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"Der Hobbit" im Literaturunterricht


Gast nabi

Empfohlene Beiträge

Gast Joran aus den Schatten

Ich schiebe gleich vorweg, dass ich diverse der vorstehenden Diskussionsteilnehmer für wesentlich kompetenter halte, sich zu diesem Thema zu äußern, als mich. Weil sie selbst noch näher an der Schule oder sogar Schüler sind, weil sie als Buchhändler sehen, was Kinder in dem Alter - wenn überhaupt - an Büchern kaufen und welche Reaktionen sie erhalten, weil sie mit Schülern regelmäßig arbeiten etc.

 

Trotzdem möchte ich hier ein paar Beobachtungen wiedergeben, die ich gemachte habe, und auch ein paar Fragen stellen.

 

Sehr lobenswert finde ich das Ziel, bei Kindern die Freude am Lesen zu wecken. Um selbiges bemühe ich mich bei meinen eigenen Kindern auch sehr intensiv. In meinem Schulunterricht war das vermutlich weniger die Aufgabe, der sich die Lehrer widmeten. Ich glaube, sie setzten die grundsätzliche Bereitschaft zu lesen und ein gewisses Interesse hieran damals voraus. Allerdings hat dann in der Mittelstufe eine vermutlich zunächst eher scherzhafte Umfrage, welche Schüler im vorausgegangenen Jahr selbst, privat und freiwillig ein ganzes/richtiges Buch gelesen hätte (keinen Comic etc.), die Lehrer bestürzt.... Ich halte es daher für sehr wichtig, dass Kinder, denen zuhause die Freude an Büchern nicht vermittelt wird, hierzu eine Chance in der Schule erhalten.

 

Auch Deine Ideen, nabi, wie man den Hobbit im Unterricht behandeln könnte (von der Karte im Klassenraum über das Runenschreiben etc.) finde ich sehr schön. Mir hätte all dies sicher sehr viel Spaß gemacht. (Allerdings glaube ich aufgrund der Erfahrungen in den Schulen meiner Kinder, dass die Karte heute nicht mehr lange unbeaufsichtigt in der Klasse hängen bleiben würde. Ich würde vielleicht gleich ein Dutzend einkaufen oder besser einen Klassensatz. ;-) )

 

Aber ich frage mich losgelöst davon (und ich bin da ganz ergebnisoffen und unkritisch): Warum wählt man das übersetzte Buch eines englischsprachigen Autors für den Deutschunterricht aus? Wäre es nicht sinnvoller, den Hobbit in der Schule in der Originalsprache im Englischunterricht zu behandeln? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in meinem Deutschunterricht jemals eine Übersetzung als Lektüre behandelt hätte. Umgekehrt wurde natürlich im Englischunterricht nie die englische Übersetzung eines deutschen Buchs als Lektüre verwendet. Nicht dass ich falsch verstanden werde: Es geht mir nicht um irgendwelche nationalistischen Motive oder Deutschtümelei. Es geht mir mehr darum, dass es bei diesen Fächern doch im wesentlichen um die jeweilige Sprache geht und wie der Autor mit ihr umgeht, was grundsätzlich doch am besten an einem Text in der Muttersprache des Autors gelingen sollte. Natürlich gibt es auch sprachlich hervorragende Übersetzungen. Aber irgendwie kommt mir das merkwürdig vor...

 

Ich habe meinen Kindern den Hobbit zum ersten mal vorgelesen, als sie etwa sechs und acht Jahre alt waren. Dann habe ich den Hobbit noch einmal mit ihnen gelesen, bevor ich den Herrn der Ringe vorgelesen habe. Da waren sie dann acht und zehn. Beide male mochten meine Kinder den Hobbit. Beim zweiten Mal hat ihnen der Hobbit jedoch spürbar besser gefallen. Vielleicht lag das am Alter. Vielleicht hat aber auch Torshavn recht und die Sprache war ausschlaggebend. Beim ersten mal habe ich die Übersetzung von Scherf und beim zweiten mal die von Krege gelesen. Vielleicht spielte beides eine Rolle. Als ich den Hobbit zum ersten mal (mit Begeisterung) gelesen habe, dürfte ich etwa 10 oder 11 Jahre alt gewesen sein. Ich glaube daher nicht, dass das von Dir genannte Alter der Schüler zwingend gegen den Hobbit spricht.

 

Mich würde interessieren, ob die Umfrage in Deiner Schule, bei der der Hobbit keine Stimmen erhalten hat, vor oder nach dem Kinostart des Hobbit-Films von PJ durchgeführt wurde?

 

Das Problem ist vielleicht, dass sich Jugendliche in diesem Alter als zu 'erwachsen' empfinden, um vermeintliche Kinder-/Märchenbücher zu lesen und hierzu offen zu stehen.

 

Mein Interesse an phantastischer Literatur hatte und hat naturgemäß einen gewissen Einfluss darauf, welche Bücher ich meinen Kindern vorlese. Inzwischen hat es im Ergebnis oft auch Einfluss darauf, welche Bücher sich meine Kinder heute selbst aussuchen. Da ist schon einiges in dieser Richtung dabei. Mein Sohn (11) berichtete mir vor kurzem ganz erstaunt, bislang hätten seine Mitschüler Fantasy immer abfällig abgetan. Es hätte dort keinerlei Interesse an solchen Themen gegeben. In der Vergangenheit sei fast ausschließlich 'Star Wars - The Clone Wars' Gesprächsthema gewesen. Die entsprechende Fernsehserie schien das A und O zu sein, um mitreden zu können. Konnte mein Sohn leider nicht... (Ich fühlte mich an meine Kindheit erinnert, als ich nichts zu Spiderman und Co. sagen konnte.) Jetzt plötzlich, seitdem der Hobbit im Kino läuft, finden plötzlich alle Fantasy toll und die Freunde entdecken jetzt Fantasy-Bücher, die mein Sohn schon in den letzten Jahren gelesen hat (Spiderwick, Das verborgene Königreich, Warrior Cats, etc.). Was ich sagen will: Ich glaube, dass das, was angesagt ist, heute bei den Schülern viel mehr als früher durch Fernsehen und Film entschieden wird. Vielleicht müsste man die Frage nur aktuell noch einmal wiederholen, nachdem viele Schüler den PJ-Film gesehen haben, und erhielte ein anderes Ergebnis?

 

Ausschlaggebend ist meines Erachtens auch nicht, ob die Schüler an gegenwartsbezogenen Themen interessiert sind oder nicht. Das eine schließt das andere nicht aus. Die Frage ist doch, findet phantastische Literatur (und hier ist das Feld ja sehr breit) generell keinen Zuspruch in dieser Altersgruppe. Das mag ich nicht glauben. Harry Potter wurde bereits genannt. Aber auch die vielen phantastischen Romane von Cornelia Funke und ihr Erfolg belegen meines Erachtens das Gegenteil. Meine Nichte ist 9 Jahre alt und z.B. von der Tintenherz-Reihe ganz begeistert. Sie hütet die Bücher wie einen Schatz und hätte es am liebsten, niemand anders außer ihr hätte diese Geschichten je gelesen.

 

Damit die Sprache ein ausschlaggebendes Argument für die Entscheidung der Schüler bei der Abstimmung gewesen sein könnte, müssten sie in den Hobbit erst einmal hereingelesen haben. Ich vermute daher, dass es eher falsche Vorstellungen von dem Buch waren, die für die Entscheidung der Schüler verantwortlich waren. Eigentlich finde ich es garnicht so schlecht, wenn den Schülern zumindest ein erheblicher Teil der Lektüre vorgegeben wird. Das ist die Chance, Kinder/Jugendliche an Bücher heranzubringen, die sie auf eigene Veranlassung nie gelesen hätten. Und dabei kann man durchaus auch positive Überraschungen erleben. So habe ich es jedenfalls immer empfunden, als eine Chance, über die Mauer zu blicken und neues zu erkunden. Oder umgekehrt: Ist der Unterricht schlecht, würde ich mir nicht wünschen, dass dort ein Buch behandelt wird, dass ich mag. Denn danach wäre mir die Freude daran vermutlich für immer verleidet.

 

P.S.: Ich hätte als Kind/Jugendlicher gerne Krabat im Deutsch-Unterricht besprochen. :-) Auch wenn der Hobbit zu einem meiner Lieblingsbücher gehört, könnte ich mir Krabat als Deutsch-Lektüre auch heute noch besser vorstellen.

Bearbeitet von Joran aus den Schatten
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Gast Mithrennaith

(von der Karte im Klassenraum über das Runenschreiben etc.)

Die Karte im Klassenraum (des Englischunterrichts) hat mich die Lehrerin zum Abitur mitgegeben. Ich denke, ein wertvolleres Geschenk als sie vermutet haben möge, denn das Ding (es war die Karte von Barbara Remington) ist fast nicht zu finden. Tengwarschreiben mache ich Heutzutage auf Fantasy-Börsen.

 

..... Warum wählt man das übersetzte Buch eines englischsprachigen Autors für den Deutschunterricht aus? Wäre es nicht sinnvoller, den Hobbit in der Schule in der Originalsprache im Englischunterricht zu behandeln? ..... Es geht mir mehr darum, dass es bei diesen Fächern doch im wesentlichen um die jeweilige Sprache geht und wie der Autor mit ihr umgeht, was grundsätzlich doch am besten an einem Text in der Muttersprache des Autors gelingen sollte. Natürlich gibt es auch sprachlich hervorragende Übersetzungen. Aber irgendwie kommt mir das merkwürdig vor...

 

.....

 

P.S.: Ich hätte als Kind/Jugendlicher gerne Krabat im Deutsch-Unterricht besprochen. :-) Auch wenn der Hobbit zu einem meiner Lieblingsbücher gehört, könnte ich mir Krabat als Deutsch-Lektüre auch heute noch besser vorstellen.

Also, Krabat, oder in Übersetzung ‘Meester van de Zwarte Molen’, hat man uns beim Niederländischunterricht teilweise zu lesen gegeben ... [:]  :buch:

Bearbeitet von Mithrennaith
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Mein Sohn (11) berichtete mir vor kurzem ganz erstaunt, bislang hätten seine Mitschüler Fantasy immer abfällig abgetan. Es hätte dort keinerlei Interesse an solchen Themen gegeben. In der Vergangenheit sei fast ausschließlich 'Star Wars - The Clone Wars' Gesprächsthema gewesen.

Star Wars ist aber Fantasy. :-O

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Gast Dunderklumpen

Zum Thema fremdsprachige Literatur im Deutschunterricht:

 

Ich vermute, heute wird die Lektüre eher als Literaturunterricht aufgefasst, nicht als Sprachunterricht.

 

Zumindest die moderne Literatur, die in der Schule gelesen wird, stammt aus aller Herren Länder, obwohl die deutschsprachige noch zu überwiegen scheint. Ich fand das auch erst seltstam - aber wenn man darüber nachdenkt:

 

Wenn nicht der Deutschunterricht einen Einblick in die moderne Weltliteratur verschafft, dann tut das kein Fach. Außer deutscher, englischer und französischer Literatur - wenn man die lateinische mal außen vor lässt - könnte dann in der Schule nichts besprochen werden. Und auch das nur sehr beschränkt: denn in der fünften Klasse oder gar in der dritten wäre "The Hobbit" auf Englisch zu schwer.

 

Man scheint bei der Lektüreauswahl mehr Wert darauf zu legen, dass die Schüler Einblick in das Leben von Kindern und Jugendlichen in fremden Ländern und auf anderen Kontinenten bekommen.

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Gast Joran aus den Schatten

@ seregthaur

 

Die Übergänge zwischen Genres sind ja generell fließend. Und ich habe immer wieder festgestellt, dass die Fans eines Genres alles das für "ihre" Richtung vereinnahmen wollen, was ihnen gefällt und noch irgendwie passt. Bei Star Wars kann man natürlich lange über die Eingruppierung debattieren (und wird es auch, schau mal hier: http://scifi.about.com/od/starwarsglossaryandfaq/a/Star-Wars-Faq-Is-Star-Wars-Sci-Fi-Or-Fantasy.htm oder hier: http://www.scifi-forum.de/science-fiction/star-wars/27764-star-wars-fantasy-sci-fi.html). Für mich gehörte Star Wars immer mehr in den Bereich Science Fiction als Fantasy, auch wenn darin natürlich gewisse Fantasy-Elemente anklingen, wenn man den Gebrauch der 'Macht' also beispielsweise als eine Art Magie versteht. Mir ist auch bewusst, dass das vielfach (gerade auch von SF-Fans, die teilweise mit Star Wars nichts anfangen können) anders gesehen wird.

 

Für mich sind solche Grenzziehungen ohne besonderen Wert, zumal SF und Fantasy gleichermaßen in den Bereich der phantastischen Literatur gehören.

 

Aber die Mitschüler meines Sohnes sahen in Star Wars eben Science Fiction ("coooool") und etwas ganz anderes als Fantasy ("blöööööd"). Kinder eben.

 

 

@ Dunderklumpen

 

Das leuchtet mir im Grunde schon ein. Schön wäre es meiner Meinung nach, das zusätzliche Fach 'Literatur' zu schaffen (wie Musik und Kunst eben) und vom Deutschunterricht zu lösen. Ich hätte mich jedenfalls darüber gefreut und dafür auch gerne länger auf der Schulbank gesessen. Bei uns gab es immerhin eine Literatur-AG, wenn ich mich recht erinnere. Die kollidierte aber bei mir nachmittags mit anderen Terminen und schien mir zu sehr an den Deutsch-LK der entsprechenden Lehrerin angegliedert.

Ein Störgefühl gegenüber englischer Literatur im Deutschunterricht bleibt für mich persönlich trotzdem. Genauso wie bei der Lektüre der Übersetzung eines deutschen Buchs in einer Fremdsprache, selbst wenn sie der Deutschen noch "nahesteht" wie Niederländisch, denn es bleibt eine Übersetzung. In welchem Fach lernt man dann heute die Dinge, die wir früher im Deutschunterricht gelernt haben? Aber mir fehlt einfach die Nähe zur Schule, um das wirklich beurteilen zu können, und Deine Erklärung erscheint mir jedenfalls plausibel.

 

 

@ Mitthrennaith

Na, so ein Geschenk hätte ich von meinen Lehrern auch gerne zum Abitur bekommen!!! :schmacht:

Bearbeitet von Joran aus den Schatten
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Gast Dunderklumpen

@ Dunderklumpen

 

Das leuchtet mir im Grunde schon ein. Schön wäre es meiner Meinung nach, das zusätzliche Fach 'Literatur' zu schaffen (wie Musik und Kunst eben) und vom Deutschunterricht zu lösen.

 

Genau dieser Gedanke war mir auch gekommen, als ich das vorhin aufgeschrieben habe. Möglicherweise gibt es solche Kurse, aber da bin ich im Moment überfragt.

 

Ein Störgefühl gegenüber englischer Literatur im Deutschunterricht bleibt für mich persönlich trotzdem.

 

Bei mir auch. Vor allem, wenn die Übersetzungen noch nicht an den heutigen Standard angepasst sind. Dennoch muss man abwägen, was wichtiger ist. Ein Leben ohne Kompromisse ist nicht möglich.

 

 

Genauso wie bei der Lektüre der Übersetzung eines deutschen Buchs in einer Fremdsprache

 

Was allerdings manchmal heilsam ist. Ich mag den Stil von Hermann Hesse überhaupt nicht, finde ihn hundsmiserabel - den Inhalt seiner Werke hingegen finde ich hinreißend. Dann fand ich mal den "Steppenwolf" in einer recht fremden Sprache - und freute mich riesig. Der Übersetzer hatte das, was ich am Stil nicht mochte, nicht übertragen. :-)

 

Wir müssen vielleicht lernen, dass Literatur nicht nur konservierbar ist, sondern als Allgemeingut in veränderter Form in andere Kulturen eingespeist wird und dort eingemeindet wird sozusagen. Die Rezeption von Literatur ist ein wichtiger Teil lebendiger Literatur, und dazu gehört auch die Veränderung durch Übersetzungen.

 

Das Original bleibt ja immer zur Verfügung.

 

 

In welchem Fach lernt man dann heute die Dinge, die wir früher im Deutschunterricht gelernt haben? 

 

Ich denke, die Lektüre ist schon noch geblieben; nur sind eben ab und zu übersetzte Werke dabei.

 

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Schön wäre es meiner Meinung nach, das zusätzliche Fach 'Literatur' zu schaffen (wie Musik und Kunst eben) und vom Deutschunterricht zu lösen.

 

Das hat meine volle Zustimmung! Als Schüler hätte ich mir so eine Trennung gewünscht - und dann aber die deutsche Sprache verpflichtend für alle und Literatur abwählbar :-O Lesen kann (und will) ich auch alleine und vor allem will ich selber wählen können, was ich lese...

 

Was meinen anwesende Deutschlehrer dazu?

 

Obwohl Tolkien sich ja sehr um die Zusammenlegung von Sprach- und Literaturwissenschaft bemüht hat, wenn ich mich recht erinnere ;-)

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Gast Joran aus den Schatten

@ Hallorin

 

Als 'Fluchtmöglichkeit' war mein Vorschlag eher nicht gedacht! :-O

 

Eher als Möglichkeit auch ganz andere, sprach- und länderübergreifende Themen einmal besprechen zu können, wie etwa zwischen der Modernen Literatur verschiedener Länder Vergleiche zu ziehen und Unterschiede herauszuarbeiten (man nehme hier zum Beispiel die interessanten Beiträge an verschiedenen Stelle des Forums zum Magischen Realismus) oder einmal die Probleme und Chancen von Übersetzungen zu untersuchen. Außerdem könnte man den Literatur-Unterricht vielleicht von manchem (dort vielleicht sinnvollen) Ballast des Deutschunterrichts (wie ich ihn jedenfalls noch erlebt habe) befreien, der einem das schönste Buch verleiden kann, weil nach dem Sezieren im Rahmen der Analyse/Interpretation von dem einst schönen Gesamtbild des Körpers nur mehr ein zerstückelter Leichnahm übrig bleibt.

 

Literatur muss in der Schule - in welchem Fach auch immer - meines Erachtens zwingender Lehrstoff sein. Und ich bleibe dabei, es schadet nicht, ein Buch zu lesen, das man sich vielleicht zunächst selbst nicht ausgesucht hätte.

 

Die Wahloption hätte ich mir immer sehnlichst für Sport gewünscht, treffe dabei aber auch auf wenig Zustimmung bei Dritten.... :-O

 

Aber ich wollte hier nicht vom eigentlichen Thema ablenken, sondern nur die grundsätzliche die Frage stellen, ob die Lektüre des Hobbit wirklich in das Fach Deutsch gehört und nicht im Fach Englisch oder (in Ermangelung eines entsprechenden Faches) in einer Literatur-AG besser aufgehoben wäre. Und da finde ich Dunderklumpens Hinweise sehr hilfreich.

Bearbeitet von Joran aus den Schatten
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@ Joran

 

Na gut, dann eben nicht "komplett" abwählbar :-O Aber eine Differenzierung in sowas wie Grund- und Leistungskurse wäre doch vorstellbar in höheren Klassen? Die Literatur-Begeisterten könnten sich in letzteren austoben und z.B. den Hobbit im Original lesen.


Ich lese derzeit meinem jüngsten Sohn den Hobbit vor, merke aber, dass seine Aufmerksamkeit je nach Tagesform doch sehr schwankend ist. Da ich ihm das Buch auf gar keinen Fall "aufdrängen" will - dazu ist es mir zu wichtig - lesen wir an den schlechten Tagen dann lieber etwas anderes. Wenn ich mir nun vorstelle, der Hobbit wäre Pflicht-Schulstoff, dem man sich nicht entziehen kann... der Gedanke gefällt mir nicht, eben wegen der Ablehnung, die Zwang erzeugen kann.

 

Ein weiterer Aspekt: bei manchen Werken ist es mir auch wichtig, dass meine Kinder diese auf ihre Weise und zu einem Zeitpunkt, den sie bestimmen, kennenlernen. Ich war z.B. vor Jahren doch recht stolz auf meine Tochter, als sie sich einem kollektiven Klassen-Kino-Event verweigerte, weil sie das Buch erst lesen wollte vor dem Film.

 

Mein Fazit: Tolkien in der Schule - ja, aber nicht als Pflicht, sondern in Leistungskursen oder, wie Du vorgeschlagen hast, in Literatur-AGs.

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Gast Dunderklumpen

Ein weiterer Aspekt: bei manchen Werken ist es mir auch wichtig, dass meine Kinder diese auf ihre Weise und zu einem Zeitpunkt, den sie bestimmen, kennenlernen.

 

Das ist ein äußerst bedenkenswertes Argument. Darüber werde ich noch lange nachdenken. Im Grunde sollte man dann überhaupt keine Schüler dazu zwingen, sich mit einem bestimmten Buch zu beschäftigen - und dann noch Arbeiten darüber zu schreiben.

 

Andererseits sollten Schüler einen Überblick bekommen über das, was an Dichtung existiert und immer wieder neu erschaffen wird.

 

Wie kann man diesen Widerspruch lösen?

Die totale Wahlfreiheit würde dazu führen, dass man das liest, was draußen die Werbung proklamiert, und das ist dann auch nur scheinbare Wahlfreiheit.

 

Und sie würde dazu führen, dass man das liest, was einen äußerlich erregt. Die leisen Töne würde man in der Regel ablehnen, weil da die action fehlt. Action und Spannung ist, nach meiner Erfahrung, das ausschließliche Kriterium, nach dem die Schüler gehen, wenn sie nicht eingeführt werden in die Welt der leisen Töne. Die leisen Töne werden als langweilig abgelehnt.

 

Was also tun? Die Kinder, denen die Eltern von klein auf vorgelesen haben, sind da deutlich im Vorteil.

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Gast Joran aus den Schatten

Deine Sorge kann ich bei einem Buch, das man liebt, gut verstehen, Hallorin.

 

Passt Dein jüngster Sohn denn in die von nabi angesprochene Altersgruppe der 11-12jährigen?

 

Ich unterstelle einmal aufgrund Deiner Schilderung, dass er deutlich jünger ist, oder? Bei 11-12jährigen ist das Vorlesen bzw. gemeinsame Lesen ja eher noch selten anzutreffen (ich mache weiter, bis meiner Kinder keine Lust mehr haben... ;-) ).

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Gast Joran aus den Schatten

@ Dunderklumpen

 

Eine solide, breit gestreute Bildung, die die Schule vermitteln will, sollte meines Erachtens dem Schülern möglichst viele Alternativen aufzeigen und neue Interessen wecken. Es wäre eine Verarmung, wenn sie sich einer Mehrheitsmeinung der Schüler oder dem 'Mainstream' unterwerfen würde. Es ist sehr wichtig, dass die Schüler möglichst Spaß am lernen haben. Aber man muss sie auch mit Dingen konfrontieren, die sie zunächst nicht mögen, damit sie sich weiterentwickeln und - ggf. auch später einmal - hieran anknüpfen können.

 

Und - einmal ehrlich gesagt - wenn ich als Schüler ein Buch absolut nicht lesen will, kann ich dass im Einzelfall auch unterlassen. Mich hat damals 'Stiller' von Max Frisch derartig gelangweilt, dass ich irgendwann nicht mehr weitergelesen habe. Eine Interpretationshilfe hat auch gereicht. Hat keiner gemerkt.... :-O Nichts, worauf ich besonders stolz wäre, aber in dem einen (einzigen) "Notfall" meiner Schullaufbahn hat's gereicht.  ;-) Ich habe mich nachher aber immer über mich selbst geärgert. Und irgendwann lesen ich meinen 'Stiller' noch, der weiterhin mahnend in meinem alten Bücherregal in meinem Elternhaus steht... irgendwann...

 

Also, wenn ich als Lehrer überzeugt wäre, dass der Hobbit das richtige Thema für meine Klasse ist, würde ich ihn durchnehmen, gleichgültig was die Schüler dazu sagen. Vielleicht würde ich mit einer 'Lesestunde' oder ähnlichem beginnen, um erst einmal das Interesse an der Geschichte zu wecken. Ich würde mich von einer Abstimmung der Schüler oder deren vorgefasste Meinung über ein Buch, das sie nicht kennen, nicht abschrecken lassen.

 

Die Meinung der Schüler wäre mir hingegen wichtiger, wenn es um "austauschbare" Themen/Bücher geht. Was ich für wichtig halte, würde ich aber bringen und mich bemühen, es möglichst gut zu verpacken. Wenn es darum geht, die Lesefreude der Schüler zu wecken, halte ich es für klug, deren Wünsche mit zu berücksichtigen. Und nabi geht es beim Hobbit - so wie ich sie verstanden habe - um letzteres.

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Gast Dunderklumpen

Fakt ist aber, dass in der Schule Hass gegen gute Literatur geweckt wird. Das kann ich nicht ignorieren. Es gibt hier im Forum irgendeinen Thread, wo dieser geballte Hass mal losgeplatzt ist.

 

Das kann und darf nicht der Sinn von Dichtung in der Schule sein, dass die Schüler bis ans Lebensende eine Abneigung gegen klassische Literatur bekommen.

 

Dass das theoretisch ganz anders gehändelt werden kann, ist klar. Warum aber wird es nicht anders gehändelt? Warum gelingt es nicht - nicht in den letzten siebzig Jahren?

 

Die Schule hat den Auftrag, Interesse zu wecken und nicht Hass. Also muss untersucht werden, warum die meisten realen Deutschlehrer in unserem realen Schulsystem scheitern.

 

Was Witchking oben schreibt, ist für mich der Albtraum schlechthin. Die Novelle "Lenz" ist dermaßen unter die Haut gehend, dass System und Lehrer schon komplett, aber sowas von komplett scheitern, wenn sie Langeweile wecken und den Schüler einzig dazu kriegen, dass sie eine Interpretation nachlesen und sich bei der Lektüre selber gelangweilt haben.

 

Schlimmer geht es für mich nicht. Es ist eine Bankrotterklärung des Schulunterrichts.

Darum müssen Alternativen gesucht werden. Ich selber bin nicht in den Schuldienst gegangen, weil ich es krank fand, Deutscharbeiten zu benoten. Da erzieht man dann Heuchler und Betrüger.

 

Ich bin überzeugt davon, dass ein wirklich guter Schulunterricht auch für "Lenz" Interesse wecken kann. Aber viele Lehrer schaffen es eben nicht. Und das ist Fakt, und ich kann mir die Welt nicht zusammenträumen. Das System muss das auffangen können. Gute Lehrer kann man nicht backen.

 

Und den "Hobbit" würde ich wirklich nicht in der Schule lesen, es sei denn, eine große Mehrheit der Schüler wünscht das. Dazu ist die Abneigung vieler Schüler gegen sog. Fantasy sehr tief und entschieden. Und es besteht kein Grund, diese Entschlossenheit mit Gewalt brechen zu wollen.

 

Wenn man schon ein Verständnis für Phantastik wecken möchte - was geschehen sollte -, dann mit Werken, deren phantastische Elemente wirklich aussagestark und zeitbezogen sind.

 

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@ Dunderklumpen

 

Ja, ich sehe den Widerspruch natürlich auch und habe auch selbst noch keine richtige Antwort für mich gefunden.

Meine Abneigung gegen Pflicht-Lektüre ist vermutlich auch eigenen schlechten Erfahrungen geschuldet, wohl möglich. Hast Du irgendeine Erklärung dafür, warum der Deutsch- (Literatur-) Unterricht so gegen den Baum läuft?

Meine Tochter (10. Klasse) hat sich gerade gestern darüber beschwert, was für langweilige Bücher sie lesen müssen, O-Ton: "Immer dieser Nazi-Kram."

 

@ Joran

 

Mein Jüngster ist fast 9, der kann durchaus selber lesen, macht er aber nicht gern :( Ich muss das zarte Pflänzchen seines Lesewillens ganz behutsam fördern.

Bearbeitet von Hallorin
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Mein Fazit: Tolkien in der Schule - ja, aber nicht als Pflicht, sondern in Leistungskursen oder, wie Du vorgeschlagen hast, in Literatur-AGs.

Im LK auf keinen Fall. Goethe, Kafka etc. gehören in den Deutsch-LK, zumindest in NRW wurde blasphemischerweise und zum Unverständnis sowohl von Seiten der Lehrer als auch genügend Schüler z.B. Faust aus dem Pflichtbereich genommen. Was so etwas soll, erschließt sich mir nicht.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie Tolkien in der Schule unterrichtet werden soll. Leider bin ich derzeit noch Abiturient, und mit anderen Schülern und Lehrern Tolkien zu lesen, empfände ich grauenvoll.

 

 

Die Schule hat den Auftrag, Interesse zu wecken und nicht Hass. Also muss untersucht werden, warum die meisten realen Deutschlehrer in unserem realen Schulsystem scheitern.

Das Problem ist imho erst einmal das System Schule. Ich möchte hier kein Schul-Bashing betreiben und auch nicht in Hasstiraden verfallen, vor allem da es der baldigen Deutschlehrerin hier nichts bringt und letzten Endes destruktiv wäre. Bei mir hat Schule aber ziemlich viel Hass geweckt, wo es Dunderklumpen gerade anspricht.

So wie ich meine Mitschüler wahrnehme, gibt es Literatur, die - sofern der Lehrer entsprechend gut ist - generell alle anspricht. Ein Beispiel für ein ansprechendes Werk ist Faust, Iphigenie auf Tauris ist ein negatives Beispiel. In einem Kurs nämlich hat ein Lehrer, obwohl es nicht Pflicht war, mit den Schülern Faust behandelt, und es kam eig. bei allen gut an. Iphigenie auf Tauris wird aber meistens auch von Lehrern verschmäht, nur müssen sie es machen, obwohl sie es selbst für unsinnig halten. Es gibt also genug Literatur, mit der Schüler was anfangen können, und genug, die niemand (außer das Schulministerium) haben will.

Off-Topic-Edit an Joran:

MMn ist Star Wars eig. nur Fantasy, meinetwegen auch Space Fantasy, aber nicht Science Fiction. Science Fiction impliziert, zumindest in der Zukunft auf wissenschaftlicher Basis real werden zu können. Star Wars spielt in der Vergangenheit. ("Es war einmal...") Dies hat auch einen Bezug zu Märchen, da diese auch so anfangen können, was auch nicht in Richtung Science Fiction geht. Außerdem erkenne ich keine Wissenschaft (Science) bei Star Wars. Denn es will imho nie real sein können, Laserschwerter, Todessterne etc. sind Fantasyprodukte, die vollkommen phantastisch sind und nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Die Macht ist die Magie, die Jedi und Sith die Magier. Dass das ganze im Weltraum und auf mehreren Planeten und -systemen stattfindet, ist für mich noch kein Indiz für Science Fiction, da es wiederum nicht wissenschaftlich visionär sein will, sondern der Weltraum einfach als Handlungsort vorgegeben ist -> Space Fantasy eben. ;)

Bearbeitet von seregthaur
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Ich finde es toll, dass hier sich einige um den Lesewillen und das Leseverhalten ihrer Kinder und der Kinder allgemein bemühen! Ist aber natürlich auch von Kind zu Kind unterschiedlich. Ich selbst hab früher vorgelesen bekommen aber sehr schnell selbst lesen wollen (glaub ich). Beliebt war von anfang an das Phantastische. Hat vielleicht mit Märchen angefangen, ging aber recht schnell zu Rittergeschichten über, vor allem rund um die Artussage, die ja genug Phantastisches besitzt. Dann kam noch Harry Potter und irgendwann wurde mir "der Herr der Ringe" empfohlen, und dann kam ich irgendwann auch auf den Hobbit, als ich eigentlich schon zu groß für Kinderliteratur war, hab mich aber bewusst für die Kinderbuchfassung entschieden. Gute Kinderliteratur ist sowieso auch (fast) immer was für Erwachsene.

Ich persönlich hätte mich bestimmt gefreut, wenn mir die Schule den Zugang zu Tolkiens Werk früher ermöglicht hätte.

 

Ich glaube, das Ziel des heutigen Literaturunterrichts sollte nicht unbedingt sein, das Interesse an der Klassischen Literatur zu fördern, sondern die Lust am Lesen allgemein zu steigern. Bücher bekommen immer mehr Konkurenz durch andere Medien und da finde ich den Hobbit garnicht schlecht. Nicht unbedingt gegen den Willen der Klasse, aber prinzipiell auf jeden Fall! Um Längen besser als "Das Tagebuch der Anne Frank", finde ich (die einzige Schullektüre, die ich nicht fertig gelesen habe).

 

Das er dann nicht in der Originalsprache gelesen wird, stört mich dabei auch nicht (hab ich auch noch nicht gemacht und ich finde den Hobbit trotzdem gut). Im gegenteil, man könnte fächerübergreifend arbeiten und den zeitgleich auch im Englischunterricht lesen. Funktioniert natürlich nur, wenn das richtig angepackt wird, wobei ich nicht sagen kann, wie man sowas richtig macht.

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@ Dunderklumpen

 

Eine solide, breit gestreute Bildung, die die Schule vermitteln will, sollte meines Erachtens dem Schülern möglichst viele Alternativen aufzeigen und neue Interessen wecken. Es wäre eine Verarmung, wenn sie sich einer Mehrheitsmeinung der Schüler oder dem 'Mainstream' unterwerfen würde. Es ist sehr wichtig, dass die Schüler möglichst Spaß am lernen haben. Aber man muss sie auch mit Dingen konfrontieren, die sie zunächst nicht mögen, damit sie sich weiterentwickeln und - ggf. auch später einmal - hieran anknüpfen können.

 

Und - einmal ehrlich gesagt - wenn ich als Schüler ein Buch absolut nicht lesen will, kann ich dass im Einzelfall auch unterlassen. Mich hat damals 'Stiller' von Max Frisch derartig gelangweilt, dass ich irgendwann nicht mehr weitergelesen habe. Eine Interpretationshilfe hat auch gereicht. Hat keiner gemerkt.... :-O Nichts, worauf ich besonders stolz wäre, aber in dem einen (einzigen) "Notfall" meiner Schullaufbahn hat's gereicht.  ;-) Ich habe mich nachher aber immer über mich selbst geärgert. Und irgendwann lesen ich meinen 'Stiller' noch, der weiterhin mahnend in meinem alten Bücherregal in meinem Elternhaus steht... irgendwann...

 .

Zum ersten Abschnitt:

Dem stimme ich zu, allerdings nicht mehr in der Oberstufe. Ich finde man sollte, wie du sagtest, eine solide Grundausbildung bekommen, aber dann sollte man später in der Oberstufe nur nich Fächer belegen, die einen interessiere oder due für einen selbst wichtig sind. Ich finde es schwachsinnig, dass man gezwungen wird Fächer wie deutsch,reli/ethik, Mathe, etc. Bis zum Abi zu belegen. Was will denn der angehende mathematiker/Physiker/etc. mit Fächern wie deutsch anfangen? Oder was will der angehende Germanist mit Mathe anfangen? Wenn den angehenden Mathematiker deutsch/Literatur interessiert soll er es nehmen. Wenn nicht dann nicht. Dann sollte er lieber intensiver in Mathe gefördert werden. Aber gut, meine Kritik am deutschen Bildungssystem passt nicht so ganz hierher...

Zum zweiten Abschnitt:

Ich dachte, dass wäre die Standard-Methode:P.

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Was Witchking oben schreibt, ist für mich der Albtraum schlechthin. Die Novelle "Lenz" ist dermaßen unter die Haut gehend, dass System und Lehrer schon komplett, aber sowas von komplett scheitern, wenn sie Langeweile wecken und den Schüler einzig dazu kriegen, dass sie eine Interpretation nachlesen und sich bei der Lektüre selber gelangweilt haben.

 

Schlimmer geht es für mich nicht. Es ist eine Bankrotterklärung des Schulunterrichts.

Darum müssen Alternativen gesucht werden. Ich selber bin nicht in den Schuldienst gegangen, weil ich es krank fand, Deutscharbeiten zu benoten. Da erzieht man dann Heuchler und Betrüger.

Ja, das ist wirklich der Albtraum;).

Ich denke es liegt teils an mir und teils am Lehrer, dass ich die Lektüren, die wir lesen langweilig finde.

ich stimme dir auch zu, dass ein richtig guter Lehrer wahrscheinlich ein bisschen Interesse bei mir hätte wecken können, wenn wir zum Beispiel mal richtig über das Gottesbild von Lenz gesprochen hätten.

Aber gut, ich denke das ist mittlerweile irreversibel...

Mal sehen was noch kommt, aber ich denke ich werde mich nie mit klassischer Literatur anfreunden können oder much wenigstens ein bisschen dafür interessieren.

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Was will denn der angehende mathematiker/Physiker/etc. mit Fächern wie deutsch anfangen? Oder was will der angehende Germanist mit Mathe anfangen?

Das dachte ich auch in deinem Alter. Heute sehe ich es dennoch ganz anders.
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Zum Thema fremdsprachige Literatur im Deutschunterricht:

 

Ich vermute, heute wird die Lektüre eher als Literaturunterricht aufgefasst, nicht als Sprachunterricht.

 

Zumindest die moderne Literatur, die in der Schule gelesen wird, stammt aus aller Herren Länder, obwohl die deutschsprachige noch zu überwiegen scheint. Ich fand das auch erst seltstam - aber wenn man darüber nachdenkt:

 

Wenn nicht der Deutschunterricht einen Einblick in die moderne Weltliteratur verschafft, dann tut das kein Fach. Außer deutscher, englischer und französischer Literatur - wenn man die lateinische mal außen vor lässt - könnte dann in der Schule nichts besprochen werden. Und auch das nur sehr beschränkt: denn in der fünften Klasse oder gar in der dritten wäre "The Hobbit" auf Englisch zu schwer.

 

Man scheint bei der Lektüreauswahl mehr Wert darauf zu legen, dass die Schüler Einblick in das Leben von Kindern und Jugendlichen in fremden Ländern und auf anderen Kontinenten bekommen.

 

Das ist zwar ein Argument für internationale Literatur, aber nicht für französische oder englische. ICh als Englischlehrerin werde immer ganz grantig, wenn ich ein schönes Jugendbuch lesen möchte und die halbe Klasse schreit, dass sie das vor 2 Jahren in deutsch gelesen haben. Kann ich doch nix dafür, dass deutsche Jugendliteratur so ätzend ist. ;-)

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Gast Dunderklumpen

Ich finde es schwachsinnig, dass man gezwungen wird Fächer wie deutsch,reli/ethik, Mathe, etc. Bis zum Abi zu belegen. Was will denn der angehende mathematiker/Physiker/etc. mit Fächern wie deutsch anfangen? Oder was will der angehende Germanist mit Mathe anfangen? Wenn den angehenden Mathematiker deutsch/Literatur interessiert soll er es nehmen. Wenn nicht dann nicht. Dann sollte er lieber intensiver in Mathe gefördert werden.

 

Hier bin ich anderer Meinung, Witchking.

 

Was wir brauchen - sowohl für die Gesellschaft als auch für die eigene Personlichkeit -, ist: auf der einen Seite eine Schulung der Sensiblität, des Wahrnehmens von Nuancen, des Verstehens von künstlerischen Vorgängen - auf der anderen Seite eine Schulung des exakten Denkens.

 

Darum muss unbedingt sowohl Mathematik als auch gründlicher Literaturunterricht bis zum Abitur sein. Ein völlig verkopfter Mensch und ein völlig verschwärmter Mensch kann seinen Mann/seine Frau im Leben nicht stehen, mit dem Leben nicht klar kommen.

 

Bei Physik mag es ein wenig anders sein, das könnte weg fallen. Aber nicht Mathematik. Und der künstlerisch gebildete Mensch wird Mathematik besser ausbalancieren können, falls er Mathe zum Beruf macht. Nicht umsonst waren noch vor zehn Jahren die meisten Tolkienfans Naturwissenschaftler. Sie suchten instiniktiv den Ausgleich in der Phantastik. Und der mathematisch geschulte Mensch wird das Künstlerische und Literarische exakter fassen können, das Wesentliche leichter erkennen können.

 

Kurzum: Ich erwarte von einem Mathematiker, dass er "Lenz" erfassen kann, sich davon auch erschüttern lassen kann. Diese Novelle von Büchner schildert den Wahnsinnszustand des Dichters Lenz. Der Dichter Lenz war wirklich wahnsinnig, und Büchner hat versucht, sich in ihn hineinzudenken, hat seine innere Wahrnehmung versucht zu schildern. Das Werk ist sehr modern, also alles andere als ein oller Klassiker.

 

Ich glaube, Literatur ist Gebrauchsliteratur. Sie kann einem helfen, wenn man in eine menschliche Tragödie gerät, zum Beispiel einen Verwandten oder Freund hat, der ein solches Schicksal hat. Dann wird er wahrscheinlich gierig nach "Lenz" greifen, um den Freund besser verstehen zu können. Dazu schreiben die Dichter, und nicht dazu, dass Schüler darüber Klausuren schreiben müssen.

 

Darum müsste man nach einem Weg suchen, wo die Schüler zwar Kenntnis von solchen Werken bekommen, sie aber darüber nicht geprüft werden.

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Da werden wir uns wohl nicht mehr einig, dunderklumpen;).

Ich halte die "Schulung des Verstehens von künstlerischen Vorgängen" für ziemlich irrelevant.

Und wenn überhaupt sollte Physik Hauptfach sein;P.

Es ist ja schön und gut wenn der Mathematiker seinen Ausgleich in der Welt der Literatur sucht, aber bitte nicht gezwungenermaßen in der Schule.

Und Mathe ist nich nur "exaktes Denken". Ein Beweis kann z.B auch sehr schön sein;).

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Gast Joran aus den Schatten

Also ich für meinen Teil hatte meine Probelem eher mit der modernen Literatur. Die Klassiker wurden mir in der Schule sehr gut nahe gebracht und nicht verleidet.

 

Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mit meinen Deutschlehrern wohl sehr viel Glück hatte, denn insgesamt kann ich mich wirklich nicht beklagen. Mir hat der Deutschunterricht fast immer viel Spaß gemacht (bis auf 'Stiller' eben). Den angesprochenen Hass habe ich nicht empfunden.

 

Und das Zusammenspiel zwischen Lehrern und Schülern ist auch immer eine Beziehung mit zwei Seiten. Ein Lehrer wird es oft jedenfalls nicht allen Schülern recht machen können.

 

Vielleicht erkennt man als Schüler noch nicht immer den wirklichen Wert eines breit gestreuten Bildungsfundamentes, wie es das Abitur verbriefen soll. In die Richtung verstehe ich Mathias Hinweis. Das Abitur soll die grundsätzliche Befähigung vermitteln, ein jegliches Fach zu studieren. Man sollte meines Erachtens nicht zu früh die Weichen in eine Richtung lenken, sondern Schüler aufgrund ihre Alters immer anhalten, auch den Blick für die anderen Dinge, die einem vielleicht nicht so liegen, offen zu halten. Ich habe in meinem Leben so manche Richtungswendung in meinen Neigungen und Interessen vollzogen. Im Abitur hatte ich Mathe und Physik als LKs. Obwohl mir die Fächer sehr lagen, war ich am Ende froh über meine Grundkurse, insbesondere über meine Deutschstunden und Geschichte. Meine berufliche Tätigkeit hatte dann nichts mehr mit Physik zu tun. Das logische Denken, das in Mathe und Physik geschult wurde, hilft mir aber bis heute sehr. Und meine naturwissenschaftliche Schulbildung erleichtert mir unverändert den Zugang zu interessanten Themen aus diesem Bereich. Nichts davon empfinde ich als überflüssig (außer Sport :-O ).

 

Die wenigsten haben nach dem Abitur in ihrem Leben noch einmal die Chance, sich so vielfältig zu bilden, wie es die Schule soll. Schon im Studium habe ich das vermisst, obwohl man dort ja auch schon mal eine Vorlesung aus einem anderen Fachbereich besuchen konnte. Aber letztendlich fehlte auch dort schon die Zeit zu einer intensiven Beschäftigung mit anderen Fachrichtungen.

 

Ich fände es eine schreckliche Vorstellung, wenn künftigen Naturwissenschaftlern auf der Schule nicht auch humanistische Werte nahe gebracht würden. Gerade Ethik ist in den Naturwissenschaften heute wichtiger denn je, finde ich.

 

Falls das falsch 'rüber gekommen sein sollte: Natürlich lesen meine Kinder auch selbst. Mein Sohn viel mehr als ich das in seinem Alter getan habe. Aber das gemeinsame Lesen hat daneben bisher für meine Kinder einen eigenen Stellenwert behalten und ich finde das viel besser als Fernsehen. Im Unterschied zum "Alleinelesen" kann man sich viel besser über die Bücher austauschen.

 

Zum eigentlichen Thema: Ich hätte mich ganz sicher auch darüber gefreut, Tolkien in der Schule zu lesen. Ich kann mich noch gut an Sportstunden erinnern, in denen ich (wegen Überzahl der Schüler beim Volleyball ;-) ) auf der Bank saß und mich die ganze Zeit über mit einem Freund über den Herrn der Ringe unterhielt (ups, Sport hatte ja doch auch manchmal seine guten Seiten). Aber ich bin noch immer nicht überzeugt, dass der Hobbit in den Deutschunterricht passt. :kratz:

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Gast Dunderklumpen

Es ist ja schön und gut wenn der Mathematiker seinen Ausgleich in der Welt der Literatur sucht, aber bitte nicht gezwungenermaßen in der Schule.

 

Hast Du tatsächlich nicht verstanden, dass ich gerade gegen den Zwang in der Schule argumentiert habe?

Genau das meinte ich: dazu braucht man mathematische Exaktheit, um Texte genau lesen und verstehen zu können.

Ich halte die "Schulung des Verstehens von künstlerischen Vorgängen" für ziemlich irrelevant.

 

Ist Schulung der Sensibilität für Dich auch irrelevant? Ich hatte ja nicht nur künstlerische Vorgänge genannt. Sie stehen ja für etwas.

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Du sagtest ein gründlicher literaturunterricht bis zum Abi sei zwingend notwendig.

Daraus resultiert gezwungenes lesen von Büchern.

Ich habe verstanden, dass du etwas gegen die Umsetzung des Unterrichts hast.

Aber um das gezwungene lesen von Büchern wird man im literaturunterricht nicht rumkommen;).

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