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Woher kommt das Elbische?


Eorl

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Nachdem meine letzte Diskussion zu einem Desaster wurde, frage ich jetzt einfach noch mal und ohne Komplikationen:

Hat Tolkien sein Elbisch auf anderen Sprachen aufgebaut?

Unter "aufgebaut" verstehe ich sowas wie das Italienische auf das lateinische aufbaut. Sie sind mit einander verbunden. Wobei ich jetzt nicht glaube, dass das Elbische so eng mit irgendeiner anderen Sprache verwoben ist.

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*g* Fang du jetzt nicht auch noch an, Londalim. :-O

Nein, "nordisch" ist jetzt nicht explizit Quelle für die Sprachen bei Tolkien gewesen. Aber: der Professor hat seine Sprachen so gestaltet, dass sie im Grunde quasi zum indoeuropäischen Sprachzirkel gehören könnten.

Sie haben primitve Wurzeln, entwickeln sich über mehrere Stufen weiter, verzweigen sich, beeinflussen sich gegenseitig und bilden sogar Dialekte aus. Ganz wie ihre realen Vorbilder. Tolkien war Linguist und kannte sich dementsprechend gut in der Materie aus.

Eine graphische Darstellung der storyinternen Entwicklung kann man unter anderem hier finden.

Zur Frage, ob realexistente Sprachen als Grundlagen für Tolkiens Elbensprachen gedient haben, so kann man sagen, ja, was die Phonologie angeht. Da lassen sich eindeutige Parallelen zu Finnisch (Quenya) und Walisisch (Sindarin) feststellen. Allerdings nicht, was die konkrete Grammatik, Satzbau, das Vokabular an sich betrifft. Wer Walisisch spricht, wird erkennen, dass sich z.B. Lautverschiebungen (Umlautungen, Mutationen) ähneln oder gleich verlaufen, trotzdem handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Sprachen, die außer dem phonologischen System wenig gemeinsam haben.

Weitere Lautverschiebungen (a-Affektion, i-Affektion, Nasalinfixion und andere) passen sich in die Lautschemata europäischer Sprachentwicklung ein. (Auch Englisch oder Deutsch kennen solche Lautverschiebungen. Insofern fallen die Sprachen des Professors nicht aus dem "europäischen Rahmen" heraus.)

Wir stellen auch in grammatikalischer Hinsicht immer wieder fest, dass Tolkien sich in mehreren europäischen Sprachen dort bedient hat, wo ein Phänomen ihm gefiel. So gibt es etwa in Sindarin unpersönliche Verben, ähnlich wie im altertümlichen Deutschen. (Mich dünkt, mich deucht, mir träumte, etc.) In Sätzen mit Hilfsverben kann die Kopula entfallen, wie "esse" im Lateinischen. Oder ich denke hier an die Kombination von Possessivpronomen mit dem direkten Artikel wie im Italienischen (il mio tesoro), die dort aber nur möglich, aber keine Regel ist.

Aber es ist nicht möglich zu sagen, dass Tolkien sich bei der Entwicklung von Grammatik oder Vokabular jetzt von einer bestimmen (oder mehreren) Sprache(n) besonders hätte beeinflussen lassen.

Ich würde euch gerne die Artikel auf Arans Seite verlinken, die wird aber gerade überarbeitet und ist deswegen vom Netz. Vielleicht kann euch Aran aber auch so noch mehr zum Thema sagen, sollte er denn hier reinschauen. Er ist der Fachmann für derlei Dinge.

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Danke Avor nur eine Frage, dass ist nur nebensächlich: Was sind den Affektionen???

@Londalim: Irgendwo in "Sprachen und Schriften" findest du eine Thema, indem Avor versucht hat mir etwas zu erklären. Er fands nicht lustig. Nein. Überhaupt gar nicht! Darum hör lieber dierekt auf das was er sagt. Das stimmt sowieso immer.:daumen:

Das Thema war: "Elbische Namen und Wörter aus der nordischen Mythologie?"

Seit dem denk ich , was man eigentlich immer tun sollte, zweimal über meine Antoworten nach.

Bearbeitet von Eorl
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Sehr schmeichelhaft, vielen Dank, aber durchaus nicht zutreffend. ;-)

Ich habe genauso das Recht, Unfug zu palavern, wie jeder andere hier. Und ich mache reichlich Gebrauch davon.

Affektion bedeutet "Beeinflussung". Ein Beispiel:

Die Pluralformen werden in "modernem" Sindarin meist durch Vokaländerungen ausgedrückt, nicht durch Pluralendungen. Diese Vokaländerungen wurden ursprünglich aber von einer Pluralendung "ausgelöst". Sie wurden nämlich in einem früheren Stadium der Sprache von einem i in der letzten Silbe hervorgerufen, das danach jedoch in der Regel wieder verschwunden ist. Die Veränderungen im Wort sind aber geblieben. So wird aran 'König' im Plural zu erain, edhel 'Elb' zu edhil und orch 'Ork' zu yrch usw. Das nennt man Affektion oder in Sindarin prestanneth.

Deutsch und Walisisch kennen das Phänomen der Umlautung im Plural ebenfalls. Maus> Mäuse, Tuch> Tücher etc.

Und noch eine Nebensächlichkeit: "Der" Avor ist eine sie. ;-)

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Die Avor dann halt. Aber wenn man das Geschlecht nich kennt sagt man "DER" oder lieber "Das". Das war jetzt nicht fies gemeint.

Und in deinem Beispiel mit dem -i- heisst es also, dass das -i- zwar nicht mehr da ist, aber, dass was jetzt noch da ist an "Wort" ,sag ich mal ,unverändert zurückgelassen?

Und verzeih mir bitte das "ER" und "DER".

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Ist ja kein Ding. Ich sag ja, es ist nebensächlich. Und du bist auch nicht der erste, dem das passiert ist. Also keine Panik. ;-)

Und die i-Beeinflussung funtioniert eben so, dass ein i, das anderen Vokalen (a,e,o,u) nachfolgt, diese nach bestimmten Regeln verändert. Und zwar wird der vorangehende Vokal in der Regel "aufgehellt". a ⇒ e, o ⇒ œ ⇒ e, u ⇒ y, au ⇒ oe

barad 'Turm' ⇒ beraid 'Türme', nogoth 'Zwerg' ⇒ noegythnegyth etc.

Ursprünglich bildete Alt-Sindarin (wie Quenya) den Plural mittels einer Endung -i.

Dieses i wurde einfach an das Singularwort angehängt. Dann beeinflusste es die weiter vorne im Wort stehenden Vokale und hellte sie auf. Beim Übergang zum "modernen" Sindarin ging die Endung zwar wieder verloren, die veränderten Vokale blieben aber so.

In Sindarin gibt es die i-Affektion übrigens nicht nur bei der Pluralbildung. Sie taucht auch bei den Verbformen auf.

Beispiel:

Grundform: cab- 'springen'; 1.Person Singular : cebin

Die 1.Person Singular 'ich springe' wird in Sindarin mit einer Personenendung -n gebildet, die im Präsens mit einem Bindevokal -i- an den Wortstamm angefügt wird. => cab+i+n = *cabin ⇒ cebin

Das i beeinflusst das a und verändert es zu e.

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Hat Tolkien sein Elbisch auf anderen Sprachen aufgebaut?

Unter "aufgebaut" verstehe ich sowas wie das Italienische auf das lateinische aufbaut. Sie sind mit einander verbunden. Wobei ich jetzt nicht glaube, dass das Elbische so eng mit irgendeiner anderen Sprache verwoben ist.

Für das, was du beschreibst, gibt es sogar eine ganze Community, die neu erfundene romanische Sprachen aus dem Lateinischen ableitet, siehe z.B. hier. Diese Sprachen nennt man a posteriori, weil sie das Vokabular und die Grammatik einer bestimmten Sprache entlehnen. Das hat natürlich nichts mit Quenya und Sindarin zu tun, denn diese sind a priori - d.h. das Vokabular geht bei ihnen auf nichts zurück, sondern ist von Grund auf neu erfunden.

Was die Grammatik angeht, so setzen sich alle Sprachen der Welt letztendlich aus denselben Elementen zusammen, weil einfach alle Menschen eher gleich als verschieden sind; und auch auf die gleiche Weise mit der Umwelt interagieren. Tolkien hat hier aber nicht nur Elemente aus dem Walisischen oder Finnischen entnommen. Die exklusiven/inklusiv-Unterscheidung ist z.B. überhaupt nicht europäisch. Man muss schon sehr weit hinaus gehen, um eine Sprache zu finden, die so einer Unterscheidung zusammen mit Dual-Formen hat - z.B. Laukaleve, die auf den Salomonen gesprochen wird, oder Yagua in Nordost-Peru.

Was schließlich die historischen Lautänderungen, wie Vokalumlautungen, angeht, so übernimmt sie Tolkien aus den natürlichen Sprachen aus einem einzigen Grund: Sie funktionieren. Natürliche Sprachen sind nämlich der ständigen Kontrolle von einer großen Menge an Sprechern unterworfen, und nur solche Änderungen, die von der Mehrheit akzeptiert werden, werden auch übernommen. Als einzelne Person, die eine Sprache erfindet, hat man so eine Kontrolle nicht, kann sich aber der Erforschung der natürlichen Sprachen bedienen, um dennoch etwas realistisches und natürliches zu entwickeln. Zu eingem guten Teil hat Tolkien natürlich aber auch eigene Ideen eingebracht, die konsistent mit dem Gesamtstil der Sprachen waren.

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