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[1-4] Fœddr Sigurðr (Sigurd Born)


Alatariel

Empfohlene Beiträge

Hallo liebe GTL-Mitstreiter!

Wir besprechen im Rahmen der Leserunde 'Gemeinsam Tolkien lesen' (GTL) hier im Forum The Legend of Sigurd and Gudrún (Übersetzung von Hans-Ulrich Möhring: Die Legende von Sigurd und Gudrún) von J.R.R. Tolkien.

In diesem Thread soll der Abschnitt Fœddr Sigurðr besprochen werden.

Allgemeine Informationen zur Aktion "Gemeinsam Tolkien lesen" an sich finden sich hier, speziell zur Leserunde über The Legend of Sigurd and Gudrún gibt es hier weitere Informationen.

Neue Diskussionsteilnehmer sind jederzeit willkommen!

Viel Spaß bei der Diskussion. :-)

Bearbeitet von Alatariel
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Als erstes eine kleine Zusammenfassung der einzelnen Strophen:

1.Sigmund regiert allein nach dem Tod seines Sohnes. Er hört von der schönen Sigrlinn.

2.Der alte, grau gewordene Sigmund und die junge blonde Sigrlinn.

3.Sieben Königssöhne wollen Sigrlinn zu Frau. Sigmund bekommt sie und nimmt sie mit nach Hause.

4.Sigmund macht ihr die Vorzüge als seine Frau klar.

5.Sigrlinn entdeckt Schiffe vor der Küste. Sigmund weiß, das es die sieben verschmähten Königssöhne sind.

6.Die Schlacht zwischen Sigmund und den Sieben beginnt.

7.Sigmund ist zwar alt, aber noch stark. Er kämpft tapfer.

8.Ein einäugiger Fechter stellt sich Sigmund entgegen.

9.Der Einäugige zerschlägt Sigmunds Schwert mit einem Speer. Sigmund ist tödlich verwundet.

10.Sigrlinn ist traurig, will Sigmund heilen.

11.Sigmund erwartet keine Heilung mehr.

12.Sigmund erzählt vom Kind das in Sigrlinn heranwächst. Odins Sohn.

13.Sigmund fordert seine Frau auf, die Stücke des zerstörten Schwertes aufzubewahren; das einst Sigurd tragen wird.

14.Sigmund stirbt. Fremde Krieger erobern sein Land.

15.Sigrlinn verlässt das Land der Wölsungen.

16.Sigrlinn bringt ihren Sohn Sigurd zur Welt.

17.Eine Frau fragt nach der Herkunft Sigurds.

18.Sigrlinn gibt seine Herkunft preis. Die Frau prophezeit einen König als Mann für Sigrlinn und eine gute Erziehung für ihren Sohn.

Sigurds Geburt ist für mich ein sehr emotionales und spannendes Kapitel, das wie im Zeitraffer daher kommt. Alles geschieht Schlag auf Schlag, so scheint es. Doch zwischen einigen Strophen muss viel Zeit vergangen sein. Das Kapitel hat mich sogleich in seinen Bann gezogen.

Merkwürdig erscheint mir, das Sigmund seinen Mörder nicht zu kennen scheint. Nach der Beschreibung in der 8.Strophe ist es eindeutig Odin selbst, der ihn tötet.

Warum tut Odin das eigentlich? Sigurd würde doch bei Sigmund gut und sicher aufwachsen?

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  • 2 Wochen später...

Danke für die Zusammenfassung, Torshavn! Das ist immer sehr hilfreich für die weitere Diskussion. :-)

3.Sieben Königssöhne wollen Sigrlinn zu Frau. Sigmund bekommt sie und nimmt sie mit nach Hause.

Hier taucht schon wieder die Zahl sieben auf. Weiß jemand zufällig ob der 7 im Allgemeinen in der nordischen Mythologie eine besondere Bedeutung zukommt bzw. welche das ist? Und wieso tauchen sie hier überhaupt auf? Hat Tolkien sie hinzugefügt oder gibt es eine andere Quelle? In der Völsunga Saga gibt es nur einen Rivalen, König Lyngvi.

4.Sigmund macht ihr die Vorzüge als seine Frau klar.
Warum spricht er Sigrlinn hier mit "bride of Ódin" an? Soll das seinen Status bekräftigen und ist nicht wörtlich zu nehmen? Aber interessanterweise spricht er ja auch später von dem in Sigrlinns Bauch heranwachsenden Sigurd als "seed of Ódin" ... :kratz:

Oder ist es ganz normal immer wieder auf die "Linie" hinzuweisen (Völsung war ja Odins Urenkel)?

13.Sigmund fordert seine Frau auf, die Stücke des zerstörten Schwertes aufzubewahren; das einst Sigurd tragen wird.

Ich finde es interessant, dass Sigmund an dieser Stelle Wissen über die Zukunft offenbahrt: "Too soon shall I see Sigurd bear it to glad Valhöll greeting Ódin.". Liegt es an seinem nahenden Tod, dass die Götter ihm diesen Blick in die Zukunft gewähren? Oder haben diese Fähigkeit auch andere Wölsungen inne?

15.Sigrlinn verlässt das Land der Wölsungen.
Wichtig: Sie verkleidet/verstellt sich um zu überleben!

Nach dem ersten Lesen war ich zugegebenermaßen ein wenig verwirrt, dass nicht Hjördis, sondern Sigrlinn die Mutter von Sigurd ist. Sigrlinn, Sváfnirs Tochter ist ja eigentlich die Mutter von Helgi in der Helgakviða Hjörvarðssonar, während in der Völsunga Saga Hjördis Sigurds Mutter ist. Deshalb habe ich noch einmal recherchiert und anscheinend wurden die Namen absichtlich vertauscht um Originalität zu wahren (so die Anmerkung). Aber welche "Originalität" denn? Woher weiß man, dass die Namen in der Edda vertauscht sind? Das Nibelungenlied (in dem Sieglind=Sigrlinn Sigurds/Siegfrieds Mutter ist) ist ja später entstanden, wenngleich auch vor der Völsunga Saga?

Doch zwischen einigen Strophen muss viel Zeit vergangen sein.
Laut meiner Variante der Völsungasaga liegt zwischen der Heirat und der Ankunft der Schiffe ~1 Monat.

Merkwürdig erscheint mir, das Sigmund seinen Mörder nicht zu kennen scheint. Nach der Beschreibung in der 8.Strophe ist es eindeutig Odin selbst, der ihn tötet.

Warum tut Odin das eigentlich? Sigurd würde doch bei Sigmund gut und sicher aufwachsen?

Ja, in der Völsunga Saga wird explizit erwähnt, dass es Odin ist, der Sigmund entwaffnet und seinem Schiksal überlässt. Warum? Nun, Odin ist immer ein wenig enigmatisch und undurchschaubar in seinen Handlungen. Aber Die Notizen sagen, dass angenommen wird, dass er seine favorisierten "Helden" erschlägt, damit sie bei ihm sind und ihm bei der Ragnarök zur Seite stehen.

Der Kommentar zu dieser Erklärung:

In a fragmentary poem of the tenth century on the death of the ferocious Eirik Blood-axe, son of King Harold Fairhair and brother of Hákon the Good there is a remarkable image of the coming of an ‘Ódin hero’ to Valhöll. The poem opens with Ódin declaring that he has had a dream in which he was preparing Valhöll to receive a company of the slain. There is a great noise of many men approaching the hall, and Ódin calls on the dead heroes Sigmund and Sinfjötli to rise up quickly and go to meet the dead king who is coming, saying that he believes it to be Eirik.

Sigmund says to Ódin: ‘Why do you hope for Eirik, rather than for other kings?’ And the god replies: ‘Because he has reddened his sword in many lands.’ Then Sigmund asks: ‘Why have you robbed him of victory, when you knew him to be brave?’ And Ódin answers: ‘Because it cannot be clearly known. . .’ – and then (at any rate as the text stands) he breaks off, and concludes: ‘The grey wolf is gazing at the dwellings of the Gods’

Bearbeitet von Alatariel
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So, nachdem ich erst einmal wieder ganz von vorne angefangen habe (es war ja nun schon einige Zeit verstrichen), bin ich nun auf dem aktuellen Stand :-)

Danke für die Zusammenfassung, Torshavn! Das ist immer sehr hilfreich für die weitere Diskussion. :-)

Dem kann ich mich nur anschließen: Vielen Dank, Torshavn! :-)

3.Sieben Königssöhne wollen Sigrlinn zu Frau. Sigmund bekommt sie und nimmt sie mit nach Hause.

Hier taucht schon wieder die Zahl sieben auf. Weiß jemand zufällig ob der 7 im Allgemeinen in der nordischen Mythologie eine besondere Bedeutung zukommt bzw. welche das ist? Und wieso tauchen sie hier überhaupt auf? Hat Tolkien sie hinzugefügt oder gibt es eine andere Quelle? In der Völsunga Saga gibt es nur einen Rivalen, König Lyngvi.

Wenn ich dem Register von Simrocks Edda-Übersetzung folge, scheint die Sieben zumindest keine unbedeutende Zahl in der nordischen Mythologie zu sein. Zu beachten ist auch, dass im Register nur die Stellen Erwähnung finden, in denen die "Sieben" in irgendeiner Form Bestandteil eines Eigennamens ist - beim kurzen Durchblättern habe ich auch an anderen Stellen Wörter wie "siebenfach" gelesen.

Soweit ich Christophers Anmerkungen richtig deute, sind die sieben Königssöhne allein Tolkiens Idee und haben keine Grundlage in irgendeinem der Originaltexte.

4.Sigmund macht ihr die Vorzüge als seine Frau klar.
Warum spricht er Sigrlinn hier mit "bride of Ódin" an? Soll das seinen Status bekräftigen und ist nicht wörtlich zu nehmen? Aber interessanterweise spricht er ja auch später von dem in Sigrlinns Bauch heranwachsenden Sigurd als "seed of Ódin" ... :kratz:

Oder ist es ganz normal immer wieder auf die "Linie" hinzuweisen (Völsung war ja Odins Urenkel)?

Bereits im dritten Abschnitt des Versepos', "Dau∂i Sinfjötla", spricht Sigmund Sinfjötli mit den Worten "Hail! Ódin's son" an. Zumindest in Tolkiens Fassung herrscht also eine gewisse Konsequenz, die wichtigste Person aus der Ahnenreihe hervorzuheben. Wörtlich nehmen würde ich solche Formulierungen auf keinen Fall.

13.Sigmund fordert seine Frau auf, die Stücke des zerstörten Schwertes aufzubewahren; das einst Sigurd tragen wird.

Ich finde es interessant, dass Sigmund an dieser Stelle Wissen über die Zukunft offenbahrt: "Too soon shall I see Sigurd bear it to glad Valhöll greeting Ódin.". Liegt es an seinem nahenden Tod, dass die Götter ihm diesen Blick in die Zukunft gewähren? Oder haben diese Fähigkeit auch andere Wölsungen inne?

Wie war das denn bisher? Hatten ausschließlich die Asen, die Riesen und die Seherin Visionen der Zukunft? Ich habe da jetzt leider überhaupt nicht drauf geachtet ...

Nach dem ersten Lesen war ich zugegebenermaßen ein wenig verwirrt, dass nicht Hjördis, sondern Sigrlinn die Mutter von Sigurd ist. Sigrlinn, Sváfnirs Tochter ist ja eigentlich die Mutter von Helgi in der Helgakviða Hjörvarðssonar, während in der Völsunga Saga Hjördis Sigurds Mutter ist. Deshalb habe ich noch einmal recherchiert und anscheinend wurden die Namen absichtlich vertauscht um Originalität zu wahren (so die Anmerkung). Aber welche "Originalität" denn? Woher weiß man, dass die Namen in der Edda vertauscht sind? Das Nibelungenlied (in dem Sieglind=Sigrlinn Sigurds/Siegfrieds Mutter ist) ist ja später entstanden, wenngleich auch vor der Völsunga Saga?

Das habe ich mich auch gefragt. Leider gibt Christopher in seinen Anmerlungen an diesem Punkt keine Quelle(n) an :-/

Doch zwischen einigen Strophen muss viel Zeit vergangen sein.
Laut meiner Variante der Völsungasaga liegt zwischen der Heirat und der Ankunft der Schiffe ~1 Monat.

Aber an zwei anderen Stellen gibt es etwas größere Zeitsprünge: Gleich am Anfang wird Sigmund bereits als sehr alt bezeichnet; vom Tod Sigmunds bis zur Geburt Sigurds müssen mindestens acht Monate liegen (wenn ich davon ausgehe, dass die Ein-Monats-Annahme auch bei Tolkien stimmt).

Es macht Spaß, das Versepos nun weiter zu lesen. Die sprachliche Kraft hat mich gleich wieder gepackt :-)

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1.Also um eine eventuelle Antwort auf Zukunftsvisionen zu geben. Die Walküren können ja das Schicksal der Menschen leiten und auch den Ausgang von Schlachten vorhersehen.

Durch diese Fähigkeit sind sie mit anderen fantastischen Wesen der nordischen Mythologie eng verwandt. Da wären zum Beispiel noch die Nornen, Disen und Fylgien. Alles weibliche Wesen , welche als Schicksalsfrauen bezeichnet werden.

2. Also im I-net hab ich folgendes gefunden:

Dying, he tells Hjördís that she is pregnant and that her son will one day make a great weapon out of the fragments of his sword. That son was to be Sigurd. Also ist Hjördi seine Mutter.

3.Die Prophezeiung kündet ja von einem Helden wie Sigurd, dem Drachentöter und Weltenretter, der dann ruhmreich in Walhall einziehen will. Die Ermordung Sigmunds durch Odin selbst ist meiner Meinung eher etwas ehrenvolles, denn schließlich will Odin ja all die Verwandten seiner Sippe in Walhall vereinigt haben. Andererseits hat Sigmund es halt als Weltenreiter nicht gebracht, sodass die Reihe jetzt an seinem Sohn ist.

Bearbeitet von Anshelm
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Also um eine eventuelle Antwort auf Zukunftsvisionen zu geben. Die Walküren können ja das Schicksal der Menschen leiten und auch den Ausgang von Schlachten vorhersehen.

Durch diese Fähigkeit sind sie mit anderen fantastischen Wesen der nordischen Mythologie eng verwandt. Da wären zum Beispiel noch die Nornen, Disen und Fylgien. Alles weibliche Wesen , welche als Schicksalsfrauen bezeichnet werden.

Aber Sigmund gehört doch zu keiner dieser Gruppen!? :kratz:

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