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Abschied von golwin


admin

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golwin ist im April 2005 zu unserer Community gestossen. Damals unterhielt er unter mazarbul.de eine Webseite zu Runen, Tengwar und fremden Zeichen im Gefaehrten-Webring.

 

In den letzten Jahren hat er hier im Forum als Administrator versucht die Verrückten zu bändigen.

 

Erst vor kurzem hat er sein Studium beendet und eine Stelle bei der RWTH Aachen angetreten.

 

Am 13.1.2013 ist golwin (Jan Holz) im alter von nur 25 Jahren überraschend verstorben.

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Ich habe Jan vor etwa 5 Jahren an einem Forumstreffen persönlich kennen- und schätzen gelernt. In den 4-5 Malen, bei denen ich seither mit Jan an einem Treffen war, hatte ich leider viel zu wenig Zeit, um ihn so genau kennenzulernen, wie ich es gerne getan hätte. 

 

Jan habe ich als ruhigen, bodenständigen, sehr fairen und darüber hinaus als unglaublich freundlichen Menschen kennengelernt.

Als ich noch Informatik studierte und am Forumssylvester für eine Prüfung lernen musste, hat er mir gerne das eine oder andere erklärt. Beim Werwölfe musste man sich jedoch stets vor ihm in Acht nehmen, denn in den meisten Fällen war er entweder ein Wolf oder das kleine Mädchen. Zudem wird er mir als Forums-eigener Keanu Reeves in Erinnerung bleiben: 

 

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Was für eine riesige Bereicherung er für das Forum war, wissen wir wohl alle. 

Ich finde es noch immer schwer fassbar, dass Jan/Golwin nicht mehr unter uns weilt. 

 

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Ich muss gestehen, ich kannte golwin kaum und trotzdem hat mich die Nachricht sehr erschüttert.

 

Ich finde seinen frühen Tod sehr sehr tragisch und traurig und möchte auf diesem Weg seiner Familie und seinen Freunden mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

 

Er wird fehlen und das sicher nicht nur hier im Tolkienforum.

 

:-(

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Gast Dunderklumpen

Ich möchte für die schreiben, die Jan geliebt haben. Die im eigentlichen Sinne des Wortes keinen 'Abschied' nehmen können, sondern für die er von nun an immer ein Teil ihres eigenen Lebens sein wird, vielleicht mehr als vorher.

 

Ich habe den Tod immer als eine unaushaltbare Zumutung empfunden, als etwas, das verboten werden müsste. Und doch wird er uns Menschen zugemutet.

Er zwingt uns, wenn es uns nicht gelingt, ihn zu verdrängen, die 'Existenz' des Verstorbenen zu suchen.

 

 

Mir hat einmal sehr folgendes Gedicht von Theodor Storm geholfen, der es geschrieben hat, als seine Frau bei der Geburt ihres 7. gestorben war:

 

 

Das aber kann ich nicht ertragen,
Daß so wie sonst die Sonne lacht,
Daß wie in deinen Lebenstagen
Die Uhren gehen, Glocken schlagen,
Einförmig wechseln Tag und Nacht;
Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
Wie sonst der Abend uns vereint;


Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden,
Schon andre ihre Plätze fanden
Und nichts dich zu vermissen scheint.
Indessen von den Gitterstäben
Die Mondesstreifen schmal und karg
In deine Gruft hinunterweben
Und mit gespenstig trübem Leben
hinwandeln über deinen Sarg.

 

Theodor Storm, 1847

 

 

 

 

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Da ich nicht sonderlich oft hier bin kannte ich ihn auch nicht weiter. Dennoch hat mich die Nachricht sehr erschüttert. Es ist immer sehr traurig, wenn ein Mensch so plötzlich verstirbt, besonders wenn er noch so jung ist. Mein aufrichtiges Beileid seiner Familie, seinen Freunden und auch allen hier, die ihn kennen lernen durften.

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So. Da sitz ich nun. Seit einer Woche ist klar: golwin, wir sehen uns nie wieder.


Hätte ich das geahnt hätte ich mir dich an Silvester wohl besser angesehen um mich besser zu erinnern. Und so überholt einen das Leben.

 

Aber da ist genug wofür ich dankbar bin.


Seit der ersten Begegnung (ich weiss leider nicht mehr wann oder wo) war ich mir nicht sicher ob du ein völlig verpeilter Typ bist oder einfach zu clever. Oft war ich mir nicht sicher wo du gerade den Kopf hast, wenn du so still einfach nur herumsitzt. Unvergessen deine verpassten Einsätze beim Werwolf-Spielen: „die Hexe erwacht“ – alle warten, nur golwin die Hexe hatte gerade anderes zu tun.
Und das mehr als einmal.


Das du - seit deine Haare gefühlte 4 Meter kürzer waren - aussahst wie Roger Federer kann ich dir als Schweizer kaum vorhalten.


Und dann war da dieser golwin der sobald ihn etwas interessierte plötzlich hellwach und lebendig da war. Tausend Dinge wusste und erzählen konnte, viel Ahnung hatte, viel kannte und neugierig betrachtete.


Auch diese sympathische, pragmatische, humorvolle Ehrlichkeit werde ich vermissen. Du hattest Elbe gezeigt wie man die Wasserpfeife präpariert und auf ihre verzweifelte Frage: „bei dir sieht das so leicht aus, aber wie mach ich das?“ hattest du mit deinem verschmitzten grinsen nur zu entgegnen: „ja genauso“.

 

Du bist einer der wenigen Menschen wo ich mich an keine peinliche oder unangenehme Situation erinnern kann. Schnell verplapptert man sich ja manchmal. Und Gelegenheiten hatten wir genug. Aber du warst immer ein anständiger Kerl, ein Mensch mit dem man gerne zusammen war.

 

Und auch die Sitzungen im Chat werden mit fehlen. Dem Statement: "slaps Ancalagon around with a fresh cup of strong coffee" kann ich nur beipflichten. Ich werde dem Motto Sorge tragen.


Irgendwer hat mit meinem Telefon an Silvester ein Foto von dir gemacht. Finger weg von meinem Telefon, aber trotzdem: Danke dafür.

 

Wir hatten über das Forum schon viele Jahre miteinander zu tun. Viele hier kennen sich seit sie noch zur Schule gingen, dann studiert haben und ins Berufsleben übergewechselt sind. Du hast das Studienleben gerade hinter dir und irgendwie erst mit deinem eigenen Leben angefangen. Das Leben war wie für dich gemacht. Es hat leider nicht sein sollen.


Es war schön dir begegnen zu dürfen.

 

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Jan, wir haben uns jetzt doch schon ein paar Jahre gekannt. Wir haben viele, viele Stunden gemeinsam im Chat verbracht. Ich habe das Gefühl, wir haben unser halbes Studium dort herumgehangen. Aber leider habe ich Dich so selten persönlich gesehen.

 

Du hast einen starken Eindruck hinterlassen.

 

Auf dieser Welt fehlt jemand, wie du es warst. Jemand der nachdenkt. Jemand der unvoreingenommen an Menschen und Situationen herantritt. Jemand der empathisch handelt. Jemand den scheinbar gar nichts aus der Ruhe bringen kann. Du hast eine unvergleichliche und absolut beneidenswerte Mentalität entwickelt.

 

Du bleibst für mich ein Vorbild, wie man dieser Welt begegnen sollte. Und wenn du viel zu früh gegangen bist, dann hast Du in einer kurzen Lebenszeit doch mehr erreicht, als so viele andere bis ins hohe Alter nicht erzielen.

 

Danke, Jan.

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Mein Beleid an seine Freunde und seine Familie.

Auch wenn ich kaum Berührungspunkte mit ihm hatte, ist es trotzdem ein Schock, wenn jemand in so jungen Jahren von uns geht.

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Ich kann mit so etwas schwer umgehen und ich habe schnell das Gefühl, dass alles, was man zu so etwas sagen kann, nur falsch und blöd klingt. Daher ganz kurz:

 

Jan, ich mochte dich sehr. Du warst ein toller Mensch und es war schön, dass ich dich kennenlernen durfte.

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Ich weiß nicht was ich sagen soll.

 

So eine Nachicht zerreisst einem immer das Herz, obwohl ich Jan (golwin) nicht gekannt habe.

25 Jahre? Das Leben hat doch gerade erst begonnen!

 

Lieber Jan, Ruhe in Frieden!

Und möge deine Familie und deine Freunde die Kraft haben das zu überstehen.

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"Un seul être vous manque et tout est dépeuplé."
- Alphonse de Lamartine (Méditations Poétiques, 1820) -

 

Jan.

Vier undenklich lange und doch viel zu schnelle Wochen sind vergangen. Ich habe meinen Beitrag für dich hinausgezögert, nicht, weil ich nicht jeden Tag, jede Stunde, jede Minute an dich denken würde, sondern, weil ich mich davor fürchte, so etwas wie einen Nachruf zu schreiben. Es ist nicht nur etwas Endgültiges, sondern vor allem stellt er einen vor die unmögliche Aufgabe, einen Menschen, mit seinen Begabungen, Hoffnungen, Freuden, dich, dein Leben in so wenigen und unpassenden Worten zu beschreiben. Words are but the vague shadows of the volumes we mean. Little audible links, they are, chaining together great inaudible feelings and purposes...

 

Ich könnte nun darüber schreiben wie du warst, Kaffeetrinker, Kletterer, Festivalbesucher, Wissenschaftler, Intelligenzbolzen. Freund für alle Lebenslagen.

Ich könnte über unsere gemeinsamen Erlebnisse schreiben. Wie ich dich auf dem Fahrrad durch den Linksverkehr gehetzt habe. Wie du mir gezeigt hast, dass man auch mit einer French Press herrlich starken Kaffee machen kann. Wie wir gemeinsam Pläne geschmiedet haben um das Bildungssystem zu reformieren.

Ich könnte über unsere Pläne und Zukunftsträume schreiben, all die unbegangenen Wanderwege, Bergspitzen.

Ich könnte darüber schreiben, wie du mein Leben berührt und was du mich gelehrt hast. Über deine unglaubliche Fähigkeit, Menschen einfach so, in ihrer Unvollkommenheit und Verrücktheit anzunehmen, wie sie sind. Und ihnen auch genau dieses Gefühl zu geben, dass sie ok sind, wie sie sind. Und wie du trotzdem gleichzeitig eine Inspiration warst, weitere Entwicklungsschritte zu gehen und an sich zu arbeiten. Dass man, auch nach Enttäuschungen noch Vertrauen in Menschen, in die Menschheit haben kann. Dein Großmut und deine Umsichtigkeit werden mir ein ewiger Lehrmeister sein.

 

Aber kein Text wäre lang genug meine Dankbarkeit auszudrücken.

 

Danke, Jan.

 

 

Ich liebe Dich
nicht darum, weil Du so bist,
sondern weil ich so bin,
wenn ich bei Dir sein kann.
Ich liebe Dich nicht wegen all dem,
was Du aus Dir gemacht hast,
sondern für das,
was Du aus mir machst.
[…]
Ich liebe Dich
weil Du [...] zu meinem Glück beigetragen hast,
und Du tatest es ohne eine Berührung,
ohne ein Wort, ohne ein Zeichen.
Du tatest es einfach dadurch, daß Du Du selbst bist.
Und wahrscheinlich ist es das,
was man unter Freundschaft versteht.

 

Erich Fried

 

PS: Deine Amaryllis blüht ganz herrlich wie du siehst. Ich hoffe, ich darf sie dir irgendwann zeigen. Und ich hoffe auch, dass wir irgendwann einmal wieder zusammen Bergsteigen können.

 

 

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Bearbeitet von Alatariel
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  • 2 Monate später...

Ich habe mir viel Zeit gelassen und immer wieder meinen Eintrag an dieser Stelle verschoben, weil ich nie genau wusste, was ich sagen soll. Als jemand, der selbst auch schon jung mit dem Verlust in der Familie zu kämpfen hatte, meinte ich, dass mir die Worte schon kommen würden. Aber sie kommen nicht. Wie immer ist es so, dass die schiere Einzigartigkeit von Jan dazu führt, dass ich mir keine Worte vorstellen kann, die dem gedanklichen Chaos gerecht werden könnten, das nach so einer Sache in einem haust. Die Antwort bietet dann am Ende jemand anderes. 

 

Der Inhalt der Worte ist ähnlich wie der vieler anderer schöner Worte auch, aber die Tatsache, dass William Shakespeare Macbeth diese Worte sprechen ließ, gibt ihnen vielleicht annähernd das Gewicht, das sie brauchen, um einen Menschen wie Jan und dem Abschied von seiner Präsenz unter uns würdigen zu können.

 

Denn so fühlen wir, wenn uns jemand entrissen wird, den wir eigentlich bei uns wünschen:

 

[He] should have died hereafter;

There would have been a time for such a word. --

To-morrow, and to-morrow, and to-morrow,

Creeps in this petty pace from day to day,

To the last syllable of recorded time;

And all our yesterdays have lighted fools

The way to dusty death. Out, out, brief candle!

Life's but a walking shadow; a poor player,

And then is heard no more: It is a tale

Told by an idiot, full of sound and fury,

Signifying nothing.

Macbeth, Akt V, Szene 5

 

Und doch wünschen wir uns etwas anderes. Wir nehmen uns selbst und auch andere wahr, in unserer Trauer, in unserem Zorn über die Ungerechtigkeit der Welt und des Lebens, in unserer Machtlosigkeit und der schieren Verzweiflung vor dem Leben, das wir noch haben, aber nun ohne unseren vormaligen Begleiter bestreiten müssen. Und dann wollen wir oftmals, dass es einfach nur weggeht - kann uns denn keiner helfen?

 

Canst thou not minister to a mind diseased;

Pluck from the memory a rooted sorrow;

Raze out the written troubles of the brain;

And with some sweet oblivious antidote

Cleanse the stuft bosom of that perilous stuff

Which weighs upon the heart?

 

Worauf ein jeder nur die ehrliche Antwort geben kann:

 

Therein the patient

Must minister to himself.

Macbeth, Akt V, Szene 4

 

Und das schöne ist, dass wir das alle können, das um uns selbst Kümmern. Es ist hart und es kann auch ganz schön lange dauern, aber irgendwann können wir akzeptieren, dass es Jan nun zumindest nie wieder schlecht gehen kann.

 

After life's fitful fever he sleeps well;

Treason has done his worst: nor steel, nor poison,

Malice domestic, foreign levy, nothing

Can touch him further.

Macbeth, Akt III, Szene 2

 

Und wenn wir das akzeptiert haben, können wir uns auch wieder um uns selbst kümmern. Denn wir sind es, die wir ihn vermissen wie irre, die ihn so gerne wieder hier hätten. Viel besser als Jan kann man es kaum machen, so als Mensch.

 

Jans Forumsnachruf beweist, wie gut und wichtig er für uns zu Lebzeiten war und nun immer noch ist. Er hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen - angefangen bei so kleinen Dingen wie der Mitgestaltung meines aktiven Wortschatzes und endend bei der Tatsache, dass ich den, der mich dann doch das ein oder andere Mal auf der Theaterbühne angucken kam, nur mit Worten von der Bühne irgendwie zu würdigen weiß. Wenn das mal nicht nachhaltig ist.

 

Well done, lieber Jan. Well done. Noch macht mich deine Abwesenheit zutiefst traurig, aber ich kann auch sagen, dass ich bei dem Gedanken an dich gerne lächele - auch, wenn Macbeth eine Tragödie ist.

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  • 1 Jahr später...

Lieber Jan,

 

Ich wollte den perfekten Text schreiben, Ansatz um Ansatz folgte. Teils real geschrieben, oft in meinem Kopf.
Wie oft begonnen während einer Autofahrt. Du, mein wiederkehrender Gesprächspartner während eben diesen.
Aber im Endeffekt gibt es keinen perfekten Text (auch wenn Tom einen recht hohen Maßstab gesetzt hat – er hat einen fantastischen Text geschrieben!), es geht nur darum auszudrücken, warum man dich wertschätzen musste. Ja musste. Aber auch einfach konnte. Musste klingt so streng. Können klingt gewünschter. Das ist ansprechender, nicht?

Was würdest du wohl zu meinen Worten sagen? Wäre es ein klassischer Text von mir, oder anders?
Seltsamer Gedanke? Vielleicht, aber du warst nun mal die Person die meine Texte bekommen hat. Und du hast auch gesagt, wenn sich etwas veränderte. Also wohl ein logischer Gedanke.

Und nach all den Ansätzen entstand kein Text der deine guten Eigenschaften rühmt, sondern ein Brief. Mit Gedanken. Denn irgendwie passt das doch besser. Du warst nun mal jener Mensch, der meine Gedanken oft mit bekommen hat.
 

Man lernt damit zu leben, dass jemand nicht mehr da ist. Irgendwie. Und oft dann auch wieder nicht. Und oft genug, wenn man denkt, dass es leichter geworden ist, zieht es einen wieder zurück. Und man sitzt wieder da, mit dem Kopf in den Händen und fragt sich, was das alles soll. Dieser Schmerz in der Brust, der einen nicht mehr ständig zerreißt, aber auch nicht kleiner wird. Er ist nicht mehr so omnipräsent, aber er verheilt auch nicht. Das Vermissen an sich wird doch nicht weniger.

All die lieben Leute um einen, sie bereichern das Leben. Sie machen das Leben lebenswert, auch wenn man mal nicht mehr will. Sie geben Kraft und Energie. Aber sie ersetzten nicht. Sie führen nicht unsere Gespräche, unseren Gedankenaustausch. Sie haben ihren Wert, den ihnen niemand nehmen kann, aber so können sie auch nicht deinen Wert vermindern, dein Fehlen, deine Abwesenheit nehmen. Jeder ist auf seine Art wichtig. Manchmal scheint es so, als müsste der Schmerz über den Verlust eines Menschen irgendwann gehen, wo doch andere Menschen da sind. Zumindest wird einem manchmal etwas in der Richtung gesagt. Aber sie sind sie. Und du bist du. Und du fehlst, egal wie wertvoll andere sind. Das scheint für manche Menschen schwer bis unverständlich. Aber es ist eigentlich sehr simple. Du bist nicht ersetzbar. Du hast deinen Platz, unabhängig davon wie viele Plätze sonst besetzt sind. Und deine Abwesenheit ist eine nicht auffüllbare Lücke.

Einfach weil du unglaublich wertvoll warst. Bist.

Du füllst so viel in mir aus. Du bist an so vielem in mir beteiligt, wie sollst du jetzt plötzlich an Wert verlieren, nur weil du nicht mehr greifbar hier bist? Was für ein seltsamer Gedanke, dass du deshalb aus meinem Leben entschwindest. Ich spüre dich doch jeden Tag in mir. Ich bin zu einem Teil nur deshalb so wie ich bin, da ich dich getroffen habe. Und jetzt sollst du unwichtig werden, da du nicht mehr lebst? Ein verrückter Gedanke. Wir haben uns ja nicht auseinander entwickelt und festgestellt, dass wir uns nichts mehr zu sagen haben.

Der Schmerz über deine Abwesenheit ist wohl etwas, dass bei mir bleibt. Nicht mehr jede wache Minute, wie zu Beginn, aber das heißt nicht, dass du weniger fehlst. Deinen Tod überwinden, das ist etwas was man in den Augen mancher zu tun hat. Aber es geht nicht darum etwas zu überwinden, sondern etwas Neues zu erlernen. Ein Leben ohne dich, in der früheren Art und Weise. Dich eher als stummen Begleiter neben einem wissen und fühlen, indem in einem lebt, was du einem gegeben hast. Ich vermisse dein Verständnis. Deine Zuneigung. Deine Wärme. Deine trockene Art. Deine Sturheit und das abwarten, bis du selbst etwas feststellst, da man dir manchmal bis dahin den Kopf hätte einschlagen können, du hast doch selbst drauf kommen müssen. Und dann das Lächeln, wenn du etwas festgestellt hast, die Vertrautheit, dich da so zu kennen.
Deinen Glauben an mich. Deine Ehrlichkeit. Deine Ehrlichkeit war etwas Wunderbares. Ich bin verwöhnt, das merke ich.
 

Oh, wir haben uns auch gestritten. Ich hatte da sicher mehr Schuld daran als du, wenn auch nicht nur. Du warst nicht perfekt, aber du warst wunderbar. Wir hatten unsere Probleme, Dramen und sonstiges. Wir haben miteinander gelebt. Mit allem, was dazugehört. Inklusive Sonnenaufgängen, während wir uns vom Schwefel Löcher in die Kleidung haben fressen lassen.

 

Wir sind Hänge hinunter gerutscht, da wir etwas zu wenig weit nach nebenan geschaut haben um den Weg zu sehen, sind uns öfter mal verlaufen und haben vielleicht hier und da die umständlicheren Wege genommen. Aber wir hatten unsere Wasserschläuche dabei und haben uns die Zeit gelassen, die es manchmal braucht, bis man dann den Weg geschafft hat und nebeneinander steht und froh ist, niemals umgekehrt zu sein, sondern daran festgehalten hat diesen Weg zu schaffen. Da er es nun mal wert war. Da Stolpersteine auch einfach nicht so wichtig waren, wie der Rest. Da die Zuneigung einfach wichtiger war und das Wissen, dass der andere Mensch einfach seinen Platz hat.
Da das Wissen, was der andere wert ist und das Verlangen ihn in den Arm zu nehmen, doch immer diesen Tacken drüber stand.

Und daraus haben wir eine Freundschaft gebaut, bei der die Streits nur “Phasen” sind, wie du das genannt hast. Du und dein Urvertrauen. Woher nimmst du das eigentlich, habe ich dich einmal gefragt, und du meintest nur du hast es einfach.
Das war wohl eine deiner größten Eigenschaften, und ja ich bewundere dich einfach dafür.
Und ja, du hattest recht damit. Eigentlich war das schon lange vorher klar. Wahrscheinlich schon bevor wir, kurz nachdem wir uns kennengelernt haben, einfach mal eine Reise monatelang im Voraus gebucht haben. Man wird sich dann schon noch verstehen.  
Irgendwie sorglos.
Du musstest dennoch mich und meine Ängste ertragen. Ich wünschte ich könnte dir jetzt mehr von meinem Fortschritt angedeihen lassen.

Urvertrauen. Und warum auch nicht eigentlich, fragt sich der kleine Mensch? Du hast sowieso einfach in mein Leben gehört. Du Universumsteil. Das bleibst du so und so.
 

Lächelnd, Sprüche reißend an deinem Küchentisch. So entspannt.
 

Danke, für die wundervolle Zeit. Danke, dass du mich größer, besser und klüger gemacht hast.
 

Ich bin noch nicht bereit dich loszulassen, ich brauch dich noch ein bisschen, ich weiß nicht ob dir nicht langsam irgendwann der Geduldsfaden mit mir reißen sollte. Vielleicht. Aber du kennst mich ja.

Absurd?, dass du mir das im Leben gegeben hast, was ich nach deinem Tod so gebraucht habe. Mich auf andere Menschen fallen zu lassen. Nicht, dass ich da perfekt wäre. Aber ich lerne. Ich weiß, es ist notwendig im Leben so etwas zu können. Die Arme anderer anzunehmen. Sich an die Schultern sinken zu lassen. Und darauf vertrauen, dass sie da sind.
 

Deine Abwesenheit ist wie ein fehlender Körperteil, so beschreibt es C.S.Lewis zumindest so schön. Passend, dass du mir einmal deinen linken Arm geschenkt hast. Eine Reise durchs Leben ohne diesen linken Arm ist ganz schön kompliziert und oft einfach immens schwer. Es ist schwierig zu lernen, dass man nun anders zupacken muss, ohne diesen zusätzlichen Arm. Andere Arme stützen zum Glück immer mal wieder, bis man gelernt hat wie man seine Sachen zu tragen hat, ohne umzufallen. Aber immer mal wieder, fehlt der eine Arm einfach. Und man fragt sich, wie man da alles ohne ihn schleppen soll. Es war einfach ein speziell famoser Arm.

Du warst ein bisschen weiter, du warst ein bisschen größer. Du hast vergangenes nicht immer wieder hervorgeholt und Menschen um die Ohren gedonnert, sondern hast eher geschaut, wie es jetzt gerade ist. Vielleicht einfach eine notwendige Überlebensstrategie, aber auch eine Größe, Menschen nicht immer wieder vorzuhalten wie sie mal waren. Du hast ihnen wortlos zugestanden, dass sie jetzt woanders sein könnten.
Du warst bereit auf Menschen einen Schritt zu zumachen, wo es viele nicht gewesen wären. Respekt. Einfach großen Respekt dafür.

Du hast Menschen einfach angenommen und nicht verurteilt. Man konnte dir viel über andere erzählen und du hast dir dein eigenes Bild bewahrt. Eine Rarität.

Man neigt dazu Menschen zu „perfektionieren“, wenn sie nicht mehr da sind. Es ist nicht, dass man sich nicht an das andere erinnert, aber es ist so irrelevant. Eigentlich sollte es das wohl auch bei Menschen sein, die neben uns durch das Leben spazieren.
Vielleicht eine Botschaft die man mitnehmen muss. Das Wesentliche.
Friedlicher sein. Weniger Vorwürfe machen. Sich lieber anlächeln.  Klingt so wunderbar pseudo esoterisch mag man sagen, aber irgendwie ist es ein einfaches Rezept für schöne Momente im Leben in denen man gemeinsam auf einer Wiese liegt und sich von Grashalmen kitzeln lässt, während über einem die Bäume im Wind tanzen.

Der Tod offenbart viel. An einem selbst. Und an anderen. Menschen von denen man es nicht weiß, sind einfach: groß.
Menschen von denen man es gedacht hätte sind einfach: nicht da.
Manchmal ist man wütend, empört. Aber wer nicht kann oder möchte, dem muss man das wohl zugestehen, auch wenn man es nicht sonderlich ansprechend findet. Traurig und ja, manchmal ist es enttäuschend.
Es ist seltsam überraschend wie viele Menschen mit dem Thema Tod nicht umgehen können. Wie viele Menschen sich leise aus dem Leben schleichen. Was für ein „Störfaktor“, die Tatsache, dass es im eigenen Leben präsent ist, für manche zu sein scheint.
Es entzieht sich dem eigenen Verständnis, aber um etwas zu akzeptieren, muss man es ja nicht immer verstehen. (Hah! Ja, Bitte gestatte dir jetzt ein kleines Grinsen, wenn du möchtest.)
Und dann gibt es die, die einfach da sind. Felsen in der Brandung. Egal wie gut sie es verstehen oder nicht verstehen. Sie sind einfach da.
Sie sind einfach: groß.
Und irgendwie ist es dann nicht so wichtig, dass andere es nicht können oder wollen. Dass Wege sich teilen. Irgendwie kommt es doch mehr  darauf an, wer da ist. Und man lässt die andere ziehen.

Knappe Sechs Jahre, das ist vielleicht ein Zehntel von der Zeit die ich dachte, dass wir sie miteinander haben. Du warst das schönste 40-Jahre-Ehe-Backup, dass ich mir wünschen hätte können.
Manchmal bin ich fast wütend auf dich, dass du einfach so gegangen bist. Natürlich ist das purer Egoismus.
Gleichzeitig denke ich mir teils, dass es unfair ist, dass wir tauschen sollten – du hattest noch so viele Pläne und bist nicht so als aufgeschrecktes Huhn im Kreis gerannt, wie ich das zuweilen doch tue.

Knappe sechs Jahre, mehr oder minder 365 Tage im Jahr. Und plötzlich bist du verstummt.
Manchmal will ich nicht mehr so traurig sein. Ich bin nicht überdrüssig dich zu vermissen, aber manchmal wüsste ich gerne, dass das „schöne“ vermissen, wenn ich die Augen zumache und neben dir auf einer Bergspitze sitze,  Überhand hat und nicht das weinend zusammen klappen und sich nach dem Sinn in allem fragen.
Es wird weniger. Das Bergvermissen ist öfter da. Aber ob das andere je ganz verschwindet?

Es tut mir leid, dass ich dir das Leben öfter schwerer als nötig gemacht habe. Es tut mir leid, dass ich dir einige Male wehgetan habe.

Danke, für deinen Glauben in mich, dass ich prinzipiell besser bin, egal wie doof ich auch mal war.

Danke, für dein Urvertrauen.

Danke, für unsere Freundschaft, mein Universumsteil!

Noch einmal sitze ich da, und strecke meine Arme aus. Unsere Skype-Umarmungen. Und die regelmäßige Feststellungen von uns, dass das doch etwas deprimierend ist.

Wir sehen uns. Entweder wird eine Zeitmaschine erfunden und ich werde die letzten Minuten neben dir verbringen, oder auf der anderen Seite. Was auch immer das sein mag.
Es ist ein Strohhalm der vielleicht der pure Unfug ist – aber manchmal ist es in Ordnung an die zu glauben. Oder einfach glauben zu wollen.

Ich umarme dich.
Ich danke dir.

Ich hoffe du weißt, dass du immer zu meinen meist geliebten Menschen gehören wirst,
Clara
 

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