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Der ewige Gärtner


Mortica

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Heute läuft der Film "Der ewige Gärtner" mit Ralph Fiennes und Rachel Weisz in den Hauptrollen an. Bisher habe ich nur gute Kritiken über den Film gesehen. Er scheint sowohl von der Story her als auch von der optischen Umsetzung sehr sehenswert zu sein.

Hier die Kritik der Netzeitung:

«Der ewige Gärtner»: Liebe, Tod und gute Geschäfte

12. Jan 09:04

Um große Liebe und tödliche Pharma-Geschäfte geht es in Fernando Meirelles Adaption eines Romans von John le Carré. Der Ton ist ähnlich wütend wie im oscar-nominierten Vorgänger «City Of God».

Von Sophie Albers

Zwei Möglichkeiten hat der in Nairobi arbeitende britische Mittelbau-Diplomat Justin Quayle (Ralph Fiennes), um sich den Mord an seiner Frau Tessa (Rachel Weisz) zu erklären: Sie hat ihn mehrfach betrogen, hat sich in Angelegenheiten eingemischt, die sie nichts angingen und wurde schließlich von ihrem afrikanischen Liebhaber umgebracht.

Oder es lag an dem Grund, warum sie immer wieder unbequeme Fragen stellte und in ihrer wilden Art hochrangige Staatsbeamte anging. War der so gewaltig, dass Menschen zu Mördern wurden?

Justin und Tessa waren sich näher gekommen, nachdem sie ihn am Ende eines Vortrags mit heftigen Vorwürfen überschüttete - und das so lange, bis der Saal leer war und Justin sich nach ihrem Befinden erkundigte. Nach einem gemeinsamen Drink landet der freundlich-milde Diplomat mit der akkuraten Frisur schließlich in ihrem Bett. Der begeisterte Gärtner und die hitzköpfige wie schöne Frau werden ein Paar. Als Justins Versetzung nach Nairobi ansteht, will Tessa ihn begleiten. Doch dazu müsste sie seine Ehefrau werden. Also heiraten sie.

In Rückblenden erfährt der Zuschauer zunehmend mehr über die Frau, deren Tod am Anfang des Films steht und über die ihr Mann scheinbar genauso wenig weiß wie das Publikum. Bis er sich entschließt herauszufinden, warum sie ermordet wurde.

Medikamente, die töten

In Afrika angekommen wird die Ehe immer wieder auf die Probe gestellt. Keine Frage, das Paar liebt sich, doch während Tessa sich mit den Machenschaften multinationaler Pharmakonzerne beschäftigt, die sie verdächtigt, an den Aidspatienten in der Dritten Welt medizinische Tests durchzuführen, hat Justin kein Interesse daran, sich einzumischen. Er pflanzt stattdessen Zöglinge in seinem Garten und scheint zu glauben, dass das Böse nicht existiert, wenn man nicht hinsieht.

Das ändert sich, als Tessa stirbt. Noch immer zurückhaltend, doch beharrlich verfolgt er ihre Spuren, trotz der Bitten von Kollegen, damit aufzuhören. Er sucht in Kibera, dem größten Slum Afrikas, unter Flüchtlingen im Sudan und bei Anti-Pharma-Aktivisten in Berlin nach Beweisen. Finden tut er dabei seine Frau, die wegen seines Desinteresses irgendwann aufgehört hatte, ihn einzuweihen. Und je besser er sie kennen lernt, je mehr er ihre Schritte versteht, desto heftiger verliebt er sich in sie.

Meirelles hat nicht nur eine große dramatische Liebesgeschichte verfilmt, er erzählt einen eindringlichen Thriller, in dem es um Loyalität, Menschenwürde und Kapitalismus geht. Und das so unverstellt und geradeaus, wie wohl noch nie ein le Carré adaptiert worden ist.

Unverstellter Blick

Mit der gleichen Geschwindigkeit wie auch schon in seinem oscar-nominierten Werk «City Of God» über Jugendliche in den Favellas von Rio de Janeiro stürmen die Bilder und Worte auf den Zuschauer ein. Gedanken blitzen auf, Erinnerungen brechen ab, Farben überschlagen sich. Und Meirelles ist es tatsächlich gelungen, die Hitze Afrikas sichtbar zu machen, während Justin dem Leben seiner toten Frau hinterher jagt.

Weisz ist eine wundervolle Tessa, die mit all ihrer Wut und Energie die gesamte Leinwand auszufüllen scheint. Fiennes trockener Diplomat ist der Rahmen, gegen den sie sich absetzt, in dem sie jedoch auch zur Ruhe kommen könnte, wenn sie die sie umgebende Ignoranz nicht so wütend machen würde.

http://www.netzeitung.de/entertainment/mov...che/376922.html

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So, ich war am Samstag drin und mein Urteil: Sehr, sehr sehenswert! :anbet:

"Der ewige Gärtner" ("The constant Gardener") ist ein Film der berührt, nachdenklich und betroffen macht. Definitiv der beste Film, den ich seit langem gesehen habe. Ich habe auch schon lange nicht mehr erlebt (aber vielleicht war das nur bei uns im Kino so), dass nach einem Film wirklich erst ein mal tiefes und betroffenes Schweigen herrscht.

Der Film versteht es wirklich geschickt, einen zum Nachdenken zu bringen, er überfordert einen jedoch nicht. Immer wieder wird in Rückblenden die Liebesgeschichte von Justin und Tessa eingeflochten und man sieht soz. auch die schönen Seiten des Lebens. (Wobei es auch kritische und traurige Rückblenden gibt.)

Tragisch ist, dass Justin während der Zeit in Nairobi immer wieder den Verdacht hatte, das Tessa ihn betrügt. Im Laufe seiner Recherchen nach ihrem Tod, erfährt er, dass sie ihm immer treu war und nur ihn geliebt hat.

Auch tragisch, dass er durch seinen Rückzug in die Gartenarbeit, bei Tessa wohl den Eindruck erweckte, er interessiere sich nicht wirklich für ihre Aktionen gegen Pharmakonzerne und Regierung. Dies und ihr Wunsch ihn (und seine Karriere) zu schützen, bewog sie ihm gegenüber zu schweigen.

Im Laufe seiner Recherchen versteht er endlich, was Tessa antrieb. Endlich versteht er sie, kann es ihr aber nicht mehr sagen.

Und nun der ultimative Spoiler, bitte nicht weiterlesen, wer sich vom Ende überraschen lassen will:

Wenigstens geschieht am Ende noch ein wenig Gerechtigkeit: Tessas Cousin und Anwalt verliest auf der Trauerfeier (vor der versammelten Presse und den Trauergästen) für Tessa und Justin einen geheimen Brief eines hohen Regierungsvertreters, den Tessa an sich nehmen konnte und den Justin im Sudan wiederfand.

Bearbeitet von Mortica
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