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"Der Hobbit" im Literaturunterricht


Gast nabi

Empfohlene Beiträge

Hallo, 

 

ich bin neu hier und sehr gespannt auf viele interessante Infos und regen Austausch :-)

 

Ich schreibe gerade meine Masterarbeit zum Thema "Tolkiens Hobbit im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht". Mich würde interessieren, ob ihr z.B. selbst als Schüler oder Lehrer was zu dem Buch gemacht habt... 

 

Ich bin selbst begeistert von Mittelerde... Habe HdR gelesen (2001) und den Hobbit dann erst vor einem Jahr. In einer aktuellen Umfrage an der Schule, wo ich zur Zeit Praktikum mache, hat das Buch leider keine einzige Stimme bekommen :-(

 

Was meint ihr: Ist das Buch für die "Kinder von heute" nicht attraktiv genug? Was könnten die Gründe sein? Ich persönlich finde es toll - habe es aber eben mit "Erwachsenenaugen" gelesen... 

 

Wer teilt seine Erfahrungen hier mit? Das würde mich für meine Arbeit sehr inspirieren!!! 

 

Nicht nur Lehrer und Schüler sind angesprochen mitzudiskutieren ;-)

 

Viele Grüße, in der Hoffnung auf Beiträge... 

 

nabi 

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Also ich finde den Hobbit echt sehr gut. Und die meisten meiner Freunde sind da auch meiner Meinung.

Wie alt waren denn die Schüler? Vllt hängt das ja mit dem alter zusammen...

Vllt liegst auch daran, dass die meisten Kinder heutzutage sowieso nicht mehr so viel lesen(außer Mainstream-Bücher).

Ich finds übrigens echt super, dass du deine Masterarbeit darüber schreibst:D!

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Hi, 

 

genau - das hatte ich ganz vergessen: Die Schüler sind in der 6. Klasse, also 11-12 Jahre alt. Der Lehrer hat gesagt er liest das Buch gerade seinem 8-jährigen Sohn vor, der davon begeistert ist. Vllt. sind die Schüler dafür zu alt? 

Dass die Kinder wenig lesen ist bestimmt ein Grund... genau da will ich in meiner Arbeit auch ansetzen. Die Motivation oder die Erfahrung, dass Lesen Spaß macht, muss schon früh bei Kindern geweckt werden - besonders im Elternhaus. Sonst beschäftigen sie sich gerade in der Schule wahrscheinlich eher ungern damit. Gerade deswegen gilt es interessante Aufgabenstellungen zu finden... :-) 

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Ah ok. Ich denke nicht, dass sie zu alt sind.

Ich kann aber auch nicht genau sagen, woran es sonst liegen könnte.

Ich nehme an du/sie werden dann Deutschlehrer werden, korrekt?

Ich finde dein/ihr Konzept gut, allerdings denke ich, dass das im Deutschunterricht nicht funkionieren kann...also aus meiner Erfahrung heraus. Ich fand und finde den Deutschunterricht immer noch zum kotzen und finde es unmöglich, dass man in der Oberstufe Deutsch belegen muss und sogar Abi darin machen muss. Aber gut, ich schweife ab... Sry...

Vllt liegst auch nur an meinen Lehrern. Wenn ich dich/sie als Lehrer gehabt hätte, würde das ganze vllt ganz anders aussehen:).

Ich hoffe jedenfalls, dass sie damit Erfolg haben werden!

Wäre jedenfalls ne Meisterleistung;).

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Ich glaube, dass Schüler zwischen 10 und 18 Jahren eher an Gegenwartsliteratur interessiert sind. Viele fragen sich in diesen Jahren doch, welchen Beruf sie mal ausüben wollen, machen sich Sorgen über die Zukunft, etc. Dazu passt aktuelle Literatur, die die Probleme der Zeit beschreibt, viel besser. Was soll man da mit Klassikern anfangen? Deswegen hassen manche den Deutschunterricht regelrecht. Es ergibt für sie keinen Sinn sich mit alten Werken zu beschäftigen. Naja und der Hobbit als Fantasy-Werk funktioniert da auch weniger, denke ich. Was sagt der Hobbit zum Terrorismus? Oder zur Finanzwelt? Zur Armutsentwicklung in Deutschland? Probleme von Migranten in unserer Gesellschaft? Die Rolle der Religion in heutiger Zeit? Sexismus? - Nicht viel. Das dürfte das Problem sein. Klar es wird immer auch den ein oder anderen Fantasy-Begeisterten geben, aber für die Mehrheit funktioniert das Buch wohl nicht.

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Ich denke nicht, dass das das Problem ist. Was hat denn z.B. Harry Potter mit alldem zu tun?

Außerdem interessieren sich die wenigsten die ich kenne für Bücher über die finanzwelt, Terrorismus, etc.

Aber wenn das der fall wäre, läge das Problem nicht am Hobbit an sich, sondern am gesamten fantasy-Genre.

Und das würde ich doch stark bezweifeln, bei den riesigen fantasy-Abteilungen in buchläden.

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Hast du denn auch eine Begründung, warum sich die Schüler nicht für gegenwärtige Probleme interessieren sollten? Die Aussage, dass du keine kennst, ist ein schwaches Gegenargument.

Ein Link zum Thema, welche Sorgen sich Schüler machen findet sich unter [1] (für die Schweiz, Achtung, nur kleine Stichprobe und auch schon 3-4 Jahre her).

 

Ich habe übrigens nicht gesagt, dass Fantasy-Literatur prinzipiell ungeeignet wäre. Ich meine nur, dass der Hobbit für nicht fantasybegeisterte Schüler (und das sind nicht wenige) zu wenig hergibt, aber ein anderes Werk aus dem Genre könnte durchaus gerne gelesen werden, sofern es aktuelle oder relevante Themen behandelt. Deswegen wird Harry Potter ja von relativ vielen Schülern gelesen (10-25% wenn man die Verkaufszahlen für die Altersgruppe schätzt), denn wie unter [1] erkennbar, ist das Thema "Schule" relevant für Schüler und die HP-Handlungen sind im Umfeld eines Internats angesiedelt. Damit können Schüler etwas anfangen.

 

[1] http://www.kinderohnerechte.ch/web/artikel_art.php?artikel_ID=295

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Also bei mir war es so: 

 

Ich habe mit 15 oder 16 den Herrn der Ringe gelesen. Vorher kannte ich das Buch und Tolkien überhaupt noch gar nicht. Schon nach den ersten Zeilen war ich aber begeistert, also kam auch bald danach der Hobbit.

Ich vermute aber, dass einfach das Interesse nicht da ist in dem Alter. Zum einen sind sie zu alt, wenn man es als reines Kinderbuch versteht, um anderen aber zu jung, um es eben nicht nur als Kinderbuch zu sehen. Wahrscheinlich sind einfach in dem Alter andere Dinge wichtiger.

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@mathias

Also 59 Leute befragen ist mMn genauso untauglich als stichhaltiger Beleg wie mein Erfahrungswert...

Aber gut, wollen wir uns darüber nicht streiten.

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Aber gut, wollen wir uns darüber nicht streiten.

Hier wird gar nicht gestritten, nur diskutiert. ;)

Mein Problem damit ist eher, dass diese Interessensangaben nichts mit den Vorlieben in der Literatur zu tun haben. Das kann man imho nicht eins zu eins übertragen.

Warum heutige 12,13,14-jährige den Hobbit nicht so mögen, resultiert mMn aus anderen Gründen:

- der Hobbit ist allgemein ein Buch für Kinder und Erwachsene, welches man zuerst als Kind mit kindlichem Geist erlebt, um später als Erwachsener das Kindliche mit anderen Blickwinkeln verknüpfen zu können und es somit neu zu erleben. Mit 12 ist man kein Kind mehr, sondern kommt in die Pubertät, dieses Alter ist eher ungeeignet, um für den Hobbit zu begeistern

- auch wenn Tolkien der erfolgreichste Fantasy-Autor aller Zeiten ist und vermutlich bleiben wird, lesen Jugendliche heutzutage lieber 'einfachere' Fantasy, in denen generell erst mal nur gekämpft wird. Dies will ich zwar nicht pauschalisieren, aber auch ich fand z.B. mal Eragon mit 15 ziemlich gut, was ich heute eher belächle, da das keine gute Literatur ist. Tolkiens Literatur ist trotz des Erfolgs immer noch speziell und man muss sich vor allem die Kämpfe selbst vorstellen, da - wie wir alle wissen - Tolkien diese generell grob behandelt und nicht so ausführlich blutig wie z.B. ein Heitz.

- ohne es wieder pauschalisieren zu wollen, aber heutige 12,13,14-jährige sind generell wahrsch. nicht an Tolkien interessiert, die Flut der Mobiltelefone, das Vordrängen der 'Bullshit'-Medien, den Eroberungszug des Kapitalismus (als Religion!) beobachte ich mit Unbehagen.

Bearbeitet von seregthaur
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@mathias

Also 59 Leute befragen ist mMn genauso untauglich als stichhaltiger Beleg wie mein Erfahrungswert...

Aber gut, wollen wir uns darüber nicht streiten.

Mir ist bewusst, dass die Studie nicht den besten Beleg darstellt, den man haben kann. Der Unterschied ist aber: dort wurden Aufsätze von Schülern durch objektive Forscher untersucht. Deine Wahrnehmung, welche Themen Menschen in deiner Umgebung interessieren, kann aber stark von der Realität abweichen, weil sie subjektiv ist. Beispielsweise können bestimmte, verzerrende Phänomene, wie die selektive Wahrnehmung, bei dir hin und wieder eine Rolle spielen, wie es bei vielen Menschen, wenn sie gerade nicht aufpassen, der Fall ist. Die wissenschaftliche Arbeitsmethodik schließt solche subjektiven Beeinflussungen sehr gut aus.

@seregthaur

Wenn ich dich richtig verstanden habe, meinst du also, dass es eher daran liegt, dass sie ab der Pubertät gerne das meiste, was mit Kindheit zu tun hat, ablegen möchten, zum Beispiel weil sie unbedingt erwachsener sein möchten? Dann wird der Hobbit von den meisten natürlich in der Tat schnell ausgefiltert.

Bearbeitet von mathias
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Ich bin mir bewusst, dass meine Erfahrungen subjektiv sind und daher nicht als Beleg für irgendetwas dienen können, aber eine Studie mit 59 Leuten, wenn sie auch noch so objektiv und korrekt die Gedanken der Schüler wiederspiegelt, ist genauso wenig zu gebrauchen.

Und im Übrigen dachte ich, dass wir über 11-12 jährige sprechen... Grad hab ich aber gesehen, dass du über 10-18 jährige sprichst.

Ich meinte also vorhin, dass ich keine 11-12 jährigen kenne, die an Finanzwelt etc. So sehr interessiert sind, dass sie ein Buch darüber einem fantasy-Buch vorziehen würden(ich weiß, immer nich subjektiv, wollt's nur gesagt haben).

Natürlich kenne ich 15-18 jährige die an den gegenwarts-Themen interessiert sind. Allerdings denke ich, dass wenn sie die Wahl zwischen einem Buch über Finanzen, Politik,etc. Und einem fantasy-Roman hätten, würden bestimmt 50% den fantasy-Roman nehmen. Ja, dass ist auch nur meine Erfahrung, aber wir wurden ja auch nach unseren Erfahrungen gefragt:).

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Ja, Finanzpolitik dürfte in der Tat wenig attraktiv sein, da gebe ich dir recht.

 

Andere Themen könnten je nach Nachrichtenlage aber ein Fantasy-Roman auch gut ausstechen. Z.B. Umwelt. Kinder sind ja meist von Kleinauf Tierlieb und entsprechend äußerst sensibel für Umweltthemen.

 

Und wie ich schon sage, ich streite nicht ab, dass Fantasy interessant ist. Nur wirkt der Hobbit evt. schon zu kindlich für einen 11-jährigen. Andere Fantasy Bücher, die für eine pubertierende Zielgruppe geschrieben sind, funktionieren sicher besser. Ich hätte in diesem Alter nie den Hobbit gelesen.

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Ja, da könntest du recht haben.

Das Kinderbuch-Image, das der Hobbit hat(welches er ,wie ich finde, zu Unrecht hat),könnte da schon "abschreckend" wirken.

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Hat er nicht, ich zitiere mich:

der Hobbit ist allgemein ein Buch für Kinder und Erwachsene, welches man zuerst als Kind mit kindlichem Geist erlebt, um später als Erwachsener das Kindliche mit anderen Blickwinkeln verknüpfen zu können und es somit neu zu erleben.

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Da ich jeden Tag mit Kindern zu tun habe, sehe ich auch manchmal was sie lesen. Bei den Kids zwischen 10 und 12 steht Fantasy generell ziemlich hoch im Kurs, würde ich sagen.

Im Gegensatz zu vor 20-30 Jahren gibt es da allerdings heute eine ganze Menge davon. Das heißt, Klassiker wie der Hobbit haben eine viel größere Konkurrenz und Verlage bewerben natürlich vor allem ihre Neuerscheinungen.

Ich denke, dass das en Aspekt ist, den man auch mit berücksichtigen sollte.

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@Seregthaur Du hast diese Aussage danach doch sofort wieder entkräftet, indem du sagtest dass man mit 12 kein Kind mehr ist, sondern in die Pubertät kommt und dieses alter ungeeignet ist, m den Hobbit zu lesen.

Also siehst du den Übergang von Kind zu nicht-Kind beim Übergang vom 11ten zum 12ten Lebensjahr?

Mit 11 is man interessiert am Hobbit, mit 12 nicht mehr?

Mathias hat doch im Prinzip nichts anderes als du gesagt, nur das er 11 sagte und du 12.

(Übrigens ist man per definitionem bis zum(einschließlich) 13ten Lebensjahr ein Kind).

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Hey hi, 

 

da habe ich ja eine interessante Diskussion angestoßen :-) Ja, ich bin angehende Deutschlehrerin (jedenfalls ist das so geplant, man weiß ja nie was so kommt...) und ich habe mir schon oft die Frage gestellt wie man mit dem "Problem" umgeht eine geeignete Lektüre für die Schüler zu finden. Um das Fass in der Masterarbeit gar nicht so groß aufzumachen, verfolge ich in der Arbeit gar nicht groß das Ziel unbedingt für den Hobbit zu plädieren, oder ihn als ungeeignet zu beurteilen. Darum geht es zum Glück nicht... 

 

Mir geht es darum, wie man Schüler generell zum Lesen motivieren kann und Tolkiens Buch ist nur ein Beispiel. Im Grunde soll es darauf hinauslaufen, dass Aufgaben, die den Schüler zu eigenem kreativen Handeln bewegen und Texte produzieren lässt, eher dazu motivieren, sich mit einem Buch zu beschäftigen, als "langweilige" Fragen zum Text oder Zusammenfassungen der Kapitel als Hausaufgabe (was viele, einschließlich mir) das im eigenen Unterricht wahrscheinlich erlebt haben! :-( Dazu kannst du wahrscheinlich was erzählen, Witchking? Mich interessieren natürlich brennend, was ätzend am Unterricht ist/war - damit ich es vielleicht besser machen kann. 

 

Den Hobbit hab ich - ehrlich gesagt - gewählt, weil mich das Buch selbst begeistert und ich dazu viele Aufgaben gefunden habe, die kreative Freiräume schaffen. Und - naja - weil ich mich ja auf EIN Buch festlegen musste - und dann doch eins, was mir selbst auch Spaß macht, wenn ich schon vier Monate darüber schreibe ;-) 

 

Es soll nur als Beispiel dienen - deswegen bin ich jetzt ja auch hier in einem Tolkien-Forum.

Ich bin natürlich trotzdem gespannt auf eure Meinung dazu und froh, dass schon so viele Beiträge da sind... 

 

Klar, gibt es auch Material zu zig anderen sehr gut geeigneten, aktuellen Jugendbüchern, aber das Ziel meiner Arbeit ist es zum Glück nicht, das "Beste Buch" zu finden - denn das ist aus meiner Sicht schlicht unmöglich - gerade weil jedes Kind seine individuellen Interessen hat. Meiner Meinung nach ist die beste Art der Leseförderung nicht "die eine Lektüre" aufs Auge zu drücken, die die Lehrkraft "didaktisch am wertvollsten" findet, sondern in Form von z.B. Lesetagebüchern oder inzwischen auch online-Plattformen wie Losleser.de seinen eigenen Zugang zur Welt der Bücher zu finden.

Sonst ist es doch so - mal ganz ehrlich: Man besorgt sich die billigste Lektürehilfe, lernt das für die Klassenarbeit/Klausur auswendig, schreibt es runter, und hofft, dass der Lehrer die Punkte in seiner Liste abhakt... oder?

Aber wo ist da die Faszination am Lesen geblieben, die ich bei den Kindern doch gern wecken will? Wenn es soweit gekommen ist, ist es doch schon zu spät! Man muss sich früher überlegen, wie man das Lesen den Kindern schmackhaft macht.

 

Ich mache auch keinen Unterrichtsentwurf oder eine Unterrichtsreihe zu dem Buch, sondern will Aufgaben aus schon bestehenden Materialien (von 2003/2005 - neuere hab ich leider nicht gefunden) daraufhin untersuchen, wie sie die Kreativität und das eigene Handeln der Schüler fordern und somit (hoffentlich!) Spaß und Freude hervorrufen. Und nach euren Anregungen habe ich das Gefühl es ist vielleicht am Besten, wenn ich das gar nicht auf ein bestimmtes Alter/ Klassenstufe festlege. Das Leseerlebnis ist ja immer subjektiv... 

 

Hmm, vielleicht denkt jetzt einer:  ist das ein armer optimistischer Grünschnabel, der das Lesen retten will... wird noch sein blaues Wunder erleben in der ernüchternden Schulrealität. Ja... ich weiß, die anderen Medien machen dem Buch Konkurrenz und andere Themen natürlich auch. Aber hey, ich BIN ein Grünschnabel und schreib meine Arbeit trotzdem drüber... ;-) Und resignieren, bevor ich angefangen habe - nee - das mach ich nicht. 

 

Also...

Hättet ihr Spaß an einem Unterricht (gehabt), bei dem man z.B. (Hobbit) ein Reisetagebuch gestaltet, als wäre man noch ein Zwerg oder eine andere Figur, die das Geschehen miterlebt? In dem ihr eine Karte von Mittelerde in die Klasse hängt und die Stationen der Reise mit Bildern etc. kommentiert. Oder ihr ein "Standbild" zu einer Szene bauen sollt, eine Botschaft in "Mondbuchstaben" oder "Runen" schreiben oder selbst "Bilbos Kümmelkuchen" nach einem "auenländischen Rezept" wirklich für die Klasse backt? Meint ihr solche Aufgaben könnten Kinder zum Lesen motivieren, auch wenn sie z.B. bei einer Abstimmung nicht für den Hobbit gestimmt haben?  

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Achso - ja ich schreibe gern viel - deswegen studiere ich ja auch Germanistik ;-) aber eins wollt ich noch sagen: Ich fand den Aspekt mit dem "zu kindlich" interessant und auch die Studie mit dem Ergebnis, dass "Umwelt" ein relevantes Thema für die Jungendlichen ist:

Natürlich würde ich versuchen im Unterricht den Romaninhalt mit den aktuellen Situationen der Schüler in Verbindung zu bringen - also "zwischen den Zeilen" zu lesen und dann auch mit ihnen darüber zu diskutieren, ob der Hobbit denn wirklich "nur für Kinder" ist, oder ob man viele "Botschaften" entschlüsseln kann, die abseits der persönlichen Geschichte von Bilbo für uns alle relevant sein könnten, wie z.B. Krieg, Wirtschaft (Gold, Streben nach Reichtum), Bewährung auch im Alltag, heldenhaftes Handeln (Bilbo verschont Gollum), etc., Treue, Freundschaft - das alles finde ich sehr aktuell, wichtig und relevant. Übrigens wäre der Hobbit auch eine Motivation, sich später mit "Herr der Ringe" auseinanderzusetzen und da geht es ja total um Umweltzerstörung. Tolkien litt laut Biographien sehr unter den Folgen der Industrialisierung [sauron/ Waffenindustrie/ Kriegsmaschinerie] (da er in einer sehr ländlichen, naturnahen Umgebung aufwuchs) für die Umwelt und hat das z.B. durch den Aufstand der Ents oder die leblose Beschreibung des "Düsterwald" zum Ausdruck gebracht (so deuten es jedenfalls einige und ich finde das schlüssig), und z.B. auch seine furchtbaren Kriegserfahrungen verarbeitet (er hat fast alle seine Kameraden verloren und sterben sehen). Also, Bezüge kann man da schon ziehen. Mindestens so viele wie durch Harry Potter... :-) Ich finde der Hobbit gibt sehr, sehr viel her! 

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Übrigens wäre der Hobbit auch eine Motivation, sich später mit "Herr der Ringe" auseinanderzusetzen und da geht es ja total um Umweltzerstörung. Tolkien litt laut Biographien sehr unter den Folgen der Industrialisierung [sauron/ Waffenindustrie/ Kriegsmaschinerie]

Hier muss ich intervenieren. Den HdR hierauf gerichtet zu interpretieren, halte ich für ziemlichen Unsinn. Tolkien hat ausdrücklich gesagt, dass Sauron keine böse Macht in unserer Realität darstellen soll. Seine Werke basieren generell auf einem Grundmotiv, das sich durch den Satz Eala Earendel engla beorhtast! | ofer middangeard monnum sended ergeben hat. Nämlich für seine eigenen Sprachen eigene Geschichten zu entwickeln. Der Mann war nunmal Philologe. Da aber irgendwas in Verbindung mit Krieg, unschönen Lebenssituationen ( :O - jeder Mensch leidet mal - ) etc. reinzuinterpretieren, haben sich wohl einige Pseudopsychoanalytiker zum Hobby gemacht.

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Ja, das Grundmotiv kenne ich auch und auch Barthes Artikel zum "Tod des Autors" :-)

Natürlich sind solche Behauptungen immer kritisch zu hinterfragen, da gebe ich dir recht. Daher sind Interpretationen auch immer subjektiv und können nie "richtig" sein, es sei denn, man hat den Autor gefragt und selbst der hat ja vielleicht auch einfach mal um des Schreibens Willen geschrieben und nicht, damit alle Welt daran heruminterpretiert... Absolut richtig. Trotzdem könnte man im Schulunterrricht gemeinsam darüber nachdenken (also über die Themen und das nicht mit Tolkiens Lebenserfahrungen direkt in Verbindung bringen). Also nicht mit dem Ziel: Wer errät jetzt richtig, was Tolkien sich dabei gedacht hat (Stichwort: "Aussageabsicht des Autors" - finde ich persönlich äußerst problematisch!!!) Also da sollte ich mich schon vorsichtig ausdrücken und es nicht so hinstellen, als sei das eine Tatsache... so sollte es gerade auch nicht rüberkommen. Aber danke für den Einwand. Ich gebe dir recht - es handelt sich immer nur um "Vermutungen". 

Ich finde, wenn man sich mit dem Werk eines Autors beschäftigt, dann ist es auch interessant sein Leben und Ereignisse zu beleuchten, die aber nicht zwangsläufig der GRUND für sein Werk sind. Ich habe auch mal einen Roman geschrieben, in dem die Familie der Protagonistin gewaltsam getrennt wurde. Ist mir selbst nie passiert... Und mit "Botschaften" im Hobbit meine ich auch nicht, dass Tolkien das irgendwie selbst erlebt haben muss oder so... Der Leser konstruiert ja auch mit... durch eben seine persönlichen Erfahrungen. 

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Also, Bezüge kann man da schon ziehen. Mindestens so viele wie durch Harry Potter... :-) Ich finde der Hobbit gibt sehr, sehr viel her!

 

Da würde ich Dir recht geben, Nabi. Aber ich habe bei meiner täglichen Arbeit gemerkt, das der Hobbit von Kindern oft als langweilig empfunden wird, und zwar nicht umbedingt wegen der Geschichte, sondern wegen der Sprache. Für viele Kids heute ist der Text einfach zu altmodisch (was natürlich kein Grund ist, nicht den Hobbit im Unterricht zu behandeln). Doch wenn einem schon die Freude bei Lesen fehlt, kannst Du so viel drum herum machen, wie du willst, sobald es wieder an den Text geht, kommt Langeweile auf. Ich habe das auch sehr lange nicht verstehen wollen. Aber selbst Texte von Ende, Lindgren oder Preußler werden schon als schwer empfunden.

 

Hättet ihr Spaß an einem Unterricht (gehabt), bei dem man z.B. (Hobbit) ein Reisetagebuch gestaltet, als wäre man noch ein Zwerg oder eine andere Figur, die das Geschehen miterlebt? In dem ihr eine Karte von Mittelerde in die Klasse hängt und die Stationen der Reise mit Bildern etc. kommentiert. Oder ihr ein "Standbild" zu einer Szene bauen sollt, eine Botschaft in "Mondbuchstaben" oder "Runen" schreiben oder selbst "Bilbos Kümmelkuchen" nach einem "auenländischen Rezept" wirklich für die Klasse backt? Meint ihr solche Aufgaben könnten Kinder zum Lesen motivieren, auch wenn sie z.B. bei einer Abstimmung nicht für den Hobbit gestimmt haben?

 Das sind tolle Ideen. Ich hätte mich in meiner Schulzeit darüber gefreut, mein Sohn sicherlich auch. Aber sie führen auch teilweise sehr weit vom eigentlichen Text weg.

Eine Idee wäre z.B. noch, die Kinder einige Szenen aus dem Hobbit neu erzählen bzw. neu schreiben zu lassen oder gar die Umsetzung in ein Theaterstück oder einige Szene für die Bühne umsetzen lassen. Allerdings in ihren eigenen Worten, ihrer eigenen Sprache.

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Gast Dunderklumpen

Ich denke, dass in der Regel das, was im Deutschunterricht behandelt wird, als langweilig wahrgenommen wird. Darum bin ich ziemlich froh, dass Tolkien immer noch eine persönliche Entdeckung bleibt und kein Zwangsstoff in der Schule ist. Zumal die Lehrer es meist halt so draufhaben, auch aus interessanten Werken etwas Ödes zu machen, sodass die daraus entstehende Abneigung nicht selten lebenslang bleibt.

 

Das kann sich in der Oberstufe ändern, weil da die Schüler auch oft selber die Lektüre wählen können und sich insgesamt mehr für den Schulstoff persönlich interessieren.

 

Ich selber habe zweimal in der Nachhilfe als Übungsstoff den "Hobbit" erarbeitet, da aber dann eben im Einzelunterricht. Beide Male waren es Jungs von 14 Jahren, und ich kann die in diesem Thread geäußerte Reaktion überhaupt nicht bestätigen. Beide Jungs waren sofort vom "Hobbit" entflammt. Es war der Stil und der Witz, der sie beeindruckt hat. Ich war selber über diese Reaktion bass erstaunt, aber sie war nun mal da.

 

Nein, warte mal, ich hab auch vorher schon einmal mit einem Fünftklässler den "Hobbit" gelesen, der war ebenfalls ziemlich verrückt danach. Er wollte allerdings vorgelesen haben; und er drängte mich immer wieder, weiter vorzulesen.

 

Alle drei hatten aber schon vorher Kenntnis von Tolkien - manchmal auch nur per Film - und hatten einen Bezug zur Phantastik.

Denjenigen, die dazu keinen Bezug haben, würde ich Tolkien nie aufdrängen. Das kann dann nur schief gehen.

 

Als Schullektüre würde ich das also niemals empfehlen. Da sollte man - meiner Meinung nach - den Schülern anderen Lesestoff nahezulegen versuchen: solchen, auf die die Schüler von alleine nicht stoßen würden und die einen Wert haben, der kulturell wichtig ist.

 

Wenn also schon eine neue Lehrergeneration entsteht, die sich einen Weg überlegt, wie man Schüler begeistern kann, dann sollte man diese Kunst bei den Werken ausüben, die nicht vom Mainstream ohnehin schon über die Menschheit gegossen werden, sondern die, die schwer für die Schüler zu verstehen sind, aber tradiert werden sollten.

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@dunderklumpen

Also das man die Lektüren im Deutschunterricht in der Oberstufe (teilweise) selbst wählen darf ist mir neu.

Wir durften bis jetzt noch kein Buch wählen. Wir dürften uns nicht mal zwischen zweien entscheiden:(.

Es sind ja etliche Lektüren vom achso tollen Kultusministerium als Pflichtlekktüren festgelegt. Und wenn man die durchhat hat man kaum noch zeit für andere.

Ich persönlich finde die Lektüren, die wir im Deutschunterricht in der Oberstufe bis jetzt gelesen haben allesamt ziemlich langweilig.

Aber vielleicht liegt das auch nur größtenteils an meinem Lehrer...obwohl ich denke, dass bei mir eine gewisse grundabneigung gegen sprachliche Fächer besteht(bin eher der naturwissenschaftliche Typ).

@nabi

Ja genau, das sind diese ätzenden Sachen. Fasse dies zusammen, fasse jenes zusammen,etc. Und wenn man in der Arbeit etwas interpretieren soll und nicht genau die Interpretation trifft, die der Lehrer verlangt kann man schonmal nicht mehr die volle Punktzahl Kriegen. Die Lehrer sagen zwar immer, dass es keine richtigen oder falschen Interpretationen gibt, solange sie schlüssig und am Text belegbar sind, das ist dann aber letztenendes doch nicht so.

Und gerade in diesem Moment lese ich mir diverse Interpretationen von "Lenz" durch, um diese dann morgen in der Arbeit "runterzuschreiben" und hoffe dabei, dass ich die des Lehrers treffe.

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Kreative Methoden im Unterricht können eine gute Idee sein, solange sie gut platziert und wohl dosiert eingesetzt werden.

 

Solche Methoden, wie nabi vorgeschlagen hat, stellen eine interessante Abwechslung dar, die die große Mehrheit der Schüler zunächst begrüßen wird. Nur kann es passieren, dass die Begeisterung irgendwann wieder abnimmt, wenn man diese zu stark/zu oft einsetzt oder insbesondere dann, wenn die Schüler unterfordert werden. Zumindest habe ich das in meiner Schulzeit so erlebt. Wir hatten damals im Französisch-Unterricht in der 7. Klasse so viele kreative Übungen gemacht, dass ich zu sagen pflegte: "Jetzt haben wir wieder Bastel-Stunde." Es wurde einfach stellenweise etwas albern.

 

Aber das muss ja nicht so sein, wenn man bei der Aufgabenstellung versucht für jeden Schüler den schmalen Grad zwischen persönlicher Unter- und Überforderung zu treffen. Da wir in Deutschland meist große Klassen haben, ist dieses Ziel beim Frontalunterricht nicht zu erreichen, denn es gibt immer welche, die sich langweilen oder die nicht mitkommen. Werden aber kreative Methoden verwendet, dann hat man viel mehr Handlungsspielraum. Je nachdem ob die Schüler lieber backen wollen oder eine Szene aus dem Buch nachstellen, finden sie sich zu entsprechenden kleinen Gruppen zusammen. Es arbeitet schließlich jeder an einer Aufgabe, die ihm mehr oder weniger Spaß macht. Dann sind natürlich auch die Aussichten auf Erfolgserlebnisse besser. Es ist dann unwahrscheinlicher, dass sich Schüler überfordert fühlen und unterforderte Schüler könnten zur Not noch in eine andere Gruppe wechseln, die kniffligere Themen behandelt.

 

Im schon angesprochenen Französisch-Unterricht gab es damals einfach das Problem, dass alle immer wieder an ähnlichen stupiden Aufgabenstellung gearbeitet haben. Deswegen war dort der kreative Einsatz zwar gut gemeint, aber nicht so effektiv.

 

Im Deutschunterricht gab es in der Sek I durchaus hin und wieder interessante Projekte. Zum Beispiel haben wir unseren Mitschülern selbstgeschriebene, satirische Werbespots vorgespielt. Das war schon sehr interessant und zugleich unterhaltsam. Und jeder war natürlich angespornt, den besten Sketch zu schreiben.

 

Aber Bücher haben wir in der Regel besprochen ohne auf kreative Übungen zurückzugreifen.

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