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  1. Hallo Opernfreunde, hier kommt jetzt gleich der Link zu einer, wie ich finde, außergewöhnlichen Zauberflöten-Inszenierung aus Norwegen. Bitte nicht erschrecken, sie ist extrem modern. Aber ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch keine so gute Zauberflöten-Inszenierung gesehen (zugegeben, ich habe erst die Hälfte gucken können). Einerseits ist sie ein gewagtes Experiment, andererseits nimmt sie diese Oper ernster als - fast - jeder andere Regisseur. Sie nimmt sie beim Wort, versucht nichts zu verbessern, was sonst fast jeder Regisseur tut. Sie denkt den Schikaneder-Text - Schikaneder hat das Libretto geschrieben - quasi zu Ende. Schon in der Ouvertüre wird durch Bebilderung gezeigt, dass die "Zauberflöte" - mit einem Zwinkerauge - als "Episode XXI" von Star-Wars aufgefasst wird. Tamino wird dann in einer Rakete ins All geschossen und landet dann irgendwo auf einem Planeten. Die Oper wird auf Norwegisch gesungen - so wie der berühmte schwedische Kollege Ingmar Bergman seinerzeit in seiner "Zauberflöten"-Inszenierung die Sänger auf Schwedisch hat singen lassen. Das ist ganz unüblich, denn normalerweise wird auf allen großen Opernbühnen der Welt jede Oper in ihrer Originalspracche gesungen. Aber so wie bei Ingmar Bergmans Inszenierung wird die Übersetzung in die eigene Sprache auch hier dazu benutzt, den Text ein wenig zu verändern. Man kann eine Oper gar nicht übersetzen, ohne sie zu verändern. Aber in beiden Adaptionen ist der veränderte Text eine starke Deutung des originalen Textes. Es gibt zwar Untertitel, aber leider nur in Englisch. Immerhin kann man den Witz des Textes dann doch halbwegs mitkriegen. Auch der Sprechtext ist verändert, sogar ziemlich massiv. Ich glaube, in dieser norwegischen Fassung noch mehr als bei der schwedischen. Der norwegische Texter oder Regisseur hat dabei sogar von Ingmar Bergmans Fassung so einiges geklaut. So ist in beiden Fassungen die Königin der Nacht die Ehefrau von Sarastro. Dadurch steht Pamina noch stärker im Konflikt zwischen diesen beiden Personen. Das, was den normalen Regisseuren meist Schwierigkeiten macht, ist die latente oder offensichtliche Frauenfeindlichkeit des Textes. Sie versuchen das in der Regel zu glätten oder zu überspielen. Nicht so der norwegische Regisseur. Tamino, der auf diesem komischen Planeten landet, stößt dort auf eine Sarastro-Priester-Gesellschaft, die so extrem frauenfeindlich ist, dass sie Pamina aus ihrem Blickfeld vertreiben wollen, weil sie sonst sofort geil würden. Der Untertext entspricht leider nicht immer so richtig dem norwegischen Text. Letzterer ist mitunter witziger. Auch verändert sind meist die langen Arien; sie werden hie und da vom Chor übernommen: dadurch wird die Interaktion dramatischer, und man kann gar nicht aufhören zu gucken. Ja, das war jetzt mal ne Art Einleitung. Bin ja gespannt, ob jemand meine Begeisterung teilt. Viel Spaß (oder Wut)!
    1 Punkt
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