Namen seines Bruders spuckte er regelrecht aus.

"Die Valar?" fragte Húrin. Melkor lächelte.

"Das Licht Amans bleibt euch verwehrt, also habt ihr als Atan kein Recht auf dieses Wissen. Fragt die Elda!", antwortete Melkor. Er beugte sich zu Húrin herunter und grinste ihn an. "Ich hab einen Gast für euch", sprach Morgoth weiter. "Aber ihr solltet auch angemessen gekleidet sein." Er fuhr nun mit dem Finger über Hurins Gesicht. Der Atan konnte keinen Muskel rühren und so auch die Berührung nicht verhindern. Ein Riss entstand in seinem Gesicht und Blut tropfte seine Wange hinab.

Melkor lachte befriedigt auf und brach dann, mit einer Handbewegung, den Bann unter dem der Sohn Galdors an den Thron gefesselt gewesen war. Húrin stand auf und sah nach unten.

"Wollt ihr es euren Kindern gleich tun?" fragte Melkor lachend und trat an Húrins Seite. Der Ainur flüsterte dem Menschen ins Ohr: "Dann werden meine Drachen euch auffangen. So könnt ihr mir nicht entkommen. Noch werde ich euch nicht sterben lassen."

"Was wollt ihr, Morgoth?" fragte Húrin niedergeschlagen.

"Kommt, Fürst des Dritten Hauses der Edain und folgt eurem Gebieter", befahl Morgoth und trat zur Treppe die in die unterirdische Festung führte.

"Ihr seid nicht mein Herr. Ich werde euch niemals dienen!", schrie Húrin aufgebracht.

Melkor grinste und sah den Atan an. "Ihr wollt doch euren Gast nicht warten lassen, nicht wahr? Vielleicht solltet ihr euch eingestehen, dass ihr eine gewisse Schuld am Tode eures Bruders tragt", sagte er und begann die Stufen hinabzusteigen. Húrin blieb auf der Plattform stehen und sah dem Ainu hinterher. Melkor drehte sich noch einmal um.

"Wenn ihr kommt, erfahrt ihr das Schicksal eures Neffen. Rían ist nach der Nirnaeth Arnoedaid zurückgeblieben und hat Huor einen Sohn geschenkt", erklärte Melkor und grinste als er Húrins erstauntes und zugleich erschrockenes Gesicht sah.

"Sagt nicht, mein Neffe ist hier", flüsterte Húrin geschockt.

"Kommt und ihr werdet es erfahren", antwortete Morgoth und stieg in die Dunkelheit hinab. Húrin wusste, dass seine Neugier größer war, als sein Trotz und folgte dem Ainu in die Festung Angband.

Die Treppe war lang und dunkel. Das Einzige was Húrin Licht spendete waren die Silmaril in Melkors Eisenkrone. Das letzte Mal war Húrin diesen Weg vor 24 Jahren gegangen. Er stolperte mehr hinter Morgoth her, als er wirklich ging. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie zu Eis gefroren und sie gerade erst wieder auftauten. Für einen kurzen Augenblick spielte der Adan mit dem Gedanken wieder nach oben zu rennen und sich doch vom Thangorodrim zu stürzen. Doch Melkor drehte sich Augenblicklich zu ihm um, kaum hatte er diesen Gedanken vollendet.

"Ihr seid noch immer gefesselt, Thalion!" zischte Morgoth und lächelte verstohlen.

Húrin sah seinen Feind niedergeschlagen an und spürte gleichzeitig, das unsichtbare Band, das ihn an Morgoth heftete. Mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit nahm Húrin die letzten Stufen. Dann berat der Sohn Galdors die riesige Thronhalle Angbands. Morgoth schritt zu seinem Thron, während Húrin sich umsah. Die Halle war leer, bis auf einen Elben der mit Eisenketten gefesselt vor dem Thron kniete. Neben dem Gefangenen standen zwei riesige Ungetüme. Sie hatten Hörner aus Feuer und Rauch wallte um ihre Körper. Húrin erkannte einen der beiden Feuerwesen.

"Vater! Ihr habt lange gebraucht." sagte Gothmog. Das Gesicht des Halbainus drehte sich zu Húrin. "Nett euch wiederzusehen, Thalion. Seid ihr damit zufrieden, was der Tag euch gebracht hat. Aure entuluva, hat euch nicht viel genützt", grinste der Balrog und spielte damit auf Húrins Gefangennahme am Ende der Nirnaeth Arnoedaid an. Aure entuluva, es soll wieder Tag werden, war Húrins Schlachtruf, kurz nachdem Gothmog selbst ihn niedergestreckt und gefangen hatte.

Morgoth sagte etwas, das für Húrin klang wie als würden sich Vögel streiten. Er hörte nichts als Töne. Gothmog schien die Worte seines Herrn gar nicht gut zu finden und er brüllte Morgoth in der fremden Sprache an. Dieses Mal jedoch, hörte Húrin zwei Wörter heraus, nämlich "Urusigas" und "Mânawenûz".

"Geh und sage Mairon, dass er dem Aran Einior niemals dem  Delebwen gegenüber erwähnen darf. Geh, und drohe ihr mit meinem Zorn. Niemals wird dieser Name aus ihrem Munde kommen", knurrte Melkor aufgebracht. Gothmog verbeugte sich vor seinem Herrn und ging.

Húrin trat langsam näher heran und besah sich den Elda. Dieser kniete mit gesenktem Kopf vor Morgoth´s Thron. "Komm ruhig näher und sieh dir diesen Quendë an. Sein Name ist Annael." sagte Melkor und nickte dem verbliebenen Balrog zu. Dieser stieß den Gefangenen zu Boden und riss ihn dann auf die Füße.

"Húrin, ihr lebt noch. Es hieß ihr seid tot. Ich sehe keine Ketten an euch. Seit ihr nun ein Diener des Feindes?" sprach Annael und sah den Adan an.

"Úgenui angwedh nîn“, antwortete Húrin niedergeschlagen.

"Ich verstehe! Ihr seid nun Onkel. Rían, die Gemahlin eures Bruders, hat Zuflucht bei meiner Sippe gesucht. Sie hat ein Kind zur Welt gebracht." sagte Annael.

Der Elda wurde von Morgoth unterbrochen. "Schön, dass ihr Tuor selbst ansprecht. Sagt, was habt ihr getan um ihn vor den Schergen Lorgans zu schützen?" sprach der dunkle Herrscher.

"Húrin verzeiht mir! Die Ostlinge überfielen mein Volk. Sie erschlugen viele meiner Freunde. Sie nahmen Tuor gefangen. Er ist erst sechzehn Jahre lang auf Arda. Sie verschleppten ihn wahrscheinlich in euer altes Reich. Ich konnte nichts tun. Ich wurde ebenfalls gefangen und diesem Abschaum übergeben. Pelo e nu fae ogol dîn!", sagte Annael und seine Stimme klang als wolle er Húrin um Verzeihung bitten.

"Für diese Beleidigung an meinem Heerführer werdet ihr zahlen! Negro, mûl!", donnerte Morgoth und der Balrog nahm seine Peitsche und schlug auf den Elda ein. Annael keuchte und fiel vornüber zu Boden. Die riesige Feuerpeitsche des Maia sauste noch einige weitere Male auf den Quendë hinab. Doch dieser gab keinen Schrei von sich. Er keuchte nur vor Schmerzen, während sein Rücken von Flammen versengt wurde.

"Aufhören!" Húrins Schrei ließ den Balrog für einen kurzen Moment innehalten und Húrin nutzte dies und rannte auf den Maia zu. Der Atan sprang hoch und hielt sich an des Balrogs Arm fest. Das Feuer warf Blasen an Húrins Händen, aber es war ihm egal. Er gelangte mit den Fingern an die Peitsche, doch der Maia schleuderte seinen Arm so abrupt zur Wand hin, dass Húrin von ihm heruntergeschleudert wurde.

"Der Sohn Galdors hat auch nach 24 Jahren Gefangenschaft noch ein Kämpferherz. Aber ihr werdet diesen Einsatz und euer Mitleid für Annael sogleich bereuen", sagte Melkor belustigt. Der dunkle Herrscher wandte sich an den Elda: "Sagt Húrin, was ihr Tuor angetan habt als er neun Jahre alt wurde. Ihr habt es genossen einen hilflosen Atan zu beherbergen. Die Eldar werden immer als Erstgeborene über den Menschen stehen. Sagt Húrin was ihr getan habt, als der damals kleine Tuor einen der euren beleidigte."

"Wie könnt ihr das wissen! Ihr wart nicht dabei. Oder habt ihr Späher. Aber wir waren verborgen." rief Annael geschockt.

Morgoth lachte. "Die Sindar leben unter meinen Schatten", sagte er. "Sagt es ihm!"

"Gerin naeth a chan, Húrin! Tuor war jung. Als Ryan starb, trug sie mir auf sich um ihn zu kümmern. Huors Sohn nannte mich Jahre lang Adar. Doch dann fragte er einen Sindar warum er nicht so war wie die Elben. Der Sindar sagte ihm, dass er dazu verdammt war den Quendi zu dienen. Das hat der Junge als Sklaverei angesehen und Tuor hat meinen Meldir beleidigt. Ihr müsst wissen, dass er bereits früh die Legenden um Elbereth und Súlimo kennenlernte. In seinem Zorn, hat er Gilthoniel beleidigt. Er sagte, dass, wenn er Sklave der Quendi ist, diese Sklaven von Elbereth sind. Dies hat zu einem Streit unter meiner Sippe geführt. Viele Eldar haben den armen Tuor beleidigt. Sie haben mich dazu aufgefordert ihn zu Strafen. Ich, in meiner Funktion als Ziehvater, durfte das tun. Die anderen hätten niemals Hand an ihn gelegt. Ich habe ihn geschlagen. Ich habe ein Laes geschlagen. Möge Elbereth über mich richten. Gerin naeth a chan."

Húrin starrte den Elda an. Er war geschockt über diese Nachricht. Er wandte sich an Morgoth: " Ihr sagtet vor 25 Jahren als ihr den Fluch ausgesprochen habt folgendes: ′Über allen, denen deine Liebe gilt, wird mein Gedanke liegen wie eine Wolke des Unheils, die sie in Finsternis und Verzweiflung stürzen wird. Wo immer sie auch gehen, wird das Böse sich erheben. Wann immer sie sprechen, werden ihre Worte schlimme Folgen haben. Was immer sie tun, es wird sich gegen sie selbst richten. Sie werden ohne Hoffnung sterben, und sie werden ihr Leben und ihren Tod verfluchen!′ Bezieht ′über allen denen meine Liebe gilt′ auch Tuor mit ein? Wenn ja, dann ist dies euer Werk. Somit trägt Annael keine Schuld am Leid meines Neffen. Ich weiß, was ihr vorhabt. Ihr werdet keinen Groll gegen diesen Elda in meinem Herzen säen."

"In der Tat sagte ich dies, doch da war Tuor noch nicht geboren. Er ist der Sohn eures Bruders, also ist er nicht direkt mit euch verwandt. Der Fluch hat keine Macht über Huor und auch nicht über Tuor." erklärte Morgoth.

"Ihr habt wohl eure Fähigkeit zu Lügen verloren, Feind Ardas. Dass hieße, dass er Morwen auch nicht treffen würde, aber er hat sie getroffen", lachte Húrin.

Melkor schnaubte. Der Atan war gerissen und Melkor schätzte seinen Gegner sehr. Wie sollte er über so jemanden siegen? Er ahnte, dass sein Plan nach hinten losgehen würde. Doch er wäre nicht Melkor, Herr über Ardas Geschicke, wenn er nicht andere Wege, um sein Ziel zu erreichen, ersonnen hätte.

Er erhob sich von seinem Thron und ging auf Húrin und Annael zu. Zweiterer wich leicht zurück, doch Húrin blieb wo er war, wusste er doch, dass er den Tod, solange Morgoth nicht das hatte, was er von ihm wollte, nicht zu fürchten brauchte. Der Adan drehte sich zu dem Elda um und lächelte ihn hoffnungsvoll an. Da machte sich Annael bewusst, dass er als Elb das Recht hatte, selbst nach einem Tod in Mittelerde in den Totenhallen von Mandos wiederzukehren.

"Erinnert euch die Tat Annaels nicht an etwas, Húrin, Sohn Galdors?" fragte Melkor lächelnd. Plötzlich brannte Húrins Wange. Er befasste den Schnitt, der ihm von Morgoth auf dem Thangorodrim zugefügt worden war. Der Schmerz fraß sich in seinen Leib und er verwendet alle Kraft darauf nicht zu schreien. So stand er mit zusammengebissenen Zähnen vor Melkor und sah den Ainu mit Hass an. Melkor blickte hasserfüllt zurück. Der Schmerz wurde stärker. Langsam ging Húrin Thalion vor dem schwarzen König auf die Knie. Dennoch hielt er weiterhin dem Schmerz stand und schrie noch immer nicht, obwohl die Folter ihn sehr mitnahm.

Melkors Lippen umspielte ein Lächeln und er strich dem Atan, über das Gesicht. Húrins ganzer Körper war gelähmt. Er fühlte diese vertraute Macht, die ihn bereits an den steinernen Thron auf den Wipfeln des Thangorodrim gefesselt hatte, sich in seinem Körper ausbreiten. Hilflos sah er zu Morgoth auf.

"Möge die Vergangenheit euch die Augen öffnen." sagte Melkor und setzte etwas in Valarin hinzu, das weder Húrin noch Annael verstanden. Aus Melkors Mund kamen nur Töne, die kein irdisches Wesen nachzuahmen vermochte.

Plötzlich wurde Húrins Geist weit fort getragen. Er sah seinen Bruder und sich selbst, als Jünglinge durch die Wälder von Brethil rennen. Huor jagte einem Tier hinterher und er folgte seinem Bruder. Dann schoss Huor und der Pfeil sauste in ein Gebüsch. Die beiden jungen Atani gingen in das Gebüsch und mit Schrecken, sahen sie dort einen verletzten Elda. Der Pfeil Huors steckte in dem Bein des Elben. Der Elb fauchte sie in Quenya an. Als Húrin Sindarin gebrauchte, sprach der Elda in Westron weiter: "Wie könnt ihr einfach so schießen. Man sollte sein Ziel vor sich sehen. Törichte Menschenkinder."

"Huor! Húrin!" hörten die Jungen ihren Onkel Haldir rufen und bald schon kam der Fürst der Haladin zum Vorschein." Bringt euren Ziehsöhnen anständiges Jagen bei, und lasst sie nicht hier unbeaufsichtigt auf Elben schießen", knurrte der Elb aus Doriath den Adan an."
"Es tut mir Leid, Herr! Meine Neffen werden nie wieder auf euer Volk schießen", entschuldigte sich Haldir und nahm Huor und Húrin mit sich.

Dann später in Haldirs Hütte wurde Huor heftig von seinem Ziehvater zurechtgewiesen. Húrin saß in der Ecke und hörte das Gebrüll seines Onkels. Der junge Adan sah mit Angst zu Haldir. Huor bettelte seinen Onkel um Verzeihung. Doch die Worte des kleinen Junge hatten keine Wirkung auf Haldir. Dann schlug dieser Huor. Die Hand erhob sich und das Kind schrie.

"Nein!", schrie Húrin und rannte auf seinen Onkel zu. Er drängte sich schützend zwischen seinen Bruder und Ziehvater. Huor hielt sich die blutende Nase und wimmerte. Haldir verpasste auch Húrin eine Ohrfeige. Wieder in der Gegenwart strich sich der nun erwachsene Fürst Dor-Lómins über dieselbe Stelle und spürte die Narbe, die Melkor dort hineingerissen hatte. Er wusste nun, dass sich Melkor diese Stelle nicht zufällig ausgesucht hatte.

Der Sohn Galdors blickte auf, sah in die glühenden Augen Morgoths und sagte: "Wie der Vater so der Sohn. Huor hat dasselbe wie Tuor durchmachen müssen. Er hat unseren Onkel danach gehasst. Er lebte immer in Angst vor ihm."

Er konnte die Gefühle von damals spüren. Der Schmerz eines verletzten und enttäuschten Kindes drang in sein Herz.

"So ist es. Ihr wisst also wie sich Tuor gefühlt hat. Ihr habt Haldir gehasst, für das was er eurem Bruder antat. Ihr wart damals ein hilfloser Junge. Nun seid ihr ein Mann, Húrin Thalion. Ihr seid ein Onkel, der für seinen Neffen verantwortlich ist. Was hätte Huor an eurer Stelle getan? Was würdet ihr tun, wenn Annael an Stelle von Tuor Túrin geschlagen hätte? Euer Sohn ist tot und euer Neffe lebt. Wie oft habe ich den Hass in euren Augen gesehen, als zum Beispiel der Zwerg Mîm euren Sohn verriet? Wie oft habe ich euch wutentbrannt Melian und Thingol verfluchen hören, als ihr erfahren habt, dass Túrin aus Doriath verbannt wurde? Wie oft habt ihr mich selbst beleidigt, als meine Orks Túrin gefangen nahmen? Wie habt ihr mich verflucht als Beleg Cúthalion von seinem Freunde ermordet wurde. Soll dieser Hass eines Onkels nicht Raum finden? Diese Reaktionen könnt ihr nicht leugnen. Was würdet ihr also tun wenn Túrin an der Stelle seines Cousins gewesen wäre?", sprach Morgoth.

"Ich würde Annael töten." brachte Húrin hervor. Er empfand nun nur noch Hass gegen den Quendë. Dennoch fragte er sich, ob Huor genauso handeln würde. Er rief sich den Tod Huors ins Gedächtnis. Schmerz über den Verlust seines geliebten Bruders drang in sein Herz. Er sah, wie Huor von dem Pfeil getroffen wurde. Er kämpfte sich schreiend zu seinem Bruder durch.

"Húrin, seht ihr nicht was Morgoth vorhat?" riss ihn die Stimme von Annael aus der Erinnerung. "Er manipuliert euch. Er will das Blut der Eldar an eure Hände heften."

"Schweigt!" donnerte Thalion und sah zu Melkor.

"Tut, was auch euer Bruder getan hätte. Ihr kennt das Leid, wessen Tuor durchlitten hatte. Sollte dieser Quendë denn nicht von der Hand Huors bestraft werden? Da Huor nun leider nicht mehr auf Arda wandelt, solltet ihr, sein Bruder, den Quendë bestrafen. Nichts ist angemessener als der Tod. Ihr habt dem Zwerge Mîm den Tod gewünscht, als dieser euren Sohn den Orks auslieferte. Nun habt ihr das Recht diesen Elda, für sein Vergehen an einem Unschuldigen zu bestrafen", sagte Melkor. Húrins Augen blitzten vor Zorn. Er stimmte Morgoths Worten voll und ganz zu.

"Wir sind beide Eruhíni. Die Atani sollten niemals das Blut der Quendi vergießen. Gedenkt Alqualonde und der Taten von Fëanors Söhnen. Gedenkt des Sippenmords. Die Valar werden auch euch für dies Bluttat verurteilen", rief Annael.

Doch Húrin hörte das Flehen des Elda nicht. Von einem Zorn angetrieben, den er nicht zu bändigen vermochte, trat er zu dem in Ketten gelegten Elben. Zwei Orks traten heran und streckten Húrin ein schwarzes Schwert entgegen. Der Sohn Galdors nahm die Waffe entgegen. Gespannt blickte Morgoth den Adan an. Er wägte seinen Sieg ab. Noch konnte Húrin einen Rückzieher machen.

Der Fürst des Dritten Hauses der Edain stand nun mit dem Schwert in der Hand vor Annael.

"Nicht die Hand von Húrin wird dich niederstrecken. Es ist Huor der dieses Urteil nach seinem Tode  vollstreckt. Oh Bruder! Wärest du noch am Leben, würde dein Zorn über diesen Quendë kommen. Möge er für die Tat an deinem Sohn nun bestraft werden. Ich tue dies in deinem Namen!" sagte Húrin, doch bevor er das Schwert niedersausen lassen konnte, wurde sein Arm aufgehalten.

Eine graue Gestalt hielt ihn fest. Sie war schemenhaft und nicht wirklich da.

"Húrin, Sprecht nicht diese Lügen. Ich komme im Auftrag von Námo, dem Herr der Toten, zu euch. Bevor euer Bruder Ea verließ, hat er gesagt, sollte je die Hand gegen meinen Sohn erhoben werden, dann wird demjenigen vergeben werden, da ich nicht möchte, dass mein Sohn in Groll und Hass aufwächst", sprach der Schemen.

Der Balrog griff den Schemen an. Der Geist, war ein Maia Amans. Er stammte aus Námos Gefolge. Die beiden Ainur kämpften. Morgoth rauchte vor Wut.

"Auch das wird es nicht aufhalten!", brüllte Melkor und verfluchte Mandos innerlich. Er streckte seine Macht aus und der Sohn Galdors durchstieß von Morgoths Willen geführt das Herz Annaels. Der Quendë sank sterbend zu Boden.

"Hen agar úwatha i-chaim gîn, Húrin Thalion. Es klebt an den Krallen Morgoths", sagte der Elda in einem letzten Atemzug und empfing mit einem Lächeln, das Licht von Mandos Hallen.

Dann verschwand der Maia und der Balrog schlurfte schnaubend in die Ecke. Húrin lag über Annaels Leichnam und weinte, von seiner Tat überwältigt.

"Ihr seid gebrochen und habt sogar gemordet. Sagt mir nun den Aufenthaltsort von Turgon. Wo ist Gondolin?", knurrte Melkor den am Boden knienden Húrin an.

"Niemals! Ihr könnt über meinen Körper gebieten, aber nicht über meinen Mund und mein Herz. Diese Tat werdet ihr bereuen! Aran Einior, höre mich", rief Húrin. " Mögest du dich der Meinen annehmen, auf dass sie nicht im Schatten des Fluchs wandeln. Mögest du Arda vor Morgoth beschützen. Mögest du mich von meinem Leide erlösen! Ich bitte dich, als Erbe Ilúvatars!"

Morgoth brach in Zorn aus. "Manwe, wird dir niemals helfen! Irgendwann wirst du brechen, Thalion! Das schwöre ich dir!", brüllte der Ainu und in seinen Zorn drangen Flammen aus seinen Nüstern. Der Balrog packte den Sohn Galdors und schleifte ihn zur riesigen Treppe von Angband, denn er hatte erkannt, dass sein Herr nicht mehr bei Sinnen war. Der Schmerz und die Wut über Mandos Einmischung war groß in Melkors Herzen aus Eis. Noch hinzu kam, dass die Furcht vor seinem Bruder, der sich nun durch Húrins Flehen tatsächlich dem Adan und seiner Familie annehmen könnte, groß. Denn das würde seinen Plan zunichtemachen. Nur Manwe, war in der Lage den Fluch über Húrin und seine Sippe zu brechen. Dies durfte nicht geschehen.

 

 

 

 

 

Bearbeitet von Varminwea
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Celedor : Danke für dein Erstes Kommentar.

 

Hier ist das erste Kapitel.  Achtung, wer Sauron nicht mag, der sollte dass hier lesen. Ich hoffe ihr bekommt Mitleid mit Mairon. Die Gegenwart meiner Geschichte spielt kurz nach Nienors und Túrin Tod. Es liegt ein Jahr zwischen dem Tod seiner Kinder und Húrin Thalions Freilassung. Deshalb ist Hurin wie ihr im Prolog seht immer noch ein Gefangener der Thangorodrim.

 

Ich habe zwei Ocs. Einmal die Tochter Melkors und die Tochter Manwes.  Ich habe mir auch diverse Gedanken zum Wesen der Ainur gemacht und zu einer Paarungsmöglichkeit, die ihr im Kapitel sehen werdet. Es kommt eine Zwangsverschmelzung vor, die von Melkor an Melian durchgeführt wurde. Ich weiß, dass Melian eigentlich zu der Zeit nicht in Valinor ist. Sie ist nur zu Besuch nach Aman gekommen um von Irmo einen Rat zu empfangen. Denn Vaire hat die Tragödie des Nauglamirs vorausgesehen.

Viel Spaß mit dem ersten Kapitel.

Liste meiner Gefühle der Ainur:


Partnerschaftliche Bezeichnungen der Ainur für Bindungen zu verschiedenen Personen

Begriffe:

Ilu soll Liebe heißen

Ilueru --- (Vaterliebe)  Mit diesem Wort wird jegliche Gefühlsbindung der Ainur zu einer Person die in seinem Leben eine Väterliche, Mütterliche oder Geschwisterliche Rolle einnimmt. (Eru ist quasi  die Elbische Bezeichnung für Ilúvatar)

Iluvara --- (Partnerschaftliche Liebe) Mit diesem Wort wird die wahre Liebe bezeichnet. Sie entsteht nur durch einen Blick, und es kann in jedem Alter der männlichen und weiblichen Person geschehen.  Die beiden Partner sind für immer verzerrt von dem Verlangen nach dem Anderen.  Es kann sein, dass beispielsweiße nur der männliche Ainu sich verliebt. Sollte dies der Fall sein, hat er die Möglichkeit seine Partnerin zu versklaven und das Iluvara auch in ihr zu erwecken, in dem er mit ihr ein Stück komponiert und ausführt. Dies ist aber selten der Fall (siehe Sauron). Normalerweise entbrennt in beiden das Iluvara und es kommt zur gemeinsamen Festigung der Liebe in dem man zusammenspielt. Dies ist die Heirat. (Es gibt durchaus Belege, dass z.B. Tulkas auf der Insel Almaren Nessa geheiratet hat.)


Ilukarva --- ( Freundschaft)  diese Bindung entsteht wenn ein Ainu ohne vorheriges Entflammen des Iluvara mit dem anderen Ainu spielt.


Gefühle:

Ilu  -- Liebe

Travari -- Trauer

Huana -- Sehnsucht

Rakarea -- Rache

Shivace -- Schmerz , Qual

Saqua -- Mitleid

Frava -- Freude

Awa -- Angst

Verana -- Verlangen



Kelvar --- die Tiere Ardas. Von Yavanna geschaffen mit Ausnahme einiger Maiar die Tiergestalt angenommen haben (Adler)
 

        Zwei Herzen der Freiheit


Kapitel 1


Von Rache und Liebe Teil 1


Die Herrin der Thangorodrim

 



Keine der anderen Kelvar waren mächtiger als die Adler. Einige  dieser Wesen waren einst Maiar, die sich  an eine feste Gestalt gebunden hatten, gewesen.  Landroval, Sohn Throndors, strich über den Himmel.  Der Schnabel des Adlers wurde in einen dunklen Schein gehüllt und seine Schwingen wurden schwarz, als er sich den Thangorodrim näherte.  Der dunkle Schatten, der alles in seiner Umgebung verschluckte, kroch förmlich aus den drei Bergen heraus.  Landroval schwang sich hoch und durchbrach die Wolkendecke. Er wollte auf keinen Fall, dass er von den geheimen Eingängen von Angband zu sehen war.  So näherte er sich, verdeckt von Wolken, der Größten der drei Zacken des Berges.


Landroval wurde von seinen Artgenossen begrüßt und zwei der jüngeren Adler begleiteten ihn zum Horst der Adler. Es war reines Glück, dass Dieser noch nicht von dem dunklen Feind der Welt entdeckt worden war. Auf einem  Felsvorsprung landete Landroval und schüttelte seine Flugfedern.  Er senkte sein Haupt als er den großen Adler erblickte, der auf ihn zugelaufen kam.


"Bruder, ich bringe Kunde des Königs",  sagte Landroval und blickte Gwaihir direkt in die Augen.  Die beiden Söhne Throndors, des treuesten Dieners  Manwes, sahen sich an.  Gwaihir deutete ihm mit einem Flügelschlag, er solle ihm folgen. Landroval legte den Kopf schief und klackerte mit dem Schnabel. Gwaihir sah ihn auffordernd an. "Das Ohr des Herren der Dunkelheit hört viel", erklärte der Adler seine Bitte. "Vater wird in drei Wanderungen Tilions kommen. Der Herr Amans wollte ihn noch dort behalten." erklärte Landroval. Gwaihir nickte und in seinen Augen schimmerte Freude.  Er hatte seinen Vater bereits seit sieben Tagen nicht mehr gesehen und machte sich Sorgen um sein Volk. Die Nester waren voll besetzt und die Weibchen konnten nur wenig Futter finden, da Melkor alles Fruchtbahre im Umkreis seines Landes vernichtet hatte.


"Dürfen wir abziehen?" fragte Gwaihir als sie in eine Höhle gingen. Sie war tief in den Berg eingelassen und hatte am Ende einen kleinen Schacht, der sich bis zur Thronhalle Angbands hinunterzog. Durch diesen Riss im Felsen des Berges konnten Gwaihir und seine Artgenossen Morgoth und dessen Diener belauschen.  Gwaihir blieb stehen und hockte sich auf einen Haufen aus Stroh. Er nahm eine Feder seines Vaters in den Schnabel und legte sie behutsam zur Seite. Denn dieser Platz war normalerweise Throndors Sitz.  Es stellte einen provisorischen  Thron dar, gleich dem, der in den Nestern auf den Pelóri stand, wo die Adler ursprünglich hausten.



" Also, mach den Schnabel auf, Landi!" sagte Gwaihir und sah seinen Bruder bittend an. Landroval schüttelte sein Gefieder und fing an zu sprechen: "Súlimo erlaubt den Abzug der Weibchen und der Kinder. Die Krieger, einschließlich der Fürsten, sollen hier bleiben. Die Häuptlinge ziehen zum Schutz der Kinder und der Weibchen mit zu den Pelóri." Plötzlich schaute Landroval verwundert zu Boden, denn seine scharfen Ohren hatten ein Stöhnen wahrgenommen.


"Unter uns liegt der Verräter Aulendil und lässt seinen Geist schweifen. Er nimmt uns nicht wahr. Sei unbesorgt Bruder", erklärte Gwaihir das Geräusch.


"Unter uns liegt der Verräter, einst mächtigster Diener Aules?" stieß Landroval ungläubig aus. Gwaihir nickte.  "Ich habe vorhin etwas erfahren, was unser Vater wissen muss. Ich habe extra auf dich gewartet. Es tut mir leid, dass du die weite Strecke bis Aman noch einmal zurücklegen musst. Aber es ist wichtig. Offenbar gibt es noch eine Person, die Melkors Heere bald anführen soll. Der Verräter  hat mit Gothmog darüber gesprochen. Sie nannten sie "Herrin der Thangorodrim". Sie ist allem  Anschein nach eine  Ainu. Ich glaube es könnte sich ein weitere Maia Morgoth angeschlossen haben. Geh und überbringe Vater diese Nachricht", fuhr Gwaihir fort. Landroval nickte und verbeugte sich vor seinem Bruder. Der Adler war sichtlich genervt. Es war weit bis nach  Westen und er hatte sich eigentlich ausruhen wollen. Aber er wusste, dass er in Aman die Möglichkeit hatte seinen Vater zu sehen und das verursachte Freude in ihm und stillte seine heimliche Sehnsucht nach Thorondor.  Landroval hüpfte aus der Höhle und breitete seine Schwingen aus. Gwaihir kam ihm hinterher und sein Bruder wandte sich noch einmal zu ihm um.


„Fahrt wohl, wohin eure Fahrt auch führt, bis ihr heil wieder in eurem Horst landet!“ verabschiedete sich der Vasall von Landroval.



Dieser breitete seine Schwingen aus und antwortet Gwaihir: „Möge der Wind unter euren Schwingen euch dorthin tragen, wo die Sonne segelt und der Mond wandert.“



Dann stieß der große Adler sich ab und flog in die Wolkendecke und  Arien entgegen.



Gwaihir wandte sich vom Himmel ab und kehrte in die Höhle zurück. Er tapste zu dem Riss am Ende der Höhle und lauschte. Doch kein Geräusch drang an die Ohren des Adlers, denn Sauron war tiefer in den Schlaf geglitten.


 

 ~~~~~  





Mairon wälzte sich unruhig hin und her. Er hatte seinen Geist aus seinen Körper befreit und dieser erforschte nun seine Vergangenheit. Mairon glaubte sich zu erinnern, dass die Eldar dies Träumen nannten. Er hatte bisher immer Angst gehabt seine körperliche Gestalt abzulegen. Denn er fürchtete, dass die Bindung die ihn einst an Aule geheftet hatte, immer noch bestand. Doch er hatte nicht widerstehen können. Schließlich war er heute vor 1249 Jahren der Sonne verbannt worden. Oh wie er sie hasste. Oh wie enttäuscht er war. Selbst sein Meister hatte Manwe nicht zügeln können. Niemand hatte gesehen, dass er dazu gezwungen worden war. Niemand hatte sich für Mindor interessiert.



Mindor, sein geliebter Bruder.



Eine tiefe Trauer, die in Form von schwarzblauem Licht in Mairons Fea zutage kam, umhüllte ihn.  Graue traurige Töne umwallten den Ainu. Melkor würde büßen. Dies schwor sich Mairon. Mairon hätte heulen können, wäre seine Fea dazu fähig gewesen. Traurig ließ der ehemalige Maia seine Gefühle auf natürlichem Wege frei. Ihm war es egal, ob Melkor die Töne hörte. Sollte er doch sehen, was er ihm angetan hatte.  Die Musik, dunkel und mächtig, hallte durch das ganze Gemach.


Schon immer waren die Ainu Schöpfer der Musik gewesen.  Sie war eng mit den Hütern der Welt verknüpft. Sie war die Energie ihres Geistes und machte es ihnen möglich ihre übermächtigen Gefühle zu zeigen. Die Musik war die mächtigste Art zu kommunizieren und Gefühle zu beherrschen und auszudrücken, die die ersten Wesen Ardas hatten. Mairon erinnerte sich noch wie das Stück von Manwe und Varda vor den Anfängen Eas geklungen hatte. Es war die erste und mächtigste Empfindung des Eluvara gewesen, die es je gegeben hatte.


Zusammen zu singen war damals einem Heiratsantrag gleichgekommen. Er erinnerte sich daran, dass er an diesem Tag Freundschaft mit Mānawenūz’ Bruder schloss. Wie alle außer den Aratar, war er damals noch jung gewesen. Sie waren die Ersten die Erus Geist entsprungen waren.  Er hatte damals Melkor zum ersten Mal bemerkt. Der hohe Ainu hatte sich ihm zugewandt und das Lächeln eines verschmitzten Bubens war auf seinen Geist gebrannt gewesen. Melkor hatte ihn als hilflosen kleinen Jungen angesehen, der das Ilueru, die Vaterliebe, nicht für Iluvatar empfand.  Mairon erinnerte sich, dass ihn dies von den Anderen unterschieden hatte. Er war damals ähnlich wie Melkor gewesen, der sich in seinen eigenen Gedanken von den anderen unterschieden hatte.


Wenige Augenblicke später hatten sie gemeinsam ein Stück komponiert. Das Ilukarva, das Band der Freundschaft, hatte sie dadurch umhüllt. Es war nach der Erschaffung Ardas gerissen.


Voller Schmerz gedachte Mairon seiner Bindung zu Melkor. Er spürte allerdings nichts mehr. Nur den Schleier des Huhanas, dem Stoff der Sehnsucht und die Rakarea, die Flamme der Rache. Melkor hatte ihn gezwungen, ihm zu dienen. Er hatte Mindor als Geißel genommen und ihn damit dazu gebracht, seinen Meister zu verraten. Er hatte dies alles nur für ihn getan. Ihn, den er über alles liebte.  Er hatte es für Mindor getan. Dem Einzigen für den er das Ilueru empfinden konnte.  


Er wünschte sich nichts sehnlicher als die Erinnerung an Mindors von Qualen verzerrtem Gesicht, durch sein Lächeln zu ersetzen. Doch das allerletzte Mal als er in Mindors Augen geblickt hatte waren sie von dem Shivace beherrscht gewesen. Der Schmerz war in seine Augen eingebrannt gewesen. Einem Ainu konnte man kaum körperliche Qualen zufügen. Außer der Ainu war an einen Körper aus dem Stoffe Ardas gebunden.  Und genau dass hatte Melkor mit Mindor getan. Er hatte seine Fea in dieses Gefäß gedrückt und hatte sie eingeschlossen. Gefangen in einem Körper der als Käfig diente, hatte Mindor sein Dasein in Utumno fristen müssen. Erst als er komplett Valinor und Manwe entsagt hatte, hatte Melkor Mindor frei gelassen. Er sah immer noch die Träne in Mindors Gesicht vor sich. Er hörte seine Stimme.


"Mairon, Warum? Warum tust du dies? Was haben die Valar dir getan? Du bist mein Wölfchen. Mein Mai, Bitte!" hörte er Mindors Stimme.


Er hatte damals geantwortet: "Der Maiar Mairon ist nun nicht mehr. Du hast Sauron, den Geschändeten, Sauron, den Wolfsgeist vor dir. Der Bewundernswerte ist vernichtet und  Gorthaur, der Grausame, erhebt sich. "


Dann konnte er Melkors Worte von damals hören: "Er gehört mir! Mairon ist nun mein, für immer!"


Die Musik wurde plötzlich hart und düster. Wie durch die Dunkelheit kreischende Geigen. Es waren die Schreie des Schmerzes, gefolgt von den Flöten der Verzweiflung.


Mairon litt wie er noch nie gelitten hatte. Die Musik wurde mächtiger und stärker und er gab sich seinen übernatürlichen Gefühlen hin. Dann wurde er weit fort gerissen, in die Vergangenheit hinein gezogen.


 

~~~~





   

Auf einmal steht er in einem großen Saal vor der Stadt der Valar. Andere Maiar stehen um ihn herum. Mairon blickt sich um. Er sieht Coromu und auch Osse zusammen mit Eonwe in einer Ecke stehen. Tulkas und Orome, sind die einzigen Valar, die sich in der Halle befinden. Beide stehen vor der großen Tür zum Ratssaal der Valar.  Dann geht die riesige Flügeltür auf und die Aratar betreten den Raum.  



Varda und Manwe stehen an der Spitze. Der König Amans trägt ein goldenes Gewand und seine dunklen blauen Augen leuchten vor Zorn. Sein goldblondes Haar wirbelt um ihn, während leichte Windbrisen den Herrn der Lüfte umhüllen dieser einen Schauder, der ihn augenblicklich auf die Knie sinken lässt.



Die Königin der Sterne trägt ein nachtschwarzes Gewand, das von vielen kleinen Lichtpunkten erhellt wird. Es ist, als wäre die Valacirca auf ihr Gewand gezeichnet.  Tatsächlich, vermutet Mairon, dass Varda die Sichel der Valar als Zeichen des Sieges über Melkor trägt.  Vardas Augen sind schwarz wie die Nacht und kristallenes Leuchten bildet ihre Pupillen. Mairon wendet sich rasch von der Königin ab. Niemand in Aman, mit Ausnahme von Manwe, vermag es Varda lange in die Augen zu schauen. Selbst ihre eigenen Maiar und die anderen Valar, vermögen es nicht ihrem Blick stand zu halten.



Hinter Manwe und Varda sieht Mairon drei Gestalten eintreten. Er schluckt als er den  braunen Bart seines Meisters sieht. Aule trägt wie immer einen riesigen Hammer auf der Schulter. In der anderen Hand fasst er eine Kette. Seine Erscheinung Überragt selbst Manwe um mehrer Meter. Seine silberne Rüstung in die er sich gekleidet hatte war die seines Nebenmannes sehr ähnlich und seine dunklen grauen Augen huschen augenblicklich zu Mairon. Der junge Maiar starrt von Angst gepackt in das Gesicht seines Meisters. Er verneigt sich, ohne den Blick von Aule zu nehmen.  Aule wendet sich von seinem treuesten Diener ab und sieht zu Mindor hinüber. Mairon wagt es nicht seinem Blick zu folgen.  Ein Stöhnen reißt Aule aus seiner Beobachtung und er zieht augenblicklich die Kette mit einem Ruck an sich.



Neben dem Valar der Stoffe und der Schmiedekunst stolpert ein geschlagener König über den weißen Marmorboden. Die Kette Agnianor brennt sich in Melkors dunkle Gestalt. Er trägt immer noch die Rüstung des Tyrannen von Utumno.  Melkor verliert durch Aules ruckartiges Ziehen das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Er stemmt sich keuchend hoch und das Tilkal der Kettenglieder glüht rot. Melkor unterdrückt verzweifelt einen Schrei und sieht auf den Rücken seines Bruders. Er streckt die Hand aus und versucht seinen Bruder zu berühren. Doch Aule lässt in Windeseile seinen Hammer von seiner Schulter gleiten und ihn auf Melkors Rücken krachen. Dann brüllt er ihn an: "Wage es nicht in zu berühren, Verräter!" Der dunkle Vala schreit nun tatsächlich, erneut auf dem Boden liegend, auf und starrt weiterhin mit leuchtenden bernsteinfarbenen Augen Manwes Rücken an.



" Bruder… Bitte… Bitte…!", kommt es ganz leise über Melkors Lippen.  



Doch Manwe zuckt nicht einmal mit der Schulter, noch dreht er sich zu seinem Bruder um. Nur Varda spürt, dass der Herr Valinors zittert. Sie legt ihrem Gatten eine Hand auf die Schulter und führt ihn weiter.



"Manwe!" ruft Melkor jetzt so leidvoll, dass alle Maiar das Saqua fühlen. Mitleidige Augen blicken den Feind der Welt an.  Doch auch diesmal dreht sich der König Amans nicht um. Niemand hört wie die Luftströme um Súlimo ein leises schmerzvolles Lied anklingen. Mairon bemerkt es und ahnt, dass Manwe um Ardas willen jegliche Gefühle und Bindung des Ilueru für seinen Bruder unterdrückt.



"Erheb dich Morgoth!", knurrt Aule und er zerrt heftig an Againors Ketten und packt gleichzeitig Vorotemnar, die Handfesseln, und blickt ihn an. Melkor keucht auf und lässt sich von Aule hochziehen. Er geht langsam weiter und suhlt sich in dem Schmerz, den die Verleugnung seines Bruders in ihm auslöst.  



Yavanna, die Gemahlin Aules, blickt von ihrem Gatten zu dem Gefangenen. In ihrem Herzen flackert die Flamme des Saqua. Doch sie wagt es nicht auch nur einen Ton zu sagen. Denn dafür sind Melkors Verbrechen zu schlimm. Dafür ist seine Gefangennahme zu wichtig.  Die Valie der Pflanzen trägt eine grünes Gewand und ihrem braunen Haar stecken Blüten aus dem Garten Lorien. Auch ihre Hände umklammern die Kette Againor.



Hinter Yavanna, Aule und Melkor ziehen Nienna und ihr Bruder Namo dahin. Nienna die Tränenreiche, weint ununterbrochen über den geschundenen Melkor. Doch sie sagt, genau wie Yavanna, nichts. Ihr hellblaues Gewand ist von ihren Tränen durchnässt. Sie ist Schöpferin der Trauer und auch kann sie das Travari, die Trauer der Ainur, am stärksten von allen Valar empfinden.  Wenn sie einen Raum betritt, dann hörte man sofort leise Flötentöne. Eine traurige dunkle Musik umgibt sie wo sie auch ist. Genau diese Töne umgeben sie auch jetzt. Doch sie versteckt ihre Gefühle nicht, so wie Manwe es tut.



Einige der Maiar werden von den mächtigen Tönen des Travari angesteckt und beginnen Niennas Musik zu erwidern. Mairon berührt dies wenig. Er beobachtet Namo. Das Gesicht des Valas der Toten, hat sich zu einer genervten Fratze verzogen. Offenbar ist Namo seiner Schwester überdrüssig. Der Herr von Mandos trägt ein pechschwarzes Gewand, auf dem sich die Unerlöschliche zeigt. Es ist seine richterliche Zunft, die er nun trägt. Die Unerlöschliche war ein Zeichen, dass sein Urteil selbst mit dem Willen von Iluvatar im Einklang stand. Er würde in Manwes Namen über Melkor richten.  Die dunklen schwarzen Haare des Valars fielen strähnig von seinem Kopf herab.



Hinter dem Bruder und seiner Schwester bildet Ulmo, Herr aller Gewässer Ardas, den Schluss. Der einsame und eigenbrötlerische Vala  trägt ein blaues Gewand auf dem hohe Wellen abgebildet sind.



Mairon sieht mit Schmerz zu, wie Manwe sich neben der Tür zum Máhanaxar  aufstellte und  sich Varda an seine Seite gesellt.



Aule drückte die Hand seiner Gemahlin und führt Melkor zur Tür. Sie kommen neben Manwe zum stehen.  Tulkas löst sich von seinem Platz und sieht Manwe an.



" Helfe Aule!", ist der knappe Befehl des Königs zu seinem Freund. Der junge Valar nimmt Melkors Arm.



" Wage es nicht Tulkas! Berühre mich und du wirst es bereuen", keift Morgoth und funkelt den Herrn der Kampfkunst mit Wut in den Augen an.



"Du bist nicht in der Position um irgendetwas zu erbitten, Melkor! Und schon gar nicht solltest du einem der unseren drohen", brüllt Manwe.



Melkor knickt förmlich unter dem Blick seines Bruders ein und sieht ihn reumütig an.



" Bruder… Bitte… Verzeih mir!" flüstert Melkor und in seiner dunklen Gestalt entfachen sich zwei kleine Flammen. Es sind die Funken des Travari und auch ein Fünkchen der Rerua, der Reue.



Doch Manwe lässt abermals das Flehen seines Bruders nicht in sein Herz und nickt Tulkas und Aule zu. Die beiden Valar zerren Melkor in den Ring der Mächte.



Bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, dringt ein von  Schmerz und Leid verzerrter Schrei durch die Tür.



"MANWE! WINNNNDDDIIII! Bitte! ICH LIEBE DICH!"



"Ich dich auch, Mel" flüstert der Herr Valinors leise. Schlussendlich wird die Musik lauter und Manwe kann sich nicht länger beherrschen. Eine traurige und schmerzvolle Melodie erfüllt den ganzen Saal. Varda drückte seine Hand und er sieht zu ihr auf.



"Wir können es abbrechen. Schaffst du das? Er ist immerhin dein Bruder. Doch wenn du nach den Ilueru entscheidest, wird Arda noch mehr leiden. Er wird sich nie ändern", flüsterte die Herrin der Sterne.



Manwe lässt jegliche Töne verstummen und sieht seine Gattin qualvoll an.



"Ich kann es! Ich bin es nicht der ihn verdammt. Er hat keine Gnade verdient." sagt Súlimo entschlossen und sein Blick wandert zu Namo. Der Aratar nickt seinem König zu.



"Alle Valar: folgt mir!" donnert die Stimme des Königs nun machtvoll durch den Raum.  Orome betritt als erster den Ring. Varda nimmt die Hand ihres Geliebten und führt ihn durch die Tür. Die anderen Aratar folgen. Ulmo lässt den restlichen Valar den vortritt. Dann betritt er als letzter den Ring der Mächte und schließt die Tür von Máhanaxar.



Mairon blickte auf die Tür des Ringes der Mächte. Er kann es nicht glauben, dass Súlimo so kalt sein kann. Was wird mit Melkor geschehen?




 



~~~~~

 

Drei Zeitalter später


~~~~~






Die Tür des Máhanaxar öffnet sich und eine schöne Gestalt tritt aus dem Raum. Die bersteinfarbenen Augen leuchten und ein schlichtes weißes Gewand mit roter Spitze am Saum wallt um den Körper des Fremden. Mairon starrt in diese ihm vertrauten Augen und fühlt die Frava, die Freude.  Er läuft wie der kleine junge Ainu es vor dem Anbeginn Ardas getan hat, auf seinen Freund zu. Doch Melkor sieht ihn nicht, denn in diesem Moment tritt Manwe in den Saal. Er legt seinem Bruder eine Hand auf die Schulter.



"Möge sich Melkor in Aman zurechtfinden. Namo, Richter der Welt, hat ihn frei gesprochen. Möge sich Morgoth beweisen und uns zeigen, dass er ein Valar ist. Nur dann wird er seinen Platz unter den Aratar finden. Ich bitte euch meinem Bruder nicht mit Argwohn zu begegnen. Gewiss können wir seine schrecklichen Taten nicht vergessen. Aber er soll wie auch jeder der Eldar eine zweite Chance erhalten. Möge sich mein Bruder wandeln", verkündet Manwe.



Melkor lächelt die anwesenden Ainu an und dann tut er etwas, was nie jemand für möglich gehalten hätte. Er stellt sich vor Manwe und kniet sich auf den Boden. Er fällt vor seinen über alles gehassten Bruder auf die Knie. Manwe starrt erschrocken auf seinen großen Bruder hinab. Der Jüngere war geschockt. Melkor lächelt Manwe an.



"Ich erkenne dich, als rechtmäßiger Herr Ardas an. Ich akzeptiere deinen Platz und bewillige Erus Entscheidung. Du bist nun mein Herr und ich unterwerfe mich dir, Bruder", sagt Melkor. Manwe streckt perplex die Hand aus und Melkor nimmt sie und haucht einen Kuss auf Manwes Handrücken.  Doch Manwe packt seine Hand und zieht ihn hoch.



Seine dunklen blauen Augen sehen Melkor strahlend an. "Nicht als Diener sollst du hier stehen. Wir werden Seite an Seite stehen, so wie es Iluvatar wollte. Keiner ist dem Anderen unterworfen", klärt Manwe ihn auf und seine Hand streicht langsam über Melkors Gesicht. Melkor weicht zurück. Seine Augen sind geweitet.



"Ich werde dir nicht weh tun, jedenfalls noch nicht", sagt Manwe.



Mairon sieht wie sich der Herr der Winde nun zu den anderen Aratar gesellt und Melkor geht auf zwei Maiar zu. Es sind Curumo und Mindor.



"Hallo, seid ihr Curumo?" fragt Melkor. Der Maia nickt.



"Seid gegrüßt Morgoth", sagt der Diener Aules.



"Bitte, nennt mich Melkor", erwidert der dunkle Vala.



"Wie ihr wünscht, Herr. Ich bin Mindor, der Feurige. Ich gehöre ebenfalls zu Aules Gefolgschaft", stellt sich mein Bruder vor. Ich schlucke schwer. Mein Bruder weiß nicht, was er da tat.  



" Woher kennt ihr meinen Namen, Herr?" fragt Curumo.



"In Mandos haben viele Teleri über euch gesprochen, Herr der Schmiede und der Stimmen", klärt ihn Melkor auf und grinst.



"Bruder, geselle dich doch zu uns", ruft Mindor plötzlich nach mir. Melkor dreht sich um und sieht mich. Ich schlucke und sehe meinem einstigen Freund in die Augen.



"Der kleine Mai", haucht Melkor.



"Hallo, Mel", grüße ich ihn.



"Dass wir uns wiedersehen, hätte ich nie gedacht", meint Melkor und in seinen Augen funkelt etwas, was ich nicht deuten kann.  Ich lächle ihn an.



"Lass uns mal gemeinsam singen. Ich habe das lange nicht mehr getan", bittet mich Melkor.



Ich zögere und nicke dann zaghaft.  Wir stellen uns nebeneinander. Melkors dunkles schulterlanges Haar gleicht nun dem seines Bruders. Seine Erscheinung, ist genauso majestätisch und erhaben, wie die Súlimos.  



Er beginnt zu singen. Es sind liebliche Töne die ihn umschwirren. Dann folgen Töne von so einer machtvollen Konsenztens, dass ich ehrfürchtig zu ihm aufblicke.



"Er ist nicht umsonst, der Begabteste unter den Valar gewesen", höre ich Manwes Stimme.



Ich fange nun ebenfalls an zu singen.  Melkors Töne sind so kraftvoll, dass sie meine einfach mitreißen. Doch ich kann spüren, wie er versucht meine Töne zu führen. Er unterwirft meine Musik der seinen.  Ich kann nicht aufhören, denn ich weiß, dass dies meinen ehemaligen Freund verletzen würde. Langsam wird unsere Musik sichtbar und Farben aus Eis und Feuer umschlingen sich in der Luft.



Wir spielen lange und alle waren von Melkor beeindruckt. Dann beginnt Melkor auf Valarin zu singen.



 





"Der Schnee glänzt weiß auf den Bergen heut Nacht
Keine Spuren sind zu sehen
Ein Einsames Königreich und ich bin der König

Der Wind er heult so wie der Sturm ganz tief in mir



Mich zu Kontrollieren ich hab es versucht
Lass sie nicht rein, lass sie nicht sehn
Wie du bist, nein das darf niemals geschehn



Du darfst nichts fühlen zeig ihnen nicht
Dein wahres ich



Ich lass los, lass jetzt los



Die Kraft sie ist grenzenlos
Ich lass los, lass jetzt los



Und ich Schlag die Türen zu

Es ist Zeit, nun bin ich bereit
Und ein Sturm zieht auf

Die Kälte sie ist nun ein Teil von mir



Es ist schon eigenartig

Wie klein jetzt alles scheint
Und die Ängste die in mir warn
Kommen nicht mehr an mich ran



Was ich wohl alles machen kann
Die Kraft in mir treibt mich voran
Was hinter mir liegt ist vorbei

Endlich frei



Ich lass los, lass jetzt los
Nun bin ich endlich soweit
Ich lass los, lass jetzt los



Doch Tränen seht ihr nicht

Hier bin ich und bleibe hier



Und ein Sturm zieht auf

Ich spüre diese Kraft sie ist ein Teil von mir
Sie fließt in meiner Seele
Und in all die Schönheit hier



Nur ein Gedanke und die Welt wird ganz aus Eis



Ich geh nie mehr zurück
Das ist Vergangenheit



Ich bin frei, endlich frei
Und ich fühl mich wie neugeboren
Ich bin frei, endlich frei
Was war ist jetzt vorbei




Hier bin ich in dem Hellen Licht
Und ein Sturm zieht auf
Die Kälte sie ist nun ein Teil von mir



(Let it go Deutsche übersetzung aus Disneys Frozen)

 





Von überall her drang Jubel und selbst Manwe sieht Melkor strahlend an. Doch Mairon kann spüren, das dies der Beginn von Schmerz ist. Nur er sieht, was in Melkor vorgeht und was er gerade getan hat. Er kann es spüren. Melkor hat ihn an sich gebunden. Er hat das Ilukarva, das Band der Freundschaft, wieder hergestellt. Doch er hat Mairon in seinen Dienst gestellt. Als Valar hatte er die Macht sich seine Gefolgschaft zu wählen.  



Mairon lässt seine Musik verklingen und eilt aus dem Saal.



"Mairon!," hört er ihn rufen, doch Mairon rennt weiter und entmaterialisiert sich. Seine Fea lässt sich an den Hängen des Taniquetils nieder.



"Ich will ihm nicht dienen. Niemals!", schreit Mairon in den Himmel



Er weiß, dass Melkor nur vortäuscht, dass er sich geändert hat. Er ist der Einzige, der ihn wirklich kennt.



 

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Mairon hört das Klirren des Metalls. Er ist wieder einmal allein in Aules Werkstatt. Es sind nun einige Jahre, seit der Begnadigung Melkors, vergangen. Mairon hat es vermieden dem dunklen Vala zu begegnen und hat viel Zeit mit Mindor und Curumo verbracht.


     

Plötzlich hört er leises  Fluchen. Es war Curumos Stimme. Sie klingt, als würde die Awa ihn festhalten. Mairon hat selbst die helle Flamme der Angst, die gesamte Zeit in seiner Fea wahrgenommen. Er hat alleine und einsam für sich gesungen.  Mairon geht der Stimme nach und  sieht den weißhaarigen Maia. Vor Curumo steht eine dunkle Gestalt. Diese dreht sich zu Mairon um. Der junge Maia sieht in bersteinfarbene Augen.



" Mel!" flüstert er.



" Geht, Morgoth! Nichts wird diese Werkstat verlassen", brüllt Curumo.




"Na gut! Ihr habt Glück, dass Mairon aufgetaucht ist. Einen Zeugen, kann ich mir leider nicht leisten", knurrt Melkor und wendet sich von Curumo ab. Er sieht Mairon an.



"Hallo mein Wölfchen. Ist der Gestaltwandler nun des Versteckspiels müde?", fragt der dunkle Vala Mairon.



"Ich werde nicht dein Wölfchen sein!", schreit Mairon.



"Du wirst!" zischt Melkor leise und schreitet bedrohlich auf Mairon zu. Der Maia weicht zurück. Mairon zittert und leise schreiende Flötentöne erklingen in der Werkstatt. Doch der Vala ergreift seinen Körper und zieht Mairon an sich. Er streicht ihm durch das lange blonde Haar und Mairon sieht in die dunklen Augen.  


"Du gehörst mir und du wirst mir dienen, mein Freund." zischt Melkor. Der Vala lässt den Maia los und geht.



 

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Mairon verlässt gerade die Werkstatt Aules, als er sieht wie sein Meister Mindor hinter sich herzieht.  Er hört die Schreie seines Bruders, doch Aule lässt dies kalt. Der Hammer ertönt und er prallt auf Fleisch.  Mindor will schreien und seine Gestallt ablegen, doch Mairon  hört Aule grausam lachen.  Die Macht des Herrn der Stoffe bindet Mindor an seinen Körper. Wieder einmal wird Mairon schmerzhaft bewusst, wie sehr Aule Melkor ähnelt. Sie lieben beide das Shivace, den Schmerz anderer.  Doch der junge Maia greift nicht ein. Er weiß, dass er es damit nur noch schlimmer macht. Aules Hass gegen seine Diener ist groß und er behandelt ihn und die Anderen wie Sklaven.  Am schlimmsten springt er mit Mindor um. Er und sein Bruder sind seine begabtesten Schüler und Aule hasst es, wenn jemand besser ist als er. Voller Schmerz geht Mairon von den Hallen Aules fort. Er wandert durch Valmar, die Stadt der Valar. Der junge Maiar geht betrübt durch Valmar und eine traurige leidvolle Musik umgibt Mairon. Da sieht er plötzlich Melian, eine Maia Irmos aus Tulkas Haus gehen. Er folgt ihr, denn er spürt in seinem Schmerz eine kleine fremde Flamme aufflackern.



Melian geht über die weiten Wiesen nach Lorien. Mairon folgt ihr. Als sie in den Gärten ankommen sieht Mairon mit entsetzen Melkor zwischen den Blümen Irmos stehen.  Der dunkle Vala funkelt in sämtlichen Farben und hat eine junge Maia an den Armen gepackt. Feuer und Eis umgeben die Maia und sie schreit in Qualen.



"Miliria, Schwester!" ruft Melian und hastet zu Melkor. Sie lässt einen Lichtstrahl auf ihn herab sausen. Melkor lässt sein Opfer los und die Maia fällt eingefroren zu Boden. Er weicht dem Lichtstrahl gekonnt aus.



"Nein! MELKOR!", schreit Melian und die mächtige Dienerin Irmos lässt hunderte von Wurzeln aus dem Boden kommen. Doch Feuer wehrt ihren Angriff ab und Melkor nähert sich ihr.



Mairon steht wie gebannt da und sieht zu wie die beiden kämpfen.  Plötzlich streckt Melkor seine Hand aus und bildet eine riesige Kette aus Eiskristallen. Diese Kette wickelt sich um Melian und fesselt die Maia erbarmungslos.  Dann lässt Melkor Flammen auf seiner Hand tanzen und er entzündet die Kette. Melian schreit und wilde Musik umgibt sie und drückt ihren Schmerz aus.



"Mel... Nein!" haucht Mairon und Melkor dreht sich zu ihm um.  In seinen Augen brennt ein Feuer, dass Mairon bereits kennt. Er begreift, dass Melkor verzehrt ist von Iluvara.  Die unglaublich starke Liebe, die sich auch in ihm entzündet hat, brennt hell in Melkor.  Der dunkle Vala beugt sich über Miliria und haucht ihr Gesicht an. Das Eis schmilzt und die Augen der Aini blicken Melkor an.  Der dunkle Vala lächelt und flüstert: " Verschmelze mit mir, Miliria."



"Mel, was habt ihr vor?", fragt Mairon mit entsetzen. Plötzlich spürt  er das Band, das ihn an Melkor heftet. Er kann sich nicht bewegen.



"Sing mit mir, kleine Maia!" krächzt Melkor und schwarze dunkle Töne umhüllen ihn. Miliria sieht ihn an und das Eis bekommt Risse. Die Maia antwortet: "Nein! Irmo ist mein Herr, nicht ihr!" Melkors Blick wandert zu der gefesselten Melian. Er grinst.  



Die Flammen züngeln und Melian windet sich in Schmerz des mächtigen Shivace. Ihre Musik wird lauter.



"Verschmelze mit mir und deine Schwester wird nicht mehr leiden!", zischt Melkor und sieht Miliria an. Die Maia wendet sich ihrer Schwester zu. Melian schreit und in ihren Augen wirbeln die Flammen ihrer Gefühle durcheinander. Ihr Stück wird so qualvoll, dass es Mirilia tief berührt.



"Ich werde mit euch verschmelzen, Morgoth!", verkündet die Maia entschlossen. Melkor grinst und der dunkle Vala lässt das Eis zersplittern. Er streckte die Hand aus und hilft der Maia Irmos hoch.



Mairon will zwischen sie gehen doch Melkor tritt mit dem Fuß auf den Boden und Eis zieht sich über das Gras und Mairons Füße hoch.



"Wenn ihr eure materielle Gestalt ablegt, dann wird Melians Hroa zerstört. Also mach Platz, mein Wölfchen!", lacht Melkor.  Mairon sieht mit Schmerz zu Melian. Er weiß, dass er sie liebt. Das Iluvara ist eindeutig.



Mairon schluckt schwer. Er ist zum zusehen verdammt.



Melkor und Mirilia beginnen ihre körperlichen Formen abzulegen und die Fea von beiden  werden zu reinen Lichtwesen. Doch Melkor ist rot wie Feuer und gleichzeitig kalt wie Eis.  Die Beiden körperlosen Ainu nähern sich einander. Die Musik verstummt und plötzlich verschmelzen sie miteinander. Dann  stimmt Melkor eine Melodie an und Mirilias Fea beugt sich zu Melian herunter. Doch Melkors körperlose Form umwallt nun die Maia und drängt sie von ihrer Schwester fort.  Die Beiden Ainu kämpfen regelrecht. Die Maia Irmos versucht immer wieder aus Melkors Ring, den er um sie geschlossen hat, zu entkommen.  Sie ist eine grünblaue Wolke die in schimmernden Farben leuchtet, doch sie wurde langsam von pechschwarzem Rauch umhüllt.



Auf einmal spürt Mairon etwas. Es war ein Vala, der sich näherte. Irmo. Mairon versucht seine Füße zu befreien.  Er beginnt zu singen. Doch er schafft es nicht, das Eis zu schmelzen. Er bricht in Wut aus und bündelt seine Kraft.



"Mairon, werde mein. Werde mein Wolf. Verwandle dich Gestaltwandler. Der Wolf wird mir dienen. Nur so kannst du Melian retten", hört er von Tönen gebildete Worte. Dann schoss eine Flamme umgeben von Eis aus der schwarzen Wolke und flog auf die gefesselte Melian zu. Die Maia versucht ihre Kraft zu gebrauchen, doch Melkor ist zu stark.



Mairon wird rot von Wut. Er spürt wie das Eis an seinen Füßen bröckelt und sich seine Füße in Wolfspfoten verwandeln. Er knurrt und schreit gleichzeitig vor Schmerz.  Dann bricht der Wolf das Eis und springt nach vorne. Mairons Körper fängt den Angriff von Melkor auf Melian ab. Der Wolf kracht zu Boden und sein Brustkorb war von Eis umgeben. Doch seine Wut lässt das Eis schmelzen. In seinen Augen liegt ein Feuer, das so stark ist, dass es selbst den dunklen Rauch der Melkors Fea darstellt erreicht. Plötzlich steigt Melian nach oben. Der schwarze Rauch von Melkor umhüllt sie. Ihr Körper entmaterialisierte sich und sie wurde ebenfalls von Melkor verschluckt.



"NEINNNNNNN!", brüllt der Wolf und sein Schrei ist so schmerzvoll, dass er den ganzen Garten ausfüllte.  Das Ilueru brennt in Mairon und er jault vor Schmerz. Mairon springt nach oben, doch seine Wolfszähne können der Fea des dunklen Vala nichts anhaben.



"Gehe, und halte Irmo auf. Dann wird Melian nichts geschehen", hört Mairon Melkors Stimme. Der Wolf jault und sieht gebannt auf die schwarze Wolke. Er jault  weiter und leise traurige Geigentöne wallen um ihn.  



"Geh, mein Maia!", hört er die mächtige dunkle Stimme und ein schwarzes Band umwickelt ihn und verschwindet. Er war gefangen, an Melkor gebunden, für immer. Er war sein Maia, sein Diener. In diesem Moment bricht ein braunes Band um seine Fea und er schreit. Die Bindung an Aule ist von Melkor zerstört worden. Er sieht das Band des Aratars brennen und sich auflösen. Im selben Moment ergreift ihn eine schwarze Kette. Sie ist kalt wie Eis. Der Wolf schreit sich seinen Schmerz aus dem Leibe.



"Ich befehle dir Irmo wegzuschicken, mein Diener!", brüllt Melkor. Widerwillig führt Mairon den Befehl aus. Er fühlt sich gefangen. Wie ein Hund an der Leine. Wie ein Sklave. Er kennt das Gefühl. Aule hat dasselbe mit ihnen getan.  



Der Wolf tappt aus dem Garten und verwandelt sich wieder in den blondhaarigen Maia.  Mairon bändigt die Flammen seiner Gefühle. Er verschließt sie tief in sich.  Dann tritt der Maia hoch erhobenen Hauptes zum Ausgang von Lorien. Der Vala der Geister stand vor Murmaran, seinen Hallen, und sieht Mairon an.



"Was ist passiert?", fragt der Herr der Träume.



"Es ist alles in Ordnung, Herr!", sagt Mairon und sinkt vor dem Vala auf die Knie.



"Wo sind Melian und Mirilia?", knurrt Irmo. "Sie sind zu Namo gegangen", lügt Mairon spontan. "Wenn Melkor hier rumläuft, habe ich kein Gutes Gefühl. Ich hoffe Manwes Entscheidung war richtig", murmelt der Vala und dreht sich um. Er verlässt Lorien und machte sich auf den Weg nach Mandos.



Mairon verwandelt sich in seine Wolfsform und  rennt zu Melkor zurück.  Als Mairon dort ankommt, sieht er Melian und Mirilia nebeneinander liegen. Sie sind wieder in ihren Hroas und haben wieder körperliche Gestalt angenommen. Beide sind  von Melkors Macht bewegungsunfähig gemacht worden. Doch dann erhoben sich beide und Töne vernimmt Mairon. Melkor steht in der Gestalt des Tyrannen von Utumno dort. Über ihm schwebt eine Fea. Helle Musik erklingt und wallt in Form von sichtbaren Farbenbändern um die sie herum.



"Ist das ein Ainurili, ein Kind der Ainur?" fragt Mairon ungläubig.



"Ja, mein Diener. Sie ist meine Tochter", antwortet Melkor.



"Du hast dich deswegen mit Mirilia und Melian verschmolzen", erkundigte Mairon sich geschockt. Er starrte aus seinen Katzenaugen Melkor an.



"Du bist wirklich schlau, mein Wolf. Du gehörst nun mir. Bist du willig mir zu dienen?", fragt Melkor.

 


Mairon zögert und sieht zu Melian. Er seufzt. Er kann das Ilueru nicht ignorieren. Melkor weiß um seine Gefühle. Er würde ihr wehtun.



"Bitte, lass mich gehen! Brich die Bindung. Nimm mich nicht als deinen Maia. Bitte, Mel!  Wir waren Freunde. Erinnere dich!", flehte Mairon Melkor an.



"Ich weiß Mai! Aber nun bist du mein. Bist du bereit mir zu dienen? Wirst du das hier", Melkor deutet auf die beiden reglosen Maiar, "auf dich nehmen?" erwiderte Melkor.



Mairon sieht besorgt zu den beiden Maiar Irmos.



"Keine Sorge, Melian und ihre Schwester werden sich nicht erinnern", gibt Melkor hämisch lächelnd bekannt. Er streckt seine Hände aus und lässt die kleine Fea des Ainurili in seinen Hände schweben und liebkoste sie.



"Nein! Ich werde dir niemals dienen. Aule ist mein Meister!", knurrt Mairon.



Melkor lacht und Mairon starrt ihn an.



"Dieses Kind ist auch mit das Kind von Melian. Willst du sie nicht schützen. Du könntest in ihr Trost für das Iluvara finden", lockt ihn Melkor.



"Nein! Aule ist und bleibt mein Herr. Ich diene den Valar und du bist keiner von ihnen", knurrt Mairon abermals.  



"Wenn du mir nicht dienen willst, dann werde ich dich zwingen müssen", seufzt Melkor.  Er packt Mairon am Arm und fliegt mit ihm körperlos davon.




 

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Sie setzen auf Utumno, der zerstörten Festung von Melkor. Dort sieht Mairon einen Käfig. Er ist umgeben von einer machtvollen Barriere. Dort drin liegt sein Bruder Mindor, eingewickelt in Spinnenfäden.



"Ungoliant!", ruft Melkor und die Spinne kommt. Ihre riesige Gestallt ist grauenhaft. Mairon wird unbehaglich zumute.



"Schließ dich mir an, mein Wolf und ich lasse deinen Bruder gehen. Ihr werdet nach Aman zurückkehren und du wirst die Verschmelzung von Merilia und Melian auf dich nehmen. Wenn nicht, werde ich deinen Bruder hier und jetzt für immer an einen irdischen Körper binden und ihn gefangen halten und foltern. Er wird bis zum Tag seines Todes leiden", drohte Melkor.



"Mel, bitte! Tue ihm nicht weh! Er ist mein Bruder. Lass Mindor gehen! Ich tue alles für dich, Mel", fleht Mairon und sinkt auf die Knie.

 


Melkor tritt vor ihn und der dunkle Vala streicht ihm über den Kopf und fahren durch sein goldenes Haar.



"Du wirst also nach Aman zurückkehren und gestehen, dass du Melian und Mirilia das angetan hast. Sie werden dich verbannen. Sollten sie dich einsperren, werde ich  dich  natürlich befreien. Du bist nun mein und wenn du zurückkehrst, wirst du nie wieder den Namen Mairon tragen. Du wirst Sauron, Heerführer von Angband, sein", zischt Melkor und streicht dem Maia über die Wange.



"Was macht euch so sicher, dass ich zurückkehre, Herr?" fragt Mairon. Er wird, auch wenn er nun an den Feind Ardas gebunden ist, nie Melkor freiwillig dienen. Sobald er und Mindor in Sicherheit sind, wird er zu den Aratar gehen.



"Du könntest doch sicherlich nie ihr Kind allein lassen. Habe ich recht?", flüstert Melkor und das kleine Wesen in seinen Armen materialisiert sich und ihr kleiner Körper ist weiblich. Sie hatt Melians Augen. Doch das hieß nichts. Auch ihre Schwester trug diese Augen.  



Der Schmerz wallt in Mairon auf und er singt wieder in Qualen. Das Iluvara verbindet ihn nun mit dem kleinen Wesen. Aller Schmerz um Melian weicht von ihm. Melkor hat dies geahnt. Er wird bei ihr bleiben. Er wird seinen Bruder verlassen.  Er wird sein Diener werden, um sie zu beschützen. Er wird sich an Melkor binden, für sie.



"Wie heißt eure Tochter, Morgoth?" fragt Mairon.



"Ihr Name ist Mikwea, Sauron!", antwortet Melkor.




Dann übergibt Melkor seine Tochter Ungoliant. Das kleine Ainurili sieht Mairon mit großen Augen an und strampelt so hilflos in den Klauen der Spinne. Sie wird von der dunklen Maia fortgetragen.



"Geh nun, Sauron. Ich werde um dein Schicksal wissen", sagt Melkor.



Mairon seufzt. Traurige und qualvolle Musik dringt durch die  Mauern der Festung.



Er wird nun Melkor angehören. Er wird nun sein Diener. Sein Wolf. Er wird auf ewig gebunden. Und das nur für sie. Er wird nicht von ihrer Seite weichen, bis die Zeit gekommen ist. Er weiß, dass er Mikwea liebt.






 

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Sauron erwachte stöhnend und erhob sich. Er hasste es so sehr Melkor zu gehorchen. Aber er konnte sie nicht alleine lassen. Er konnte sie nicht ihrem Vater überlassen. Er hatte versucht zu fliehen, doch wohin sollte er schon gehen. Eine Rückkehr nach Aman war unmöglich. Seine Verurteilung war schlimm gewesen. Irmo hasste ihn für das was er seinen liebsten Maiar angeblich angetan hatte. Niemand wusste, dass es Melkor gewesen war. Niemand wusste von Mikwea. Und er wahrte ihr Geheimnis, aus Angst die Valar könnten sie gefangen nehmen.  


Mairon schüttelte diese Gedanken ab und stieg die Treppe hinunter. Er trug die Gestalt eines in schwarz gehüllten Elben, denn er mochte es nicht sich in seine Ainurgestalt zu kleiden. Er hasste es, dass sie so entstellt war. Er war Melkor sehr ähnlich geworden. Das was einmal Aule gedient hatte, war fast gänzlich ausgelöscht.  Sauron trat in die Thronhalle und da sah er sie. Sein Herz flammte auf und die Flamme brannte hell. Melkor hatte ihm verboten ihr zu gestehen was er fühlte. Er hatte gedroht Mikwea zu foltern, wenn er auch nur einen einzigen Ton mit ihr sang. Damit wollte er die unzerstörbare Bindung der Heirat, die dieser Akt mit sich brachte, verhindern.  


Sauron versteckte die freudigen Geigen, die immer erklangen wenn er die Herrin der Thangorodrim sah. Er trat zu ihr.


"Seid gegrüßt, Prinzessin Angbands!" sagte er und verbeugte sich. Die junge Ainu sah ihn an und lächelte.


"Hallo, Sauri! Hast du ihn gesehen?" fragte Mikwea.


"Ich glaube Morgoth ist zu Glaurungs Horst gegangen. Ich bin aber gerade erst aus meinem Gemach gekommen", erklärte er ihr.


"Ich habe geträumt. Ich glaube es heißt Träumen. Ich habe Gaelvaires Mutter gesehen. Sag mir, was ist aus Ungoliant geworden. Mein Vater bezeichnet sie als seine beste Freundin. Gothmog hasst sie, da sie angeblich eifersüchtig auf seine Mutter war. Wenn ich meinen Bruder nach ihr Frage, brüllt er mich nur an. Und mein Vater beantwortet wie immer keine meiner Fragen. Ich hasse das!" Die letzten Worte hatte sie gezischt. Sie war da ihrem Vater ähnlich, der auch oft zischte, wenn er etwas hasste.



"Die große Spinne ist ein Geist aus Kuma. Melkor und sie haben sich auseinander gelebt. Ungoliant hat sich nachdem sie Melkor etwas gestohlen hatte zurückgezogen. Doch er hat dieses Etwas wiedererlangt. Ugoliant hatte ihm darauf gestanden, dass sie ihn mag. Die beiden sind zusammengekommen. Doch Melkor war mit seinen Plänen beschäftigt. Dann hat Ungoliant von Gothmogs Mutter erfahren. Sie war stinksauer auf deinen Vater worauf er es beendet hatte", antwortete er. Dann lächelte er und seine Elbenhand legte sich auf die Schulter von Mikwea. "Erzähl mir von deinem Traum", bat er sie.


"Dann rennst du zu Vater", antwortet die Valiere.


"Nein, ich habe nun mal die Pflicht meinem Herrn Bericht zu erstatten. Er hat mir die Aufgabe erteilt dich zu schützen. Er billigt unsere Freundschaft nur deshalb. Aber ich muss ihm alles, was dein Wohlergehen betrifft berichten und nicht mehr", erklärte Sauron und zwinkerte Mikwea zu.


"Okay, ich habe geträumt, dass ich in einer riesigen Höhle aufgewachsen bin. Überall waren Spinnweben. Sie war dort. Ich glaubte sie würde mich fressen. Doch sie hat mich wie eines ihrer Kinder behandelt. Aber ich, die Tochter einer Spinne! Das kann nicht sein. Ich muss doch eine Aini als Mutter haben. Sonst bin ich nicht besser als mein Bruder", erklärte Mikwea und eine dunkle Musik umgab sie. Die Töne wirbelten durcheinander. Sie war verwirrt.


"Auch die Ogerin Ulbandi ist eine Aini aus der Leere. Sie gehört einer Gruppe an, die schon früh auf Arda herabgestiegen sind. Auch dein Bruder ist ein Ainu." erklärte Sauron. Mehr durfte er Mikwea nicht verraten.


"Bitte, sag es mir. Sag was Vater mir nicht sagen will. Wer ist meine Nana?", flehte sie Sauron an. Mikwea packte die Hand des Maias.


"Ich darf nicht!" sagte Mairon und zog seine Hand zurück.  Diese Berührung hatte das Feuer verstärkt. Doch es war nicht Ilueru. Nein, es waren die Flammen des Verana. Das Verlangen tobte in ihm.  


"Nun gut, dann sag mir wenigstens wer der große Herr des Westens ist. Sag mir wer zu dem Namen, den ich gehört habe zählt. Sag mir wer Mānawenūz ist. Vater hat mit dir über ihn gesprochen. Ich habe euch gehört. Vaters Stimme ist von Zorn verzerrt gewesen. Wer entfacht so eine Wut in ihm?" fragte Mikwea.


"Das geht dich nichts an! Sprich nie wieder diesen Namen aus! Er ist niemand. Es ist nur ein Wort des Quenya. Ein Elb, der gefangen wurde heißt so",  knurrte Mairon.


"Es war Valarin!", brüllte Mikwea. "Ich bin kein Troll!"


In seiner Angst vor Melkor geriet Mairon in Panik. Wenn Mikwea etwas über Manwe erfahren würde, würde sie vielleicht schlussfolgern dass Melkor ein Vala gewesen war und in Valinor nach ihrer Mutter suchen. Oder noch schlimmer! Sie würde ihren Onkel kennen lernen wollen. Wenn Manwe von Mikwea erfuhr war alles aus.


Seine Elbenhand verwandelte sich in den eisernen Handschuh, der Rüstung des Feldherren von Angband, und er schlug die Tochter seines Herren.


Mikwea schrie nicht. Nur die Musik drückte ihr Leid aus und dass sie zurückwich, verstärkte ihre Verletztheit.


"Ich habe verstanden!", sagte sie traurig und rannte weg.


Mairon stand bloß da und sah ihr hinterher. Was machte er da? Warum hatte er sich nicht beherrschen können? Er wusste, dass Mikwea Gewalt gewöhnt war. Melkor hatte sie bis vor vier Jahren regelmäßig gefoltert, wenn sie auch nur eine einzige Frage über ihre Herkunft oder Valinor und Manwe gestellt hatte. Doch Mikwea hörte nicht auf zu Fragen.  


Deswegen hatte Melkor eingesehen, dass es ihm nichts brachte ihr weh zu tun. Mairon wusste, das Melkor sie liebte und er von der ständigen Angst gequält wurde, jemand könnte von ihr erfahren. Er fürchtete die Valar könnten trotz seiner ganzen Vorkehrungen von ihr wissen und sie entführen um ihn zu zwingen, seine Kriege aufzugeben.


Mikwea war seine einzige Schwachstelle.

 

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  Mikweas Sicht    


Ich rannte zu der Treppe die zu meinem Gemach führte. Ich stieg die Treppe hoch und öffnete schwungvoll die Tür. Ich rannte nach draußen auf meine Terrasse, spürte den Wind in meinen schwarzen Haaren.  Ich hasste mein Leben. Ich hasste die Thangorodrim, mein Käfig. Ich verachtete Angband. Es war mein Gefängnis. Ich hatte nie auch nur einen Fuß aus diesem Berg gesetzt. Mein Vater hielt mich gefangen und ich wusste nicht warum. Mein Bruder sagte zwar immer, er wollte mich nur beschützen. Aber ich kannte die Wahrheit: mein Vater wollte mich nur beherrschen.


So wie er alle hier beherrschte. Ich wollte wissen warum? Ich wollte wissen wo ich herkam.  Wer war sie? Die, die ich nicht sehen konnte. Wer war sie, von der ich die Gabe der Pflanzen hatte. Wer war sie, von der ich die Liebe zu Nachtigallen geerbt hatte. Meine geheime Freundin, war lange nicht mehr gekommen. Sie war eine Nachtigal aus Doriath.


Melian, ein Name ohne Bedeutung.


Ich hatte ihn gehört als ich mich als ganz junge Ainu in Saurons Gemach geschlichen hatte. Er hatte seine Hroa zurückgelassen und war in Fea versunken. Sein Mund hatte den Namen Melian ausgesprochen, als seine Fea sich wieder materialisiert hatte. Sauron hatte mich hochkant aus seinem Gemach geworfen.


Genauso ging es mir mit dem Namen, den ich erst seit kurzem kannte.


Mānawenūz war ebenfalls ein Name der keine Bedeutung hatte. Doch ich spürte, dass man etwas vor mir verheimlichte. Ich konnte fühlen, dass es etwas gab, das mich mit der Person dahinter verband.


Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte sogar Orcobal, den großen mächtigen Anführer der Orks gefragt. Doch er hatte nur geantwortet. Es sei der Name des großen Feindes. Der Name des Königs der Welt.


Ich wusste, dass mein Vater sich selbst Herr über Arda nannte.  Aber zur gleichen Zeit spürte ich, dass es noch eine andere Macht gab. Etwas ohne Grausamkeit. Etwas helles, mächtiges.


Valinor, ein Ort den die Orks hassten.


Ich hatte den Namen Valinor nur aufgeschnappt. Ich glaubte einst es sei der Name der Zeitlosen Hallen Erus. Aber ich spürte, dass dies falsch war. Mir hatte nie jemand auch nur eine Kleinigkeit über Valinor erzählt. Ganz im Gegenteil, mein Vater hasste es wenn ich das Wort auch nur aussprach. Ich wusste nur, dass es ein Ort sein musste. Ich erinnerte mich daran, wie ich  zum ersten Mal gefragt hatte.  Der Schmerz fiel in meine Fea.


 

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Ich stehe in der Thronhalle und sehe ihn an. Es ist ein seltsamer kleiner rothaariger Elb. Doch es ist kein Elb. Ich kann genau das fühlen, was ich in der Gegenwart von Sauron fühle, wenn er mir in seiner so geliebten Elbengestalt gegenübersteht.  Mein Vater sieht den Elben mit Hass in den Augen an.


" Hält der Zauber, Gorthaur?" fragt Morgoth.


Sauron nickt und stellt sich hinter mich.  Mein Vater steht von seinem Thron auf und sieht den Elben an. Dieser versucht sich von dem Armreif an seinem rechten Handgelenk zu befreien.


"Du kannst mich nicht hier festhalten, Melkor! Mein Vater wird kommen und mich befreien. Du wirst das Heer Valinors gegen dich haben!", brüllt der Elb ihn an.


"Goth, stopfe Telimektar das Maul und foltere ihn", befiehlt Melkor meinem Bruder. Es liegt so viel Hass in der Stimme meines Vaters, dass ich erschrocken zu ihm aufblicke.


Der Elb schreit und der Armreif beginnt zu glühen. Der Elb greift Gothmog mit bloßen Händen an.  Er ist dem Balrog erstaunlicherweise gewachsen.  Dann steigt mein Vater selbst von seinem Thron herab. Er packt den schreienden Elben und hällt ihn hoch.


"Was würde dein Vater, wohl tun, wenn ich dich in diesen jämmerlichen Körper einschließe, junger Vala?", fragt Melkor zischend.


Der Elb zittert und ein helles rotes Feuer glänzt in seinen Augen.


"Wage es nicht! Du hasst Tulkas, dass wissen alle. Mein Vater ist der Einzige, der dich bezwingen kann. Du hast Angst und bist  ein  Feigling. Sie suchen dich. Die Zerstörung Telperions und Laurelins hat sie schwer getroffen. Du bist ein Angsthase, Melkor. Wenn du nur einen Funken Ehre hättest, dann würdest du dich meinem Vater entgegenstellen. Aber der Feigling entführt lieber den Sohn Astaldos und vergreift sich an ihm, statt sich Astaldo selbst entgegenzustellen und zu kämpfen", beleidigt der Elb meinen Vater.  


"Oh, du glaubst du bist meine Geißel. Nein Telmi, du bist eine Botschaft", lacht Melkor.


Dann wird der Elb von Orks schrecklich gefoltert. Ich hallte mir die Ohren zu, um die Schreie nicht zu hören. Plötzlich hören die Orks auf den Elben zu drangsalieren.


Gothmog trägt den gebrochenen und wimmernden Elben aus dem Raum.


"Setzt ihn auf Tol Eressia ab.  Tulkas wird sein Kind finden", zischt mein Vater.


Die Orks, die reglos zwischen den Säulen gestanden sind verlassen den Saal. Nur ich und Sauron bleiben bei meinem Vater. Sauron legt seine Hände auf meine Schulter. "Komm!", bittet er mich. Doch ich sehe Melkor an.


"Vater, was ist Valinor und wer ist Astaldo?", frage ich.


"Wer ASTALDO Ist?", brüllt mein Vater und wird von Feuer umhüllt.


Schmerz und Hass wallen in ihm auf.


"Er ist Tulkas, ein Vala. Er ist sehr mächtig und er hat eurem Vater in der Vergangenheit sehr viel Leid zugefügt", erklärt Sauron mir.


"Valinor ist…", doch Sauron verstummt denn Morgoth hat ihm einen mörderischen Blick zugeworfen.


"Niemals, wird sie das wissen! Denn sie wird nie erfahren, wo er ist. Wenn er nichts von ihr weiß, kann er sie mir nicht nehmen", knurrt Morgoth und seine bersteinfarbenen Augen glühen rot.


"Wie ihr wünscht, Herr", sagt Sauron.


" Bitte! Was ist Valinor. Atar, sag es mir. Bitte! Ich liebe dich doch!", flehe ich.


"Halt den Mund Urusigas!", brüllt Melkor. Wenn er mich bei meinen Valarinnamen nennt, ist er meist wütend auf mich.


"Aber Mel!", stammele ich und breche in Tränen aus.


"Sag mir wenigstens wo Valinor ist. Ich verstehe nicht. Wer war der Elb?", frage ich schluchzend. Doch damit habe ich mich leider dem Befehl Melkors widersetzt und das würde mein Vater nicht ungestraft lassen.


"Sauron, lass sie foltern", zischt Melkor.


Ich starre meinen Vater entsetzt an. Dass kann er nicht tun. Das kann er mir nicht antun.


Aber er tut es. Er tut es höchstpersönlich. Mein eigener Vater foltert mich. Das erste Mal, auf das noch viele weitere Male folgen werden.


 

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Ich wollte schreien. In die Welt hinausbrüllen, wie eingesperrt ich mich fühlte. Wie ich meinen Vater hasste.  Ich wollte weg, doch er ließ mich nicht. Mein Vater hielt mich in Angband gefangen, und heuchelte mir vor, dass es zu meinen Schutze war.


Ich wünschte mir Freiheit. Ich wünschte mir Antworten auf meine Fragen.


Ich wünschte mir eine Mutter. Leise erklang eine Melodie und ich begann zu singen


(Hier werde ich ein Lied einfügen, das ich selbst schreiben werde.)


Ich nahm eine andere Stimme wahr. Sie sang mit mir.


Wer bist du?


Plötzlich sah ich leuchtend blaue Augen in meinem Geist und eine Gestalt. Sie war von Wind umgeben und Sterne funkelten in ihrem Haar.


"Wer bist du, Tochter der Winde und der Sterne?", fragte ich in den Himmel.


"Wer bist du, Tochter aus Eis und Feuer?", hörte ich eine zarte Stimme erwidern.


Ich sah ein Gesicht. Sie lächelte und ihr Lächeln war warm.


"Ich bin  Delebwen, Gefangene meines Vaters oder auch Mikwea, Tochter des Feindes!", rief ich in den Wind hinaus.


Dann hörte ich eine Antwort. Es war als würde der Wind des Westens eine Stimme zu mir tragen.


"Ich bin Mânainiôiel, gesegnete Lilie Amans, oder auch Varminwea, Tochter des Königs von Arda", hörte ich die Stimme sagen.


Wer war sie?

 

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Einige Zeit später schlich ich mich durch Angband. Ich ging durch den Thronsaal. Er war vollkommen leer, bis auf den toten Körper eines Eldas.  Ich sah auf den toten Sohn Erus hinab.


"Verschwinde hier Schwester! Die dreckigen Orks sollten Annael eigentlich wegräumen", fauchte Gothmog und kam hinter einer Säule hervor. Mein Bruder sah mich wütend an.


"Was ist los, Goth?", fragte ich.


"Du hast Sauron nach ihm gefragt. Ich hatte dir gesagt, du sollst es für dich behalten. Aber nein, du wolltest ja nicht auf mich hören. Jetzt weiß Vater, dass du seinen Namen kennst", sagte Gothmog und der Fürst der Balrogs grinste.


"Na und! Es ist mir egal!", fauchte ich meinen Bruder an.


"Schwesterherz, du weißt, dass er dich liebt. Wenn dir Sachen nicht gesagt werden, dann hat das einen Grund", sagte Gothmog.


"Ich habe ein Recht auf das Wissen über meine Herkunft. Es ist grausam, dass Vater die Identität meiner Mutter vor mir geheim hält. Weißt du es? Du bist sein Liebling. Du darfst raus und kämpfen. Ich darf es nicht", schrie ich ihn an.


"Glaub mir, es ist nicht schön für Vater zu kämpfen. Du willst nicht mit mir tauschen, glaub mir Schwester. Und außerdem wirst auch du bald in die Schlacht ziehen", sagte Gothmog betrübt und dann packte er den Leichnam des Elben und trug ihn selbst hinaus.  


Ich ging nun zu einem Durchgang und ging die Treppen zu den Verliesen hinunter. Kein Ork bemerkte mich. Ich ging an tausenden von leeren Zellen vorbei. Dann nahm ich meine Elbengestalt an. Ich riss eine Zelle auf und nahm Handfesseln aus Metall heraus und legte sie mir um. Ich zerriss meine Kleidung.  Ich sah nun aus wie eine Sklavin der Eldar.


Mein Vater würde mich töten, sollte er hiervon erfahren. Aber ich wollte Antworten und vielleicht würde ich sie von einem Menschen bekommen.  An einen Eldar kam ich leider nicht ran. Sie waren unten im Bergwerk und schufteten als Sklaven für meinen Vater. Ich lief die letzte Strecke bis zur Zelle des Atans Húrin Thalion.


Ich legte mir die Handfessel an und seufzte. Dann rannte ich, als würde ich verfolgt werden vor die Zelle des Edain. Gehetzt blieb ich stehen und sah mich um.


"Hallo, wisst ihr wie ich hier raus komme?" fragte ich.


Húrin sah mich erschrocken an. "Der einzige Weg nach draußen ist der, von dem ihr kommt", antwortete der Mensch.


Ich blickte gespielt ängstlich über meine Schulter.


"Gibt es nicht noch einen anderen Weg?", fragte ich.


"Nein, wenn ihr weiter geht, kommt ihr in die Bergwerke." sagte Húrin.


"Woher kommt ihr, Atan?", fragte ich Húrin.


"Aus Dor-Lómin. Ich wurde in der Schlacht der ungezählten Tränen gefangen genommen", erzählte mir Húrin.


"Ich komme aus Doriath. Meine Herrin ist Melian. Wisst ihr von ihr?", fragte ich. Ich hatte die Hoffnung, dass Húrin mir mehr über diesen Namen sagen konnte.


"Dann sagt, ist Morwen nach Doriath zurückgekehrt?", fragte Húrin und seine Augen funkelten.  


"Ich weiß es nicht", sagte ich. Ich hatte keine Ahnung wer Morwen war. Aber ich erkannte an seinem Blick, dass er sehr enttäuscht war.


"Hat Thingol sie vertrieben?" fragte Húrin und er sank traurig auf den Zellenboden.


"Wer ist Thingol?" rutschte es aus mir heraus.


"Ihr wollte eine Eldar sein? Thingol ist der Gemahl Melians, der Maia. Er ist König Doriaths", brüllte Húrin empört.


"Melian ist eine Maia!" wiederholte ich geschockt. Plötzlich hörte ich Stimmen. Es waren Orks.


" Ich muss gehen! Danke Húrin Thalion. Ihr habt mir sehr geholfen." sagte ich und rannte den Gang weiter. Leider in die falsche Richtung.  


Melian, eine Maia.  Natürlich, Sauron musste sie kennen. Wahrscheinlich waren sie sich einmal begegnet. War Melian meine Mutter?


Ich gelangte plötzlich in einen riesigen Saal. Überall waren Sklaven die von Balrogs beaufsichtigt wurden. Ich sah nach hinten. Die Stimmen der Orks wurden lauter.


Was sollte ich machen? Der einzige Ausweg, war ein unterirdischer Geheimgang, der zur Ruine von Utumno führte. Von dort aus konnte ich gewiss nach Angband zurückkehren, ohne dass entdeckt wurde, dass ich in den Verließen gewesen war. Ich beschloss mich unter die Eldar zu mischen. Ich sprang den Vorsprung hinunter und schloss mich einer Gruppe Sklaven an, die gerade von einem Balrog durch die riesige neue Halle geführt wurden.


"Hey, du! Warum bist du nicht angekettet, wie die anderen. Komm her, Elbenabschaum!", knurrte der Balrog. Ein Blick reichte und ich erkannte den besten Freund meines Bruders Nauraglar, Bruder des Lungorthin. Er und sein Bruder waren einst  beide Maiar in Tulkas Gefolge gewesen.  Sie genossen, ebenso wie mein Bruder, hohes Ansehen in Angband. Lungorthin war der Hauptmann der Leibgarde meines Vaters und Nauraglar war Vertreter meines Bruders. Gothmog, Prinz und Herr der Heere Angbands, konnte nicht jede Schlacht führen. Deshalb führte Nauraglar oft an der Stelle meines Bruders die Orks und Balrogs in den Kampf. Tatsächlich gab es nur drei Heerführer, die mit Ehrfurcht und Ehre das Heer meines Vaters führten. Alles, ob Ork, ob Balrog oder andere von Vaters Kraturen, hörte auf ihren Befehl. Dies waren mein Bruder Gothmog, Nauraglar und Glaurung. Aber nun war Glaurung Tod und sein Nachfolger war bereits bestimmt. Ich sollte nun anstelle des Drachen das Heer gegen Beleriand führen. Ursprünglich war Sauron von meinem Vater für den Posten vorgesehen gewesen. Doch der Maia hatte meinen Vater überzeugen können, dass es an der Zeit für mich war zu kämpfen. Mein Vater hatte zumindest meiner Teilnahme an einer Schlacht zugestimmt. Allerdings, sollte ich in Elbengestalt in der Rüstung eines Orks daherkommen. So dass ich aussah, als sei ich eine neue Züchtung der Orks. Auf keinen Fall sollte jemand erfahren, dass ich eine niedere Valië war.


Ich verstand ja, dass Vater mich geheimhalten wollte, aber er übertrieb es damit. Ein Elb hatte doch keine Ahnung von den Ainur. Keiner der Feinde würde mich als die Tochter Morgoths identifizieren. Doch auch dieses Argument, erstickte mein Vater im Keim. Er fürchtete Thorondor könnte mich sehen. Dies kam einer Katastrophe gleich, weil Thorondor wohl irgendwie in direkter Verbindung mit dem Westen stand.  Aber warum genau der Adler so gefährlich war, wusste ich nicht.


Nauraglars Augen durchbohrten mich und ich zitterte vor Angst, er könnte mich als die Herrin von Angband erkennen. Tatsächlich wusste niemand unterhalb der Thangorodrim, dass ich Melkors leibliche Tochter war, einzig und allein Gothmog und Sauron waren eingeweiht. Für die anderen Diener Melkors, war ich eine Aini, die aus den Hallen Iluvatars nach Arda herabgestiegen war und sich sogleich Melkor angeschlossen hatte.  


"Komm jetzt her du Schlampe!", knurrte Nauraglar und ich hatte keine andere Wahl. Voller Angst, er könnte mich erkennen, ging ich zu dem Balrog. Die Elbenfrauen blickten mich verängstigt an. Ich lächelte die jüngste von ihnen an. Sie schien noch sehr jung zu sein. Das Mädchen sah mich verstört an.


"Hier wird nicht gegrinst, Sklavin!", brüllte Nauraglar  und seine Feuerpeitsche wurde durch die Luft geschleudert. Der Balrog traf mich mitten im Gesicht. Ich sank zu Boden und starrte den Balrog an.


"Das wird Morgoth nicht gefallen", sagte ich in Valarin und richtete mich wieder auf. Völlig verdutzt starrte mich Nauraglar an.


"Elendes Noldorpack!", knurrte er. Die Peitsche erhob sich ein zweites Mal.  Ich wich der Peitsche aus und rannte los. Ich jagte durch die Sklaven und hörte schon Nauraglar hinter mir  rufen: "Packt euch die Elbin!"  Doch ich wich den Orkhänden aus und einige berührten mich und gefroren auf der Stelle zu Eis.  Ich hörte im rennen ein Wolfsheulen und dann sah ich ihn.


Ein riesiger Wolf thronte auf einem großen Turm. Der Turm bestand aus Holz. Ich spürte, dass der Blick des Wolfes auf mir lag.  Ich rannte weiter durch die Orks und kam endlich an der Wand an. Ich streckte die Hand aus und Feuer flammte in meiner Hand auf.  


"Bleib stehen, Delebwen!", brüllte Nauraglar.  Doch das Feuer sprang auf die Wand über und die geheime Tür kam zum Vorschein.  Sie zeichnete sich nun rotglühend von der Wand ab. Ähnlich wie Mondrunen leuchteten, wenn man ein verstecktes Zwergentor offenbarte. Ich stieß sie auf und betrat den dunklen Tunnel dahinter.


In diesem  Moment hörte ich ein Knurren. Ich drehte mich um und blickte in katzenartige Augen, die so rot waren, wie die Flammen mit denen ich die Tür geöffnet hatte. Es war ein riesiger Wolf. Er war vollkommen braun, fast blond.  Seine Augen fixierten mich und in ihnen flackerte ein helles Feuer. Neben dem großen Wolf standen zwei andere, kleinere Wölfe.  Beide kannte ich. Sie waren die Schosshündchen von Sauron.  Der Wolf zur Rechten des riesen Wolfes war schwarz. Es musste Draugloin sein. Er war der erste Werwolf, denn mein Vater erschaffen hatte. Zur Linken des katzenäugigen Wolfes stand sein Sohn Carcharoth. Als ich in die Augen, des großen blonden Wolfes blickte, hörte ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf.


"Komm, Mikwea! Komm mit mir, oder dein Vater wird hiervon erfahren", sagte eine vertraute Stimme in meinem Geist.


"Sauron!", hauchte ich erschrocken und rannte in den Tunnel.  Ich hörte wie die Pfoten des Wolfs auf der Erde aufschlugen und rannte so schnell ich konnte weiter.  Ich schickte Eis und Flammen nach hinten. Doch dies schien meinem Verfolger nichts auszumachen. Ich streckte meine Hände nach hinten und bildete einen Eiszapfen, den ich dann wahllos losschickte. Ich hörte ein fürchterliches Jaulen und musste grinsen. Ich hatte Sauron getroffen. Endlich gelangte ich an den Ausgang des Tunnels.


Ich sprang aus der Öffnung hervor und hüllte mich in Rauch. Ich rollte mich ab und drehte mich kampfbereit zum Ausgang des Geheimganges um. Der riesige sandbraune Wolf sprang ebenfalls aus dem Tunnel und kam rutschend auf dem Boden auf. Die wilden Katzenaugen sahen mich an. Er knurrte.


"Was willst du, Sauron?", schrie ich den Wolf an und wich zurück. Doch der Maia knurrte mich an und fletschte die Zähne.  An seiner Brust klebte noch ein Eisbrocken und Blut befleckte das Fell des Wolfs. Mein Eiszapfen hatte ihn also wirklich getroffen.


"Wo sind deine Schosshündchen?", fragte ich Sauron nach Drauglion und Carcharoth.


Ich bekam nur ein Knurren als Antwort und dann sprang Sauron auf mich zu. Ich war nicht schnell genug um auszuweichen und der Körper des Wolfs krachte gegen mich. Ich fiel nach hinten und schlug mit dem Rücken auf dem Steinboden Utumnos auf. Der Wolf über mir knurrte zufrieden und ich packte sein Maul um ihn daran zu hindern mich zu beißen. Seine glühenden Augen sahen mich an und ich sah ein Feuer in seinen Pupillen flackern.


"Sauron ich warne dich! Vater wird das hier nicht gefallen", versuchte ich den Wolf über mir zur Vernunft zu bringen. Doch der Maia fuhr seine Klauen aus und bohrte diese in mein Elbenfleisch. Ich schrie schmerzhaft auf und mein Griff um seine Schnauze lockerte sich. Er schob eine  seiner riesigen Pranken unter seiner Brust hervor. Ich hörte ihn schnaufen, als seine Tatze über die weiblichen Rundungen des Elbenkörpers strich.


"Empfand er etwa etwas dabei?", sprang es in meine Gedanken und ich ekelte mich vor dieser Möglichkeit.


"Sauron, lass mich gehen!", befahl ich ihm. Doch der Wolf krallte sich nur fester in mein Fleisch und ich schrie erneut auf. "Bitte! Vater wird dich umbringen!", stammelte ich. Doch seine Tatze strich jetzt an meinen Hals nach oben. "Herr der Wölfe geh, oder Melkor erfährt alles!" Doch auch diese Drohung schien den Maia nicht zu interessieren. Ich bekam Panik und wand mich unter dem Wolfskörper.


Tränen der Verzweiflung traten mir in die Augen. Ich war gefangen und unfähig mich zu wehren.


"Atar! Melkor! Hilf mir! Shakhbûrz Thrak Gasch!" schrie ich in der schwarzen Sprache. Ich ließ Töne erklingen die so weit getragen wurden, dass sie hoffentlich bis zum Thangorodrim durchdringen würden.  Augenblicklich legte mir der Wolf seine Pranke auf den Mund. Meine Rufe erstarben und nur noch die Melodie lies die Mauern Utumnos erzittern. Ich spürte wie die Wolfspfote sich plötzlich veränderte. Ich blickte in Saurons Augen und dann spürte ich, dass sich die Krallen nicht mehr in mein Fleisch bohrten. Ein glatter Stoff lag nun auf meinem Körper. Das Fell war verschwunden. Dann kitzelten mich zwei lange blonde Haarsträhnen an der Nase und auch die Pfote war nun eine eisige Hand. Ich sah in Saurons katzenartige Augen und doch waren es nicht mehr die Augen eines Wolfes. So hatte ich Sauron noch nie gesehen. Sein Gesicht war blass, in seinen Augen stand rotes Feuer und langes blondes Haare wallte um ihn. Ein gefährliches Lächeln lag auf den Lippen des Maia.


Ich versuchte meinen Schock in Worte zu fassen, doch unter seiner Hand kam nur ein leises Murmeln hervor. Sein Lächeln war scharf wie eine Schneide und die rot glühenden Augen verliehen seinem Gesicht einen furchteinflößenden Tuch.


Ich benutzte die Fähigkeit der Ainu, ohne Worte zu kommunizieren und fragte ihn mit Hilfe dieser Verbindung: "Was ist das? Wer bist du?"


Sauron lächelte mich an. "Mein wahres Gesicht ist dies. Meine Ainurgestalt trage ich nun. Es ist mehrere Zeitalter her, dass dieses Antlitz das meine war. Damals hieß ich Mairon, der erste Feuergeist in Aules Hallen. Ich gehörte zu den Nárefea, den Feuergeistern der Schmiede", erklärte mir der Herr der Wölfe.


Ich verstand nicht wovon er sprach und wand mich unter seinem Körper. Sauron lachte und erhob sich schließlich. Bevor ich auch nur einen Muskel rühren konnte, packte er mein rechtes Handgelenk und legte etwas um meinen Arm. Es fühlte sich wie Eisen an. Ich wollte mich nun verwandeln und ihn mit Flammen angreifen, doch irgendetwas blockierte meine Macht. Ich versuchte meinen Körper in meine wahre Gestalt zu wandeln, doch auch dies funktionierte nicht.


"Du bist dem Sohn Astaldos sehr ähnlich. Du bist nicht die erste Valië die diesen Armreif trägt. Du erinnerst dich doch noch an ihn oder?", zischte Sauron.


Natürlich, den kleinen rothaarigen Elben, der es mit meinem Bruder aufgenommen hatte und meinem Vater auf diese seltsame Weise gedroht hatte, würde ich nie vergessen.


Ich starrte entsetzt auf meinen Arm. Der Armreif war kunstvoll verziert und auf ihm war der Name "Valatarva" eingraviert. Natürlich, diesen Armreif hatte auch der Elb getragen. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen als ich begriff was dieses Schmuckstück mit mir tat.


Sauron fing an zu lachen und zerrte mich nach oben. Seine eisigen Finger strichen über meine Wange. Ich war immer noch von dem überwältigt, was er getan hatte. Mir meine Macht zu nehmen. Mich buchstäblich wehrlos gegenüber ihm zu machen war grauenvoll. Ich, eine Valië, war nun machtlos gegen einen Maia. Dies war gegen die Natur.


"Weißt du meine Urusigas, meine kleine eisige Flamme. Ich möchte mit dir singen. Deshalb bin ich dir gefolgt. Ich wollte dich um ein gemeinsames Lied der Musik der Ainulindale bitten", wisperte Sauron und strich mir durch das schwarze Elbenhaar. Tränen von Pein und Angst stiegen mir in die Augen. Normalerweise konnten Ainur nicht weinen. Doch ich war vollkommen im Körper einer Elbin gefangen. Dies schloss auch alle Vorzüge der Quendi als Eruhíni mit ein.


"Ich werde niemals mit dir singen. Du hast etwas anderes vor. Du willst mehr, Mairon. Ich kann die Gier und die Flamme des Ilueru in deinem Herzen sehen. Niemals werde ich mich mit dir vereinen", sagte ich. Seinen wahren, für mich unbekannten, Namen auszusprechen hatte Wirkung auf Sauron. Der Maia sah mich an. Er schien an etwas für ihn wunderschönes zu denken. Seine Augen funkelten vor Freude.


"Mindor!", hörte ich ihn flüstern. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sah mich wütend an, als hätte ich ihm schreckliches Leid angetan.


"Du wirst für alles bezahlen, Melkor!", knurrte er und griff mich fest an den Harren. Er zerrte mich nach oben und schleuderte mich gegen eine der Mauern der Festung. Ich krachte mit dem Kopf gegen den Stein und stieß einen Schmerzensschrei aus. Der körperliche Schmerz, war so intensiv, wie schon lange nicht mehr. Ich fühlte wie sich die schrecklichen Erinnerungen an die Folterei, durch ihn und andere Diener meines Vaters, in meinen Geist graben.


"Sauron, bitte! Was hat Atar dir angetan?", wimmerte ich und Tränen liefen meine Wangen herab. Ich blickte plötzlich in die Vergangenheit und sah ihn in dem dunklen Kerker vor mir stehen.


Ich war gefesselt mit Handschellen, aus dem geheimen Material wessen er geschaffen hatte. Meine Ketten hatten rot geglüht. Ich sah die Peitsche in Saurons Hand.


" Es tut mir leid, aber  was er mir befiehlt muss ich ausführen. Bitte frag einfach nicht mehr nach Valinor!", fleht er mich an. Ich sehe ihn mit Angst in den Augen an. Ich fühle mich wie ein kleines stures Kind, dass nicht den Mund halten wollte. Ich werde immer wieder fragen, und wenn er mich eines Tages zu Tode foltern wird. Aber dieser Gedanke ist absurd. Ich bin unsterblich. Ich bin eine Aini und eine Tochter ohne Naneth. Ich habe nur einen Atar an meiner Seite. Einen Atar, der mir nichts über meine Herkunft sagen will.    


"Vergib mir meine Meldis!", flüstert der Maia und dann schlägt die Peitsche zu und ich schreie in Qualen.
 



Ich schüttelte die Bilder von mir und erhob mich keuchend. Der Diener meines Vaters stand vor mir und lächelte mich an.


"Mai.... Sauron bitte! Willst du dich rächen? Egal was mein Vater dir angetan hat, es gibt bestimmt einen Grund. Bitte, er wird dich zerstören, wenn du mir etwas antust", sagte ich mit zitternder Stimme. Ich hatte Angst ihn bei dem Namen Mairon zu nennen, aus Angst, dass er wieder wütend werden würde.  


Der blonde Ainu grinste und kam auf mich zu. Er griff mich an den Haaren und zerrte mich einfach über den Boden. Ich spürte wie sich die zarte Hand in einen eisernen Handschuh verwandelte und als ich zu ihm aufblickte, sah ich die Gestalt des Feldherrn von Angband.


"Bitte! Bitte lass mich gehen!" flehte ich verzweifelt, doch Sauron ignorierte es. Er schleifte mich über den Boden und ich spürte wie mein Elbenkleid zerriss und meine Haut grausam aufgeschabt wurde.  Ich blickte in den Himmel und die Sonne schien auf mich herab. Dann warf mich der Maia zu Boden. Ich hob den Kopf und sah einen riesigen Käfig vor mir. Doch ich sah auch die mächtige Barriere die sich um den Käfig zog. Wollte mich Sauron etwa hier gefangen halten?


Die eiserne und trotzdem heiße Hand griff mich am Kopf und drehte diesen in den Nacken. Weiche Haarsträhnen berührten für Sekunden meine rechte Wange und ich ahnte, dass Sauron sich erneut in diese, mir völlig fremden, Gestallt gekleidet hatte.


"Dies hat dein Vater geschaffen. Noch  bevor die Mächte Utumno überfielen und ihn gefangen nahmen. Ich nenne es Hánoqualme.  Es bedeutet in der Hochelbensprache, dem Quenya, Bruderqual. Bisher hatte der Käfig nur einen einzigen Gefangen", erklärte mir Sauron. Seine Stimme war von Wut und tiefem Leid verzerrt.


Ich zitterte, denn ich konnte den Schmerz in Sauron spüren. Er riss mich nach oben und hatte meine beiden Oberarme gepackt. Während er mich vor sich her stieß und zu einer Eck der Festung führte, fragte ich ihn: "Wer war der Gefangene?"


Der Griff um meine Arme wurde fester, so fest, dass ich mir auf die Lippen biss um nicht zu schreien. Zorn wallte in Sauron auf.


"Es war mein Bruder", antworte er traurig. Wir gelangten in eine Ecke der Festung. Der Maia drückte mich gegen die Wand. Seine Hände strichen über mein Gesicht. Ich wandte meinen Blick von ihm ab. Ich zitterte vor Angst, denn es wurde immer deutlicher, dass Sauron mehr für mich empfand als Freundschaft.


"Sing mit mir Mikwea, Bitte!", flehte er. Ich sah in seine von Verlangen verzerrten Augen.


"Nein! Ich bin dir eine Freundin, nicht mehr. Warum hast du es nicht früher gesagt? Es tut mir leid. Aber ich kann das nicht", sagte ich entschlossen.


"Ich hab nichts gesagt, weil Melkor es mir verbot! Ich liebe dich schon seit deinem Eintritt in die Schöpfung", brüllte er und er drückte mich heftig gegen die Mauer. Seine heißen Hände umschlangen meine Kehle. Von Panik gepackt wand ich mich. Doch ich hatte keine Chance zu entkommen.


"Mairon! Bitte! Vater wird dich vierteilen!", schrie ich. Doch Sauron legte mir eine Hand auf den Mund und bracht mich zum Schweigen.


"Zappele nicht so rum! Sei still, da kommt etwas!", brüllte der Herr der Wölfe. Ich stieß eine leises "Hmpf!" unter seiner Hand hervor und versuchte mich noch heftiger zu wehren.  Dann kam er ganz nahe an mein Elbenohr heran.


"Du gehörst nun mir. Ich könnte dir auf all deine Fragen eine Antwort geben. Aber das tue ich nur, wenn du mit mir verschmilzt. Ich bin immer noch dein Mellon und ich möchte dich nicht zwingen müssen. Das Ilueru ist stark in mir und es brennt für dich. Wenn du mit mir singst und dich mir hingibst, werde ich dir verraten wer deine Mutter ist und wo du sie finden kannst", hauchte Sauron in mein Ohr.


Meine Augen strahlten. Doch nein, ich würde mir das Wissen, worauf ich ein Recht hatte, nicht erkaufen.


"Niemals, das kannst du vergessen!", fauchte ich den Maia  an.


Sauron lachte und umschlang mich und drehte mich zum Käfig. Dann hörten wir ein Knurren und ein Jaulen. Ein nachtschwarzer Wolf sprang über eine Mauer. Er verwandelte sich in einen Mann, der von schwarzem, blau leuchtendem Fell, bedeckt war.


Der Mann kniete vor Sauron nieder. "Herr, sie hat eingewilligt. Aber Morgoth lässt euch bereits suchen. Ihr solltet schnell zurück, mein Herr", sagte der Werwolf.


"Wo ist dein Sohn, Drauglion?", fauchte Sauron.


"Ich bin hier, Gorthaur! Ich bringe die Spinnen Naicavaire, Tochter Ungoliants!" hörte ich eine Stimme. Dann trat ein weiterer Wolf in den Nebenhof der Festung. Hinter ihm kroch eine riesige Spinne dahin. Sie war pechschwarz und ihre Augen leuchteten grün. Die Spinne erhob sich zu ihrer vollen Größe und lief einfach über den Wolf hinweg und kam vor Sauron zum stehen.


"Ich soll also auf diese Noldor aufpassen? Dann gebt mir die Erlaubnis hier zu nisten, Mairon. Ich bin es leid meine Schwestern ständig um Mutter wuseln zu sehen, und ich bin es Leid zu hören wie Mutter Melkor nachjammert. Ich will meine Ruhe!", brüllte die Spinne aufgebracht.  


Sauron lächelte und sagte: "Du kannst hier nisten, wenn du auf Lithiel aufpasst. Lass sie nicht entkommen. Sie ist eine wichtige Geißel gegen König Meahdros. Melkor würde ziemlich wütend sein, wenn du sie entkommen lässt", Mairon grinste. Ich wollte der Spinne sagen, dass ich eigentlich gar keine Elbin war, doch Sauron legte mir die Hand auf dem Mund. Ich ahnte was er vorhatte. Offenbar sollte Naicavaire nicht erfahren, dass ich Morgoths Tochter war. Vielleicht fürchtete er, Ungoliant könnte von mir erfahren und ihre Tochter könnte mich ihr ausliefern. Die mächtige Spinne würde mich gewiss als Geißel gegen meinen Vater einsetzen. Sie würde Melkor wahrscheinlich zwingen sie an seiner Seite zu akzeptieren. Plötzlich war ich meinem Freund dankbar, dass er mich vor diesem Unheil bewahren wollte. Denn Ungoliant hatte den Ruf besonders grausam mit ihrer Beute umzugehen.


Die Spinne sprach etwas in der schwarzen Sprache Angbands, was ich nicht verstand.


Ich verstand sie nicht. Deshalb war ich geschockt als Mairon zu ihr sagte: "Wenn du sie isst, werde ich dich töten. Hast du mich verstanden Naicavaire, Weberin des Schmerzes!", Sauron funkelte die Spinne an. Diese verbeugte sich vor Angst. "Wie ihr wünscht", zischte die Tochter Ungoliants auf Westron.


"Ich werde wiederkommen. Halte sie hier versteckt. Es wird denke ich eine ganze Weile dauern. Du darfst sie ruhig quälen, aber wehe du folterst sie zur Tode", sprach Sauron erhaben.


Ich legte meinen Kopf zur Seite, sodass seine Hand nicht mehr meinen Mund bedeckte. "Mellon, Mairon. Warum? Was hat Naicavaire gesagt?", schrie ich und wand mich aus seinen Griff. Ich stürzte nach vorne und wollte die Spinne angreifen. Doch ich war noch immer meiner göttlichen Macht beraubt. Ich fiel in die Fänge der Spinne. Diese wickelte mich in Spinnenfäden ein. Ich drehte mich ziemlich schnell um die eigene Achse. Ich strampelte und schrie. Ich rief nach Melkor. Doch ich wusste, dass mein Vater mich nur hätte wahrnehmen können, wenn ich Töne geflochten hätte. Aber dies konnte ich ja nicht, da mich Sauron vollkommen in diesen Körper gezwängt hatte und ich mich der Möglichkeiten dieser Gestalt nun unterordnen musste.  


"Hör auf zu schreien, Kleine!", knurrte Naicavaire und sie bedeckte auch meinen Mund mit ihren Fäden. Völlig verschnürt ließ sie mich fallen. Meine Nase und alles was an meinen Kopf darüber lag waren das Einzige was noch frei von den Fäden war. Ich wand mich am Boden und stieß unverständliche Laute aus. Tränen der Verzweiflung verließen meine Augen.


Sauron lächelte erfreut und in seinen Augen schimmerte sadistische Lust. Er beugte sich zu mir herunter, packte meine Haare und zog mich hoch. Unsere Gesichter lagen nun nur Zentimeter voneinander entfernt. "Du wolltest ja wissen was Naicavaire gesagt hat. Sie hat folgende Worte gesagt: Diese Elbe werde ich in Ketten hüllen. Sie wird eingewickelt werden. Auf immer verhüllt. Versteckt in der Nacht. Niemand hört ihre Schreie. Niemand wird sie entdecken. Gefesselt, verschnürt und verpackt wird sie eingeschlossen sein. Gefoltert von meinem Gift auf dass sie zu meinem Vergnügen zappele. Ich werde mich an ihr weiden und sie nicht fressen", Mairon übersetzte die schwarze Sprach für mich ins Valarin. Dann strich er mit der Hand über meine Stirn.


"Wir werden uns wieder sehen, Mikwea. Überdenke mein Angebot. Sing mit mir und du erfährst wer deine Mutter ist. Melkor wird dich hier niemals finden. Ich werde ihm raten weit im Westen zu suchen. Er wird sich selbst, vor Angst um dich, quälen.  Mit etwas Glück zieht er gegen Valinor. Und wenn sein Bruder ihn vernichtet hat, ist meine Zeit gekommen. Du könntest an meiner Seite stehen. Überlege es dir Urusigas", flüsterte Sauron mir ins Ohr. Ich stieß vor Empörung ein leises "Hmpf!" aus. Ich kämpfte gegen den Knebel an. Doch es brachte nichts. Ich konnte keine Wörter bilden. Sauron grinste amüsiert und schien sich an meiner Hilflosigkeit zu erfreuen. Dann strich er ein letztes Mal über meinen eingeschnürten Mund und erhob sich.


"Versteck sie gut, aber bleibe mit ihr in Utumno", befahl Sauron der Spinne. Dann drehte sich der Maia um und ging. Seine Diener Draugloin und dessen Sohn Carcharoth folgten ihm. Ich sah wie Sauron wieder seine Wolfsgestalt annahm. Die Spinne klackerte erfreut mit ihren Greifern und ergriff mich mit dem Maul am Nacken. Sie trug mich ins Innere der Festung. Ich sah noch einmal zu den drei Wölfen zurück.


"Warum hast du mir das Angetan? Das ist keine Liebe, was du tust!", dachte ich niedergeschlagen.  Die Spinne schleifte mich zum ehemaligen Thronsaal Melkors hinab.


 

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Melkor stieg zu den arbeitenden Sklaven hinab. Einer der Orkhauptmänner hatte ihn rufen lassen. Neben ihm schritten sein Sohn Gothmog und Lungorthin, Anführer seiner Leibgarde, durch die Gänge. Morgoth würdigte Húrin keines Blickes als er an der Zelle des Adan vorbeikam.  Der dunkle Vala kam zur  der riesigen Halle und besah sie sich. Dann schritt er durch die Reihen der Sklaven und Orks. Fast alle Balrogs, die ihren Herren sahen, verbeugten sich vor Melkor.  Morgoth gesellte sich zu drei Balrogs. Ein Elb kniete gefesselt vor ihnen. Er hielt etwas in den Händen. Es war ein Stein, auf dem ein seltsames Zeichen zu sehen war. "Was hast du gefunden, Sklave!", knurrte Melkor. Der Elb übergab ihm zitternd den Stein. Der Vala strich über die Rune. Es war keine der Tengwar. Es war tatsächlich ein Schriftzeichen aus den ewigen Hallen.


"Endlich!" murmelte Melkor und strich behutsam über das rötlich leuchtende Zeichen. Er konnte allerdings nicht die von ihm erwartende Macht spüren. Aber er grinste noch breiter, als er die Kraft und den Ursprung dieser Macht ergründete.


"Jetzt bist du dran. Telmi wird einiges erzählen. Rache ist süß, Astaldo!", dachte Melkor. Er nahm den Stein an sich und konnte die Macht des Valas der Kampfkunst in dem Stein fühlen.  


"Sucht weiter! Die Rune ist von der selben Art, nur müsste sie braun sein", befahl er seinen Dienern.


"Herr, ich bitte um Vergebung. Aber die Herrin war hier", erklang die Stimme eines Maias. Melkor sah den Balrog zornig und erwartungsvoll an. Es war Nauraglar der gesprochen hatte.


"Wen meint ihr? Sprecht!", befahl Melkor. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich. Eine schleichende Angst ergriff ihn. Es war eine Vorahnung, aber Melkor konnte sie noch nicht deuten.


"Mein König, ich meine die Herrin der Thangorodrim. Sie war hier unten, in der Gestalt einer Elbin. Sie ist von Sauron und zweien seiner Wölfen verfolgt worden", sagte Nauraglar.


"Gothmog!", brüllte Melkor.


"Vater!", antworte der Fürst.


"Finde Delebwen und lass Sauron rufen", knurrte Melkor. Angst lag in seiner Stimme und auch Sorge. Er spürte einfach, dass etwas mit Mikwea nicht in Ordnung war.



 

    ~~~    







Der Wind durchwehte sein Haar. Er stand auf seinem Balkon und sah zum Taniquetil hinauf.  Aman war in helles Mondlicht getaucht. Die Straßen von Valimar waren leer. So wie jede Nacht, wagte er es nicht seine Fea frei zu lassen. Aber dann tat er es jedes Mal doch und sah die schrecklichen Bilder. Er hatte gelitten, körperlich, wie auch geistig.  Er war dennoch einer der höheren Rasse. Aber er vermisste seine Familie. Er vermisste seinen Partner. Die anderen Feuergeister mieden ihn. Fürchteten sie doch, er wäre IHM ähnlich.


Ja, er hatte einige Charaktereigenschaften von ihm. Aber er war nicht gänzlich wie er.  Seine sandblonden Haare waren von schwarzen Strähnen durchzogen. Er hatte diese Veränderung seiner Hroa zugefügt. Es war das Zeichen eines Geschändeten. Das Zeichen einer gebrochenen Seele. Er vermisste ihn.  Seine Hand strich über das Bild, wessen er in der Hand hielt. Leise erklang eine traurige Musik. Das Travari hatte sich in sein Herz gesetzt. Seine Finger glitten über das Gesicht, der Person auf dem Bild.



"Mairon, Warum? Warum tust du das? Was haben die Valar dir getan? Du bist mein Wölfchen. Mein Mai, Bitte!" drangen seine eigenen Worte in seinen Geist. Er hatte sie zitternd gesprochen ganz von dem Bild überwältigt, das er vor sich gesehen hatte. Er hatte vor zig Zeitaltern dort in diesem schrecklichen Käfig gelegen. Von Schmerz gezeichnet war er gewesen. Er hatte dieses schreckliche Monster vor ihm angesehen. Dieses etwas, das einmal der allerwichtigste Ainu in seinem Leben gewesen war.  Doch sie hatten ihn genommen. Sie hatten ihn Verbannt und er war zum Abschiedstreffen gekommen. War erneut von dem Feind seines Königs gefangen und entführt worden. Nur um ihn noch einmal zu sehen. Das zu sehen was der 'der in Macht erstrahlte' mit ihm gemacht hatte. Das Monster, das sein armer Bruder nun war.  Er hatte seine Worte gehört. Seine schreckliche Antwort. Es hatte ihn zerbrochen. Es war gewesen, als hätte sein geliebter Bruder ihn geschlagen. Oder als hatte er vom Tod Mairons erfahren.


 

Sein Bruder  hatte damals geantwortet: "Der Maiar Mairon ist nun nicht mehr. Du hast Sauron, den Geschändeten, Sauron, den Wolfsgeist vor dir. Der Bewundernswerte ist vernichtet und  Gorthaur, der Grausame, erhebt sich."


Und das Wesen, das dies aus ihm gemacht hatte. Das Wesen was seinen Bruder getötet hatte, hatte nur gesagt: "Er gehört mir! Mairon ist nun mein, für immer!"



Plötzlich schrie er auf. Seine Stimme hallte über Valimar und wurde von vielen Ohren gehört.


"Ich werde dich Rächen Bruder! Wir, die Hano en Náre, die Brüder des Feuers werden jeden vernichten der uns Leid angetan hat. Ich finde dich, Mairon. Das versprech ich dir!", rief Mindor, Bruder des Aulendil und mächtigster Maia im Dienste Aules.  Dann begann der Ainu zu singen und die Wörter kamen direkt aus seinem Herzen.




 


Tränen eines Engels

halte meine Augen zu
halte meine Ohren zu


Sage mir, dass diese Wörter eine Lüge sind
Es kann nicht wahr sein
Dass ich dich verliere

Die Sonne kann nicht vom Himmel fallen


Kannst du den Himmel weinen hören?
die Tränen eines Engels
die Tränen eines Engels


Bring jede Uhr zum stillstehen
Sterne sind im Stoß
Der Fluss wird zum Meer fließen


Ich will dich nicht fliegen lassen
Ich will nicht auf Wiedersehen sagen
Ich will nicht, dass du mir entgleitest


Kannst du den Himmel weinen hören?
die Tränen eines Engels
die Tränen eines Engels
die Tränen eines Engels
die Tränen eines Engels.


Halte durch
Sei stark


wir werden jeden Tag wachsen
Ich bin hier, fürchte dich nicht

Kleines lass es nicht gehen


(ooooooooooohhhhhhhhh)


lass es nicht gehen


(ooooooooooohhhhhhhhh)


halte meine Augen zu
halte meine Ohren zu
Sage mir, dass diese Wörter eine Lüge sind…


(Tears of a Angel von Rayndan Songtext, deutsche Übersetzung)

 




Nachdem er gesungen hatte flüsterte er in Richtung Osten: "Ich liebe dich Bruder und ich vermisse dich. Komm zu mir zurück. Warum hast du mich für Melkor verlassen?"


Dann griff ihn die Erinnerung und er gedachte der schmerzvollen Tage, die er durchlitten hatte.

 

    ~~~    





Er sieht in die Augen seines Meisters. Er verbeugt sich und streckt Aule den silber-weißlichen Klumpen hin, den er soeben aus verschiedenen Stoffen Ardas erschaffen hat.


"Seht Herr, ich nenne es Kristall. Ich habe es aus Eisen und Wasser und verschieden Erdkrusten Ardas geschaffen. Ist es nicht wunderschön?", sagt er, wie ein Kind, dass seinem Vater ein wunderbares Geschenk übergibt.  Doch Aule sieht ihn nur stirnrunzelnd an. Er ist ganz und gar nicht begeistert. Sein Bart zuckt und wenn sein Bart zuckt, wird er gerade  wütend. Mindor weicht einen Schritt zurück. Aules Augen beginnen plötzlich zu leuchten.


" Ich habe dies geschaffen. Kein Wort mehr darüber. Wie heißt es?", fragt der Vala.


Mindor holt tief Luft. "Ich habe dieses Werk gemacht. Ihr habt keinen Anspruch darauf, Herr. Es nennt sich Kristall. Aber ich habe es entdeckt. Mir gebührt die Ehre es Súlimo zu präsentieren." Er sieht Aule nun Ängstlich an. Noch nie hat jemand dem mächtigen Aratar widersprochen, mit Ausnahme von Mairon.


"Du willst diese Werk für dich beanspruchen?", knurrt Aule. Seine Augen funkeln ihn an. Er ist wütend. Langsam nimmt Aule seinen Hammer von der Schulter.  


Mindor starrt den Vala Angsterfüllt an. Er weicht zurück und sieht sich nach einem Fluchtweg um. Doch er befindet sich vor der Werkstat Aules in Valmar. Er wird nicht entkommen.


"Meister! Bitte! Es tut mir Leid", wimmert er. Doch Aules eisiger Blick sagt ihm, dass er mit flehen nicht weit kommen wird.  Dann versucht Mindor wegzulaufen, doch der Valar packt ihn und zerrt ihn zurück in den Hof. Mindor sieht seinen Bruder entsetzt dort stehen.


Mindor beginnt zu schreien: "Hilfe Hilfe! Bitte! Meister, nein!" Doch Aule zerrt ihn in die Werkstatt. Er drückt den Maia zu Boden und reißt einen Lappen mit dem Normalerweise die Arbeitsflächen gesäubert werden von einem der Tische und schiebt diesen seinem Diener in den Mund. Verzweifelt windet sich Mindor in Aules Griff und versucht seine Gestalt abzulegen. Dann wird ihn Aule nicht mehr festhalten können. Doch Der Vala lässt seine Macht auf Mindor übergleiten und bindet ihn an seinen Körper. Aule drückt seinen Zögling brutal zu Boden und ignoriert das Wimmern seines Opfers.  


"Wer hat das Kristall geschaffen? Du?", zischt der Aratar und hebt seinen Hammer.


Mindor nickt entschlossen. Er lässt sich nicht einschüchtern. Dann kracht der Hammer auf sein Gesicht. Seine Nase wird gebrochen und heißes Blut läuft seine Hroa herab. Plötzlich bemerkt Mindor, dass er den Schmerz unnatürlich deutlich wahrnimmt. Er fühlt plötzlich seinen Körper. Sein Meister hat ihn in eine Atanigestalt gezwängt um ihn so foltern zu können. In seiner materiellen Ainurgestalt, könnte er nur bedingt Schmerz empfinden. In dieser war es unmöglich ihn zu foltern.


"Wer hat das Kristall geschaffen?", brüllt Aule. und drückt seinen Kopf fest zu Boden.


"Hmpf Hmpf Hmm!" stößt Mindor gequält durch den Knebel aus.


" Ich kann dich nicht hören, mein Schüler!" spottet Aule.


"Aber ich kann euch hören, Vala!", sagt plötzlich eine weibliche grauenhafte Stimme und Aule wird von Mindor heruntergerissen.  Doch bevor der Maia sich erheben kann bohrt sich eine Greifzange in sein Bein. Er schreit geknebelt auf und nimmt sich endlich das Tuch aus dem Mund. Dann sieht er eine riesige Spinne, die ihn zu sich zieht.


Ungoliant, denkt er noch, bevor er von Spinnweben umwickelt wird. Die Spinne entführt den Maia und bringt ihn nach Mittelerde.




 

   ~~~~    





Mindor schlägt die Augen auf und sieht mit entsetzten, dass er sich nicht mehr in Aman befindet. Er sieht eine riesige Festungsruine. Mindor sieht plötzlich seinen Bruder und einen anderen Ainu. Er will nach Mairon rufen, doch sein Mund ist mit etwas Klebrigem umwickelt. Sein ganzer Körper ist gefesselt und verschnürt.  Er windet sich leicht und sieht, dass Mairon auf ihn zukommt.


"Ich werde zurückkehren, egal was die Valar mit mir machen", sagt Mairon zu Melkor. Denn der andere Ainu war Melkor. Mairon nimmt seinen Bruder in die Arme.


"Ich lasse nicht zu, dass er dir wehtut. Ich bringe dich hier weg, Mindor", flüstert sein Bruder und der Ainur trägt ihn fort und zurück nach Aman.  



 

 ~~~~  



Dann findet sich Mindor plötzlich im Máhanaxar wieder. Er steht neben Curumo. Die Valar sitzen auf ihren Thronen und blicken voller Verachtung auf Mairon, der wie einst Melkor vor drei Zeitaltern im Ring der Mächte steht. Sein armer Bruder steht da wie ein Häufchen elend.  


"Mairon, Diener Aules, Maia im Dienste eines Aratars und Mitglied der Nárefea.  Was wird euch vorgeworfen?", eröffnet Manwe den Rat.


"Er hat Melian und Mirilia geschunden. Er soll dafür bezahlen, was er meinen Töchtern angetan hat!", schreit Vána. Orome legt seiner Frau eine Hand auf die Schulter und versucht sie zu beruhigen. Doch die Valiere wird immer wütender.


"Mutter, Ich bringe meine Schwestern", ertönt die Stimme einer niederen Vali. Es ist Nelique, die jüngste Tochter von Vána und Orome. Begleitet wird sie von ihren Schwestern Melian und Mirilia und auch von ihrer Tante Yavanna.  


Melian und ihre Schwester treten in den Máhanaxar. Die Beiden sehen sich ängstlich an. Melian atmet tief durch und sieht zu Manwe empor.


"Es tut mir Leid. Aber ich und Miliria können uns an nichts erinnern. Ich weiß, dass ich mit Tulkas gesprochen habe und dann nach Lorien gegangen bin. Ich habe den Garten betreten und ab da ist alles schwarz. Das nächste an das ich mich erinnere ist, das Namo und mein Herr uns fanden", sagt Melian.


"Ich muss mich leider meiner Schwester anschließen. Ich war bei Yavanna und bin dann nach Lorien zurückgekehrt und dann wurde alles schwarz", erklärte Miliria.


"Was hast du dazu zu sagen, Verräter!", knurrt Oromé. Er versucht seinen Zorn zu zügeln. Aber jeder sieht wie sehr der Atar leidet.


"Ich war es. Ich habe Melian und Miliria gezwungen mit mir zu singen. Ich habe Melian gefesselt und Miliria gezwungen unter Erpressung mit mir zu verschmelzen. Dann habe ich mich auch über Melian hergemacht", sagt Mairon entschlossen.


"Warum?", ertönte Vardas Stimme. Mairon starre die Herrin der Sterne an.  


"Ich ich.... wollte ein Ainurili", sagt der Maia spontan. Augenblicklich fasst er sich an den Mund. Leise und verzweifelte Flöten ertönen um Mairon und drücken seine Gefühle aus.


"Hat es geklappt? Bist du Vater?", fragte Manwe stirnrunzelnd.


"Nein, Herr", antwort Mairon. Ein Blick des Königs von Aman reicht und Namo verkündete das Urteil.


"Mairon, du wirst dem Aratar Aule nicht mehr dienen", sagt Namo. Aule nickt zustimmend. Aber in seinem Gesicht stand das Travari.


"Wo soll ich dann hin? Bitte habt Gnade, Mandos!", fleht Mairon und geht auf die Knie.


"Aus seinem Mund spricht die Zunge Morgoths. Ich wette Mairon ist ein Opfer von seinen Intrigen geworden. Ich bin dafür, dass wir abstimmen und alle gemeinsam das Urteil fällen", wirft Tulkas ein.


"Gut, dein Vorschlag ist angenommen Astaldo", verkündet Manwe. Alle Valar stellen sich vor Manwe und Vardas Thronen und halten Rat.  Mairon zittert und starrt die Valar an.


Mindor erträgt diesen Anblick nicht mehr. Er geht auf seinen Bruder zu.


"Hab keine Angst. Ich bin da. Egal was passiert, ich bin bei dir", sagt Mindor. Dann drehen sich die Valar um und Mairon starrt Namo ängstlich an.











Übersetzungen im Kapitel:


Schwarze Sprache von Angband ( Melkian)


Shakhbûrz Thrak Gasch  ---  Dunkler Lord bringe Feuer


Quelle http://lotr.wikia.com/wiki/Melkian











Quenia (elbisch)


Gaelvaire´s schimmerde Weberin ---    ( gael (Qu) schimmernd   vaire (Qu) Weberin


valatarva (Qu) - Machtgehege  --  ( Vala (Qu) - macht göttliche  / tarva( Qu)  - Gehege )


Naicavaire (Qu)  schmerzhafte Weberin (naica -- schmerzhaft/ vaire-- Weberin




Einzelne Wörter:


Atar (S) --- Vater


Naneth (S) --- Mutter



Meldis (S) --- Freundin

 

 

 

Bearbeitet von Varminwea
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Die Ich-Perspektive Nienors ist bezeichnend für den gesamten Text: Näher, immer näher! Der Autor nutzt seine profunden Kenntnisse des Silmarillions, um Nähe zu den Figuren Tolkiens zu erzeugen, die ihn bis zur Schmerzgrenze faszinieren. Auch die Einführung eigener Charaktere dient diesem Zweck: So können Figuren wie Sauron oder Morgoth von bisher unbekannten Seiten beleuchtet werden, was für manche Leser sicherlich reizvoll sein könnte.

Die Geschichte weist durchaus eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Werk Tolkiens auf und findet immer wieder Nischen, in die sich die originellen Seitenhandlungen glaubhaft einfügen. Wobei manche Referenzen leicht didaktisch wirken (z.B. Aufzählung der Aratar).
In der erreichten Distanzlosigkeit zu den nahezu vergötterten Protagonisten liegt aber gleichzeitig die große Schwäche des Manuskriptes: Die ausgewogenen Charaktere Tolkiens werden entmystifiziert, teilweise banalisiert (trotz aufrichtiger Bemühung um authentische Dialoge) und aus dem Gleichgewicht gebracht.

Maßgeblich zur Entzauberung der Originalfiguren trägt auch das etwas steife Emotionssystem der Ainur bei, welches Maiar und Valar die Fortpflanzung ermöglicht. Und völlig deplatziert finde ich (persönlich) das Libido-Konzept, das Aspekte aus „Laws and Customs among the Eladar“ mit der musikalischen Metapher aus der „Musik der Ainur“ zu verflechten versucht.

Das eingestreute Eldarin wirkt stilistisch inkonsistent und scheint von verschiedenen Autoren zu stammen. Die neologische Bricolage ist ziemlich wild zusammengesetzt und folgt keiner erkennbaren Regel (wobei gesagt werden muß, daß auch Tolkiens eigene Namensgebung notorisch grammatikalische Unregelmäßigkeiten hervorbrachte). Schwer vorstellbar, daß der Verfasser der Geschichte selbst aus dem Elbischen übersetzt hat, zumal er bereits mit der korrekten Pluralbildung Schwierigkeiten hat (z.B. „Mindor – Er ist ein Ainur und gehört zu den Maia.)

Stilistisch leidet der Text am überfrachteten Pathos. Der Verfasser erliegt oft der Versuchung, beweisen zu müssen, wie gut er seine Protagonisten kennt.
Allerdings ist ihm auch eine gewisse Beobachtungsgabe zu attestieren. In den Beschreibungen der Örtlichkeiten, Handlungen und inneren Beweggründe der Figuren scheint eine echte Lust am Schreiben auf, die, wenn sie sich lange genug ausgetobt hat, irgendwann mal in einen ernstzunehmenden Stil münden könnte.

Leider erzeugt der emotionale Erfahrungshorizont des Verfassers die typischen Topoi, die vor allem erlebnishungrige Leser von 14 bis 20 ansprechen dürften. Daher gerät die Geschichte insgesamt zu einer Art Ainur Teenage-Soap.

Aber was macht das schon! Nelkhart ist eben keine zwanzig mehr und sein Geschmack nicht das Maß aller Dinge. Es wird der Geschichte nicht schwer fallen, junge Silmarillion-Kenner zu finden, die sich von der beëindruckenden Detailtiefe und der überschäumenden Vorstellungskraft begeistern lassen.


Erfreulich wäre eine ausführlichere Auseinandersetzung mit Aufbau und dramaturgischer Logik des Manuskripts, was ich im Hinblick auf die Menge des Textes und die Knappheit meiner Zeit nicht leisten konnte.
Vielleicht jemand aus der Zielgruppe? Allerdings müßte dazu die gesamte Geschichte gelesen werden.

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