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Michael Ende und seine Bücher


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Über Michael Ende würde ich gerne mehr wissen.

Als einzige Biographie habe ich das hier gefunden:

http://www.amazon.de...52802903&sr=1-1

Vielleicht werde ich sie mir kaufen. Im Buchladen scheint man das Buch ja neu offenbar nicht mehr zu bekommen. Oder?

Na, jetzt habe ich das Buch beli amazon gleich bestellt. Und Du bist Schuld, Torshavn. ;-)

Die Schuld nehme ich gerne auf mich, Dunderklumpen. :-)

Du hast Dir ein schönes Buch ausgesucht. Wenn es auch den Anspruch einer Biographie nicht erfüllt. Geschrieben hat es ein Jugendfreund und Weggefährte Endes, der sehr warmherzig und anekdotenreich erzählt. Allerdings nur bis zum Erscheinen des Jim Knopf. Die bedeutenden Jahre und Bücher danach fehlen leider.

Für besser, weil informativer, halte ich:

Hocke & Neumahr: 'Michael Ende- Magische Welten' im Henschel Verlag erschienen und noch lieferbar.

Die Autoren legen zwar ihren Schwerpunkt auf die Theaterleidenschaft Endes, erzählen aber auch nebenher sein ganzes Leben. Zahlreiche Fotos und Ende O- Ton runden den Band ab.

In meinen Augen ist es das einzige Buch, das im Ansatz den Anspruch einer Biographie erfüllt.

Eine wirkliche kritische Auseinandersetzung mit Michael Ende in dieser Form fehlt bis heute leider noch.

So viel nur kurz für den Augenblick. Vielleicht finde ich heute abend ein bißchen Zeit um über Deine anderen interessanten Ausführungen zu Ende, Hesse und Tolkien und Edgar Ende als surrealistischen Maler (was er nach seinem Selbstverständnis nicht war) etwas zu sagen.

Auf jeden Fall denke ich schon wieder pausenlos an diesen Autor. In der Mittagspause habe ich Michaels Essay 'Auf der Suche nach dem Mysterium' über die Malerei seines Vaters gelesen. Sehr aufschlussreich und interessant.

Danke für die Anregungen, Dunderklumpen.

Bearbeitet von Torshavn
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Gast Dunderklumpen

Du hast Dir ein schönes Buch ausgesucht. Wenn es auch den Anspruch einer Biographie nicht erfüllt. Geschrieben hat es ein Jugendfreund und Weggefährte Endes, der sehr warmherzig und anekdotenreich erzählt. Allerdings nur bis zum Erscheinen des Jim Knopf. Die bedeutenden Jahre und Bücher danach fehlen leider.

Ist nun egal. Ich studiere ohnehin immer gerne die ersten Jahre eines Autors, fresse mich dann am liebsten chronologisch vorwärts.

Für besser, weil informativer, halte ich:

Hocke & Neumahr: 'Michael Ende- Magische Welten' im Henschel Verlag erschienen und noch lieferbar.

Dieses Buch habe ich mir zumindest erst mal in den Einkaufswagen gelegt. So schnell kaufen werde ich es mir vermutlich nicht, aber viel scheint es ja ohnehin nicht über ihn zu geben. Danke für den Tipp.

In der Mittagspause habe ich Michaels Essay 'Auf der Suche nach dem Mysterium' über die Malerei seines Vaters gelesen. Sehr aufschlussreich und interessant.

Wo kann man den Essay finden?

Es sieht so aus - ich habe amazon ein wenig durchstöbert -, dass es keine Gesamtausgabe, nicht einmal Gesammelte Werke Endes gibt. Stimmt das?

Und nicht einmal habe ich die Jim-Knopf-Geschichten in einem Band gefunden. Muss man diese tatsächlich alle einzeln kaufen?

Über Edgar Ende würde ich auch gerne etwas erfahren, Torshavn. Und warum er vielleicht kein Surrealist ist. Was weißt Du in diesem Punkt?

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Im Augenblick bleibe ich mal bei ein paar Literaturtipps für Dich und einer knappen Beantwortung Deiner Fragen:

In der Mittagspause habe ich Michaels Essay 'Auf der Suche nach dem Mysterium' über die Malerei seines Vaters gelesen. Sehr aufschlussreich und interessant.

Wo kann man den Essay finden?

Du kannst ihn entweder finden in:

'Aber das ist eine andere Geschichte, das große Michael Ende Lesebuch' Piper Taschenbuch 2005 978-3-492-24444-2 (Seite 103- 108)

oder:

Michael Ende: Zettelkasten, Skizzen & Notizen, Piper Taschenbuch 2011 978-3-492-26356-6 (Seite 79- 85)

Beide Bände enthalten auch noch andere (autobiographische) Schriften zu seiner eigenen Arbeit, sind also durchaus eine Anschaffung wert.

Es sieht so aus - ich habe amazon ein wenig durchstöbert -, dass es keine Gesamtausgabe, nicht einmal Gesammelte Werke Endes gibt. Stimmt das?

Das ist leider wahr. Es gibt auch keine gesammelten Briefe und Interviews.

Und nicht einmal habe ich die Jim-Knopf-Geschichten in einem Band gefunden. Muss man diese tatsächlich alle einzeln kaufen?

Auch das ist richtig. Die reguläre Ausgabe ist zweibändig, wie schon immer. Auch wenn es ursprünglich mal einer sein sollte.

Alle anderen Ausgaben sind entweder Erstleser- oder Bilderbuch- Ausgaben.

Über Edgar Ende würde ich auch gerne etwas erfahren, Torshavn. Und warum er vielleicht kein Surrealist ist. Was weißt Du in diesem Punkt?

Auch hier erst einmal nur ein paar Literaturtipps. Ich kenne zwei Menschen, die sich intensiv mit Edgar Ende auseinandergesetzt haben und darüber auch geschrieben haben.

Das ist einmal Jörg Krichbaum, der engen Kontakt mit Michael Ende hatte. Es gibt ein wunderbares Buch von ihm:

'Die Archäologie der Dunkelheit, Gespräche über Kunst und das Werk des Malers Edgar Ende' (mit Michael Ende), erschienen in der Edition Weitbrecht, vergriffen.

Er hat auch eine Monographie und mehrere Ausstellungskataloge herausgebracht, die ich allerdings (noch) nicht besitze.

Der zweite ist Axel Hinrich Murken. Seine Monographie:

'Edgar Ende, sein Leben und sein Werk, seine kunsthistorische Stellung in der Malerei des 20.Jahrhunderts' im Murken- Altrogge Verlag erschienen, lieferbar,

lese ich gerade. Das Buch ist sehr aufschlussreich.

Ein zweites Buch von ihm ist:

'Edgar Ende, der Träume Allmacht' im selben Verlag mit vielen farbigen Abbildungen, O- Ton Edgar Ende und Essay des Autors.

Hocke & Neumahr: 'Michael Ende- Magische Welten' im Henschel Verlag erschienen und noch lieferbar.

Dieses Buch habe ich mir zumindest erst mal in den Einkaufswagen gelegt. So schnell kaufen werde ich es mir vermutlich nicht, aber viel scheint es ja ohnehin nicht über ihn zu geben. Danke für den Tipp.

Ich habe das Buch gerade neben mir liegen. Auch wenn es rechtschaffen teuer ist, ist es wirklich die Investition wert, Dunderklumpen. Und die einzige 'Biographie'.

Bearbeitet von Torshavn
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Michael Endes Essay 'Auf der Suche nach dem Mysterium'

dazu kurz zwei Textstellen:

"Wenn man die künstlerischen Intentionen meines Vaters richtig verstehen will, ist es unerläßlich zu wissen, das er in einer zwar unorthodoxen, nicht konfessionellen Weise tief religiös war

Die Wirklichkeit einer geistigen Welt jenseits der sinnlichen Wahrnehmung stand für ihn außer jedem Zweifel und zwar nicht in einem abstrakt begrifflichen Sinne, sondern in einem sehr konkreten, ja sogar durchaus personalen, wesenhaften."

"Von hier aus gesehen, wird es vielleicht verständlich, dass er sich eher mit Künstlern wie dem Schweizer Maler Füssli oder dem englischen Maler- Dichter William Blake verwandt fühlte..."

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Gast Dunderklumpen

Ich muss im Moment leider auch sehr knapp sein:

Die Bücher, in denen der Essay enthalten ist, habe ich auch in den Einkaufswagen gelegt, da geht es mir nicht verloren.

Durschaut habe ich nun endlich, inwiefern die vielen Jim-Knopf-Ausgaben sich tatsächlich auf zwei Haupttitel reduzieren können: "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer", "Jim Knopf und die wilde 13". Beide Bände bekommt man bei amazon antiquarisch und sehr günstig.

Edgar Ende und Michaels Auseinandersetzung mit ihm liegt mir besonders am Herzen. Das greift in die grundsätzliche Frage hinein, was Phantastik und was Fantasy ist.

Danke - neben dem anderen - für die Bilder von Edgar. Da lohnt es sich wirklich, sich damit genauer zu befassen.

Insgesamt scheint Michael Ende also nicht besonders gründlich erforscht zu sein. Da könnte man ja direkt noch was tun. Es gibt zur Zeit ja mehrere deutsche Jahrbücher der Fantastik - inklusive Hither Shore und die Inklings-Jahrbücher -, die Essays dazu aufnehmen würden.

Weiteres eventuell noch ein andermal.

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Insgesamt scheint Michael Ende also nicht besonders gründlich erforscht zu sein. Da könnte man ja direkt noch was tun. Es gibt zur Zeit ja mehrere deutsche Jahrbücher der Fantastik - inklusive Hither Shore und die Inklings-Jahrbücher -, die Essays dazu aufnehmen würden.

Sehr gute Idee Dunderklumpen. Sag Bescheid, wenn Du in der Richtung etwas machst. Ich würde Dein Essay sehr gerne lesen.

Ich habe bisher nur biographisch in die Richtung ein paar Sachen gemacht. Denn ich finde das Ende- Bild in der öffentlichen Wahrnehmung ist recht einseitig heute. Jedes Interview, das ich entdecke zeigt mir weitere Facetten dieses Autors.

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Gast Dunderklumpen

Torshavn:

Wenn Du in einer Materie gut Bescheid weißt, kannst Du ebenfalls in Hither Shore versuchen zu veröffentlichen.

Ich habe bisher nur biographisch in die Richtung ein paar Sachen gemacht.

Was genau meinst Du damit?

Jedes Interview, das ich entdecke zeigt mir weitere Facetten dieses Autors.

Dabei fällt mir ein, dass eine möglichst komplette Auflistung aller Interviews und der Primär- sowie der Sekundärliteratur die Basis für alles ist. Hast Du da schon eine Art kleiner Ende-Bibliographie?

Zu Edgar Ende kommen vielleicht noch Fragen von mir. Aber ich muss mich da erst mal selber schlau machen, soweit es mittels Internet geht.

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Ich habe bisher nur biographisch in die Richtung ein paar Sachen gemacht.

Was genau meinst Du damit?

Ich versuche Michael Endes Biographie und auch Werkbiographie mit meinen Primärquellen möglichst genau zu erstellen.

Dabei kamen bisher Vorträge für Schulen und Büchereien heraus, und ein paar Artikel für eine Onlinezeitschrift und 'phantastisch'.

Ich finde es z.B. schwierig, die Entstehungsgeschichte der einzelnen Werke von Ende, besonders die Erzählungen (da habe ich bisher gar nichts gefunden) darzustellen. Es gibt sehr wenig veröffentlichtes Material.

Hilfreich war jetzt z.B. das Buch 'Das Phantasien- Lexikon', das von Roman Hocke 2009 herausgebracht wurde. Darin finden sich viele Gedanken von Ende selbst und andere Hintergrundinfos zur 'Unendlichen Geschichte'.

Das macht mir großen Spaß und erweitert (viel zu) langsam mein Endebild.

Dabei fällt mir ein, dass eine möglichst komplette Auflistung aller Interviews und der Primär- sowie der Sekundärliteratur die Basis für alles ist. Hast Du da schon eine Art kleiner Ende-Bibliographie?

Nein, das habe ich in Textform bisher noch nicht gemacht. Ich durchforste jedes neu erworbene Buch, notiere mir Primärquellen, die ich noch nicht kenne und versuche dann, an die Bücher bzw. Interviews heranzukommen. So erweitert sich meine Endebiblothek stetig.

Die von Dir erwähnte Zusammenfassung zu erstellen, solte ich wirklich mal angehen.

Zu Edgar Ende kommen vielleicht noch Fragen von mir. Aber ich muss mich da erst mal selber schlau machen, soweit es mittels Internet geht.

Es gibt eine sehr schöne Website über ihn: www.edgarende.de

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Gast Dunderklumpen

Ich versuche Michael Endes Biographie und auch Werkbiographie mit meinen Primärquellen möglichst genau zu erstellen.

Dabei kamen bisher Vorträge für Schulen und Büchereien heraus, und ein paar Artikel für eine Onlinezeitschrift und 'phantastisch'.

Das ist doch schon mal was.

Dabei fällt mir ein, dass eine möglichst komplette Auflistung aller Interviews und der Primär- sowie der Sekundärliteratur die Basis für alles ist. Hast Du da schon eine Art kleiner Ende-Bibliographie?

Nein, das habe ich in Textform bisher noch nicht gemacht.

Du meinst, Du hast die Titel noch nicht bibliographisch notiert? Immerhin hast Du hier im Thread ja schon den Anfang gemacht, indem Du ein paar für uns aufgeschrieben hast. Das könnte man doch komplettieren? Sowohl für die Primärliteratur als auch für die Sekundärliteratur? Ich nehme mal an, dass die Wikipedia-Liste für die Ende-Werke nicht vollständig ist?

Die von Dir erwähnte Zusammenfassung zu erstellen, solte ich wirklich mal angehen.

Ja. [:]

Zu Edgar Ende kommen vielleicht noch Fragen von mir. Aber ich muss mich da erst mal selber schlau machen, soweit es mittels Internet geht.

Es gibt eine sehr schöne Website über ihn: www.edgarende.de

Danke.

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Allen dreien ist ja auch gemeinsam, dass sie literarisch nicht voll anerkannt sind. Und das hängt wohl auch damit zusammen, dass sie die romantische Schreibweise in den Augen der Kritiker (auch oft in meinen Augen) nicht ausreichend revolutioniert haben.

Ja, die literarische Anerkennung der drei kommt nur langsam und sehr zögerlich. Es ist immer ein Hindernis zu populär zu sein. Da steht man als Autor, glaube ich, erst einmal unter dem Generalverdacht der Trivialität.

Warum müssen Hesse, Ende, Tolkien die romantische Schreibweise gleich revolutionieren um die Anerkennung der Kritik zu finden? Reicht nicht auch die Tatsache überhaupt? Oder ein sanftes Weiterentwickeln?

Ende hat sein Ziel gelesen und weitererzählt zu werden erreicht:

"...das ist ein Ziel: dass hundert Jahre nach meinem Tod meine Geschichten von Geschichtenerzählern auf der Straße erzählt werden können. Das können sie mit dem 'Ulysses' von James Joyce nicht machen. Und insofern bin ich eigentlich kein Literat. Im Gegenteil, mich persönlich ärgern gewisse stilistische Koketterien bei Schriftstellern immer etwas."

Es sind zwar erst 17 Jahre seit seinem Tod vergangen. Aber ich bin sicher, er wird auch in 80 Jahren noch gelesen, erzählt und gespielt.

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Gast Dunderklumpen

Warum müssen Hesse, Ende, Tolkien die romantische Schreibweise gleich revolutionieren um die Anerkennung der Kritik zu finden?

Ich kann da nur auf der Basis meiner eigenen Leseerlebnisse antworten. Ich hatte bei allen drei Autoren nie eine Kritik über sie gelesen, bevor ich deren Bücher las: Es war also jeweils eine Direktbegegnung mit dem Buch (bei Ende mit "Momo" und "Die unendliche Geschichte").

Die romantische Schreibweise ist epochenbedingt. Sie war um 1800 passend, wahrscheinlich sogar revolutionär. Bei romantischen Werken (aus der Romantik selber also) wirkte sie auf mich - und wirkt sie noch immer - authentisch. Man spürt bei jedem Satz, dass er punktgenau einen seelischen Inhalt beschreibt. Um das zu belegen, müsste ich solche Sätze wahrscheinlich zitieren und mit Sätzen von Hesse vergleichen. Aber das geht hier wohl viel zu weit.

Sogenannte Epigionen aber benutzen oft den gleichen Stl - ahmen ihn nach -, ohne deren Authentzizität zu erreichen. ich spüre da von Satz zu Satz den falschen Zungenschlag. Das ist mir vor allem bei Hesse so gegangen. Ich weiß, dass Hesse ein authentisches Anliegen hat. Aber er scheint mir dieses Anliegen andauernd mitformulieren zu wollen, und das macht den Stil für mich so belastend (im Sinne von: "Man spürt die Absicht und ist verstimmt"). Da reihen sich oft Platiütden an Platitüden.

Viele seiner Beschreibungen wirken papieren auf mich, ausgelutscht, nicht originell. Ein Mensch, der mit Sprache umgeht, muss praktisch immer wieder neu die ausgelutschten Begriffe zu vermeiden suchen, um klischeehaftes Schreiben zu vermeiden. Was um 1800 noch originell war, kann 200 Jahre später verbraucht sein. Möglicherweise waren gewisse Formulierungen Hesses sogar schon um 1800 sprachliches Klischee.

Vielleicht liegt es auch einfach an einem Mangel an dichterischer Kraft. Ich kann das natürlich nur aus meiner Sicht und meinen Leseerfahrungen insgesamt heraus bewerten. Aber ich bin relaitv sicher, dass die germanistische Literaturwissenschaft noch in den achtziger Jahren auch darum Hesse nicht groß an der Universität behandelt hat.

Andererseits ist auch das wahr, was Du unten von Michael Ende zitiert hast:

dass es sprachliche Koketterien gibt, die die Literaturwissenschaftler blenden. Man kann auch da "tümeln", also bewusst Modernismen und Unverständilchkeiten schreiben, die dann als revolutionär wirken und so aussehen lassen, als habe man

die moderne Zeit damit charakterisiert.

Ganz Ähnliches hat auch Tolkien gespürt, wenn er gewisse Modernismen ablehnte. Sie wirkten auf ihn verlogen. Und sie sind es teilweise ja auch. Aber er hat meines Wissens auch T.S.Eliot abgelehnt, obwohl Tolkien selbst ihn ab und zu nachgeahmt hat. Und ob man Eliot als einen Blender sehen kann - und warum -, würde ich gerne mal wissen.

Bei Tolkien liegt es auch ein wenig anders. Weil er das Phantastische in Form von realistischer Schreibweise dargestellt hat, ist er dem Platten meist entgangen. Aber auch er wird dann unerträglich kitschig, wenn er das Heldenhafte und hohevoll Königkliche in schwärmerischen Worten durch seinen Erzähler auf den Sockel hebt. Da sieht man dann bis in die Sprache hinein, dass er keine Distanz zu solchen Schwärmereien mitformuliert, sondern solche doch längst als verderblich erwiesene Heldenideale und Opfertode wieder unters Volk bringen zu wollen scheint.

Und bei Michael Ende war es wieder anders. Aber weil meine Leseerfahrungen da so lange zurückliegen, will ich das jetzt nicht im Hauruck-Verfahren beschreiben.

Vorläufiges Fazit:

Die Ablehnung oder zumindest geringe Akzeptanz von Hesse, Tolkien, Ende durch die Literaturwissenschaft - in der Literaturkritik kenne ich mich zu wenig aus - liegt nicht unbedingt daran, dass sie von Massen konsumiert wurden.

Mein Weg zu Michael Ende versuche ich jetzt, wie ich schon sagte, mal über den Weg zu seinen Auffassungen über Phantastik. Wie ich gestern auf der Seite, wo Du mir den Link gegeben hast, las, hatte Michael zeitweise auf eine heftige Ablehnung zu den (für mich) surrealen Bildern seines Vaters empfunden, das aber später dann wieder harmonisiert.

Genau das möchte ich jetzt gerne mal ergründen.

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  • 9 Monate später...

Ich zitiere mal hier, weil es im 'Buchanfänge raten'- Thread doch zu sehr OT wäre.

 

Berenfox sagte:

 

Michael Ende- Der Spiegel im Spiegel! Wunderbares Buch...

"Gut" wäre übertrieben, aber ich verehre Michael Ende fast so sehr wie Tolkien. ;)

 

Das lese ich gerne :-) denn auch ich mag Endes Werke sehr.

 

Was macht Michael Ende für Dich Berenfox denn so verehrungswürdig?

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Ganz einfach weil er wie Tolkien in der Lage war, die Notwendigkeit und die befreiende Kraft der Fantasie zu kommunizieren. Ich habe seine Bücher mit weit über 20 zum ersten Mal gelesen und war vom Fleck weg fasziniert. Ende ergeht sich nicht einfach in platten Abenteuern, er predigt aber auch nicht. Er erzählt Geschichten, die mit Hilfe der Fantasie die einzigartige Kraft der Fantasie erahnen lassen. Nicht einmal bei Tolkien ist mir direkt beim Lesen einer Geschichte der Wert der Fantasie so deutlich und doch unaufdringlich nahegebracht worden. Das liegt vielleicht daran, dass Ende über moderne Menschen schreibt, statt über Menschen aus vergangenen Zeiten.

 

Leider muss ich hier einen Punkt setzen, da ich dringend los muss. Das Thema lohnt aber eine weitere Auseunandersetzung, da Ende meines Emofindens nach viel zu sehr als Kinderbuchautor eingegrenzt wird.

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da Ende meines Emofindens nach viel zu sehr als Kinderbuchautor eingegrenzt wird.

Deswegen habe ich mich gefragt, ob es sich für mich noch lohnt, Ende anzufangen (habe nie etwas von ihm gelesen). Aber wenn Du

Ich habe seine Bücher mit weit über 20 zum ersten Mal gelesen und war vom Fleck weg fasziniert.

schreibst, könnte es ja auch bei mir so der Fall sein. Gibt es denn irgendeine Geschichte bzw. ein Roman, mit dem man beginnen sollte?

Bearbeitet von seregthaur
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Die "Unendliche Geschichte" ist meines Erachtens uneingeschränkt zu empfehlen. Natürlich, Ende schreibt für Kinder, und das merkt man seinem Schreibstil auch an. Die "Unendliche Geschichte" ist von der Storyline her auch alles andere als komplex, sie wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von fantastischen Episoden. Aber wenn man sich daran nicht stört und sich einfach verzaubern lässt wird man vom Gesamtbild am Schluss reich belohnt. Ende badet ganz ungeniert in der Fantasie, was zuerst einmal ganz kindlich wirken mag, aber den Wert seines Tuns vermag er eindringlich zu kommunizieren.

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Dann nehme ich mal Ende bzw. die Unendliche Geschichte in meine Leseliste auf. :-)

 

Kann man diesen Roman mit dem Hobbit vergleichen?

 Die Unendliche Geschichte ist auf alle Fälle eine gute Lesewahl.

Auch ich habe Ende erst als junger Erwachsener kennen- und schätzengelernt.

Wenn Du beide Bücher rein auf die Abenteuerhandlung reduzierst kann man sie ganz gut miteinander vergleichen. Aber zwischen beiden Romanen liegen 40 Jahre, und die Autoren könnten unterschiedlicher nicht sein. Auch wenn Endes Schreibstil einfacher daher kommt, sind es doch jede Menge innere Bilder die er in einem freisetzt. Das ist ein ganz anderes Leseerlebnis als Tolkien, in meinen Augen.

 

 

 

Das Thema lohnt aber eine weitere Auseunandersetzung, da Ende meines Emofindens nach viel zu sehr als Kinderbuchautor eingegrenzt wird.

Das sehe ich auch so. Ende wird als Autor, in meinen Augen, drastisch unterschätzt. Er selbst hat ja auch immer gegen diese Klassifizierung als Kinderliteratur gekämpft. Die Japaner haben das sehr viel früher erkannt als wir.

 

 

Ende ergeht sich nicht einfach in platten Abenteuern, er predigt aber auch nicht. Er erzählt Geschichten, die mit Hilfe der Fantasie die einzigartige Kraft der Fantasie erahnen lassen.

Das ist der Punkt, warum ich ihn so schätze. Er eröffnet einem einen Weg zur eigenen Phantasie, und beschwört Bilder beim Lesen herauf, die scheinbar aus einem selbst kommen. Einen einzigartige Fähigkeit, die einen mit dem eigenen Ewig- Kindlichen neu verbindet.

 

 

Das liegt vielleicht daran, dass Ende über moderne Menschen schreibt, statt über Menschen aus vergangenen Zeiten.

So modern sind die Menschen seiner Geschichten aus heutiger Perspektive ja auch nicht mehr. Zwar moderner als bei Tolkien, aber für viele Kinder der heutigen Lebenswelt schon lichtjahre entfernt.

Ich finde man merkt Endes Schreibstil an, das der Autor ein vielen Denksystemen gegenüber aufgeschlossener Mensch ist, egal ob philosophischen oder religiösen. Das beschwört auch heute noch Bilder weit jenseits der erzählten Geschichte herauf. Man spürt diese uneingeschrängte Freiheit der Phantasie beim Lesen, und die unausgesprochene Aufforderung den eigenen Bildern weiter zu folgen. Ende eröffnet eine phantastische Unendlichkeit, die nie langweilig oder gleich ist, und die einem jeden Menge Kraft für die Gegenwart gibt.

Bearbeitet von Torshavn
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Das klingt teilweise schon wie ein deutscher Tolkien, z.B. das hier:

Einen einzigartige Fähigkeit, die einen mit dem eigenen Ewig- Kindlichen neu verbindet.


So modern sind die Menschen seiner Geschichten aus heutiger Perspektive ja auch nicht mehr. Zwar moderner als bei Tolkien

Hmm, in gewisser Weise wird Tolkien immer aktuell bleiben, da sich in bestimmten universalen Dingen die menschlichen Generationen nicht verändern. Insofern bleibt Tolkiens Philosophie modern.

aber für viele Kinder der heutigen Lebenswelt schon lichtjahre entfernt.

Wie meinst Du das? Fehlt den heutigen Kindern das nötige Vorverständnis, um etwas mit Ende oder gar Tolkien anfangen zu können?

 

Auch wenn Endes Schreibstil einfacher daher kommt, sind es doch jede Menge innere Bilder die er in einem freisetzt. Das ist ein ganz anderes Leseerlebnis als Tolkien, in meinen Augen.

Okay, das klingt sehr interessant. Mal schauen, wann ich ihn lesen kann.

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aber für viele Kinder der heutigen Lebenswelt schon lichtjahre entfernt.

Wie meinst Du das? Fehlt den heutigen Kindern das nötige Vorverständnis, um etwas mit Ende oder gar Tolkien anfangen zu können?

Nein, nein, es geht mir nicht um ein nötiges Vorverständnis. Ich meinte es ganz real: Endes Unendliche Geschichte spielt auf zwei Ebenen. Zum einen in der Welt Phantasien und zum anderen in der damaligen Realität der späten 1970er Jahre. Eine Realität ohne Handys, Computer und viel entschleunigter als in der Realität heutiger junger Menschen. Sie empfinden Bastian Baltasar Bux (den Hauptdarsteller) nicht unbedingt als einen von ihnen. Erst wenn sie das Buch gelesen haben, erkennen sie vielleicht, das die realen Probleme damals im Kern kaum anders waren als heute. Darauf wollte ich hinaus. Der junge Leser liest sich sozusagen in zwei neue Welten ein.

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Deshalb hatte ich nicht "aktuell" sondern einfach "modern" geschrieben. Die zeitliche Entfernung eines Bastian Balthasar Bux oder einer Momo zu heutigen Kindern und Jugendlichen ist deutlich spürbar. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es heutigen Kindern schwer fallen dürfte, sich mit diesen Personen zu identifizieren. Auch wenn moderne Technik beispielsweise fehlt sind Endes Hauptpersonen doch irgendwie so etwas wie die "Essenz" des kindlichen, so jedenfalls mein Eindruck.

 

@Torshavn: Das sehe ich genauso wie du. Ende als Kinderbuchautoren "abzutun" und dies als Freibrief dafür zu nehmen, um sich nicht mit ihm auseinandersetzen zu müssen halte ich für grundfalsch. Seine Bücher sind an Kinder gerichtet, aber die Thematik ist von einer Art, mit der sich auseinanderzusetzen für Erwachsene eigentlich sehr viel angemessener wäre als für Kinder (wie Tolkien es ausdrücken würde).

Bearbeitet von Berenfox
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  • 2 Monate später...

"Ich war heut auf dem Trödelmarkt der Träume

am Rand der Welt, da gab es allerhand:

Gestohl'nes, Weggeworf'nes und Kaputtes,

Traumzeug aus zweiter und aus dritter Hand.

Fliegende Teppiche voll Mottenlöcher,

zerbeulte Heiligenscheine, Stern und Zopf,

Lufschlösser ohne Schlüssel, rostzerfressen,

und Puppen, einst geliebt, jetzt ohne Kopf..."

 

Heute wäre Michael Ende 84 Jahre alt geworden.

Herzlichen Glückwunsch. Und dank für viele unvergessliche Lesestunden :-)

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  • 11 Monate später...

Bei uns in der Nähe war gestern Bücherbummel. Da habe ich mir die Unendliche Geschichte für 2,50 € geholt. Die Verkäuferin fragte mich ob ich das Buch als Kind schon mal gelesen habe. Und dann erzählte Sie mir , das ca 80 % der Käufer der Unendlichen Geschichte zwischen 35 und 50 sind und alle die Frage ob sie das Buch bereits als Kind gelesen habe mit Ja geantwortet haben.

Ist bestimmt so wie mit den Drei Fragezeichen CDs. Werden ja auch nur von Leuten in diesem Alter geholt.

Auf jeden Fall ein wunderschön gestaltetest Buch, das nur beim durchblättern Kindheitserinnerungen weckt.

Ich freue mich auf den perfekten Moment dieses Buch nach über 25 Jahren nochmal zu beginnen. 

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Da habe ich mir die Unendliche Geschichte für 2,50 € geholt.

Ich freue mich auf den perfekten Moment dieses Buch nach über 25 Jahren nochmal zu beginnen. 

 

Da hast Du ein schönes Schnäppchen gemacht :-) . Ist es die Hardcoverausgabe mit dem roten Einband, der zweifarbigen Schrift und den schön gestalteten Anfangsbuchstaben :kratz:

 

Erzähl doch mal wie das Wiederlesen gewesen ist. Bin gespannt, ob Dir das Buch immer noch gefällt :-)

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