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Die Vorlage und die Serie


Tolwen

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Die Probleme, dass die Vorlage oftmals nur vage in der Serie erkennbar ist, wurde ja schon des öfteren angesprochen - sowohl hier im Forum als auch in Rezis und Diskussionen anderswo. Dieser Thread soll dieses Thema jetzt hier mal bündeln.

Hierbei gehe ich davon aus, dass nur die Angaben aus den Anhängen des HdR erlaubt sind und somit nutzbar wären, d.h. vor allem Anhang B.

Als Unterthemen bzw. Punkte, die hier reingehören fällt mir ein (erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich bitte um Ergänzungen):

  • Die "Zeitstauchung": Ereignisse, die bei Tolkien zeitlich weit getrennt sind (v.a. Ankunft Saurons in Eregion und die Zeit von Elendil und Míriel und Pharazôn liegen ca. 2000 Jahre auseinander), werden hier in wenige Monate oder Jahre gepresst.
  • Galadriels Geschichte wird massiv verändert: Celeborn ist verschollen, sie fungiert als Kriegerin unter Gil-galads Befehl (oftmals aufmüpfig) und befindet sich auf einem Kreuzzug um Sauron zu jagen.
  • Verbunden mit dem vorigen Punkt: Saurons Geschichte im ZZ ist mehr oder weniger komplett der Feder der Drehbuchschreiber entsprungen und enthält kaum Material aus der Vorlage.
  • Die Geschichte und Darstellung Númenors: Dies hängt stark mit der Zeitstauchung zusammen.
  • Ein Istar (wahrscheinlich Gandalf) im ZZ: Neben der Tatsache an sich auch noch der Modus des Auftretens ("Meteor-Man").
  • Das physische(!) Schwinden der Elben als Motiv für Gil-galad und Celebrimbor Elrond und seine Freundschaft zum Thronfolger der Zwerge zu benutzen, um den Zwergen hinterlistig Mithril aus der Tasche zu ziehen.
  • Die Herkunft des Mithrils an sich sowie der zeitliche Zusammenhang seines Vorkommens in Khazad-dûm.
  • Die Herstellung der Ringe: Motive und Abläufe.
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Ich fange dann auch mal mit einem Thema an - der Zeitstauchung und der Geschichte Númenors.

Seitens der Serienmacher wurde ja hinlänglich erklärt, warum dies in der Serie so sei: Man müsste sonst Hauptrollen von Zwergen und Menschen öfter neu besetzen, weil die Figuren aus Altersgründen sterben würden. Dies stünde der Charakterentwicklung und Identifikation mit Figuren im Wege. Im Kern ist dies also eine "externe" Erklärung, daß aus erzähltechnischen Gründen die Vorlage nicht so geeignet für die technischen Notwendigkeiten einer Serie ist (überspitzt). Der Grund ist auch nicht von der Hand zu weisen - ich selber kenne es aus anderen Serien, daß sich die Charaktere erst "finden" müssen und so im Laufe der zweiten oder dritten Staffel das Ganze durch die bis dann entstandene Interaktion erst richtig "rund" wird.

Die Frage ist dann natürlich, ist es das wert?

Zum Einen ist die Sterblichkeit der Menschen (speziell der Númenorer als wesentliche Protagonisten des ZZ) und ihr letztliches Hadern damit das Kernthema der menschlichen Erzählstränge des Zweiten Zeitalters. Dies findet in der Serie bisher genau gar nicht statt. Zum Anderen böte eine andere Herangehensweise eine Lösung, die ich mal so umreisse (natürlich hypothetisch - gehört aber dazu): Man könnte z.B. bei einer Serie mit sechs Staffeln drei jeweils engere Zeiträume beleuchten:

  1. Der Beginn, wie Sauron als Annatar versucht, sich bei den Elben beliebt zu machen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Dies könnte Númenor noch zu Zeiten seines Glücks zeigen.
  2. Die mittlere Zeit, als die Ringe hergestellt werden und Sauron die Elben mit Krieg überzieht als sein Plan mit den Ringen scheitert (ca. 300-500 Jahre später). Hier hilft Númenor den Elben massiv und findet Gefallen an der Machtausübung in Mittelerde (man merkt sehr deutlich, wie stark man den Menschen Mittelerdes überlegen ist).
  3. Die Endzeit, als Númenor sich zu einer imperialen Großmacht entwickelt hat, die große Teile Mittelerdes beherrscht und rücksichtslos kolonial ausbeutet. Sauron wird als Konkurrent gesehen, unterworfen und führt letztendlich zum Sturz Númenors.

Diese drei Perioden hätten jeweils zwei Staffeln umfassen können. Es wäre eine Entwicklung von den "guten" Númenorern zu den korrumpierten deutlich erkennbar und das Kernthema  wäre gut thematisierbar. Da die Elbenrollen die ganze Serie dabei wären (es sei denn jemand wird erschlagen), wäre auch visuell hervorragend die Dauerhaftigkeit der Elben darstellbar, um die die sterblichen Menschen sie schließlich so beneiden. Dies würde der Charakterentwicklung sehr helfen.

Aber nun denn - hätte, könnte, wäre.... :sadguy:

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Mit der Stauchung der Zeit hat sich die Serie auch ein inhaltliches Problem geschaffen, was ich in meinem letzten Posting angerissen habe: das Númenor zur Zeit der Ringherstellung war ein gänzlich anderes als das zur Zeit Elendils. Im Moment stellt die Serie es eher wie das "alte" Númenor dar. Der einzige Hinweis auf das spätere ist die Abneigung gegen Elben, die aktuell damit begründet wird, die Elben würden den Númenorern ihre Jobs wegnehmen... :facepalm:

Beide Zeiträume schliessen sich hinsichtlich der Charakterisierung Númenors aus (offensichtlich). Die Frage ist jetzt - kommen die Schreiber da noch mal raus, indem sie jetzt sozusagen im Turbomodus Númenor radikalisieren oder ignorieren sie es einfach und denken sich selbst was aus, was zu ihrer "alternativen" Zeitlinie passt? Ich schätze es, wird eher auf letzteres hinauslaufen. Inwieweit die Ankündigung der Macher, in der zweiten Staffel näher an der Vorlage zu bleiben, hier helfen wird ist abzuwarten. Es ist ja schon einiges Grundlegendes vermurkst worden und es wird spannend zu beobachten sein, was daraus noch gemacht werden wird.

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vor 14 Minuten schrieb Gargrim:

Dieser Thread zielt nur darauf ab die Serie in den Dreck zu ziehen .

Ich glaube nicht dass das Tolwens Intention ist, zumal die Posts ja auch sehr sachlich formuliert sind. Nicht jedem muss die Serie gefallen und da wir hier in einem Forum sind soll und darf hier auch über solche Dinge diskutiert werden. 

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vor 10 Stunden schrieb Tolwen:

Beide Zeiträume schliessen sich hinsichtlich der Charakterisierung Númenors aus (offensichtlich). Die Frage ist jetzt - kommen die Schreiber da noch mal raus, indem sie jetzt sozusagen im Turbomodus Númenor radikalisieren oder ignorieren sie es einfach und denken sich selbst was aus, was zu ihrer "alternativen" Zeitlinie passt? Ich schätze es, wird eher auf letzteres hinauslaufen. Inwieweit die Ankündigung der Macher, in der zweiten Staffel näher an der Vorlage zu bleiben, hier helfen wird ist abzuwarten. Es ist ja schon einiges Grundlegendes vermurkst worden und es wird spannend zu beobachten sein, was daraus noch gemacht werden wird.

Ich habe nach kurzem googeln bisher keinen Artikel gefunden, der den Teil mit der größeren Nähe von Adaption zu Quellmaterial ab der zweiten Staffel erwähnt. Könntest du den hier eventuell einmal verlinken?


Was die Timeline Numenors angeht: ich kann mir vorstellen, dass man die Palantiri noch irgendwie einsetzen wird. In der vierten Folge wurde von Miriel erwähnt, dass sechs Steine verschollen sind. Nachdem bereits so viel aus der Jackson-Trilogie "entlehnt" wurde, warum sollte nicht eine weitere Korruption via sehendem Stein stattfinden, wie bei Jackson impliziert? Mit den bereits etablierten mitunter xenophoben und isolationistischen Haltungen auch der breiteren Bevölkerung Numenors ist das für mich ein Weg, den ich den Serienmachern zutraue zu gehen. Das Ganze wäre dann natürlich eine Mischung aus beiden Lösungsansätzen, da einerseits eine "alternative" Zeitlinie weiter forciert wird und andererseits das grobe Konstrukt der Korruption Numenors im "Turbomodus" durchlaufen wird.

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vor 20 Minuten schrieb Eldacar:

Ich habe nach kurzem googeln bisher keinen Artikel gefunden, der den Teil mit der größeren Nähe von Adaption zu Quellmaterial ab der zweiten Staffel erwähnt. Könntest du den hier eventuell einmal verlinken?

Ich meinte diesen englischsprachigen Beitrag.

vor 1 Stunde schrieb Gargrim:

Dieser Thread zielt nur darauf ab die Serie in den Dreck zu ziehen .

Kannst Du auch sachlich was zum Thema der aufgeworfenen Fragen beitragen? Gerne auch um den o.a. Thesen sachlich und strukturiert zu widersprechen. Dann hätten wir eine Diskussion mit beiden Standpunkten, was einem Forum ja nur gut tut :smile:

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vor 1 Stunde schrieb Eldacar:

Was die Timeline Numenors angeht: ich kann mir vorstellen, dass man die Palantiri noch irgendwie einsetzen wird. In der vierten Folge wurde von Miriel erwähnt, dass sechs Steine verschollen sind. Nachdem bereits so viel aus der Jackson-Trilogie "entlehnt" wurde, warum sollte nicht eine weitere Korruption via sehendem Stein stattfinden, wie bei Jackson impliziert?

Vielen Dank für die Erinnerung - das mit Míriels Hinweis war mir entfallen. Das ist aber auch ein eine Drehbuch-Erfindung, da die Steine in Númenor mitnichten verschollen sind. Tatsächlich wurden Sie ja den Getreuen von den Elben geschenkt, um zumindest noch aus der Ferne mit diesen kommunizieren zu können. Allerdings ist diese Information nicht in den Anhängen, so dass sie möglicherweise sowieso nicht nutzbar wäre. Die Korruption im HdR-Film ist ja recht nah an der Vorlage, da dort ja angedeutet wird, dass Sauron im besitz eines Steines sein könnte. Tatsächlich war das ja auch der Weg der Korruption Sarumans - indem Sauron ihn über den Ithilstein beeinflusste.

So ein palantír wäre geeignet, einzelne Personen zu beeinflussen, aber eine ganze Bevölkerung (evtl. Millionen von Menschen)? Die müssten ja sozusagen Schlange stehen vor dem Stein bzw. den Steinen :wink:

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vor 4 Stunden schrieb Tolwen:

So ein palantír wäre geeignet, einzelne Personen zu beeinflussen, aber eine ganze Bevölkerung (evtl. Millionen von Menschen)? Die müssten ja sozusagen Schlange stehen vor dem Stein bzw. den Steinen :wink:

Das meinte ich natürlich eher nicht. Es reicht in einem Königreich natürlich eine Person aus und eine Bevölkerung, die sich nicht sperrt. Letzteres wäre nicht unwahrscheinlich, so wie die Gesellschaft Numenors bisher präsentiert wurde.

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vor 6 Stunden schrieb Eldacar:

Das meinte ich natürlich eher nicht. Es reicht in einem Königreich natürlich eine Person aus und eine Bevölkerung, die sich nicht sperrt. Letzteres wäre nicht unwahrscheinlich, so wie die Gesellschaft Numenors bisher präsentiert wurde.

Grundsätzlich ginge das schon. Es kann effektiv sein, wenn die Bevölkerung sowieso schon eine gewisse Tendenz aufweist. Insofern könnte es "technisch" vielleicht gehen - die Frage ob das sinnvoll ist und sich in die Vorlage einfügt ist eine ganz andere. Es sei denn, das Drehbuch will es anders :wink:

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Hinsichtlich der Ringe der Macht:

Die Serie geht m.E. insoweit auf das Tolkiens Motiv ein, indem das Schwinden der Elben als Grund angeführt wird. Dies trifft es recht gut, auch wenn es bei Tolkien nicht um das physische Schwinden geht, sondern um die psychische Last, die das sterbliche Mittelerde mit seinem schnellen Zyklen des Werdens und Vergehens bedeutet.

Allerdings weicht die Serie bisher in einem wesentlichen Punkt ab: Die Drei werden zuerst hergestellt - die restlichen Ringe werden wohl in der kommenden Staffel (oder Staffeln) folgen. Dies stellt natürlich die Reihenfolge ebenso auf den Kopf wie das Motiv Tolkiens: Die Anzahl der Gegenstände einer "Ringserie" nimmt stetig ab, gleichzeitig steigert siich die Macht der einzelnen Ringe. Zudem baut es sich in der Vorlage systematisch auf: Erst wird eine nicht näher benannte Anzahl geringerer Ringe als Tests zur Vervollkommnung der erlernten Fertigkeiten hergestellt. Dann nimmt man die Großen Ringe in Angriff und es entstehen die Neun und Sieben unter Annatars Anleitung - und später als er weg ist die Drei. Somit haben wir die titelgebenden Ringe bisher nur kurz angerissen und für meinen Geschmack sind die Drei - die mächtigsten (abgesehen vom Einen) von allen - hier relativ hastig am Ende einer Staffel "hingeworfen" worden. Vielleicht wirkt es besser, wenn man später den Anschluss der zweiten Staffel hat, doch im Moment habe ich den Eindruck, als wäre das Potential der Drei durch die Plazierung etwas verschenkt worden - und das Grundmotiv auf den Kopf gestellt worden.

Man wird auch sehen, wie die Sieben und Neun letztlich hergestellt werden. Hier nochmal wie in der Vorlage noch Annatar einzuführen (so dass die Elben gleich zweimal von Sauron in Verkleidung getäuscht würden) wäre schon etwas merkwürdig. Da die Ringe bisher wirklich nur kurz angerissen sind, bleibt vieles spekulativ und man wird abwarten müssen, was die Showrunner sich hier noch ausdenken.

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Am 21.10.2022 um 21:18 schrieb Tolwen:

Ich fange dann auch mal mit einem Thema an - der Zeitstauchung und der Geschichte Númenors.

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Zum Einen ist die Sterblichkeit der Menschen (speziell der Númenorer als wesentliche Protagonisten des ZZ) und ihr letztliches Hadern damit das Kernthema der menschlichen Erzählstränge des Zweiten Zeitalters. Dies findet in der Serie bisher genau gar nicht statt. 

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Die Gründe, warum sich Numenor oder zumindest die Königspartei von den Elben abgewandt hat, werden noch nicht näher beleuchtet und das Thema offen gehalten. Es gibt allerdings eine Sequenz in Folge 8 (bei 12:00 Minuten) in der Pharazon im Angesicht des sterbenden Tar-Palantir äußert: "So ist es unsere Pflicht, ihm ein Grabmal zu schaffen, dass ihm in Stein die Unsterblichkeit gewährt, die kein Mensch, nicht einmal ein König, im Leben erreichen kann." Betrachtet man dazu die Mimik Pharazons, so ist dies durchaus ein erster, deutlicher Hinweis darauf, dass er mit diesem Fakt unzufrieden ist. 

 

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Ich musste mir erst mal die besagte Stelle nochmal ansehen und ich würde dir zustimmen, dass er nicht sehr glücklich aussieht. Nur selbst wenn diese Unzufriedenheit Ausdruck der Unzufriedenheit mit der eigenen Sterblichkeit ist, was sich im Grunde nur vermuten lässt, dann wäre diese bestenfalls anekdotischen Charakters und weit entfernt von einem Kernaspekt der Erzählung, wie Tolwen ihn beschreibt.

Natürlich könnte es nun sein, dass dieses Motiv ab Staffel zwei zentral aufgegriffen wird, nur wäre es nach meinem Verständnis bereits Teil des Entfremdungsprozesses Numenors gewesen und keine Entwicklung in dessen Nachzügen.

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Am 21.10.2022 um 21:18 schrieb Tolwen:

...

Man könnte z.B. bei einer Serie mit sechs Staffeln drei jeweils engere Zeiträume beleuchten:

  1. Der Beginn, wie Sauron als Annatar versucht, sich bei den Elben beliebt zu machen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Dies könnte Númenor noch zu Zeiten seines Glücks zeigen.
  2. Die mittlere Zeit, als die Ringe hergestellt werden und Sauron die Elben mit Krieg überzieht als sein Plan mit den Ringen scheitert (ca. 300-500 Jahre später). Hier hilft Númenor den Elben massiv und findet Gefallen an der Machtausübung in Mittelerde (man merkt sehr deutlich, wie stark man den Menschen Mittelerdes überlegen ist).
  3. Die Endzeit, als Númenor sich zu einer imperialen Großmacht entwickelt hat, die große Teile Mittelerdes beherrscht und rücksichtslos kolonial ausbeutet. Sauron wird als Konkurrent gesehen, unterworfen und führt letztendlich zum Sturz Númenors.

...

Hätte man machen können. Aber die Serie bezieht sich auf die Ringe der Macht und Numenor hat mit diesen Ringen erstaunlich wenig zu tun. Es spielt zwar in der Rahmenhandlung in Bezug auf Sauron eine wichtige Rolle. Aber mich hat immer gewundert, dass Tolkien insbesondere auch den Einen Ring in Hinblick auf Numenor faktisch ignoriert. Sauron hat den Einen Ring um 1600 Z.Z. erschaffen. 100 Jahre später schlägt Tar-Minastir Sauron allerdings sang- und klanglos. 3262 Z.Z. geschieht dasselbe nochmal (wenn vielleicht auch durchaus von Sauron so beabsichtigt). Aber die Ringe der Macht scheinen ohne Bedeutung zu sein. Eine Straffung der Zeitschiene würde mir vor diesem Hintergrund durchaus einleuchten.

Am 22.10.2022 um 09:55 schrieb Tolwen:

Sollte der Artikel authentisch sein und Sauron in Staffel 2 wirklich nochmal als Annatar daherkommen, würde ich mich ernsthaft fragen, welchen Sinn die ganze Halbrand-Story dann eigentlich haben sollte. Mit viel gutem Willen könnte man es als Aufhänger für eine Entwicklung bzw. Wandlung der Persönlichkeit von Galadriel betrachten, welche sich bislang allenfalls erahnen lässt. Aber das hätte man sicher auch einfacher machen können. Aus meiner Sicht führt der Artikel dazu, dass die Luft aus dem Thema "Galadriel" deines Threads jetzt irgendwie raus ist:sad:

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vor 2 Stunden schrieb Tol Morwen:

Hätte man machen können. Aber die Serie bezieht sich auf die Ringe der Macht und Numenor hat mit diesen Ringen erstaunlich wenig zu tun. Es spielt zwar in der Rahmenhandlung in Bezug auf Sauron eine wichtige Rolle. Aber mich hat immer gewundert, dass Tolkien insbesondere auch den Einen Ring in Hinblick auf Numenor faktisch ignoriert. Sauron hat den Einen Ring um 1600 Z.Z. erschaffen. 100 Jahre später schlägt Tar-Minastir Sauron allerdings sang- und klanglos. 3262 Z.Z. geschieht dasselbe nochmal (wenn vielleicht auch durchaus von Sauron so beabsichtigt). Aber die Ringe der Macht scheinen ohne Bedeutung zu sein. Eine Straffung der Zeitschiene würde mir vor diesem Hintergrund durchaus einleuchten.

Bei Tolkien haben die Númenorer in der Tat recht wenig mit den Ringen zu tun. Dies mag sich daraus erklären, dass die Elben die Herstellung und Existenz der Ringe wahrscheinlich als Top Secret behandelt haben - und auch ihren engsten Verbündeten nichts davon erzählten. Erst um die Zeit des Letzten Bundes könnten sie dann aufgrund der Wiederkehr Saurons damit herausgerückt sein.

Immerhin waren die Ringe ein zutiefst egoistisches Projekt der Elbenschmiede: Sie wollten etwas erschaffen, mit dem sie ihre Umwelt nach ihren Wünschen beeinflussen konnten (Verfall anhalten oder zumindest stark verlangsamen), damit sie es in Mittelerde so schön haben konnten wie in Aman - und gleichzeitig in Mittelerde bleiben, wo sie in der Hierarchie oben standen (anstatt unten wie in Aman). Celebrimbor & Co haben - evtl. mit Ausnahme von Durins Ring - nie daran gedacht, diese kostbaren Stücke an jemand anderen als an Elben zu verteilen. In einem Brief schreibt Tolkien, dass die Elben mit dem Ringeschmieden der "Maschine" (d.h. dem Bösen) so nah wie niemals zuvor und niemals danach kamen. Allerdings haben sie sich Saurons Forderungen - als sie erkannt hatten wie man sie hereingelegt hatte - konsequent widersetzt und einen hohen Preis bezahlt: Mit den Ringen haben sie Sauron erst ermöglicht, zu dem mächtigen Dunklen Herrscher der Schwarzen Jahre zu werden. Das ist nichts, was man gerne ohne große Not rumerzählt ;-)

Konsequenterweise - wenn man sich mit der Serie tatsächlich auf die titelgebenden Ringe fokussierte - dürfte Númenor wirklich nur ein Nebenschauplatz sein. Allerdings haben die Showrunner sich zumindest in der ersten Staffel anders entschieden und damit wie oben genannt weitere Probleme geschaffen.

Das Thema Galadriel finde ich durch den Artikel nicht so entwertet. Bei Tolkien hat sie natürlich eine komplett andere Geschichte - da haben sich die Showrunner sowieso dazu entschieden, ihre Handlungen und Motivation mehr oder weniger selber neu zu erfinden anstatt sich an der Vorlage zu orientieren. Das halte ich hauptsächlich dem Umstand geschildet, daß eine starke, aktive Frau die zentrale Rolle spielen soll und fast alle Handlungsstränge in der ersten Staffel zusammenführt. Dazu kommt evtl. die Begrenzungen der Lizenz. Bei Tolkien agiert sie ja weniger als Elbenamazone, sondern als Königin (mit Titel oder auch nicht) zusammen mit Celeborn: Zuerst in Eregion, später in Lorien (im ZZ). Sie ist dort stets diejenige, die weit vorausdenkt, Allianzen schmiedet und Verbündete gewinnt und allgemein dafür sorgt, dass der Widerstand gegen Sauron weitergehen kann. Eine langfristige Planerin in Herrschaftsposition und keine Amazone, die sich Gil-galads Wünschen widersetzend einer persönlichen Individualvendetta nachgeht (obwohl mMn dieses letzte Motiv in der letzten Folge der 1. Staffel deutlich nachzulassen scheint - man wird sehen).

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Ich beziehe mich insbesondere auf den Einen Ring und die Frage, warum Sauron diesen offenbar nicht einsetzen konnte oder wollte. Es kann natürlich sein, dass Numenors Stärke zu überwältigend war. Wenn man allerdings bedenkt, welche Macht Sauron selbst ohne eigenen Körper und ohne Ring am Ende des D.Z. noch entfalten konnte, was wäre dann zu Zeiten Ar-Pharazons mit Ring und Ringgeistern möglich gewesen? Auch hätte sich Pharazon in seinem Streben nach Unsterblichkeit sicher für den Ring interessiert. Mal sehen, wie die Serie damit umgeht.

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vor 6 Stunden schrieb Tol Morwen:

Ich beziehe mich insbesondere auf den Einen Ring und die Frage, warum Sauron diesen offenbar nicht einsetzen konnte oder wollte. Es kann natürlich sein, dass Numenors Stärke zu überwältigend war. Wenn man allerdings bedenkt, welche Macht Sauron selbst ohne eigenen Körper und ohne Ring am Ende des D.Z. noch entfalten konnte, was wäre dann zu Zeiten Ar-Pharazons mit Ring und Ringgeistern möglich gewesen? Auch hätte sich Pharazon in seinem Streben nach Unsterblichkeit sicher für den Ring interessiert. Mal sehen, wie die Serie damit umgeht.

Den Einen hat Sauron nach dem Krieg mit den Elben ausgiebigst eingesetzt. Er war sein zentrales und wichtigstes Werkzeug, um weite Teile Mittelerdes zu unterjochen. Zum Einen hat der Ring wohl dazu geführt, daß die Person (d.h. die physische Manifestation) von Sauron an Macht gewann. Dies hat aber natürlich nur auf dessen unmittelbare Umgebung Einfluß. Viel wichtiger war die Beherrschung der Neun durch den Einen. Mithilfe der Ringgeister konnte Sauron seinen Einflußradius erheblich ausdehnen und weite Teile Mittelerdes durch seine Diener unterwerfen. Nicht umsonst wird diese Epoche die "Schwarzen Jahre" genannt, in der Sauron nahezu unumschränkt über Mittelerde herrschte. Ausnahmen waren nur der Machtbereich der Eldar im Nordwesten und die von den Númenorern beherrschten Küstenstriche.

Mit Zunahme der númenorischen Macht und deren Expansion im 26. und 27. Jh. unter dem späteren Tar-Calmacil zog Sauron sich auch erstmal ins Landesinnere zurück, da er sich für eine Konfrontation mit Númenor noch nicht stark genug fühlte.

Meines Wissens gibt es keinen Hinweis von Tolkien, dass Sauron am Ende des DZ körperlos war. Im Gegenteil gibt es einige Indizien, dass er sehr wohl einen Körper hatte - wahrscheinlich bereits bei seiner Rückkehr gegen DZ 1000. Nur war er da noch sehr schwach und verwundbar und es dauerte lange, seine alte Macht wieder aufzubauen (sowohl politisch als auch den Körper selber). Die Sache mit der Körperlosigkeit und dem "Leuchtfeuerauge" an der Spitze Barad-dûrs ist eine Film-Erfindung, mit der man visuell elegant einiges darstellen konnte, was sonst umständliche Erklärungen erfordert hätte und daher für den Film auch gut funktionierte. Mit der Vorlage hat dieser spezielle Aspekt allerdings nichts zu tun.

Sicher hätte Pharazon für den Einen interessiert. Die Frage ist aber auch, hätte Sauron ihn darauf aufmerksam gemacht? M.E. wohl kaum, da der Eine für Sauron der Fokus seiner Macht war und den gar nicht agbeben konnte (allein schon wegen des potentiellen Machtverlustes) und Pharazôn wahrscheinlich ebenfalls nicht die geringste Ahnung hatte, dass es solche Ringe überhaupt gab und was die machen würden. Im Gegenteil hat Sauron Pharazôns Gier geschickt Richtung Valar gelenkt. All das heisst aber natürlich nicht, dass die Showrunner das dennoch anders darstellen könnten.

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Am 23.10.2022 um 22:07 schrieb Tol Morwen:

Aber die Serie bezieht sich auf die Ringe der Macht und Numenor hat mit diesen Ringen erstaunlich wenig zu tun.

Das ist ein interessanter und wichtiger Gedanke. Die erste Staffel hat uns bisher fünf Handlungsstränge präsentiert, die sich teilweise überlappen, weswegen die Trennung nicht 100%ig ist:

  • Galadriel (teils mit Halbrand/Sauron)
  • Elrond & Durin (plus sekundär Celebrimbor und Gil-galad)
  • Die Harfüße mit Meteor-Man/Gandalf(?)
  • Arondir & Bronwyn
  • Númenor

Interessanterweise stellen die titelgebenden Ringe (bzw. deren Vorgeschichte oder Motivation zu deren Herstellung) bisher nur einen recht kleinen Teil der Handlung dar. In den folgenden Staffeln wird die Bedeutung dieser Stränge vermutlich noch ausgebaut werden. Bisher haben die aber erstaunlich wenig gemeinsam. Insbesondere dass die Ringe hier bisher nur eine Nebenrolle spielen mag sich noch ändern, doch als Erklärung oder Hintergrund, weswegen die hergestellt werden, ist bisher erstaunlich wenig passiert wenn man berücksichtigt wieviel Screentime für die anderen Stränge genutzt wurde. Insgesamt wirkt die ganze erste Staffel von der Handlung auf mich her etwas "zerfasert" und ohne klaren Fokus. Aber vielleicht schärft sich das noch in den folgenden Staffeln.

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Das Thema "Mithril" ist auch interessant. In den bisherigen Folgen ist das nicht - wie in der Vorlage - "einfach" nur ein Metall mit besonderen Eigenschaften (v.a. sehr leicht und gleichzeitig hart und widerstandsfähig und entwickelt nicht wie normales Silber eine Patina), In der Serie werden hierzu noch mystische Eigenschaften addiert, welche das Schwinden der Elben aufhalten können. Damit dies funktioniert, wird noch die legendäre Geschichte mit dem Elbenkrieger, Silmaril-Licht und Balrog erfunden. Letzteres (also das Hinzufügen eigener Ideen) ist angesichts des sehr groben Rahmens der Vorlage natürlich notwendig, nur stellt man sich die Frage, wozu diese konkrete Entscheidung?

Mit dem bisherigen Kenntnisstand (d.h. der ersten Staffel) ist es klar, da hier nur das Mithril die Kraft/Macht hat, das Schwinden der Elben aufzuhalten. Hieraus ergibt sich die Motivation Gil-galads (zusammen mit Celebrimbor), den ahnungslosen Elrond zu benutzen um von den Zwergen das benötigte Mithril zu bekommen. Im Grunde also eine Manipulationsgeschichte, die Gil-galad und Celebrimbor erst zugeben, als dieser Plan A fast gescheitert ist.

In der Vorlage sind die Dinge - natürlich(?) - komplett andersherum: Weil sich herumgesprochen hat, daß in Khazad-dûm Mithril gefunden wurde, siedeln sich einige Noldor aus Lindon (inkl. der Elbenschmiede) überhaupt erst in Eregion (was in der Nähe der Zwergenstadt liegt) an und begründen eine enge Freundschaft mit Durins Volk. Mithril ist hier ein begehrter Werkstoff, den die Zwerge - wahrscheinlich zu einem für sie selber sehr guten Preis - liefern und so Celebrimbor & Co ein einzigartiges Rohmaterial für Metallarbeiten aller Art zur Verfügung steht. Außer den bereits oben genannten hervorstechenden Eigenschaften hat Mithril aber nichts besonderes an sich.

Warum die Entscheidung zur Veränderung in der Serie getroffen wurde, wissen wir alle nicht und können nur mehr oder minder gut mutmaßen. Im Serienkanon kann diese Neuschöpfung hilfreich sein, da es die Zusammenhänge vereinfacht, dem Mithril noch einen Bedeutungsgewinn gibt, eine Begründung für dessen Besonderheit liefert und der bereits angesprochenen Zeitkompression entgegenkommt (Eregion wurde im Original Jahrhunderte vor dem Erscheinen Annatars gegründet). Es fügt noch ein bisschen Extra-Drama hinzu, auch wenn m.E. hier etwas sehr dick aufgetragen wird: Jahrhunderte haben die Elben offenbar ohne weiteres in Mittelerde gelebt - on-Screen sind keinerlei Probleme mit Schwinden erkennbar - und jetzt muss ganz plötzlich innerhalb weniger Monate die Rettung in Form eines Mithrilgegenstandes (oder mehrer) her, weil es sonst um die Elben geschehen sei. Da dies alles nur erzählt - aber nirgends gezeigt - wird, wirkt es m.E. doch ziemlich aufgesetzt um hier eine besondere Bedrohung und Motivation aufzubauen. Aufgrund des Fehlens sichtbarer Effekte verpufft das Ganze für mich als ziemlich konstruiert und unglaubwürdig (d.h. schlechtes Drehbuch).

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Die ganze Sache mit dem Mithril hat mich auch gewissermaßen überrascht. Also dass es überhaupt aufgegriffen wurde, da Mithril, wenn auch weit entfernt von Bedeutungslosigkeit, nicht gerade ein Kernaspekt irgendeiner der Erzählungen des zweiten Zeitalter, oder überhaupt irgendeines Zeitalters ist. Wie du schon sagtest hat es etwas mit der Gründung Eregions zu tun, ist ansonsten aber schlicht ein Ressource. Eine extrem wertvolle und nützliche, aber eine Ressource nichtsdestotrotz. Aus dem Herrn der Ringe und dem Hobbit kennen wir es quasi nur noch als interessantes "Gimmick". (Auch wenn das noch ein paar andere Gründe hat.)

Da Mithril an einigen Stellen erwähnt, und für einige Werkzeuge und Instrumente verwendet wird sowie scheinbar magische Fähigkeiten unbekannten Ursprungs besitzt, macht es eigentlich zu einem äußerst dankbaren Angriffspunkt für eine Serie, die sehr leger mit ihrer Vorlage umgeht und in der sich maßgeblich um magische Objekte aus Metall drehen soll. Von daher war das Einbinden von Mithril in den Plot im Grunde eigentlich ein ziemlich intelligenter Schachzug der Serienschreiber, da es ihnen eine Vielzahl möglicher kleinerer Erzählstränge eröffnet, die die Lore nicht allzu sehr tangieren, da Letztere nicht sehr präzise ist, was besagtes Metall angeht.

Mit solchen Erzählsträngen kann man dann aber auch nicht hantieren, wie es einem gerade passt. Und an dieser Stelle haben die Schreiber es in meinen Augen schlichtweg etwas verhauen. Anstatt die Vorlage dazu zu verwenden, ein paar Erklärungen zu schaffen, wo man bisher keine gefunden hat, oder anderweitig eine beschränkte Nebenhandlung zu eröffnen, wird es zu einem unumgänglichen Gegenstand der Serie unter Eröffnung nicht nur einer Nebenhandlung, sondern einer existenziellen Bedrohung für die elbische Zivilisation Mittelerdes, die zwischenzeitlich zum Fokus der Serie zu avancieren scheint. Das Ganze dann wiederum aufbauend auf einem völlig aus der Luft gegriffenen Mythos um Silmaril und einen epischen Kampf zwischen Balrog und Elb, blähte das de facto "Gimmick" jenseits aller Proportionen auf. Hätte man sich hier weniger Arbeit gemacht, hätte die gesamte Serie in meinen Augen davon schon eine ganze Ecke profitiert.

Dass Mithril dann auch noch offenbar wichtigster bzw. unverzichtbarer Bestandteil der Ringe wurde, machte das dann auch nicht besser. Ein obskures Metall wird zur eierlegenden Wollmilchsau des Kontinents...

 

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HInsichtlich Galadriel habe ich oben ja schon einiges gesagt. In der Vorlage ist sie bereits verheiratet (ebenso in der Serie), doch mit Celeborn zusammen und bekommt noch vor der Gründung Eregions eine Tochter. Letztere fehlt bis jetzt vollkommen. Die Galadriel in der Vorlage ist wie bereits gesagt jemand der Reiche führt, Strategien entwickelt und vorausschauend plant. Dies tat sie sowohl in Eregion als auch in Lórien, wo sie noch vor Herstellung der Ringe hinzog.

In der Serie ist sie geradezu besessen von der Jagd nach Sauron. Auch in der Vorlage ist sie in gewisser Weise besessen - aber anders. Es verlangt sie nach unabhängiger Herrschaft. Sie will Königin sein und ein eigenes Reich nach ihrem eigenen Ermessen regieren. Interessanterweise scheint die Gesellschaft der Eldar in der Vorlage sehr patriarchalisch zu sein: Sämtliche Herrscher sind Männer und Frauen spielen in der Thronfolge (im Falle gewaltsamer Tode) keine Rolle. IIRC in UT spricht Tolkien in einer Fassung an, dass dies eine zentrale Motivation Galadriels, Aman zu verlassen (auch vor Feanors Revolte) war, da sie in Aman keine Möglichkeit sah, diesen Traum dort jemals zu verwirklichen. In Beleriand ist dies noch nicht soweit - hier teilen ihre männlichen Verwandten das Land unter sich auf. Im Zweiten Zeitalter kann sie ihren Traum erstmals in Eregion umsetzen (zumindest teilweise), und später noch in Lórien (mit Unterbrechungen). Interessant ist es, dass sie niemals explizit und eindeutig als "Königin von Lórien" oder "Königin von Eregion" bezeichnet wird. Dies mag man als Hinweis sehen, dass die gesellschaftlichen Normen und politischen Strukturen der Eldar hier immer noch große Probleme mit einer dezidierten und auch so unmissverständlich benannten weiblichen Monarchin haben könnten. Dass sie später in Lórien im 3. ZA in Lórien den Titel einer "Herrin" verwendet, mag als Konzession hieran zu sehen sein, da sie dann dem Titel nach keine Königin war, auch wenn sie alle Befugnisse einer solchen ausübte. Einen ähnlichen Sachverhalt mit Normen und Titeln haben wir im Gondor der Truchsesse.

Insofern ist Galadriel in der Vorlage schon eine Rebellin, indem sie die gesellschaftlichen Normen der Eldar herausfordert. Zusätzlich beschreibt Tolkien sie auch - zumindest in Aman in ihrer Jugend - als große Athletin. Auch letzteres scheint besonders zu sein - zumindest bedeutend genug um es herauszustellen. Auch dies deutet darauf hin, dass sich sowas normalerweise für Elbinnen nicht schickte.

In der Serie ist Galadriel auch recht rebellisch und unkonventionell - insofern ist dieses Grundthema wiedergegeben. Wie dies umgesetzt wird (d.h. wie und warum sich dies zeigt), hat mit der Vorlage allerdings ausser den Namen nicht allzuviel zu tun. Hier klaffen die Serie und die Vorlage mMn schon meilenweit auseinander. Es mag sein, dass dies in einer modernen Fernsehserie, die viel von Action und Drama lebt, dies nicht darstellbar wäre. Dies wäre wiederum das Eingeständnis, dass das Thema in einer Serie (und wahrscheinlich auch einem Film) nicht halbwegs vorlagengetreu umsetzbar ist. Hinzu kommt der Korpus des nutzbaren Vorlagenmaterials.

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  • 4 Wochen später...

@Gargrim Im Thread, in dem nach Gandalf und Saruman gefragt wird, hat sich ja die Frage ergeben, inwieweit sich Vorlage und Serie unterscheiden. Um die Threads themenspezifisch zu halten (s. letzter Post dort), knüpfen wir hier jetzt mal an.

Zitat

  Am 24.11.2022 um 06:21 schrieb Gargrim:

Also gering ist schon sehr übertrieben …. Die Abweichungen sind definitiv in der Unterzahl .

Das ist interessant - denn bisher habe ich dies eher nicht so gehört und auch selber nicht wahrgenommen. Allerdings ist das dann ja auch eine prima Gelegenheit, da mal genauer einzusteigen. Liste doch mal auf, wo deiner Ansicht nach die Abweichungen gering und wo eher groß sind (so jeweils als Aufzählung - nummeriert oder als Bulletpunkte). Auf dieser Basis können wir dann ja bestimmt gut weiterdiskutieren. Ein Beispiel für eine passende Struktur wäre:

Wenig oder keine Unterschiede:

  1. ...
  2. ...
  3. ...

Größere Unterschiede:

  1. ...
  2. ...
  3. ...
Bearbeitet von Tolwen
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  • 3 Wochen später...

@Gargrim Kannst Du Deine o.g. Behauptungen jetzt auch mit greif- und diskutierbaren Fakten untermauern oder war das doch nur warme Luft? ich würde mich sehr freuen, wenn wir hier mal in eine dezidierte Diskussion einsteigen könnten, die weiter geht als die häufigen Oberflächlichkeiten.

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