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Veränderungen von Mittelerdes Geschichte


Murazor

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Hallo allseits!

Ich habe den Abbruch einer Fanfiction, nämlich "Schrecken des Nordens" damit begründet, dass Tolkiens Mittelerde und seine Geschichte oft zu starr sind, um eigene kreative Geschichten darin unterzubringen.

Was mich besonders ärgert und meistens davon abhält Fanfictions zu schreiben, sind die Reihen der Herrscher besonders der Dúnedain. In Arnor wie in Gondor lief es so ähnlich wie in der Bibel (z. Bsp. in Arthedain: Auf Malvegil folgte dessen Sohn Argeleb, auf Argeleb dessen Sohn Araphor, auf Araphor dessen Sohn Arveleg II usw.).

Hier findet sich bei Tolkien die Vorstellung idealer Königsdynastien wieder. Ein König wird immer durch seinen Sohn beerbt, alle sind tugendhaft und der Krone würdig, es finden sich keine Geschichten von Intrigen und Aufruhr, wie man sie aus nahezu allen europäischen Fürstenhäusern kennt.

Wenn ich eine Fanfiction schreiben will, will ich sie oft in Eriador zur Zeit des Hexenkönigs oder der Teilung Arnors spielen lassen. Und dabei bin ich immer wieder versucht diese Königsgeschichten ein wenig zu bearbeiten, um die Geschichten spannender zu machen und mehr Gestaltungsfreiräume zu gewinnen.

Wäre es schon zu viel des Guten, wenn ich vielleicht schreibe, dass ein König wahnsinnig wurde, es zum Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn kam, die Herrschaft der Erben Elendils zeitweise gestürzt wird?

Könnt ihr mir sagen, ob man so etwas in einer Fanfiction schreiben darf, ohne dass man Tolkiens Universum und sein Werk völlig verunstaltet?

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Hallo Murazor,

interessante fragen. Ich habe mir dazu auch schon mal einige Gedanken gemacht.

Hier findet sich bei Tolkien die Vorstellung idealer Königsdynastien wieder. Ein König wird immer durch seinen Sohn beerbt, alle sind tugendhaft und der Krone würdig, es finden sich keine Geschichten von Intrigen und Aufruhr, wie man sie aus nahezu allen europäischen Fürstenhäusern kennt.
In der Tat muten die númenórischen Dynastien idealisiert an und sind es zu einem guten Teil auch. Allerdings findet man zwischen den Zeilen (und manchmal auch explizit) Hinweise, daß nicht alles Gold ist was glänzt:

  • Nach Earendur können sich dessen Söhne nicht auf eine reibungslose (normale) Erbfolge einigen. Als Folge zerfällt das Reich. Da die Erbfolge eigentlich klar ist (der Älteste wird König), muß es hoch her gegangen sein in der damaligen Königsfamilie. Und daß sich zwei Reiche neben der älteren Linie etablieren und halten konnten, heißt im Grunde nichts anderes als daß diese jüngeren Söhne genügend politische Rückendedckung von einflußreichen Fürsten hatten, um eine solche Sezession erfolgreich zu vollziehen. Interessant ist auch die Frage weswegen die ältere Linie in Arthedain nicht versucht hat, die Abspaltung mit Gewalt zu verhindern. Wollte oder konnte Amlaith nicht?
  • Nach Valacars Tod bricht in Gondor offener Bürgerkrieg aus. Dies ist natürlich recht weit von der "idealen" Linie entfernt. Möglicherweise haben die gondorischen Mächtigen das Schicksal Arnors bei einer ernsthaften Thronstreitigkeit vor Augen gehabt (=Sezession) und es deswegen der staatlichen Einheit wegen auf einen blutigen Bürgerkrieg ankommen lassen.
  • Nach dem Bürgerkrieg werden die Könige von Gondor gegenüber nahen Verwandten mißtrauisch da sie den Bürgerkrieg im Gedächtnis haben und andere königlichen Blutes die im (echten?) Verdacht standen solche Ambitionen zu haben, beobachteten und wohl auch mal eliminierten falls diese nicht vorher flohen (HdR, Anhang A, "Die Númenórischen Könige", Ende des Abschnittes zu den Königen von Gondor)

Diese Beispiele zeigen schon einige Risse im "idealen" Bild der Könige. dazu kann man noch "zwischen den Zeilen" lesen. So kann (muß aber nicht) eine ereignislose Zeit (d.h. wo nichts großes seitens der Könige berichtet wird) als eine Periode mit einem eher mittelmässigen (oder auch schwachen bzw. unfähigen) Herrscher gedeutet werden, der den Herausforderungen seiner Zeit nicht gewachsen war. Malvegil von Arnor wäre ein solcher Fall. Angmar wird auf einem Teil seines Reichsterritoriums gegründet und was macht er bzw. Arthedain? Nichts! Oder auch die anderen Teilreiche (hier Rhudaur) haben evtl. andere Interessen, so daß sie eines kurzfristigen Vorteils willen die langfristige Katastrophe in kauf nehmen (oder gar nicht die nötige Weitsicht hatten). Dies kann man klar als ein Versagen der jeweiligen Herrscher deuten. In solchen Perioden schwacher Könige haben wahrscheinlich die anderen etablierten Staatsstrukturen für Kontinuität gesorgt, doch die Führungsimpulse, für die ein Herrscher in erster Linie da ist die fehlen. Sowas bietet schon einige Möglichkeiten für hier angesiedelte Fan-fiction, die ein wenig "hinter die Fassade" der "idealen Könige" schaut.

Insgesamt muß aber trotz allem sagen, daß die Herrscher der Getreuen stark überdurchschnittlich mit fähigen oder zumindest passablen Regenten ausgestattet sind. Die lange,, ununterbrochene Dynastie ist wohl der Idealisierung zuzuschreiben, aber trotzdem finden sich auch hier (s.o.) Ansatzpunkte für fan-fiction wie Du sie beschreibst.

Viele Grüße

Tolwen

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