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[1-6] Brynhildr


Alatariel

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Hallo liebe GTL-Mitstreiter!

Da ich gestern nicht im Internet war, kommt diese Kapiteleröffnung einen Tag zu spät. Mais voilà: Wir besprechen im Rahmen der Leserunde 'Gemeinsam Tolkien lesen' (GTL) hier im Forum The Legend of Sigurd and Gudrún (Übersetzung von Hans-Ulrich Möhring: Die Legende von Sigurd und Gudrún) von J.R.R. Tolkien.

In diesem Thread soll der Abschnitt Brynhild besprochen werden.

Allgemeine Informationen zur Aktion "Gemeinsam Tolkien lesen" an sich finden sich hier, speziell zur Leserunde über The Legend of Sigurd and Gudrún gibt es hier weitere Informationen.

Neue Diskussionsteilnehmer sind jederzeit willkommen!

Viel Spaß bei der Diskussion. :-)

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  • 2 Wochen später...

Dann fange ich mal wieder mit einer Zusammenfassung der Strophen an. Bei diesem Abschnitt hatte ich besonders viele Verständnisprobleme, und auch die deutsche Übersetzung konnte mir nur bedingt weiterhelfen. Möglicherweise liegt das daran, dass mir dieser Part der Geschichte nicht so geläufig ist. Stellt Euch also einfach Fragezeichen hinter jeder zweiten Strophenzusammenfassung vor und korrigiert mich entsprechend ;-)

1 Sigurd reitet zum Berg Hindarfell.

2 Grani erblickt ein Licht.

3 Sigurd findet einen schlafenden Mann in der Burg.

4 Sigurd erkennt, dass es sich um eine Frau handelt, und zerschneidet die Rüstung.

5-6 Brynhild erwacht.

7 Brynhild fragt nach Sigurds Identität.

8 Brynhild sagt, sie müsse den Erwählten Ódins ehelichen.

9 Brynhild sagt, der Erwählte sei der Drachentöter und ein Nachfahre Ódins.

10 Sigurd gibt sich als ebenjener zu erkennen.

11 Sigurd und Brynhild versprechen sich einander.

12 Brynhild überreicht Sigurd ein Trinkhorn.

13 Sigurd trinkt aus dem Horn.

14 Sigurd tut Brynhilds Worte, dass er Verderben und Ruhm bringe, ab.

15 Brynhild rät Sigurd, keine Rachegedanken zu hegen.

16 Brynhild warnt Sigurd vor Versuchungen.

17 Brynhild prophezeit Sigurd ein kurzes Leben.

18 Sigurd schwört Brynhild ewige Treue.

19 Sigurd und Brynhild verloben sich. Das Schicksal kündigt sich an.

20 Sigurd und Brynhild reiten.

21 Brynhild kündigt an, in ihr Land heimzukehren.

22 Brynhild trägt Sigurd auf, Länder zu erobern.

23 Brynhild kehrt in ihr Land zurück. Sigurd erreicht Gjúkis Hof.

Bearbeitet von Cadrach
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19 Sigurd und Brynhild heiraten. Das Schicksal kündigt sich an.

Die Strophe lese ich etwas anders, Cadrach. Ich sehe es eher als Verlobung an. In Strophe 22 spricht Sigurd von seiner Wölsungenbraut, nicht Frau. Außerdem scheint das Erwerben einer Königswürde Bedingung für die Heirat zu sein, wie Brynhildr selbst in der gleichen Strophe sagt: "Ich war Königin einst, einen König begehr ich."

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Aber in meiner Version verloben sie sich doch schon in Strophe 11 :-O Ich war mir da wirklich unsicher: Normalerweise verwendet Tolkien ja, wenn er die gleiche Situation noch einmal beschreibt, die gleichen Wörter. Strophe 11 und 19 sind hingegen völlig unterschiedlich formuliert. Allerdings war meine Unsicherheit bei Strophe 11 bei Weitem größer - verloben die sich da eventuell gar nicht? Aber was passiert dort sonst? Plausibel ist Dein Einwand aber auf jeden Fall (und wahrscheinlich auch richtig) :-)

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2 Grani erblickt ein Licht (die Fahne?).

Wieso Fahne? Den Ort mit der Standarte wo Brynhildr liegt, sieht er doch erst in der nächsten Strophe; hingegen wird das Feuer ja deutlich beschrieben. Oder worauf beziehst du dich?

7 Brynhild fragt nach Sigurd Identität.
Wieso beschriebt sich Sigurd hier als "raven-haunted"? Ist das eine Anspielung auf die Abstammung von Odin oder sein vorbestimmtes Schicksal? Oder bezieht er sich auf den Raben der ihm vom Hind(ar)fell erzählt hat?

12 Brynhild überreicht Sigurd ein Trinkhorn. (Horn der Macht? Bekannte Symbolik?)

Zeremonien mit Trinkhörnern sind ja weit verbreitet (immerhin gab es das ja sogar bei meiner Immatrikulation. :ugly:) und in der nordischen Kultur reichte - soweit ich weiß - die höchstrangige Frau den Männern sowohl beim Willkommensgruß als auch beim Abschied ein Trinkhorn. Der Ritus taucht ja auch später bei Grimhild noch einmal auf. Mit der Symbolik in der nordischen Mythologie bin ich nicht so vertraut, aber ein Trinkhorn hat sicherlich von Reichtum und damit auch von Macht gezeugt. Und in der hebräischen Kultur war das Horn z.B. nicht nur ein Symbol für Kampfesstärke und Macht, sondern auch für Ehre (vgl. Ps. 92:10).

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2 Grani erblickt ein Licht (die Fahne?).

Wieso Fahne? Den Ort mit der Standarte wo Brynhildr liegt, sieht er doch erst in der nächsten Strophe; hingegen wird das Feuer ja deutlich beschrieben. Oder worauf beziehst du dich?

Du willst wissen, wie ich darauf komme, dass das Licht die (leuchtende) Fahne sein könnte? Die Antwort ist einfach: Indem ich "hissed" mit "gehisst" übersetze, was in der Kombination "hissed and wavered" durchaus Sinn ergibt und sich ja höchstwahrscheinlich auf eine Fahne beziehen muss :anonym: Mea culpa

7 Brynhild fragt nach Sigurd Identität.
Wieso beschriebt sich Sigurd hier als "raven-haunted"? Ist das eine Anspielung auf die Abstammung von Odin oder sein vorbestimmtes Schicksal? Oder bezieht er sich auf den Raben der ihm vom Hind(ar)fell erzählt hat?

Letzterer verfolgt Sigurd ja aber nicht, oder? Ich vermute, dass es sich um Hugin (oder auch Hugin und Munin gemeinsam) handelt, insbesondere wenn man den Zusammenhang "here red from battle / raven-haunted" betrachtet. In der Lieder-Edda ist Hugin ein Rabe des Schlachtfelds und trinkt Sigurds Blut. Vielleicht übernimmt Tolkien dieses Bild ja auch, sodass die Formulierung in gewisser Weise eine Vorankündigung ist.

Gar keinen Sinn ergibt an dieser Stelle Möhrings Übersetzung: "noch rot vom Rabenfraß / rauhen Kampfs". Was soll hier denn die Aussage sein!?

Übrigens hat Tolkien das "raven-haunted"-Bild noch in einem anderen Werk aufgegriffen: dem Lay of Leithian. Dort heißt es:

Dor-na-Fauglith, Land of Thirst,

they after named it, waste accurst,

the raven-haunted roofless grave

of many fair and many brave.

12 Brynhild überreicht Sigurd ein Trinkhorn. (Horn der Macht? Bekannte Symbolik?)

Zeremonien mit Trinkhörnern sind ja weit verbreitet (immerhin gab es das ja sogar bei meiner Immatrikulation. :ugly:) und in der nordischen Kultur reichte - soweit ich weiß - die höchstrangige Frau den Männern sowohl beim Willkommensgruß als auch beim Abschied ein Trinkhorn. Der Ritus taucht ja auch später bei Grimhild noch einmal auf. Mit der Symbolik in der nordischen Mythologie bin ich nicht so vertraut, aber ein Trinkhorn hat sicherlich von Reichtum und damit auch von Macht gezeugt. Und in der hebräischen Kultur war das Horn z.B. nicht nur ein Symbol für Kampfesstärke und Macht, sondern auch für Ehre (vgl. Ps. 92:10).

Ah, dankeschön. Das hilft mir doch schon sehr weiter :-)

(immerhin gab es das ja sogar bei meiner Immatrikulation. :ugly:)

Nach der Verabschiedung kann mich nichts mehr schocken^^"Kraft des mir verliehenen Amtes ernenne ich Sie zum Bachelor of Arts. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" :ugly:

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Aber in meiner Version verloben sie sich doch schon in Strophe 11 :-O Ich war mir da wirklich unsicher: Normalerweise verwendet Tolkien ja, wenn er die gleiche Situation noch einmal beschreibt, die gleichen Wörter. Strophe 11 und 19 sind hingegen völlig unterschiedlich formuliert. Allerdings war meine Unsicherheit bei Strophe 11 bei Weitem größer - verloben die sich da eventuell gar nicht? Aber was passiert dort sonst? Plausibel ist Dein Einwand aber auf jeden Fall (und wahrscheinlich auch richtig) :-)

Ich denke, sie "verloben" sich in beiden Strophen. Der Schwur verändert sich jedoch. Das erste spontane Versprechen (Strophe 11) nachdem sie sich gerade kennengelernt haben. Später dann das feste (Treue-)Versprechen (Strophe 19).

Sie bleibt dann auch bis zur Trennung relativ unpersönlich. Brynhild nennt Sigurd sogar "Lord" in Strophe 21. Das zusammen mit der schon erwähnten Bedingung, Sigurd müsse erst König werden, nehme ich als Indiz dafür, das sie noch nicht verheiratet sind.

In diesem Abschnitt ist mir zum ersten Mal bewußt geworden, das ich mit der Übersetzung nicht immer einverstanden bin. Sie scheint mir sogar zum Teil sinnentstellend zu sein.

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Ja, Deine Erklärungen klingen sehr sinnvoll. Die Bedeutungsverschiebung zwischen den beiden Verlobungen erklärt auch den unterschiedlichen Sprachgebrauch. Man könnte zur Differenzierung auch sagen, in Strophe 11 versprechen sie sich einander, in Strophe 19 verloben sie sich.

Wäre es in Ordnung, wenn ich die Korrekturen in meine Zusammenfassung eintrage? Dann haben wir oben immer den aktuellen Stand :-)

Ich bin bei diesem Abschnitt auch erstmals unzufrieden mit der Übersetzung. Bisher habe ich sie als durchaus sehr gelungen empfunden, aber diesmal gibt es an mehreren Stellen Sinnverschiebungen, die ich nicht nachvollziehen kann.

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Letzterer verfolgt Sigurd ja aber nicht, oder? Ich vermute, dass es sich um Hugin (oder auch Hugin und Munin gemeinsam) handelt, insbesondere wenn man den Zusammenhang "here red from battle / raven-haunted" betrachtet. In der Lieder-Edda ist Hugin ein Rabe des Schlachtfelds und trinkt Sigurds Blut. Vielleicht übernimmt Tolkien dieses Bild ja auch, sodass die Formulierung in gewisser Weise eine Vorankündigung ist.

Gar keinen Sinn ergibt an dieser Stelle Möhrings Übersetzung: "noch rot vom Rabenfraß / rauhen Kampfs". Was soll hier denn die Aussage sein!?

So ganz klar ist mir die Bedeutung dieses Ausdrucks immer noch nicht, aber vielleicht stoßen wir bei weiterer Recherche ja noch auf etwas Erhellendes. ;-) Danke auf jeden Fall schon einmal für die Lay of Leithian-Referenz - auch wenn ich den konkreten Zusammenhang momentan noch nicht sehe ist diese Übereinstimmung ja trotzdem interessant. :-)

Man könnte zur Differenzierung auch sagen, in Strophe 11 versprechen sie sich einander, in Strophe 19 verloben sie sich.
Ich lese ja die deutsche Übersetzung nicht mit, aber steht dort, dass sie sich einander versprechen? Im Englischen steht ja nur "twain there plighted"; das kann sich auf auf jede nur erdenkliche Art von Schwur/Eid beziehen. Bei Magnusson antwortet Sigurd beispielsweise mit folgenden Worten auf Brynhildrs Warnung: "Ne'er shall I flee,

Though thou wottest me fey;

Never was I born for blenching,

Thy loved rede will I

Hold aright in my heart Even as long as I may live."

Das wäre ja auch eine Art Versprechen ihre Worte ernst zu nehmen und seine Pflicht (etymologisch verwandt mit "to plight") zu erfüllen.

Vielleicht soll das also nur die Ernsthaftigkeit der Situation und der gesprochenen Worte unterstreichen?

Oder die Aussage ist einfach als eine Art Prolog gedacht, der dem folgenden Zwiegespräch vorangestellt ist und die Situation zusammenfasst.

Wäre es in Ordnung, wenn ich die Korrekturen in meine Zusammenfassung eintrage? Dann haben wir oben immer den aktuellen Stand :-)
Klar! :-) Bearbeitet von Alatariel
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Letzterer verfolgt Sigurd ja aber nicht, oder? Ich vermute, dass es sich um Hugin (oder auch Hugin und Munin gemeinsam) handelt, insbesondere wenn man den Zusammenhang "here red from battle / raven-haunted" betrachtet. In der Lieder-Edda ist Hugin ein Rabe des Schlachtfelds und trinkt Sigurds Blut. Vielleicht übernimmt Tolkien dieses Bild ja auch, sodass die Formulierung in gewisser Weise eine Vorankündigung ist.

Gar keinen Sinn ergibt an dieser Stelle Möhrings Übersetzung: "noch rot vom Rabenfraß / rauhen Kampfs". Was soll hier denn die Aussage sein!?

So ganz klar ist mir die Bedeutung dieses Ausdrucks immer noch nicht, aber vielleicht stoßen wir bei weiterer Recherche ja noch auf etwas Erhellendes. ;-) Danke auf jeden Fall schon einmal für die Lay of Leithian-Referenz - auch wenn ich den konkreten Zusammenhang momentan noch nicht sehe ist diese Übereinstimmung ja trotzdem interessant. :-)

Nun, wenn Tolkien Hugin als Sinnbild für das Schlachtfeld nutzt, dann kann "raven-haunted" hier sinngemäß "vom Schlachtfeld/Tod verfolgt" bedeuten: Sigurd als Túrinsfigur, der Verderben mit sich bringt, wie Brynhild es ja auch später ankündigt. Auf die Stelle im Leithian-Lied bin ich auch nur zufällig bei der Recherche gestoßen. Aufgrund mangelnder Kenntnis des Liedes bleibt mir die Sicht auf einen Zusammenhang hier allerdings ebenfalls versperrt ;-)

Man könnte zur Differenzierung auch sagen, in Strophe 11 versprechen sie sich einander, in Strophe 19 verloben sie sich.
Ich lese ja die deutsche Übersetzung nicht mit, aber steht dort, dass sie sich einander versprechen? Im Englischen steht ja nur "twain there plighted"; das kann sich auf auf jede nur erdenkliche Art von Schwur/Eid beziehen. Bei Magnusson antwortet Sigurd beispielsweise mit folgenden Worten auf Brynhildrs Warnung: "Ne'er shall I flee,

Though thou wottest me fey;

Never was I born for blenching,

Thy loved rede will I

Hold aright in my heart Even as long as I may live."

Das wäre ja auch eine Art Versprechen ihre Worte ernst zu nehmen und seine Pflicht (etymologisch verwandt mit "to plight") zu erfüllen.

Vielleicht soll das also nur die Ernsthaftigkeit der Situation und der gesprochenen Worte unterstreichen?

Oder die Aussage ist einfach als eine Art Prolog gedacht, der dem folgenden Zwiegespräch vorangestellt ist und die Situation zusammenfasst.

Tatsächlich ist die Übersetzung hier eindeutig:

Von Licht umleuchtet

gelobten sich siegreich

die beiden einander

auf Bergeshöhen.

Allerdings habe ich die Zusammenfassung so aus dem englischen Original gezogen. Ich bringe hier mal meine wörtliche Übersetzung an, wie sie schlimmer nur der Latein-Unterricht hervorbringen könnte ;-)

Treueschwur im Triumph

selbander dort versprochen

allein auf dem Berg;

Licht war um sie.

Für mich ist das Wort "troth" (Treueschwur) schon ein tendenzielles Indiz, eindeutig wird es meines Erachtens durch das "twain", also selbander: Die beiden leisten sich den Treueschwur gegenseitig. Nimmt man dann noch die Anrede vorher hinzu, "bride of Völsung / Brynhild chosen" bleibt für mich keine andere Möglichkeit als die Verlobung der beiden. Oder übersehe ich da etwas? :kratz:

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"...noch rot vom Rabenfraß rauhen Kampfes."

Vielleicht macht Möhrings Übersetzung Sinn, wenn man das Bild vom Raben als Aasfresser nach einem Kampf oder einer Schlacht nimmt, wie Du es schon erwähnt hast Cadrach.

Nach dem Kampf mit Fafnir brät Sigurd dessen Herz. Bei Tolkien kostet er vom tropfenden Blut (und versteht die Vögel), bei Simrock aber ißt er auch einen Teil des Herzens. Und in anderen Texten badet er sogar im Blut des Drachen. Er ist also noch "rot" (wenn auch nur im übertragenden Sinn) vom Kampf mit Fafnir und er hat getan, was sonst nur die Raben tun, vom toten Drachen gegessen bzw. getrunken. Hinzu kommt das die Raben als Odins- und Geistervögel Sigurd als Odins Sohn charakterisieren.

Damit wäre zwar Möhrings Übersetzung nicht sehr nah am wörtlichen Originaltext, charakterisiert Sigurd aber sehr gut und spielt nochmals auf den Kampf mit Fafnir an.

Vielleicht kann man es ja so verstehen.

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Oder übersehe ich da etwas? :kratz:

Ich glaube, das es hier nicht so unbedingt um eine "Verlobung" geht. Sondern eher um das gegenseitige Erkennen und Anerkennen ihrer Person und ihrer Aufgabe bzw. ihrer Schicksale. Sie feiern mit dem Schwur ihr Treffen. Und als dann beiden klar wird, was auf sie zukommt, schwören sie sich ewige heilige Treue (strophe 19).

Damit erkläre ich mir die Worte "Triumph" bzw. "siegreich".

Das ist zwar noch ein bißchen unausgegoren, aber ich arbeite daran.

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Das ist zwar noch ein bißchen unausgegoren, aber ich arbeite daran.

Bist Du hier schon zu neuen Ideen/Ergebnissen gekommen? Im Moment tendiere ich noch klar zur Verlobungsvariante, aber vielleicht kannst Du mich ja doch noch überzeugen :-)

Vielen Dank übrigens für Deine Rabenfraß-Erläuterung :-)

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  • 3 Wochen später...

Das ist zwar noch ein bißchen unausgegoren, aber ich arbeite daran.

Bist Du hier schon zu neuen Ideen/Ergebnissen gekommen? Im Moment tendiere ich noch klar zur Verlobungsvariante, aber vielleicht kannst Du mich ja doch noch überzeugen :-)

Der Kommentar zum Guðrun-Kapitel gibt Aufschluss über die Beschaffenheit des Eids:

On the next day he went to her, and at the end of a strange conversation she said to him: ‘It is not fated that we should dwell together; I am a shieldmaiden

and I wear a helmet among the warrior-kings. To them I give aid in battle; and battle is not hateful to me.’ But when Sigurd said that if this were so

‘the pain that lies therein is harder to bear than a sharp sword’ Brynhild replied that she would muster men for battle, ‘but you will wed Gudrún, Gjúki’s

daughter.’ ‘No king’s daughter shall beguile me,’ said Sigurd; ‘I am not double-hearted; and I swear by the gods that I shall have you or no woman else.’

Then Brynhild spoke in the same way; and Sigurd gave her a gold ring, ok svörðu nú eiða af nýju, ‘and they renewed their oaths’.

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Das ist zwar noch ein bißchen unausgegoren, aber ich arbeite daran.

Bist Du hier schon zu neuen Ideen/Ergebnissen gekommen? Im Moment tendiere ich noch klar zur Verlobungsvariante, aber vielleicht kannst Du mich ja doch noch überzeugen :-)

Der Kommentar zum Guðrun-Kapitel gibt Aufschluss über die Beschaffenheit des Eids:

On the next day he went to her, and at the end of a strange conversation she said to him: ‘It is not fated that we should dwell together; I am a shieldmaiden

and I wear a helmet among the warrior-kings. To them I give aid in battle; and battle is not hateful to me.’ But when Sigurd said that if this were so

‘the pain that lies therein is harder to bear than a sharp sword’ Brynhild replied that she would muster men for battle, ‘but you will wed Gudrún, Gjúki’s

daughter.’ ‘No king’s daughter shall beguile me,’ said Sigurd; ‘I am not double-hearted; and I swear by the gods that I shall have you or no woman else.’

Then Brynhild spoke in the same way; and Sigurd gave her a gold ring, ok svörðu nú eiða af nýju, ‘and they renewed their oaths’.

Über den Inhalt des Eides, denke ich, besteht kein Zweifel. Die "Verlobung" wollte ich nicht in Frage stellen; eher eine Erklärung finden, für den doppelten Eid.

Wenn ich den Kommentar richtig verstehe hat Tolkien hier eine Schilderung aus der Saga in das Lied übernommen (den zweiten Schwur). Vielleicht soll der zweite Eid einfach nur Siegfrieds Entschlossenheit deutlich machen. Wodurch seine spätere Untreue natürlich auch noch mehr hervorgehoben wird. Aber warum läßt Tolkien Brynhilds Zweifel und Wissen um Siegfrieds Betrug an ihr nicht mit ins Lied einfliessen?

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  • 1 Jahr später...

Über den Inhalt des Eides, denke ich, besteht kein Zweifel. Die "Verlobung" wollte ich nicht in Frage stellen; eher eine Erklärung finden, für den doppelten Eid.

Wenn ich den Kommentar richtig verstehe hat Tolkien hier eine Schilderung aus der Saga in das Lied übernommen (den zweiten Schwur). Vielleicht soll der zweite Eid einfach nur Siegfrieds Entschlossenheit deutlich machen. Wodurch seine spätere Untreue natürlich auch noch mehr hervorgehoben wird. Aber warum läßt Tolkien Brynhilds Zweifel und Wissen um Siegfrieds Betrug an ihr nicht mit ins Lied einfliessen?

Also in der Völsungasaga ist der Ablauf folgendermaßen:

1. Sigurd zerschneidet die Rüstung, Brynhild erwacht, erkennt Sigurds Identität und berichtet von ihrem Schwur und Odins Richtspruch (hier Strophen 4-10)

2. Sigurd bittet um Rat uns Weisheit

3. Brynhild gibt ihm den Trinkbecher und erzählt ihm von Runen (hier Strophe 12)

4. Brynhild stellt Sigurd vor eine Entscheidung - wer möchte er sein und was möchte er haben? Wird er tapfer sein?

5. Sigurd bekräftigt, dass er nie feige sein und fliehen wird (Strophe 13). Er spricht von ewiger Liebe zwischen ihm und Brynhild. (?)

6. Brynhilds weise Ratschläge (15-17)

7. Sie versprechen einander, dass sie keinen anderen Partner vorziehen werden. In der deutschen Übersetzung ist von mehreren Eiden die Rede (19)

 

Auf diesem Hintergrund sehe ich den zweifachen Schwur so: Der erste Eid folgt auf das Trinkritual. Im Sigrdrífumál ist dieser Trunk ein minnisveig - ein Gedächtnisbecher - der traditionell vor einem Sumbel herumgereicht wird. Dem Sumbel muss dann immer ein Eid folgen und in diesem Fall sehe ich diesen Eid als das Versprechen von Sigurd immer tapfer zu bleiben. Obwohl in dieser Strophe schon von der Liebe zwischen Sigurd und Brynhild die Rede ist, scheint sie nicht Gegenstand des Schwurs zu sein. Da auch nicht erwähnt wird, dass Brynhild ebenfalls von dem Becher trinkt leistet sie auch keinen Schwur. Nachdem Sigurd sich entschieden hat, geht Brynhild auf seine ursprüngliche Bitte ein und gibt ihm weise Ratschläge. Erst danach versprechen sie sich einander. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass Tolkien das 'plighted' in Strophe 11 nicht als chronologische Handlung intendierte, sondern es als eine Art Präamble für die darauffolgenden Strophen setzt. Denn auch wenn man den ersten Eid aus der Völsungasaga als Verlobung (o.Ä.) interpretiert, wäre Tolkiens Eid immer noch an der falschen Stelle...

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