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Gedichte und Texte


Gast estrielle

Empfohlene Beiträge

So, jetzt reaktiviere ich diesen schönen Thread wieder einmal.

Mir gingen vorhin ein paar Zeilen durch den Kopf und im Gegensatz zu sonst, habe ich sie diesmal aufgeschrieben.

Wie man den wenigen Zeilen entnehmen kann (viel hab ich ja noch nicht), soll das ganze mal ein Märchen werden.

Mich würde jetzt interessieren ob Euch der Anfang gefällt, oder ob ihr sofort sagen würdet "wie langweilig, wie überflüssig, schon tausendmal in ähnlicher Form gesehen: WEG DAMIT"!

Hier kommen also meine Anfangszeilen:

Dereinst, als die Welt noch jung war, da lebten alle Lebewesen in Harmonie miteinander, die Sterblichen, die Unsterblichen, die Magischen, die Magielosen. Egal welcher Art oder welcher Gestalt sie waren. Als die Welt jedoch älter wurde, da begann sich dies zu ändern, Neid kam auf. Jeder wollte das haben, was der andere besaß. Die Sterblichen die Unsterblichkeit, die Nichtmagischen Magie, die Unsterblichen sehnten sich nach Sterblichkeit um sich von der Last der Welt zu befreien, die Magischen beneideten die Nichtmagischen um ihre Unwissenheit und hätten gerne ihre Verantwortung abgegeben. Alle waren unzufrieden und sie begannen sogar Krieg gegeneinander zu führen. Der große Geist blickte voller Verzweiflung auf die Welt und als er es nicht mehr mit ansehen konnte, da beschloss er die Welten zu trennen. Er teilte alle fein säuberlich in Gruppen auf, gab ihnen ihren Platz in der Welt und durch seinen Zauber verhinderte er, dass die Lebewesen zwischen den einzelnen Welten hin und herwandern konnten. Es gab jedoch einige wenige magische Wesen, sowohl Sterbliche als auch Unsterbliche, die die Kraft besaßen zwischen den Welten zu wandeln. Es waren die Einhörner, denen der große Geist diese Gabe geschenkt hatte und die Zauberer, die ihnen dienen sollten. Und von einem solchen Magier soll diese Geschichte handeln.

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ich bin auch ganz begeistert! Bei deinem guten Schreibstil kannst du sicher mehr draus machen und an guten Ideen haperts dir sicher nicht :-)

*drängelzumweiterschreib* :-D

- Editiert von Elbereth am 11.03.2003, 21:47 -

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Danke für Euer Lob! :-D

Auf Eure eigene Verantwortung kommt hier der nächste Teil. Ich hoffe er gefällt Euch ebenfalls.

Es war in einer dunklen, gewittrigen Nacht, als der Bauer Harmelock und seine Frau Elsbeth das seltsamste Erlebnis ihres bisherigen Lebens hatten. Sie hatten die Läden gegen den Sturm verschlossen und wollten gerade zu Bett gehen, als die Bäuerin meinte, ein Wimmern zu vernehmen. Harmelock lachte seine Frau zuerst aus und meinte, der Wind spiele ihr einfach einen Streich. Aber dann hörte er es auch, dass Schreien eines Kindes. „Vielleicht wollen uns Kobolde nur einen Streich spielen.“ warnte Elsbeth ihren Mann als er die Tür öffnete. Mit den Worten „Kobolde gibt es schon lange nicht mehr, sollte es denn je welche gegeben haben.“ öffnete Harmelock die Tür und blickte in die stürmische Nacht.

Zu seinen Füßen hörte er ein jämerliches Wimmern und er blickte zu Boden. Ein kleiner Säugling, kaum mehr als zwei Tage alt, lag dort. Er war in eine alte Decke gewickelt und lag auf einem kleinen Laubhäufchen. Mit großen Augen blickte Harmelock das kleine Kind an. Elsbeth hatte inzwischen ebenfalls das Kind bemerkt und war nun überzeugt, dass keine Kobolde oder ähnliche Trolle am Werk waren. Sie schob ihren Mann zur Seite, der immer noch verdutzt auf das Kind hinabsah, und hob den kleinen Wurm hoch. „Es ist ja völlig unterkühlt und durchnässt. Was für ein süßes Baby! Wer macht denn so was?“ Sie herzte das kleine Kind und trug es in die warme Stube. „Mach die Türe zu, das Kind braucht es jetzt warm.“ wies sie ihren Mann an.

Das Bauernpaar war kinderlos. Vor Jahren waren sie mit einem Sohn gesegnet worden, aber als er ein Jahr alt war, hatte das Schicksal erbarmungslos zugeschlagen. Er war krank geworden und weder der Heiler aus dem nahen Dorf, noch die alte weise Hebamme hatten helfen können. Ihr kleiner Augenstern war gestorben. Mit den Jahren hatten sich die beiden damit abgefunden, dass sie ohne Kinder bleiben würden und lebten ihr Leben ruhig und ohne Aufsehen.

Doch nun war in einem Moment alles anders geworden. Während Elsbeth mit verzücktem Blick den Kleinen warm badete und ihn in eine weiche Decke wickelte, war Harmelock auf den Dachboden gestiegen. Zielsicher ging er in die dunkelste und hinterste Ecke, räumte einige Kisten beiseite und zog schließlich die eingestaubte Wiege hervor, die einst seinem kleinen Sohn gehört hatte. Kurz traten ihm ein paar Tränen in die Augen, er wischte sie jedoch mit einer hastigen Bewegung weg, und hob dann das Kinderbettchen hoch und trug es hinunter in die Stube.

„Sieh mal, was ich gefunden habe. Ich werd sie sauber machen, dann kann das Kleine drin schlafen.“ Elsbeth nickte ihm zu. „Sehr gut. Es ist ein kleiner Junge. Ich denke wir sollten ihn bei uns behalten und aufziehen. Er gehört ja zu niemandem.“

Der Bauer Harmelock putzte bereits die Wiege. Ohne hochzublicken sagte er: „Soll mir recht sein. Die Mutter wollt ihn wohl nicht haben und uns stört er nicht.“

Strahlend wiegte Elsbeth das Findelkind in ihren Armen. Sie saß mit ihm vor dem Kamin, damit er es warm hatte und träumte davon, wie sie ihm das Laufen und das Sprechen beibringen würde, wie er das erste Mal Mama zu ihr sagen würde, sie ihn mit zum Jahrmarkt nehmen würde um ihm leckere Honigkuchen zu kaufen. Sie blickte in sein kleines Gesichtchen und dachte bei sich, endlich erbarmt sich das Schicksal und gewährt uns Trost.

„Was meinst Du Harmelock, wie sollen wir ihn nennen?“ „Ich weiß nicht.“ brummelte der Bauer und arbeitete weiter an der Wiege. Plötzlich formte sich ein Wort in Elsbeths Gedanken, ein Name und dieser Name erschien ihr der einzig richtige sein, obwohl sie seine Bedeutung nicht verstand. „Wir sollten ihn Alagos nennen.“

Harmelock blickte hoch. „Alagos? Was soll denn das für ein Name sein?“ „Ich weiß auch nicht so recht, aber ich sah ihn an, und der Name war in meinen Gedanken.“ „Nun, wenn Du meinst, dann nennen wir ihn eben Alagos.“ Der Bauer beschäftigte sich weiter mit seiner Arbeit und fühlte in sich einen Frieden, wie schon seit Jahren nicht mehr. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich vorstellte, wie der Kleine in der Wiege schlafen würde. Elsbeth wiegte immer noch sanft das Kind, das inzwischen eingeschlafen war, und summte leise ein altes Wiegenlied.

Und so kam in einer stürmischen Nacht der kleine Alagos zu den Menschen in die sterbliche und nichtmagische Welt.

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sehr schön Mortica! :)

Bei "Alagos" ist mir ja glatt mein Pferd in der Reise der 5 Schwestern eingefallen...der heißt auch so :-D

Den Namen "Elsbeth" kenn ich aus "Schlafes Bruder" :-O

Weiter :-)

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sehr schön Mortica!

Besonders der Anfang. Ich liebe Einhörner! :-D

Letzten Freitag/Samstag war ich in Theresienstadt und am Abend war niemend da (die waren fast alle sich betrinken) und hab n bissle vor mich hin gedichtet:

Sinnlos hast ich durch die Räume,

Renn durch Türen und durch Gänge.

Still verlorn, wüste Träume.

Kenn kein Gesetz, bin ohne Zwänge,

Doch ich find mein Frieden nicht,

Nicht der aufgescheuchten Seele Ruh.

Nacht, nur bleiches Mondeslicht,

Wolken ziehen den Himmel zu.

Und so wandre ich durch die Hallen,

Wo ich auf der Suche bin.

Meine Schritte hör ich hallen,

doch ich find ihn nicht, den letzten Sinn.

Allein.

Um mich herum nur Schweigen

Stillen

Um mich herum nur Dunkel

Finsternis

Um mich herum keine Seele

Allein

Jetzt kommt das traurigste von allen :-( :

Ich will reden und bin doch stumm.

Ich will hören und bin doch taub.

Ich will sehen und bin doch blind.

Ich will fühlen, doch mein Herz ist kalt.

Ich will lachen, doch ich weine nur.

Ich will leben, doch ich kann es nicht.

Und ein kleines Liebesgedicht über meine Schüchternheit :schaem: :

Ich möchte dir erzählen, was ich denke,

Aber ich kanbn meine Gefühle nicht ausdrücken.

Ich möchte dir sagen, was mein Herz über dich denkt,

Aber mir fehlen die Worte dazu.

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sehr gut Saru! Gefällt mir wirklich gut was du da aufs Papier gebracht hast! Ich persönlich mag melancholische und traurige Gedichte. Solche Gedichte sind ja sehr persönlich und es braucht Mut sie zu posten!

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  • 1 Monat später...

Erinnert sich noch jemand an den Beginn meines Märchens? Hier kommen wieder ein paar Zeilen.

Die Jahre vergingen und Alagos wuchs heran. Er machte Harmelock und seiner Frau mit seiner Neugier und seinem Erfindungsgeist viel Freude. Der Bauer freute sich auch, endlich einen Erben zu haben. Es war ihm gleich, dass die Dorfbewohner das Findelkind wegen seinem mysteriösen Auftauchen immer etwas seltsam anblickten. Schwerer wog für ihn, dass die Kinder im Dorf nicht mit dem kleinen Alagos spielen wollten, weil die Eltern ihnen erzählt hatten, er wäre von bösen Waldgeistern gebracht worden. Einzig der Sohn des Köhlers, Ham, fürchtete sich nicht vor den Geistern. Seit er und Alagos im Alter von fünf Jahren bei einer Rauferei gemeinsam in den Mühlbach gefallen und von Harmelock gerettet worden waren, waren sie die besten Freunde.

In Herbst des Jahres, in dem die beiden ihren zwölften Geburtstag feierten, besuchte ein seltsamer Wanderer das Dorf zu dem Harmelocks Hof gehörte. Der Fremde hatte das Aussehen eines sehr alten Mannes, war aber körperlich in viel zu guter Verfassung für sein hohes Alter, auch wenn er dies zu verbergen suchte. Er trug einen weiten schwarzen Umhang und die Kapuze hatte er weit ins Gesicht gezogen. Den mit Runen beschnitzten Wanderstock schien er eher für Verteidigung zu brauchen, denn als Gehhilfe. Die Menschen die ihn sahen, tuschelten leise und äußerten Vermutungen, wer er denn sein könnte. Der Wanderer schien dies nicht zu bemerken, geradewegs führte ihn sein Weg zum kleinen Gasthaus des Dorfes. Er trat ein und bat den Wirt um eine Mahlzeit. Auf die Frage, ob er auch ein Obdach für die Nacht brauche, schüttelte er nur den Kopf. Als das Essen kam, nahm er endlich seine Kapuze ab und sein weißes Haar und sein zerfurchtes Gesicht waren nun deutlich zu sehen.

„Er ist sicher ein Geist oder ein Zauberer?“ flüsterte Hilde, die Magd des Gasthauses, ängstlich. „Unsinn!“ brummelte der Wirt, aber auch seiner Stimme war Unbehagen anzuhören. Mit einem Mal schwiegen alle im Raum. Der Fremde hatte sein Mahl beendet und sich aufgerichtet. Mit dunkler, fester Stimme, die ebenfalls zu jung für seine Erscheinung schien, sprach er die Gäste an:

„Sagt Ihr Leute, welches ist der kürzeste Weg zu den grauen Bergen?“

Alle blickten sich verwundert an. Sie hatten einen Fluch oder eine Beschwörung erwartet, keine einfache Frage nach dem rechten Weg. Der Wirt fand als erstes die Sprache wieder: „Folgt dem kleinen Pfad nach Westen, ihr kommt dann an einem kleinen Gehöft vorbei, es gehört Harmelock. Dort gabelt sich der Weg, ihr müsst den linken nehmen und ihm einfach folgen. Nach dem großen Wald führt er Euch auf eine Straße, wenn ihr auf dieser nach Norden geht, so kommt Ihr zu den grauen Bergen.“ „Habt Dank.“ erwiderte der Fremde, stand auf, legte ein Goldstück auf den Tisch und ging.

„Was für ein seltsamer Mann!“ „Bestimmt kein Mensch!“ „Hoffentlich verhext er Harmelock nicht.“ „Vielleicht holt er sich bei der Gelegenheit das Findelkind.“ „Sei nicht albern. Aber er scheint reich zu sein.“ „Ein Goldstück für nur eine Mahlzeit, solche Gäste hätt ich gern öfter.“ „Habt Ihr sein Gesicht gesehen?“ So ging es im Gasthaus hin und her nachdem der Fremde gegangen war.

Dieser wanderte ruhig und unbeirrbar nach Westen. Als er am Hof von Harmelock und Elsbeth vorbeikam, warf er einen verstohlenen Blick zum Haus. Alagos saß dort in der Sonne und schnitzte. Durch seine Kapuze für die Welt verborgen zuckte dem Wanderer ein Lächeln über das Gesicht als er ihn sah. Alagos sah auf, und wie man es ihn gelehrt hatte, grüßte er den Fremden. Dieser hob nur kurz die Hand zu Gruß und ging weiter.

Am späten Nachmittag trafen sich Ham und Alagos am Mühlteich. Ham hatte Kohle ins Dorf geliefert und erzählte aufgeregt, was er über den geheimnisvollen Fremden gehört hatte, der im Gasthaus eingekehrt war. Alagos wurde klar, dass der Wanderer den er gesehen hatte, dieser Fremde war. Das er den vermeintlichen Zauberer sogar gegrüßt hatte, beeindruckte Ham sehr.

Als Alagos dies am Abend jedoch am Esstisch erzählte, zeigten sich seine Eltern nicht annähernd so beeindruckt wie Ham. „Daran erkennt man nur, welch eintöniges Leben wir hier führen. Ein Fremder regt sofort die Phantasie an.“ „Er war aber wirklich seltsam Vater. Solch einen Umhang habe ich vorher nie gesehen.“ „Natürlich nicht. Weil hier alle fast dasselbe tragen. Braun, grün, vielleicht noch ein dunkles rot. Schwarz trägt hier niemand.“ wandte Elsbeth lächelnd ein.

Alagos erkannte, dass seine Eltern offensichtlich nicht an dem geheimnisvollen Fremden interessiert waren und so schwieg er. Am liebsten wäre er dem Wanderer gefolgt um zu sehen, wer und was er war. Aber es war zu spät, der Vorsprung des Fremden zu groß.

Die Dorfbewohner redeten noch ein paar Tage über den Fremden, den sie nach wie vor für ein übernatürliches Wesen hielten. Mit der Zeit wurde das Thema den Menschen jedoch langweilig und sie redeten wieder über das Wetter, die Ernte, Krankheiten und den neuesten Dorfklatsch. Und so geriet der Wanderer langsam in Vergessenheit.

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Ham und Alagos wurden älter und die Zeit ihrer unbeschwerten Jahre ging vorüber. Ham musste nun mehr und mehr im Köhlerbetrieb seines Vaters mitarbeiten und auch Alagos war immer stärker in die Arbeit auf Harmelocks Hof eingespannt. Er war nun sechzehn und verbrachte fast den ganzen Tag auf den Feldern und auf den Weiden. Stets gab es etwas zu reparieren, zu füttern, zu helfen, er fand kaum noch Muße um seinen Träumereien nachzuhängen. Nachts schlich er sich manchmal aus dem Haus, kletterte auf einen Obstbaum, sah zu den Sternen und fragte sich, ob wirklich der Rest seines Lebens so aussehen sollte. Arbeit, an manchem Abend ein Treffen mit Ham und der Dorftanz im Spätsommer, konnte es das wirklich sein? War das alles? Er sah sein Leben vorgezeichnet: Mit etwa 20 würde er wohl die Tochter eines anderen Bauern heiraten, sie würden Kinder bekommen und ihr Leben lang arbeiten und im Dorf festhängen. Ihm schauderte. Er träumte von anderen Ländern, von fremden Städten, von wilden Tieren, von zauberhaften Landschaften. Doch wurde ihm immer klarer, dass es wohl immer nur beim Träumen bleiben würde, er würde all dies niemals sehen. Diese Erkenntnis raubte ihm fast die Luft zum atmen.

Harmelock und Elsbeth bemerkten durchaus, dass Alagos mit seinem Leben auf dem Hof nicht mehr zufrieden war. Aber sie erinnerten sich an ihre eigene Jugend und das auch sie damals von einem aufregenderem Leben geträumt hatten. Und nun hatten sie einander, sie hatten einen Sohn und waren mehr als zufrieden. „Wenn er erst eine Frau hat, dann wird er schon seine häusliche Ader entdecken.“ sagte Harmelock sich immer wieder. Doch Alagos war weit davon entfernt, seine häusliche Ader zu entdecken. Auch konnte bislang keines der Dorfmädchen sein Herz erwärmen. Vor seinem inneren Auge sah er eine Frau von überirdischer Schönheit, zart, anmutig und von einem magischen Licht umgeben. Mit diesem Traumbild, von dem er sich selbst nicht erklären konnte woher es kam, konnte keines der Dorfmädchen mithalten. Sein Freund Ham hatte indes ganz andere Sorgen, denn ihm gefielen die Mädchen im Dorf durchaus. Sein Herz war für die jüngste Tochter des Müllers entflammt, jedoch hatte ihm dieser bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass er keinen Köhler in der Familie haben wollte. Seine Tochter habe etwas besseres verdient. Und so litten beide Freunde, der eine unter Liebeskummer und der andere unter seinem unausgelebten Abenteuerdrang.

Kurz nach dem spätsommerlichen Dorftanz, mit dem die Ernte gefeiert wurde, starb der alte Zuchtbulle von Bauer Harmelock. Der Bulle hatte schon den ganzen Sommer über gekränkelt und so war niemand überrascht. Im Gasthaus hatte Harmelock erfahren, dass im nächsten Dorf, das etwas größer war, ein großer Viehmarkt stattfinden sollte. Er beschloss dorthin zu fahren um einen neuen Bullen zu kaufen, denn in ihr eigenes kleines Dorf würde erst im nächsten Frühjahr ein Viehhändler kommen und ob dieser einen Zuchtbullen mitführen würde, war mehr als fraglich. Als er beim Abendessen, seinen Beschluss verkündete, blickte ihn Alagos so flehentlich an, dass Harmelock spontan fragte, ob er ihn nicht begleiten wolle. Der Junge stimmte mit freudigen Augen zu. Endlich würde er mehr von der Welt sehen. Es war zwar keine große Reise, aber es war ein Anfang.

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Drei Tage später brachen Harmelock und Alagos in ihrem Ochsenkarren auf. Sie würden am späten Abend im Dorf ankommen und wollten am nächsten Tag am Viehmarkt teilnehmen. Die Fahrt verlief ereignislos und Alagos stellte ernüchtert fest, dass die Landschaft unverändert blieb. Die ganze Reise über sah er die gleichen Wiesen, Felder und kleinen lichten Laubwälder, die er von zu Hause kannte. "Was hast Du denn erwartet Junge, dass wir bei einer solch kurzen Reise Berge, dunkle Wälder oder gar Meere sehen?" Harmelock war amüsiert. Alagos zuckte mit den Schultern. Er wusste ja auch nicht, was er erwartet hatte, aber irgend etwas spannendes, faszinierendes. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen sie im Dorf Merrickger an. Es war nicht viel anders als ihr eigenes Dorf. Etwas größer, ja, dass schon, es hatte auch zwei Gasthäuser und nicht nur eines. Aber im großen und ganzen war es das gleiche. Alagos seufzte und Harmelock schmunzelte. Sie stiegen im kleineren der beiden Gasthäuser ab, Harmelock ergatterte noch zwei Schlafstellen im großen Schlafraum. Das war nun wirklich eine neue Erfahrung für Alagos. In dem Schlafraum des Gasthauses waren sechzehn Schlafstellen und da Viehmarkt war, waren alle belegt. Er hatte nie zuvor mit so vielen Menschen in einem Raum geschlafen. Anfangs glaubte er in dem stickigen Raum, mit all den Geräuschen, niemals einschlafen zu können, doch schon nach kurzer Zeit fielen ihm die Augen zu.

Am nächsten Morgen erwachte Alagos schon sehr früh, er war einer der ersten die sich im Schlafsaal regten. Er sprang aus dem Bett, weckte Harmelock, und lief hinunter um sich am Wassertrog im Hinterhof zu waschen. Nachdem er und sein Vater ein kräftiges Frühstück eingenommen hatten, verließen sie das Gasthaus um sich auf dem Viehmarkt umzusehen. Es herrschte ein unbeschreibliches Gedränge und Gelärme auf dem Marktplatz und Alagos wusste gar nicht wohin er zuerst gehen und was er zuerst ansehen sollte. Harmelock lotste ihn von einem Stand zum anderen und suchte nach einem geeigneten Zuchtbullen. An den ersten Ständen hatte er jedoch keinen Erfolg, alle hatten nur Kühe, Ochsen, Schafe, Ziegen und Schweine im Angebot. Ein alter Bauer wies ihnen jedoch den Weg in die richtige Richtung und so kamen sie zu dem einigen Händler der auch Zuchtbullen verkaufte. Harmlelock begutachtete die Tiere und begann die Verhandlungen. Alagos, zum Zuhören verurteilt, begann bald sich zu langweilen. Und so schlich er sich heimlich still und leise davon. Er fand einen Stand an dem Zuckerwaren feilgeboten wurden, und da er zu Hause nur selten Süßigkeiten bekam, kaufte er sich eine Zuckerstange. Gerade als er genüsslich daran knabberte fühlte er eine Hand auf seiner Schulter und eine dunkle Stimme sagte: „So sehen wir uns endlich wieder.“ Alagos fuhr erschrocken herum und blickte in das Gesicht eines ganz in schwarz gehüllten alten Mannes. Doch nur sein Gesicht schien alt.

„Wer seid Ihr?“ fragte Alagos verwirrt nach, doch dann dämmerte es ihm. „Ihr seid der seltsame Wanderer?“

„Ein seltsamer Wanderer? Nun, das mag auf mich in den Augen der Menschen schon zutreffen.“

„Aber wie könnt Ihr mich wieder erkennen. Ihr seid doch nur an unserem Hof vorbeigegangen. Und ich bin seither doch etwas größer geworden.“

„Mein Junge, Dich würde ich immer und in jeder Gestalt wieder erkennen. Ich habe Dir viel zu erzählen, aber dies ist nicht der richtige Ort für meine Geschichte. Sei versichert, Du wirst mich wiedersehen.“

Alagos hatte den Eindruck ihm würde kurz schwarz vor Augen, ihm schwindelte, und als er wieder klar sehen konnte, war der Mann verschwunden. Tausend Gedanken schwirrten ihm nun durch den Kopf und er war verwirrt. Er überlegte hin und her und beschloss Harmelock nichts von der Begegnung zu erzählen. Er würde sich erst zu Hause mit Ham beraten und wenn der alte Mann wieder kam, sollte er denn wieder auftauchen, dann war immer noch genug Zeit über alles zu reden.

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  • 2 Wochen später...

Alagos schlenderte zurück zum Marktstand an dem er seinen Vater zurückgelassen hatte. Dieser war sich eben mit dem Händler einig geworden und ließ den Bullen von einem Knecht zum Gasthof bringen. Er warf dem Jungen einen vorwurfsvollen Blick zu: „Wo hast Du gesteckt? Das wäre eine sehr lehrreiche Lektion über das Handeln gewesen.“ Alagos murmelte eine Entschuldigung und folgte dem verstimmten Harmelock zum Gasthof. Da es zu spät war um die Heimreise noch an diesem Tag zu schaffen, übernachteten sie eine weitere Nacht in Merrickger und brachen erst am nächsten Morgen auf. Alagos hielt eifrig nach dem seltsamen Wanderer Ausschau, erblickte ihn aber nicht mehr.

Die Heimreise verlief ereignislos. Am Abend kamen sie beim Bauernhof an und Elsbeth freute sich sehr, ihre beiden Männer wieder zu Hause zu haben. Es gab ein herzhaftes Abendessen und der Bauer und Alagos erzählten von ihren Erlebnissen auf dem Markt. Die Begegnung mit dem Wanderer verschwieg Alagos jedoch. Nachdem seine Eltern zu Bett gegangen waren, schlich er sich aus dem Haus um seinen Freund Ham zu besuchen. Ihm wollte er von der erneuten Begegnung mit dem eigentümlichen Mann erzählen. Er huschte durch die Dunkelheit und eilte zum Haus des Köhlers. Ham, der mit einem Besuch des Freundes gerechnet hatte, saß bereits vor dem Haus in der Dunkelheit. Alagos setzte sich zu ihm und begann von seinen Reiseerlebnissen zu erzählen, er beschrieb die Landschaft, das andere Dorf, die Marktstände und ganz zum Schluss, er wollte die Spannung steigern, erzählte er von dem alten Wanderer.

„Es war der, der schon einmal durch unser Dorf kam. Und wie gesagt, er schien mich zu kennen.“ schloss Alagos aufgeregt.

Ham reagierte gelassen: „Vielleicht wollte er Dich nur erschrecken? Bei solch seltsamen Gestalten weiß man doch nie.“

„Nein, das glaube ich nicht. Und er sagte, ich würde ihn wiedersehen.“

Ham seufzte. „Ich würde Rose gerne wiedersehen. Aber der Müller lässt sie kaum aus dem Haus und mich lässt er nicht einmal mehr auf sein Grundstück.“

Alagos erkannte, dass Ham derzeit seine eigenen Sorgen hatte und versuchte dem Freund Trost zu spenden. Er wollte ihn überzeugen, dass der Müller es sich sicher noch anders überlegen würde aber Ham glaubte nicht daran. Alagos tat es ja auch nicht wirklich. Als er sah, dass er ohnehin nichts ausrichten konnte, verabschiedete er sich und versprach über das Rose-Problem nachzudenken.

Er eilte zurück zum elterlichen Bauernhof. Als er gerade vom Weg in Richtung Haus abbog, spürte er eine Hand auf der Schulter. Er zuckte zusammen und fuhr herum.

„Ich sagte doch Du würdest mich wiedersehen mein Junge.“ Der seltsame Wanderer stand da und nahm gerade seine Kapuze ab.

Alagos stand zitternd da und konnte sich weder rühren noch konnte er sprechen.

„Ich habe Dich erschreckt. Das tut mir leid. Du willst nun sicher wissen wer ich bin und weshalb ich hier bin?“

Alagos nickte.

„Ich bin Umruhne und ich bin Dein Hüter.“ Er bemerkte Alagos fragenden Blick.

„Nun, Du bist der Spross eines alten Zauberergeschlechtes. Deine Eltern fielen in Ungnade und wurden vom Rat verurteilt. Sie entkamen jedoch und schafften Dich in diese Welt. Dem Rat der Weisen ist dies nicht entgangen und da Du nicht für die Taten Deiner Eltern büßen sollst, wurde ich zu Deinem Hüter erkoren und ich bin beauftragt mich um Dich zu kümmern und Dich in unsere Welt zu holen, wenn es soweit ist. Nun, es ist soweit.“

Der alte Mann blickte Alagos an und wartete auf dessen Reaktion. Und endlich fand der überwältigte Alagos seine Sprache wieder: „Die magische Welt? So etwas existiert doch gar nicht. Und meine Eltern, nun, Harmelock und Elsbeth sind meine Eltern.“

„Sie haben Dich freundlicherweise aufgezogen, dass ist alles.“ warf Umruhne ein.

„Das ist alles was zählt.“ Alagos versuchte verzweifelt seine Gedanken zu ordnen. Tief in sich spürte er, dass Umruhne die Wahrheit sprach, was seine Herkunft anging. „Was haben meine leiblichen Eltern denn angestellt, dass sie fliehen mussten? Und weshalb denkst Du, dass ich Dir in irgendeine magische Welt folgen werde?“

„Weil Du ein Zauberer bist Alagos und Dich daher nach Deiner Heimat sehnst. Du hast doch schon immer gespürt, dass Du eigentlich nicht in diese Welt gehörst.“ Er ließ diese Worte auf den Jungen wirken und fuhr dann fort. „Und die Geschichte Deiner Eltern werde ich Dir beizeiten erzählen. Du wirst alles erfahren mein Junge, wenn Du mir folgst.“

Alagos kämpfte mit sich. Er wollte seine Eltern und Ham nicht verlassen aber der alte Zauberer versprach ihm eine Welt voller Wunder, Magie und Abenteuer. Die Welt von der in alten Märchen erzählt wurde und die er bisher für nichtreal gehalten hatte. Dort würde er vielleicht die Abenteuer erleben, nach denen er sich immer in seinen Träumen gesehnt hatte. Und er würde erfahren, weshalb er in einer stürmischen Nacht auf der Schwelle von Harmelock und Elsbeth abgelegt worden war. Er dachte nach. Sie, wer auch immer sie waren, konnten ihn bestimmt nicht zwingen, auf ewig in dieser Welt zu bleiben. Umruhne wanderte ja anscheinend zwischen den Welten hin und her. Vielleicht konnte er beide Welten verbinden?

„Werde ich wie Du zwischen den Welten wandern können?“

„Wenn Du Deine Ausbildung abgeschlossen hast und die Erlaubnis des Rates erhältst, dann darfst Du zwischen den Welten wandern.“

Alagos dachte bei sich: Dann darf ich, dass heißt ja wohl, können würde ich es jederzeit.

„Gut Meister Umruhne. Ich werde mich von meinen Eltern verabschieden und morgen werde ich mit Dir reisen.“

„Nein mein Junge. Du musst gleich mit mir kommen.“

Bevor Alagos sich wehren konnte, hatte der alte Mann ihn mit seinen Mantel umhüllt und er fühlte wie er schwebte und sah sich in alle Farben des Regenbogens getaucht.

Im nächsten Augenblick, es konnten nur ein paar Sekunden vergangen sein, spürte er wieder festen Boden unter seinen Füßen und der alte Zauberer schlug den Mantel wieder zurück. Alagos blickte in die Richtung in der sein Elternhaus stehen sollte, er sah nur Bäume. Er drehte sich einmal um sich selbst, es war nirgends auch nur eine Spur von Harmelocks Bauernhof zu sehen. Er stand mit Umruhne auf einer Lichtung mitten in einem dichten und dunklen Wald.

„Willkommen in Deiner Welt mein Junge!“ rief Umruhne fröhlich aus.

- Editiert von Mortica am 20.05.2003, 14:09 -

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  • 2 Wochen später...
Gast rána lúron

Ich fange hiermit auch gleich mal an :-)

Es richtet über Leben und Tod,

es brachte so manchen Volk den Tod,

wurd geschmieded von Elbenhand,

in längst vergangener Zeit.

Geschenkt einem Weisen mit grauem Barte,

immer in Frieden er kam,

ein alter Mann mit altem Hut.

Doch irgendwann kam der Tod.

Es wurd vererbt den Menschen,

einem Mann groß und stark,

Er ist der König im Pferdelande,

In einer Halle aus Gold er sitzt.

In den Krieg er zog mit seinem Volke,

gegen das Böse in diesem Lande.

Ohne König sie kehrten zurück,

voll Trauer und Tränen.

Es viel dem Bösen in die Hände,

es wurd mit dunkler Macht besudelt,

so kamen sie übers Land gerannt,

mit ihrem Herrn, der bote des Todes.

Sie plünderten die Königreiche,

doch das letzte Bündnis der Welt,

hielt sie auf, kurz vorm unsterblichen Lande.

Die Welt schien gerettet.

Die Zwerge, gierich wie sie waren,

sie nahmen das zerbrochene an sich,

In ihren Höhlen aus Stein,

schmiedeten sie es neu.

Der Fluch der alten Welt,

er war wieder zum Leben erwacht,

und getragen von den Königen der Welt,

vergiften sie die Feinde mit dunkler Macht.

Es richtet über Leben und Tod,

es brachte so manchen Volk den Tod,

wurd geschmieded von Elbenhand,

in längst vergangener Zeit.

- Editiert von rána lúron am 28.05.2003, 22:51 -

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Gast rána lúron

Es richtet über Leben und Tod,

es brachte so manchen Volk den Tod,

wurd geschmieded von Elbenhand,

in längst vergangener Zeit.

Geschenkt einem Weisen mit grauem Barte,

immer in Frieden er kam,

ein alter Mann mit altem Hut.

Doch irgendwann kam der Tod.

Es wurd vererbt den Menschen,

einem Mann groß und stark,

Er ist der König im Pferdelande,

In einer Halle aus Gold er sitzt.

In den Krieg er zog mit seinem Volke,

gegen das Böse in diesem Lande.

Ohne König sie kehrten zurück,

voll Trauer und Tränen.

Es viel dem Bösen in die Hände,

es wurd mit dunkler Macht besudelt,

so kamen sie übers Land gerannt,

mit ihrem Herrn, der bote des Todes.

Sie plünderten die Königreiche,

doch das letzte Bündnis der Welt,

hielt sie auf, kurz vorm unsterblichen Lande.

Die Welt schien gerettet.

Die Zwerge, gierich wie sie waren,

sie nahmen das zerbrochene an sich,

In ihren Höhlen aus Stein,

schmiedeten sie es neu.

Der Fluch der alten Welt,

er war wieder zum Leben erwacht,

und getragen von den Königen der Welt,

vergiften sie die Feinde mit dunkler Macht.

Es richtet über Leben und Tod,

es brachte so manchen Volk den Tod,

wurd geschmieded von Elbenhand,

in längst vergangener Zeit.

Wenn ihr verbessrungsvorschläge habt büdde posten :-)

- Editiert von rána lúron am 28.05.2003, 23:31 -

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Ich schreib auch ganz gerne gedichte.... haben jetzt weniger mit HdR zu tun und kommen meistens aus irgendeinem Gefühl raus. Oft sind sie auch recht depressiv. Hier ist eins von mir:

Stormy

In the stormiest of nights

through the forest I run

chasing bittercold raindrops

like others the sun.

Chasing things to freeze out

the fire you lit on

the fire that burns out

my legs that now run.

It burns out my body

to ashes and smoke

it made my heart singing

while it silently broke.

It made my mouth smile

while my eyes wanted to cry

and after a while

I felt that I'd die.

That I fell in a hole

you created for me

"Bye bye you torture of life"

my body says and my soul

flies out you to see.

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What is fear?

I want not know

the fire in me would kill me so

if I cannot set it free

if fear then puts a lock on me.

Fear of losing

I once knew

made my heart bleed so

and through

a kiss you freed me

I did grow

to shout out: "Fear, I do not know!"

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  • 1 Monat später...

So, ich hab mal wieder ein bißchen an meinem Märchen weitergeschrieben.

Alagos blickte sich nach wie vor verwundert um. Bisher sah „seine“ Welt nicht anders aus als die Welt die er kannte. Ein Wald, eine Lichtung, alles sah so normal aus. Er wusste nicht was er erwartet hatte, vielleicht goldene Bäume, Einhornherden, sprechende Tiere, in jedem Fall irgendetwas außergewöhnliches. Bevor er jedoch eine diesbezügliche Bemerkung machen konnte, ergriff Umruhne wieder das Wort.

„Nun, mein junger Freund, wir sollten hier nicht allzu lange verweilen. Ich denke wir sollten Dich unverzüglich dem Rat vorstellen. Und dann sehen wir weiter.“

„Dann sehen wir weiter? Was soll das denn nun wieder heißen.“ Alagos war verwirrt und langsam wurde er auch zornig. „Und weshalb durfte ich mich nicht von meinen Eltern verabschieden? Wer bist Du, einfach so über mich zu verfügen?“

„Mach Dir nicht so viele Gedanken.“ erwiderte der alte Zauberer, spürte aber sogleich, dass diese Antwort Alagos nicht ausreichen würde.

„Nun mein Junge, der Rat wird Dir einen Lehrmeister erwählen. Ich hoffe sehr, dass ich dieser Lehrer werde, immerhin bin ich Dein Hüter. Es kann natürlich auch sein, dass sie jemand anderes wählen. Aber wie gesagt, darum musst Du Dich nicht sorgen.

Und weshalb ich Dir nicht die Zeit gegeben habe um Dich in aller Ruhe zu verabschieden? Nun, was hättest Du denn Deinen Pflegeeltern erzählen wollen, weshalb und wohin Du gehst?“

Alagos atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Er empfand diese Worte nicht unbedingt als Beruhigung oder ausreichende Erklärung und es war gegen seine Natur, sein Schicksal völlig Fremden in die Hand zu geben, aber im Moment blieb im keine andere Wahl. Er folgte Umruhne der nun voranschritt und geradewegs auf den Wald zumarschierte. Alagos strengte seine Augen an und versuchte einen Pfad zu entdecken, jedoch vergeblich. Während er sich noch wunderte, vollführte Umruhne eine eigentümliche Bewegung mit seinem Wanderstab und vor ihnen tat sich ein Weg zwischen den Bäumen auf. Alagos stockte der Atem und er blieb verblüfft stehen. So etwas hatte er noch nie gesehen. Er rieb sich die Augen, waren die Bäume zur Seite getreten oder hatte der alte Mann nur eine optische Täuschung beseitigt?

„Komm mein Junge, man lässt den Rat nicht warten wenn es nicht sein muss.“ rief Umruhne, der bereits zwischen den Bäumen stand und Alagos Erstaunen nicht zu bemerken schien.

Der alte Zauberer ging nun in flottem Tempo voraus und Alagos, der nun von Zeit zu Zeit einen bewundernden Blick auf den alten Meister riskierte, folgte ihm eilig.

Sie wanderten etwa eine halbe Stunde durch den Wald als vor ihnen plötzlich ein rotgefiederter Vogel erschien. Der Vogel verneigte sich dreimal und sprach dann: „Erwürdiger Umruhne, was begehrst Du vom Rat?“ Alagos hatte zwischenzeitlich seinen Ärger vergessen und strahlte vor Freude, ein sprechender Vogel stand vor ihnen. Langsam begann er zu glauben, dass diese Welt wirklich voller Magie steckte.

Auch Umruhne verneigte sich nun dreimal. „Ich bringe den jungen Alagos zum Rat, so wie es der Rat gewünscht.“

„So tretet denn ein.“ erwiderte der Vogel und Alagos fragte sich, wo sie eintreten sollten. Sie standen mitten im Wald auf einem schmalen Weg. Er sah weder ein Gebäude noch etwas anderes, wo man eintreten konnte.

Der Vogel hatte sich inzwischen umgedreht und klopfte mit seinem Schnabel dreimal auf einen Ast, der am Boden lag. Vor ihnen verschwand der Wald und ein hölzernes Gebäude wurde sichtbar. Es schien rund zu sein und die Wände waren mit kunstvoll geschnitzten Runen bedeckt. In etwa drei Metern Höhe entdeckte Alagos regelmäßig angeordnete Fenster, die von geschnitzten Blätterranken umgeben waren. Das Dach des Hauses war grün. Bei näherem Hinsehen entdeckte der junge Nachwuchszauberer, dass das Dach mit Blättern gedeckt schien. Während er sich noch wunderte, wieso keine welken Blätter zu sehen waren spürte er Umruhnes Hand auf seiner Schulter. Sein Begleiter schob ihn sanft aber unerbittlich auf das Gebäude zu. Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und nun tauchte direkt vor ihnen eine Tür auf, die jetzt lautlos aufschwang. Umruhne und sein Schützling betraten das Haus und sie hörten eine Stimme, die von nirgendwo zu kommen schien.

„Meister Umruhne und der junge Alagos, Sohn von Tertritem und Elizea, den Verstoßenen.“

Alagos lief es eiskalt den Rücken herunter, ängstlich blickte er in den Raum. Er sah etwa zwanzig Männer und Frauen die um den Stamm eines Baumes saßen, der das dichteste Laubwerk besaß, dass Alagos je gesehen hatte. „Das Dach des Hauses.“ dachte er bei sich. Die zwanzig Personen waren wohl die Mitglieder des Rates der Weisen und sie warfen Alagos jetzt eigentümliche Blicke zu, die dieser nicht deuten konnte und die seine Unruhe steigerten. Umruhne ergriff nun das Wort:

„Erwürdiger Rat, ich bringe Euch Alagos um ihn Eurer Weisheit zu überantworten.“

Alagos wurde noch mulmiger zumute. Er wollte nicht der Weisheit dieser Leute überantwortet werden und überhaupt klang das alles gar nicht so, als ob hier Freude über die Rückkehr eines verlorenen Sohnes herrschen würde. Was hatten seine leiblichen Eltern wohl Schlimmes verbrochen, dass sie auf Dauer verstoßen worden waren?

Während er über die möglichen Verbrechen seiner Eltern nachdachte und deren Auswirkungen auf sein Leben, kam leise Bewegung in die Mitglieder des Rates. Sie hatten sich kaum merklich umgruppiert und saßen nun in zwei Reihen und blickten auf Alagos und Umruhne. Eine alte Frau, die in der Mitte der ersten Reihe saß begann zu sprechen.

„Meister Umruhne wir danken Euch für Eure Mühen.“ Sie nickte ihm zu.

„Vor etwa sechzehn Jahren beschloss der Rat der Weisen die Taten von Tertritem und Elizea nicht deren Sohn büßen zu lassen. Wir ließen ihn in der nichtmagischen Welt, wohin die beiden Verräter ihn gebracht hatten. Wir bestimmten einen Hüter, der ihn im Auge behalten sollte und wir holten ihn nicht zurück um seine Eltern zu zwingen sich zu stellen.

Die Eltern sind verstoßen, jedoch ist der Sohn nicht für ihre Taten verantwortlich. Auch wenn einige sagen, er habe das Blut seiner Eltern und würde daher wie diese enden, so ist es doch unsere Pflicht, ihm die Möglichkeit zu geben, dass Gegenteil zu beweisen.

Alagos ist ein Zauberer, er ist nun alt genug für sich selbst zu entscheiden. Er gehört in unsere Welt und es ist unsere Verpflichtung ihn auszubilden.“

Einige murmelten zustimmend, andere blickten düster vor sich hin.

„Zwei Zauberer haben sich bereiterklärt den Jungen auszubilden. Der eine ist Meister Umruhne.“

Alagos warf Umruhne einen verstohlenen Blick zu.

„Der andere ist Meister Tomtrier.“

Ein Zauberer, der bisher im Schatten gewartet hatte und Alagos noch gar nicht aufgefallen war, trat nun neben ihn. Er schien jünger zu sein als Umruhne. Sein Haar war hellblond und er hatte auffallend grüne Augen, sie schienen zu leuchten. Er war in einen hellgrauen Umhang gehüllt und hielt einen Eichenstab in den Händen. Er warf Alagos einen abschätzenden Blick zu und was er sah, schien ihm nicht zu gefallen. Alagos glaubte zu spüren, dass dieser Zauberer ihn nicht mochte.

„Der Rat dankt den beiden für ihr großzügiges Angebot den Sohn der Verstoßenen zu unterrichten. Es ist üblich, dass ein Schüler nur einem Lehrmeister zugeteilt wird und daher muss der Rat nun entscheiden, welcher Meister den jungen Alagos als Schüler erhält.“

Der Rat bewegte sich erneut kaum merklich und saß wieder beratend im Kreis.

„Die wissen doch nicht erst seit eben, dass diese Entscheidung ansteht.“ murmelte Alagos in Richtung von Umruhne „Wieso haben sie sich denn nicht schon vorher geeinigt.“

Eigentümlicherweise war es nicht Umruhne der antwortete sondern der blonde Zauberer mit den grünen Augen.

„Vielleicht um Deine Geduld zu testen und Dein Verhalten zu studieren.“

Seine Lippen umspielte ein kaltes Lächeln und in seinen Augen glaubte Alagos Verachtung zu erkennen. Alagos blickte hilfesuchend zu Umruhne, dieser jedoch blickte gelassen in Richtung des Baumes und schien völlig in sich zu ruhen. Alagos hoffte inständig, dass der alte Zauberer sein Lehrmeister werden würde. Der alte Mann schien zwar etwas exzentrisch zu sein und er kannte ihn kaum besser als diesen Meister Tomtrier, aber er war ihm eindeutig sympathischer. Bei Umruhne hatte er das Gefühl, dass dieser ihn irgendwie gern hatte. Tomtrier hatte eindeutig keinerlei positiven Gefühle ihm gegenüber und er fragte sich, weshalb sich dieser als sein möglicher Lehrmeister gemeldet hatte.

Der Rat beriet immer noch und Alagos wurde immer nervöser.

„Sei ganz ruhig mein Junge. Wie immer sich der Rat auch entscheiden wird, es wird die richtige Entscheidung für Dich sein.“ Umruhne flüsterte ihm diese beruhigenden Worte ins Ohr, sie verfehlten jedoch ihre Wirkung.

Alagos hatte starke Zweifel, dass der Rat ihm wirklich wohlgesonnen war. Dafür, dass sie angeblich die Untaten seiner Eltern, die er immer noch nicht kannte, nicht ihm anlasten wollten, hatten sie in seinen Augen etwas zu stark betont, dass er der Sohn der Verstoßenen war. Je länger die Wartezeit dauerte um so mehr bereute er seine Entscheidung Harmelock und Elsbeth zu verlassen um in diese Welt zu kommen. Bei seinen Pflegeeltern war das Leben zwar nicht sonderlich aufregend, aber er wusste dass sie ihn liebten und er hatte dort Ham, seinen besten, wenn auch einzigen, Freund. Vielleicht sahen die anderen Dorfbewohner ihn manchmal mit eigentümlichen Blicken an, aber auf diese drei konnte er sich wenigstens immer verlassen. Gerade als er Umruhne fragen wollte, ob er den Rat nicht bitten könne, ihn zu seinen Pflegeeltern zurückzuschicken, stellte er fest, dass der Rat wieder seine Position verändert hatte. Seine Worte blieben ihm im Halse stecken, denn die alte Frau in der Mitte hatte sich erhoben und begann zu sprechen.

„Die Entscheidung fiel dem Rat nicht leicht. Einerseits braucht der Junge mit Sicherheit eine feste Hand, andererseits braucht er wohl auch viel Güte und Verständnis um in unserer Welt, die er bisher nicht kannte, zurechtzukommen. Meister Umruhne ist dem Jungen zumindest ein wenig bekannt, während Meister Tomtrier ihm noch völlig fremd ist.

Obgleich viel für Meister Tomtrier als Lehrmeister spricht, hat sich der Rat entschieden fürs erste Meister Umruhne den Vorzug zu geben.“

Alagos Herz machte einen Sprung und er atmete erleichtert auf. Er musste nicht mit diesem kalten Zauberer gehen, der alte Umruhne würde ihm das zaubern beibringen. Tomtrier hingegen zeigte keinerlei Regung, die Entscheidung des Rates schien ihn weder zu bekümmern noch zu freuen.

„Der Rat behält sich vor diese Entscheidung zu revidieren, sollte die Lage dies erfordern.“

Alagos nahm sich fest vor, dafür zu sorgen, dass diese Lage nicht eintreten würde. Er warf einen Blick zu Umruhne um zu sehen, ob dieser sich freute, aber ähnlich wie bei Tomtrier, konnte man auch an seinem Gesicht keinerlei Gefühlsregung ablesen.

„Meister Umruhne nehmt den Jungen nun mit Euch. Der Rat wünscht Euch Erfolg bei Eurer schweren Aufgabe.“

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Auch ein paar Gedichte zur Kritik freigegeben:

so ding so ur so stumm so bloß

so sprach so sinn so laut so los

so gefühl so geheim so genuß so voll

so wort so wert so muß so soll

so eng so leer so kleb so teer

so falsch so wort so ruf so mord

so wort so tot so leb so los

so weit so gut so laß es bloß!

Zum Mondmelken

ach, in finstern zeiten

werden wir leben wenn

der mond nicht länger bei nacht

sein licht auf unsern schreibtisch

werfen soll und wenn

die mondmilch sauer wird

ja fragt doch mal

wer hat denn dann

dem mond

heut stempel aufgedrückt:

Mindesthaltbarkeitsdatum!

verfallen

aus dem regal geräumt und ausverkauft. nicht

mehr zu haben angestiftet

warentest: Out, aus der mode

Nicht zeitgemäß und abgelaufen

so schreibt ihr doch! bei neonlicht

weils modern und in sein soll

Doch ich das sollt ihr alle wissen

ich werde bei angenehmem schein

gemütlich warme mondmilch schlürfen

ob zeitgemäß, ob gut, ob schön

euer urteil euern stempel

könnt ihr euch sonstwohin verdrücken

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