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Tolkien und Homer


Elda

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Hallo Freunde der gehobenen Literatur!

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Homer: einer der größten Dichter, die unser Abendland vorweisen kann. Über sein wirkliches Leben - etwa, ob er wirklich gelebt hat - ist kaum etwas bekannt. Bekannt sind jedoch die ihm zugeschriebenen großen Epen Ilias und Odyssee. Selbst unserem lieben J.R.R. waren diese Werke bekannt, widmete er doch immerhin eine kurze Zeit seines Studiums den Klassischen Philologien Latein und Griechisch.

Tolkiens Silmarillion ist unter Anderem durch den bemerkenswerten Gebrauch der Sprache interessant, die Leser antiker Epen sofort an diese erinnert.

  • Frodo Beutlin im Herrn der Ringe ist auf einer Reise zum Schicksalsberg - und wieder in seine Heimat zurück. Eine lange Reise, auf der er viele Abenteuer bestehen muss, wirkt unendlich - wie eine echte Odyssee.
  • Die Gefährten Aragorn, Legolas und Gimli verlassen sich auf die Hilfe eines mächtigen Zauberers und schrecken nicht einmal vor einer Reise zu den Toten zurück.

Es gibt wahrscheinlich unzählige Parallelen zwischen Ilias und Odyssee auf der einen und Tolkiens Werken auf der anderen Seite. Aus persönlichem Interesse bin ich auf der Suche nach diesen Parallelen und möchte an dieser Stelle euer Interesse daran gerne wecken. :-) Wenn sich also der ein oder andere von dieser Idee begeistern lässt, ist er herzlich eingeladen, hier über dieses Thema zu diskutieren.

Ich würde mich zunächst gerne auf allgemeine Parallelen konzentrieren, also Tolkiens Intention bei der Homerrezeption, Tolkiens Vorlagen generell, die von ihm dazu verfasste Literatur (seine Briefe beispielsweise, die ich nicht besitze und demnach - zunächst - nicht konsultieren kann) etc.

Gerne mache ich dazu auch den Anfang:

Mir ist irgendwann aufgefallen, dass es deutliche Parallelen zwischen den beiden Autoren (gehen wir für den Zweck dieses Threads mal davon aus, dass Ilias und Odyssee tatsächlich von dem selben Autor, genannt Homer, stammen) gibt. Einige Beispiele habe ich schon oben angeführt. Ich frage mich, ob es dabei eine Systematik gibt, ob Tolkien also bewusst Elemente der epischen Dichtung hat einfließen lassen, wie genau er diese Vorlagen kannte - oder ob er es vielleicht gar nicht beabsichtigt hat, ob es mehr oder minder Zufall ist (an welche ich nicht zu glauben pflege).

Es ist ja einigermaßen bekannt, wofür sich Tolkien abseits von seinen eigenen Sprachen interessiert hat (zu erkennen etwa an seiner Beowulfübersetzung).

Meiner Meinung nach kann man sich als Autor nicht freimachen von allen Vorlagen, die es gibt, und ich widerspreche explizit Tolkien, da ich sage, dass seine Werke voll sind von Allegorien aller Art, ob er das wahrhaben will oder nicht. Und ein Teil dieser Allegorien geht - was etwa Narratologie betrifft - nunmal auch auf antike Vorlagen zurück (getreu dem Motto "Man kann nichts Neues erfinden").

Ich hoffe, ich kann einige damit zum Mitdenken über dieses spannende Thema anregen und freue mich auf reges Interesse von eurer Seite aus!

Die besten Grüße

Eldanor

Bearbeitet von Cadrach
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Ui, harter Tobak, aber trotzdem spannend!

Ich habe noch nicht tiefer über das Thema nachgedacht, daher erstmal nur ein Schuss aus der Hüfte.....

Direkte Parallelen zwischen Tolkiens Geschichten und den Werken Homers kann ich erstmal nicht erkennen.

Sicherlich ist er - wie auch durch andere Werke - stark beeinflusst worden. Aber mehr als die gängigen Motive:

- lange Reise mit ungewissen Ausgang

- viele Gefahren auf dem Weg und ab und zu ein wenig Magie und Zauberwerk

- Schlachtenbeschreibungen

- aktiv eingreifende Götter

kann ich zunächst nicht erkennen. Dies ist aber bei vielen anderen Fantasymythen auch gegeben.

Homer befasst sich IMO

1. mit einer lyrischen Wiedergabe von (möglicherweise) tatsächlichen historischen Begebenheiten

2. mit einem Sittengemälde von Intrigen und menschlichen Eitelkeiten und Gefühlen (Eifersucht, Rache, Wut, Treue)

3. dem Ausgeliefertsein der Protagonisten gegenüber den Fährnissen des Schicksals, verkörpert durch intrigante und rachsüchtige Griechische Götter

Tolkien spielt als Motiv mit Pkt 1, indem er seinen Geschichten den Anschein historischer Ereignisse gibt. Zu Pkt 2 und 3 kann ich

aber keine Parallelen erkennen, außer so allgemeinen Dingen, dass man sie unmöglich dem Einfluss von Homers Werken zuschreiben kann.

Im Gegenteil: Tolkiens Protagonisten sind stark idealisiert. Rache, Eifersucht und auch die Verwicklungen der Liebe spielen bei Homer eine wichtige Rolle, bei Tolkien fast gar nicht.

Hätte Sauron Arwen geraubt und im dunklen Turm eingesperrt und der Westen hätte ihn dann jahrelang belagert, damit Aragorn sein Mädel wieder bekommt, könnte ich Parallelen sehen. So aber nicht.

Aber vielleicht kannst du mich ja eines besseren belehren? Welche konkreten Elemente der Geschichten oder Leitmotive könntest Du als Gegenbeweis anführen?

Bearbeitet von IsildursErbe
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Éinen hab ich noch:

Mit seeeehr viel "Goodwill" könnte man folgende Elemente vage miteinander verbinden:

Die Flüchtlinge aus Troja gründen Rom --- Elendil und seine Söhne gründen Gondor

Zweikampf Hector / Achilles ---- Zweikampf Morgoth/ Fingolfin

Belagerung Trojas ---- Belagerung Barad Durs

Die Irrfahrt Odysseus ---- die Irrfahrt Earendils des Seefahrers

Helden kommen als Sternbilder an den Himmel ----- Earendil wird als Morgenstern ans Himmelszelt gesetzt

Motiv der Verführung durch Circe und die Sirenen ----- Verführung durch den Ring ?!?

Odysse ---- Konzept der verwunschenen Inseln vor Aman

Olymp und personifizierte Götterwelt ----- Aman , Vala

In den meisten o.g. Fällen ist aber die tolkinsche Version so weit von Homer entfernt, wie es nur sein kann.

Außer dem Grundelement z.B. "Zweikampf" bleibt da nicht viel.

Bearbeitet von IsildursErbe
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Direkte Parallelen zwischen Tolkiens Geschichten und den Werken Homers kann ich erstmal nicht erkennen.

Sicherlich ist er - wie auch durch andere Werke - stark beeinflusst worden. Aber mehr als die gängigen Motive:

- lange Reise mit ungewissen Ausgang

- viele Gefahren auf dem Weg und ab und zu ein wenig Magie und Zauberwerk

- Schlachtenbeschreibungen

- aktiv eingreifende Götter

kann ich zunächst nicht erkennen. Dies ist aber bei vielen anderen Fantasymythen auch gegeben.

Daran zweifle ich gar nicht. Aber trotzdem existieren diese Parallelen doch, oder etwa nicht? Ich sehe das durchaus als Hinweis auf Rezeption.

Homer befasst sich IMO

1. mit einer lyrischen Wiedergabe von (möglicherweise) tatsächlichen historischen Begebenheiten

2. mit einem Sittengemälde von Intrigen und menschlichen Eitelkeiten und Gefühlen (Eifersucht, Rache, Wut, Treue)

3. dem Ausgeliefertsein der Protagonisten gegenüber den Fährnissen des Schicksals, verkörpert durch intrigante und rachsüchtige Griechische Götter

1. Ohne allzu spitzfindig sein zu wollen, aber das ist keine Lyrik. Sag lieber dichterisch oder poetisch.

Die Historizität Homers ist meiner Meinung nach nicht gegeben. Es gibt in Troja keine wirklichen aussagekräftigen Hinweise auf eine Schlacht, die 10 Jahre angedauert haben könnte und noch dazu vor rund 3000 Jahren stattgefunden haben soll. Ich halte Homers Epen für Fiktion, die sich möglicherweise an irgendwelchen realen Gegebenheiten orientiert haben könnten. Aber letztlich wissen wir zu wenig über diesen Krieg, um das ohne Weiteres entscheiden zu können.

2. Dem kann ich soweit zustimmen. Finden wir Vergleichbares bei Tolkien? Ich denke da gerade an die Diskussion um Denethor, die hier vor einiger Zeit geherrscht hat. Hier der Link.

Was das Thema Treue betrifft, könnte man Aragorn und Eowyn vielleicht als Argument anführen. Das ist allerdings etwas wacklig, da das ja wirklich nur eine ganz kleine Randerscheinung ist und Aragorns Treue zu keinem Zeitpunkt wirklich in Frage zu stehen scheint. Aber vielleicht finde ich ja noch weitere Hinweise auf Anknüpfungen an dieser Stelle.

3. Das mit dem Schicksal weiß ich jetzt nicht so genau. Kannst du etwas genauer erklären, was du damit bei Homer meinst?

Tolkien spielt als Motiv mit Pkt 1, indem er seinen Geschichten den Anschein historischer Ereignisse gibt.

Zustimmung!

Zu Pkt 2 und 3 kann ich aber keine Parallelen erkennen, außer so allgemeinen Dingen, dass man sie unmöglich dem Einfluss von Homers Werken zuschreiben kann.

Welche allgemeinen Dinge wären das denn? Mir sind in den letzten Tagen beim Nachdenken so einige Parallelen unmittelbar ins Auge gesprungen, die ich hier nicht alle auflisten möchte. Einige habe ich ja im Eingangspost schon genannt. Was denkst du denn über die?

Im Gegenteil: Tolkiens Protagonisten sind stark idealisiert. Rache, Eifersucht und auch die Verwicklungen der Liebe spielen bei Homer eine wichtige Rolle, bei Tolkien fast gar nicht.

Das stimmt zwar, aber das ist ja gar nicht mein Punkt. Ich glaube ja nicht, dass Tolkien eine Art zweite Odyssee oder eine zweite Ilias geschrieben hat. Ich glaube aber, dass er sich in der Konzeption von Ideen, die er aus diesen beiden großen Epen, bzw. dem gesamten Trojanischen Sagenkreis gezogen hat, hat inspirieren lassen. Das heißt nicht, dass Tolkien in allen Punkten mit Homer übereinstimmen soll - das wäre auch bestimmt nichts Gutes geworden.

Hätte Sauron Arwen geraubt und im dunklen Turm eingesperrt und der Westen hätte ihn dann jahrelang belagert, damit Aragorn sein Mädel wieder bekommt, könnte ich Parallelen sehen. So aber nicht.

Dazu könnte ich nochmal das selbe wie oben drüber schreiben. Ich möchte aber noch auf einen anderen Punkt hinweisen:

In der Ilias geht es - explizit - nicht um die Rückeroberung der Helena oder um den Trojanischen Krieg. Es geht um Zorn:

Μηνιν αειδε, θεα, Πηληιαδεω Αχιλληος

Den Zorn, singe, Göttin, des Peleussohnes Achill

Zorn ist das Leitmotiv des gesamten Werkes. Es geht dabei tatsächlich nicht nur um den Achills, auch wenn es so im ersten Vers danach aussieht, sondern auch um den verschiedener Götter und anderer Heroen. Es geht darum, wie sich Zorn auf Menschen auswirken kann.

Welche Parallele haben wir bei Tolkien?

Vielleicht könnte man hier Saurons oder Morgoths Zorn anführen. Gerade Letzterer hat ja vielfach nur aus Trotz gegenüber anderen Valar gehandelt. Tolkien macht es nicht zu einem Leitwerk, "Der Zorn Melkors" oder ähnliches, aber dennoch ist es eine Parallele.

Aber vielleicht kannst du mich ja eines besseren belehren? Welche konkreten Elemente der Geschichten oder Leitmotive könntest Du als Gegenbeweis anführen?

Einige habe ich ja bereits nun genannt. Mir ist hier im Forum noch etwas eingefallen, das ich hier mal kurzerhand zitieren möchte. Die Diskussion fand statt im Gemeinsam Tolkien Lesen Thread zu Book 3, Chapter 8.

Das erinnert mich sehr an den Stil Homers, sowohl in der Ilias, als auch in der Odysseia. Beispiel: Die Ilias endet mit dem Begräbnis Hektors, obgleich der Trojanische Krieg ja noch viel weiter geht. Der Untergang Trojas wird allerdings schon zuvor genau beschrieben. Diese Art von Erzählung findet sich auch bei Tolkien, im eben von dir beschriebenen Abschnitt: Obwohl Isengart längst eingenommen ist, erfahren wir es erst im Nachhinein durch die Erzählung der Hobbits. Tolkien wendet, ebenso wie Homer, eine nichtchronologische Erzählweise an, die das Buch, im besonderen dieses Kapitel, überaus interessant macht.

Dabei könnte man den Stil dieser anachronistischen Erzählweise auch noch in der Tragödie wiederfinden, wo Nachrichten von anderswo als dem auf der Bühne sichtbaren Geschehen nur durch Boten und das Präsentieren der Gefallenen auf Bahren erbracht wurden.

Éinen hab ich noch:

Mit seeeehr viel "Goodwill" könnte man folgende Elemente vage miteinander verbinden:

Die Flüchtlinge aus Troja gründen Rom --- Elendil und seine Söhne gründen Gondor

Zweikampf Hector / Achilles ---- Zweikampf Morgoth/ Fingolfin

Belagerung Trojas ---- Belagerung Barad Durs

Die Irrfahrt Odysseus ---- die Irrfahrt Earendils des Seefahrers

Helden kommen als Sternbilder an den Himmel ----- Earendil wird als Morgenstern ans Himmelszelt gesetzt

Motiv der Verführung durch Circe und die Sirenen ----- Verführung durch den Ring ?!?

Odyssee ---- Konzept der verwunschenen Inseln vor Aman

Olymp und personifizierte Götterwelt ----- Aman , Vala

Warum braucht es dazu viel Goodwill? Ich finde, das sind sehr treffende Beispiele. Vielleicht könnte man bei dem Duell zwischen Morgoth und Fingolfin auch noch das Duell zwischen Gandalf und dem Hexenkönig anführen. Allerdings wird bei diesem speziell niemand getötet, sodass eine eindeutige Zuordnung der Kampfteilnehmer nicht eins zu eins möglich ist. Aber ich versuche ja auch nicht, Tolkien auf Teufel komm raus etwas anzudichten. Ich will feststellen, ob sich Parallelen finden lassen und was das über Tolkiens Werk aussagt - oder über Homers Werke in Tolkiens Ansehen.

In den meisten o.g. Fällen ist aber die tolkinsche Version so weit von Homer entfernt, wie es nur sein kann.

Außer dem Grundelement z.B. "Zweikampf" bleibt da nicht viel.

Ich finde es trotzdem interessant, dass sich so spontan vieles finden lässt.

Ich glaube schon, dass nicht jede dieser Parallelen beabsichtigt ist, auch, dass sich nicht aus jeder etwas Eindeutiges für die Interpretation ergibt. Aber mal sehen, was die Zukunft hier bringt :-)

Vielen Dank für eure Beiträge! Ich hoffe, ihr bleibt dabei :-)

Eldanor

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Ich für meinen Teil finde auch, dass man guten Willen braucht, um die Ilias und die Odysee als hauptsächliche Inspirationsquellen zu sehen.

Sicher, sie mag als Quelle der Inspiration gedient haben, vor allem die Parallelen bei Earendil/ Odysseus fallen mir ins Auge, aber die Schwierigkeit sehe ich vor allem darin, dass bei Tolkien die alte angelsächsiche, die keltische und die nordische Sagenwelt eine sehr viel größere Rolle gespielt haben. Mittelerde atmet den Geist nordischer Sagas mit Anklängen an die Völkerwanderungszeit. Dazu kommen das dualistische Weltbild und der Ost- West- Gegensatz. All das findet man bei Homer nicht. Soweit ich mich recht erinnere, gibt es bei Homer kein klassisches Gut und Böse, zumindest nicht in der Ilias, es geht nur um Typen, die ihre Mannhaftigkeit beweisen oder dabei zerstückelt werden. Besonders viel Moral spielt da nicht hinein. Davon abgesehen spielt bei Homer, noch mehr aber z.B. in den Matamorphosen, Sexualität eine hervorgehobene Rolle, die bei Tolkien nahezu abwesend ist (verglichen mit heutiger Unterhaltungsliteratur geht es im Herrn der Ringe doch geradezu keusch zu).

Wo ich aber auch der Meinung bin, dass Tolkien von Homer abgekupfert hat, ist das Motiv der starken Interaktion von Menschen und Göttern, die ich aus der nordischen Mythologie nicht kenne, die so ausgeprägt aber nur bei Homer, Vergil und den anderen Klassikern vorliegt (einerseits die Parteinahmen der Olympier im Trojanischen Krieg, Minervas Rachsucht gegen Aeneas usw, andererseits Ulmos Auftrag an Tuor, Thingols Hochzeit mit Melian und die vielen anderen Geschichten vor allem im Silmarillion). So etwas gibt es zwar auch in der irischen Mythologie, aber nicht in diesem inspirierenden Umfang.

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Hallo Murazor,

obgleich es schon spät ist, doch noch eine kurze Antwort von mir.

Ich möchte hier mal betonen, dass es für mich sonnenklar ist, dass Tolkien NICHT von Homer abgekupfert hat. Er hat sich NICHT hauptsächlich an Homer orientiert. Das kann man in den Werken eindeutig sehen. Darum geht es mir aber gar nicht.

Mir geht es darum, herauszufinden, an welchen Stellen er sich an Homer bedient haben KÖNNTE, auch wenn das vielleicht a) nicht so offensichtlich und b) nicht die Hauptinspirationsquelle gewesen sein mag.

Versteht mich bitte nicht falsch, aber ich habe schon verstanden, dass niemand glaubt, Tolkien habe Homer in übertriebener Weise rezipiert. Ich will das auch gar nicht herausstellen. Ich will in erster Linie beobachten, was, wo, wie, warum. Die Frage nach dem Gut oder Böse stellt sich mir ebensowenig wie ich es für wahrscheinlich halte, dass Tolkien allein Homer rezipiert habe. Wenn ich nach so etwas suchen WOLLTE (Konjunktiv Irrealis!!!!), würde ich Vergil lesen.

Ich wünsche allein eine angenehme Nachtruhe und hoffe weiterhin auf produktive Antworten.

(@Murazor, IsildursErbe: Versteht mich bloß nicht falsch! Ich finde eure Beiträge bisher toll! Sie helfen mir weiter! Nur bitte glaubt nicht, ich wüsste nicht, dass Homer mit Sicherheit nicht die einzige Vorlage ist.)

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Wo ich aber auch der Meinung bin, dass Tolkien von Homer abgekupfert hat, ist das Motiv der starken Interaktion von Menschen und Göttern, die ich aus der nordischen Mythologie nicht kenne, die so ausgeprägt aber nur bei Homer, Vergil und den anderen Klassikern vorliegt (einerseits die Parteinahmen der Olympier im Trojanischen Krieg, Minervas Rachsucht gegen Aeneas usw, andererseits Ulmos Auftrag an Tuor, Thingols Hochzeit mit Melian und die vielen anderen Geschichten vor allem im Silmarillion). So etwas gibt es zwar auch in der irischen Mythologie, aber nicht in diesem inspirierenden Umfang.

Kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. Die Interaktion zwischen Götter und Menschen ist auch in der nordischen Mythologie sehr stark ausgeprägt.

Odin greift in fast jeder Sage ins Geschehen der Menschen mit ein und auch die Weltenerschaffung ist der Ardas ja wohl sehr ähnlich. Auch von den Eigenschaften

der Götter gibt es unzählige Äquivalenzen (Meeresgott, Sonnegott etc.) und auch wie die Götter sich in der Welt zeigen (Als Tiere oder sonstiges).

Also Aufträge gibt es in der nordischen Saga auch genug. Odins Aufgaben an Sigurd, der in Walhall einziehen soll und auf den alle Götter ihre Hoffnung

bauen. Und auch Schlachten werden durch die Götter und Wallküren entschieden, wie z.B. die der Dänen. Und bei Beowulf z.B. kommen auch Grabunholde vor.

Die Völkerbezeichnungen kommen auch aus der nordischen Sagenwelt (z.B. Warg, nordisch für Wolf sowie die ganzen Namen Rohans)

Dann die ganzen Parallelen mit dem Drachen und dem Nibelungenschatz (was Tolkien im Anhang des neuen Buches ,,Sigurd und Gudrun'' auch schreibt)

Die Hauptquelle bleiben die nordischen Sagen , welche schließlich auch durch die klassischen Sagen der Antike beeinflusst wurden. Abgekupfert also höchstens aus der nordischen

Saga. Die griechische Saga bleibt Inspiration.

Bearbeitet von Anshelm
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Mir geht es darum, herauszufinden, an welchen Stellen er sich an Homer bedient haben KÖNNTE, auch wenn das vielleicht a) nicht so offensichtlich und b) nicht die Hauptinspirationsquelle gewesen sein mag.

Danke für die Erklärung Eldanor. Jetzt verstehe ich auch eher Deine Absicht.

jetzt müssten wir noch definieren, wo für Dich Gemeinsamkeiten der Werke und mögliche Vorlagen Tolkiens beginnen.

Wie ich oben bereits sagte, halte ich allgemeine Dinge wie

- eine gefahrvolle Reise

- ein Zweikampf

- ein Zauberer hilft weiter

- usw.

nicht unbedingt für belastbare Gemeinsamkeiten. Da könnte man gleich sagen beide Autoren beschreiben Menschen.....

Um noch Deine Frage zu einem meiner Punkte zu erläutern:

"Homer befasst sicht IMO

.....

3. dem Ausgeliefertsein der Protagonisten gegenüber den Fährnissen des Schicksals, verkörpert durch intrigante und rachsüchtige Griechische Götter"

Damit meine ich, dass die Götter bei Homer wirklich ständig aktiv eingreifen. Selbst bei alltäglichen Dingen, erst recht bei den Großen Themen.

Die Odysse ist ja generell durch Poseidon verursacht. So ein starkes Eingreifen gibt es bei Tolkien nicht. Im Silmarillion könnte man einen kleinen Anklang daran finden,

als Morgoth Hurin und seine Sippe veflucht, wodurch später die "Irrfahrt" Turin Turambars gefördert wurde.

Bei Tolkien ist das aber die Ausnahme. Bei Homer sind die Götter (alle!) immer bereit aufgrund von persönlichen Ge- oder Misfallen

die Helden ordentlich in die Mangel zu nehmen, Leute von Monstern fressen zu lassen usw.

Ich glaube, damit wil Homer die allgemeine Machtlosigkeit der Menschen gegen Schicksal, Zufälle oder Naturereignissen personifizieren.

Das sehe ich bei Tolkien nicht so. Da agieren die Götter nach einem relativ festgelegten Plan uin einem epischen Konflikt zwischen Gut&Böse

und nicht weil sie momentan gerade mal verstimmt sind.

Dieser Konflikt zwischen Gut&Böse ist bei Tolkien eines der Hauptmotive. Bei Homer spielt er eigentlich gar keine Rolle.

Jeder Protagonist und desen gGgner hat seine nachvollziehbaren Beweggründe. die einen sind sympatischer, die anderen weniger,

aber es gibt keinen Bösewicht. Auch die Trojaner sind bei Homer nur Menschen die gemäß ihren Vorstellungen handeln

und auch verstanden werden können.

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  • 2 Jahre später...

Éinen hab ich noch:

Mit seeeehr viel "Goodwill" könnte man folgende Elemente vage miteinander verbinden:

Die Flüchtlinge aus Troja gründen Rom --- Elendil und seine Söhne gründen Gondor

Zweikampf Hector / Achilles ---- Zweikampf Morgoth/ Fingolfin

Belagerung Trojas ---- Belagerung Barad Durs

Die Irrfahrt Odysseus ---- die Irrfahrt Earendils des Seefahrers

Helden kommen als Sternbilder an den Himmel ----- Earendil wird als Morgenstern ans Himmelszelt gesetzt

Motiv der Verführung durch Circe und die Sirenen ----- Verführung durch den Ring ?!?

Odysse ---- Konzept der verwunschenen Inseln vor Aman

Olymp und personifizierte Götterwelt ----- Aman , Vala

In den meisten o.g. Fällen ist aber die tolkinsche Version so weit von Homer entfernt, wie es nur sein kann.

Außer dem Grundelement z.B. "Zweikampf" bleibt da nicht viel.

Also deine genannten Punkte passen ziemlich gut,allerdings würde ich die Belagerung Barad Durs nicht mit der Trojas vergleichen.Die beiden Belagerungen hatten ganz andere Hintergründe usw.

 

Was man noch vergleichen könnte,wären das trojanische Pferd und die Ringe:beide wirkten auf den 1. Blick wie tolle große Geschenke,brachten im Nachhinein aber das Verderben. (auch wenn das Pferd von den "Guten" eingesetzt wurde,während die Ringe vom "Bösen" eingesetzt wurden")

 

An Boromir sieht man es: Er betrachtete den Ring als eine Art Geschenk.Und dann wurde er wahnsinnig.

 

 

 

Auf jeden Fall kann man aber sagen,dass sowohl Tolkien als auch Homer großartige Autoren waren.

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  • 3 Monate später...

Als ich die Schlacht um Gondolin in den Verschollenen gelesen habe, hat mich die Aufzählung der einzelnen Heeresabteilungen an die Heerschau in der Ilias erinnert, als sich Priamos von Helena auf den Mauern Trojas erklären lässt, wer von den Griechen da unten wer ist.

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