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Moderne Fantasy


Eorl

Empfohlene Beiträge

Hallo alle zusammen!

 

Bei dem Gang durch die Fantasyabteilung diverser Buchhandlungen frage ich mich warum dort soviel Schrott rumliegt, den man eher als besserers Klopapier verwenden kann als eine Abendlektüre. Und warum wird dieser auch noch gekauft? Aus meiner Perspektive sieht es so aus als ob fast die gesamte Fantasyliteratur zu einem grossen, grauen Bündel immer gleicher und immer langweiligen Geschichten verschwimmt, aus dem nur einige herausstechen. Sehr gute Beispiele für solche blassen Einheitsschund sind Bücher wie "Orks vs. Zwerge", " Die Zwerge" oder "Die Elfen". Als ob es nicht nur so wäre, dass sich der Aufbau immer irgendwie ähnelt, sondern das auch Geschichten doch oft ganz gewisse Gemeinsamkeiten besitzen. Irgendwo gibts ein Land voll Frieden und Harmonie doch dann kommt irgendwas, dass das Ganze zu zerstören versucht und ein paar heldenhafte Gefährten ziehen aus dieses zu bekämpfen, obwohl sie vorher nie geahnt hätten solche Fähigkeiten zu besitzen. 

Das dazu. Dann die Namensgebung: Man nehme ein paar ausgefallene Schreibweisen wie -î-, ein Haufen Konsonanten und vermische dies zu einem Ganzen und man erhält: Richtig! Den Namen eines Kontinents bzw. Landesteil. Dabei kommt dann soetwas rum wie: Grhondîn, Rahllnedron oder Asrego. Unsere Helden kommen ja aus einer anderen Kultur folglich geben wir ihnen seltsame Namen wie Kricha-Meldr, Lomasi und Iphira. Frei nach dem Motto: "Ich hau meinen Kopf auf die Tastatur und schaue was dabei rumkommt." Um das ganze authentisch zu gestalten geben wir direkt eine Vorgeschichte Häppchenweise auf den weg, z.B. indem unser Protagonist in einem inneren Monolog nochmal die Ereignisse der letzten 500 Jahre natürlich einfach so für sich zusammenfasst. So wir haben Kontinent und Länder, Figuren und Vorgeschichte es fehlt noch: Unsere Fabelwesen! Klar gibts Drachen, Zwerge, El(b/f) en, sowie irgendwelche Neuentwicklungen in Form von geflügelten Ratten, Zombies (Die aber einen viel besseren Namen wie "Die Ungeborenen", "Die dunklen Wanderer" oder "Albae" erhalten), nicht zu vergessen die motorisierten Siebenhörner. (Klar die sind Pflicht!).

Wenn ich auf die Art und Weise nochn bisschen weiter mache schreib ich selbst noch den neusten "EPOS DES JAHRHUNDERTS"! Ach was red ich: "DES JAHRTAUSENDS". 

 

Abschliessend möchte ich nochmal ganz klar sagen, dass es auch immer noch viele sehr gute Bücher gibt, keine Frage. Aber der Großteil ist Mist!

Was sagt ihr dazu? Schreibt mir eure Gedanken offen und ehrlich hier hin. Freu mich schon.

 

Mit freundlichen Grüssen:

 

Eorl

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Sehr gute Fantasy der letzten Jahre:
- Kingkiller Chronicle

- A Song of Ice and Fire

- A Tale of the Malazan Book of the Fallen

 

Der Rest ist im Vergleich tatsächlich nur Schrott.

Bearbeitet von raukothaur
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Dann gibts natürlich noch gute und befriedigende. Aber das fasst es ganz gut zusammen.

 

So wie ich das sehe verteilt sich das so ungefähr:

 

Brilliant: 0,1%

Sehr gut:2,9%

Gut: 5%

Geht so:12%

Schlecht: 60%

Gaaaanz Übel: 20%

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Wer sich von ganz unkonventioneller Fantasy nicht abschrecken lässt und auch gerne mal beim Lesen lacht, der ist bei Walter Moers goldrichtig. Seine Zamonien-Romane sind richtige Schätzchen, angefangen bei "Die 13 1/2 Leben des Käpt's Blaubär" oder "Rumo und die Wunder im Dunkeln", ebenso wie dieser göttliche kleine Hänsel-und-Gretel-Verschnitt "Ensel und Krete" oder dem "Schrecksenmeister" bis hin zur "Stadt der träumenden Bücher", die mit zum besten gehört was ich je lesen durfte. Abgeraten sei nur vom "Labyrinth der träumenden Bücher", das lohnt sich erst, wenn endlich irgendwann einmal die Fortsetzung rauskommt...

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Sehr gute Beispiele für solche blassen Einheitsschund sind Bücher wie "Orks vs. Zwerge"...

 

Nachdem Du ja nun sehr deutlich Deine persönliche Meinung über den aktuellen Fantasybuchmarkt geäußert hast (die ich in dieser Radikalität so nicht teile), Eorl, eine Frage:

Hast Du die von Dir als Negativbeispiel angeführten Bücher 'Orks vs Zwerge' gelesen? Oder hast Du dich (wie ich anfangs auch) von Cover und Klappentext zu dieser Aussage verleiten lassen?

Ich habe den ersten Band gelesen und stecke gerade mitten im Zweiten, und war sehr positiv überrascht. Die Bücher stechen aus dem VölkerBuchDschungel sehr positiv heraus.

 

 

Bei dem Gang durch die Fantasyabteilung diverser Buchhandlungen frage ich mich warum dort soviel Schrott rumliegt, den man eher als besserers Klopapier verwenden kann als eine Abendlektüre. Und warum wird dieser auch noch gekauft? Aus meiner Perspektive sieht es so aus als ob fast die gesamte Fantasyliteratur zu einem grossen, grauen Bündel immer gleicher und immer langweiligen Geschichten verschwimmt, aus dem nur einige herausstechen

 

Ich kann Deine Unmut ganz gut nachvollziehen Eorl, auch wenn ich ihn so nicht (mehr) teile.

Fantasy ist Genreliteratur, die nach bestimmten Mechanismen funktioniert, die auch bedient werden müssen, wenn der Text im Genre bleiben will. Das Rad kann nach so vielen Jahren, denke ich, nicht neu erfunden werden. Was, meiner Meinung nach, gute Fantasyliteratur heute ausmacht, ist nicht der originelle Plot (da ist sicher schon alles ausprobiert worden), sondern wie AutorenInnen mit den Klischees, die das Genre mit sich bringt, umgehen. Wie originell sie varieren, und damit hinreichend bekanntem neue Seiten abgewinnen. Und da ist reichlich Luft nach oben.

Aber Fantasyliteratur ist auch Unterhaltungsliteratur und dient vielen der Entspannung, wie Filme, Spiele u.a. auch. Es kann also nicht nur Perlen geben. Es muss auch gut geschriebenen Mainstream geben.

Ich schätze das Genre seit dreißig Jahren (seit 25 Jahren gehört es zu meinem Beruf), mit allen Höhen und Tiefen. Und so viel Fantasy wie heute, war noch nie. Das heißt aber auch, das die Chancen für Perlen höher sind als früher. Auch wenn sie manchmal schwer zu finden sind. Es lohnt sich aber immer. :-)

 

 

Robert Jordans 'Rad der Zeit' gehört, in meinen Augen, trotz seiner vielen Bände und ein paar Schwächen zwischendurch sicherlich zu den Perlen des Genres.

Bearbeitet von Torshavn
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Wer keine gute Fantasyliteratur unserer Zeit findet, ist selbst schuld. U. a. durch die Serie GoT erreichte Martins A Song of Ice and Fire große Bekanntheit und viele Fans oder auch anscheinend Literaturkritiker wie Deutschlands Chefskritiker Denis Scheck meinen, Martin habe das Genre neu erfunden.

Das Lied ist selbstverständlich hervorragende Unterhaltungsliteratur. Jedoch hat es viel zu wenig Fantasyelemente. Wer differenzierte, nie da gewesene, mit den Stereotypen der Fantasy aufräumende und dennoch die Fantasyelemente stark bedienende Literatur lesen will, sollte Eriksons Malazan Book of the Fallen lesen, das im deutschen leider noch nicht zu Ende übersetzt ist. Schade ist zudem, daß es recht unbekannt ist und wahrsch. nie so populär wie Martins Reihe sein wird, da es zu speziell, zu kompliziert und viel zu brutal, düster, grausam ist. Jeder, der sich aber über die ganzen Zwerge, Elben/Elfen, Orks, Trolle Reihen aufregt, sollte Erikson versuchen. Malazan ist per se intellektuelle Literatur.

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Die hier angesprochenen Gründe sind der Grund, warum ich in letzter Zeit sehr wenig lese... Denn ich hab immer das Gefühl ich hab das alles schonmal gelesen. Die gängige Fantasy-Literatur hat schon vor Jahren ihren Reiz für mich verloren. Aber auch gute Bücher entgehen mir daher, weil ich oft schon beim Lesen des Klapptextes genug hab.

 

Das ist aber auch in all den anderen Sparten so. Historische Romane würden mir theoretisch gefallen, wenn sie endlich mal gut geschrieben wären. Die meisten sind aber von möchtegern emanzipierten Frauen geschrieben, die die heutige Denkweise in die Gedanken ihrer Hauptfigur übertragen, die sich aber irgendwo durchs soundsovielte Jahrhundert kämpft. Extrem nervtötend. Und dann sind die Geschichten meist auch so vorhersehbar. Bsp. Wanderhure. Das hab ich vor ein paar Jahren mal angefangen, aber da ich alle wichtigen Ereignisse vorausgesehen hab, hab ich es schon vor Seite 100 wieder weggelegt. Hätte ich dann theoretisch ja auch selber schreiben können. -.-

Oder der Roman ließt sich wie ein gänger Rosamunde Pilcher Roman, der in eine Zeitkapsel gesteckt wurde.

Ich will ja nicht allzusehr vom Thema des Threads abweichen. Aber falls jemand aus der Sparte was gutes kennt ... ;)

 

Ich bin auf jeden Fall dankbar für die obigen Hinweise an brauchbarer Fantasy-Literatur. Vielleicht begeistert mich ja eines dieser Bücher mal wieder so, wie ich früher von Büchern begeistert wurde. Aber irgendwie befürchte ich, dass das nur noch extrem selten vorkommt. Der Markt wird mit so viel 0815 überschwemmt, dass die guten Bücher teilweise gar nicht erst bekannt werden.

 

Falls hier noch jemand im Jugendbuch-Alter ist: Ich habe damals "Der Brief für den König" und "Der Wilde Wald" von Tonke Dragt geliebt. Abgesehen vom "Herrn der Ringe" sind das die Bücher, die ich im Kopf habe, wenn ich an die Tage zurückdenke wo ich doch begeisterungsfähig war.

Bearbeitet von Nimphredil
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Aber auch gute Bücher entgehen mir daher, weil ich oft schon beim Lesen des Klapptextes genug hab.

Dafür können die Bücher nichts. Klappentexte sind generell besch*****, vor allem die meines Lieblingsverlages blanvalet. :wut:

Ebenso wie die Titelbilder, die beim Spiel der Götter (Malazan) bei keinem Buch (außer vielleicht einem) etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Dieser Verlag ist und bleibt mir ein Rätsel.

Bearbeitet von raukothaur
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Ebenso wie die Titelbilder, die beim Spiel der Götter (Malazan) bei keinem Buch (außer vielleicht einem) etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Dieser Verlag ist und bleibt mir ein Rätsel.

 

 

Mir gefällt das neue Coverkonzept bei Blanvalet eigentlich ganz gut. Auch wenn die Bilder wenig mit dem Inhalt zu tun haben. Die Reduzierung auf ein kleines Bild oder ein Symbol auf dem Cover plus Schriftzug, heben die Bücher aus dem bunten Coversalat der anderen Verlage positiv hervor. Sie machen neugierig, und assozieren natürlich auch immer: das sind Fantasybücher aus G.R.R.Martins Hausverlag. Also eigentlich eine gute Idee.

 

OT:

 

Ich will ja nicht allzusehr vom Thema des Threads abweichen. Aber falls jemand aus der Sparte was gutes kennt ... ;)

 

Oh ja, gute historische Romane sind wirklich ein Problem. Da suche ich auch immer, da ich dieses Genre sehr mag.

Wenn Du sie noch nicht kennst, Nimphredil, kann ich Dir die Romane von Hilary Mantel im Dumont Verlag erschienen, uneingeschränkt empfehlen. OT Ende.

Bearbeitet von Torshavn
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Der beste historische Roman, den ich bisher gelesen habe, war "Die Säulen der Erde" von Ken Follett. Ganz tolles Buch, hat mich stark geprägt.

Yup. Wer das noch nicht kennt: sofort nachholen!
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Ich schließe mich Beren und Merry an.

Ein anderer, sehr lesenswerter Historienroman ist "Der Medicus" von Noah Gordon.

Bearbeitet von Perianwen
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"Artemis Fowl" hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem, weil es in unserer Zeit spielt und so ganz andere Fantasy ist. Ist allerdings eher etwas für junge Jugendliche, denke ich.

"Die Säulen der Erde" haben mich auch sehr gefesselt :-O

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Mir gefällt das neue Coverkonzept bei Blanvalet eigentlich ganz gut. Auch wenn die Bilder wenig mit dem Inhalt zu tun haben. Die Reduzierung auf ein kleines Bild oder ein Symbol auf dem Cover plus Schriftzug, heben die Bücher aus dem bunten Coversalat der anderen Verlage positiv hervor. Sie machen neugierig, und assozieren natürlich auch immer: das sind Fantasybücher aus G.R.R.Martins Hausverlag. Also eigentlich eine gute Idee.

Die neuen Coverbilder haben tatsächlich mit dem Inhalt zu tun. Dort sieht man z.B. Mappo Runt und Icarium Lifestealer. Ich bezog mich ausschließlich auf die alten Coverbilder dieser Machart.

Ich hoffe, daß Malazan in Deutschland durch die Neuauflage blanvalets bekannter wird, wobei ich gleichzeitig blanvalet keinerlei Gewinne gönne.

 

Auch wenn off-topic:

Haben Die Säulen der Erde irgendeinen historischen Wert oder ist das nur beliebig zusammengereimte Populärhistorie?

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Drei große Irrtümer, die mir die gegenwärtige Misère begreiflich machen:

Die Komplexität einer Welt macht gleichzeitig ihre Tiefe aus.

Je mehr Psychologie, desto interessanter die Charaktere.

 

Phantasie funktioniert grundsätzlich nur im Mittelalter.

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Ich muss dir da etwas widersprechen nelkhart. Musst du dir nicht selbst eingestehen, dass eine sehr Komplexe Welt wie im Lied von Eis und Feuer, sofern sie mit einer guten Geschichte versehen wird, deutlich interessanter ist, als eine die nur sehr oberflächlich dargestellt wird? 

Den zweiten Punkt interpretier ich mal so, dass du meintest, dass ein tiefgründiger Einblick in die Gefühlswelt eines Charakters diesen für den Leser interessanter macht. Klar verläuft die Linie zwischen Psychologie und Beliebtheit nicht proportional, dennoch ist ein Leser der eine Geschichte liest immer im Begriff sich in solche Charaktere hineinzuversetzen und da dies mit sehr detaillierten Charakteren besser geht als mit solchen, von denen kaum mehr als die Haarfarbe bekannt ist, kann ich dir da nicht so ganz zustimmen. Allerdings ist, da geb ich dir soweit Recht, ein gewisses Höchstmaß nicht zu überschreiten.

Zum dritten Punkt: Sollte man annehmen Fantasie funktioniere bloss im Mittelalter liegt man ganz klar falsch! Doch funktioniert Fantasie am besten mit den Gegebenheiten dieser Epoche. Wie der Name schon sagt, bildetet diese Epoche die Mitte zwischen Antike und Neuzeit, womit diese Welt uns einerseits bekannt (durch Namen, gewisse Teile der Kulturen und des Verhaltens etc.) andererseits auch befremdlich vorkommt und so perfekten Nährboden für ein Abenteuer legt. Außerdem hat das Mittelalter auf viele eine sehr faszinierende Wirkung, da dort schon viele Mythen und Sagen geschrieben wurden, die etwas anders formuliert, auch heutzutage als Epos hätten durchgehen können (prominentestes Beispiel: Siegfried Sage).

 

Allerdings gibt es auch Menschen bzw. Autoren die es schaffen das etwas zu übertreiben, weshalb ich sagen kann: 

 

Grundsätzlich kann ich dir nicht zustimmen, doch nimmt man diese "Grundsätze" zu ernst schon.

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Auch wenn off-topic:

Haben Die Säulen der Erde irgendeinen historischen Wert oder ist das nur beliebig zusammengereimte Populärhistorie?

 

 

Ja, der Roman ist historisch fundiert. Ich habe jede Menge über Kathedralenbau gelernt. Die Verfilmung (falls Du sie gesehen hast) ist da kein Vergleich. Lies das Buch ruhig. :-)

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Zum dritten Punkt: Sollte man annehmen Fantasie funktioniere bloss im Mittelalter liegt man ganz klar falsch! Doch funktioniert Fantasie am besten mit den Gegebenheiten dieser Epoche.

Das einzige, was Fantasyliteratur generell mit unserem Mittelalter gemein hat, ist der technologische Aspekt - wenn überhaupt.

 

Ja, der Roman ist historisch fundiert. Ich habe jede Menge über Kathedralenbau gelernt. Die Verfilmung (falls Du sie gesehen hast) ist da kein Vergleich. Lies das Buch ruhig. :-)

Okay, falls ich mal irgendwann wieder historische Romane lese, beginne ich damit. ;-)

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Das einzige, was Fantasyliteratur generell mit unserem Mittelalter gemein hat, ist der technologische Aspekt - wenn überhaupt.

 

Einerseits den Technologischen Aspekt. Klar sind die Gesellschaftsformen des Mittelalters nicht vollständig übernommen, doch lassen sich noch mehr Gemeinsamkeiten finden. z.B den Feudalismus. In vielen Fantasywerken ist die Abhängigkeit von Bauern gegenüber ihrem Lehnsherrn erwähnt. Darüber hinaus sind die Situation des einfachen Volkes im Mittelalter und die der Völker diverser Bücher gleich. D.h. wenig Bildung, mehr als geringe Schreib- und Lesekompetenzen, patriarchisch strukturierte Familien, viele Krankheitsbilder, mangelnde Ernährung, unhygienische Zustände usw. 

Der Aspekt der technologischen Ähnlichkeiten mag zwar einer grössten sein, doch lange nicht der einzige.

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Das steht Dir selbstverständlich zu. Von dem mir nahe gelegten Eingeständnis bin ich allerdings weit entfernt.

Daß ich ASOIAF als eine Art Dallas für Fantasy-Leser ansehe, habe ich bereits in einem anderen Zusammenhang dargelegt. Ich muß gestehen, daß gerade dieses Werk mir die drei Mißverständnisse exemplarisch vor Augen führt.

Die Distanzlosigkeit der psychologischen Einsichtnahme zerstört die Aura eines Charakters. Es ist ein Unterschied, ob man das Seelenleben einer Figur direkt in dessen Kopf serviert bekommt oder ob man es anhand seiner Handlungen selbst interpretieren darf. Eine postmodern plurale Erzählperspektive mag ihren dramaturgischen Reiz haben, verschärft aber gleichzeitig das Problem der paternalistischen Narrativität noch.

Im dritten Punkt stimme ich raukothaurs Anmerkung zu. Letztendlich geht es hier um das vorindustriëlle Szenario.
Der literarische Eskapismus aus dem grauen Alltag heutiger Zivilisation erleichtert es einfallslosen Autoren ungemein, ein magisches Weltbild zu implementieren. Es klingt paradox, doch die voraufklärerische Bereitschaft zum Aber- und Wunderglauben befreit die Bewohner einer Märchenwelt (sowie deren irdische Gäste) von den rationalen Strukturzwängen unseres heutigen Denkens und ermöglicht ihnen so eine ganz andere Qualität von Sinnstiftung.
Die Feststellung, daß mit diesem Vorzug genreweit Mißbrauch betrieben wird, solidarisiert mich mit Eorls frustriertem Eröffnungsbeitrag. Viel zu viele Fantasy-Schriftsteller legen sich einfach ins gemachte Bett. Uninspiriert verlassen sie sich  auf die sagenhafte Wirkung einer mittelalterlichen Kulisse, um sich die eigenständige Entwicklung mythischer Bedeutungspotenziale zu ersparen. Sehr zu meinem Mißfallen sind diese Welten dann auch noch von modern denkenden (oder sogar sprechenden!) Figuren bevölkert.

Tatsächlich könnte man diesen Vorwurf auch einem J.R.R. Tolkien machen, der neuzeitlich-bürgerliche Auenländer auf antike Elben-Patrizier und mittelalterliche Ritter treffen läßt. Der Professor aber wußte diese Anachronismen so virtuos einzusetzen, daß er mit diesem Mittel eine Schablone universaler Kulturlandschaften für das Genre vorzeichnete.

Letztendlich sind fast alle Fantasy-Welten nur Modifikationen von Mittelerde.

 

Bearbeitet von Nelkhart
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Es ist ein Unterschied, ob man das Seelenleben einer Figur direkt in dessen Kopf serviert bekommt oder ob man es anhand seiner Handlungen selbst interpretieren darf.

Exakt!

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Die Distanzlosigkeit der psychologischen Einsichtnahme zerstört die Aura eines Charakters. Es ist ein Unterschied, ob man das Seelenleben einer Figur direkt in dessen Kopf serviert bekommt oder ob man es anhand seiner Handlungen selbst interpretieren darf. Eine postmodern plurale Erzählperspektive mag ihren dramaturgischen Reiz haben, verschärft aber gleichzeitig das Problem der paternalistischen Narrativität noch.

So habe ich ASOIAF noch gar nicht betrachtet. Ich komme zunehmend zu der Erkenntnis - angeregt durch Deine Posts - daß (entgegen meiner früheren Meinung) ASOIAF im Vergleich zu Tolkiens Literatur Müll ist, da es keinen literarischen Wert hat. Das einzige, worin ASOIAF ungeschlagen hervorsticht, ist der Aspekt der Unterhaltung. Martin vermag es aber nicht einmal ansatzweise, seine Welt mit Magie, Ästhetik, Poesie und Philosophie zu versehen. Insofern ist ASOIAF übertrieben ausgedrückt unästhetischer und oberflächlicher Dreck, der sich in keiner Weise mit Tolkiens Sekundärwelt messen kann.

ASOIAF kann nur eines: unterhalten.

 

Hast Du ASOIAF eig. gelesen, Nelkhart?

Bearbeitet von raukothaur
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