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Tolkiens unbekannte Gedichte


Berenfox

Empfohlene Beiträge

Das ehrt dich. Aber ich tendiere dazu, es stehenzulassen. Auch wenn wir hier "streiten", sind ja doch ein paar brauchbare Dinge zusammengekommen.

 

Dass Tolkien die Suppenmetapher nicht _nur_ zur Abgrenzung gegenüber Dasent gebraucht hat, darin sind wir uns einig. Mein Anliegen war es, darauf hinzuweisen, dass Tolkien sie von Dasent ausgeborgt hat. Dein Anliegen war es, Tolkiens eigenes Verständnis des Suppengleichnisses hervorzuheben. Beides ist von Wert. Lassen wir Henne und Ei beiseite und lassen es dabei bewenden.

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  • 2 Wochen später...

Dieser Tage wurde eine erweiterte und von Hammond / Scull kommentierte Ausgabe der Gedichtsammlung "The Adventures of Tom Bombadil" herausgegeben. Dieses Ereignis nehme ich zum Anlass, ein bisher (fast) unbekanntes Gedicht vorzustellen, das sich ebenfalls um Bombadil dreht, aber letztlich nicht in die ursprüngliche Sammlung aufgenommen wurde: "Once Upon A Time". Es ist zwar bereits einmal veröffentlicht worden, 1965 in "Winter's Tales for Children 1", ist aber in der breiten Tolkien-Fangemeinde völlig unbekannt. Wirklich spektakulär ist es auch nicht: Die erste Strophe beschreibt einen schönen Sommertag mit Goldberry, die zweite eine Sommernacht mit Bombadil; die dritte ist der Bombadil-übliche Nonsens. Was sich hinter den "lintips" verbirgt, ist allerdings ein offenes Rätsel in der Tolkienforschung - wahrscheinlich spontan erfundene Kreaturen, die Tolkien nirgends weiter erklärt hat, ähnlich wie die "Mewlips" in dem gleichnamigen Gedicht.

 

 

ONCE UPON A TIME

 

Once upon a time on the fields of May
there was snow in summer where the blossom lay:
the buttercups tall sent up their light
in a stream of gold, and wide and white
there opened in the green-grass skies
the earth-stars with their steady eyes
watching the Sun climb up and down.
Goldberry was there with a wild-rose crown,
Goldberry was there in a lady-smock
blowing away a dandelion clock,
stooping over a lily-pool
and twiddling the water green and cool
to see it sparkle round her hand:
once upon a time in elvish land.

Once upon a night in the cockshut light
the grass was grey but the dew was white;
the shadows were dark, and the Sun was gone,
the earth-stars shut, but the high stars shone,
one to another winking their eyes
as they waited for the Moon to rise.
Up he came, and on leaf and grass
his white beams turned to twinkling glass,
and silver dripped from stem and stalk
down to where the lintips walk
through the grass-forests gathering dew.
Tom was there without boot or shoe,
with moonshine wetting his big, brown toes:
once upon a time, the story goes.

Once upon a moon on the brink of June
a-dewing the lintips went too soon.
Tom stopped and listened, and down he knelt:
‘Ha! little lads! So it was you I smelt?
What a mousy smell! Well, the dew is sweet,
so drink it up, but mind my feet!’
;
The lintips laughed and stole away,
but old Tom said: ‘I wish they’d stay!
The only things that won't talk to me
say what they do or what they be.
I wonder what they have got to hide?
Down from the Moon maybe they slide,
or come in star-winks, I don’t know’
:
Once upon a time and long ago.

 

Bearbeitet von Berenfox
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  • 4 Wochen später...

Kurze Zwischenfrage an Berenfox: Weisst du warum die Noldor im Lay of Leithian zeitweise als "Gnomes" bezeichnet werden? Zb
 
The wars and wandering of the Gnomes
this tale tells not. Far from their homes
they fought and laboured in the North. 
 
oder
 
The song of Fingon Elves yet sing,
captain of armies, Gnomish king,
who fell at last in flame of swords
with his white banners and his lords.
 
Was ist da der Hintergrund? 

Die Ardapedia meint dazu auch nur:

Im Buch der Verschollenen Geschichten Teil 1 werden die Noldor noch Gnome und Noldoli genannt (vgl. S.79f.).
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In Tolkiens frühen Werken (bis hinein in die ersten Versionen des "Hobbit" hat Tolkien die Noldor als "Gnomes" bezeichnet, weil er damit eine Brücke zu realen folkloristischen Traditionen schlagen wollte. Das Wort selbst hat er wohl von Paracelsus entlehnt. Dass er gerade die Noldor als "Gnomes" bezeichnet liegt daran, dass man es vom griechischen γνώσις / gnosis ableiten kann, so dass es "die Weisen" bezeichnet, was eben auch die Übersetzung des elbischen "Noldor" ist.

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In Tolkiens frühen Werken (bis hinein in die ersten Versionen des "Hobbit" hat Tolkien die Noldor als "Gnomes" bezeichnet, weil er damit eine Brücke zu realen folkloristischen Traditionen schlagen wollte. Das Wort selbst hat er wohl von Paracelsus entlehnt. Dass er gerade die Noldor als "Gnomes" bezeichnet liegt daran, dass man es vom griechischen γνώσις / gnosis ableiten kann, so dass es "die Weisen" bezeichnet, was eben auch die Übersetzung des elbischen "Noldor" ist.

 

Vielen Dank. :-) . Das muss man aber schon wissen, um den Begriff nicht falsch zu interpretieren. Mir kam 'Gnomes' immer irgendwie 'falsch' vor in Bezug auf die Noldor. Mit diesem Wissen macht es natürlich Sinn :-)

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Das stimmt, ich mochte den Begriff auch nie, eben weil da gewisse Elemente mitschwingen, die eigentlich genau das Gegenteil von dem ausdrücken, was Tolkien wollte. Ein "Gnom" ist eben allgemein eher eines von diesen winzigen und vielleicht sogar hässlichen Feenwesen, die Tolkien so verabscheut hat. Gerade diesen Missdeutungen wollte er wohl entgegenwirken, indem er seinen erhabenen Elben diesen Namen gab, und darüber hinaus wollte er in seinen frühesten Werken sogar die Entwicklung des Schwindens und Schrumpfens der Elben einbauen. Ich bin ganz froh, dass er davon abgerückt ist, für mich persönlich ist der Schuss eher nach hinten losgegangen, denn auch Tolkiens ehrenwerte Versuche haben nichts daran ändern können, dass mir jedesmal ein hässlicher Hutzelzwerg vor meinem inneren Auge erscheint, wenn ich "Gnome" im Zusammenhang mit den Noldor lese.

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Wow. Dieser Thread ist eine echte Bereicherung für dieses Forum. Ich konnte mir aus zeitlichen Gründen die Gedichte leider nicht alle vollständig durchlesen, aber das was ich gelesen habe, gefällt mir außerordentlich gut. Berenfox's Ziel, Tolkien als großartigen Gedichte-Schreiber bekannt zu machen und andere Menschen mit seiner Begeisterung für die Gedichte anzustecken, ist damit in meinem Fall erreicht worden.

 

Die Zeit und die Arbeit, die hinter dem ganzen Thread hier steckt, ist wirklich bewundernswert. Danke, Berenfox.

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Danke für die Klärung, Berenfox! Mich hat das auch ziemlich irrigiert, plötzlich überall von Gnomen zu lesen. 

 

Etwas OT, aber stimmt es dass "Noldor" korrekterweise "Ngoldor" ausgesprochen wird? Kenne mich in der elbischen Aussprache zu wenig aus, meine das aber mal wo so gehört zu haben. 

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Nein, die Noldor werden so ausgesprochen wie es da steht. Eine frühere Form lautete "Ñoldor", was mit unserem "ng"-Laut am Anfang ausgesprochen wird (wie in "Angel", nicht mit deutlichem "g" wie in "Ringgeist"). Eine andere frühere Form war "Noldoli", was irgendwie verniedlicht klingt.


EDIT: Oh, Herendirs Beitrag hab ich ja völlig überlesen! Vielen Dank, es freut mich ungemein, dass ich dich für die Thematik begeistern konnte. Die Gedichte laufen ja zum Glück nicht weg, im Eingangspost habe ich alle Gedichte aufgelistet, so dass du bequem nach Lust und Laune das eine oder andere nachlesen kannst.

Bearbeitet von Berenfox
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Nein, die Noldor werden so ausgesprochen wie es da steht.

Ich vermute mal, Beleg bezieht sich auf Brief #144, in dem Tolkien schreibt, dass Noldor [ngoldor] ausgesprochen wird. Gibt es einen Grund, diese Angabe zu ignorieren?

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Ok, da hab ich wohl etwas schlampig geantwortet. Die Frage nach der Aussprache von "Noldor" ist weniger eine Frage des werksexternen Zeitpunkts, sondern eher des werksinternen Zeitpunks. Sprich: Nicht Tolkien hat sie erst "Ñoldor" und dann "Noldor" ausgesprochen, sondern die Aussprache der elbischen Sprache selbst hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im Dritten Zeitalter wurde das Wort "Noldor" ausgesprochen, aber trotzdem mit dem Tengwa für "ñ" geschrieben, weil es ursprünglich so ausgesprochen wurde. Ähnlich ist es mit dem "th"-Laut, der im Quenya irgendwann einfach abgeschafft ubd durch "s" ersetzt wurde, die entsprechenden Wörter aber dennoch mit dem Tengwa geschrieben wurden, der früher den "th"-Laut bezeichnete.

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Vermutlich stimmt beides. In „The lost Road“ gewährt uns Tolkien Einsicht in die alltäglichen Nöte eines Spracherfinders, indem er schildert, wie der junge Alboin verzweifelt versucht, das edle Eressean in seiner Vorstellungswelt sauber vom plötzlich dazwischen funkendem Beleriandic zu trennen.
Es ist daher durchaus denkbar, daß die phonetische Transition von Ñoldor bzw. Njoldor zu Noldor erst werkextern vollzogen wurde, um dann nicht untypisch für den Professor, als linguïstische Ätiologie werkintern eingeführt zu werden.

Das etymologische Verhältnis zwischen den Gruppenbezeichnungen Gnomen und Noldor ist tatsächlich überaus faszinierend. Interessant ist dabei der Umstand, daß das G in der Sindarin-Form „golodh“ vollständig erhalten geblieben ist. Wollte Tolkien hier etwa wieder einen Begriff der irdischen Mythologie kapern und mit einer elbischen Tradition versehen? Dies ist meiner Meinung nach mit dem Begriff „Elves“ geschehen, den die kurzlebigen Menschen offenbar vom ruhmreichen Namen des größten Elda abgeleitet haben, der je in Mittelerde gelebt hat.


Bitte zitiert mich nicht, aber da sich Ñoldor nur mit großer Mühe aussprechen läßt, ohne daß es wie Goldor klingt, habe ich immer auch eine Verbindung zum Edelmetall gesehen. Das hat für mich intuïtiv Sinn ergeben, da Tolkien die semantischen Grenzen zwischen grau und silber immer sehr durchlässig gehalten hat und sich die Sindar daher wunderbar komplimentär mit Silber assoziïeren lassen.

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Gut möglich, dass beides stimmt. Ganz abgesehen davon ist es so oder so eine sehr faszinierende Sache, was Tolkien mit solchen Lautverschiebungen macht. Der bekannteste Fall ist wohl die schon erwähnte Verschiebung von "th" nach "s", die von den Noldor zu Feanors Zeiten beschlossen wurde - mit der für Feanor unerträglichen Folge, dass der Nachname seiner geliebten verstorbenen Mutter Míriel nun nicht mehr "Therinde" sondern "Serinde" ausgesprochen wurde und aus einer kleinen sprachlichen Entwicklung ein handfester Konflikt entflammte.

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Ich erinnere mich noch gut, wie Indís, die ja von Hause aus Inwiquenya sprach, zum „S“ konvertierte, um den Noldor ihre Bereitschaft zur kulturellen Anpassung zu signalisieren.
Eigentlich ein Musterbeispiel an Integration, die Gute.

Dummer Weise fachte sie mit ihrer diplomatischen Geste den phonetischen Konflikt um Þerindë nur noch mehr an, der schließlich darin gipfelte, daß Fëanor seiner Familië die Verwendung des „Þ“-Lautes aufzwang und die konservative Aussprache zum Loyalitätsbeweis erhob.

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Heute gibt es einen weiteren Ausschnitt aus dem "Lay of Leithian", aus dem fünften Canto: "Lúthien's Captivity in Doriath". Allerdings habe ich nur die letzten Abschnitte ausgewählt - weil sie einen ganz besonderen Einblick gewähren. Denn obwohl mutmaßlicherweise weit verbreitet in Mittelerde, zeigt Tolkien uns eine ganz bestimmte Sache nur sehr, sehr selten: Magie. Selbst wenn er sie zeigt, dann meistens nur in ihrer Wirkung. Hier jedoch zieht Tolkien den Vorhang beiseite und zelebriert elbische Magie in Form einer Inkantation direkt vor unseren Augen! Umso faszinierender, als im "Silmarillion" diese Stelle wie üblich stark verkürzt und nur angedeutet erscheint:

 

"Unweit der Tore von Menegroth stand der größte aller Bäume im Walde von Neldoreth, einem Buchenwald, der die Nordhälfte des Königreiches erfüllte. Diese eine mächtige Buche wurde Hirilorn genannt, und sie hatte drei Stämme von gleichem Umfang, glatt in der Rinde und über alles Maß groß; und bis weit über dem Boden wuchsen keine Äste aus den Stämmen. Hoch oben zwischen den Stämmen von Hirilorn wurde nun ein Holzhaus gezimmert, und dort mußte Lúthien wohnen; und die Leitern wurden nur angelegt, wenn Thingols Diener ihr brachten, wessen sie bedurfte.
Im Leithianlied wird erzählt, wie sie aus diesem Haus entkam; denn sie setzte Zauberkünste ins Werk und ließ ihr Haar zu großer Länge wachsen, und daraus wob sie ein dunkles Gewand, das ihre Schönheit wie ein Schatten umhüllte; und von ihm ging ein Schlafzauber aus. Aus den restlichen Strähnen flocht sie ein Seil und ließ es aus ihrem Fenster hinab, und als das Ende über den Wachen schwebte, die unter dem Baume saßen, da fielen sie in tiefen Schlummer. Nun stieg Lúthien aus ihrem Gefängnis hinab, und ihr Schattenmantel verbarg sie allen Blicken, und sie verschwand aus Doriath."

 

 

LUTHIEN'S CAPTIVITY IN DORIATH

 

And Lúthien now was left alone.
A magic song to Men unknown
she sang, and singing then the wine
with water mingled three times nine;
and as in golden jar they lay
she sang a song of growth and day;
and as they lay in silver white
another song she sang, of night
and darkness without end, of height
uplifted to the stars, and flight
and freedom. And all names of things
tallest and longest on earth she sings:
the locks of the Longbeard dwarves; the tail
of Draugluin the werewolf pale;
the body of Glómund the great snake;
the vast upsoaring peaks that quake
above the fires in Angband's gloom;
the chain Angainor that ere Doom
for Morgoth shall by Gods be wrought
of steel and torment. Names she sought,
and sang of Glend the sword of Nan;
of Gilim the giant of Eruman;
and last and longest named she then
the endless hair of Uinen,
the Lady of the Sea, that lies
through all the waters under skies.

    Then did she lave her head and sing
a theme of sleep and slumbering,
profound and fathomless and dark
as Lúthien's shadowy hair was dark –
each thread was more slender and more fine
than threads of twilight that entwine
in filmy web the fading grass
and closing flowers as day doth pass.
    Now long and longer grew her hair,
and fell to her feet, and wandered there
like pools of shadow on the ground.
Then Lúthien in a slumber drowned
was laid upon her bed and slept,
till morning through the windows crept
thinly and faint. And then she woke,
and the room was filled as with a smoke
and with an evening mist, and deep
she lay thereunder drowsed in sleep.
Behold! her hair from windows blew
in morning airs, and darkly grew
waving about the pillars grey
of Hirilorn at break of day.

    Then groping she found her little shears,
and cut the hair about her ears,
and close she cropped it to her head,
enchanted tresses, thread by thread.
Thereafter grew they slow once more,
yet darker than their wont before.
And now was her labour but begun:
long was she spinning, long she spun;
and though with elvish skill she wrought,
long was her weaving. If men sought
to call her, crying from below,
'Nothing I need,' she answered, 'go!
I would keep my bed, and only sleep
I now desire, who waking weep.'


    Then Dairon feared, and in amaze
he called from under; but three days
she answered not. Of cloudy hair
she wove a web like misty air
of moonless night, and thereof made
a robe as fluttering-dark as shade
beneath great trees, a magic dress
that all was drenched with drowsiness,
enchanted with a mightier spell
than Melian's raiment in that dell
wherein of yore did Thingol roam
beneath the dark and starry dome
that hung above the dawning world.
And now this robe she round her furled,
and veiled her garments shimmering white;
her mantle blue with jewels bright
like crystal stars, the lilies gold,
were wrapped and hid; and down there rolled
dim dreams and faint oblivious sleep
falling about her, to softly creep
through all the air. Then swift she takes
the threads unused; of these she makes
a slender rope of twisted strands
yet long and stout, and with her hands
she makes it fast unto the shaft
of Hirilorn. Now, all her craft
and labour ended, looks she forth
from her little window facing North.

    Already the sunlight in the trees
is drooping red, and dusk she sees
come softly along the ground below,
and now she murmurs soft and slow.
Now chanting clearer down she cast
her long hair, till it reached at last
from her window to the darkling ground.
Men far beneath her heard the sound;
but the slumbrous strand now swung and swayed
above her guards. Their talking stayed,
they listened to her voice and fell
suddenly beneath a binding spell.

    Now clad as in a cloud she hung;
now down her ropéd hair she swung
as light as squirrel, and away,
away, she danced, and who could say
what paths she took, whose elvish feet
no impress made a-dancing fleet?

 

Bearbeitet von Berenfox
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  • 2 Monate später...

Nach zwei Monaten Pause wirds mal wieder Zeit für ein Gedicht. Sams Zeilen über den "Oliphaunt" im "Lord of the Rings" kennt ja sicher jeder. Entstanden ist es aber aus einem älteren und viel längeren Gedicht mit dem Titel "Iumbo, or ye Kinde of ye Oliphaunt". Veröffentlicht wurde es (zusammen mit einer frühen Version von "Fastitocalon") bereits 1927 unter dem gemeinsamen Titel "Adventures in Unnatural History and Medieval Metres, Being the Freaks of Fisiologus" im "Stapledon Magazine".

Das Gedicht setzt sich nach Art eines mittelalterlichen Bestiariums mit der Art des "Oliphaunt" (ein archaisches Wort für Elefant) auseinander, aus der Sicht des "Fisiologus / Physiologus", des Naturforschers. Es ist zweigeteilt in eine Art naturhistorischen Teil ("natura iumbonis", das "Wesen des Jumbo" beschreibend, ein Verweis auf die Zirkuselefanten des 19. Jahrhunderts) und eine Art christliche "Moral" (die "significacio"). Vom Ton her ist es allerdings sehr lustig und modern gehalten (mit Gummischläuchen und Staubsaugern), leider auch nicht ganz einfach, mit vielen ungewöhnlichen Vokabeln und Anspielungen. "Mohammed's law" spielt beispielsweise auf das Alkoholverbot im Koran an (später taucht "Mahound" auf, eine Kurzform vom "Mohammed"), mit der "grape" ist natürlich nicht die Traube, sondern der Wein gemeint, und hinter der "mandragora" verbirgt sich die Alraune, der Tolkien hier eine drogenähnliche Wirkung unterstellt. Hier sieht man schon, in welche Richtung sich das Gedicht entwickelt, und das Ende schließt weniger mit einer "Moral" als vielmehr mit einer augenzwinkernden Laudatio auf den Alkoholgenuss, während er den Drogenkonsumenten ausschalten und in den Knast stecken lässt. Ein sehr amüsanter Blick auf das nach wie vor aktuelle Dilemma von Drogen- versus Alkoholgenuss.

 

 

IUMBO, OR YE KINDE OF YE OLIPHAUNT

 

Natura iumbonis.

The Indic oliphaunt's a burly lump,
A moving mountain, a majestic mammal
(But those that fancy that he wears a hump
Confuse him incorrectly with the camel).
His pendulous ears they flap about like flannel;
He trails a supple elongated nose
That twixt his tusks of pearly-white enamel
Performs the functions of a rubber hose
Or vacuum cleaner as his needs impose,

Or on occasion serves in trumpet's stead,
Whose fearful fanfares utterly surpass
In mighty music from his monstrous head
The hollow boom of bells or bands of brass.
Nor do these creatures quarrel (as alas!
Do neighbours musical in Western lands);
In congregations do they tramp the grass,
And munch the juicy shoots in friendly bands,
Till not a leaf unmasticated stands.

This social soul one unconvivial flaw
Has nonetheless: he's poor in repartee,
His jests are heavy, for Mohammed's law
He loves, and though he has the thirst of three,
His vast interior he fills with tea.
Not thus do water-drinkers vice escape,
And weighty authors state that privily
He takes a drug, more deadly than the grape,
Compared with which cocaine's a harmless jape.

The dark mandragora's unwholesome root
He chews with relish secret and unholy,
Despising other pharmaceutic loot
(As terebinth, athanasie, or moly).
Those diabolic juices coursing slowly
Do fill his sluggish veins with sudden madness,
Changing his grave and simple nature wholly
To a lamb titanic capering in gladness,
A brobdingnagian basilisk in badness.

The vacuous spaces of his empty head
Are filled with fires of fell intoxication;
His legs endure no longer to be led,
But wander free in strange emancipation.
Then frightful fear amid his exaltation
Awakes within him lest he tumble flat,
For apparatus none for levitation
Has he, who falling down must feebly bat
The air with legs inadequate and fat.

Then does he haste, if he can coax his limbs,
To some deep silent water or dark pool
(Where no reptilian mugger lurks or swims)
And there he stands – no! not his brow to cool,
But thinking that he cannot fall, the fool,
Buoyed by his belly adipose and round.
Yet if he find no water, as a rule,
He blindly blunders thumping o'er the ground,
And villages invades with thunderous sound.

If any house oppose his brutish bump,
Then woe betide – it crumples in a heap,
Its inmates jumbled in a jellied lump
Pulped unexpecting in imprudent sleep.
When tired at last, as tame as any sheep
Or jaded nag, he longs for sweet repose,
In Ind a tree, whose roots like serpents creep,
Of girth gigantic opportunely grows,
Whereon to lean his weary bulk and doze.

Thus will his dreams not end in sudden jerk,
He thinks. What hopes! For hunters all to well
Acquainted with his little habits lurk
Beneath the Upus' shade; a nasty sell
For Oliphas they plan, his funeral knell.
With saws they wellnigh sever all the bole,
Then cunning prop it, that he may not tell,
Until thereto he trusts his weight, poor soul –
It all gives way and lands him in a hole.

Significacio.

The doctrine that these mournful facts propound
Needs scarcely pointing, yet we cannot blink
The fact that some still follow base Mahound,
Though Christian people universally think
That water neat is hardly fit to drink.
Not music nor fat feeding make a feast
But wine, and plenty of it. Good men wink
At fun and frolic (though too well policed)
When mildly canned or innocently greased;
But those whose frenzy's root is drugs not drink
Should promptly be suppressed and popped in clink.

 

 

Bearbeitet von Berenfox
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  • 2 Wochen später...

Heute nur ein ganz kurzes Gedicht ohne Titel, das ein ziemlich trostloses Dasein fristet: Es ist zwar im Gedichtband "The Adventures of Tom Bombadil" enthalten, versteckt sich aber von den meisten Lesern völlig unbeachtet im Vorwort dieses Büchleins. Auch wenn es nur Hobbit-"nonsense" ist, wie Tolkien selbst schreibt, ist es doch lustig zu lesen, und immerhin soll es sich im "Roten Buch der Westmark" befinden, an den Rand eines von Bilbos Gedichten ("When winter first begins to bite") gekritzelt.

 

The wind so whirled a weathercock
He could not hold his tail up;
The frost so nipped a throstlecock
He could not snap a snail up.
'My case is hard' the throstle cried,
And 'All is vane' the cock replied;
And so they set their wail up.

 

 

Eine deutsche Übersetzung dieses Gedichts gibt es leider nicht; in der deutschen Ausgabe der "Abenteuer des Tom Bombadil" befindet sich ein von Ebba-Margareta von Freymann frei erfundenes alternatives Gedicht mit der Anmerkung: "Diese Übersetzung stimmt inhaltlich nicht mit dem Original überein. Da es sich aber ohnehin um Nonsens handelt, schien es mir nur wichtig, die Art von Sprachspielerei wiederzugeben, die für dieses genus literarum charakteristisch ist". Der Vollständigkeit halber - und weil es wirklich gut passt - sei es aber trotzdem wiedergegeben:

 

Wenn Winter an zu beißen fängt,

Der Hintermann zum Weißen drängt.

Ist kahl der Baum, fällt weiß der Schnee,

Ist fahl der Raum, doch heiß der Tee,

Und wird es kalt, dann heiz' ich ein,

Dann knistert's bald im Reisigschein.

Was heißt dann aber "Hintermann"?

Dass er auf "Winter" reimen kann!

 

Bearbeitet von Berenfox
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Danke, ich hoffe ich kann dich dazu verführen, das ein oder andere der vielen hier geposteten Gedichte zu lesen! Und natürlich sind Kommentare jederzeit willkommen, gern auch zu älteren Gedichten. :-) 

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Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Obwohl ich seit fast zehn Jahren Tolkiens Gedichte sammle, war es mir bis heute unmöglich, von einem ganz bestimmten Gedicht mehr als die erste Zeile zu finden. Das Gedicht war Teil von Tolkiens Nachruf auf Henry Bradley im Bulletin of Modern Humanities Association von Oktober 1923. Und heute, vor einer halben Stunde (noch vor dem Frühstück!), ist es mir schließlich und endlich gelungen, an dieses Gedicht heranzukommen:

 

Úþwita sceal         ealdgesægenum
fród fyrngewritum         féolan georne;
hár ond hygegléaw         hord scéawian
worda ond reorda,         wíde geond eoþran
snyttro sécan,         sméaþoncol mon;
wísdóme þéon,         wunian on áre,
rúna rǽdan,         rincas lǽran
oþþæt scír metod         to gesceap-hwíle
hine ellor aciegþ         eard gesécan.
Þa felaléof féreþ         on fréan wǽre,
werum bewópen         woruldfréondum,
léowita líþost         ond lárgeornost,
démena gedéfost         ond déophýdgost.

 

Ja, leider existiert bisher noch keine Übersetzung zu diesen altenglischen Zeilen. Vielleicht kann mir hier ja der ein oder andere helfen, des des Altenglischen mächtig ist oder jemanden kennt, der es übersetzen könnte? Das wäre der Wahnsinn!

Bearbeitet von Berenfox
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Ach du meine Güte, Altenglisch ist nicht gerade mein Ding.. Ich denke aber, die ersten drei Zeilen lauten in etwa so viel wie:

"Ein Weiser muss dem Altgesagten und dem Althergebrachten eifrig folgen, mit grauem Haar und scharfem Verstand den Schatz betrachten"

Ich brauche aber mehr Zeit für den ganzen Text.

Bearbeitet von Aran
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Vielen Dank für diesen ersten Einblick! :-) Lass dir soviel Zeit wie du brauchst, es eilt ja nicht. Es ist einfach ein wahnsinnig aufregendes Gefühl für mich, diese Zeilen endlich lesen und verstehen zu können...

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Wenn ich den altenglischen Text google, finde ich, dass er in dieser russischen Ausgabe der Zeitschrift Палантир (Palantír), Februar 2006 auftaucht (S. 22):

http://www.tolkien.spb.ru/Pal-49.pdf

 

Aus dem Russischen zurückübersetzt und auf das Altenglische geschielt, lautet der Text:

 

"Ein Gelehrter muss die alten Sagen,

Ein Weiser die alten Schriften wohl meistern,

Ein grauhaariger und scharfsinniger - den Schatz erblicken

Der Worte und Reden, auf der ganzen Welt

Weisheit suchen, ein geschickter Mensch;

Die Geheimnisse ergründen, andere lehren,

Bis der helle Herr zur Schicksalsstunde,

Ihn ruft, ein neues Land zu suchen.

Dann begibt sich der Vielgeliebte unter den Schutz des Herrn,

Von Männern beweint, den Weltenfreunden,

Ein gütigster und wissbegierigster Weiser,

Der schicklichste und tiefsinnigste unter den Fachmännern."

 

Da hab' ich die ersten Zeilen doch voreilig interpretiert, es handelt sich um Appositionen. Ich dachte, frod, har ond hygegleaf sind Adjektive, die sich zurück auf uþwita "Gelehrter" beziehen.

Der Superlativ wird im Original zur Intensivierung verwendet, man könnte es auch mit "äußerst wissbegierig" übersetzen, aber das ist weniger poetisch.

Bearbeitet von Aran
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