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Kunstsprachen Tolkiens und ihr Ursprung


Leithian

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hallo!

für mein spezialgebiet bei der matura, habe ich in englisch als thema tolkiens sprachen und deren ursprung gewählt; im besonderen quenya und sindarin. im internet fand ich genau ein buch dazu: "The Ring of Words: Tolkien and the Oxford English Dictionary" von gilliver, marshall, weiner.

etwas hinderlich ist nur, dass in dem buch alle häufig von tolkien benutzten begriffe aufgelistet und erklärt werden; meinen schwerpunkt für das spezialgebiet wollte ich aber auf die elbischen sprachen im vergleich mit dem englischen, walisischen und norwegischen setzen. kennt jemand literatur auf englisch dazu?

- oder auch bücher oder internetseiten, die einen vergleich zwischen dem "normalen" und "höheren" englisch und sindarin und quenya bringen? (-und deren angedachter entwicklung tolkiens; dort müssten parallelen zu finden sein zur ausbildung zweier vesch. arten englisch in gb)

würde mich wirklich über vorschläge freuen. :-)

danke schonmal im vorhinein und liebe grüße, Leithian

edit: ...mir fällt gerade auf, das hätte jetzt besser zu den sprachen und schriften tolkiens gepasst... :-0

Bearbeitet von Leithian
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  • 2 Wochen später...

Jetzt muss ich mir doch mal Zeit nehmen, auch wenn ich das Thema leider nicht selbst aus diesem Forum verschieben kann.

Du hast dir echt was vorgenommen, weißt du das? Das Thema ist wirklich sehr komplex.

Aber zuerst sollte man vielleicht ein paar Punkte ansprechen, bei denen scheinbar - zumindest, wenn ich dich richtig verstehe - ein bisschen Unklarheit zu herrschen scheint.

Tolkien hat seine Elbensprachen nach dem Schema indogermanischer Sprachmuster aufgebaut. Das heißt, sie haben gemeinsame Wurzeln, aber jede eine eigenständige Entwicklung. Sie sind verwandt, aber unabhängig voneinander. Jetzt mal von Lehnwörten und dergleichen abgesehen, die Tolkien auch hier hat auftauchen lassen, ganz wie in echten Sprachengeflechten eines Kulturkreises.

Die beiden wichtigsten sind Quenya und Sindarin. Quenya ist von der Phonologie dem Finnischen aus der Finno-ugurischen Sprachfamilie (,ich weiß nicht, wie du auf Norwegisch kommst, das wäre eine germanische Sprache) und Sindarin dem Walisischen (also einem keltischen Idiom) nachempfunden. Mit Englisch haben beide nichts zu tun. Weder grammatikalisch noch phonologisch.

Es ist auch nicht so, dass Quenya ein "höheres Niveau" derselben Sprache wäre als Sindarin, wie du zu glauben scheinst. Beide gehen auf dieselben Wurzeln zurück, etwa wie Französisch und Italienisch auf Latein.

Quenya war die Sprache der Noldor und sie verschwand aus Mittelerde aus ganz profanen Gründen: Zum einen wurden es im Lauf der Kriege gegen Melkor und später Sauron immer weniger Personen, die sie beherrschten und zum anderen hatte Elu Thingol seinen Leuten schlichtweg verboten sie zu sprechen, als er vom Sippenmord der Noldor an den Teleri von Aqualonde erfahren hatte. Wenn die Noldor also in Mittelerde mit anderen Elben kommunizieren wollten, mussten sie Sindarin sprechen. Sindarin setzte sich demzurfolge in Mittelerde durch, während Quenya langsam verschwand und am Ende des Dritten Zeitalters nur mehr eine Reminiszenz in gelehrten Büchern oder für Wissenschaftler und Künstler war. So wie Latein oder Altgriechisch heute für uns.

Gute Quellen zu den Sprachen findest du z.B auf Ardalambion oder auch auf Glǽmscrafu oder auf Sindanórie.

Parallellen zu "zwei verschiedenen Arten Englisch" wirst du allerdings nirgendwo finden, da die Elbensprachen keinen Bezug dazu haben und auch nicht zwei Facetten einer Sprache, sondern eigenständig waren.

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danke erstmal, dass du dich meiner sache angenommen hast, Avor! (=

stimmt, norwegisch hab ich tatsächlich mit dem finnischen verwechselt (ich schaffs immer wieder die beiden länder durcheinander zu mixen.. :rolleyes: ) - und englisch; naja, wenn ich das schon als spezialgebiet in englisch nehme, muss ich wohl oder übel auch vergleiche mit dem englischen anstellen (und hier das interessante; das buch, das ich bereits in meinem letzten post erwähnt hab, versucht u.a. gründe und beweise aufzulisten, dass tolkien seine sprachen und wörter nicht erfand ohne sich vom englischen beeinflussen zu lassen (betrachtet werden daher vorwiegend die zwei jahre, in denen tolkien beim oed arbeitete).

gut dass mit sindarin und quenya jetzt zu wissen; meine annahme kam daher, dass ich mich einmal nicht richtig mit den ganzen elbischen sprachen auskenne und ich mir gedacht habe, quenya könnte so eine art gebildeten-sprache sein, da es von kaum elben gesrpochen wird.

-und auch herzlichen dank für die links! :-)

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Naja, Tolkien war nun mal Philologe. Und sein Spezialgebiet zu der Zeit als er am OED gearbeitet hat - das war ja noch ganz am Anfang seiner Laufbahn, war in der Tat englische Sprache. Das war, wenn mich nicht alles täuscht, von 1918 bis 1920, ehe er nach Leeds berufen wurde.

Da gab es von den Elbensprachen noch lange nicht soviel wie am Ende. Aus dieser Zeit stammen Qenya und Goldogrin. Die späteren Ableger wie Quenya und Noldorin/Sindarin waren da noch lange nicht in Sicht. Aber auch da gab es schon ein Konzept einer Geschichte, wo und warum diese Sprachen sich entwickelt hatten und warum überhaupt aus dem "Primitive Elvish" der Zeit des Erwachens am See von Cuiviénen im Endeffekt unterschiedliche Sprachen entstanden waren.

Inwieweit Englisch tatsächlich Einfluss auf diese frühen Stufen hatte, entzieht sich weitestgehend meiner Kenntnis, aber ich würde dir empfehlen, mal Kontakt zu Aran aufzunehmen. Entweder hier oder am besten im Mellyn Lammath-Forum. Er ist der Betreiber der oben zitierten Sindanórië-Seite und hat wirklich eine Menge Ahnung auch von den frühen Stufen. Er kann dir da sicher mehr dazu sagen. Noch eine Möglichkeit wären vielleicht auch die Jungs von Aglardh (Aran ist auch dort oft zu finden,) die könnten auch Ahnung von der Materie haben. Davon würde ich zumindest ausgehen.

Die späten Stufen lassen sich in jedem Fall nicht auf Englisch zurückführen - nicht mehr, als auf andere mitteleuropäische Sprachen auch. Tolkien hat sich an idiomatischen Redewendungen und Grammatikphänomenen dort bedient, wo ihm eine Sache zusagte und da er in der Grammatik und Idiomatik einer ganzen Reihe von Sprachen bewandert war, sind seine Quellen in dieser Hinsicht vielfältig. Man kann immer mal wieder einzelne Konstruktionen finden, die einen an Latein, an Russisch oder sogar an Deutsch erinnern. (Schönes Beispiel in Sindarin sind etwa unpersönliche Konstruktionen bei manchen Wörtern. Wie bei oltha- "to dream". Tolkien lässt einen Elben nicht sagen: "ich träume", sondern statt dessen "mir träumt". Solche unpersönlichen Konstruktionen finden wir in altertümlichen Redewendungen des Deutschen wie etwa "mir träumt, mir schwant, mich dünkt, mich deucht " etc.)

Ich wünsch dir viel Erfolg bei deinen Nachforschungen.

Bearbeitet von Avor
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Inwieweit Englisch tatsächlich Einfluss auf diese frühen Stufen hatte, entzieht sich weitestgehend meiner Kenntnis, aber ich würde dir empfehlen, mal Kontakt zu Aran aufzunehmen.

*sich hineinteleportier*

Wie Avor sagte, Tolkien hat sich bei vielen Europäischen Sprachen bedient, da muss man immer aufpassen, ob es sich um etwas handelt, was spezifisch Englisch ist oder eher ein gemeinsames Element vom Germanischen/Keltischen/Indo-Europäischen etc. Er hatte es sich auch oft zum Spaß gemacht (jedoch eher in den frühen Jahren), Wörter zweifelhafter oder unbekannter Herkunft auf elbische Wurzeln zurückzuführen, darunter natürlich auch englische/germanische.

Nachweisbaren englischen Einfluss gibt es in der Tat, denn die früheste Stufe des keltischen Zweiges der Sprachen, Goldogrin, zeigt auch Elemente englischer Phonologie, v.a. den 'Great Vowel Shift' (siehe Wynnes Verbanalyse hier, meine Phonologie-Analyse hier und die Grammatik hier). Patrick Wynne sagt in dem verlinkten Artikel auch zurecht, dass Goldogrin wohl eher als eine Anglo-Walisische Hybridsprache zu verstehen ist und nennt weitere Beispiele. Auffällig ist z.B. die Pluralformation, die überhaupt nicht den walisischen Vokalumlautungen entspricht. Vielleicht findest du ja selbst noch mehr.

Die nächste Stufe der Sprache, Frühes Noldorin, ist aber bereits fast zu Walisisch, sehr stark an das Buch von Morris-Jones angelehnt. Die nächsten Stufen, Spätes Noldorin und Sindarin, werden eigenständiger, bleiben aber eindeutig Walisisch im Stil.

Bearbeitet von Aran
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  • 4 Wochen später...

soooo, das spezialgebiet hab ich jetzt schon seit zwei, drei wochen fertiggestellt (musste es leider verallgemeinern um es rechtzeitig fertig zu bekommen). danke nochmal an Avor und Aran für die nette hilfe! die links haben echt geholfen! :-)

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