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11. September 2001


Elentári

Empfohlene Beiträge

Nicht wirklich politisch, trotzdem passt es vom Thema her am Besten hier rein, denke ich.

Es erstaunt mich immer wieder, dass so viele Leute genau sagen können, was sie an diesem Tag getan haben, wie sie die Anschläge erlebt und mitgeteilt bekommen haben. Alleine das spricht dafür, wie sehr dieser Tag die meisten geprägt hat.

Nun ist 9/11 beinahe 10 Jahre her und vermutlich werden wir wieder mit Dokumentationen, Zeugenberichten, Verschwörungstheorien und allem berieselt, was es die letzten 10 Jahre auch schon gab. Hier dachte ich, hat jeder etwas Platz, darüber zu schreiben, wie er/sie diesen Tag erlebt hat und ob er/sie das alles schon bewusst mitbekommen hat...

Ich war damals nach der Schule bei meinem Freund und sollte dort etwas später von meinem Fahrlehrer zur Fahrstunde abgeholt werden. Die Eltern meines Freundes haben uns gerufen und so haben wir im TV einen rauchenden Turm des WTC gesehen, dachten aber an einen Unfall, bis wir "live" den Einschlag des zweiten Flugzeugs miterlebt haben, was aber nach wie vor einfach total unwirklich erscheint. Ich mein, wenn ich mir im Nachhinein vorstelle, dass ich im Prinzip gesehen hab, wie gerade hunderte von Menschen sterben, ist das total schrecklich.

Übel war dann auch die anschließende Fahrstunde über Land, nicht nur wegen den vielen Eindrücken und den unaufhörlichen Berichten im Radio, sondern weil mein Fahrlehrer Amerikaner aus irgendeinem Grund nicht leiden konnte, sich darüber lustig gemacht hat und den Ernst der Lage gar nicht begriffen hatte (er hat sich ein paar Tage später dann dafür entschuldigt)... :-/

Das einzige Erlebnis, das mir im Moment einfällt, bei dem ich auch genau weiß wo ich war und was ich gemacht habe, ist der Amoklauf von Winnenden. Irgendwie schade, dass sich meist so traurige Nachrichten so sehr ins Gedächtnis brennen :-(

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Naja ich war damals noch nicht so alt das ich den Ernst der Lage auch nur annähernd begriffen hätte. Ich habe die Geschichte irgendwie so am Rande mitbekommen , ich kann mich nur noch konkret an eine Schweige Minuten erinnern.

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Interessanterweise weiß ich auch noch genau was ich getan habe, ich lag im Bett und hab ferngesehen, ne Folge Stargate. Meine Mutter kam ins Zimmer gestürzt und sagte was von brennenden Häusern und einem Anschlag, hab das nicht so realisiert und weiter meine Serie geguckt bis sie dann das zweite Mal kam. Da hat sie einfach für mich umgeschalten und da hab ich dann gebannt zugeschaut. Nebenzu habe ich alle meine Freundinnen angerufen und sie vor den Fernseher zitiert. Den Rest des Abends hat unsere Familie dann gemeinsam verfolgt was vor sich geht...

Zu dem Zeitpunkt war mir aber nicht klar welche Auswirkungen das haben würde, es war irgendwie so unreal. Auch wie viele Menschen ihr Leben verloren haben, habe ich erst später richtig realisiert.

Bearbeitet von Thuringwethil
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Ich kann mich noch an den einstürzenden Turm im Fernsehen erinnern und daran, dass meine Eltern versucht haben, mir zu erklären, was passiert ist.

Und in der Schule hatte ich das Gefühl, dass kaum einer meiner Mitschüler besonders betroffen war oder auch nur verstanden hat, worum es ging.

Bearbeitet von Elwing Sisqinanamook
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Also ich war an dem Tag zu Hause und habe dort gewerkelt, bis mich irgendwann nach Mittag mein Mann aus der Firma angerufen hat und meinte, ich solle den Fernseher anmachen, es sei etwas Schlimmes in New York passiert. Das habe ich getan und war entsetzt: Einer der beiden Türme des WTCs stand in Flammen, dicke Rauschwaden quollen aus den Fenstern der oberen Etagen und hüllten die Gebäudespitze ein.

Zu dem Zeitpunkt dachte man noch, es handle sich um einen besonders üblen Flugzeugabsturz und die Vermutungen der Kommentatoren gingen hin und her, wie so etwas denn eigentlich passieren könne. Bis - ja bis mit einem Mal ein zweites Flugzeug rasend schnell ins Bild der inwischen eingerichteten Lifeübertragung flog und mit seinem Einschlag den zweiten Turm in einen Feuerball hüllte. Sprachlosigkeit in den Fernsehstudios und blankes Entsetzen bei mir. Von einem Moment zum anderen war klargeworden, dass das kein Unglück sondern volle Absicht war und alle stellten sich die gleiche Frage: Was sind das für Irre, die sowas machen und vorallem weshalb? Irgendwann kamen dann auch die Meldungen vom Pentagon und noch etwas später die vom Absturz von Flug 93.

Als dann nacheinander die Türme zusammenbrachen, saß ich immer noch vor dem Apparat, einen Knoten im Magen und total verstört. Bis zum Abend hatte ich die Maschinen durch die stetige Wiederholung der Aufzeichnungen bestimmt zwanzig mal in die Gebäude krachen und die Twin Towers in sich zusammenstürzen gesehen und mir war kotzübel. Ich war nur froh, dass mein Sohn mit fünf noch zu klein war, um zu begreifen, was da vor sich ging.

Die ganzen Zusammenhänge, die Hintergründe und die einzelnen Details der Abläufe haben sich ja erst Tage, Wochen und Monate später herausgestellt. Besonders deutlich kann ich mich an die Eindringlichkeit der Bilder und an die allgemeine Fassungslosigkeit erinnern, die nicht nur ich so empfunden, sondern mit den Journalisten und Kommentatoren geteilt habe. Kollektives Entsetzen, Ratlosigkeit, Traurigkeit, Erschütterung.

Ich bin als Kind mit dem Attentat in München, mit RAF-Anschlägen, Flugzeugentführungen und dem einen oder anderen Bombenattentat groß geworden, aber irgendwie hatte bis dahin niemand gedacht, dass einmal jemand so weit gehen könnte, tatsächlich voll besetzte Verkehrsmaschinen mit voller Absicht in bewohnte Gebäude zu lenken. Der Terrorrismus hatte mit einem Mal eine neue Dimension bekommen und die Erkenntnis, dass Menschen offensichtlich fähig sind, anderen Menschen auch so etwas bis dahin Unvorstellbares anzutun, löste bei allen Betrachtern an dem Tag eine geradezu greifbare Beklommenheit aus. Ich habe an dem Abend lange gebraucht, sehr lange, bis ich endlich schlafen konnte.

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Ich hatte damals just meine Ausbildung begonnen. Als ich nachmittags von meinem Vater abgeholt wurde, hörten wir im Radio, ein Flugzeug sei auf das Pentagon gestürzt. Natürlich saßen wir dann auch ganz schnell vorm Fernseher. Es herrschte die gleiche Fassungslosigkeit, wie wohl bei allen anderen. Ich hatte noch einen Termin beim Kieferorthopäden. Im Wartezimmer wurde ich immer nervöser, wollte wissen, was jetzt in New York passiert. Als ich nach einer dreiviertel Stunde immer noch nicht an der Reihe war, bin ich wieder gefahren und habe den Termin verschoben. Wieder zuhause setzte ich mich wieder vor den Fernseher. Inzwischen waren die Türme eingestürzt und Manhattan wurde zu einer großen Rauchwolke.

Ich hatte bis zu diesem Tag nur eine recht abstrakte Vorstellung von Terror. Aber mit diesen Anschlägen änderte sich das schlagartig.

Am Schlimmsten fand ich die Bilder der herabstürzenden Menschen, die keine Chance mehr sahen und aus den Türmen sprangen. Besonders ein Bild hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt: ein Mensch steht über der Einschlagstelle am Fenster, unter ihm Rauch, und schwenkt ein Tuch, um auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Mensch wird wohl kaum überlebt haben. Und ich frage mich, wie die Passagiere in den Flugzeugen sich gefühlt haben müssen, als sie sahen, dass sie mitten auf Manhattan zusteuerten. Selbst nach zehn Jahren läuft mir bei diesen Gedanken ein Schauer über den Rücken.

Lange danach habe ich Zeitungsausschnitte zu den Anschlägen gesammelt, die ich immer noch habe. Ich werde sie auch weiter aufbewahren, denn sofort war klar, dass dies ein historischer Moment ist. Später werden uns Kinder und Enkel danach fragen. Am Sonntag wäre wohl ein guter Tag, um diese Zeitdokumente mal wieder zu studieren.

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Am Tag des Geschehens betrachtete ich die Ereignisse durch die distanzschaffende Mattscheibe einigermaßen nüchtern. Ich erinnere mich noch, dass mich die Spekulationen der Reporter recht bald genervt hatten, woraufhin der Fernseher letztlich ausgeschaltet wurde. Am nächsten Tag würde es sicher genauere Erkenntnisse geben...

Die ersten Tage danach: Es wir mir klar dies: ist eine schlimme Tragödie, zugleich war mir aber auch klar, dass kaum jemand um die ca. 25.000 Menschen trauert, die jeden Tag auf der Welt verhungern. Warum also existiert dann soviel Gewese um diesen Anschlag? Die Antwort: es traf die größte Industrienation genau da, wo niemand es vermutet hätte, im Herze des Kapitalismus. Es könnte auch uns treffen - vor dieser Gefahr hatte nun (fast) jeder Angst. Mit etwas mehr Abstand konnte man relativ bald erkennen, wie sich die politischen Auswirkungen des Anschlags gestalten würden: die Freiheit wird neuen Sicherheitsgesetzen geopfert werden, und so kam es schließlich auch. Zum Teil allerdings unnötig. Würde man aktiv etwas gegen den Hunger unternehmen, kann man mehr Menschenleben retten als mit Terrorbekämpfung. Zumal die vollständige Bekämpfung unmöglich ist, da eine Person, mit genügend Zielstrebigkeit ausgestattet, immer einen Weg findet durch die Maschen der Terrorbekämpfer zu schlüpfen und zudem völlig unerwartet zuschlagen kann (siehe Breivik - Norwegen). Außerdem sollte man sich fragen, wieviel Leute an Terror im Vergleich zu anderen Todesursachen sterben.: 2009 starben 31 832 Menschen durch äußere Einwirkungen in Deutschland, darunter 447 durch tätliche Übergriffe - in diese Kategrorie fielen Terrortote, aber es gibt keine. In den Jahren davor sieht das ähnlich aus. [Quelle...] Ich wüsste nicht mal, wann der letzte Terrortote in Deutschland zu beklagen war, das war wohl vor meiner Zeit. Zu Zeiten der RAF?

Also alles in allem: solche Geschichten passieren zwar leider, aber ich persönlich lege sie dann auch in der Vergangenheit ab und belasse es dabei. Nicht zuletzt, weil es mir moralische Bauchschmerzen verursachen würde den Opfern des Anschlags mehr zu gedenken als einem beliebigen unbekannten Menschen, der gerade irgendwo stirbt.

Bearbeitet von mathias
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